| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. , S. 151 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber das Annässen der Steinkohlen bei
                              									Dampfkessel-Feuerungen; von Ernst Seidler in
                              									Magdeburg.
                           In vielen Fabriken findet man, daß die Steinkohlen zur Dampfkessel-Heizung
                              									angenäßt werden, weil man von der Ansicht ausgeht, daß nasse Steinkohlen sparsamer
                              									und besser brennen als lufttrockene, auch mehr Hitze entwickeln, da der Wasserstoff
                              									des Wassers mit zur Verbrennung gelange. Widerlegt man diese Ansicht, so erhält man
                              										gewöhnlich die
                              									Antwort: „die Schmiede machen, um eine wirksamere Hitze zu erreichen, die
                                 										Kohlen ja auch naß.“
                              								
                           Daß die Schmiede die Kohlen trocken vor die Düse bringen und nur die obere Decke der
                              									Kohlen von Zeit zu Zeit deßhalb etwas annässen, – um
                                 										ein Zusammenhalten der oberen Kohlenschicht zu erzielen, – dieß will
                              									man nicht begreifen, und somit bleibt man beim tief eingewurzelten Glauben, resp.
                              									beim Naßmachen der Kohlen.
                           Daß nasse Kohlen fast ebenso langsam wie frisch gefälltes, nicht lufttrockenes Holz
                              									brennen, dieß geht ganz natürlich zu, indem das in dem Brennmaterial enthaltene
                              									Wasser vorerst verdampft werden muß, ehe eine lebhafte Flammenbildung sich
                              									entwickelt. Dieses langsame Vorwärtsschreiten des Brennprocesses bezeichnet man eben
                              									mit „Sparsamkeit,“ während an eine Sparsamkeit, bezüglich des
                              									Brennmateriales, dabei gar nicht zu denken ist; denn 1 Pfund Wasser welches in den
                              									Kohlen sich befindet, erfordert zu seiner Verdampfung dieselben Wärmeeinheiten, als
                              									1 Pfund Wasser im Kessel. Die Wärmeeinheiten aber, welche zur Verdampfung des
                              											„Kohlenwassers“ verwendet
                              									werden, gehen dem „Kesselwasser“
                              									verloren, der Kessel liefert also um so weniger Dampf. Dieß ist aber nicht der
                              									alleinige Nachtheil, welcher durch das Naßmachen der Kohlen entsteht; ein zweiter
                              									Nachtheil ist der, daß durch die nasse Kohle beim Aufgeben derselben die Feuerhitze
                              									wesentlich herabgestimmt und somit eine unvollkommene Verbrennung momentan
                              									herbeigeführt wird, die einen größeren Brennmaterialaufwand zur Folge hat.
                           Bei mehrmaligen Versuchen, welche ich mit lufttrockenen und mit angenäßten Kohlen
                              									angestellt, habe ich allemal mit den trockenen Kohlen eine größere Wasserverdampfung
                              									erzielt, als mit den angenäßten Kohlen. Wenn es auch einzelne Fabrikbesitzer gibt,
                              									denen dieß einleuchtend erscheint, so erfolgt aber doch gewöhnlich die Einwendung:
                              										„sind klare Kohlen naß gemacht, so fallen weniger Kohlentheile
                                 										unverbrannt durch die Rostfugen und der damit erzielte Vortheil erscheine ihnen
                                 										größer als der Wärmeverlust, welcher durch die angenäßten Kohlen herbeigeführt
                                 										wird.“
                              								
                           Construirt man die Roste für die klare Beschaffenheit der Kohlen in richtiger Weise,
                              									so kann ein massenhaftes Durchfallen von unverbrannten Kohlentheilen nicht
                              									vorkommen; bei nicht angenäßten Kohlen findet man in der Asche dann noch etwa 2,
                              									allerhöchstens 3 Procent unverbrannte Theile, bei angenäßten aber nur 1 bis 2
                              									Procent; der Unterschied beträgt also nur etwa 1 Procent vom Gewicht der
                              									verbrauchten Kohlen.
                           In einer Fabrik, deren Besitzer mich mit Begutachtung ihrer Kesselanlage beauftragt
                              									hatte, übergoß man die klaren, grubenfeuchten Braunkohlen, welche einen Wassergehalt
                              									von circa 45 Procent haben mochten, – folglich
                              									schon naß genug waren, – mit einem Feuerspritzenmundstück in gleicher Weise
                              									mit Wasser, als gälte es eine Feuersbrunst zu löschen. Eine Feuersbrunst sucht man
                              									durch Wasser zu löschen, die Kohlen überschüttet man aber mit Wasser im festen
                              									unerschütterlichen Glauben, daß die Kohlen dann besser brennen und eine wirksamere
                              									Hitze geben. Wäre dieses Wasser Petroleum oder Kohlentheer, dann würde ich zwar
                              									nicht glauben, wohl aber im Voraus definitiv wissen, daß
                              									die Kohlen eine intensivere Hitze erzeugen, als wenn der Feind des Feuers –
                              										„Wasser“ zugegossen wird. Die Heizer in dieser Fabrik
                              									sagten mir, daß bei starkem Dampfconsum gewöhnlich der Dampf von 4 Atmosphären
                              									Spannung plötzlich auf 14 und 20 Pfund zurückgeht; eine höhere Spannung könnten sie
                              									aber nur dann wieder erreichen, wenn unangenäßte Kohlen auf die Roste gebracht
                              									würden. Mein, den Besitzern der Fabrik durch einleuchtende Vorstellungen ertheilter
                              									Rath: „die Kohlen nicht mit Wasser zu überschütten,“ war nicht
                              									unbeachtet geblieben, denn nach wenigen Tagen erhielt ich von denselben die
                              									Mittheilung, daß seit Befolgung meines Rathes nicht mehr, wie bisher, 80 Tonnen,
                              									sondern nur 66 bis 68 Tonnen Kohle täglich verbraucht werden. (Praktischer
                              									Maschinenconstructeur, 1871 S. 251.)
                           
                        
                           Preis-Ausschreibung für vorzügliche Arbeiten über
                              									Construction und Ausführung von Maschinen.
                           Die Verlagshandlung des „praktischen Maschinenconstructeur“ (Baumgärtner's Buchhandlung in Leipzig) hat sich
                              									entschlossen, für vorzügliche Arbeiten über Construction und Ausführung von diversen
                              									Maschinen und Fabrikanlagen Preise auszusetzen und zwar für das Jahr 1872:
                           1) Einen Preis von 200 Thalern
                              									für die beste Abhandlung über Einrichtung und Betrieb
                                 										mittelgroßer Maschinenfabriken: a) zur
                              									Fabrication von Dampfmaschinen bis zu 20 Pferdekräften;
                              										b) zur Herstellung von Transmissionen und
                              									Einrichtungen für Mühlen, Brennereien, Brauereien, Stärkefabriken etc., – mit
                              									Berücksichtigung der gegenwärtigen socialen Verhältnisse, möglichst weitgehender
                              									Arbeitstheilung und Anwendung der neuesten Werkzeugmaschinen etc.
                           2) Einen Preis von 100 Thalern für die beste Abhandlung
                              									über Construction und Ausführung der Girard-Turbinen
                                 										oder eines denselben ähnlichen Systemes.
                           Die erste Abhandlung soll den Umfang von vier Druckbogen,
                              									die zweite den von zwei Druckbogen (Format „des
                                 										praktischen Maschinenconstructeur“) womöglich nicht übersteigen Beide
                              									Abhandlungen müssen mit den zum Verständniß nöthigen Zeichnungen oder Skizzen (für
                              									Holzschnitte) versehen seyn. Selbstverständlich haben die Arbeiten vorwiegend die
                              									Anforderungen der Praxis zu berücksichtigen.
                           Die Einsendung der Arbeiten hat spätestens bis zum 1. April 1872 an die Redaction des
                              										„praktischen Maschinenconstructeur“ zu erfolgen Jede Arbeit
                              									ist mit einem Motto zu versehen und in einem versiegelten Couvert mit gleichem Motto
                              									die Adresse des Verfassers beizulegen.
                           Die Zuerkennung der Preise erfolgt spätestens bis 1. Juli 1872.
                           Sollten zwei Arbeiten über einen und denselben Gegenstand gleich vorzüglich seyn,
                              									sich aber gegenseitig ergänzen, so wird auf Antrag des Preisgerichtes, welches aus
                              									sechs renommirten Fachmännern zusammengesetzt ist, der betreffende Preis
                              									getheilt.
                           Die prämiirten Arbeiten, für welche neben der Prämie das übliche Honorar bezahlt
                              									wird, bleiben Eigenthum von Baumgärtner's
                              									Buchhandlung.
                           Die eingesandten Manuskripte können innerhalb 3 Monaten nach erfolgter
                              									Preisvertheilung von den Verfassern selbst oder durch Bevollmächtigte derselben bei
                              									der Redaction des „praktischen Maschinenconstructeur“ in
                              									Empfang genommen werden.
                           
                        
                           Gold- und Platin-Gewinnung in Rußland.
                           Gold. – Im Jahre 1868 lieferten 993
                              									Gold-Seifenwerke mit 56261 Arbeitern aus 287,311,000 Zollcentnern
                              									verwaschenen Sandes mit 0,000195 Procent Ausbeute 56068,6 Zollpfd. Gold. Der größte
                              									Theil davon fällt auf Ostsibirien, wo sich auch die reichsten Wäschereien finden.
                              									Auf den von der Regierung betriebenen Wäschereien in der Umgebung von Miask im
                              									Bezirke Slatoust beträgt die Dicke des über dem goldführenden Sande befindlichen
                              									Schuttlandes gewöhnlich bis 15 Fuß, die Stärke der goldführenden Schicht 1/6 bis 1/5
                              									des Schuttlandes. Die Arbeit des Abräumens und das Zuliefern des Goldsandes zur
                              									Wäsche geschieht meist im Accorde, normirt je nach dem kubischen Inhalt des
                              									Materiales und der Weite des Transportes. Der den Handwäschereien durch einspännige Pferdefuhrwerke zugeführte goldführende
                              									Schotter und Schuttsand kommen zunächst auf Reibgatter
                              									unter Wasserzufluß; die feinen Theile des Sandes gehen mit dem Wasser durch die 3/4
                              									Zoll weiten Oeffnungen des Gatters auf darunter liegende Waschherde mit Querleisten, hinter welchen hauptsächlich die
                              									Goldpartikelchen liegen bleiben. Alle 6, bei ärmeren Sande alle 12 Stunden, wird die
                              									concentrirte Masse auf demselben Herde bei weggenommenen Querleisten und
                              									Wasserzufluß unter Zuhülfenahme von kleinen Kisten, Bürsten und den bloßen Fingern
                              									rein gewaschen, die Trübe gesammelt und nach einigen Jahren nochmals verwaschen. Aus
                              									der Siebgröbe werden größere Goldstückchen ausgelesen.
                           Beim Großbetriebe der Wäschereien verwendet man Dampfkraft und Maschinen. Auf
                              									der Maschinenwäsche wird der Sand unter Wasserzufluß in
                              										gußeisernen Schalen mit Siebboden durch rotirende
                              									Krätzer gerieben und gelangt dann auf den Waschherd mit
                              									aufgelegtem amerikanischen Rahmen statt der Querleisten, welcher nach beendigter
                              									Concentration des Goldes weggenommen wird, worauf man die zurückgebliebenen Absätze
                              									sammelt, in einen schaufelartigen Behälter schafft und auf kleinen Probe-
                              									oder Handmaschinen in oben angegebener Weise rein wäscht.
                              									Bei sehr lehmigem, zähem
                              									Schottersande dienen Läutertrommeln zur Trübebildung beim
                              									Verwaschen. Auf einem anderen Werke gelangt der Schotter in eine eiserne Waschtrommel; aus der Grobe werden auf der gußeisernen
                              									Austragplatte Goldtheilchen aus den Geschieben ausgeklaubt; das Siebseine gelangt
                              									auf den bezeichneten Waschherd und das Concentrirte auf Handwaschherde. Bei ärmeren Sanden pflegt man vor beginn einer neuen
                              									Anwasche zunächst unter der Rührvorrichtung etwas Quecksilber einzutragen und gewinnt dann das meiste Gold als Amalgam,
                              									welches destillirt wird. Gewöhnlich enthält das Waschgold 10 Proc. Silber. Bei
                              									Handwäschereien werden von 40 Arbeitern in 10 bis 12 Stunden 800 bis 1200 Zollctr.
                              									Sand, bei Maschinenwäschen mit 78 Mann und 25 Pferden, oder zur richtigen
                              									Vergleichung, einschließlich der Vor- und Nebenarbeiten, mit 150 Mann und 50
                              									Pferden, ungefähr das 8- bis 10fache verwaschen. Das nachhaltigste,
                              									hoffnungsvollste und größte Feld für die russische Goldproduction bildet
                              									Sibirien.
                           Platin. – Mit Ausnahme einer einzigen Stelle wird
                              									mit Platin stets auch Waschgold gewonnen, so daß die Herstellung des rohen Platins schließlich auf eine Trennung desselben vom
                              									Golde hinausläuft. Man theilt das von den Wäschereien nach Tagilsk abgeführte
                              									Gemenge von rohem Platin und Goldkörnern in zwei Sorten, goldärmeres und
                              									goldreicheres. Beide werden mit Quecksilber, letzteres nur länger, behandelt, worin
                              									das Gold sich auflöst, während das Rohplatin zurückbleibt. Nachdem größere
                              									Gold- und Platinstücke ausgeklaubt sind, werden 10 bis 25 Pfund des
                              									Rückstandes in einer Schale von Holz, Eisen oder Porzellan erst mit Wasser zur
                              									Reinigung, dann mit der entsprechenden Menge Quecksilber mit Hülfe eines Pistilles
                              									umgerührt. Nach einigen Minuten gießt man das Amalgam in einen Beutel, bringt das
                              									durchgelaufene Quecksilber wieder in die Schale, rührt durch und wiederholt dieß bei
                              									goldreichen Geschicken 3 bis 4mal, bis im Rückstande kein Gold mehr zu entdecken
                              									ist. Das Amalgam wird dann abdestillirt. Das rohe Platin enthält gewöhnlich 75
                              									Procent reines Platin nebst beigemengtem Palladium, Osmium, Iridium, Chromeisenstein
                              									etc., nach Le Play von Tagilsk von folgender
                              									Zusammensetzung: Pt 75,1, Pd 1,1, Rh 3,5, Ir 2,6, Os Ir 0,6, Os 2,3 Au 0,4, Cu 1,0,
                              									Fe 8,1, Rückstand 4,5.
                           Das rohe Platin wird von den Privaten meist nach England und Frankreich verkauft,
                              									wobei man pro Zollpfund reines Platin 151 fl. 45 kr.
                              									österr. W. zahlt; die anderen Metalle werden nicht vergütet. Die 1828 begonnene
                              									Prägung von Platinmünzen ist 1845 in Folge des bedeutend zurückgegangenen
                              									Handelswerthes des Platins eingestellt. Zur Hebung der Platinproduction hat die
                              									Regierung Erleichterungen im Raffiniren, in der Besteuerung und im Verkauf des
                              									Platins gewährt. Während die Platin-Ausbeute Rußlands in den Jahren 1828 bis
                              									1845 per Jahr 5247 1/2 Zollpfd. betrug, macht sie jetzt 4011 1/2 Zollpfd. aus.
                           Von anderen Metallen betrug im Jahre 1868 die Production von Silber 35790 Zollpfund, die von Blei 32814
                              									Zollcentner, die von Kupfer 100000 Zollcentr., die von Roheisen an 6 1/2 Millionen Zollcentner. (Berg- und hüttenmännische
                              									Zeitung, 1871, Nr. 42.)
                           
                        
                           Verfahren zur Gewinnung des Antimons, von R. F. Smith in Glasgow.
                           Die fein gepulverten Antimonerze werden in heiße Salzsäure (in hölzernen Trögen)
                              									eingetragen; die Chlorantimonlösung wird abgezogen, und in dieselbe Zink oder Eisen
                              									eingeführt. Man wäscht und trocknet den Niederschlag und schmilzt ihn in Tiegeln
                              									unter einer Kohlenstaubdecke zu Klumpen etc. – Englisches Patent vom 26.
                              									Februar 1871. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr.
                              									15.)
                           
                        
                           Eine Modification des Bunsen'schen
                              									Elementes; von E. H. Worlée in Hamburg.
                           Um der lästigen Entwickelung salpetrigsauer Dämpfe bei Füllung des Elementes mit
                              									Salpetersäure oder einem Gemisch von solcher mit Schwefelsäure, enthoben zu seyn,
                              									bedient man sich mit Vortheil folgender Mischung:
                           
                           3 Maaßtheile gewöhnlicher Salpetersäure des Handels,
                           1 Maaßtheil gewöhnlicher Schwefelsäure.
                           Nach Mischung dieser Säuren schütte man sie in ein Glas, worin sich ein Quantum
                              									gepulverten doppelt-chromsauren Kalis befindet, welches zuvor mir so viel
                              									Wasser durchtränkt wurde, daß es einen Brei bildet, und befördere die Auflösung des
                              									Salzes durch Schütteln und Rühren mit einem Glasstabe, eventuell, um Zeit zu
                              									gewinnen, durch gelinde Wärme.
                           Man verwende ein Uebermaaß des chromsauren Kalis, um eine
                              									gesättigte Losung zu erhalten und schütte die in der Batterie verwendete Lösung bis
                              									zur gänzlichen Erschöpfung der Salpetersäure immer wieder auf das rückständige
                              									chromsaure Kali. Die elektromotorische Wirkung eines Elementes, bei welchem die
                              									Kohle in dieser Mischung, und das amalgamirte Zink wie gewöhnlich in verdünnter
                              									Schwefelsäure steht, ist gegen ein bloß mit Salpetersäure gefülltes Element wie 98
                              									zu 100, also nahezu gleich dem Bunsen'schen; der innere
                              									Widerstand des Elementes dagegen wie 145 zu 100, also etwa 1 1/2mal größer. Demnach
                              									kann dieses Element das mit reiner Salpetersäure erregte, fast unter allen Umständen
                              									ersetzen, zumal es sich genau so lange constant erhält wie letzteres, wie durch
                              									genaue Prüfung ermittelt ist.
                           Es ist wohl unnöthig, über die großen Vortheile eines Elementes zu sprechen, welches
                              									bei der elektromotorischen Kraft des Bunsen'schen,
                              									während des Geschlossenseyns der Kette, keine lästigen Dämpfe entwickelt und die
                              									Lunge und die metallenen Geräthe des Experimentators nicht angreift. Man kann eine
                              									aus solchen Elementen zusammengesetzte Batterie in jedem Raume aufstellen, ohne
                              									durch die Athmungsorgane ihre Anwesenheit zu bemerken; sie macht die, leider wenig
                              									constante, mit chromsaurem Kali und Schwefelsäure hergestellte Batterie völlig
                              									überflüssig.
                           Man kann die Verhältnisse der Säuren natürlich variiren, braucht auch nicht ganz
                              									genau sie einzuhalten; wenn man aber zu viel
                                 										Schwefelsäure anwendet, bildet sich leicht Chromalaun, der durch das
                              									Auskrystallisiren an Thonzelle und Kohle hinderlich wird.Schon seit einer langen Reihe von Jahren bediene ich mich in meinen Vorträgen
                                    											der hier von Hrn. Worlée so warm
                                    											empfohlenen Batterie mit großem Nutzen, jedoch
                                    											mit gänzlicher Hinweglassung von Schwefelsäure,
                                    											um der mit der Zeit nie ausbleibenden, sehr störenden Chromalaunbildung
                                    											vorzubeugen; bei Verwendung eines bloß in concentrirter Salpetersäure
                                    											eingetragenen Ueberschusses von fein gepulvertem doppelt-chromsaurem
                                    											Kali, ohne Zusatz von Schwefelsäure, bildet sich schließlich ein nicht
                                    											krystallisirendes Salz, das salpetersaure Chromoxyd-Kali, und hat man
                                    											daher bei Benutzung angegebenen Gemisches nie ein Zerbrechen der Thonzellen
                                    											(was durch den Ansatz von Chromalaunkrystallen bei Mitverwendung von
                                    											Schwefelsäure so oft und leicht einzutreten pflegt) zu befürchten; eine
                                    											Combination, die ich deßhalb allen Physikern und Chemikern bestens empfehlen
                                    											kann. Prof. Böttger.
                              								
                           Die Anwendung derselben Flüssigkeit für Platin-Elemente ist selbstverständlich. (Aus Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1872, Nr. 1.)
                           
                        
                           Mineralische Baumwolle.
                           In der letzten Versammlung des Franklin Institute in
                              									Philadelphia zeigte Coleman Sellers eine Probe von einem
                              									auf neuem Wege gewonnenen Material, welches eine nützliche Anwendung in der
                              									Industrie gestattet. Das Product besitzt im Allgemeinen das Ansehen von Baumwolle,
                              									anstatt deren es zweifelsohne in gewissen Fällen mit Vortheil verwendet werden kann;
                              									bei genauerer Untersuchung gleicht es aber mehr gesponnenem
                                 										Glase, was es in der That ist. Man erhält es, wenn man einen Dampfstrahl durch einen Strom flüssiger Schlacke
                                 										entweichen läßt, wodurch dieselbe in die feinsten Fäden geblasen wird,
                              									welche manchmal eine Länge von zwei oder drei Fuß haben. Diese Fäden, obgleich etwas
                              									elastisch, lassen sich leicht in viel feinere zerbrechen, und da die Farbe derselben
                              									weiß ist, so hat eine compacte Masse davon das Ansehen der Baumwolle. Das sehr
                              									bedeutende Nichtleitungsvermögen des Materiales für die Wärme, sowie der Umstand daß es
                              									eine große Menge Luft in seinen Zwischenräumen zurückhält, dürften es zur Benutzung
                              									als nichtleitende Umhüllung für Dampfkessel und Dampfröhren sehr geeignet machen,
                              									und über seine Verwendbarkeit zu diesem Zweck werden gegenwärtig Versuche
                              									angestellt. (Journal of the Franklin Institute
                              									Institute, December 1871, S. 361.)
                           
                        
                           Ueber künstliches Alizarin.
                           F. Reverdin in Zürich hat ein künstliches Alizarin
                              									untersucht, welches aus der Fabrik von Gebr. Gessert in
                              									Elberfeld stammte und eine dicke, gelbe Flüssigkeit von 10 Proc. Farbstoffgehalt
                              									darstellte. Beim Erhitzen sublimirte daraus das Alizarin in rothen Nadeln, daneben
                              									fanden sich in ziemlich beträchtlicher Menge orangegelbe und sehr wenig hellere
                              									Nadeln. Alizarin und die dunkler orange gefärbten Nadeln lösten sich in Natronlauge
                              									mit blauer Farbe, welche beim Verdünnen mit Wasser in Rosa überging; die helleren
                              									Nadeln blieben zurück, sie waren schwer löslich in Alkohol, durch Wasser aus der
                              									alkoholischen Lösung nicht wieder fällbar. Ihre Menge war nicht genügend, um damit
                              									eine Analyse ausführen zu können; Reverdin hat sich aber
                              									überzeugt, daß der fragliche Körper nicht, wie man etwa vermuthen könnte,
                              									Anthrachinon sey; zu einer genaueren Untersuchung müssen erst etwas größere Mengen
                              									desselben dargestellt werden. Wie Liebermann gezeigt hat,
                              									enthalten fast alle künstlichen Alizarine auch Monoxy-Anthrachinon. Besser
                              									als das empfohlene Barytwasser eignet sich zur Trennung dieses Körpers vom Alizarin
                              									Kalkmilch. Da nämlich der alizarinsaure Baryt in heißem Wasser nicht vollständig
                              									unlöslich ist, so erhält man auf Zusatz von Salzsäure zu dem rosafarbigen Filtrat
                              									dunkel orangegelbe Flocken, welche, wie eine Färbeprobe zeigt, noch Alizarin
                              									beigemengt enthalten, während beim Ausziehen von künstlichem Alizarin mit Kalkmilch
                              									ein Filtrat entsteht, aus welchem mit Salzsäure direct Monoxy-Anthrachinon
                              									gefällt wird, welches gebeizte Stoffe nicht mehr färbt und in Natronlauge mit
                              									rothbrauner Farbe sich löst. Der alizarinsaure Baryt, eine dunkelviolett gefärbte
                              									Masse von metallischem Glanz, zerfällt bei der trockenen Destillation, ohne daß
                              									dabei theerartige Producte auftreten, in Baryumcarbonat, Wasser, Kohle und
                              									Anthrachinon, welches letztere in hellgelben Nadeln sublimirt. Hingegen liefern die
                              									Kalk- und Barytverbindungen des Purpurins bei gleicher Behandlung nicht
                              									Anthrachinon, wie man bei Betrachtung des Purpurins als
                              									Trihydroxyl-Anthrachinon erwarten sollte, sondern ein gelbbraunes Oel, das
                              									erst nach einiger Zeit erstarrt. Auch tritt im rohen künstlichen Alizarin kein
                              									Purpurin neben Alizarin auf.
                           Bei den Färbeproben ergab das rohe Alizarin sehr schöne Farbentöne, sogar schönere
                              									als das sublimirte; die brillantesten Nüancen, namentlich in Roth und Rosa, erhielt
                              									man jedoch aus dem durch Behandlung mit Barytwasser von gelber Substanz gereinigten
                              									Alizarin.
                           Ein neues Verfahren zur Darstellung reinen Alizarins aus
                                 										künstlichen Alizarinpräparaten ist nach G. Auerbach folgendes. Rohes Alizarin wird in Natronlauge gelöst und dadurch
                              									von Verunreinigungen (Anthrachinon, Anthracen etc.) getrennt. In die Lösung des
                              									Alizarins wird sodann anhaltend Kohlensäure eingeleitet, wodurch aus der rothen
                              									Flüssigkeit ein röthlicher Niederschlag, bestehend aus Natriumbicarbonat, Alizarin
                              									und alizarinsaurem Natron gefällt wird, während gleichzeitig die Wände des Gefäßes
                              									mit gelben Krusten von Alizarin sich bedecken. Der Niederschlag, mehrmals mit Wasser
                              									gewaschen, liefert durch Zersetzung mit Salzsäure oder Schwefelsäure das Alizarin
                              									als schöne orangefarbige Flocken, welche sich in Natronlauge völlig mit blauer Farbe
                              									lösen; ein unreines, in Natronlauge nicht vollständig lösliches Alizarin erhält man
                              									aus dem Filtrat durch Zusatz von Säuren. (Berichte der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft zu Berlin, 1872, Nr. 18.)
                           
                        
                           Ueber Türkischroth mit künstlichem Alizarin; von Dr. H. Grothe.
                           Es wird nicht zu viel gesagt seyn, wenn wir behaupten daß das künstliche Alizarin
                              									schon jetzt in keiner Druckerei mehr entbehrt werden kann, denn die Annehmlichkeiten
                              									welche die Dampfapplication gegenüber dem alten Färbeverfahren bietet, sind zu groß, und überhaupt
                              									war schon lange ein unbefriedigtes Bedürfniß da nach einer ächten und billigen
                              									Dampffarbe, welche man in Verbindung mit Anilinschwarz
                              									oder mit Chromgrün zu ganz ächten Dampfartikeln benutzen
                              									konnte.
                           Es wird, darüber ist kein Zweifel, das künstliche Alizarin immer mehr und mehr, in
                              									dem Maaße wie es billiger wird, die Krappfarbstoffe in allen ächten Artikeln der
                              									Kattundruckereien verdrängen. Aber auch in den Türkischrothfärbereien wird das künstliche Alizarin sehr bald eine große
                              									Rolle spielen und diese wollen wir nun näher betrachten.
                           Das Türkischroth wurde bisher ausschließlich mit Garancin
                              									gefärbt. Garancin enthält nur etwa 2–3 Procent Alizarin, daneben ebenso viel
                              									Purpurin und andere unächte gelbe und braune Farbstoffe. Fertiges Türkischroth
                              									enthält aber als Pigment gar kein Purpurin etc., sondern ausschließlich Alizarin in Verbindung mit Thonerde und Fettsäure. Alle die
                              									übrigen unächten Farbstoffe des Garancins sind deßhalb unnöthiger, den Färbeproceß
                              									hindernder Ballast, welcher durch langwierige und kostspielige Manipulationen wieder
                              									von dem Garne entfernt werden muß, was naturgemäß auch nicht ohne erhebliche
                              									Verluste an gutem Farbstoff geschehen kann.
                           Zu diesem Zwecke werden die Garne oder Zeuge nach dem Färben der Procedur des Abklärens unterworfen, einer Behandlung mit Seife und
                              									schwachen Alkalien unter hohem Druck, – sowie nachher mehrmals auf mehr oder
                              									weniger starken Seifenbädern avivirt, bis endlich alles Purpurin (und alle braunen
                              									und unächten Farbstoffe) wieder entfernt und die reine Alizarinfarbe bloßgelegt
                              									wird.
                           Dieser ganze Ballast und diese viele Arbeit wird vermieden bei der Anwendung des künstlichen Alizarins, denn dieses Product wird fast
                              									chemisch rein in den Handel gebracht und liefert daher gleich beim ersten Auffärben
                              									auf die Oelbeize eine reine rothe Farbe, die nach einem gelinden Aviviren in
                              									schwacher Seifenlösung einen wahrhaft prachtvollen Glanz zeigt und weitaus der nach
                              									dem alten Verfahren mit Garancin dargestellten vorzuziehen ist.
                           Der Vortheil, den also das künstliche Alizarin der Türkischrothfärberei bieten muß,
                              									ist handgreiflich, und die Ersparniß an Arbeitslohn, Kohlen, Seife, Alkali und
                              									Chlorkalk wird von Sachverständigen auf 20–25 Proc. der Gesammtfärbekosten
                              									geschätzt, vorausgesetzt natürlich daß das künstliche Alizarin zur stritten Parität
                              									des Garancinpreises verkauft würde, was freilich einstweilen noch nicht der Fall
                              									ist.
                           Aber es kann nicht wohl mehr bezweifelt werden, daß das künstliche Alizarin in der
                              									Zukunft den Krapp und das Garancin vollkommen verdrängen wird. Freilich ist dieß
                              									eine große Aufgabe, denn der Krapp bildet den bedeutendsten aller Farbstoffe und die
                              									Massen welche davon verwendet werden, sind ganz außerordentlich große.
                           Roscoe schätzte in einem Vortrage in der Royal Institution of Great Britain (Chemical News, 1870, Nr. 543 S. 184) die jährliche
                              									Gesammtproduction an Krapp auf 47,500 Tonnen von einem Geldwerthe von 2,150,000 Pfd.
                              									Sterl., das sind 950,000 Centner und für 14 1/2 Millionen Thaler. Man nimmt
                              									allgemein an, daß der Krapp nur ein Procent Alizarin enthält. Obige 950,000 Centner
                              									Krapp würden also vertreten seyn durch 475,000 Kil. künstliches Alizarin
                              									(trockenes). Ist dafür das Rohproduct, das Anthracen, zu
                              									beschaffen? Vor der Hand allerdings nicht, aber sicher in nicht allzu ferner
                              									Zukunft.
                           Jetzt wird nur ein sehr geringer Theil des im Theer enthaltenen Anthracens rein
                              									dargestellt und verwerthet, aber die Aufmerksamkeit der Theersieder hat sich erst in
                              									jüngster Zeit auf diesen Artikel gerichtet und die Production steigt von Tag zu
                              									Tag.
                           Nach den Untersuchungen von E. Kopp (Moniteur scientifique vom 15. August 1870) enthält der
                              									Theer ebenso viel Anthracen wie er Benzol enthält, und kommt die praktische Arbeit
                              									auch nur dahin, die Hälfte dieser thatsächlich im Theer enthaltenen Menge Anthracens
                              									darzustellen, so ist das mehr als zu der großen, oben bezeichneten Aufgabe nöthig
                              									ist. Wir können nicht umhin einzuschalten, daß wir berechtigt sind zu glauben, daß
                              									dieses nächste Ziel sehr bald erreicht seyn wird. Dr.
                              										Cohen in Amsterdam, der ja vielleicht der Erste war,
                              									welcher sich intensiv mit der Anthracen-Gewinnung im Großen beschäftigte,
                              									deutete uns bei Besichtigung seiner großartigen Fabrik im letzten Herbste an, daß er
                              									mit Hülfe neuer Methoden die Production an Anthracen
                              									schon jetzt zu steigern im Stande sey. Es ist das nur ein Beispiel, wie eifrig man
                              									daran arbeitet, dem obigen Ziele nahe zu kommen.
                           Die Energie unserer Chemiker und Fabrikanten wird aber auch schon die ihr gestellte Aufgabe vollbringen.
                              									Bereits werden große Quantitäten künstlichen Alizarins von der Firma Gebrüder Gessert in Elberfeld fabricirt, deren schönes Product man
                              									an allen Consumplätzen des In- und Auslandes antrifft. Auch H. W. Perkin in London lieferte bedeutende Mengen eines für den
                              									Kattundruck freilich noch nicht genügend gereinigten Productes an die
                              									Türkischrothfärbereien Glasgow's, und es ist mit
                              									Bestimmtheit zu erwarten, daß in kurzer Zeit auch von den anderen, namentlich
                              									deutschen Fabrikanten dieses Artikels namhafte
                              									Quantitäten an den Markt gebracht werden und daß dieser neue Industriezweig eine
                              									recht große Verbreitung finden wird. (Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei etc.,
                              									1878, Nr. 1.)
                           
                        
                           Extraction des Krapps nach Hilley's
                              									englischem Patent.
                           Die Krappwurzeln werden pulverisirt und mit Salmiak behandelt während 4 bis 10
                              									Stunden. Nach dieser Extraction wird die erhaltene Flüssigkeit abgedampft und man
                              									erhält so die Farbstoffe der Krappwurzel als Rückstand. Dieses Fabricat soll
                              									bedeutende Vortheile bieten gegenüber der gewöhnlichen Methode. (Musterzeitung,
                              									Zeitschrift für Färberei etc., 1872, Nr. 3.)
                           
                        
                           Die neue Waschmethode der Wollengarne mit
                              									Natronwasserglas.
                           Dem Referenten ist schon seit Jahren das Verfahren des Waschens der Wollengarne mit
                              									Natronwasserglas statt mit Soda und Seife bekannt, welches er bisher für seine
                              									Zwecke mit Vortheil benutzte.
                           Jetzt, da das Verfahren allgemeiner verbreitet ist und die Herren van Baerle und Comp.Man s. die Mittheilung der HHrn. von Baerle und
                                    												Comp. im polytechn. Journal, 1871, Bd. CC S.
                                    											423. in Worms, sowie ihr Filialgeschäft F. Sponnagel
                              									in Berlin das zu diesem Zweck erforderliche neutrale Wasserglas zur sehr billigen
                              									Preisen liefern, will er nicht mit der Veröffentlichung seiner wirklich praktischen
                              									Methode zurückhalten.
                           Man setzt behufs des Waschens von Zephir und Kammgarnen dem klaren Waschbade auf je
                              									100 Liter Wasser ein und ein halbes Liter Wasserglaslösung hinzu und wäscht in
                              									dieser Flüssigkeit die Wolle bei 45 bis 50° R. – in keinem Falle aber
                              									unter 45° R. – 10 bis 15 Minuten lang. Man bringt nun das Garn in ein
                              									zweites, 35 bis 40° R. warmes Bad, dem vorher auf je 100 Liter Wasser 1 Liter
                              										Wasserglaslösung zugesetzt wurde, behandelt das Garn
                              									10 Minuten lang nimmt heraus, läßt abkühlen und spült in fließendem Wasser.
                           Beim Waschen ordinärer Garne setzt man dem ersten Bade auf
                              									je 1 Liter Wasserglas 100 Gramme calcinirte Soda
                              									hinzu.
                           Will man Weiß herstellen, so setzt man dem zweiten Bade
                              									die Bläue hinzu, nimmt aber etwas weniger, als wenn man
                              									mit Soda oder Seife wäscht. Man zieht das Garn fünfmal in dem Bade um, und schwefelt dann, ohne zu
                                 									spülen.
                           Das beschriebene Verfahren ist leichter und billiger auszuführen als das gewöhnliche.
                              									Für auswärtige Färbereien empfiehlt es sich, statt der gewöhnlichen Wasserglaslösung
                              									Wasserglascrême von derselben Firma zu beziehen. U. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr. 3.)
                           
                        
                           Prüfung auf Holzzeug in Papier.
                           Es ist bekannt, daß die Reaction der Anilinsalze auf Fichtenholz benutzt wird, um ein
                              									Papier qualitativ auf seinen Gehalt an Holzzeug zu prüfen (mittelst des
                              									schwefelsauren Anilins, nach Schapringer). Diese Prüfung
                              									hat sich in den Fabriken eingebürgert und sie gibt wohl auch bei gewöhnlichem
                              									Papier, das, wie manches Druckpapier, 40 und mehr Procent an Holzfaser enthält,
                              									einen Anhaltspunkt, um Muster der Concurrenz rasch annähernd zu beurtheilen.Wegen der Unsicherheit in der Anzeige des Holzstoffes im Papier durch
                                    											schwefelsaures Anilin (da die durch schwefelsaures Anilin sich gelb färbende
                                    											Substanz im Pflanzenreiche außerordentlich verbreitet ist), hat Dr. Jul. Wiesner auf
                                    											die nothwendige Anwendung des Mikroskopes als Erkennungsmittel aufmerksam
                                    											gemacht, welches außer der Sicherheit im Nachweise auch noch den Vortheil
                                    											darbietet, nicht nur auf jene Art des Holzes, welche zur Bereitung des
                                    											Papieres diente, zu führen, sondern auch den mechanischen Zustand in welchem
                                    											die Faser im Papiere sich befindet, anzuzeigen; man s. polytechn. Journal,
                                    											1871, Bd. CCI. S. 156.A. d. Red. Die Holztheile färben sich beim Betupfen des Papieres mit der Lösung eines
                              									Anilinsalzes schwefelgelb.
                           Nimmt man anstatt eines Anilinsalzes die Lösung eines Naphtylaminsalzes, z.B. von salzsaurem Naphtylamin, so erhält man eine
                              									entsprechende, aber viel intensivere Reaction, welche deßhalb den Vorzug vor der
                              									erstgenannten verdient. Die Holztheile zeichnen sich hierbei rasch und lebhaft
                              									orange, wogegen die gelbe Färbung mittelst eines Anilinsalzes matt und trübe
                              									erscheint.
                           Bemerkenswerth ist hier auch die Reaction, welche die Salze einer Base geben, die Volley aus dem Mononitroanthracen dargestellt hat.
                              									Dieselben färben Fichtenholz blutroth und dürfte diese Farbenerscheinung für obigen
                              									Zweck an Deutlichkeit noch die der Naphtylaminsalze übertreffen. Doch gehört diese
                              									vom Anthracen abstammende Base noch in den Bereich der Laboratoriumspräparate,
                              									während das Naphtylamin und seine Salze überall und leicht im Handel bezogen werden
                              									können. Dr. K. (Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei
                              									etc., 1872 Nr. 3.)
                           
                        
                           Ueber Bestimmung des Traubenzuckers; von F. Jean.
                           Millon und Commaille haben in
                              									ihrer Arbeit über die gegenseitige Einwirkung der Kupferoxydulsalze und der
                              									Silberoxydsalze nachgewiesen, daß eine Lösung von Chlorsilber in Ammoniak mit einer
                              									Lösung eines Kupferoxydulsalzes einen Niederschlag von metallischem Silber gibt,
                              									dessen Gewicht der Quantität des in der Lösung enthaltenen Kupferoxyduls
                              									proportional ist. Ich habe mehrere Versuche angestellt, um diese Reaction zur
                              									quantitativen Bestimmung des Traubenzuckers zu verwerthen, und blieb bei dem
                              									nachfolgenden Verfahren stehen:
                           1 Decigramm Rohrzucker, in Traubenzucker umgewandelt, wurde einer Lösung von
                              									weinsaurem Kupferoxyd-Kali zugesetzt, dann das Gemisch in einem Glaskölbchen
                              									zum Sieden erhitzt. Es entstand ein Niederschlag von Kupferoxydul, welchen ich in
                              									Salzsäure löste; die erhaltene Lösung wurde stark ammoniakalisch gemacht und dann in
                              									ein Becherglas gegossen, welches eine Lösung von salpetersaurem Silberoxyd in
                              									Ammoniak enthielt. Das Gewicht des ausgefällten metallischen Silbers betrug 0,314
                              									Grm.; bei drei anderen Versuchen erhielt ich 0,316, 0,314, 0,315 Grm. Die Theorie
                              									verlangt 0,315 Grm.; das Verfahren ist daher für die quantitative Analyse brauchbar;
                              									1 Aequivalent Traubenzucker entspricht 5 Aequivalenten metallischen Silbers, oder
                              									100 Th. Traubenzucker entsprechen 300 Th. Silber, und 100 Th. Rohrzucker 316 Th.
                              									Silber. (Comptes rendus, t. LXXIII p. 1397; December 1871.)
                           
                        
                           Prüfung des peruvianischen Balsams auf seine Reinheit.
                           Auf die Prüfung des peruvianischen Balsams sehen wir uns
                              									veranlaßt, besonders aufmerksam zu machen. Man kann annehmen, daß 2/3 der
                              									Handelssorten kein reiner peruvianischer Balsam sind, wobei sehr wohl zugegeben
                              									werden kann, daß die Verfälschung nicht in letzter Hand vorgenommen wird. Die
                              									Prüfung ist sehr leicht:
                              									Löst man nämlich 1 Theil Kochsalz in 5 Theilen Wasser, so erhält man eine
                              									Flüssigkeit von 1,125 spec. Gewicht. Der peruvianische Balsam zeichnet sich aber vor
                              									allen anderen Balsamen, resp. fetten Oelen, mit welchen er verfälscht werden könnte,
                              									durch sein hohes spec. Gewicht von 1,140 bis 1,160 aus, und hierin liegt auch seine
                              									Prüfung. Nimmt man auch an, daß der Perubalsam in Folge verschiedener
                              									Herstellungsmethoden nicht ganz das Gewicht von 1,140 bis 1,160 erreichte, so muß
                              									wenigstens die Anforderung gestellt werden, daß er schwerer als 1,125 ist, d.h. also
                              									es muß, wenn man einen Tropfen davon in jene oben erwähnte Kochsalzlösung fallen
                              									läßt, derselbe untersinken. – Von vier Sorten, welche wir in dieser Weise
                              									prüften, entsprach nur eine einzige dieser Anforderung; es ist dieß gleichzeitig ein
                              									Beweis, daß der allenfalls denkbare Einwand, der gegenwärtige Perubalsam sey an sich
                              									specifisch leichter als der in früheren Zeiten, nicht stichhaltig ist.
                           Der ächte schwere Balsam ist also im Handel vorhanden, somit auch zu erlangen, man
                              									weise nur den leichten ganz einfach zurück. (Apotheker-Zeitung, 1871, Nr.
                              									43.)
                           
                        
                           Verfahren zum Entkletten der Wolle.
                           Man füllt ein hölzernes Gefäß mit lauwarmem Wasser, löst in diesem auf je 10 Pfd.
                              									Waare 2 Pfd. Alaun und setzt dann dem Wasser so viel Schwefelsäure zu, daß die
                              									Flüssigkeit 6° Baumé schwer wird. In das so hergestellte schwach saure
                              									Bad bringt man die gewaschene Stückwaare und läßt sie so lange darin liegen, bis man
                              									an der eingenähten Nummer des Stückes oder an größeren Kletten die Wirkung der Säure
                              									wahrgenommen hat. Hierauf wird die Waare aufgeschlagen und behufs gründlichen
                              									Ablaufens längere Zeit liegen gelassen. Man trocknet dann in einem möglichst heißen
                              									Raum und befreit sie hierauf in einer leichten Rauhmaschine oder scharfen
                              									Bürstmaschine von den gänzlich zerstörten Kletten. Nun erst wird die Waare nach
                              									Vorschrift eingewalkt und kann dann zu jeder beliebigen Farbe verwendet werden.
                              									Durch Erwärmen des Säurebades kann man allerdings eine radicalere Wirkung erzielen,
                              									doch wird dann auch leicht die Wollfaser angegriffen. Es ist also beim Einsäuren die
                              									größte Vorsicht anzuwenden. Stückwaare, welche baumwollene Kette hat, darf
                              									selbstverständlich diesem Proceß nicht ausgesetzt werden, da in solchem Fall mit den
                              									Kletten auch die Kette zerstört würde; hier müssen die Kletten schlechterdings
                              									fortgefärbt werden. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr.
                              									2.)
                           
                        
                           Ueber die in England bezüglich der Verwendung der
                              									Cloakenstoffe als Dünger angestellten Erörterungen.
                           Wie früher mitgetheilt wurde,Man s. den „Bericht über die in England angewandten Verfahren zum
                                       												Reinigen von Schleusenwässern auf chemischem Wege behufs der
                                       												Düngergewinnung“ im polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVII S.
                                    											373. hat die British Association ein Comité
                              									von Chemikern und Ingenieuren zur Erörterung des in der Ueberschrift erwähnten
                              									Gegenstandes gebildet. Dieses Comité hat seine Arbeiten während des Jahres
                              									1870 mit vielem Eifer fortgesetzt. Der ziemlich gedrängt abgefaßte Bericht erfuhr
                              									auf der Versammlung der British Association in Edinburg
                              									(1871) weit weniger Opposition, als auf der früheren in Liverpool; bloß eine oder
                              									zwei Stimmen erhoben sich, um das Dry-Closet-System zu preisen, und für die Vortheile von
                              									Präcipitationsmethoden trat diesesmal gar kein Kämpe auf. Trotzdem die
                              									Untersuchungen des Comité's im vergangenen Jahre bereits weit genug gediehen
                              									waren, um mit Entschiedenheit behaupten zu können, daß die beste Verwendungsweise
                              									des Cloakeninhaltes die mittelst Berieselung sey, und daß demzufolge das Water-Closet-System das
                              									empfehlenswertheste sey, wurde doch – wahrscheinlich aus Rücksicht auf die
                              									vielen gegnerischen Stimmen – im Gange der letzten Arbeiten noch einmal dem Dry-Closet-Systeme und der
                              									Präcipitationsmethode Aufmerksamkeit zugewendet. Eine specielle Erhebung in
                              									Lancaster durch Dr. Corfield
                              									ergab wenig Günstiges für das obige System. Von den vielen früher schon beobachteten
                              									Niederschlagsmethoden wurde das der HHrn. Forbes und Price einer erneuerten Prüfung unterzogen. Der Proceß
                              									wird in Tottenham im Großen ausgeführt Ein Theil der Londoner Cloakenmasse wird
                              									daselbst in Bassins von etwa 150000 Gallons Inhalt gepumpt, und während des
                              									Einlaufens in diese großen Behälter wird der Schlamm erst mit phosphorsaurer
                              									Thonerde und nachher mit Kalkmilch vermengt. Der Kalk dient zum Niederschlagen
                              									überschüssiger Phosphorsäure. Nach dem Absitzen der Mischung wird das überstehende
                              									Wasser vollkommen klar und geruchlos gefunden; allein es enthält so viel Ammoniak,
                              									wie gewöhnliche verdünnte Cloakenmasse; doch ist es frei von Salpeter- und
                              									Salpetrigsäure, Schwefelwasserstoff und Phosphorsäure. Der Bodensatz in den Bassins
                              									ist auch ganz geruchlos und bleibt so, selbst nach längerem Stehenlassen an der
                              									Luft. Der Vortheil dieses Verfahrens besteht somit in der Zerstörung der üblen
                              									Gerüche; sonst sind hier dieselben Mängel, wie bei den meisten anderen
                              									Präcipitationsmethoden; der resultirende Dünger entbehrt des werthvollen Ammoniaks,
                              									und die Abzugswässer sind zu schlecht um in einen reinen Fluß geleitet werden zu
                              									können. Unter den bei der Versammlung zu Liverpool vorgebrachten Einwendungen gegen
                              									das directe Berieselungssystem war auch die von Dr. Cobbold gemachte Behauptung, daß die Eier gewisser
                              									Eingeweidewürmer durch den Cloakendünger auf die Felder gebracht und dann mit den
                              									auf denselben gewachsenen Futterpflanzen in das Mastvieh eingeführt würden. Es wurde
                              									nun ein Ochse, der ein Jahr lang ausschließlich mit von Versuchsfeldern kommenden
                              									Gräsern gefüttert worden war, geichlachtet, und seine Eingeweide etc., von den HHrn.
                              										Cobbold, Corfield und Marshal sorgfältig untersucht. Keine Spur von Parasiten konnte entdeckt
                              									werden. Die fortgesetzten Beobachtungen über die Irrigationsversuche schlossen
                              									diesesmal auch die Temperatur der durch den Boden filtrirten Wässer ein. In der
                              									Regel sind die Abzugswässer kühler, als die Cloakenwässer. Allein in Fällen wo die
                              									Filtration durch den Boden eine ungenügende gewesen (wenn z.B. zu viel
                              									Cloakenflüssigkeit in einer bestimmten Zeit durch dasselbe Bodenstück getrieben
                              									worden war), war die Temperatur der abfließenden Wässer dieselbe, wie die der
                              									zuströmenden, ja in einzelnen Fällen sogar einen halben Grad höher. Natürlich
                              									enthalten diese Wässer dann auch reichlich Ammoniak und organische Stoffe. Die
                              									Ernte-Resultate auf den verschiedenen Versuchsstationen waren auch Heuer
                              									überraschend günstig. Die Ergebnisse der bis heute gemachten Erfahrungen weisen
                              									somit zu dem schon im Jahre 1870 gewonnenen Schlusse, daß der durch die Cloaken der
                              									Städte passirende Dünger nur mittelst Berieselung vortheilhaft auf die Felder
                              									gebracht werden kann; während der Boden bei dieser Behandlungsart alle werthvollen
                              									Bestandtheile der Cloakenmasse erhält, werden den Wohnhäusern durch die
                              									Wasser-Closets Reinlichkeit und Bequemlichkeit gesichert. Das Einzige,
                              									welches hier noch nicht als günstig zu betrachten ist, sind die Kosten. Allein die
                              									bisherigen Experimente, wenn gleich ausgedehnt genug zur Entscheidung anderer
                              									Punkte, mögen vielleicht noch zu beschränkt gewesen seyn, um die ökonomische Frage
                              									zu beantworten. Sollte es sich aber auch herausstellen, daß dieses Verfahren den
                              									Städten mehr aus- als eintragen würde, so ist es doch, wenn man auf die
                              									Sanitätsverhältnisse Rücksicht nimmt, immerhin das einzig empfehlenswerthe. Die
                              									Stadtgemeinden zahlen für Beleuchtung, für Straßenkehren; warum soll die Reinhaltung
                              									der Luft, die wir athmen, der Flüsse, deren Wasser wir trinken, nicht ein legitimer
                              									Posten im communalen Budget seyn? (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu
                              									Berlin, 1871, Nr. 15.)