| Titel: | Ueber Darstellung eines krystallisirten Phosphoreisens; von Sidot. | 
| Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. XLIII., S. 119 | 
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                        XLIII.
                        Ueber Darstellung eines krystallisirten
                           								Phosphoreisens; von Sidot.
                        Aus den Comptes rendus,
                              									t. LXXIV p. 1425; Mai 1872.
                        Sidot, über Darstellung eines krystallisirten
                           								Phosphoreisens.
                        
                     
                        
                           Ich habe ein neues krystallisirtes Phosphoreisen entdeckt, welches in hohem Grade
                              									magnetische Eigenschaften besitzt. Zur Darstellung desselben leite ich
                              									überschüssigen Phosphordampf über Clavierdraht, welcher sich in einem zum
                              									Hellrothglühen erhitzten Porzellanrohr befindet. Bei dieser Temperatur verbindet
                              									sich der Phosphor mit dem Eisen sehr bald zu einem spröden, ziemlich leicht
                              									schmelzbaren Phosphoreisen von metallischem Ansehen.
                           Ich habe, um eine größere Menge von dieser Verbindung in möglichst reinem Zustande zu
                              									erhalten, diesen Versuch mehrmals wiederholt. Nachdem ich auf diese Weise über 1 Kilogrm. der Substanz
                              									gesammelt hatte, erhitzte ich dieselbe, um einen Theil des Phosphors zu verjagen und
                              									die Verbindung auf einen niedrigeren Grad der Phosphorirung zu bringen, in einem
                              									gewöhnlichen Schmelztiegel mehrmals bis zum Glühen; dann goß ich die geschmolzene
                              									Masse in einen Röstscherben aus, welcher vorher, um sein Zerspringen zu vermeiden,
                              									stark vorgewärmt wurde.
                           Nach dem Erkalten bildet dieses Phosphoreisen eine metallische Masse vom Ansehen des
                              									Roheisens; beim Zerschlagen zeigt sich das Innere mancher Stücke mit sehr schönen
                              									Krystallen bekleidet, welche quadratische Prismen sind und bis 1 Centimeter Länge
                              									erreichen. Ihre Farbe ist stahlgrau, meist aber sind sie bunt angelaufen; ihre Härte
                              									ist sehr bedeutend, derjenigen des Stahles gleichkommend.
                           Die Zusammensetzung dieses Phosphoreisens entspricht der Formel Fe⁸P; denn
                              									dasselbe enthält, als Mittel aus den sehr nahe miteinander übereinstimmenden
                              									Resultaten zweier Analysen:
                           
                              
                                 
                                 Gefunden:
                                 Berechnet:
                                 
                              
                                 Phosphor          
                                 12,0
                                 12,1
                                 
                              
                                 Eisen
                                 87,3
                                 87,9
                                 
                              
                           Außerdem ist eine geringe Menge (0,5 Proc.) Silicium zugegen, welches von dem
                              									verwendeten Eisen oder dem Porzellanrohre, oder auch von dem Tiegel herrührt, worin
                              									das Phosphoreisen mehrmals geschmolzen wurde.
                           Bisher ist meines Wissens ein Phosphoreisen von der im Vorstehenden angegebenen
                              									Zusammensetzung nicht bekannt. Die eisenreichste Verbindung dieser Art, welche bis
                              									jetzt dargestellt wurde, ist das Phosphuret Fe⁶P, welches Hvoslef erhielt, indem er das Phosphoreisen Fe²P
                              									unter einer Decke von Borax stark erhitzte. Diese Verbindung ist aber nicht
                              									magnetisch und wurde in Form eines spröden Regulus mit körnigem Bruche erhalten,
                              									wogegen mein Phosphuret deutlich krystallisirt ist.
                           Das einzige in den Handbüchern der Chemie (z.B. in dem Traité de Chimie par
                              									Pelouze
                              									et
                              									Fremy
                              									t. III p. 186) erwähnte
                              									magnetische Phosphoreisen war durch Erhitzen eines pulverförmigen Gemenges von
                              									Vivianit, Eisenoxyd und Kohle dargestellt worden. Dasselbe bildete eine weiße, sehr
                              									harte, 14,25 Proc. Phosphor enthaltende Masse. Da es in seiner Zusammensetzung der
                              									eben erwähnten, 15 Procent Phosphor enthaltenden Verbindung ziemlich nahe steht, so
                              									läßt sich wohl annehmen, daß es Eisen in freiem Zustande enthält, welchem es seine
                              									magnetischen Eigenschaften verdankt.
                           Die Analyse des Phosphurets Fe⁸P ist leicht auszuführen. Man löst die
                              									gepulverte Substanz in sehr concentrirter Salpetersäure und schmilzt das hierbei erhaltene
                              									und ausgetrocknete phosphorsaure Eisenoxyd mit reinem kohlensauren Kali. Es bildet
                              									sich phosphorsaures Kali und Eisenoxyd, welche man durch kochendes Wasser trennt.
                              									Das Eisenoxyd wird in Salzsäure gelöst und dann mit Ammoniak gefällt. Die
                              									Phosphorsäure wird als phosphorsaures Wismuthoxyd oder als phosphorsaure
                              									Ammoniak-Magnesia bestimmt.Vor einigen Jahren wurde von Hrn. Boblique im
                                    											Ardennen-Departement Phosphoreisen im großen Maaßstabe dargestellt,
                                    											indem er die in den Schichten des dortigen Gault häufig vorkommenden Knollen
                                    											von phosphorsaurem Kalk im Hohofen, zusammen mit Eisen, reducirte. Das auf
                                    											diese Weise erhaltene Phosphoreisen gleicht hinsichtlich seines metallischen
                                    											Ansehens und seines krystallinischen Aggregatzustandes dem von Sidot dargestellten Producte, und ist auch sehr
                                    											stark magnetisch. Die in den Drusenräumen dieser Masse vorhandenen
                                    											prismatischen Krystalle sind aber, obschon sie häufig mehrere Millimeter
                                    											Länge haben, doch nicht scharf genug ausgebildet um das System, welchem sie
                                    											angehören, mit Sicherheit erkennen zu lassen.Bekanntlich ist in der Erdrinde, in welcher doch
                                    											Phosphorsäuresalze sehr verbreitet sind und zahlreiche Mineralgattungen
                                    											bilden, ein Phosphoreisen noch niemals aufgefunden worden, wohingegen diese
                                    											Verbindung im Meteoreisen gewöhnlich vorkommt.
                                    											Das von Berzelius im Meteoreisen entdeckte
                                    											Eisennickelphosphuret (Schreibersit benannt), welches seitdem darin häufig
                                    											wiedergefunden wurde, ist für die Gesteine kosmischen Ursprunges, im
                                    											Vergleiche mit den irdischen Gesteinen, höchst charakteristisch. Daubrée. (Comptes
                                       												rendus, t. LXXIV p. 1427.)