| Titel: | Ueber ein von M. Ziegler angegebenes Verfahren zur Bestimmung des Werthes der Albuminsorten; von de Coninck. | 
| Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. CXI., S. 455 | 
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                        CXI.
                        Ueber ein von M. Ziegler angegebenes Verfahren zur Bestimmung des Werthes der Albuminsorten;
                           								von de Coninck.
                        Verfahren zur Bestimmung des Werthes der Albuminsorten.
                        
                     
                        
                           Das von Martin Ziegler der Société industrielle de Mulhouse mitgetheilte Verfahren zur
                              									Bestimmung des Werthes der Albuminsorten ist folgendes:
                           Man löst 20 Grm. des zu prüfenden Albumins in 0,1 Liter Wasser, seiht die Lösung
                              									durch ein Seidensieb, läßt sie zum Absetzen der unlöslichen Theile einige Zeit
                              									stehen, zieht dann mit einer Pipette 10 Kubikcentimeter des klaren Theiles ab und
                              									läßt diese abgezogene Portion tropfenweise in eine in einer Porzellanschale
                              									enthaltene kochende 20procentige Alaunlösung fallen. Man gießt den Inhalt der
                              									Porzellanschale darauf in einen graduirten Cylinder, läßt den Niederschlag von
                              									geronnenem Albumin sich am Boden desselben ansammeln, beobachtet sein Ansehen und sein Volumen,
                              									bringt ihn auf ein Filter, wäscht ihn mit kochendem Wasser aus, trocknet und wägt
                              									ihn.
                           Die Ziegler'sche Methode besteht hiernach in der directen
                              									Bestimmung des Gewichtes des Albumins im geronnenen Zustande. Um das Albumin zum
                              									Gerinnen zu bringen, kann man nicht bloßes kochendes Wasser anwenden, weil dasselbe
                              									das Blutalbumin zu so feinen Theilen coagulirt, daß das Filtriren fast unmöglich
                              									ist, und weil dasselbe mit gewissen, etwas alkalischen Albuminsorten überhaupt kein
                              									Coagulum hervorbringt. Wegen des ersteren Uebelstandes erschien auch angesäuertes
                              									Wasser nicht als anwendbar, und Ziegler fand, daß eine
                              									kochende Alaunlösung die besten Resultate gab.
                           de Coninck hat dieses Verfahren im Auftrage der
                              									Mülhausener Gesellschaft geprüft. Er untersuchte zunächst das nach demselben
                              									erhaltene geronnene Albumin auf einen Gehalt an Thonerde und fand, daß derselbe
                              									unbedeutend ist. 1,16 Grm. trockenes geronnenes Albumin ließen nämlich beim
                              									Einäschern nur 0,01 Grm. Thonerde zurück.
                           de Coninck suchte ferner die Frage zu beantworten, ob
                              									etwa die nicht coagulirbaren löslichen Stoffe, welche in dem Albumin enthalten seyn
                              									können, darauf hinwirken, die Resultate unrichtig zu machen. Er vermischte zu diesem
                              									Zweck gewöhnliches gutes Eiweiß mit verschiedenen Mengen von Gummi und prüfte diese
                              									Mischungen, so wie das nicht mit Gummi versetzte Eiweiß nach dem beschriebenen
                              									Verfahren. Dabei ergab sich, daß das Gewicht der aus den Mischungen erhaltenen
                              									Niederschläge nicht dem Albumingehalt der Mischungen proportional, sondern geringer
                              									war, und zwar von dem wirklichen Albumingehalt um so mehr abwich, je mehr Gummi die
                              									betreffende Mischung enthielt. Die gefundenen Gewichte der Niederschläge sind
                              									nachstehend unter I, die dem Albumingehalt der untersuchten Proben entsprechenden
                              									Gewichte unter II angegeben.
                           
                              
                                 a) Albumin für sich
                                 b) 80 Th. Albumin
                                 c) 70 Thl. Albumin
                                 d) 60 Th. Albumin
                                 
                              
                                 
                                 mit 20 Th. Gummi
                                  mit 30 Th. Gummi
                                 mit 40 Th. Gummi
                                 
                              
                                       I. 1,58 Grm.
                                       1,10 Grm.
                                         0,90
                                    											Grm.
                                         0,60
                                    											Grm.
                                 
                              
                                      II. 1,58   „
                                       1,26  
                                    											„
                                         1,11  
                                    											„
                                         0,95  
                                    											„
                                 
                              
                           Das Gummi verhindert hiernach einen Theil des Albumins am Gerinnen, und das Ziegler'sche Verfahren würde also bei einem mit Gummi
                              									verfälschten Albumin den Albumingehalt zu gering angeben. Da aber das Gummi bei der
                              									Anwendung des Albumins in der Druckerei wahrscheinlich dieselbe Wirkung ausübt, so
                              									dürften die nach der Ziegler'schen Methode erhaltenen
                              									Zahlen dennoch den Werth des Albumins richtig angeben. Die Volumina der
                              									Niederschläge betrugen bei a und b je 70 Kub. Cent., bei c 50 K. C. und bei d 45 K. C. Das Ansehen derselben war das von Fasern, deren
                              									Feinheit mit dem Gummigehalt der Mischung zunahm; die Niederschläge von c und d waren bloß leichte
                              									Flocken.
                           de Coninck vermischte ferner Albumin mit verschiedenen
                              									Mengen von Dextrin und prüfte diese Mischungen ebenfalls nach dem Ziegler'schen Verfahren. Die Resultate – die
                              									Zahlen haben dieselbe Bedeutung, wie oben – waren folgende:
                           
                              
                                 a) Albumin für sich
                                 b) 90 Th. Albumin
                                 c) 80 Th. Albumin
                                 
                              
                                 
                                 mit 10 Th. Dextrin
                                 mit 20 Th. Dextrin
                                 
                              
                                         I. 1,35
                                    											Grm.
                                        1,21 Grm.
                                         1,07
                                    											Grm.
                                 
                              
                                        II.
                                    											1,35    „
                                       
                                    											1,22    „
                                         1,08    „
                                 
                              
                                 d) 60 Th. Albumin
                                 e) 50 Th. Albumin
                                 f) 30 Th. Albumin
                                 
                              
                                 mit 40 Th. Dextrin
                                 mit 50 Th. Dextrin
                                 mit 70 Th. Dextrin
                                 
                              
                                         I. 0,90
                                    											Grm.
                                        0,75 Grm.
                                         0,32
                                    											Grm.
                                 
                              
                                        II.
                                    											0,81    „
                                       
                                    											0,68    „
                                         0,41    „
                                 
                              
                           Wie man sieht, stimmen die Zahlen unter I und II hier ziemlich gut überein oder
                              									weichen doch bei d, e und f
                              									in verschiedenem Sinne von einander ab, so daß ein solcher Einfluß, wie er oben für
                              									das Gummi angegeben ist, beim Dextrin nicht stattfindet.Die Zahlen unter II sind in der Abhandlung de Coninck's von b an nicht richtig,
                                    											weßhalb derselbe zum Theil zu anderen Schlüssen gelangt. Die Volumina der Niederschläge betrugen bei a, b
                              									und c je 70 Kub. Cent., bei d 50 K. C., bei e 45 K. C. und bei f 35 K. C. Das Ansehen der Niederschläge war folgendes:
                              										a grobe, undurchsichtige Fasern; b feinere, aber immer noch von einander getrennte
                              									Fasern; c noch feinere, zusammengeklebte Fasern; die
                              									übrigen Niederschläge bildeten einen Brei, der um so flüssiger war, je mehr Dextrin
                              									das betreffende Albumin enthielt.
                           Nach diesen Versuchen ist das Ziegler'sche Verfahren, wenn
                              									auch nicht zur Bestimmung des absoluten Gehaltes an Albumin, doch zur Bestimmung des
                              									relativen Werthes verschiedener Albuminsorten für den Zeugdruck vollkommen geeignet.
                              									Dieß ergibt sich auch aus anderen Versuchen de Coninck's,
                              									bei denen er verschiedene im Handel vorkommende Albuminsorten einerseits nach dem
                              										Ziegler'schen Verfahren prüfte und andererseits zur
                              									Bereitung von Ultramarindruckfarben verwendete, und dann mit diesen Farben ein Stück
                              									Zeug bedruckte und dasselbe nach dem Dämpfen verschiedenen Proben in Bezug auf die
                              									Haltbarkeit der Farben unterwarf. Die hierbei erhaltenen Resultate stimmten mit den
                              									durch die Ziegler'sche Probe erhaltenen im Allgemeinen
                              									überein.
                           Bei der Ausführung dieser Probe muß die Alaunlösung in vollem Kochen seyn. Das Ansehen und das
                              									Volumen der Albumin-Niederschläge bieten leider keine hinreichend sicheren
                              									Anzeigen dar, und das Abfiltriren und Wägen derselben ist daher unerläßlich. Zum
                              									Abfiltriren des geronnenen Albumins benutzt man am besten Filter von Kattun, weil
                              									dieselben die Flüssigkeit schneller durchlaufen lassen, als Papierfilter. Die Filter
                              									werden getrocknet und gewogen, und nachher mit dem Niederschlage wieder getrocknet
                              									und gewogen. Das Trocknen muß bei verschiedenen mit einander zu vergleichenden
                              									Proben, die man am besten gleichzeitig ausführt, in gleicher Weise geschehen. (Bulletin de la Société industrielle de
                                 										Mulhouse, t. XLI p. 269, Juni 1871; polytechn.
                              									Centralblatt, 1872 S. 534.)