| Titel: | Ueber die Bestimmung des Kohlenstoffes im Roheisen, Stabeisen und Stahl, durch Verbrennung desselben mit Kupferoxyd im Vacuum der Sprengel'schen Luftpumpe; von John Parry, Chemiker der Ebbw Yale Eisenwerke in Wales. | 
| Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. LXVII., S. 227 | 
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                        LXVII.
                        Ueber die Bestimmung des Kohlenstoffes im
                           								Roheisen, Stabeisen und Stahl, durch Verbrennung desselben mit Kupferoxyd im Vacuum der
                           									Sprengel'schen Luftpumpe; von John Parry, Chemiker der Ebbw Yale Eisenwerke in Wales.
                        Aus Chemical News,
                              									vol. XXV p. 301; Juni 1872.
                        Parry, über Bestimmung des Kohlenstoffes im Roheisen, Stabeisen und
                           								Stahl.
                        
                     
                        
                           Ich habe mich überzeugt, daß sich der Kohlenstoff im Roheisen, Stabeisen und Stahl
                              									durch seine Verbrennung mit Kupferoxyd im Vacuum der Sprengel'schen Luftpumpe genau bestimmen läßt. Zu diesem Zweck verfuhr ich
                              									in folgender Weise:
                           1) Das Metall wurde in einer Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd digerirt, dann der
                              									aus einem Gemenge des Kohlenstoffes mit gefälltem Kupfer bestehende Rückstand durch
                              									Asbest filtrirt und ausgewaschen;
                           2) Der getrocknete Rückstand wurde mit etwa 50 Grm. reinem Kupferoxyd vermengt, in
                              									ein an einem Ende verschlossenes, am anderen Ende ausgezogenes Verbrennungsrohr
                              									gefüllt, und das ausgezogene Ende mittelst eines Wasserverschlusses in der in Frankland und Armstrong's
                              									Abhandlung (Chemical Journal, vol. VI p. 90) angegebenen Weise mit einer Sprengel'schen LuftpumpeBeschrieben im polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXIV S. 122. in Verbindung gesetzt. Nachdem zunächst ein Vacuum hergestellt worden, wurde
                              									das Rohr so lange zum Rothglühen erhitzt, bis die Gasentwickelung aufhörte. Das Gas
                              									wurde in einem genau kalibrirten Meßrohre aufgefangen und mit den erforderlichen
                              									Correctionen für Temperatur, Luftdruck und Feuchtigkeit gemessen. Die Menge des
                              									Kohlenstoffes wurde aus der gemessenen Anzahl von Kub. Cent. Kohlensäuregas
                              									berechnet. (Es wurden mehrere Versuche in der Weise ausgeführt, daß man das Eisen
                              									direct mit Kupferoxyd mengte, aber der Kohlenstoffgehalt fiel zu niedrig aus.)
                           Ich fand in allen Fällen, daß das im Vacuum abgegebene Gas gänzlich aus reiner
                              									Kohlensäure bestand; zur Erzielung dieses Resultates muß aber das angewendete
                              									Kupferoxyd vollkommen rein und frei von Staub seyn.
                           Versuch I. – 1 Grm. graues Roheisen gab, als bei
                              									der beschriebenen Behandlung eine Stunde lang unter der Luftpumpe erhitzt wurde 59,8 Kub. Cent.
                              									Kohlensäure = 3,206 Procent Kohlenstoff; beim Verbrennen mit Kupferoxyd im
                              									Sauerstoffstrome, nach dem gewöhnlichen Verfahren, gab es (1) 3,280 Proc., (2) 3,264
                              									Proc. Kohlenstoff.
                           Versuch II. – Andere Probe von grauem Roheisen:
                              									(1) die Verbrennung nach der gewöhnlichen Methode gab 3,600 Proc. Kohlenstoff. (2)
                              									Die Verbrennung im Vacuum gab, als das Gas direct in einen gewogenen Kaliapparat
                              									gepumpt wurde, 3,654 Proc. Kohlenstoff.
                           Versuch III. – Da ich es für wahrscheinlich hielt,
                              									daß bei der Verbrennung nach dem gewöhnlichen Verfahren Kohlensäure vom Kupferoxyd
                              									zurückgehalten werde, so behandelte ich 1 Gramm graues Roheisen A mit Kupfervitriollösung, und brachte den durch Asbest
                              									filtrirten, gut ausgewaschenen und nach dem Trocknen mit Kupferoxyd gemengten
                              									Rückstand in ein Verbrennungsrohr, welches ausgezogen war, so daß nach der Trennung
                              									von dem Sauerstoffentwickelungsapparate sein Ende leicht mittelst der Löthrohrflamme
                              									verschlossen werden konnte. Ich erhielt bei der Kohlenstoffbestimmung 3,228 Proc.
                              									Nun wurde der Sauerstoffapparat abgenommen, das Rohr zugeschmolzen und dem Erkalten
                              									überlassen. Darnach wurde das Rohr mit der Luftpumpe verbunden, evacuirt und
                              									wiederum erhitzt. Es entwickelte sich eine beträchtliche Menge Gas, welches sich
                              									jedoch als reiner Sauerstoff erwies und keine Spur von Kohlensäure oder Kohlenoxyd
                              									enthielt.
                           Versuch IV. – Eine Probe von Rohschienen, welche
                              									als ganz durchgepuddeltes Eisen bezeichnet wurde, gab bei der Verbrennung nach dem
                              									gewöhnlichen Verfahren (1) 0,143 Proc., (2) 0,131 Procent, bei der Verbrennung im
                              									Vacuum (3) 0,1465 Procent Kohlenstoff.
                           Versuch V. – Schmiedeeiserne Panzerplatte:
                              									Kohlenstoffgehalt durch Verbrennung im Vacuum ermittelt, 0,1426 Proc.
                           Versuch VI. – Stahl: Kohlenstoffgehalt, durch
                              									Verbrennung im Vacuum bestimmt, 0,2972 Proc.; durch Eggertz's colorimetrische Probe ermittelt, 0,2800 Proc.
                           Es erhellt aus diesen Versuchen, daß die gewöhnliche Verbrennungsmethode mit
                              									Kupferoxyd in Sauerstoffgas sehr genaue Resultate gibt; ich bin jedoch der Meinung,
                              									daß durch Anwendung der Sprengel'schen Luftpumpe sicherere Resultate erzielt werden können, und wenn auch
                              									dieses Verfahren umständlicher ist und einige Geschicklichkeit im Manipuliren
                              									erfordert, so lassen sich doch, sofern die Luftpumpe mit dem Verbrennungsrohre
                              									gehörig verbunden wird und die Gasmeßröhren sorgfältig kalibrirt sind, die
                              									Verbrennungen mit großer Leichtigkeit ausführen.
                           Verbrennungen nach der gewöhnlichen Methode beanspruchen die ungetheilte
                              									Aufmerksamkeit des Operirenden und wegen der vielen Theile des Apparates besondere
                              									Vorsichtsmaßregeln gegen Undichtheiten; überdieß bieten die Kaliapparate der
                              									Ablagerung von Feuchtigkeit und Staub eine große Oberfläche dar.
                           Bei Anwendung der Luftpumpe sind, nachdem das Vacuum hergestellt worden, während
                              									dasselbe bis zum Schlusse der Verbrennung unterhalten wird, Fehler in Folge von
                              									Undichtheiten nicht zu befürchten und der Experimentirende kann, nachdem er das
                              									Kohlensäuregas in das Meßrohr gefüllt hat, seine Messungen etc. nach Muße
                              									controlliren (auch das Gas auf Kohlensäure prüfen, indem er eine Kalikugel in
                              									dasselbe einführt); dabei kann er sich bei Anwendung von reinem Kupferoxyd und
                              									sauberen Verbrennungsröhren auf die ersten Resultate unbedingt verlassen. Bei dem
                              									gewöhnlichen Verfahren ist dieß, soweit meine Erfahrung reicht, nicht der Fall.
                           Soll der Kohlenstoffgehalt von Stahl oder Schmiedeeisen ganz genau bestimmt werden,
                              									so sind stets zwei Verbrennungen erforderlich; in der Regel führe ich bei Anwendung
                              									der älteren Methode, drei Verbrennungsversuche aus.