| Titel: | Ueber die Untersuchung des Bienenwachses auf seine Verfälschungen; von Eduard Donath, technischem Chemiker in Brünn. | 
| Autor: | Eduard Donath | 
| Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. XLVII., S. 132 | 
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                        XLVII.
                        Ueber die Untersuchung des Bienenwachses auf
                           								seine Verfälschungen; von Eduard Donath, technischem Chemiker
                           								in Brünn.
                        Donath, über Untersuchung des Bienenwachses auf seine
                           								Verfälschungen.
                        
                     
                        
                           Wie ich theils aus Mittheilungen von Droguisten, theils aus eigener Erfahrung weiß,
                              									unterliegt das Bienenwachs, sowohl gelbes als weißes, in der That jetzt häufiger
                              									Verfälschungen. Da ich selbst in die Lage kam, solche verdächtige Wachssorten zu untersuchen, so
                              									habe ich viele der bis jetzt bekannten Mittel zur Nachweisung der Verfälschungen des
                              									Bienenwachses, sowie einige der Eigenschaften des Wachses und der zu seiner
                              									Verfälschung angewendeten Substanzen untersucht.
                           Die Verfälschungen des Bienenwachses geschehen nur mit Substanzen welche in der That
                              									bis zu einem gewissen Grade als Surrogat desselben dienen könnten, wie Paraffin,
                              									Talg, Stearinsäure, japanesisches Wachs, Fichtenharz; fast gar nicht aber mit
                              									gewissen pulverförmigen Substanzen, wie Bleiweiß, Kreide etc., welche übrigens
                              									leicht und sicher zu erkennen sind.
                           Die geeignetste Substanz zur Wachsverfälschung ist offenbar das Paraffin, welches bis zu 20 Proc. im Wachs enthalten seyn kann, ohne daß
                              									es durch Veränderung gewisser physikalischen Eigenschaften desselben erkannt werden
                              									könnte.
                           Eine eigentliche chemische Reaction für Paraffin neben Wachs besitzen wir bis jetzt
                              									nicht. Landolt
                              									Polytechn. Journal Bd. CLX S. 224. – Wagner's Jahresbericht für 1861, S. 648. hat die Eigenschaft der rauchenden Schwefelsäure, das Wachs zu verkohlen,
                              									das Paraffin dagegen intact zu lassen, zur qualitativen und annähernd quantitativen
                              									Bestimmung des letzteren vorgeschlagen. Breitenlohner
                              									Polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 59. – Wagner's Jahresbericht für 1864, S. 662. hat gefunden, daß selbst die Kohlenwasserstoffe des Paraffins von dem
                              									höchsten Moleculargewicht, von concentrirter Schwefelsäure nicht unangegriffen
                              									bleiben, und ich habe mich überzeugt daß bei der Einwirkung von rauchender
                              									Schwefelsäure auf Paraffin bei 100° C., letzteres unter sehr langsamer aber
                              									continuirlicher Entwicklung von schwefliger Säure angegriffen wird.
                           In Folge dessen gelingt die Erkennung verhältnißmäßig geringer Mengen von Paraffin
                              									nach diesem Verfahren – selbst wenn zur Verfälschung nicht Paraffinbutter,
                              									wie Dullo
                              									Wagner's Jahresbericht für 1863, S. 670. angibt, sondern Kerzenparaffin angewendet wurde, – nur in der
                              									Minderzahl der Fälle. Ist die Einwirkung der Schwefelsäure eine unzureichende, so
                              									bekommt man nach dem Erkalten eine dick-ölige Masse, aus welcher sich das
                              									Paraffin nicht abscheidet; ist hingegen die Einwirkung der Schwefelsäure eine zu
                              									weitgehende energische, so wird die Masse kohlig und die Paraffintropfen sind dann
                              									ebenfalls sehr unsicher zu erkennen. Dieses Verfahren ist daher nur zur Nachweisung
                              									größerer Mengen von Paraffin, vorzugsweise in qualitativer Hinsicht zu benutzen, da wir zur
                              									quantitativen Bestimmung desselben eine genauere Methode von Rudolph Wagner (siehe unten) besitzen.
                           Weißes Fichtenharz kann natürlich nur zur Verfälschung
                              									von gelbem Bienenwachs benutzt werden, und auch hier wird die Farbe der Mischung bei
                              									einem Gehalt zwischen 7 und 10 Proc. Harz sehr verdächtig. Die Erkennung des
                              									Fichtenharzes ist leicht. Erwärmt man ein Wachs welches zwischen 5 und 10 Proc. Harz
                              									enthält, über den Schmelzpunkt bei 110° C., so entweichen reichlich durch den
                              									Geruch sofort erkennbare Terpenthindämpfe.Wachs, in der Nähe von Tannenwäldern erzeugt, soll übrigens beim Erwärmen
                                    											auch Terpenthingeruch zeigen. – Zur Nachweisung kleinerer Mengen Harz eignet sich aber am besten
                              									folgende Reaction. Wird Fichtenharz mit concentrirter Salpetersäure längere Zeit
                              									gekocht, so löst es sich unter sehr reichlicher Entwickelung von untersalpetersauren
                              									Dämpfen beinahe vollständig darin auf. Auf Zusatz von Wasser fällt ein gelblich
                              									gefärbter, flockiger Körper heraus, welcher von fixen Aetzalkalien nicht verändert,
                              									von Aetzammoniak aber mit blutrother bis braunrother Farbe gelöst wird. Man kocht
                              									daher in einem Probirröhrchen ein nußgroßes Stück des fraglichen Wachses mit
                              									concentrirter Salpetersäure 1/4 Stunde lang, und spritzt dann etwas kaltes Wasser
                              									auf das auf der Oberfläche der Flüssigkeit schwimmende Wachs, wodurch dasselbe
                              									erstarrt, so daß man die Flüssigkeit abgießen kann; in dieser schlägt sich schon
                              									beim Erkalten, sofort aber auf Zusatz von Wasser bei Gegenwart von Harz ein
                              									gelblicher, flockiger Körper nieder, der sich in Aetzammoniak mit rothbrauner Farbe
                              									auflöst.
                           Talg, Stearinsäure sowie japanesisches Wachs können nicht über 10 Proc. dem Wachs zugesetzt werden,
                              									ohne durch eine oberflächliche Prüfung schon erkannt zu werden. Am wenigsten
                              									verwendbar zur Wachsverfälschung ist das japanesische Wachs; schon ein Zusatz über 5
                              									Proc. macht die Mischung bemerkbar spröder.
                           Zur Nachweisung der Stearinsäure eignet sich unter allen
                              									angegebenen VerfahrenDie bekannte Reaction mit Fuchsin auf freie Fettsäuren, ist zu wenig
                                    											empfindlich, namentlich bei gelbem Wachs. am besten die Prüfung nach v. Fehling,Polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 227. – Wagner's Jahresbericht für 1858, S. 553. welche im Wesentlichen darin besteht, daß man das Wachs mit dem
                              									zwanzigfachen Gewicht Alkohol 45 Minuten lang kocht, die Masse mehrere Stunden bis
                              									zum völligen Erkalten stehen läßt, dann filtrirt und das Filtrat mit Wasser versetzt. Die
                              									in Lösung gebliebene Stearinsäure scheidet sich nun aus, und es entsteht eine
                              									deutliche Fällung oder mindestens eine starke milchige Trübung.
                           Behandelt man Wachs, welches mit circa 10 Proc. Talg versetzt ist, auf dieselbe Art, so gibt das
                              									alkoholische Filtrat aus Zusatz von Wasser ebenfalls eine starke weiße Trübung;
                              									obgleich nun die Fällung, von einer gleich großen Menge zugesetzter Stearinsäure
                              									herrührend, bei weitem reichlicher und letztere bei einiger Uebung sofort zu
                              									erkennen ist, so kann man sich doch zur schließlichen Unterscheidung gut einer
                              									alkoholischen Bleizuckerlösung bedienen, welche in einem anderen Theil des Filtrates
                              									bei Anwesenheit von Stearinsäure einen Niederschlag hervorbringt, während bei
                              									Anwesenheit von Talg (wie bei reinem Wachs) nur die Ausscheidung einiger gelblichen
                              									Flöckchen erfolgt.
                           Zur Nachweisung des Talges bedient man sich zweckmäßig des
                              									Verfahrens von Gottlieb,Gottlieb, polizeilich-chemische Skizzen.
                                    											– Bolley's chemische Technologie: das
                                    											Beleuchtungswesen. welches auf der Aufsuchung der Oelsäure mittelst der Löslichkeit des
                              									ölsauren Bleioxydes in Aether beruht. Dieses Verfahren ist in der That
                              									verhältnißmäßig sehr empfindlich. – Ein etwas weniger complicirtes, aber auch
                              									weniger empfindliches Mittel ist nach meinen Versuchen die Nachweisung des
                              									Glycerins, basirend auf der bekannten Eigenschaft desselben, hydratisches Kupferoxyd
                              									oder Eisenoxyd bei Gegenwart von Aetzkali in ziemlich beträchtlicher Menge zu lösen.
                              									Zur Abscheidung des Glycerins bedient man sich am besten des bekannten, bei der
                              									Bestimmung des Glycerins in Glycerinseifen angewendeten Verfahrens. Man verseift
                              									mindestens 25 Gramme des fraglichen Wachses durch Kochen mit einer concentrirten
                              									Kalilauge (1,2 spec. Gew.), zersetzt mit verdünnter Schwefelsäure, und filtrirt von
                              									dem ausgeschiedenen Wachs- und Fettsäure-Kuchen ab. Das Filtrat
                              									neutralisirt man mit kohlensaurem Baryt oder kohlensaurem Kalk, filtrirt ab, dampft
                              									auf einem nicht ganz zum Kochen gebrachten Wasserbade ein, zieht den Rückstand mit
                              									absolutem Alkohol aus, und verdunstet das alkoholische Extract bei ungefähr
                              									80° C. Man kann das Verfahren noch abkürzen und das Filtrat von dem
                              									Wachs- und Fettsäure-Kuchen vorsichtig mit kohlensaurem Natron
                              									neutralisieren, eindampfen, mit absolutem Alkohol extrahiren und den alkoholischen
                              									Auszug abdunsten. Würde der schließliche Rückstand ziemlich farbloses Glycerin seyn,
                              									so könnte man sofort die Gegenwart des letzteren an der lasurblauen Färbung,
                              									hervorgebracht durch Zusatz eines Tropfens Kupfervitriollösung und eines kleinen
                              									Ueberschusses concentrirter Kalilauge, oder an der gelbbraunen Färbung, auf gleiche Art durch
                              									Eisenchlorid erzeugt, erkennen. Da sich aber das Glycerin beim Eindampfen stark
                              									gelblich färbt, so versetzt man obigen, dasselbe darstellenden Verdunstungsrückstand
                              									in einem Probirröhrchen mit einem Tropfen Kupfervitriol- resp.
                              									Eisenchloridlösung und etwas concentrirter Kalilauge, kocht einige Minuten und
                              									filtrirt. Im Filtrate kann man nach dem Ansäuern mit Salzsäure durch Ferrocyankalium
                              									das Kupfer resp. das Eisen erkennen.
                           Basirend auf der Eigenschaft dieser zur Wachsverfälschung angewendeten Substanzen
                              									(das Paraffin ausgenommen), mit kochender concentrirter Lösung von kohlensaurem
                              									Natron entweder theilweise verseift zu werden, oder eine Emulsion zu bilden welche
                              									die Entstehung einer Wachsemulsion zum Theil bedingt, habe ich folgenden Gang zur
                              									Nachweisung aller hier besprochenen Substanzen für geeignet gefunden.
                           Man kocht ein nußgroßes Stück des fraglichen Wachses mit einer concentrirten Lösung
                              									von kohlensaurem Natron fünf Minuten lang. A, es
                              									entsteht eine Emulsion, welche auch nach dem Erkalten bleibt: das Wachs ist mit
                              									Fichtenharz, Talg, Stearinsäure oder japanesischem Wachs verfälscht.
                           B, das Wachs schwimmt beim Erkalten vollständig als
                              									Fettschicht auf der Flüssigkeit, letztere hat sich nur etwas gelblich gefärbt: das
                              									Wachs ist rein oder kann mit Paraffin verfälscht seyn.
                           Bei A kocht man das fragliche Wachs mit mäßig
                              									concentrirter Kalilauge einige Minuten lang und setzt dann Kochsalz zu.
                           a) Es erfolgt eine ganz grobflockige Ausscheidung der
                              									gebildeten Seife: alle bei A verzeichneten Substanzen
                              									können vorhanden seyn, mit Ausnahme von japanesischem Wachs.
                           b) Ist japanisches Wachs anwesend, so bildet die
                              									ausgeschiedene Seife ein äußerst feinkörniges Magma,Dullo; Wagner's Jahresbericht für 1863, S.
                                    											670. welche Erscheinung Jeden der einmal den Versuch mit japanesischem Wachs
                              									gemacht hat, gar nicht in Zweifel läßt. Zur völligen Sicherheit kann man noch das
                              										specifische Gewicht des fraglichen Wachses
                              									bestimmen.
                           Dieses geschieht, wie ich mich bei der Bestimmung des specifischen Gewichtes von
                              									einigen unverfälschten Wachssorten überzeugt habe, genügend genau mittelst des
                              									Pyknometers. Das Wachs wird einige Zeit im Schmelzen erhalten, um größere Luftblasen
                              									entweichen zu lassen, und dann in eine etwas erwärmte Kaliform gegossen; nach
                              									völligem Erkalten werden die Wachsstängelchen auf einer glasirten Porzellanplatte
                              									ausgewalkt, um
                              									namentlich die durch die Fugen der Form verursachten Erhabenheiten (welche
                              									Luftbläschen später als Anhaftungspunkte dienen könnten) auszugleichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 205, S. 136
                              Das Pyknometer wird nun mit Wasser von 15° C.
                                 										gefüllt und gewogen. Die früher gewogenen Wachsstängelchen von der richtigen
                                 										Länge werden dann mit einem mit Wasser (von 15° C.) befeuchteten Pinsel
                                 										gut bestrichen und in das mit Wasser gefüllte Pyknometer gebracht, wo man ihnen, da sie wegen ihres geringeren
                                 										specifischen Gewichtes an die Oberfläche schwimmen und dadurch das Nachfüllen
                                 										des Pyknometers verhindern würden, mit einem Glasstäbchen leicht eine passende
                                 										Stellung geben kann, in welcher sie durch die Pyknometerwandungen an dem
                                 										Aufsteigen verhindert werden, wie beistehende Figur zeigt. Das Bestreichen mit
                                 										einem nassen Pinsel verhindert fast vollständig das Adhäriren von Luftblasen,
                                 										welches sonst die Hauptursache der Ungenauigkeit bei dieser Art der
                                 										Dichtebestimmung des Wachses ist. Wird die Dichte größer als 0,970 gefunden, so
                                 										ist dadurch und durch die eigenthümliche Beschaffenheit der ausgesalzenen Seife
                                 										das japanesische Wachs ganz sicher erkannt.
                              
                           War die Seifenausscheidung grobflockig, so prüft man zunächst mit concentrirter
                              									Salpetersäure wie oben angegeben, auf Fichtenharz. Ist das Resultat negativ, so
                              									prüft man nach v. Fehling auf Stearinsäure, wobei man
                              									sich zur vollständig sicheren Unterscheidung größerer Mengen Talg von sehr geringen
                              									Mengen Stearinsäure der alkoholischen Bleizuckerlösung bedient. Ist keine
                              									Stearinsäure vorhanden, so überzeugt man sich von der Anwesenheit des Talges
                              									entweder nach dem empfindlichen Verfahren Gottlieb's
                              									durch Nachweisung der Oelsäure, oder aber durch die Nachweisung des Glycerins in der
                              									angegebenen Weise, wobei man jedoch, da der Talgzusatz selten 5 Proc. übersteigt,
                              									mindestens 25 Gramme zur Untersuchung verwenden muß.
                           Bei B bestimmt man das specifische Gewicht des fraglichen
                              									Wachses; ist dasselbe geringer als 0,960, so ist, da alle anderen
                              									Verfälschungssubstanzen schon ausgeschlossen sind, mit Sicherheit eine Verfälschung
                              									des Wachses mit Paraffin anzunehmen.
                           Dieses resultirt aus der Arbeit von Rudolph Wagner,Polytechn. Journal 1867, Bd. CLXXXV S. 72. welcher außerdem gezeigt hat, daß man aus der Dichte einer solchen
                              									Wachs-Paraffinmischung sogar Schlüsse auf deren quantitative Verhältnisse ziehen
                              									kann und aus Versuchen eine Tabelle für solche Mischungen aufgestellt hat.
                           Dieses von Wagner
                              									„hydrostatische Prüfungsmethode“ benannte Verfahren ist aber
                              									einer noch größeren Genauigkeit fähig. Wie ich mich durch eine Reihe von
                              									Dichtebestimmungen solcher Mischungen überzeugte, differiren die Dichten von um 4
                              									Proc. im Paraffingehalte abweichenden Mischungen um 4–5 Einheiten in der
                              									dritten Decimalstelle. Man kann daher aus der Dichte eines mit Paraffin verfälschten
                              									Wachses den Paraffingehalt bis auf 4 Proc. genau angeben. Ich bin mit Versuchen
                              									darüber, über die anderen bis jetzt angegebenen Paraffinbestimmungsmethoden,
                              									namentlich die von Liès-Bodart,Polytechn. Journal, 1866, Bd. CLXXX S. 389. sowie über die quantitative Bestimmung der anderen hier besprochenen
                              									Substanzen, gegenwärtig beschäftigt.