| Titel: | Pyrometrische Bestimmung englischer Dinas-Fabricate, sowie des als Rohmaterial verwendeten Dinas-Sandsteines; von Dr. Carl Bischof. | 
| Autor: | Carl Bischof [GND] | 
| Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. XLIV., S. 121 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLIV.
                        Pyrometrische Bestimmung englischer
                           								Dinas-Fabricate, sowie des als Rohmaterial verwendeten Dinas-Sandsteines;
                           								von Dr. Carl Bischof.
                        Bischof, pyrometrische Bestimmung englischer
                           								Dinas-Fabricate.
                        
                     
                        
                           Durch gütige Vermittelung eines Professors an der Andersonian
                                 										University in Glasgow erhielt ich eine kleine Sammlung von Dinas Fire Bricks und Dinas-Cement, wie sie augenblicklich in einer der renommirtesten
                              									Fabriken in der Nähe von Neath in Süd-Wales
                              									angefertigt werden, nebst dem von mehreren benachbarten Werken verarbeiteten
                              									Rohmaterial, dem sogenannten Dinas-clay.
                              								
                           Wegen der außerordentlich verbreiteten Anwendung, welche heutzutage die Dinassteine
                              									haben, möge hier nach einer kurzen Beschreibung der bezeichneten Materialien deren
                              									pyrometrische Prüfung wie auch beschränkte chemische folgen.
                           1. Weißer Dinasstein (Square
                                 										Brick, 9 × 4 1/2 × 2 1/2'') mit einem
                                 										geringen Kalkzusatz.
                           Ist von weißer Farbe mit einem Stich in's Gelbliche, und nur hier und da zeigen sich
                              									dunklere Flecke. Aeußerlich wie mit einem Guß gleichmäßigst überzogen,
                              									gleichsam kandirt, scharfkantig, compact und fest.
                              									– Kleine Rißchen sind nur wenig zu bemerken. – Erst durch mehrmaliges, kräftiges Schlagen mit dem Hammer ist der
                              									Stein in Stücke zu bringen.
                           Der Bruch hat das eigenthümlich zuckerartige Ansehen und zeigt eine feinkörnige,
                              									weiße, kaum hellgelbliche, vielfach löcherige Grundmasse mit vereinzelten röthlichen
                              									Flecken, in welcher gröbere, weiße oder grauliche Sandsteinstückchen bis zur Größe
                              									einer halben Erbse, und wenig größere, eingebettet liegen. – Die Grundmasse
                              									bildet mit den gröberen Theilen ein völliges Continuum, ein inniges Conglomerat.
                           Der Preis ist loco Swansea 100 Shilling per tausend
                              									Stück.
                           
                        
                           Pyrometrische Bestimmung.
                           Bruchstücke des Steines annähernder
                                 										Platin-Schmelzhitze ausgesetzt:
                           sind unglasirt, die gröberen Körner sind unverändert. Die
                              									Grundmasse erscheint jedoch wie in Oel eingetaucht (ölig), sonst zuckerartig,
                              									körnig.
                           Wird der Stein, als Ganzes pulverisirt und in einer Achatschale feinst zerrieben, demselben Hitzegrade unterworfen, so
                           zeigt sich die Probe matt, ist weiß und ohne Flecke, körnig und
                              									staubt ab beim Schaben mit dem Messer.
                           Ebenso Stücke des Steines wie von dem feinsten Durchschnittspulver völliger Platin-Schmelzhitze ausgesetzt:
                           tritt die verschiedene Erweichung zwischen Grundmasse und den
                              									groben Körnern mehr hervor. Erstere bildet eine bimssteinähnliche wie mit Oel
                              									getränkte Masse; letztere sind fast unversehrt und zeigt deren Bruchfläche eine kaum
                              									beginnende Verdichtung.
                           Das feinste Durchschnittspulver:
                           ist außen ohne Glanz, wenn auch ein öliges Ansehen beginnt. Der
                              									Bruch erscheint verdichtet; ist ziemlich fest. Staubt noch ab beim Schaben mit dem
                              									Messer.
                           2. Rother Dinasstein ohne Kalkzusatz und besonders angefertigt
                                 										für Siemens'sche Oefen und Bessemer-Stahlschmelzöfen.
                           Der Stein ist von rother Färbung mit dunkleren Flecken. Außen ziemlich glatt und
                              									scharfkantig. Gut fest und bedarf ebenfalls zum Zerkleinern kräftiger, wiederholter
                              									Hammerschläge.
                           Der Bruch bekundet ein ähnliches Gefüge wie ein Chamottestein. Die helleren, groben
                              									Theile treten für sich mehr hervor, sind jedoch mit der Grundmasse innigst
                              									verkittet, gleichsam cementirt. In der nicht wenig löcherigen Grundmasse schwimmen
                              									die dem Anscheine nach zahlreicher vorhandenen Sandsteinstückchen von der oben
                              									angegebenen Größe. Einzelne schwarze, schlackenartige, theils schon etwas
                              									ausgeflossene Flußpunkte lassen sich wahrnehmen.
                           
                        
                           Pyrometrische Bestimmung.
                           
                              
                                 In annähernder
                                       												Platin-Schmelzhitze:
                                 
                              
                                 
                                    
                                    Bruchstücke des
                                       												Steines
                                    
                                 
                                    
                                    Pulverisirt als
                                       											Ganzes
                                    
                                 
                              
                                     im Ganzen unglasirt; doch
                                    											stellenweise        
                                    											stark fleckig und bunt glasirt. Die grobenKörner sind
                                    											unverändert
                                    von gelblich-grauer Färbung und staubtnoch ab beim
                                    											Schaben mit dem Messer.
                                 
                              
                                 In völliger
                                       												Platin-Schmelzhitze:
                                 
                              
                                     ist erweicht zu einem im Ganzen
                                    											homogenenKuchen, der mit einem deutlichen, gefärbtenFluß überzogen
                                    											und durchsetzt ist.
                                     Flußstellen machen sich bemerklich.
                                    											Isthomogen, glänzend, schmutzigfarben,löcherig.
                                 
                              
                           Die erfolgte Erweichung äußert sich um so stärker, je mehr in dem hohen Hitzegrade
                              									zugleich reducirende Einflüsse vorherrschen, z.B. wenn die Probe dem Feuer in einem
                              									Kohlentiegel ausgesetzt wird.
                           3. Dinas-Cement (Sample of Cement), gebraucht
                                 										zur Ausbesserung der Oefen und zwar während der Feuerung.
                           Bildet einen gelblichgrauen Sand, meist feinsten (Staubsand), welchem circa 25 Procent gröbere, kantige Sandsteinstückchen
                              									beigemengt sind. Die Sandsteinstückchen sind von der Größe eines Hirsekornes bis zu
                              									der einer halben Erbse. Es sind darunter durchscheinende Quarztrümmer, reine
                              									Sandsteinstückchen wie gelb, röthlich und unrein gefärbte. – Braust mit Säure
                              									übergossen wenig merklich. Der Säureauszug zeigt eine deutliche Kalkreaction.
                              									– Gibt mit Wasser angefeuchtet eine bindende und formbare, cementähnliche
                              									Masse, welche bald lufthart wird.
                           Der Preis ist loco Swansea 1 Pfd. Sterl. per Tonne.
                           
                        
                           Pyrometrische Bestimmung.
                           
                              
                                 In annähernder
                                       												Platin-Schmelzhitze:
                                 
                              
                                 
                                    
                                    So zur Probe
                                       											geformt
                                    
                                 
                                    
                                    Vorher feinst
                                       												zerrieben
                                    
                                 
                              
                                     ist glasirt, innen löcherig-höhlig mitschmutzigfarbenen, ausgeflossenenStellen.
                                 (die ganze Masse)    ist ölig, fest,
                                    											staubt nicht beim Schabenmit dem
                                    											Messer.
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 In völliger
                                       												Platin-Schmelzhitze:
                                 
                              
                                     theilweise gänzlich zerflossen zu
                                    											einer        glänzenden,
                                    											farbigen Schlacke.
                                     zu einer homogenen, glänzenden,
                                    											löcherigenMasse erweicht.
                                 
                              
                           4. Rohmaterial, woraus die Dinas-Bricks etc. dargestellt
                                 										werden.
                           Besteht nach den vorliegenden Handstücken aus einem grauen, feinkörnigen Sandstein von großer
                                 										Gleichmäßigkeit in Ansehen und Farbe.
                           Der Stein ist recht fest und hart, splittert ab mit unvollkommen muschligem Bruche
                              									und einem hornähnlichen Durchscheinen an den dünnsten, theils splitterig sich
                              									ablösenden Theilen und Kanten.
                           
                        
                           Pyrometrische Bestimmung.
                           
                              
                                 In annähernder
                                       												Platin-Schmelzhitze:
                                 
                              
                                 
                                    
                                    Bruchstücke des
                                       												Sandsteines
                                    
                                 
                                    
                                    Feinst pulverisirt und
                                       												darausProben geformt
                                    
                                 
                              
                                     sind äußerlich mit einem ganz
                                    											leisenSchmelz überzogen und mit feinsten schwarzenPünktchen
                                    											übersäet. Der Bruch ist nichtglänzend, mürb und körnig.
                                     ist grau gefärbt, zeigt feinste
                                    											schwarzePünktchen, staubt aber ab beim Schabenmit dem Messer.
                                 
                              
                                 In völliger
                                       												Platin-Schmelzhitze:
                                 
                              
                                     feinster Schmelz hat nur wenig
                                    											zugenommen;die schwarzen Pünktchen erscheinen davonaufgenommen.
                                    											Der Bruch zeigt kaum eineVerdichtung.
                                     feinste Flußpünktchen, nur unter der
                                    											Loupezu bemerken. Der Bruch gibt eine gelblichgefärbte,
                                    											feinstporige Masse. J ziemlich fest.Staubt ab beim Schaben mit dem
                                    											Messer.
                                 
                              
                           Geprüft nach der im Jahrg. 1870 dieses Journals, Bd. CXCVI S. 525, beschriebenen
                              									Methode, ist die Strengflüssigkeit = nahezu 100 zu setzen, d.h. gleich dem besten bekannten natürlichen Kieselmaterial.
                           Gemäß vergleichender qualitativer Prüfung der drei Fabricate wie des Rohmateriales,
                              									resp. gleiche feinstpulverisirte Mengen mit Salzsäure oder Schwefelsäure längere
                              									Zeit digerirt, wurde gefunden:
                           Am freiesten von Eisen ist der weiße Dinasstein, während der rothe, das Cement wie
                              									der Sandstein, eisenhaltiger sind. Am eisenhaltigsten erschien darunter der rothe
                              									Dinasstein, welcher aber zum vollständigen Ausziehen des Eisens ein längeres,
                              									andauerndes Erhitzen abwechselnd mit concentrirter und verdünnter Schwefelsäure,
                              									unter Zusatz von chlorsaurem Kali, erforderte, während für die übrigen ein Digeriren
                              									mit Salzsäure genügte.
                           
                           Bei der quantitativen Bestimmung fand ich in dem rothen
                              									Dinasstein 1,10 Procent Eisenoxyd, in dem weißen
                              									Dinasstein aber nur 0,5 Proc.
                           Dagegen erwies sich am bei weitem kalkreichsten der weiße
                              									Dinasstein. Die quantitative Bestimmung ergab 2,07 Proc. Kalk.
                           Merklich Kalk zeigte das Cement, weniger der rothe Dinasstein wie der Sandstein.
                           Diese Resultate sprechen in Uebereinstimmung mit den neuesten, vom k. k. Probiramt
                              									ausgeführten Analysen englischer QuarzziegelPolytechn. Journal Bd. CCIV S. 419 (erstes Juniheft 1872). dafür, daß man in England resp. Schottland bei Anfertigung der Dinasziegel
                              									aus dem wenig kalk- wie wenig eisenhaltigen Rohmaterial, einerseits Kalk
                              									zusetzt (wie auch Percy angibt), bald aber auch, wie die
                              									Bezeichnung des Fabrikanten schon ausspricht, den Kalk nicht
                                 										anwendet, und dafür wohl Eisen substituirt.
                           Unter den vorstehenden Fabricaten und Materialien ist demnach der weiße Dinasstein
                              									von der hervorragendsten Schwerschmelzbarkeit, fast gleich derjenigen des
                              									Rohmateriales; entschieden tiefer stellt sich die des
                              									rothen, mehr eisenhaltigen, und noch geringer die des
                              									Cementes.
                           Die schon länger anerkannte und bewährte Güte der englischen Dinassteine erster
                              									Qualität hat zunächst ihren Grund in dem so äußerst streng flüssigen und
                              									verhältnißmäßig so reinen Rohmaterial, wie die vorliegenden Handstücke zeigen, wozu,
                              									was anzuerkennen, eine Bearbeitungsweise kommt, welche als vollendet zu bezeichnen ist. Hinsichtlich gleichzeitiger Erfüllung der beiden
                              									Bedingungen: größte Schwerschmelzbarkeit der Gesammtmasse
                              									und äußere, mechanische Festigkeit, sowohl der Steine als solche wie in ihrem
                              									Verhalten im Feuer, stehen, soweit bei uns dieser Industriezweig in fabrikmäßigem
                              									Betriebe und im Handel bekannt ist, noch immer bis jetzt die
                                 										besten englischen den besten deutschen Dinas-Fabricaten als Muster
                                 										voran.
                           Wiesbaden, im Juli 1872.