| Titel: | Ueber die mechanischen Anwendungen des vulcanisirten Kautschuks; von J. Syme. | 
| Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. LXXII., S. 281 | 
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                        LXXII.
                        Ueber die mechanischen Anwendungen des
                           								vulcanisirten Kautschuks; von J. Syme.
                        Nach dem Bulletin de la
                                 									Société d'Encouragement, Juni 1872, S. 301.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VIII.
                        Syme, über die mechanischen Anwendungen des vulcanisirten
                           								Kautschuks.
                        
                     
                        
                           Wir geben im Folgenden einen Auszug einer Abhandlung von J. Syme
                              									sen., welche in einer Sitzung des schottischen
                              									Ingenieurvereines vorgetragen wurde. Der Verfasser legte bei dieser Gelegenheit der
                              									Versammlung Kautschukproben vor, welche er von den beiden Kautschukfabrikanten Moulton u. Comp., und Foster u. Williams erhalten
                              									hatte, und zwar in drei verschiedenen Zuständen des Kautschuks: im rohen Zustande,
                              									wie er importirt wird, nach der Sortirung und Vorbereitung für die Mischung, und im
                              									Zustande der Mischung, nachdem er, ohne jedoch vulcanisirt zu seyn, bereits den
                              									Zusatz von Schwefelblumen bester Qualität, die man zur Erzielung eines vollkommen
                              									reinen Productes bei ungefähr 149° C. mit ihm zusammen schmelzen läßt,
                              									empfangen hatte. Je nach den verschiedenartigen Bestimmungen des Kautschuks fügt man
                              									dem Schwefel vor der Vulcanisirung mehrere andere Substanzen in verschiedenen
                              									Verhältnissen bei. Syme legte ferner Proben vor, welche
                              									verschiedene Grade der Vulcanisirung repräsentirten, und zwar unter Angabe ihres
                              									specifischen Gewichtes, da die Dichtigkeit des Productes einen wesentlichen Einfluß
                              									auf dessen Handelswerth hat.Syme's Zusammenstellung der von ihm ermittelten
                                    											specif. Gewichte verschiedener Kautschukarten wurde bereits im polytechn.
                                    											Journal, 1871, Bd. CCI S. 178 mitgetheilt.
                              								
                           Die Anwendungen des vulcanisirten Kautschuks sind heut zu Tage so mannichfaltig, daß
                              									wir uns auf eine Auswahl der wichtigsten beschränken müssen, welche zu Glasgow und
                              									in der Umgebung dieses großen Mittelpunktes der Fabriksindustrie eingeführt sind.
                              									Beginnen wir mit den Klappenventilen der
                                 										Schiffsdampfmaschinen. Vor einigen Jahren nahm man allgemein an, daß die
                              									Klappen aus reinem Kautschuk, welcher auf dem Wasser schwimmt oder beinahe schwimmt, die besten seyen. Aber der Verfasser liefert
                              									den Nachweis, daß andere
                              									Ursachen als die Qualität des Kautschuks, einen ungünstigen Einfluß auf die
                              									Dauerhaftigkeit dieser Organe haben, z.B. die schlechte Construction des
                              									Ventilsitzes oder des Deckels, die Anwendung eines zu großen Druckes, oder die
                              									Einwirkung einer zu großen Quantität als Schmiermittel dienender Stoffe, welche dem
                              									Wasser beigemischt, mit den Kautschukgarnituren in Berührung kommen und dieselben
                              									zerstören. Er zeigte zwei abgenutzte Garnituren vor, wovon die eine, weiß von Farbe
                              									und im specifischen Gewichte von 1,606, nur 21 Tage der Einwirkung des Dampfes
                              									ausgesetzt gewesen war, während die andere, gelblich-grau und im specifischen
                              									Gewichte von 1,178, unter gleichen Verhältnissen 90 Tage ausgehalten hatte. Diese
                              									beiden Garnituren hatten Risse bekommen, welche von dem centralen Loche ausgingen,
                              									während die Masse des Kautschuks noch ganz gut war. Der Verfasser hält indessen die
                              									erste Probe in reiner Qualität, für kaltes Wasser als die geeignetste, und glaubt,
                              									daß in beiden Proben der Kautschuk zu dicht war. Er ist außerdem der Ansicht, daß
                              									Größe und Krümmung des Deckels, indem sie das Bestreben erzeugten, die Garnitur
                              									schüsselförmig zu krümmen und mithin rings um ihre Mitte zu zerreißen, mehr zum
                              									Bruch beigetragen haben, als die Qualität des Stoffes. Man muß es daher vermeiden,
                              									die Einfassung im Verhältniß zur Klappe oder der Oeffnung der Scheidewand zu groß zu
                              									machen. Der Verfasser schließt aus seinen Versuchen, daß für reines, kaltes und
                              									fettfreies Wasser der reine Kautschuk der beste ist, und daß derselbe bei einem
                              									kreisrunden Ventil nicht weiter als um den Betrag seiner Dicke über den Rand der
                              									Klappe hinausgehen darf.
                           Syme zeigte das abgenutzte Segment einer zur Luftpumpe
                              									einer Condensationsdampfmaschine gehörenden Ventilklappe, welche 52470 Kilometer
                              									durchlaufen hatte, und deren specifisches Gewicht 1,222 betrug. Aus der Abbildung
                              										Fig. 1 ist
                              									die Wirkung der Abnutzung ersichtlich. Die Dicke dieser Klappe, welche die Oeffnung
                              									des Sitzes um 0,038 Met. überragt und anfänglich 0,019 Met. betragen hatte, zeigte
                              									sich an der dünnsten Stelle bis auf 0,006 Met. reducirt. Das Ventil hatte in einem
                              									mit heißem Wasser gefüllten Trog gearbeitet, was zur Erhöhung des Uebelstandes
                              									beitrug; sonst hätte dasselbe noch eine Strecke von mehreren tausend Kilometern
                              									aushalten können, denn die Qualität des Stoffes war vortrefflich.
                           Der Verfasser besitzt eine ganze Sammlung solcher Ventile, welche bei
                              									Condensationsmaschinen des alten Systemes mit einem
                              									Cylinder in Anwendung gewesen waren. Wir beschränken uns auf die hauptsächlichsten
                              									Folgerungen, welche er an die Untersuchung dieser Exemplare knüpft. Eine erste Serie
                              									bestand aus reinem Kautschuk, und lieferte die Bestätigung, daß die schädlichen Wirkungen der
                              									Schmiermittel durch die Unbeweglichkeit des Ventiles sehr beschleunigt worden waren,
                              									indem dieses sich nicht um seine Mitte drehen konnte, was bei allen runden Ventilen
                              									der Fall seyn sollte. Die über die Oeffnung des Sitzes gehenden Stäbe, sowie die
                              									Ränder des Sitzes sollten abgerundet seyn; denn der Kautschuk, dessen Dicke 0,015
                              									Met. betrug, zeigte sich, obgleich er von sehr guter Qualität war, in Folge der
                              									Wirkung der genannten Stäbe und Ränder halb durchschnitten. Das mit dem Wasser
                              									fortgeführte und in die Risse dringende Oel hatte gleichfalls seine zerstörenden
                              									Wirkungen ausgeübt. – Ein anderes, 0,022 Met. dickes Exemplar war 2 3/4 Jahre
                              									im Dienst gewesen; da aber das Ventil um seine Mitte drehbar war, so hatten die
                              									Ränder der Oeffnung und ihre Stäbe keine Spuren auf dem Kautschuk hinterlassen.
                              									– Eine andere Probe bildete einen Theil eines Ventiles, welches während 12
                              									Jahren in einer Maschine gedient hatte, die ungefähr 12 Kolbenhube per Minute machte. Dieses Kautschukstück mag
                              									ursprünglich 0,022 oder 0,025 Met. dick gewesen seyn; es besitzt gegenwärtig eine
                              									dunkle Farbe, sein specifisches Gewicht ist 1,191; der noch in gutem Zustande
                              									befindliche Theil hat seine Elasticität größtentheils bewahrt. Die sichtbaren
                              									Zeichen der Abnutzung lassen schließen, daß das Ventil in seiner Mitte befestigt
                              									gewesen war und in einer constanten Lage auf seinen Sitz geschlagen hatte. Dieses
                              									Exemplar liefert den Beweis, daß Kautschuk, dem man außer der erforderlichen
                              									Quantität Schwefel eine färbende metallische Substanz beigefügt hat, und dessen
                              									specifisches Gewicht 1,152 bis 1,233 beträgt, sich für den fraglichen Zweck am
                              									besten eignet, weil der reine vulcanisirte Kautschuk sich durch die Arbeit in
                              									ölhaltigem Wasser schneller abnutzt, als wenn er durch die Beimengung einer festen
                              									Substanz, auf welche das Oel oder flüssige Fett nicht einwirkt, geschützt ist.
                           Was die Anwendung des Kautschuks als Packung für
                                 										Dampfmaschinen von hohem und niedrigem Druck anbelangt, bei denen der Dampf
                              									fette Substanzen mit sich führt, so machen die hierauf bezüglichen Beobachtungen des
                              									Verfassers die rasch zerstörenden Wirkungen klar, welche eine hohe Temperatur und
                              									Spannung auf den besten vulcanisirten rothen Kautschuk ausüben. Ein ursprünglich
                              									0,0015 Met. dickes Probestück erster Qualität, welches der Verfasser vorzeigte,
                              									hatte bei einer Verbindung der Dampfzuleitungsröhre eines horizontalen
                              									Condensationsdampfmaschinen-Paares von 750 Pferdekräften gedient, und zwar
                              									unmittelbar unterhalb der Stelle an welcher Wallrath erster Qualität als
                              									Schmiermittel angewandt wurde. Die Spannung im Dampfkessel betrug 2,811 Kilogrm. und
                              									in dem mit geringerer Spannung arbeitenden Cylinder 0,632 bis 0,710 Kilogrm. per Quadratcentimeter. Unter diesen Umständen hatten 3 oder 4 Monate
                              									genügt, um den Kautschuk bis auf die Bolzen, und 6 Monate, um denselben gänzlich
                              									abzunutzen. Packungen von gleicher Dicke für die Deckel des Cylinders von höherer
                              									Spannung, die jedoch von den Schmierbüchsen weiter entfernt lagen, hatten 6 bis 9
                              									Monate ausgehalten, ehe sie nur bis zu den Bolzen abgenutzt waren. Andere eben so
                              									dicke Packungen in Anwendung auf den Cylinder von minder hoher Spannung, also unter
                              									einer niedrigeren Temperatur, hatten zwei Jahre und darüber ausgedauert; sie konnten
                              									drei- oder viermal herausgenommen und wieder eingefügt werden. Diese
                              									Erfahrung beweist, daß eine hohe Temperatur und ein hoher Dampfdruck unter dem
                              									Einflusse des dem Dampf beigemischten besten Wallrathes den vulcanisirten Kautschuk
                              									sehr schnell zerstören. Vorstehendes Resultat war übrigens vorauszusehen; denn man
                              									weiß, daß der Kautschuk bei ungefähr 149° C. vulcanisirt werden kann, und
                              									Versuche die der Verfasser mit heißer Luft anstellte, lehrten, daß er bei
                              									204° C. vollständig weich wird.
                           Wenden wir uns zu den Kautschukventilen der Speisepumpen der
                                 										Schiffsdampfmaschinen mit Hochdruck, bei denen die Spannung im Dampfkessel
                              									3,865 bis 4,216 Kilogrm. per Quadratcentimeter beträgt.
                              									Es wurden drei gebrauchte Exemplare vorgezeigt, welche sämmtlich aus reinem grauem
                              									Kautschuk construirt waren. Das erste hatte in reinem Wasser unter einer Spannung
                              									von 3,865 Kilogrm. per Quadratcentimeter gearbeitet, und
                              									die mittlere Dauer desselben bei täglich sechsstündiger Arbeit nur 6 bis 8 Tage
                              									betragen; seine Dicke betrug 0,019 Met. bei einem Durchmesser von 0,101 Met.; es war
                              									am Centrum befestigt, und zwar unter einem metallenen Deckel von 0,054 Met.
                              									Durchmesser. Innerhalb 48 Stunden wurde das Stück von den Stäben seines Sitzes
                              									förmlich durchschnitten. Der Verfasser betrachtet daher diese Construction als eine
                              									übelverstandene Anordnung; denn man sollte stets berücksichtigen, daß die
                              									Elasticität des Kautschuks ihre Grenzen hat, und diese waren unter den vorliegenden
                              									Umständen überschritten. – Das zweite Exemplar schien unter einer
                              									Metallklappe ohne biegsame Zunge in Gebrauch gewesen zu seyn, und leistete nur 48
                              									Stunden lang in einer Schiffsmaschine Widerstand, wo die Speisung in dem Dampfkessel
                              									einem Drucke von 4,216 Kilogrm. per Quadratcentimeter
                              									begegnete. Der Verfasser glaubt, daß die kurze Dauer dieses Dienstes erstens daher
                              									kommt, daß das Wasser zu sehr mit Oel vermischt war, zweitens daß die Oeffnung des
                              									Ventilsitzes zu groß, die Oberfläche der Stäbe aber zu klein, drittens daß der
                              									Kautschuk für diese Anwendung zu rein und zu weich war. – Das dritte Exemplar
                              									war unter einem Metalldeckel ohne biegsame Zunge angewendet worden; es bestand aus reinem
                              									und weichem Kautschuk von 0,019 Met. Dicke und hatte 0,117 Met. im Durchmesser.
                              									Dasselbe hatte nur eine sehr kurze Existenz, indem es bei der Probefahrt des
                              									Dampfers nur 6 Stunden unter einer Dampfkesselspannung von 4,216 Kilogrm. arbeitete.
                              									Zieht man den Querschnitt der Oeffnungen und die Oberfläche des Ventilsitzes in
                              									Erwägung, so wird man sofort erkennen, daß letztere zu klein war, indem sie nicht
                              									die Hälfte des Querschnittes der Oeffnungen erreichte, so daß der auf den Stäben
                              									liegende Theil des Kautschuks einen Druck von 9,136 Kilogrm. per Quadratcentimeter, oder mehr als das Doppelte des Dampfdruckes im
                              									Kessel, auszuhalten hatte. Auch hier hatte man die Elasticitätsgrenze des reinen
                              									Kautschuks überschritten, selbst wenn letzterer nur einer von der wechselnden
                              									Spannung einer federnden Zunge freien Compression unterworfen ist.
                           Im Hinblick, auf die eben erwähnte verfehlte Construction schlägt der Verfasser
                              									verschiedene Anordnungen vor, deren eine sich auf die Anwendung von Geschützbronze,
                              									die andere auf die des Kautschuks bezieht. Das Charakteristische der letzteren,
                              									welche in Fig.
                                 										2 im Grundrisse, in Fig. 3 im
                              									Verticaldurchschnitte skizzirt ist, liegt in der Anordnung des mit runden Löchern
                              									durchbohrten Ventilsitzes. Dieser bietet nämlich eine Oberfläche dar, welche
                              									geeigneter ist, den Druck des Kautschuks, ohne einzuschneiden, aufzunehmen. Der
                              									Durchmesser jener Löcher beträgt 0,013 Met., die Dicke des Kautschuks 0,022 Met. bei
                              									einem Durchmesser von 0,107 Met. Ueber die Kautschukscheibe ist ein Hut aus Bronze
                              									gedeckt, welcher mit einer Spindel von 0,019 Met. Durchmesser versehen ist, die in
                              									der Mitte des Sitzes gleitet und als Führung dient. Ueber den Metallhut ist noch ein
                              									0,019 Met. dicker Kautschukring geschoben, welcher die Bestimmung hat, den Stoß des
                              									Ventiles bei seiner Hebung zu mildern. Für vorstehenden Zweck empfiehlt der
                              									Verfasser Kautschuk von der Qualität Nr. 3 von 1,473 bis 1,633 specifischem
                              									Gewichte.
                           Wir gehen nun zur AnwendungAnwedung des Kautschuks und der Guttapercha für die Kolben
                                 										und Ventile der Pumpen über. Fig. 4 stellt einen
                              									Pumpenkolben mit zwei ringförmigen Packungen aus Guttapercha oder vulcanisirtem
                              									Kautschuk im Verticaldurchschnitt dar. Diese Packungsringe liegen in zwei auf der
                              									Drehbank in die Seitenfläche des Kolbens gearbeiteten Rinnen von 0,022 Met. Tiefe.
                              									Letztere communiciren mit zwei in den Kolben bis zur unteren Rinne gebohrten
                              									Löchern, so daß der Druck der in der Pumpe stehenden Wassersäule sich bis zur
                              									hinteren Wand der Packungsringe fortpflanzt und diese Ringe gegen die Röhrenwand
                              									andrückt, selbst wenn sie sich bereits bis auf 0,022 und 0,006 Met. Dicke abgenutzt
                              									haben. Der Verfasser machte die Wahrnehmung, daß der Kautschuk auf solche Weise
                              									bei der Luftpumpe einer 60pferdigen Condensationsdampfmaschine angebracht, seinen
                              									Dienst 3 1/2 Jahre mit vollkommenem Erfolg versah. Da das Wasser in derartigen
                              									Fällen heißer und mit fetten Substanzen stärker imprägnirt ist, so muß man dichteren
                              									Kautschuk anwenden, der eher im Stande ist, diesen Substanzen, welche ihn aufzulösen
                              									streben, Widerstand zu leisten.
                           Eine weitere Anwendung und zwar des reinen vulcanisirten Kautschuks bezieht sich auf
                              									die Schwefelsäure-Pumpe, bei welcher Blei und
                              									Kautschuk allein mit der Säure in Berührung kommen. Diese in Fig. 5 im Durchschnitt
                              									abgebildete Pumpe ist eine Druckpumpe und wird aus freier Hand in Thätigkeit
                              									gesetzt. Sie hebt die Säure auf die für ihre Vertheilung nöthige Höhe von 2,740 Met.
                              									Eine umgekehrte sphärische Schale oder Kuppel aus vulcanisirtem Kautschuk wird bei
                              									jedem Hub eines eisernen Kolbens, welcher gleichfalls eine Schale jedoch in
                              									entgegengesetztem Sinne bildet, einwärts gepreßt. Beim Aufsteigen des Kolbens
                              									stellen das Gewicht der Flüssigkeit und die Elasticität des Kautschuks die vorherige
                              									Gestalt der Kuppel wieder her; diese füllt sich von Neuem mit Säure, welche durch
                              									einen weiteren Druck des Kolbens in die Höhe gefördert wird. Zwei flache Klappen mit
                              									Kautschukliderung vervollständigen die Action der Pumpe. Diese Art Druckpumpe
                              									leistet nützliche Dienste, wenn die Bleikammern auf dem Boden angebracht sind, weil
                              									alsdann die Säure behufs ihrer Vertheilung gehoben werden muß.
                           Die Figuren 6,
                              										7 und 8 stellen eine
                              									andere Art mit Kautschuk combinirter Säurepumpen-Kolben im Verticaldurchschnitte und in der
                              									Seitenansicht dar. Der Kolben besteht aus glasirtem Steinzeug und ist von einem
                              									Packungsring aus Kautschuk umgeben, welcher, wie aus den Durchschnitten Fig. 6 und 8 ersichtlich,
                              									mit der Klappe aus einem Stück besteht. Die Kolbenstange
                              									ist aus Holz. Pumpen dieser Art, welche zur Hebung der Salzsäure dienen, haben zweierlei Durchmesser, nämlich von 0,101 Met. wenn
                              									sie aus freier Hand, und von 0,127 Met., wenn sie durch einen kräftigeren Motor in
                              									Thätigkeit gesetzt werden. Die ersteren, deren Dicke 0,009 Met. beträgt, heben die
                              									Flüssigkeit auf 2,74 bis 3 Met., die letzteren, welche 0,015 Met. dick sind, bis auf
                              									6 Met. Die Stärke von 0,015 Met. ist nöthig, um auf der Klappe einen bleiernen
                              									Deckel mit gleichfalls bleiernen Nieten befestigen zu können. Diese Kolben spielen
                              									in bleiernen Cylindern, welche Tag und Nacht arbeitend, je nach der Stärke der
                              									Flüssigkeit, zwei bis drei Monate aushalten. Selbstverständlich verwendet man zu
                              									diesem Apparate Kautschuk erster Qualität.
                           In Fabriken wo man mit heißen Alaunlösungen arbeitet,
                              									können die Behälter mit Kautschuk ausgefüttert werden. Zwei solcher Bekleidungen, welche der
                              									Einwirkung siedender Alaunlösungen zu widerstehen hatten, die ein metallenes Futter
                              									sehr angreifen, haben folgende Resultate ergeben. Die erste, aus Kautschuk von Para,
                              									bestand aus einem vulcanisirten, 0,006 Met. dicken Blatt, dessen Vereinigung an den
                              									Fugen mit einer Auflösung von Kautschuk erster Qualität bewerkstelligt worden war.
                              									Das Futter hielt 17 Monate aus, worauf es in Folge der Efflorescenz des
                              									vulcanisirten Kautschuks an den Fugen auseinander ging. Der nämliche Behälter wurde
                              									mit einem Futter aus reinem, in einer zinnernen Form gegossenen Kautschuk von Para
                              									ausgekleidet; dieses Futter dient bereits seit 21 Monaten und zeigt noch keine Spur
                              									von Verderbniß.
                           Wir gehen nun zur Anwendung des vulcanisirten Kautschuks, des harten oder weichen,
                              									auf Metallwalzen über, wie sie heut zu Tage in
                              									Kattundruckereien, Bleichanstalten, Färbereien, und ganz neuerdings in
                              									Papierfabriken sehr häufig in Gebrauch sind. Der Verfasser hat sich zu Anfang des
                              									Jahres 1864 mit der Anbringung eines elastischen Ueberzuges dieser Art an
                              									Metallwalzen beschäftigt. Bevor man aber das Hartgummi auf den Walzen zu befestigen
                              									lernte, leisteten diese elastischen Ueberzüge, da sie nicht fest am Metall hafteten
                              									und daher bei der Arbeit Falten bildeten, nur unvollkommene Dienste. Als daher die
                              									neuen Walzen erschienen, wurden sie als eine Wohlthat für jene Industriezweige
                              									betrachtet. Die Ueberzüge von Vulcanit oder Hartgummi
                              									sind 0,025 Met. dick, können auf einer Drehbank mit den nämlichen
                              									Schneidinstrumenten wie harte Hölzer abgedreht werden, und sind dauerhafter als
                              									Holz.
                           In den Papierfabriken sind die Kautschukwalzen seit 1869 in Gebrauch. Man kann auch
                              									den Kautschuküberzug bei Walzen in Anwendung bringen, welche zum Leimen der feineren
                              									Papiere dienen, weil die in dem Leim enthaltenen Stoffe das Messing angreifen, auf
                              									den Kautschuk aber nicht einwirken. Ueberall, wo man die mit Kautschuk bekleideten
                              									Walzen paarweise anwendet, muß die mitnehmende Walze härter seyn, als die
                              									mitgenommene, weil der wellenförmige Hügel, welcher sich während der Action auf der
                              									Oberfläche bildet, durch die mitnehmende Walze nach hinten gedrängt werden muß.
                           Was die Kautschukfedern für die Buffer der Eisenbahnwagen
                              									anbelangt, so bedauert der Verfasser, daß der Kautschuk in dieser Achtung nicht mehr
                              									in demselben Umfange wie früher vertreten ist. Er erwähnt eines solchen Buffers,
                              									welcher 19 Jahre in Betrieb war und mit dem Waggon, dem er angehörte, gleiche Dauer
                              									hatte. Allerdings wurde er am Ende seines Dienstes in einem Zustande der Zersetzung
                              									oder Fäulniß gefunden, welchem der Kautschuk, insbesondere der reine, unterworfen
                              										ist; aber eine Dauer
                              									von 19 Jahren darf immer als ein sehr befriedigendes Resultat betrachtet werden. Da
                              									der vulcanisirte Kautschuk seine Elasticität unter den Temperaturen der
                              									verschiedensten Klimate, von Canada bis Indien, beibehält, so erweist er sich als
                              									ein für Eisenbahnbuffer und Zugfedern nützlicher Stoff; und wenn man dahin gelangen
                              									würde, seine Dauerhaftigkeit zu erhöhen, so würde er nicht mehr durch Stahlfedern
                              									verschiedener Form verdrängt werden. Man sollte übrigens den Kautschukfedern mehr
                              									Oberfläche geben, um ihre Dauerhaftigkeit, welche gegenwärtig nur 2 1/2 bis 3 1/2
                              									Jahre beträgt, zu verlängern.
                           Wir kommen nun zu den Kautschukbandagen der Räder, welche
                              									in Folge von Constructionsfehlern bis jetzt noch nicht den Erfolg gehabt haben,
                              									welchen man sich versprochen hatte. Die Figuren 9 und 10 stellen ein
                              									mit einer solchen Bandage ausgestattetes Rad eines Blockwagens dar. Bänder von
                              									grober Leinwand sind in den Kautschuk eingehüllt, ohne die Seitenflächen zu
                              									erreichen. Ihr Zweck ist, die Streckung der Bandagen zu verhüten. Das Rad muß daher
                              									so eingerichtet seyn, daß man die Bandage von der Seite her darüber schieben kann.
                              									Aus diesem Grunde besteht das Rad aus zwei aneinandergeschraubten Hälften. Seine
                              									Felgen tragen zwei aneinandergeschraubte eiserne Flanschen, welche eine Rinne
                              									bilden, die das Kautschukband aufnimmt.
                           Eine andere glückliche Anwendung des Kautschuks findet man bei Shank's patentirten Wassercloset's mit
                              									sphärischem elastischen Ventil. Eine hohle Kautschukkugel dient hier als Ventil und
                              									verschließt eine mit Messing eingefaßte Oeffnung. Diese Anordnung bietet mehrere
                              									Portheile dar, bedarf keiner Reparatur, dauert fünf und mehr Jahre, und findet eine
                              									immer mehr sich verbreitende Aufnahme.
                           Der Verfasser erwähnt endlich noch der Anwendung des Kautschuks bei den Billiardbändern. Das Zurückprallen der elfenbeinernen
                              									Kugel muß augenblicklich, sicher und regelrecht, und das Band selbst so niedrig wie
                              									möglich seyn. Man bedient sich daher eines vulcanisirten, auf einer Seite halbkreisförmig abgerundeten Kautschukbandes von 0,019 Met.
                              									Dicke, gegen dessen Mitte die 0,052 Met. im Durchmesser haltende Kugel anschlägt.
                              									Dieses Kautschukband ist auf einer hölzernen Leiste und unterhalb einer
                              									Messingschiene so angeordnet, daß der Halbkreis des Kautschuks allein hervorspringt.
                              									Stoß- und Rückpralllinie der Kugel liegen daher genau in der Richtung der die
                              									Mittelpunkte verbindenden Linie. Ein Vortheil dieser Anordnung liegt auch in der
                              									Verminderung der Höhe des Bandes über der Tafel auf 0,037 Met. statt der
                              									gewöhnlichen Höhe von 0,047 Met.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
