| Titel: | Pyro-Plattirung, ein Verfahren beim Ueberziehen von Metallen mit anderen Metallen und besonders beim Versilbern von Eisen und Stahl; von J. Baynes Thompson. | 
| Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. CXXVI., S. 528 | 
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                        CXXVI.
                        Pyro-Plattirung, ein Verfahren beim
                           								Ueberziehen von Metallen mit anderen Metallen und besonders beim Versilbern von Eisen
                           								und Stahl; von J. Baynes Thompson.
                        Thompson, über Pyro-Plattirung.
                        
                     
                        
                           Wenn ein Metall durch Adhäsion fest mit einem anderen Metall vereinigt werden soll,
                              									so muß es bekanntlich eine vollkommen reine und blanke Oberfläche haben, und bei der
                              									galvanischen Ueberziehung der Metalle sucht man dieß besonders durch vorheriges
                              									Abbeizen derselben mit einer Säure zu erreichen. Hierbei ist aber noch eine andere
                              									Bedingung zu erfüllen, nämlich die, daß das Metall, nachdem seine Oberfläche durch
                              									Abbeizen rein geworden ist, während seiner Uebertragung aus dem Reinigungsbade in
                              									das Bad, in welchem es den Ueberzug erhalten soll, vor der Berührung mit der Luft
                              									geschützt werde. Die Nichtbeachtung dieser Bedingung hat bei der galvanischen
                              									Versilberung anfangs viele Fehler und Mühe verursacht, bis man fand, daß die
                              									Einwirkung der Luft auf das gereinigte Metall durch einen dünnen Ueberzug von
                              									Quecksilber, den man mittelst einer verdünnten Lösung eines Quecksilbersalzes
                              									hervorbringt, verhindert werden kann. Das Quecksilber erleichtert überdieß, indem es
                              									sowohl das zu überziehende als das zum Ueberzug bestimmte Metall amalgamirt, die
                              									galvanische Ueberziehung der Metalle.
                           Das mit dem Namen Pyro-Plattirung (Pyro-plating) bezeichnete Verfahren ist nun besonders dann anwendbar, wenn das
                              									Amalgamiren nicht angewendet werden kann, weil das eine der in Betracht kommenden
                              									Metalle oder beide das Quecksilber nicht annehmen. Den Namen Pyro-Plattirung
                              										(Pyro-plating) hat man diesem Verfahren
                              									deßhalb gegeben, um es von der gewöhnlichen galvanischen Versilberung (Electro-plating) zu unterscheiden, und weil bei
                              									demselben das als Ueberzug dienende Metall durch Hitze und Luftdruck in die
                              									Oberfläche des anderen Metalles hineingetrieben wird. Es ist nicht auf das
                              									Versilbern beschränkt, sondern es wird jetzt auch zum Ueberziehen mit Gold, Platin,
                              									Silber, Nickel, Aluminium, Kupfer, Messing oder Bronze und Aluminiumbronze
                              									angewendet.
                           Die Theorie dieses Verfahrens ist sehr einfach; aber die praktische Ausführung
                              									desselben erfordert große Sorgfalt und Aufmerksamkeit. Der zu erreichende Endzweck
                              									besteht zunächst einfach darin, daß das zu überziehende Metall beim Eintauchen in
                              									die Lösung, in welcher es den Ueberzug bekommen soll, „chemisch
                                 										rein“ sey. Die Erreichung dieses Endzweckes kann auf verschiedene Art
                              									verhindert werden, dadurch, daß die zur Reinigung angewendeten Mittel unzulänglich
                              									sind, daß der Gegenstand nach der Reinigung 2 bis 3 Fuß weit durch die Luft geführt
                              									wird, daß das Metall in der den Ueberzug liefernden Lösung positiv ist, – in
                              									diesem Fall läuft das Metall bei der Berührung an. Dieß bezieht sich auf Lösungen
                              									von Cyaniden, von Sulfaten und Chloriden, wie von Nickel und Ammoniak und von Platin
                              									und Kali oder Natron. Alle diese Lösungen können in gewissen Fällen für den
                              									Pyro-Plattirungsproceß verwendet werden, aber in Wirklichkeit werden sie
                              									nicht benutzt. Man wendet vielmehr für diesen Proceß in allen Fällen eine besondere
                              									Lösung an, weil die meisten von diesen Lösungen in dem Metall, welches überzogen
                              									wird, sofern dasselbe nur im mindesten porös oder „dunstig (roaky)“ ist – wie es bei schlecht
                              									bearbeitetem Stahl der Fall ist, – Stoffe zurücklassen, und diese Stoffe beim
                              									nachherigen Erhitzen des Metalles sich verflüchtigen und den Ueberzug
                              									durchbrechen.
                           Das Verfahren, stählerne und eiserne Gegenstände zu reinigen, ist folgendes: Man
                              									kocht sie zuerst in caustischem Alkali, um sie von Fett zu befreien; man reinigt sie
                              									dann mechanisch durch Bürsten mit feinem Schmirgelpulver in Wasser; man bearbeitet
                              									sie darauf mit Bürsten von Stahldraht unter einem Strahl einer Lösung von
                              									kohlensaurem Natron und hängt sie sodann, als zur chemischen Reinigung bereit, an
                              									einen Draht gebunden, in derselben Lösung auf. Die chemische Reinigung wird mittelst
                              									Wasserstoffes im Entstehungszustande in einer heißen alkalischen Lösung bewirkt. Das
                              									Wasser der Lösung wird auf den Gegenständen mittelst eines starken elektrischen Stromes zersetzt,
                              									indem man dieselben negativ macht. Wenn man die Lösung stark erhält, und dafür
                              									sorgt, daß sie nicht Kohlensäure anzieht, so ist eine dünne Schicht derselben,
                              									welche die Gegenstände überzieht, hinreichend, diese während ihrer raschen
                              									Uebertragung von dem letzten Reinigungsproceß in die Lösung, welche ihnen den
                              									Ueberzug geben soll, vor der Luft zu schützen. Der Zeitpunkt, wann diese
                              									Uebertragung erfolgen muß, ist für ein geübtes Auge leicht zu erkennen; die
                              									Gegenstände nehmen nämlich nach und nach ein mehr silberartiges Ansehen an.
                           Nachdem sich in dem den Ueberzug liefernden Bade die beabsichtigte Menge des Metalles
                              									auf die Gegenstände abgelagert hat, nimmt man dieselben heraus und trocknet sie. Um
                              									den Zeitpunkt des Herausnehmens bestimmen zu können, bringt man gleichzeitig mit den
                              									Gegenständen ein Probestück von bekannter Größe der Oberfläche, welches man vorher
                              									gewogen hat, in das Bad, und nimmt dasselbe von Stunde zu Stunde heraus und wägt es.
                              									Sobald dasselbe dabei die aus der beabsichtigten Dicke des Ueberzuges berechnete
                              									Gewichtszunahme ergibt, sind die Gegenstände aus dem Bade zu entfernen.
                           Nachdem die Gegenstände getrocknet sind, bringt man sie in einen Ofen, damit das
                              									Silber oder das sonstige den Ueberzug bildende Metall in ihre Oberfläche
                              									eingetrieben werde. Dieser Ofen „Brennofen (firing
                                    											furnace)“ genannt, ist von einfacher Construction. Bei
                              									derselben sind besonders zwei Bedingungen zu erfüllen, nämlich daß man in der
                              									Kammer, in welche die Gegenstände gebracht werden, eine helle Rothglühhitze
                              									hervorbringen kann, und daß die Gegenstände vor der Berührung mit dem Brennmaterial
                              									und den Verbrennungsproducten geschützt sind. Beim Brennen von Messerklingen und
                              									anderen Schneidwerkzeugen hat man dafür zu sorgen, daß sie nicht stärker erhitzt
                              									werden, als bis auf 232 bis 260° C. Zur Bestimmung der Hitze benutzt man ein
                              									Kissen von präparirtem Probepapier; man nimmt von Zeit zu Zeit eine Klinge aus dem
                              									Ofen heraus, probirt sie auf dem Kissen und merkt sich die Farbe, ob nämlich das
                              									Kissen durch die Klinge strohfarben, gelb, blaß braun, dunkel braun oder schwarz
                              									gesengt wird. Zum Präpariren des Papieres benutzt man Alaunwasser. Wenn der
                              									geeignete Hitzegrad erreicht ist, wird die Klinge sofort, mit der Spitze nach unten
                              									gerichtet, in kaltem Wasser abgelöscht, und dasselbe geschieht auch mit allen
                              									anderen Klingen, welche mit ihr in der Brennkammer waren. Bei Gegenständen welche
                              									kein Anlassen nöthig haben, oder die aus einem Metall bestehen, welches seine Härte
                              									nicht ändert, wie Eisen, Kupfer, Messing oder Argentan, kann die Hitze stärker seyn.
                              									Ist ein stählerner Gegenstand durch zu starkes Erhitzen weich geworden, so kann man ihn wieder Härten und
                              									anlassen, ohne daß der auf ihm befindliche Silber- oder sonstige
                              									Metallüberzug dadurch beschädigt wird.
                           Der zuletzt beschriebene Theil des Processes wird das Einbrennen (burning in) genannt. Er beruht nach dem Verf. darauf,
                              									daß das Metall, aus welchem die Gegenstände bestehen, sich beim Erhitzen ausdehnt,
                              									also poröser wird, und daß dann das Metall, welches den Ueberzug bildet, zum Theil
                              									durch den Luftdruck in die Poren hineingetrieben und bei dem nachherigen Ablöschen
                              									der Gegenstände daselbst festgehalten wird. Daß dieß wirklich geschieht, erkennt
                              									man, wenn man den Ueberzug abfeilt oder abschleift; man sieht dann nämlich, daß das
                              									Metall des Gegenstandes allenthalben in großer Anzahl kleine Theile des zum
                              									Ueberziehen verwendeten Metalles enthält, so daß seine Masse dadurch fleckig
                              									erscheint. (Chemical News vol. XXVI No. 660; polytechn. Centralblatt, 1872 S. 1069.)