| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. , S. 240 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Hydraulische Biegemaschine für Panzerplatten.
                           Auf den Werken von Westwood, Baillie und Comp. zu Cubitt Town wird gegenwärtig eine kolossale
                              									hydraulische Biegemaschine für Panzerplatten angefertigt, welche in den Pembroke
                              									Docks aufgestellt werden soll. Das Bett dieser Maschine besteht aus Gußeisen und ist
                              									hinreichend stark, um einen Druck von 4000 Tonnen auszuhalten. Die vier Säulen sind
                              									aus dem besten Ramaßeisen (scrap iron) geschmiedet und
                              									besitzen über das Gewinde zum Aufschrauben der Muttern 13 Zoll (329 Millimeter)
                              									Durchmesser. Der Abstand derselben soll 7 Fuß (2130 Millimeter) betragen. Das
                              									Querhaupt, welches eben bearbeitet wird, wiegt roh 28 Tonnen 9 Centner, ist 11 Fuß 4
                              									Zoll (3450 Millimeter) lang, 5 Fuß (1520 Millimeter) breit und 4 Fuß 8 Zoll (1420
                              									Millimeter) hoch, und mit drei durchlaufenden Höhlungen versehen; dasselbe wird von
                              									vier Muttern getragen werden, welche bei 21 Zoll (532 Millimeter) Durchmesser 10
                              									Zoll (254 Millimeter) Dicke besitzen, so daß es in die gehörige Stellung gehoben
                              									oder gesenkt werden kann. Der Cylinder besitzt 40 Zoll (1013 Millimeter) inneren
                              									Durchmesser und 7 3/8 Zoll (187 Millimeter) Wandstärke. Derselbe ist aus einem
                              									inneren dünnen Ringe von Schmiedeeisen gebildet, welchen starke gußstählerne Ringe
                              									umgeben. In den Cylinder wird ein gußeiserner Preßkolben von gleichem Durchmesser
                              									eingesetzt, und endlich noch ein kleiner Preßcylinder aus Kanonenmetall an dem
                              									großen angebracht, um ihn von der einen Seite des Bettes nach der anderen
                              									verschieben zu können. Der Mittelring des großen Cylinders besteht aus einer
                              									schmiedeeisernen Platte von 4 Fuß, 10 Zoll (1470 Millimeter) im Quadrat, 5 Zoll (126
                              									Millimeter) stark, welche etwa um 1 1/2 Zoll über die äußeren Ringe vorsteht, so daß
                              									sie ein Gleitstück bildet, womit der Cylinder in seiner Führung gehalten und vor dem
                              									Umwerfen geschützt wird. Zu der Maschine gehören vier Preßpumpen aus Kanonenmetall,
                              									welche mit sehr kräftigen Betriebsmechanismen versehen sind. Zwei derselben haben je
                              									1 Zoll (25 Millimeter) und zwei je 2 1/4 Zoll (57 Millimeter) Durchmesser; sie
                              									werden alle zusammen durch eine starke Excenterwelle betrieben und sind so
                              									angeordnet, daß immer nur je eine Pumpe Druck auf den Preßkolben ausübt. Die Welle
                              									wird durch Zahnrad und Getriebe bewegt, welches letztere sammt einem kleinen
                              									Schwungrade auf der Welle steckt, worauf die Fest- und Losscheibe angebracht sind. Der
                              									Durchmesser dieser Scheiben beträgt 18 Zoll (456 Millimeter) und die Geschwindigkeit
                              									derselben 200 Umdrehungen per Minute. Das Gewicht der
                              									ganzen Maschine wird etwa 80 Tonnen erreichen. (Mechanics'
                                 										Magazine, November 1871, S. 359; polytechnisches Centralblatt, 1871 S.
                              									1564.)
                           
                        
                           Neue Münzsortirmaschine.
                           Das k. k. Münzamt in Wien veröffentlicht einen Bericht über eine von L. Seyß in Atzgersdorf construirte neue Münzsortirmaschine,
                              									welche seit 1/4 Jahr im Münzamt ununterbrochen in Thätigkeit ist und sich sehr gut
                              									bewährt. Man war seit langer Zeit mehrfach bemüht, statt, wie bisher in allen
                              									Münzstätten geschieht, die Münzplättchen mittelst Handwaagen zu sortiren, dieß durch
                              									selbstthätige Maschinen verrichten zu lassen. Schon bei der Einrichtung der neuen
                              									Münze in Wien im J. 1838 wurde eine von dem Mechaniker Wurm erdachte Maschine zu diesem Zwecke aufgestellt. Sie mußte jedoch bald
                              									außer Gebrauch gesetzt werden, da sie keine genügende Sicherheit gewährte, indem die
                              									Münzplättchen nicht immer in die entsprechenden Fächer gelangten und die Waagen
                              									wegen der stoßweisen Bewegung, der sie fort und fort ausgesetzt waren, sich schnell
                              									abnutzten. Dem Mechaniker Seyß in Atzgersdorf ist es nun
                              									nach vielfachen Bemühungen gelungen, diesem Bedürfnisse abzuhelfen. Die allgemeine
                              									Einrichtung der von ihm construirten Maschine ist folgende: Zum Abwägen der
                              									Münzplättchen sind 10 mit allen nöthigen Correctionsvorrichtungen versehene, ganz
                              									feine Waagen von großer Empfindlichkeit bestimmt. Die Münzplättchen gleiten aus
                              									einer Vorrathhülse, durch die Wirkung der Maschine selbst, auf die Waagschalen,
                              									welche in dem Augenblicke wo dieß geschieht, durch eine sinnreiche Vorrichtung
                              									festgehalten werden, so daß kein Stoß auf die Schneiden der Waagen erfolgen kann,
                              									wodurch ihre Dauerhaftigkeit gesichert ist. Nachdem die Münzplättchen auf die
                              									Waagschalen gelangt sind, macht die erwähnte Vorrichtung diese wieder frei, worauf
                              									die Waagebalken arretirt und sodann ausgelöst werden, so daß die nun erst belasteten
                              									Waagen, und zwar immer aus der horizontalen Lage, während einer gewissen Zeit ganz
                              									frei spielen, ohne durch irgend eine Reibung gehindert zu werden. Die an den Waagen
                              									befindlichen Aufhängegewichte, durch welche eigentlich die Sonderung der
                              									Münzplättchen nach genau festgesetzten Gewichtsdifferenzen in höchst sinnreicher und
                              									sicherer Weise bewirkt wird, heben sich im rechten Moment vom Balken ab und gelangen
                              									wieder zur rechten Zeit an ihre frühere Stelle. Sobald nun der Waagebalken vermöge
                              									der obigen Aufhängegewichte in einer gewissen Stellung in die Ruhelage kommt, wird
                              									das gewonnene Münzplättchen ausgelöst und gelangt in einen mit der jeweiligen
                              									Stellung der Waagschale correspondirenden Canal, durch welchen es in das zu seiner
                              									Aufnahme bestimmte Fach rollt. Solcher Canäle befinden sich fünf über einander, so
                              									daß fünf Sorten von Plättchen gesondert werden, nämlich viel zu schwere, etwas zu
                              									schwere, dann zwei Sorten von solchen welche innerhalb des gesetzlichen Remedium
                              									fallen, und zwar die einen mit positiver, die anderen mit negativer Abweichung, und
                              									endlich solche die überhaupt zu leicht sind. Um die Maschine in Function zu setzen,
                              									genügt es, die durch dieselbe gehende Achse zu drehen, was mittelst der durch den
                              									Saal laufenden Transmissionswelle geschieht; eine Person reicht für zwei Maschinen
                              									hin, die Eintraghülsen stets mit neuen Plättchen zu füllen. Der ganze Mechanismus
                              									ist mittelst eines Glaskastens abgeschlossen und so vor Staub und jeder Verletzung
                              									geschützt. Von jeder Waage werden 4, daher von sämmtlichen 10 Waagen 40 Stück
                              									Münzplättchen pro Minute gewogen; in 10 Arbeitsstunden
                              									werden somit 20,000 bis 24,000 Plättchen durch die Maschine sortirt. Diese
                              									Leistungsfähigkeit der neuen Maschine ist um so mehr eine höchst befriedigende, als
                              									bei der Zuverlässigkeit der Sortirung eine nochmalige Controlle durch stückweises
                              									Nachwägen der abfallenden zwei Sorten vollwichtiger Plättchen nicht mehr nothwendig
                              									ist, was bei der Sortirung mittelst Handwaagen, wegen der Möglichkeit des Verwerfens
                              									der Plättchen, immer geschehen muß. Dadurch aber, daß die Maschine die zu schweren
                              									Plättchen noch nach zwei von einander nur wenig verschiedenen Gewichtsgattungen
                              									trennt, welche unter einander ein nahezu gleiches Gewicht haben, kann die folgende
                              									Operation des Justirens mittelst der Schabmaschine mit weit größerer Präcision
                              									ausgeführt werden, indem sich die letztere leicht so stellen läßt, daß durch ein
                              									einmaliges Abschaben oder Feilen das erforderliche Normalgewicht erlangt wird. Bei
                              									einiger Aufmerksamkeit läßt es sich so fast ganz vermeiden, daß einzelne Plättchen
                              									zu leicht ausfallen, was ein Nachtheil ist, weil solche Plättchen wieder
                              									eingeschmolzen werden müssen.
                           Die Erfindung dieser Sortirmaschine ist somit ein wesentlicher Fortschritt auf dem
                              									Gebiete der Münztechnik und verdient um so mehr Anerkennung, als durch sie das
                              									schwierige Problem der sicheren Sortirung der Münzen nach ihrem Gewicht auf
                              									mechanischem Weg, an dem sich schon so viele ausgezeichnete Mechaniker versucht
                              									haben, in einer Weise gelöst wurde, die in der That nichts mehr zu wünschen übrig
                              									läßt. Bei ihrer großen Empfindlichkeit ist die Maschine übrigens auch für Goldmünzen
                              									ohne Anstand verwendbar. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
                              									Hüttenwesen, 1871.)
                           
                        
                           Schwefelnatrium als Löthrohrreagens, von Jean.
                           Die Anwendung desselben beruht darauf, daß dasselbe mit Metallen in der Schmelzhitze
                              									klare Sulfosalze gibt oder opake Massen von verschiedener Färbung. Man schmilzt die
                              									zu untersuchende Substanz in der Reductionsflamme mit Borax zusammen, fügt
                              									Natriumpolysulfuret hinzu, und erhitzt in der Reductionsflamme weiter. Eisen, Blei,
                              									Wismuth, Nickel, Kobalt, Palladium, Thallium, Silber, Kupfer, Uran etc. geben eine
                              									braune oder schwarze opake Masse; Zink eine weiße opake; Cadmium in der Hitze
                              									Scharlachroth, in der Kälte Gelb; Mangan schmutzig Kastanienbraun; Gold und Platin
                              									eine klare, durchscheinende, mahagonifarbene Masse; Zinn eine durchscheinend
                              									gelbbräunliche Masse; Chrom gibt Grün; Arsen und Antimon geben eine farblose klare
                              									Masse; Vanadin und Iridium geben eine blutrothe Masse. (San
                                 										Francisco Scientific Press, 1871, vol. XXIII,
                              										No. 13; berg- und hüttenmännische Zeitung,
                              									1871, Nr. 48.)
                           
                        
                           Zur qualitativen Bestimmung des Wismuths.
                           Hierzu empfiehlt sich ein von Prof. v. Kobell angegebenes
                              									Verfahren durch Einfachheit und außerordentliche Schärfe. Die zu untersuchende
                              									Substanz wird, falls sie schwefelfrei ist, mit einem Gemenge von gleichen Theilen
                              									Jodkalium und Schwefelblumen (enthält sie den zur Zersetzung des Jodkaliums
                              									erforderlichen Schwefel, so genügt natürlich das Salz allein), auf Kohle vor dem
                              									Löthrohr in gewöhnlicher Weise behandelt. Ein sehr flüchtiger, intensiv scharlachroth gefärbter Beschlag von Wismuthjodid verräth
                              									sofort Spuren des Metalles, welche keine der bisher bekannten Reactionen
                              									nachzuweisen im Stande war. Auf diese Weise hat z.B. Hr. Professor Richter in Freiberg in den derben Weißnickelkiesen, dem
                              									sogenannten Chloantit, der Schneeberger Gegend, stets Wismuth gefunden, während die
                              									krystallisirten Varietäten frei davon sind. Bleihaltige Substanzen in derselben
                              									Weise behandelt, geben einen tief gelben Beschlag; ihre Anwesenheit beeinträchtigt
                              									die Wismuthreaction nicht. (Berggeist, 1872, Nr. 9.)
                           
                        
                           Schwefelcadmium zum Gelbfärben von Toiletteseifen.
                           Im Jahrg. 1871 des polytechn. Journals, Bd. CCI S. 81, war als bestes Mittel zum
                              									Gelbfärben feiner Seifen des Schwefelcadmiums Erwähnung gethan. Die Färbekraft des
                              									Cadmiumgelb ist in der That so groß, daß seine Verwendung zu genanntem Zweck selbst
                              									bei dem gegenwärtig bedeutend gestiegenen Preise noch lohnend erscheint,
                              									vorausgesetzt daß das Schwefelcadmium frei ist von Verunreinigungen, welche seine
                              									Färbekraft beeinträchtigen. Letzteres dürfte leider nicht bei allen in den Handel
                              									gelangenden Sorten der Fall seyn, da uns ein Schwefelcadmium in die Hand kam,
                              									welches nicht unbedeutende Mengen Zinkweiß enthielt. Auf eine solche Verfälschung
                              									aufmerksam zu machen, halten wir für unsere Pflicht, umsomehr als diese Beimischung
                              									nicht so leicht der äußeren Beschaffenheit nach zu erkennen ist. Am leichtesten
                              									ergibt sich ein solcher Zusatz von Zinkweiß, wenn das fragliche Schwefelcadmium mit
                              									starkem Essig einige Zeit in der Wärme behandelt wird; etwa vorhandenes Zink wird gelöst, und die Lösung
                              									gibt dann mit Soda übersättigt einen weißen Niederschlag. (Mittheilung der
                              									chemischen Fabrik auf Actien, vormals E. Schering, in
                              									Berlin.)
                           
                        
                           Verwendung des krystallisirten Silbersalpeters für
                              									photographische Bäder.
                           Schon vor Jahren wurde von competenter Seite für photographische Silberbäder der
                              									ausschließlichen Verwendung des krystallisirten salpetersauren Silbers an Stelle des
                              									altherkömmlichen, geschmolzenen und in Stangen gegossenen Höllensteines das Wort
                              									geredet. Es wurde damals schon nachgewiesen, daß beim Schmelzen des Silbersalpeters
                              									selbst bei größter Vorsicht es sich nicht vermeiden lasse, daß kleine Mengen von
                              									salpetrigsaurem Silber gebildet werden, und daß diese später im photographischen
                              									Bade zur Bildung von Schleiern (d.h. gleichmäßigen Ausscheidungen von
                              									Silberniederschlägen über die ganze Negativplatte) Veranlassung geben, welche selbst
                              									durch Zusatz von Salpetersäure zum Bade nicht fortgeschafft werden können. Es kommt
                              									hier dazu, daß geschmolzener Silbersalpeter nicht selten eine stark alkalische
                              									Reaction zeigt, welche dem praktischen Photographen eine sehr vorsichtige und daher
                              									nicht leicht zu bewerkstelligende Neutralisation aufnöthigt.
                           Im Gegensatz hierzu erweist sich das krystallisirte salpetersaure Silber stets
                              									absolut frei von salpetrigsaurem Salz, und die Spuren von Salpetersäure, welche den
                              									Krystallen etwa anhängen, sind bei sonst normaler Reinheit des Silbersalzes nicht
                              									schädlich, sondern sogar vortheilhaft, da jedes photographische Silberbad eine wenn
                              									auch ganz geringe Spur freier Salpetersäure nöthig hat.
                           Da die geschilderten Vorzüge des kystallisirten Silbersalpeters vor dem Höllenstein
                              									in Stangen, wie uns die Praxis lehrt, in letzter Zeit mehr und mehr in Vergessenheit
                              									gerathen sind, erlauben wir uns heute, dieselben wieder in Erinnerung zu bringen. Es
                              									verdient bemerkt zu werden, daß sowohl in England und Amerika, als auch zum größten
                              									Theil in Frankreich für die Photographie schon seit vielen Jahren fast nur das
                              									krystallisirte Salz verwendet wird. (Mittheilung der chemischen Fabrik auf Actien,
                              									vormals E. Schering, in Berlin.)
                           
                        
                           Retouchirfirniß für Photographen.
                           Es würde eine schwere Aufgabe seyn, alle die verschiedenen Firnisse aufzuzählen,
                              									welche von den Photographen zur Beschützung ihrer Negativs empfohlen und benutzt
                              									worden sind. Fast alle bekannten Gummi- und Harzsorten, und alle möglichen
                              									Flüssigkeiten würden in diesem Verzeichnisse vorkommen. Einige Photographen haben
                              									ausgesprochen, die Auffindung eines guten Negativlackes gehöre zu den schwierigsten
                              									Aufgaben. Der eine Lack wird unter dem Einflusse der Sonnenhitze im Copirrahmen
                              									weich und klebrig, der andere ist zu hart und nicht elastisch genug, reißt daher;
                              									ein dritter dehnt sich auf der Glasplatte aus und hebt sich in unregelmäßigen
                              									Figuren davon ab. Nun ist aber nicht zu bestreiten, daß es doch viele Sorten von
                              									Lack gibt, welche keinen dieser Fehler besitzen.
                           In letzter Zeit ist eine neue Eigenschaft des Lackes Bedürfniß geworden. Er soll
                              									nämlich keine glänzende, sondern eine rauhe Schicht liefern, auf der sich mit
                              									Graphitstiften retouchiren läßt, ohne indessen die übrigen Eigenschaften eines guten
                              									Negativlackes einzubüßen.
                           Unter den zahlreichen zur Firnißfabrication verwendeten Harzen gibt es kein zu
                              									photographischen Zwecken besser geeignetes, als Sandarach. Dieses Harz, welches in heißen Ländern aus der Rinde der Thuja articulata und der Juniperus communis ausschwitzt, liefert vortreffliche harte und farblose
                              									Firnisse. Man verwendet es häufig gemeinschaftlich mit dem härteren Schellack. Eine
                              									alkoholische Auflösung des Harzes liefert auf dem Negativ eine Schicht von
                              									bedeutender Härte, ist aber zu hart und bedarf noch eines Zusatzes. Man hat
                              									Canadabalsam, Terpenthin, Lavendelöl und andere Ingredienzien vorgeschlagen, Nichts
                              									aber ist zu diesem Zwecke besser geeignet, als das gewöhnliche Ricinusöl. Dieses Oel liefert der Firnißschicht auch die erforderliche
                              									Rauhheit, um die Graphitretouche anzunehmen.
                           
                           Keine Combination von Harzen hat uns Firniß mit denselben Eigenschaften geliefert,
                              									welche die Verbindung von Ricinusöl und Sandarach besitzt. Nur die klarsten
                              									ausgesuchten Stücke Sandarach dürfen indeß zum Retouchirfirniß verwandt werden,
                              									damit derselbe nicht zu dunkel wird.
                           Zum Auflösen des Sandarachs nimmt man Alkohol von mindestens 0,815 spec. Gewicht. Die
                              									Lösung wird so stark gemacht, daß sie die Consistenz einer Collodiumlösung erhält.
                              									Ein Theil Sandarach auf 6 Theile Alkohol wird das Verhältniß seyn, welches den
                              									meisten Photographen am besten paßt. Das Verhältniß des Ricinusöles richtet sich
                              									nach der Härte des Stiftes, mit dem man retouchiren will; je weicher der Stift,
                              									desto mehr Ricinusöl nimmt man. Mehr als 1 Theil Ricinusöl auf 4 Theile Sandarach
                              									darf man indessen nicht nehmen, weil sonst der Firniß zu weich wird.
                           Am besten regulirt man die Mischung, wenn man eine Auflösung von 1 Theil Sandarach in
                              									5 Theilen Alkohol, und eine zweite Lösung von 1 Theil Ricinusöl in 4 Theilen Alkohol
                              									bereitet. Dieß ist schon deßhalb nöthig, weil man bei Proben im Kleinen das
                              									ungelöste dicke Ricinusöl nicht genau messen kann. Man mischt beide Lösungen in
                              									solchem Verhältniß, daß 1 Maaßtheil Ricinusöl auf 5 bis 6 Gewichtstheile Sandarach
                              									kommt.
                           Auf einem Firniß, der aus 1 Theil Ricinusöl, 3 Thln. Sandarach und 18 Thln. Alkohol
                              									zusammengesetzt ist, läßt sich mit allen Sorten von Graphitstiften, mögen sie hart
                              									oder weich seyn, vorzüglich arbeiten. Die Schicht wird nicht dadurch
                              									angegriffen.
                           Vielleicht ist es vortheilhaft, für die Vorrathslösung etwas weniger Alkohol zu
                              									nehmen, um den Firniß vor dem Gebrauche beliebig verdünnen zu können.
                           Der hier beschriebene Firniß besitzt außer der Eigenschaft, die Retouche anzunehmen,
                              									alle Eigenschaften eines aus alkoholischer Schellacklösung bestehenden guten
                              									photographischen Firnisses. (Aus dem British Journal,
                              									durch das photographische Archiv, 1871 S. 241.)
                           
                        
                           Ueber Druckfarben für das künstliche Alizarin.
                           In Nr. 30 der Musterzeitung von 1871 habe ich nach Besprechung der Bedeutung der
                              									Alizarinfarben eine Reihe Recepte gegeben,Mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CCII S. 83. welche aus der Praxis entnommen waren, wo sie sehr vortheilhafte Anwendung
                              									gefunden hatten. Ich glaube wohl, daß kein unparteiischer Leser in der Fassung jenes
                              									Artikels die Absicht mir unterlegen könnte, als ob ich mir die Composition jener
                              									Recepte als meine Erfindung aneignen wollte, denn jeder
                              									aufmerksame Leser und Beobachter der Technik weiß, daß ich mich sehr wohl für die
                              									Entwickelung der künstlichen Alizarinindustrie interessire, daß ich aber nicht
                              									praktisch in derselben thätig bin. In der Reimann'schen
                              									Zeitschrift für Färberei Nr. 40 ist nun aber der Sachverhalt so sonderbar
                              									dargestellt worden, daß ich nicht umhin kann zu erklären: „daß mir nicht
                                 										in den Sinn gekommen ist, die Recepte für Druckfarben mit künstlichem Alizarin
                                 										als von mir herrührend darzustellen, daß ich sie vielmehr, wie ich auch
                                 										angedeutet habe, aus der Praxis entnommen habe.“ Ob Dr. Spirk dieselben entworfen
                              									hat, weiß ich nicht; – das ist auch ganz gleichgültig. Ich glaube jedoch das
                              									Verdienst mir beilegen zu dürfen, daß ich der Erste gewesen bin, der solche
                              									brauchbare und anerkannt treffliche Recepte dem weiteren interessirten Publicum
                              									zugänglich gemacht hat. In diesem Sinne werde ich auch ferner für das Gebiet der
                              									Färberei und Druckerei thätig seyn.
                           Dr. Hermann Grothe, Redacteur der Musterzeitung.
                           
                        
                           Nachtviolett von A. Clavel in
                              									Basel.
                           Derselbe soll Nachtviolet unter Ausschluß der Erzeugung von Grün so darstellen, daß er beim Erhitzen von Fuchsin mit Jodmethyl den Druck vermeidet. Dieß
                              									geschieht einfach, indem er den Apparat mit einem Glasrohr in Verbindung setzt, in
                              										welchem sich das bei
                              									der Erhitzung überdestillirende Jodmethyl immer wieder verdichtet und als
                              									Flüssigkeit in den Apparat zurückströmt, ein Vorgang den man gewöhnlich
                              										„Cohobiren“ nennt. Der Apparat ist ein gewöhnlicher
                              									gußeiserner Doppelkessel, in dessen Umhüllung Dampf einströmt. Der Deckel hat zwei
                              									Oeffnungen für zwei starke Glasröhren, welche mit einer bleiernen Kühlschlange in Verbindung stehen. Die Verbindung ist
                              									derart, daß die aus dem Apparat aufsteigenden Dämpfe in die bleierne Kühlschlange
                              									gelangen, in ihr abgekühlt werden und von da als Flüssigkeit in die zweite Glasröhre
                              									laufen, welche das Jodmethyl in regelmäßigem Strahl in
                              									den Apparat zurückführt. Für die Bereitung nimmt man Fuchsin, festes caustisches
                              									Natron und Jodäthyl nebst der gehörigen Quantität Holzgeist. Man kann auch Jodmethyl
                              									verwenden und nimmt dann als Lösungsmittel gewöhnlichen Alkohol. Man bringt das
                              									Fuchsin mit dem Natron in den Kessel und rührt die Masse unter Zusatz von Alkohol
                              									oder Holzgeist gleichförmig zusammen, setzt dann die Hälfte Jodäthyl hinzu, schließt
                              									den Deckel und stellt die Verbindung mit den beiden Enden der Kühlschlange her. Man
                              									erhitzt nun 6 Stunden lang, kühlt den Apparat ab und bringt die zweite Hälfte des
                              									Jodäthyls hinzu, worauf man nochmals 6 Stunden erhitzt. Nach dieser Zeit sperrt man
                              									durch einen Hahn die Verbindung zwischen Kühlschlange und zweitem Glasrohr ab, und
                              									verschafft durch Drehen eines anderen Hahnes der Kühlschlange unten einen Abfluß.
                              									Erhitzt man nun, so destillirt sämmtliches Jodäthyl mit Holzgeist über, welches man
                              									für eine folgende Operation aufbewahrt. Die Masse im Kessel wird herausgenommen und
                              									längere Zeit mit starker Natronlauge gekocht. Die Lauge enthält dann alles Jod als
                              									Jodnatrium, während das Violett in einem Kuchen sich abscheidet. Dieses befindet
                              									sich im Zustande einer unlöslichen Basis und wird, um es in Wasser löslich zu
                              									machen, mit Schwefelsäure verbunden. Zu diesem Zweck löst man den Kuchen in einer
                              									Mischung von Schwefelsäure und Wasser auf und scheidet, wenn die Lösung vollkommen
                              									ist, das Violett durch Zusatz von etwas Sodalösung aus; der Kuchen wird dann mit
                              									kaltem Wasser abgespült, in kochendem Wasser gelöst und die Farbe aus der filtrirten
                              									Lösung mit Kochsalz gefällt. Nach dem Trocknen hat man das sogenannte, in Wasser
                              									lösliche Nachtviolett des Handels, welches seinen Namen
                              									der Eigenschaft verdankt, bei künstlicher Beleuchtung nicht roth zu erscheinen, wie
                              									die gewöhnlichen Violetts, sondern seine prachtvolle Farbe behält. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr. 5.)
                           
                        
                           Färben der Baumwolle mit Fuchsin ohne Beize.
                           In Reimann's Färberzeitung ist hierzu folgende Methode
                              									angegeben. Man netzt das Baumwollgarn ohne zu kochen auf einem Stock im Kessel mit
                              									reinem Wasser sorgfältig an, bei dem Kochpunkt naheliegender Temperatur, und zieht
                              									dabei das Garn fortwährend um. Nachdem diese Behandlung 3/4 Stunden angedauert hat,
                              									spült man im Fluß und windet scharf und egal ab. Nun geht man in das Farbebad,
                              									hergestellt aus reinem Wasser mit 1/4 Pfd. Diamantfuchsin auf 100 Pfd. kochendes
                              									Wasser. Man gibt dann Garn in Partien von 20 bis 25 Pfund in das Wasserbad und setzt
                              									das Fuchsin ebenfalls in Partien zu. Nach jedesmaligem Farbstoffzusatz läßt man
                              									unter öfterem Nachziehen 10 Minuten stehen. Nach dem letzten Zusatz läßt man 1/2
                              									Stunde stehen, hebt dann heraus, windet scharf und egal wieder ab, und trocknet bei
                              									mäßiger Wärme. Je wärmer das Bad ist, desto blauer wird die Nüance. Diese Methode
                              									soll sehr bedeutende Vortheile bieten und der Urheber derselben (M. S.) gibt an, daß
                              									das Pfd. Garn 1 1/10 Sgr. hiernach zu färben koste.
                           
                        
                           Selbstentzündliche beschwerte Seide.
                           Vor einiger Zeit kamen nach Zeitungsberichten aus Frankreich große Mengen beschwerter
                              									Seide, welche sich im Eisenbahnwaggon von selbst entzündet haben und verbrannt seyn
                              									sollen. Diese Beschwerung, bemerkt Ferd. Springmühl, hat
                              									wohl nur durch pikrinsaures Bleioxyd stattfinden können, da dieses sowohl als
                              									Farbstoff, wie auch zugleich als Beschwerungsmittel fungiren kann. Mit pikrinsaurem
                              									Bleioxyd kann man ohne
                              									Beize die Seide orangegelb färben und andere Farben durch Ueberfärben mit Blau etc.
                              									leicht erzeugen. Inwiefern das pikrinsaure Blei zum Schaden des Publicums zugleich
                              									als Beschwerungsmittel dient, ist leicht einzusehen. Je mehr die Seide mit diesem
                              									Salze imprägnirt ist, um so entzündlicher ist sie auch. Eine Explosion ist
                              									selbstverständlich niemals zu befürchten, da die Menge des explosiven Körpers im
                              									Verhältniß zu der schwerverbrennlichen dichten Seide doch stets ziemlich gering ist.
                              									Entzündet man die mit pikrinsaurem Bleioxyd gefärbte Seide, so brennt sie, manchmal
                              									lebhaft glimmend, sehr schnell und hinterläßt viel Asche. Durch Reiben an Steinen
                              									ließ sich bei Springmühl's Versuchen oftmals die Seide
                              									von selbst entzünden, worauf sie von selbst nicht wieder erlischt, sondern unter
                              									Knistern verglimmt. Man sieht daher leicht die Gefährlichkeit des Beschwerens und
                              									Färbens der Seide mit pikrinsaurem Bleioxyd.
                           Will man dasselbe auf der Seidenfaser erkennen, so behandle man ein Stück derselben
                              									mit heißem Wasser, welchem man etwas chromsaures Kali zusetzt, worauf die
                              									charakteristische Farbe des chromsauren Bleioxydes und ein gelber Niederschlag in
                              									der Flüssigkeit entsteht. In dem Wasser kann man alsdann durch die gewöhnlichen
                              									Reagentien (Cyankalium etc.) die Pikrinsäure nachweisen. (Musterzeitung, Zeitschrift
                              									für Färberei etc., 1872.)
                           
                        
                           Ueber die Ventilation von Färbereien.
                           Die Ventilation von Färbereien, besonders solcher bei denen viel Wasen erzeugt wird,
                              									wird bisher noch als ungelöstes Problem betrachtet. Gewöhnlich begnügt man sich
                              									damit, einen Dachreiter auf die überkreuzten Sparren des Färbereidaches aufzusetzen.
                              									Dieses Verfahren hat aber gerade oft die umgekehrte Wirkung. Der in der Färberei
                              									erzeugte Wasserdampf wird durch die einströmende kalte Luft condensirt und von einem
                              									Abzug des Wasens ist kaum die Rede.
                           Andere Färber glaubten dem Uebelstand vollständig abzuhelfen, wenn sie einen
                              									Ventilator aufsetzten, der, durch mechanische Kraft in Bewegung gesetzt, den Wasen
                              									entfernen sollte. Maschinenbauer construirten eigene Ventilatoren für diesen Zweck;
                              									aber dieses Princip, so einleuchtend es erscheinen mag, hat sich für Färbereien
                              									durchaus nicht bewährt. Die Masse des immerwährend von Neuem entwickelten
                              									Wasserdampfes ist viel zu groß, als daß ein Ventilator im Stande seyn sollte, ihn
                              									fortzuschaffen, oder derselbe müßte in sehr großen Dimensionen ausgeführt seyn.
                           Man hat ferner die Färberei überwölbt, Ventilationsschornsteine aufgesetzt, die aber
                              									der kalten äußeren Luft den Eintritt gestatten und einen undurchdringlichen Wasen in
                              									der Färberei hervorrufen.
                           Wir haben in unserer neuerbauten Tuchfärberei ein bekanntes altes Princip für diesen
                              									Zweck zur Anwendung gebracht: das Princip des Injectors, dasselbe Princip, nach
                              									welchem schon vor vielen Jahren die drehbaren Schornsteinaufsätze construirt wurden.
                              									Unsere Färberei ist 40 Fuß im Quadrat; über dem Dach ist ein Reiter angelegt, der
                              									bei einer Breite von 13 Fuß eine Höhe von 6 Fuß über dem Dach hat. Die beiden
                              									Hängesäulen des Hängewerkes bilden in der Verlängerung die Säulen des Reiterdaches,
                              									welches so flach als möglich construirt ist, während das Färbereidach eine Neigung
                              									von 4 zu 1 hat. Der Reiter ist bis zur halben Höhe mit Mauerwerk ausgefacht. In der
                              									oberen Hälfte sind dagegen auf allen vier Seiten Jalousien von Eisenblech
                              									angebracht. Diese Jalousien werden nur immer an der Seite geöffnet, nach welcher der
                              									Wind geht, während die gegenüber liegende Seite geschlossen bleibt. Die kalte äußere
                              									Luft kann also niemals in die Färberei selbst eintreten, sie streicht über das Dach
                              									und der Wasserdampf hat stets das Bestreben, in den entstehenden luftverdünnten Raum
                              									nachzudringen. Auf diese Weise haben wir erreicht, daß der unangenehme Wasen sofort
                              									verschwindet und kein neuer Wasserdampf durch einströmende kalte Luft condensirt
                              									werden kann. Wolffenstein und Saloschin auf Hammermühle bei Liebsgen, Kreis Sorau. (Musterzeitung,
                              									Zeitschrift für Färberei etc., 1872, Nr. 2.)
                           
                        
                           
                           Anwendung von Natronwasserglas in der
                              									Seifenfabrication.
                           Im vorhergehenden Heft ist in Schnitzer's Mittheilung über
                              									diesen Gegenstand die Tabelle Seite 131 wegen der Verrückung einer Zeile in
                              									folgender Weise zu berichtige:
                           
                              
                                 NummerdesVersuches
                                 Mischung für den Schmelzofen.
                                 Procentgehaltder Sodaan NaO,
                                    											CO²
                                 Verhältniß vonNaO : SiO²in der aus
                                    											derSchmelzeerhaltenen Lösung
                                 
                              
                                 1.
                                 170 Theile Sand
                                 
                                 1 : 3,2
                                 
                              
                                 
                                 120    
                                    											„     calcinirtes Glaubersalz
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                   20    
                                    											„     Kohks
                                 
                                 
                                 
                              
                                 2.
                                 160    
                                    											„     Sand
                                 83,6
                                 1 : 2,64
                                 
                              
                                 
                                 120    
                                    											„     Soda
                                 
                                 
                                 
                              
                                 3.
                                 180    
                                    											„     Sand
                                 91,0
                                 1 : 2,9
                                 
                              
                                 
                                 100    
                                    											„     Soda
                                 
                                 
                                 
                              
                                 4.
                                 180    
                                    											„     Sand
                                 95,0
                                 1 : 2,6
                                 
                              
                                 
                                 110    
                                    											„     Soda
                                 
                                 
                                 
                              
                                 5.
                                 160    
                                    											„     Sand
                                 80,4
                                 1 : 2,7
                                 
                              
                                 
                                 120    
                                    											„     Soda
                                 
                                 
                                 
                              
                                 6.
                                 172    
                                    											„     Sand
                                 90,0
                                 1 : 2,8
                                 
                              
                                 
                                 120    
                                    											„     Soda
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                        
                           Behandlung der gewöhnlichen Fußböden in Wohn- und
                              									Schlafzimmern.
                           Neuerdings bricht sich immer mehr die Erkenntniß Bahn, daß das Waschen der
                              									gewöhnlichen Fußböden aus Tannenholz diesen selbst nicht nur nicht förderlich ist,
                              									sondern daß unter Umständen, wo das gewaschene Zimmer nicht vollständig austrocknen
                              									kann, das Bewohnen desselben der Gesundheit entschieden schädlich ist. Die
                              									Sauberkeit des Bodens ist aber so wichtig für das Wohlbefinden und Behagen in einem
                              									Zimmer, daß man leicht begreift, wie jedes Mittel willkommen ist, welches gestattet
                              									den Fußboden rein zu halten, ohne ihn auf die alte Art scheuern zu müssen. Man
                              									wendet zu diesem Zwecke hauptsächlich zwei Verfahrungsweisen an, nämlich das sogen.
                              									Bohnen mit Wachsseife, und den Oelanstrich, wofür wir einige bewährte Recepte
                              									mittheilen.
                           1) Die zum Bohnen dienende Masse bereitet man sich auf folgende Weise: Man löse 6
                              									Loth Potasche und 4 Quentchen gepulvertes Catechu in 4 Pfund Wasser unter Kochen in
                              									einem irdenen Topfe auf, füge, wenn diese Ingredienzien aufgelöst sind, noch 2 Pfund
                              									Wasser hinzu, erhitze wieder zum Kochen und rühre hernach 9 Loth gelbes Wachs
                              									mittelst eines Holzspatels in die Masse ein, welche weiterhin so lange gekocht wird,
                              									bis sich keine Wachsklümpchen mehr zeigen. Man nimmt die Masse hierauf vom Feuer,
                              									und setzt ihr noch, nachdem sie etwas erkaltet ist, 3 Pfund Wasser zu. In diesem
                              									Zustande kann sie sofort zum Anstrich verwendet werden. Da sich durch das Kochen der
                              									Potasche und des Wachses eine in Wasser lösliche Wachsseife gebildet hat, so braucht
                              									ein mit dem Bohnwachs behandelter Fußboden nur abgekehrt, und nicht mit Wasser
                              									aufgewaschen zu werden, weil sich sonst die lösliche Wachsseife wieder ablösen
                              									würde. Aus diesem Grunde ist der Anstrich des Fußbodens mit Oelfarbe dem Bohnen
                              									vorzuziehen, dessen einziger Vortheil darin besteht, daß dasselbe rasch ausführbar
                              									ist, während die Oelfarbe bekanntlich längere Zeit zum Trocknen bedarf, in der das
                              									Zimmer nicht benutzt werden kann.
                           2) Zum Oelfarbenanstrich der Fußböden bediene man sich ausschließlich der Erdfarben. Alle Farben, denen Bleiweiß zugesetzt wurde,
                              									sind zu weich und treten sich leicht ab. Bei einem mit Oelfarbe angestrichenen
                              									Fußboden, der sich unverhältnißmäßig rasch abtritt, kann man sicher seyn, daß die
                              									Farbe mit Bleiweiß versetzt wurde. Es geschieht dieses in
                              									der Regel, weil solche Farben besser decken und sich bequemer streichen lassen.
                              									Selbst die Anwendung des mit Bleiglätte gekochten Firnisses ist zu verwerfen und ein
                              									Firniß vorzuziehen, welcher mit borsaurem Manganoxydul gekocht ist. Man gibt in der
                              									Regel zwei Anstriche. Hierbei hat man vor Allem Sorge zu tragen, daß man den zweiten
                              									Anstrich nicht eher aufträgt, als bis der erste völlig trocken ist.
                           Soll der mit Oelfarbe angestrichene Fußboden noch einen besonderen Glanz und die
                              									obere Decke eine größere Festigkeit erlangen, so überstreicht man ihn wohl auch noch
                              									mit einem sogenannten Fußbodenlack.
                           Einen sehr guten Lack dieser Art bereitet man sich auf folgende Art:
                           Man löse 2 Loth Schellack in 1/4 Pfund Spiritus von 80 Proc. auf, füge der Lösung 1
                              									Quentchen Campher zu, und filtrire dieselbe durch ein leinenes Tuch von dem
                              									Bodensatze ab.
                           Mit diesem Lack bestreicht man den Fußboden. Die obere Decke wird durch den Schellack
                              									fester. Tritt sich dieselbe ab, so hat man nur von Zeit zu Zeit den Lacküberzug zu
                              									erneuern, um einen stets glänzenden und leicht abwaschbaren Fußboden zu besitzen.
                              										(Dr. Wiederhold's
                              									Gewerbeblätter, 1871 S. 1.)
                           
                        
                           Erfahrungen über die Aufbewahrung der Eier nach Violette.
                           Die meisten der bis jetzt in Vorschlag gebrachten Aufbewahrungsmethoden der Eier
                              									lassen viel zu wünschen übrig. Durch Eintauchen in Kalkwasser nehmen die Eier meist
                              									einen eigenthümlichen, unangenehmen Geschmack an. Salzwasser dringt durch die Poren
                              									der Schale; Asche, Kleie und Sägespäne verhindern das Austrocknen nur
                              									unvollständig.
                           Der Verfasser rieb je 10 Eier vermittelst des Fingers mit Leinöl, andere mit Mohnöl
                              									ein, andere überließ er sich selbst. Die mit einer dünnen Oelschicht überzogenen
                              									Eier stellte er neben einander, doch so, daß sie sich nicht berührten, auf eine mit
                              									einer Lage Sand bedeckte Platte, die Spitze nach oben gerichtet, und zwar nur so
                              									tief in den Sand, als erforderlich war, um sie am Umfallen zu verhindern. Die so
                              									vorgerichtete Platte blieb sechs Monate lang in einem Fache des Laboratoriums
                              									aufbewahrt und wurden die Eier dreimal gewogen. Die Versuche zeigten:
                           1) das nicht überzogene Ei verlor binnen 3 Monaten 11,4 Proc. und binnen 6 Monaten
                              									18,1 Proc. seines anfänglichen Gewichtes; es war zur Hälfte leer und roch
                              									verdorben;
                           2) das mit Mohnöl überzogene Ei verlor binnen 3 Monaten 2,9 Proc. und binnen 6
                              									Monaten 4,5 Proc. am Gewicht; es war noch voll, roch und schmeckte gut;
                           3) das mit Leinöl überzogene Ei verlor binnen 3 Monaten 2,2 Proc. und binnen 6
                              									Monaten 3 Proc. am Gewicht; es war noch voll, roch und schmeckte untadelhaft.
                              									(Vierteljahresschrift für Pharmacie, 1871.)