| Titel: | Ueber die Werthprüfung der im Handel vorkommenden Jodsorten; von Prof. J. A. Wanklyn. | 
| Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. XX., S. 58 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XX.
                        Ueber die Werthprüfung der im Handel vorkommenden
                           								Jodsorten; von Prof. J. A. Wanklyn.
                        Aus dem Mechanics'
                              									Magazine im American Chemist, April 1872, S.
                              								384.
                        Wanklyn, über Werthprüfung des käuflichen Jods.
                        
                     
                        
                           In Folge des hohen Preises des Jods, welches in der Chemie und Technik jetzt
                              									zahlreiche Anwendungen findet, ist die Werthbestimmung desselben von großer
                              									Wichtigkeit geworden.
                           Das Verfahren hierzu ist im Allgemeinen folgendes: Man löst eine bestimmte
                              									Gewichtsmenge des zu prüfenden Jods in wässeriger Schwefligsäure, und schlägt es
                              									dann, nach Zusatz eines Ueberschusses von Ammoniak (um etwa entstehendes Chlorsilber
                              									in Lösung zu halten), mittelst einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd nieder.
                              									Zur Erzielung zuverlässiger Resultate muß aber bei diesem Verfahren eine Anzahl von
                              									Vorsichtsmaßregeln beobachtet werden.
                           Abwägen der Probe. – Das Abwägen des Jods kann
                              									nicht in einem offenen Schälchen vorgenommen werden, weil dasselbe so rasch
                              									verdunstet, daß hierbei ein merklicher Gewichtsverlust stattfinden würde. Man bringt
                              									daher eine angemessene Menge Jod in ein einseitig geschlossenes und mit einem
                              									Korkstopfen dicht verschließbares Glasröhrchen, welches sorgfältig gewogen wird.
                              									Hierauf wird der Kork rasch abgenommen, und ein Theil des Inhaltes in die
                              									Schwefligsäurelösung geschüttet; dann wird der Stopfen schnell wieder aufgesetzt und
                              									das Rohr nochmals gewogen. Die Differenz zwischen der ersten und der zweiten Wägung
                              									entspricht der zur Analyse verwendeten Jodmenge.
                           Bestimmung des Jods. – In ein Becherglas von etwas
                              									über einem Liter Inhalt hat man, vor dem Einwägen der Probe, 40 Kubikcentimeter
                              									einer frisch bereiteten, concentrirten Lösung von Schwefligsäure gebracht. Nachdem
                              									das Jod in die letztere hineingeschüttet worden, rührt man bis zur vollständigen
                              									Lösung desselben die Flüssigkeit mit einem Glasstabe um. Bleibt ein wahrnehmbarer
                              									Rückstand, so muß man filtriren. Dieß geschieht mittelst eines Trichters welcher in
                              									ein Setzkölbchen mit flachem Boden paßt. Der Trichter muß während des (meistens
                              									nicht erforderlichen) Filtrirens mit einer Glasplatte bedeckt werden. Hierauf setzt
                              									man zu der im Becherglase befindlichen Flüssigkeit mindestens ein halbes Liter
                              									kochendes destillirtes Wasser, fügt dann Ammoniak im Ueberschuß und hernach eine
                              									Lösung von salpetersaurem Silberoxyd hinzu. Das entstandene Jodsilber bildet einen
                              									gelblichen Niederschlag, während Chlorsilber in Lösung zurückbleibt. Man rührt um,
                              									wodurch sich der Niederschlag, wenn die Lösung heiß genug ist, am Boden des Glases
                              									sammelt. Dann bedeckt man das Becherglas mit einer Glasplatte und läßt es eine halbe
                              									Stunde lang stehen. Hierauf wäscht man den Niederschlag durch Decantiren mit einer
                              									reichlichen Menge heißen Wassers aus, indem man die Flüssigkeit durch ein kleines
                              									Filter (ohne Falten) vom besten schwedischen Filtrirpapier Passiren läßt. Alsdann
                              									bringt man den Niederschlag selbst auf das Filter und sammelt ihn so weit als
                              									thunlich am Boden desselben. Nachdem der Niederschlag vollständig ausgewaschen ist,
                              									so daß ein Tropfen der ablaufenden Flüssigkeit mit Salzsäure nicht mehr auf Silber
                              									reagirt, wird das Filter aus dem Trichter genommen und bei der Temperatur von
                              									110° C. sorgfältig getrocknet. Vor dem Wägen muß der Niederschlag geschmolzen
                              									werden; man muß es aber auch vermeiden, denselben in Berührung mit dem Kohlenstoffe des Filters zu
                              									erhitzen, weil sonst eine theilweise Reduction des Silbers erfolgen würde. Wenn
                              									daher das Filter trocken geworden ist, so legt man es auf ein Blatt Glanzpapier,
                              									löst den Niederschlag von Jodsilber mittelst eines kleinen Platinspatels los, und
                              									kratzt das Filter sorgfältig ab. Es bleibt jedoch, am unteren Theile des Filters
                              									immer noch etwas Jodsilber zurück; dieser Theil des Filters wird mit einer Schere
                              									ausgeschnitten und in einer kleinen Porzellanschale von ungefähr 12 Millimeter
                              									Durchmesser geglüht, deren Gewicht vorher genau bestimmt sehn muß. Nachdem das
                              									Filter verbrannt und die Asche vollkommen weiß geworden ist, wird sämmtliches
                              									Jodsilber in dem Schälchen bis zum Schmelzen erhitzt. Man läßt erkalten und wägt;
                              									der Gewichtsüberschuß ergibt die Menge des Jodsilbers, von welchem 100 Thle. 54
                              									Thln. Jod entsprechen.
                           Bestimmung des Chlors. – Die vom Jodsilber
                              									decantirte Flüssigkeit enthält alles vom Ammoniak in Lösung erhaltene Chlorsilber;
                              									sie wird mit reiner Salpetersäure im Ueberschuß versetzt, dann der entstandene
                              									Niederschlag abfiltrirt und in der gewöhnlichen Weise gewogen.
                           Bestimmung des Aschengehaltes. – Man wäge nach dem
                              									oben angegebenen Verfahren etwa 5 Grm. Jod ab, bringe dasselbe in ein
                              									Porzellanschälchen, verflüchtige es durch mäßiges Erhitzen und wäge den Rückstand.
                              									Gewöhnlich ist die Menge desselben sehr gering, und besteht aus Kieselsäure,
                              									Thonerde und Spuren von Alkalichloriden.
                           Bestimmung des Wassergehaltes. – Dieser kann bis
                              									20 Procent und sogar noch mehr betragen. Man bestimmt ihn gewöhnlich als Differenz,
                              									da die Feuchtigkeit durch Wärme nicht ausgetrieben werden kann, ohne daß sich
                              									gleichzeitig auch Jod verflüchtigt. Man kann das folgende Verfahren einschlagen,
                              									welches zwar nicht absolut genau, aber als Gegenprobe von Nutzen ist. Man wäge auf
                              									oben angegebene Weise 1 Gramm des zu prüfenden Jods ab, bringe dasselbe in ein
                              									enges, in Zehntel-Kubikcentimeter getheiltes Glasrohr, und gieße 20 K. C.
                              									Schwefelkohlenstoff darüber; diese Flüssigkeit nimmt daher den Raum von 200
                              									Theilstrichen ein. Hierauf schüttelt man das Rohr bis alles Jod aufgelöst ist, indem
                              									man die Oeffnung mit dem Finger verschließt. Dann läßt man das Rohr gut verkorkt
                              									zwei bis drei Stunden stehen. Das in der Probe enthaltene Wasser scheidet sich aus,
                              									und schwimmt auf dem Schwefelkohlenstoff als schwach gelb gefärbte Schicht. Wenn
                              									diese den Raum zwischen zwei Theilstrichen des graduirten Rohres einnimmt, so
                              									beträgt ihr Volum einen Zehntel Kubikcentimeter, ihr Gewicht somit 0,1 Gramm.
                              									Demnach enthält das geprüfte Jod, wenn zu dem Versuche genau 1 Grm. verwendet wurde,
                              									10 Proc. Wasser.
                           
                           Eine Durchschnittsprobe von gutem käuflichem Jod enthält ungefähr:
                           
                              
                                 Jod
                                 88,61
                                 
                              
                                 Chlor
                                 0,52
                                 
                              
                                 Aschenbestandtheile      
                                 0,72
                                 
                              
                                 Wasser
                                 10,15
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Eine geringere Sorte dürfte hingegen enthalten:
                           
                              
                                 Jod
                                 76,21
                                 
                              
                                 Chlor
                                 0,88
                                 
                              
                                 Aschenbestandtheile      
                                 1,11
                                 
                              
                                 Wasser
                                 21,80
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00