| Titel: | Ueber ein neues Druckverfahren auf Zeuge, mittelst metallischer Niederschläge; von E. Vial. | 
| Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. XXI., S. 60 | 
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                        XXI.
                        Ueber ein neues Druckverfahren auf Zeuge,
                           								mittelst metallischer Niederschläge; von E. Vial.
                        Aus den Comptes rendus,
                              									t. LXXIV p. 1486; Juni 1872.
                        Vial, Druckverfahren auf Zeuge mittelst metallischer
                           								Niederschläge.
                        
                     
                        
                           Wenn man irgend ein Gewebe, z.B. von Baumwolle, Flachs, Seide etc., in einer
                              									Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd einweicht, und, nachdem man es schwach
                              									getrocknet hat, ein Münzstück darauf legt, oder besser ein Cliché von Zink,
                              									von Blei oder von Kupfer, so sieht man, sobald der Contact stattfindet, das
                              									Silbersalz zersetzt, indem das sofort in Form eines schwarzen Pulvers gefällte
                              									Silber das getreue Bild der Gravirung in deren feinsten Details repräsentirt,
                              									welches dem Gewebe vollkommen anhaftet und unzerstörbar ist, da es nur mit demselben
                              									verschwindet. So oft man das Cliché auf den feuchten Zeug legt, eben so oft
                              									erhält man einen Abdruck desselben, welcher augenblicklich entsteht und ganz getreu
                              									ist, denn er ist das Resultat einer chemischen Wirkung welche beim Contact zwischen
                              									dem Silbersalz und dem Cliché stattfindet, die Berührungspunkte mögen noch so
                              									fein oder ausgedehnt seyn. Der Niederschlag bildet sich mit solcher Intensität, daß
                              									er nach und nach stärker wird und schließlich das Gewebe durchdringt. Man braucht
                              									das Gewebe nach dem Drucke bloß in Wasser zu waschen, um ihm das nicht zersetzte
                              									Salz zu entziehen.
                           
                           Auf diese Weise kann man auch Abdrücke von gravirten Kupfer- und Stahlplatten
                              									machen. Da aber in diesem besonderen Falle die ganze Platte (die gravirten wie die
                              									nicht gravirten Theile) sich auf dem feuchten Zeuge abdruckt, so würde der Stoff
                              									gleichförmig schwarz; man muß daher einen Kunstgriff anwenden, um die Oberfläche der
                              									Platte zu reserviren und nur die Gravirung derselben zu drucken. Mittelst der
                              									Galvanoplastik ist dieses Problem leicht zu lösen: man hat ganz einfach die
                              									Oberfläche der Kupferplatten zu versilbern, denn das Silber schlägt sich nicht
                              									selbst nieder, und die Gravirung zu reserviren; bei den Stahlplatten reservirt man
                              									im Gegentheil die Oberfläche, denn der Stahl fällt das Silber nicht, und verkupfert
                              									die Gravirung. Beim Abdrucken wird der Boden der Gravirung, welcher Kupfer geblieben
                              									oder geworden ist, das Silbersalz in dem Gewebe mit der größten Genauigkeit
                              									ausfällen. Um dieses Resultat zu erhalten, genügt im ersten Falle ein dünnes
                              									Silberhäutchen, im zweiten Falle ein dünnes Kupferhäutchen.
                           Die Farbe des Druckes kann man vom hellsten Grau bis zum lebhaftesten Schwarz
                              									erzielen, je nach dem Verhältniß des Silbersalzes und nach den Metallen welche zum
                              									Fällen desselben dienen. Im Allgemeinen ist sie um so schwärzer, je mehr
                              									Verwandtschaft das Metall zum Sauerstoff hat und je weiter es sich in dieser
                              									Hinsicht vom Silber entfernt.
                           Die baumwollenen, leinenen, seidenen, wollenen Stoffe, das Papier, überhaupt alle
                              									Gewebe welche man imprägniren kann, eignen sich für dieses neue Druckverfahren. Ein
                              									schwacher Appret des Stoffes begünstigt die Operation; je feiner oder dichter das
                              									Gewebe ist, je mehr es entwässert ist ohne trocken zu seyn, desto besser sind die
                              									Resultate; die Seide gibt die schönsten Producte.
                           Die Farbe ist eine ächte, sie widersteht allen alkalischen
                              									oder sauren Waschungen.