| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. , S. 72 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Eine große Dampfpfeife.
                           Die mächtigste Dampfpfeife in der Welt ist wohl jene, welche kürzlich in der
                              									Maschinenbau-Anstalt zu Portland in den Vereinigten Staaten für das
                              									Leuchtthurm-Departement angefertigt wurde. Sie hat 18 Zoll Durchmesser, und
                              									wiegt gegen 150 Pfd. Sie erfordert einen Dampf von 60 Pfd. Druck per Quadratzoll, welcher von einem eigens hierfür
                              									bestimmten Dampfkessel geliefert wird. Bei ruhigem Wetter wird die Pfeife bis auf
                              									eine Entfernung von 5 Miles gehört. Sie wird als Nebelsignal verwendet werden. (Engineer vom 10. November 1871, Nr. 828.)
                           
                        
                           Erfahrungen mit Stahlschienen.
                           Beim Gebrauche der Stahlschienen auf der großen belgischen Centraleisenbahn hat sich
                              									ein interessanter Punkt ergeben. Man hat gefunden, daß die verlegten Stahlschienen
                              									sich zwar in Bezug auf Abnutzung vortrefflich halten, aber einen solchen Grad von
                              									Politur annehmen, daß die Wirkung der Bremsen und die Adhäsion der Maschine
                              									ernstlich gefährdet ist. Es sind Versuche eingeleitet, um über diesen Gegenstand
                              									noch weitere Thatsachen zu sammeln. (Engineer; Organ für
                              									die Fortschritte des Eisenbahnwesens.)
                           
                        
                           Dauerhaftigkeit der Bahnschienen aus sogen. homogenem
                              									Eisen.
                           Der Oberingenieur der Alleghany Valley Railroad
                              									erstattete der Compagnie folgenden Bericht in diesem Betreff: „Ich habe
                                 										niemals eine völlig gleichförmig abgenutzte Schiene gesehen, auch habe ich
                                 										niemals von irgend einem Ingenieur, trotz häufiger Erkundigungen, in Erfahrung
                                 										bringen können, daß er dergleichen gesehen habe. Bei einem Gespräch darüber mit
                                 										einem der bedeutendsten Eisenfabrikanten von Pittsburg machte dieser mir das
                                 										Anerbieten, der Compagnie ein paar Eisenschienen, aus seinem gewöhnlichen
                                 										Handelseisen gefertigt, zu liefern. Dieselben wurden geliefert und im März 1868
                                 										verlegt, an der anderen Seite des Geleises lagen Stahlkopfschienen. Beide lagen
                                 										an einer Stelle, wo sie dem stärksten Verkehr ausgesetzt waren. In weniger als 9
                                 										Monaten waren die Stahlschienen angefahren und kurz nachher wurden sie
                                 										weggenommen und durch Brady's Bendrails ersetzt.
                                 										Diese wurden abgenutzt, gegen andere ausgewechselt und auch diese abgenutzt,
                                 										während die zwei von oben erwähnter Quelle bezogenen Schienen noch in dem
                                 										Geleise liegen und anscheinend noch nicht gelitten haben.“ (Mechanics' Magazine; Organ für die Fortschritte des
                              									Eisenbahnwesens.)
                           
                        
                           Ueber die Festigkeit von Eisen und Stahl bei starkem
                              									Frost.
                           In der Versammlung des westphälischen Bezirksvereines deutscher Ingenieure vom 1.
                              									October 1871 (in Mitten) machte Hr. Stambke auf die
                              									Versuche aufmerksam, welche in dieser Richtung in England gemacht worden sind (man s. den betreffenden
                              									Bericht im polytechn. Journal, 1871, Bd. CC S. 366). Man habe dort Drähte belastet,
                              									während sie auf einen Theil der Länge durch Eis gekühlt waren. Da nun diese Drähte
                              									immer nicht an der gekühlten Stelle zerrissen, so hat man daraus den Schluß gezogen,
                              									daß die Festigkeit des Eisens und Stahles bei niederer Temperatur zunehme. Abgesehen
                              									davon, daß diese Schlußfolgerung nicht richtig ist, lehrt ja auch die Erfahrung, daß
                              									im Winter bei strengem Frost auf den Eisenbahnen zahlreiche Bandagenbrüche
                              									vorkommen, im Sommer dagegen gar nicht. Auf den preußischen Eisenbahnen beträgt die
                              									Zahl der Bandagenbrüche in jedem Winter 200 bis 500, die rheinische Eisenbahn hatte
                              									im vorigen Winter an einem Tage allein 12 Brüche von Locomotivbandagen. Die Reifen
                              									werden ursprünglich etwas kleiner gedreht als das Rad (etwa 1/6 Linie pro Fuß Durchmesser oder 14 Millimet. pro Meter), also mit Spannung aufgebracht, und diese
                              									Spannung vermehrt sich durch die Zusammenziehung in der Kälte. Außerdem wirkt der
                              									Frost auf den Boden und macht denselben härter und weniger nachgiebig. Das Springen
                              									der Bandagen tritt immer erst dann ein, wenn ein längeres Frostwetter den Boden bis
                              									auf eine größere Tiefe hart gemacht hat. Am meisten ist der Gußstahl dazu geneigt,
                              									der im Uebrigen das allerbeste Material für diesen Zweck ist. Man muß denselben
                              									daher so weich wie möglich wählen. Wenn die Engländer solche Erscheinungen nicht
                              									haben, so muß das an den milden Wintern oder daran liegen, daß die Bandagen aus
                              									weichem Eisen bestehen.
                           Dazu constatirte Hr. A. Schmidt, daß auch in England die
                              									Bandagenbrüche wohl bekannt sind und daß schon vor 10 Jahren, als man fast nur
                              									eiserne Bandagen hatte, während starken Frostes die Räder auf jeder Station mit dem
                              									Hammer untersucht wurden.
                           Hr. Asthöver behauptete, daß die Festigkeit des Stahles
                              									gegen Stoß entschieden bei Frost abnehme. Redner hat aus demselben Gußstahlblocke
                              									zwei Eisenbahnachsen anfertigen lassen, die eine bei starkem Frost im Freien liegen
                              									lassen, die andere im geheizten Raume. Als man nun die Achsen unter ein Fallwerk
                              									brachte, brach die kalte Achse beim ersten Schlage, die warme hielt 36 Schläge aus,
                              									ehe der Bruch erfolgte.
                           Hr. H. Blanck machte noch darauf aufmerksam, daß die
                              									Ausdehnung durch die Wärme bei Stahl geringer ist, als bei Eisen, es müßte daher
                              									eigentlich die Bandage bei Frost lockerer werden, wogegen Hr. Dahlhaus glaubte, die Mitte des Rades werde durch Achsenreibung immer
                              									etwas erwärmt.
                           Hr. Sudhaus wies nun darauf hin, daß die englischen
                              									Versuche sich auf ruhende Belastung beziehen, bei vorkommenden Stößen sey das
                              									Verhältniß ein ganz anderes. Namentlich machen sich dann die Einflüsse geringer
                              									Beimengungen von Phosphor etc. geltend. Diese Ursache dürfte auch den Erscheinungen
                              									zu Grunde liegen, welche Hr. Blanck erwähnte, daß nämlich
                              									im Winter Gußstücke, selbst solche von ganz symmetrischer Gestalt, z.B. Walzen,
                              									mehrere Tage nach dem Gusse plötzlich zerspringen.
                           Hr. A. Schmidt hat denselben Versuch wie Hr. Asthöver gemacht, ohne aber einen Unterschied in der
                              									Festigkeit zu finden, kann jedoch nicht mit Bestimmtheit versichern, daß beide
                              									Achsen aus demselben Block waren. Dazu bemerkte Hr. Asthöver, daß derselbe Stahlsatz durch verschiedenartiges Eingießen sehr
                              									verschiedene Eigenschaften bekomme. So habe Hr. Kocher in
                              									Haspe einmal eine Partie Gußstahlachsen der weichsten Sorte durch Abschrecken in
                              									Wasser um 1/8 Zoll (3 Millimet.) verkürzt. Bei härterem Stahl, der bei dieser
                              									Behandlung glashart wird, findet eine Verlängerung Statt.– Hr. Vogelsang führte die Debatte auf ein größeres Feld durch
                              									Hervorhebung der Veränderung in der Textur des Eisens in Folge häufig wiederholter
                              									Erschütterungen. So verbreitete sich die Debatte über das wiederholt erörterte
                              									streitige Thema vom Uebergang des sehnigen Eisens in den körnigen krystallinischen
                              									Zustand. Die eine Partei nennt den krystallinischen Zustand die Ursache des
                              									stattgehabten Bruches, die andere betrachtet ihn als eine begleitende Erscheinung.
                              									Eine Vereinigung der auseinander gehenden Ansichten fand auch dießmal nicht Statt.
                              									Neu war dabei eine Mittheilung des Herrn von der Heyde,
                              									daß Pumpengestänge in Gruben dem plötzlichen Bruche durch Ermüdung des Eisens sehr
                              									ausgesetzt sind, namentlich wenn sie seitlich in Anspruch genommen werden, z.B. ein
                              									langer Saugsatz angehangen ist, wie wohl bekannt seyn dürfte. Nach der Aussage eines
                              									Grubenbeamten soll sich der bevorstehende Bruch durch starken Magnetismus des Eisens
                              									ankündigen, derselbe hat geäußert: wenn ich meine Grubenlampe an's Gestänge werfe, und sie bleibt hängen,
                              									dann ist es hohe Zeit dasselbe auszuwechseln! (Zeitschrift des Vereines deutscher
                              									Ingenieure, 1871, Bd. XV S. 734.)
                           
                        
                           Verfahren zur Verwerthung der Weißblechabfälle; von Adolph Ott in New-York.
                           Ich habe mir zu diesem Zweck ein neues Verfahren in den Vereinigten Staaten
                              									patentiren lassen, mit welchem seit drei Monaten ungefähr 300 Tonnen
                              									Weißblechabfälle aufgearbeitet worden sind. Die Neuheit meines Verfahrens besteht
                              									allerdings weniger in dem chemischen Processe, als in der Anwendung zweckmäßiger
                              									Apparate. Die Weißblech-Abschnitzel werden in eine aus dickem Kupferblech
                              									bestehende Trommel gegeben, welche mit einer Anzahl je zwei Zoll von einander
                              									abstehenden Löchern von 3/8 Zoll Durchmesser versehen ist. Sie faßt im Durchschnitt
                              									1000 Pfd. Abfälle. Man läßt sie zuerst in einem Säurebad rotiren, in welchem das
                              									Zinn (resp. Zinn und Blei) vom Eisen abgelöst wird; alsdann wird sie mittelst eines
                              									Krahnes in ein Wasserbad gehoben, von da in ein alkalisches Bad und schließlich
                              									nochmals in ein Wasserbad. Im ersten Bade läßt man die Trommel je nach der Quantität
                              									freier Säure 5–50 Minuten rotiren, in den übrigen, nur zur Reinwaschung von
                              									der Säure dienenden, je 5 Minuten. Im Durchschnitte nimmt die Arbeit des Einfüllens
                              									und Entleerens der Trommel und das Passiren durch die vier Bäder 70 Minuten in
                              									Anspruch, und da eine Trommel 1000 Pfd. faßt, so lassen sich in einem Tage von 10
                              									Arbeitsstunden 90 Ctr. oder 4 1/2 Tonnen Weißblechabfälle mit Leichtigkeit
                              									aufarbeiten.
                           Im Säurebad werden außer Blei und Zinn gleichzeitig etwa 5 Proc. Eisen gelöst. Aus
                              									dieser Lösung wird, nachdem sie in passende Behälter abgezogen worden ist, zunächst
                              									das Blei ausgeschieden, worauf durch Hineinstellen von Zinktafeln reines Zinn
                              									gefällt wird. Letzteres wird zum Theil in wohlausgebildeten Krystallen, meist aber
                              									im schwammförmigen Zustande erhalten. Nachdem es im Wasser gut gewaschen worden ist,
                              									kann es in einem eisernen Kessel zum Schmelzen gebracht und zum Verkauf in Blockzinn
                              									gegossen werden Da durch die Fällung des Zinnes Zink in Lösung übergeht (1 Theil
                              									Zink fällt ungefähr 2 Theile Zinn), so erhält man schließlich eine Lösung von
                              									Zink- und Eisensalz, welche entweder zum Conserviren von Holz gegen Fäulniß,
                              									als Desinfectionsmittel, oder zur Herstellung von verschiedenen Anstrichfarben
                              									verwendbar ist.
                           Die von Zinn reinen Weißblechabfälle lasse ich in Fässer verpacken und an die
                              									Eisenhütten versenden. Sämmtliche Arbeiten lassen sich durch 6 Mann besorgen. Was
                              									die Kosten der Säure und des Zinkes betrifft, so belaufen sich dieselben auf circa 16 Dollars per Tonne;
                              									für die Weißblechabfälle werden 2–3 Dollars per
                              									Tonne bezahlt, sofern dieselben assortirt und regelmäßig an die Fabrik abgeliefert
                              									werden. Das erhaltene Eisen verkauft sich zu 30 Doll. pro 2000 Pfd. und das Zinn zu 35 Doll. per
                              									Ctr, sofern es von jeder Spur Blei befreit ist. (Deutsche illustrirte
                              									Gewerbezeitung.)
                           
                        
                           Die Glasfabrication in Galizien; mitgetheilt von Dr. C. Otakar Cech in
                              									Prag.
                           Ueber den Stand der Glasfabrication in Galizien, über die Verhältnisse dieses
                              									Industriezweiges in einer wenig gekannten österreichischen Provinz und über die
                              									Rohstoffbeschaffung dieser Industrie daselbst, ist noch sehr wenig in die
                              									Oeffentlichkeit gedrungen. Der Verbindung mit einer der größten galizischen
                              									Glasfabriken, in welcher ich verschiedene Versuche durch die freundliche
                              									Vermittelung des Directors derselben Hrn. A. v. Griewosz
                              									in Mikuliczyn mit mehr oder weniger Glück durchgeführt habe, verdanke ich die hier
                              									mitzutheilenden Notizen. Galizien importirt jährlich für etwa 2 Millionen Gulden
                              									böhmisches und mährisches Glas, wovon ein Theil nach Rußland, Rumänien und der
                              									Bukowina geht. An dem im Jahre 1870 aus Oesterreich exportirten Glase im Werthe von 16,922,852
                              									fl. participirt Galizien mit seinen 30 Hütten nur mit 50,000 fl.
                           Der Stand der galizischen Glasfabriksindustrie hat seit seinem Beginne (Ende des
                              									siebzehnten Jahrhunderts) an den Fortschritten der Technik wenig Antheil genommen,
                              									und die daselbst verwendeten böhmischen und deutschen Arbeiter verkommen in
                              									demselben Grade, wie die Leitung und der Ertrag der meisten hierländischen
                              									Etablissements. Und doch gibt es selten ein Land, welches in so eminenter Weise alle
                              									Erfordernisse eines gedeihlichen Aufschwunges der Glasfabrication vereinigt.
                              									Qualität und Quantität der für die Glasfabrication nöthigen Rohstoffe sind eine in
                              									jeder Beziehung vorzügliche und unerschöpfliche; hierher gehören: Holz, Kohle,
                              									feuerfester Thon, Quarz, Potasche, Soda, Kalk. Der natürliche Holzreichthum der
                              									Karpathen, sowie der niedrige Preis des Brennmaterials, sollten schon an und für
                              									sich hinreichen, ein fremdes Capital dem Aufschwunge der galizischen Glasfabrication
                              									zuzuführen, denn während böhmische und mährische Glasfabriken 8–10 fl. per Klafter Brennholz zahlen müssen, stellt sich der
                              									Preis desselben in Galizien nur auf 4 fl.
                           Der so überaus seltene feuerfeste Thon kommt in Krzeczowice bei Mirow in mächtigen
                              									Lagern vor und seine Qualität ist eine so vorzügliche, daß die Häfen bei
                              									1600° Hitze unbeschadet 14 Wochen in Gebrauch bleiben können. Böhmische
                              									Hütten importiren denselben bereits, welcher als „Krakauer
                                 										Thon“ in den Handel kommt. Außerdem besitzt Galizien feuerfesten Thon
                              									bei Lubaczow und Podkamien, welcher sich vorzüglich zum Ofenbau eignet. Während die
                              									Quarzbeschaffung in böhmischen und mährischen Hütten bis 1 fl. 40 kr. per Centner kostet, ist der an unzähligen Orten in
                              									Galizien vorkommende vorzügliche Quarzsand mit 20 kr. per Centner zu haben. An den Ufern des Dniester sind durchwegs reiche
                              									Lager weißen Quarzsandes vorhanden. Die östlichen Glashütten Galiziens beziehen
                              									denselben von Zaleszczyk, aus einer Entfernung von 20 Meilen, und zahlen den
                              										„Korzec“ = 3 Ctr. 60 Pfd. mit 2 fl. ö. W. Bukaczowiec an
                              									der Lemberg-Czernowicer Bahn, die Ufer des San, der Weichsel und die Umgegend
                              									Lemberg's sind auch reich an Quarzsand.
                           An Potasche producirt Galizien jährlich 5000–7000 Ctr., wovon allein Podolien
                              									2000–2500 Ctr. aus Stroh erzeugt. Während in Galizien der Ctr. 8–12
                              									fl. kostet, zahlen böhmische und mährische Hütten dafür 15–25 fl.
                           Würde man nur das in den Karpathen zwecklos verfaulende Bruchholz verwerthen, so
                              									könnte man jährlich in Galizien leicht 20,000 Ctr. Potasche der Glasfabrication
                              									zuführen.
                           Soda und Glaubersalz beziehen die galizischen Hütten von Oderberg und von Boczkow in
                              									Ungarn. Kalk besitzt Galizien in Hülle und Fülle zu äußerst billigen Preisen.
                           Während also alle Factoren einer gedeihlichen Entwickelung der galizischen
                              									Glasfabrication vorhanden sind, fehlt es bis jetzt an unternehmendem Geiste, welcher
                              									das brachliegende Capital ertragfähig gestalten würde.
                           
                        
                           Ueber phosphorfreie Zündmassen; von W. Jettel in Clausthal.
                           Die im Jahrg. 1871 des polytechn. Journals Bd. CCII S. 391 mitgetheilte Notiz über
                              									eine im Laboratorium von Hlasiwetz ausgeführte Analyse einer
                              										„schwedischen“ Zündmasse ist in der gegebenen Form für den
                              									Praktiker wenig brauchbar. Zunächst ist bekanntermaßen einfach-chromsaures Kali zu Zündmassen nicht zu verwenden; ferner
                              									wird nicht Eisenoxydhydrat, sondern gewöhnliches
                              									Umbrabraun, also Eisenoxyd, angewendet. Die procentische Zusammensetzung müßte also
                              									heißen:
                           
                              
                                 Glas
                                   8,77
                                 
                              
                                 Leim
                                   7,12
                                 
                              
                                 doppelt-chromsaures
                                    											Kali
                                   5,59 (statt 7,36 einfach),
                                 
                              
                                 chlorsaures Kali
                                 46,76
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   4,03 (statt 5,39 Eisenoxydhydrat)
                                 
                              
                                 Braunstein
                                 13,07
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   7,41
                                 
                              
                           Es ist anzunehmen, daß die der Analyse unterworfene Zündmasse nach folgenden
                              									einfachen Zahlen zusammengemischt wurde:
                           
                           
                              
                                 Glas
                                 1 1/4 Pfd.
                                 
                              
                                 Leim
                                 1        
                                    											„
                                 
                              
                                 doppelt-chromsaures Kali
                                    4/5   „
                                 
                              
                                 chlorsaures Kali
                                 6 3/4   „
                                 
                              
                                 Umbrabraun (Fe²O³)
                                    1/2   „
                                 
                              
                                 Braunstein
                                 2        
                                    											„
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 1        
                                    											„
                                 
                              
                           In dieser Zusammensetzung muß vor Allem der hohe Schwefelgehalt ausfallen, da nach
                              									der Annahme Wiederhold's der Braunstein der Zündmasse
                              									sich mit dem Schwefel zu schwefelsaurem Manganoxydul umsetzen soll, damit die höchst
                              									lästige Entwickelung von freier schwefliger Säure bei der Entzündung vermieden
                              									werde. 2 Th. Braunstein könnten nämlich nur 1/2 Th. Schwefel in schwefelsaures
                              									Manganoxydul verwandeln. Der Verf. fand diese Ansicht durch den Versuch vollkommen
                              									bestätigt; eine nach den obigen Zahlen versuchsweise gebildete Zündmasse entzündete
                              									sich zwar ziemlich leicht an der amorphen Fläche, jedoch mit nur schwach leuchtender
                              									Flamme unter Entwickelung bedeutender Quantitäten von schwefliger Säure, so daß es
                              									kaum möglich war, mehr als drei bis vier Hölzchen in einem mittelgroßen Zimmer ohne
                              									große Belästigung der Geruchs- und Athmungsorgane zu entzünden. Die der
                              									Analyse unterworfene, angeblich sehr verbreitete Zündmasse, resp. Hölzchen, können
                              									daher keine „ächten,“ sondern nur eine ziemlich unvollkommene
                              									Nachahmung der ächten gewesen seyn. Eine von dem Verf. angewendete
                              										„schwedische“ Masse, bei deren Entzündung sich weder
                              									schweflige Säure, noch sonst ein Geruch entwickelt, enthält auf 1 Gewichtstheil
                              									Schwefel nicht weniger als 21 Gewichtstheile chlorsaures Kali, also mehr als dreimal
                              									so viel, wie die analysirte Zündmasse. (Deutsche Industriezeitung, 1871, Nr.
                              									42.)
                           
                        
                           Haltbares gesilbertes Papier für die Photographie, nach Carey
                              										Lea.
                           Der Verf. fand vor einigen Jahren bei Versuchen mit hervorgerufenen Papierbildern,
                              									daß durch Zusatz von Weinsteinsäure zum Silberbad das
                              									empfindliche Papier für 10 Tage haltbar wurde. Da nun das jodirte Papier viel
                              									empfindlicher ist, als gewöhnliches Eiweißpapier, so dachte er, daß diese
                              									Eigenschaft der Weinsteinsäure (vielleicht auch der Citronensäure) die Basis eines
                              									sehr nützlichen neuen Druckverfahrens abgeben möchte. Kürzlich unternommene Versuche
                              									bestätigten diese Vermuthung. Man nimmt
                           
                              
                                 krystallisirtes Silbernitrat
                                   24 Grm.
                                 
                              
                                 Weinsteinsäure
                                     1   „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 192   „
                                 
                              
                           Das Silbernitrat und die Weinsteinsäure werden jedes für sich in Wasser gelöst,
                              									gemischt und nach einigen Stunden filtrirt. Das Bad wird im Dunkeln gehalten, sonst
                              									aber ganz wie gewöhnlich verwendet. Das Eiweißpapier wird die übliche Zeit schwimmen
                              									gelassen und zum Trocknen aufgehängt. Das Laboratorium muß möglichst dunkel seyn.
                              									Wenn das Papier trocken ist, legt man es in einen gut schließenden Kasten.
                           Zuweilen setzt der Verf. auf 120 Gramme des Bades 1 Gramm Gelatine und 12 Tropfen
                              									Glycerin hinzu. Die Gelatine läßt man in etwas Wasser anschwöllen, dann löst man sie
                              									durch Erwärmen auf, und setzt das Glycerin und die Weinsteinsäure hinzu. Das Ganze
                              									gießt man in die Silberlösung. Die Säure verhütet das Erstarren der Lösung und
                              									hindert das Filtriren nicht.
                           Die Abdrücke haben, wenn sie aus dem Rahmen kommen, eine klare, braune Farbe; sie
                              									tonen leicht zu jeder gewünschten Nüance. Die Gelatine soll das Bild mehr an der
                              									Oberfläche des Papieres halten. Das Glycerin bewahrt dem Papier seine
                              									Geschmeidigkeit.
                           Das Räuchern geschieht kurz vor dem Gebrauche, ganz in gewöhnlicher Weise. Zum Tonen
                              									verwendet der Verf. das Goldbad mit essigsaurem Natron. Eigenthümlicherweise färbt
                              									sich zuweilen die Rückseite des Papieres, wird indessen beim Tonen oder Fixiren
                              									wieder ganz weiß, so daß man das Bild nicht von einem auf frisch präparirtem Papier dargestellten
                              									unterscheiden kann. Vielleicht kann ein schwächeres Silberbad benutzt werden.
                           Papier, welches auf vorstehend angegebene Weise präparirt war, hat der Verf. drei
                              									Monate nach der Präparation verwendet, und dabei noch den besten Erfolg erhalten.
                              									(Photographisches Archiv, 1871 S. 194.)
                           
                        
                           Dauerhaftigkeit der photographischen Silberdrucke.
                           Carey Lea hat vor sieben Jahren eine Anzahl auf
                              									verschiedenartige Meise getonter Silberdrucke aufbewahrt, um ihre Dauerhaftigkeit zu
                              									beobachten, und erklärt jetzt, daß sämmtliche Drucke ohne Ausnahme sich dauerhaft erwiesen haben, und daß, wenn Silberdrucke gelb würden, die Schuld einzig und allein an der
                              									nachlässigen Behandlung läge, entweder, indem man eine zu große Zahl Bilder in eine
                              									kleine Quantität Fixirbad brächte, oder, indem man sie schlecht auswüsche. Diese
                              									Umstände kommen leider nur zu oft vor, und hierfür sind die Copirer verantwortlich.
                              									(Photographische Mittheilungen, 1872 S. 264.)
                           
                        
                           Die Photographie als Hülfsmittel bei der Erkennung falscher
                              									Cassenscheine.
                           Die neuerdings aufgetauchten, täuschend nachgeahmten falschen Cassenscheine haben, da
                              									die Erkennung derselben äußerst schwierig ist, dahin geführt, daß Kleinhändler, ja
                              									sogar Cassen die Annahme der Scheine überhaupt verweigern. Allerdings sind die
                              									veröffentlichten „untrüglichen Kennzeichen,“ als da sind:
                              										„die Zahl Fünf der Falsificate ist mehr ausgebaucht, die Schrift ist
                                 										unsauberer, das Wappen nicht schraffirt“ u.s.w., nicht geeignet,
                              									Jemanden vor Täuschung zu bewahren. Sie sind nicht mehr werth, als das Signalement
                              									eines Verfolgten. Hier wäre die Photographie ein treffliches Hülfsmittel zur
                              									Unterscheidung des Aechten vom Falschen.
                           Man photographire einen ächten
                              									und falschen Cassenschein naturgroß neben einander, man
                              									markire durch eine Unterschrift die besonderen Kennzeichen des falschen, man
                              									vervielfältige die gewonnene Platte sofort durch Lichtdruck.
                           Man kann auf diese Weise innerhalb weniger Tage Taufende von Abzügen gewinnen, diese
                              									für wenige Groschen jedem Kaufmann, jedem Cassenbeamten zugänglich machen und ihm
                              									dadurch ein untrügliches Mittel zur Vergleichung und Erkennung von Falsificaten an
                              									die Hand geben. Gern wird ein Jeder, der in Gefahr ist, mit einem Fünfthalerschein
                              									betrogen zu werden, 2 Sgr. (sie läßt sich dafür liefern) an solche Photographie
                              									wenden.
                           Die Möglichkeit, daß solche Photographien selbst als Falsificate benutzt werden
                              									können, läßt sich dadurch umgehen, daß man das Original durch eine Aufschrift (die
                              									natürlich mitphotographirt) passend verändert. Dr. Herm.
                              										Vogel. (Photographische Mittheilungen, 1872 S.
                              									264.)
                           
                        
                           Darstellung von Farbstoffen aus Manganverbindungen; nach T.
                              										Rowan in Glasgow.
                           Durch modificirtes Erhitzen von kohlensaurem Manganoxydul oder von Manganchlorür
                              									können recht gute Deckfarben gewonnen werden. Das kohlensaure Manganoxydul wird
                              									erhalten durch Niederschlagen des bei der Chlorfabrication als Nebenproduct
                              									auftretenden Chlormangans mittelst eines Carbonates. Erhitzt man das Mangancarbonat
                              									in einem verschlossenen Gefäße, zu welchem der Sauerstoff der Luft nicht zutreten
                              									kann (welches aber einen Ausgang für Gas und Dämpfe besitzt), so erhält man ein sehr
                              									schönes grünes Pulver, sehr wohl geeignet zu einer Anstreichfarbe. Das Ausschließen
                              									der atmosphärischen Luft kann bewerkstelligt werden durch loses Ausfüllen der
                              									Ausgangsröhre des Gefäßes mit Kohle, welche die Gase und Dämpfe entweichen, aber
                              									keine Luft eintreten läßt. Erhitzt man Braunstein an der Luft, so erhält man einen guten braunen
                              									Farbstoff. Führt man die letztere Operation bei gelinder Hitze aus, so wird eine
                              									feine schwarze Farbe gewonnen, besser geeignet zum Anstreichen als der gewöhnliche
                              									Braunstein. Das braune und das schwarze Pigment können direct aus Manganchlorür
                              									dargestellt werden. – Englisches Patent vom 8. Februar 1871. (Berichte der
                              									deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 15.)
                           
                        
                           Darstellung von Anilinviolett; nach P. Holland in Chorley (England).
                           Die als Rosanilin bekannte Base wird in einem verschlossenen Gefäße mit Jod-
                              									oder Bromkalium (oder Bromnatrium), Schwefelsäure und Holzgeist etwa drei Stunden
                              									lang bei einer Temperatur von 120 bis 130° C. digerirt. Hierauf wird das
                              									Gemisch, dem eine kleine Menge Aetznatron (1/3 vom Gewichte des Jodides oder
                              									Bromides) zugesetzt ist, wieder erhitzt, doch nur bis auf 100° Nach dem
                              									Abdestilliren des Holzgeistes wird der Rückstand mit Wasser ausgewaschen, dann in
                              									Salz- oder Essigsäure gelöst, und die Lösung zu einem Breie eingedampft. Das
                              									so erhaltene Violett ist in Wasser löslich. – Englisches Patent vom 9.
                              									Februar 1871. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr.
                              									15.)
                           
                        
                           Neue Mordants zum Fixiren der Anilinfarben auf Baumwolle; von
                              									Armand Müller.
                           Die nachstehend beschriebenen, von dem Verf. in Gemeinschaft mit dem Professor Dr. Sopp aus Lyon im
                              									Laboratorium des Verf. ausgeführten Versuche gaben für die meisten Farben genügende,
                              									für Fuchsin, Violett und Jodgrün ausgezeichnete Resultate.
                           Man kocht die Baumwolle in Wasser, dem etwas Soda beigegeben wurde, gut ab und bringt
                              									sie nach dem Spülen so lange auf ein lauwarmes Bad aus Chamäleonlösung, bis sie
                              									durch das sich auf sie niederschlagende Mangansuperoxyd eine tief kaffeebraune Farbe
                              									angenommen hat. Es wird darauf ausgerungen, im Fluß gut gewaschen und so lange in
                              									einer klaren, lauwarmen Lösung von Zinnchlorür
                              									durchgenommen, bis die Baumwolle schön weiß gebleicht ist, was ziemlich rasch
                              									erfolgt. Durch diesen Proceß wird unlösliches Zinnoxyd auf der Faser befestigt.
                           Denselben Zweck erreicht man ebenfalls, wenn man an Stelle des übermangansauren Kalis
                              									eine reine Lösung von schwefelsaurem Eisenoxydul anwendet und dann durch Kalkwasser
                              									zieht, oder endlich noch besser, wenn man klare Lösungen von Eisenvitriol und
                              									chlorsaurem Kali kalt zusammengießt und, langsam zum
                              									Sieden erhitzend, die Baumwolle darin chamois färbt. Durch beide Methoden wird
                              									Eisenoxydhydrat in der Faser niedergeschlagen, welches im Zinnbade als Eisenchlorür löslich wird, während Zinnoxyd zurückbleibt; nur
                              									wird dann die Baumwolle nicht gebleicht, wie bei Anwendung von Chamäleon
                              									geschieht.
                           Das Garn wird nun gut abgerungen, ausgewaschen, durch eine kochende, verdünnte Lösung
                              									von Natronwasserglas passirt, wiederum abgerungen und, ohne daß man es wäscht,
                              									sogleich seifenirt. Nach diesen Operationen ist die Beizung vollendet und es kann
                              									zum Ausfärben geschritten werden. Wendet man die Lösungen der Pigmente kalt, jedoch
                              									etwas concentrirt an, so gehen die Farben mit viel Feuer und Aechtheit auf.
                           Die hier beschriebenen, zur Befestigung des Eisens und des Zinnes dienenden
                              									Substitutionsmethoden sind in ihrer Anwendung fast ebenso einfach als die directen,
                              									lassen ferner die Lösungen weit mehr ausnutzen und geben reinere und egalere
                              									Färbungen.
                           Es dürfte sich auf diese Weise eine unbegrenzte Zahl Niederschläge in der Faser
                              									befestigen lassen, welche sowohl für die Färberei als für die Appretur von
                              									Wichtigkeit seyn könnten. So bringt man z.B. bei Anwendung von schwefelsaurem
                              									Eisenoxydul und folgend einem Zinnchlorürbad auf die Baumwolle mit Leichtigkeit 25
                              									Proc. ihres Gewichtes Zinnoxyd, welche Beschwerung die Faser nicht im geringsten
                              									afficirt und für die hellsten Farben sowohl als für Weiß mit Vortheil (?) angewendet
                              									werden kann.
                           
                           Noch sey Folgendes über die Lösung der Anilinfarbstoffe bemerkt: Directe Versuche
                              									ergaben, daß die mit diesen Pigmenten aufgefärbten Nüancen sich am Lichte um so
                              									unächter zeigten, je mehr Weingeist man zu ihrer Lösung verwendete. Der Verf.
                              									erklärt sich diese Thatsache aus dem Fuselölgehalte des käuflichen Sprits. Diese
                              									Verunreinigung bleibt nämlich auf dem gefärbten Zeuge zurück, und indem das Licht
                              									auf dieselbe einwirkt, treten ohne Zweifel Derivate des Amylalkohols auf, welche die
                              									Anilinfarben zerstören. (Chemisches Centralblatt, 1871, Nr. 37.)
                           
                        
                           Ueber die durch den Einfluß des Lichtes bewirkte Umwandlung
                              									des in Lösung befindlichen Rohrzuckers in Traubenzucker; von E. M. Raoult.
                           Der derzeitigen Annahme zufolge behält eine der Einwirkung von Fermenten entzogene
                              									Lösung von Rohrzucker bei der gewöhnlichen Temperatur ihren Geschmack und ihre
                              									chemischen Eigenschaften unbegrenzt lange; doch ist dieß ein Irrthum. Meiner
                              									mehrfach wiederholten Beobachtung zufolge kann sich eine Rohrzuckerlösung, ohne die
                              									geringste Gährung zu erleiden, im Laufe der Zeit verändern und mehr oder weniger
                              									vollständig in Traubenzucker umwandeln; ich habe einen Versuch abgeführt welcher den
                              									Beweis liefert, daß diese Umwandlung unter dem Einflusse des Lichtes
                              									stattfindet.
                           Am 12. Mai 1871 wurden nämlich 10 Grm. weißer Zucker in 50 Grm. reinem Wasser gelöst;
                              									von dieser Lösung wurden gleiche Volume in zwei Röhren von weißem Glase einige
                              									Minuten lang gekocht; dann wurden diese Röhren, noch bevor die Luft wieder in
                              									dieselben eingedrungen war, vor der Glasbläserlampe verschlossen. Hernach ward die
                              									eine derselben an eine völlig dunkle, die andere an eine wohlerleuchtete Stelle
                              									gebracht, jedoch beide neben einander, um denselben Temperaturschwankungen
                              									unterworfen zu seyn. Fünf Monate später, am 20. October, öffnete ich die Röhren; ihr
                              									Inhalt war vollkommen durchsichtig und schloß durchaus keine mikroskopische
                              									Vegetation ein. Die Flüssigkeit in der Röhre welche in der Dunkelheit geblieben war,
                              									trübte das Barreswil'sche Kupferoxydkali-Reagens
                              									nicht, enthielt also keinen Traubenzucker. Die dem Lichte ausgesetzt gewesene
                              									Zuckerlösung hingegen gab mit jenem Reagens einen reichlichen rothen Niederschlag;
                              									ungefähr die Hälfte des in ihr enthalten gewesenen Rohrzuckers war intervertirt
                              									worden. Somit verwandelt sich der in Wasser gelöste Rohrzucker
                                 										in Folge der Einwirkung des Lichtes langsam in Traubenzucker.
                           Es ergibt sich daraus, daß ein Syrup viel Traubenzucker enthalten kann, selbst wenn
                              									der Fabrikant denselben nur aus Rohrzucker bereitet hat, und daß ein solches Product
                              									deßhalb keineswegs als verfälscht betrachtet werden muß. (Comptes rendus, t. LXXIII p. 1049; October
                              									1871.)
                           
                        
                           Preis-Ausschreibung auf eine Schrift über
                              									Zuckerfabrication.
                           Der Verein ostböhmischer Zuckerfabrikanten schreibt
                              									hiermit einen Preis von 300 fl. ö. W. beziehungsweise 600
                              									fl. ö. W. auf das beste Werk über Zuckerfabrication aus.
                           Das Werk soll aus zwei Abtheilungen bestehen, welche aber zusammen ein Ganzes bilden,
                              									und müssen enthalten.
                           
                              A. Die
                                    											chemisch-technische Abtheilung:
                              a) bündige Analysen sämmtlicher bei der
                                 										Zuckerfabrication vorkommenden und benutzten Rohmaterialien;
                              b) bündige Analysen sämmtlicher bei der
                                 										Zuckerfabrication erzeugten Producte;
                              c) kurzgefaßte Erklärung und Beschreibung der für
                                 										die Zuckerfabrication nothwendigen chemisch-technischen Arbeiten;
                              d) sämmtliche bei den technischen Manipulationen der
                                 										Zuckerfabrication nothwendigen Hülfs- und Berechnungstabellen;
                              e) kurzgefaßte Beschreibung des Ganges der
                                 										Zuckerfabrication von der Einlagerung der Rübe anfangend bis zur fertigen Waare
                                 										(Rohzucker, Saftmelis und Raffinade).
                              
                           
                              
                              B. Die
                                    											technisch-mechanische Abtheilung:
                              a) detaillirte Beschreibung und theoretische
                                 										Erklärung und Begründung sämmtlicher in der Zuckerfabrication benutzten
                                 										Maschinen und Apparate;
                              b) die nothwendigen Hülfstabellen zur Berechnung der
                                 										Leistungsfähigkeit dieser Maschinen und Apparate;
                              c) Anleitung zur Benutzung, Wartung und
                                 										Instandhaltung derselben und d) die nothwendigsten
                                 										Abbildungen dieser Apparate und Maschinen.
                              Wird das von den gewählten Preisrichtern als am besten gelungen anerkannte Werk
                                 										den ganzen oben angedeuteten Inhalt beider Abtheilungen enthalten, so erhält der
                                 										Verfasser dieses Werkes den ganzen Preis von 600 fl. ö. W.
                              Werden aber von den Preisrichtern nur die die einzelnen Abtheilungen enthaltenden
                                 										Schriften als beste anerkannt, so erhält der Verfasser der
                                 										technisch-chemischen preisgekrönten Abtheilung den Preis von 300 fl. ö.
                                 										W. und der Verfasser der technisch-mechanischen Abtheilung auch den Preis
                                 										von 300 fl. ö. W.
                              Das preisgekrönte Werk wird im Verlage des Vereines in Druck gelegt werden und
                                 										erhält der betreffende Herr Verfasser außer dem ausgeschriebenen Preise noch das
                                 										usuelle Schriftsteller-Honorar per Druckbogen
                                 										nach Herausgabe des Werkes.
                              Jeder Hr. Verfasser, der seine Schrift zur Concurrenz einreicht, erklärt sich im
                                 										Vorhinein als einverstanden, daß aus derselben, wenn sie nicht preisgekrönt
                                 										werden sollte, einzelne Theile zur Completirung des herauszugebenden Werkes bei
                                 										der Redaction desselben benutzt werden können.
                              Selbstverständlich wird in dem herauszugebenden Werke veröffentlicht, welche
                                 										Theile und von welchem Verfasser herrührend zu dieser Completirung entnommen
                                 										wurden und wird dem dießbezüglichen Hrn. Verfasser für die Benutzung seiner
                                 										Schrift ein entsprechendes Honorar zuerkannt.
                              Die eingereichten Concurrenzschriften sollen in beiden Landessprachen, also
                                 										böhmisch und deutsch verfaßt seyn. Falls aber einer der HHrn.
                                 										Concurrenz-Schriftsteller seine Schrift nur in einer der genannten
                                 										Sprachen einreicht, so muß er sich im Vorhinein als einverstanden erklären, daß
                                 										seine Schrift, wenn sie preisgekrönt werden sollte, auf Rechnung seines
                                 										Schriftsteller-Honorares einem Fachmanne zur Uebersetzung in die andere
                                 										Landessprache übergeben wird.
                              Die Concurrenzschriften müssen mit einem versiegelten, den Namen des Verfassers
                                 										enthaltenden Motto an den Ausschuß des Vereines ostböhmischer Zuckerfabrikanten
                                 										zu Handen des derzeitigen Geschäftsleiters Hrn. Fr. V. Goller, Zuckerfabriks-Director in Podebrad in Böhmen, bis zum
                                 										1. Januar 1873 eingesendet werden.
                              Falls bis zu dieser Zeit keine Schrift eingereicht werden sollte, welche des
                                 										ausgeschriebenen Preises von den Preisrichtern als würdig erklärt wird, so wird
                                 										der Concurs auf ein weiteres Jahr, bis zum 1. Januar 1874 verlängert.
                              Als Preisrichter sind von dem Ausschusse des Vereines
                                 										gewählt
                              für die AbtheilungA, chemisch-technischer
                                    											Theil:
                              1) Herr C. Mysyk,
                                 										Zuckerfabriks-Director in Münchengrätz;
                              2) Herr C. Preis, Assistent der
                                 										Chemie am Polytechnicum und Redacteur der Zeitschrift für Zuckerfabrikanten;
                              3) Herr Dr. Weiler, Chemiker des Vereines zur Hebung der Zuckerindustrie im
                                 										Königreiche Böhmen.
                              Für die Abtheilung B,
                                    											technisch-mechanischer Theil, sind gewählt:
                              1) Herr J. Dufek,
                                 										Maschinenfabriks-Director in Prag;
                              2) Herr V. Hausmann, Professor am
                                 										Polytechnicum in Prag, und
                              3) Herr J. Fischer,
                                 										Zuckerfabriks-Director in Libeznic.
                              Im Falle von Stimmengleichheit der HHrn. Preisrichter für je zwei verschiedene
                                 										Werke bestimmt der Ausschuß des Vereines, welcher der Schriften der Preis
                                 										zuerkannt werden soll.
                              Der Ausschuß des Vereines ostböhmischer
                                    											Zuckerfabrikanten.