| Titel: | Untersuchung einiger Gaswässer aus Gasanstalten und über den Gehalt der Steinkohlen an Chlorverbindungen; von Dr. G. Th. Gerlach aus Kalk bei Cöln a. Rh. | 
| Autor: | G. Th. Gerlach | 
| Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. CXXXII., S. 552 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        CXXXII.
                        Untersuchung einiger Gaswässer aus Gasanstalten
                           								und über den Gehalt der Steinkohlen an Chlorverbindungen; von Dr. G. Th. Gerlach aus Kalk bei Cöln a. Rh.
                        Gerlach, Untersuchung einiger Gaswässer aus Gasanstalten und über
                           								den Gehalt der Steinkohlen an Chlorverbindungen.
                        
                     
                        
                           Das wässerige Destillationsproduct der Steinkohlen, welches bei der Bereitung des
                              									Leuchtgases außer dem Theer als Nebenproduct gewonnen wird, ist eine nach Theer
                              									riechende Flüssigkeit, welche aus der Reihe der aromatischen Substanzen wohl
                              									hauptsächlich Benzol und Kreosot gelöst enthält. Seine technische Verwendbarkeit
                              									beruht auf dem Gehalt an Ammoniakverbindungen, und zwar kommen darin vor, neben
                              									kohlensaurem Ammoniak, Schwefelammonium, unterschwefligsaures Ammoniak, ferner
                              									Cyanverbindungen von Ammoniak namentlich das Rhodanammonium, etwas schwefelsaures
                              									Ammoniak und wechselnde Mengen von Salmiak.
                           Gelegentlich der Untersuchung einiger Gaswässer, fiel es mir auf, daß zuweilen der
                              									Titer der Gaswässer außerordentlich niedriger war, als der Titer des Destillates
                              									dieser Gaswässer, wenn diese Wässer vorher mit überschüssiger Natronlauge, oder mit
                              									Kalk versetzt worden waren. Es waren also in diesen Fällen neben den flüchtigen
                              									Ammoniakproducten, auch reichlich solche Ammoniaksalze im Gaswasser vorhanden,
                              									welche erst durch fixe Alkalien zerlegbar sind.
                           Die Untersuchung hat ergeben, daß neben wenig unterschwefligsaurem Ammoniak, immer
                              									geringe Mengen schwefelsaures Ammoniak im Gaswasser enthalten sind, namentlich aber
                              									auch Salmiak, und manche Gaswässer, z.B. die aus Zwickauer Kohlen erhaltenen
                              									Gaswässer, enthalten sogar als Hauptbestandtheil gerade Salmiak, während sich in
                              									denen aus Ruhr- oder Saar-Kohlen, oder auch aus englischen
                              									Newcastle-Kohlen nur wenig Salmiak vorfindet und vielmehr das kohlensaure
                              									Ammoniak in den Vordergrund tritt.
                           
                        
                           Analyse des Gaswassers aus der
                                 										Gasanstalt in Chemnitz.
                           In Chemnitz, wo man nur Zwickauer Kohle als Gaskohle benutzt, ist das Gaswasser das
                              									reine Destillationsproduct der Steinkohlen, insofern die Waschwässer nicht mit in
                              									das Theerbassin laufen und einen besonderen getrennten Abfluß haben. Das Wasser hat
                              									eine Stärke von 1,6° Baumé.
                           
                           Nr. I.
                           Zur Bestimmung der Mengen von unterschwefligsaurem Ammoniak, wurde Gaswasser mit
                              									Bleiweiß geschüttelt zur Entfernung des Schwefelammoniums; das Gaswasser wurde
                              									abfiltrirt, vom Filtrate 10 Kubikcentimeter mit destillirtem Wasser verdünnt, mit
                              									Essigsäure schwach angesäuert und Kleister zugefügt. Es waren 0,7 K. C. einer 1/10
                              									Normaljodlösung erforderlich bis zur Bläuung des Kleisters. 1 K. C. Normaljodlösung
                              									entsprechen 2 K. C. Normallösung eines unterschwefligsauren Salzes; mithin
                              									enthielten 100 K. C. Gaswasser so viel unterschwefligsaures
                                 										Ammoniak NH⁴O . S²O², als 1,4 K. C. einer Normallösung
                              									von diesem Salze.
                           Nr. II.
                           
                              
                                 10 K. C. Gaswasser direct mit Essigsäure
                                    											schwach angesäuert und mit Kleister
                                 
                              
                                 versetzt, erforderten 1,7 K. C.
                                 1/10 Normallösung,
                                 
                              
                                 hiervon ab obige 0,7 K. C.
                                 
                                 
                              
                                 –––––––––
                                 
                                 
                              
                                 verbleiben 1,0 K. C.
                                 1/10 Jodlösung für Schwefelammonium.
                                 
                              
                           100 K. C. Gaswasser enthalten also so viel Schwefelammonium NH⁴S, als 1,0 K.
                              									C. Normaljodlösung entsprechen.
                           Nr. III.
                           Gaswasser wurde mit wenig gepulvertem Chlorbaryum versetzt, in einer gut
                              									verstöpselten Flasche umgeschüttelt und vom flockigen Niederschlag abfiltrirt. Das
                              									Filtrat mußte eine Spur Chlorbaryum enthalten und mit Schwefelsäure versetzt die
                              									Gegenwart von Baryt darthun. Wurde das ammoniakalische Filtrat gekocht, so trübte es
                              									sich beim Stehen von ausgeschiedenem kohlensauren Baryt; das alkalische Filtrat
                              									enthielt demnach doppelt-kohlensauren Baryt gelöst.
                           100 K. C. der schnell abfiltrirten Flüssigkeit erforderten 2,5 K. C.
                              									Normalsalpetersäure zur Sättigung. Das Chlorbaryum hatte alles
                              									einfach-kohlensaure Ammoniak entfernt und die genannten 2,5 K. C. Normalsäure
                              									entsprechen dem Gehalte an doppelt-kohlensaurem Ammoniak, einschließlich des
                              									Schwefelammoniums.
                           
                              
                                           Es
                                    											bleiben also von
                                 2,5 K. C.
                                 
                              
                                           ab
                                    											für Schwefelammonium
                                 1,0 K. C.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 für doppelt-kohlensaures Ammoniak 1,5 K. C.
                                 
                              
                           Nr. IV.
                           100 K. C. Gaswasser direct mit Normalsäure titrirt, erforderten 12 K. C.
                              									Normalschwefelsäure.
                           
                           Von diesen 12 K. C. kommen in Abzug
                           
                              
                                 
                                 1
                                 K. C.
                                 für Schwefelammonium,
                                 
                              
                                 
                                 1,5
                                 K. C.
                                 für doppelt-kohlensaures Ammoniak, es bleiben also
                                 
                              
                                 
                                 12
                                 K. C.
                                 
                                 
                              
                                 ab
                                 2,5
                                 K. C.
                                 
                                 
                              
                                 ––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 9,5
                                 K. C.
                                 für kohlensaures Ammoniak.
                                 
                              
                           Das Titriren des Gaswassers kann nicht so vorgenommen werden, daß man dasselbe direct
                              									mit Lackmuspapier bläut, mit Normalsäure übersättigt, durch Kochen die Kohlensäure
                              									vertreibt und mit Normalnatron zurückgeht. Die Gegenwart von Schwefelwasserstoff,
                              									namentlich aber die Gegenwart von Cyanverbindungen zerstören zu schnell die Farben
                              									des Lackmus. Man muß hingegen den Eintritt der Neutralität in der kochenden sauren
                              									Flüssigkeit beim Zurückgehen mit Natron durch Betupfen von Lackmuspapier
                              									aufsuchen.
                           Der Gehalt an kohlensaurem Ammoniak läßt sich natürlich ebenso leicht feststellen,
                              									wenn man den ausgewaschenen voluminösen Niederschlag von kohlensaurem Baryt aus
                              									einer bestimmten Menge Gaswasser in gemessenen Mengen Normalsalpetersäure löst und
                              									durch Zurückgehen mit Normalnatron die verbrauchten Mengen Normalsäure
                              									feststellt.
                           Nr. V.
                           100 K. C. Gaswasser mit Salzsäure übersättigt und kochend heiß mit Chlorbaryumlösung
                              									versetzt, gaben einen Niederschlag von schwefelsaurem Baryt, der natürlich mit
                              									ausgeschiedenem Schwefel gemengt war. Nach dem Abfiltriren, Trocknen und Glühen des
                              									Niederschlages, wobei der Schwefel verbrannte, wurden erhalten 0,083 Grm.
                              									schwefelsaurer Baryt. Da das Mischungsgewicht des schwefelsauren Baryts = 116,6, so
                              									entsprechen jene 0,083 Grm. 0,7 K. C. Normal-Schwefelsäure.
                           Nr. VI.
                           Zur Bestimmung des Chlorgehaltes wurden das Schwefelammonium und das
                              									unterschwefligsaure Ammoniak vorher durch Oxydation zerstört und in schwefelsaure
                              									Salze übergeführt; und um das flüchtige Chlorammonium in ein beständiges
                              									Alkalichlorid überzuführen, wurden 10 K. C. Gaswasser mit 2 Grammen chlorfreier Soda
                              									im Wasserbad zur Trockne verdampft. Die eingetrocknete, von organischer Substanz
                              									braun gefärbte Salzmasse wurde mit 5 Grammen chlorfreiem Salpeter im zugedeckten
                              									geräumigen Platintiegel geschmolzen bis unter Aufschäumen alle organische Substanz
                              									zerstört war und der farblose Salpeterfluß ruhig schmolz. Die erkaltete Masse wurde
                              									in Wasser gelöst, die alkalische Flüssigkeit neutralisirt und das Chlor mit 1/10 Normalsilberlösung,
                              									unter Zufügung eines Tropfens neutraler chromsaurer Kalilösung als Indicator,
                              									titrirt. Es waren erforderlich 57 K. C. 1/10 Silberlösung. 100 K. C. Gaswasser
                              									entsprechen also 57 K. C. Normallösung von Chlorammonium.
                           Werden die gefundenen äquivalenten Mengen Ammoniak ausgedrückt in Anzahl von
                              									Kubikcentimetern, wie sie den Normallösungen entsprechen, so sind dieß:
                           
                              
                                   1,4
                                 K. C.
                                 Ammoniak
                                 (NH⁴O)
                                 gebunden an unterschweflige Säure
                                 
                              
                                   1,0
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Schwefelwasserstoff
                                 
                              
                                   1,5
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Kohlensäure als NH⁴O . 2 CO²
                                 
                              
                                   9,5
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Kohlensäure als NH⁴O . CO²
                                 
                              
                                   0,7
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Schwefelsäure
                                 
                              
                                 57,0
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Salzsäure
                                 
                              
                                 –––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 71,1
                                 K. C.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Wird das Ergebniß der Analyse auf die Salze selbst berechnet, so findet man, daß in
                              									100 K. C. Gaswasser enthalten sind:
                           
                              
                                   1,4 × 0,074
                                 =
                                 0,1036
                                 Gramme
                                 NaO, S²O² = unterschwefligsaures Natron
                                 
                              
                                   1,0 × 0,034
                                 =
                                 0,0340
                                 „
                                 NH⁴S = Schwefelammonium
                                 
                              
                                   1,5 × 0,070
                                 =
                                 0,1050
                                 „
                                 NH⁴O . 2 CO² = doppelt-kohlens. Ammoniak
                                 
                              
                                   9,5 × 0,048
                                 =
                                 0,4560
                                 „
                                 NH⁴O, CO² = kohlensaures Ammoniak
                                 
                              
                                   0,7 × 0,066
                                 =
                                 0,0462
                                 „
                                 NH⁴O, SO³ = schwefelsaures Ammoniak
                                 
                              
                                 57,0 × 0,0535
                                 =
                                 3,0495
                                 „
                                 NH⁴Cl = Salmiak
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 3,7943
                                 
                                 
                                 
                              
                           Ich habe Gelegenheit gehabt, in derselben Weise noch ein anderes Gaswasser aus einer sächsischen Gasanstalt zu untersuchen, in
                              									welcher meines Wissens Zwickauer Kohlen und schlesische Kohlen gemeinschaftlich
                              									verarbeitet werden.
                           Das Gaswasser hatte eine Stärke von 1,5° Baumé.
                           Nr. I.
                           Wurde Gaswasser mit Bleiweiß geschüttelt und abfiltrirt, so erforderten 100 K. C. des
                              									Filtrates 11 K. C. 1/10 Jodlösung nach der Ansäuerung mit Essigsäure zum Bläuen des
                              									Kleisters. Es sind dieß also 1,1 K. C. Normaljodlösung, entsprechend 2,2 K. C. unterschwefligsaurem Ammoniak.
                           Nr. II.
                           100 K. C. Gaswasser mit Essigsäure angesäuert, mit Kleister versetzt und direct mit
                              									1/10 Normaljodlösung titrirt, erforderten 30 K. C.; hiervon ab 11 K. C. aus Nr. I,
                              									verbleiben 19 K. C. entsprechend 1,9 K. C. Normaljodlösung für Schwefelammonium.
                           Nr. III.
                           Wurde Gaswasser mit Chlorbaryum geschüttelt und vom Filtrate 100 K. C. mit
                              									Normalsalpetersäure titrirt, so waren erforderlich:
                           
                              
                                 4    K. C.
                                 Normalsäure, hiervon ab
                                 
                              
                                 1,9 K. C.
                                 aus Nr. II für Schwefelammonium, bleiben
                                 
                              
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 2,1 K. C.
                                 für doppelt-kohlensaures
                                       											Ammoniak.
                                 
                              
                           Nr. IV.
                           100 K. C. Gaswasser direct mit Normalschwefelsäure titrirt, erforderten 20 K. C.,
                           
                              
                                 hiervon ab 1,9 K. C.
                                 für Schwefelammonium
                                 
                              
                                 und 2,1 K. C.
                                 für doppelt-kohlensaures Ammoniak,
                                 
                              
                                 bleiben 16  K. C.
                                 für kohlensaures Ammoniak.
                                 
                              
                           Nr. V.
                           100 K. C. Gaswasser mit Salzsäure angesäuert und mit Chlorbaryumlösung versetzt,
                              									gaben 0,154 Grm. schwefelsauren Baryt entsprechend 1,3 K. C. Normalschwefelsäure.
                           Nr. VI.
                           10 K. C. Gaswasser mit 2 Grm. kohlensaurem Natron zur Trockne verdampft und mit 5
                              									Grm. Salpeter geglühlt, erforderten beim Titriren mit 1/10 Normalsilberlösung 32 K.
                              									C. – 100 K. C. Gaswasser enthalten also so viel Chlorammonium als in 32 K. C. einer Normallösung enthalten sind.
                           Bei der Zusammenstellung der äquivalenten Mengen Ammoniak, ausgedrückt in
                              									Kubikcentimetern von Ammoniaknormallösungen, wurden also gefunden:
                           
                              
                                 2,2
                                 K. C.
                                 Ammoniak
                                 NH⁴O
                                 gebunden an unterschweflige Säure,
                                 
                              
                                 1,9
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Schwefelwasserstoff,
                                 
                              
                                 2,1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Kohlensäure als NH⁴O . 2 CO²
                                 
                              
                                 16,0
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Kohlensäure als NH⁴O . CO²
                                 
                              
                                 1,3
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Schwefelsäure,
                                 
                              
                                 32,0
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Salzsäure.
                                 
                              
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 55,5
                                 K. C.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           100 K. C. Gaswasser mit NaO versetzt und abdestillirt, sättigten 55,3 K. C.
                              									vorgeschlagene Normalschwefelsäure.
                           Aus den genannten Zahlen berechnet sich folgender Befund an Ammoniakverbindungen in
                              									100 K. C. Gaswasser:
                           
                           
                              
                                   2,2 × 0,074
                                 = 0,1628
                                 Gramme
                                 NH⁴O, S²O² = unterschwefligs. Ammoniak,
                                 
                              
                                   1,9 × 0,034
                                 = 0,0646
                                 „
                                 NH⁴S = Schwefelammonium,
                                 
                              
                                   2,1 × 0,070
                                 = 0,1470
                                 „
                                 NH⁴O . 2 CO² = doppelt-kohlens. Ammoniak,
                                 
                              
                                 16,0 × 0,048
                                 = 0,7680
                                 „
                                 NH⁴O, CO² = kohlensaures Ammoniak,
                                 
                              
                                   1,3 × 0,066
                                 = 0,0858
                                 „
                                 NH⁴O, SO³ = schwefelsaures Ammoniak,
                                 
                              
                                 32,0 × 0,0535
                                 = 1,7120
                                 „
                                 NH⁴Cl = Salmiak.
                                 
                              
                           Abweichend von diesen Zusammensetzungen der Gaswässer fand ich das Gaswasser aus der
                              									Gasanstalt von Freiberg. Das Freiberger Gaswasser zeigte
                              									2 1/2° Baumé.
                           Man verarbeitet in Freiberg ausschließlich Burgker Gaskohlen aus dem Plauenschen
                              									Grunde bei Dresden.
                           Im Freiberger Gaswasser bildete kohlensaures Ammoniak den vorwaltenden Bestandtheil,
                              									da der Titer des Gaswassers nicht so sehr bedeutend abwich von dem Titer des
                              									Gaswasser-Destillates, wenn das Gaswasser vorher mit Natronlauge versetzt
                              									worden war.
                           
                        
                           Gaswasser von Bonn.
                           In Bonn verarbeitet man Ruhrkohlen.
                           Dieses Gaswasser zeigte eine Stärke von 1,9° Baumé.
                           Die Analysen wurden in derselben Weise vorgenommen, wie oben mitgetheilt, weßhalb ich
                              									mich auf die Zusammenstellung der Resultate beschränke.
                           Die äquivalenten Mengen Ammoniak ausgedrückt in Kubikcentimetern der Normallösungen
                              									sind folgende:
                           
                              
                                 
                                 6,8
                                 K. C.
                                 Ammoniak
                                 NH⁴O
                                 gebunden an unterschweflige Säure,
                                 
                              
                                 
                                 18,3
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Schwefelwasserstoff,
                                 
                              
                                 
                                 3,5
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Kohlensäure als NH⁴O . 2 CO²
                                 
                              
                                 
                                 69,0
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Kohlensäure als NH⁴O . CO²
                                 
                              
                                 
                                 2,0
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Schwefelsäure,
                                 
                              
                                 
                                 7,0
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Salzsäure.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 106,6
                                 K. C.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Hieraus ergeben sich in 100 K. C. Gaswasser:
                           
                              
                                   6,8 × 0,074
                                 = 0,5032
                                 Gramme
                                 NH⁴O, S²O² = unterschwefligsaures Ammoniak
                                 
                              
                                 18,3 × 0,034
                                 = 0,6222
                                 „
                                 NH⁴S = Schwefelammonium
                                 
                              
                                   3,5 × 0,070
                                 = 0,245
                                 „
                                 NH⁴O . 2 CO² = doppelt-kohlens. Ammoniak
                                 
                              
                                 69,0 × 0,048
                                 = 3,3120
                                 „
                                 NH⁴O, CO² = kohlensaures Ammoniak
                                 
                              
                                   2,0 × 0,066
                                 = 0,1320
                                 „
                                 NH⁴O, SO³ = schwefelsaures Ammoniak
                                 
                              
                                   7,0 × 0,0535
                                 = 0,3745
                                 „
                                 NH⁴Cl = Salmiak.
                                 
                              
                           Auch das Gaswasser von Neuwied, welches durch häufiges
                              									Aufpumpen nach den Scrubbern bis auf 5 1/2° Baumé gebracht worden war,
                              									enthielt als Hauptbestandtheil kohlensaures Ammoniak.
                           
                        
                           
                           Gaswasser von Trier.
                           Ganz ähnlich dem Bonner Gaswasser fand ich auch die Zusammensetzung des Gaswassers
                              									der Gasanstalt in Trier.
                           In Trier verarbeitet man Saarkohlen.
                           Die äquivalenten Mengen Ammoniak, ausgedrückt in Kubikcentimetern von Normallösungen,
                              									sind folgende:
                           
                              
                                 
                                   2,8
                                 K. C.
                                 Ammoniak
                                 NH⁴O
                                 
                                 gebunden an unterschweflige Säure,
                                 
                              
                                 
                                   7,26
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                                 gebunden an Schwefelwasserstoff,
                                 
                              
                                 
                                 70,34
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                                    
                                    
                                 gebunden an Kohlensäure,incl. des
                                    											doppelt-kohlensauren Ammoniaks,
                                 
                              
                                 
                                   9,2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                                    
                                    
                                 gebunden an Salzsäure undan Schwefelsäure.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 89,6
                                 K. C.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                        
                           Gaswasser von Zürich.
                           Dasselbe stammt ebenfalls aus Saarkohlen. In der Züricher Gasanstalt wird das Gas mit
                              									viel Brunnenwasser gewaschen, welches Waschwasser gemeinschaftlich mit dem
                              									wässerigen Destillationsproduct der Steinkohlen nach den Theercysternen abläuft.
                           Das Wasser zeigte nur 3/4° Baumé und die äquivalenten Mengen Ammoniak,
                              									ausgedrückt in Kubikcentimetern von Normallösungen, waren folgende:
                           
                              
                                 
                                   0,4
                                 K. C.
                                 Ammoniak
                                 NH⁴O
                                 gebunden an unterschweflige Säure,
                                 
                              
                                 
                                   4,2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Schwefelwasserstoff,
                                 
                              
                                 
                                 12,2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Kohlensäure einschließlich
                                    											des    doppelt-kohlensauren
                                    											Ammoniaks,
                                 
                              
                                 
                                   3,6
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gebunden an Salzsäure und an Schwefelsäure.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 20,4
                                 K. C.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Selbst bei Anwendung derselben Kohlen stellen sich bei der Verarbeitung in
                              									verschiedenen Gasanstalten Unterschiede in den Destillationsproducten ein. Einige
                              									Gasanstalten chargiren die Retorten alle 3 bis 3 1/2 Stunden, andere beenden eine
                              									Charge in 5 bis 6 Stunden, und da mit erhöhter Temperatur die Producte der trockenen
                              									Destillation sich im Allgemeinen ändern, so werden sich diese Einflüsse auch auf die
                              									Zusammensetzung des Gaswassers erstrecken; hierzu kommt, daß einige Gasanstalten das
                              									Gas zum Absondern des Theeres und des Wassers nur durch Thürme mit Kohks, oder durch
                              									Thürme mit gelochten Blechen streichen lassen, andere aber ein überaus reichliches
                              									Waschen des Gases mit Brunnenwasser in den Scrubbern vornehmen, noch andere das
                              									Gaswasser selbst
                              									wiederholt in die Scrubber pumpen, um eine möglichste Entschwefelung des Gases,
                              									schon vor der Reinigung in den Reinigungskästen, vorzunehmen; der
                              									Schwefelwasserstoffgehalt des Gases wird hierbei vom Ammoniak gebunden und es ist
                              									Gelegenheit geboten, daß das Schwefelammonium sich durch Aufnahme von
                              									Schwefelwasserstoff in Schwefelwasserstoffschwefelammonium (NH⁴S + SH)
                              									umwandelt.
                           Es ist nicht ohne Interesse, sich ein muthmaßliches Bild von den chemischen Vorgängen
                              									bei der Zersetzung der Erd- und Alkalisalze zu machen, welche dieselben bei
                              									der Verkohkung der Steinkohlen in den Gasretorten unter Luftabschluß bei der hohen
                              									Temperatur und namentlich bei Gegenwart des überhitzten Wasserdampfes erleiden. Alle
                              									Steinkohlen enthalten unabhängig vom Eisenkies Schwefel; indessen kommen größere
                              									oder geringere Mengen Eisenkies (FeS²) oder schwefelsaure Salze, namentlich
                              									Gyps, überaus häufig vor. Es mag unentschieden bleiben, ob dieser Schwefelgehalt
                              									durch Infiltration zu den Kohlen gelangt sey, oder ob er zum Theil ursprünglich von
                              									dem Pflanzenalbumin herrührt.
                           Die Gegenwart der geringen Mengen von schwefelsaurem Ammoniak im Gaswasser gibt
                              									Zeugniß davon, daß der Gyps bei Anwesenheit von überhitztem Wasserdampf die
                              									Schwefelsäure abgibt; andererseits ist es begreiflich, daß die freie Schwefelsäure
                              									bei Gegenwart glühender Kohks sich zum größten Theil zu schwefliger Säure reducirt.
                              									Der Schwefelkies (FeS²) gibt sein zweites Atom Schwefel ab und gibt bei dem
                              									reichlich vorhandenen Ammoniak zur Bildung von Schwefelammonium Veranlassung.
                           Das Auftreten von unterschwefliger Säure im Gaswasser kann hiernach nicht befremden
                              									und ist eine Folge der gegenseitigen Einwirkung von Schwefelammonium auf
                              									schwefligsaures Ammoniak. Da der Zutritt der Luft in den Gasretorten abgeschlossen
                              									ist und nur reducirende Gase vorhanden sind, so kann ein Röstproceß hier nicht
                              									stattfinden, es bleibt leicht schmelzbares Schwefeleisen (FeS) in den Kohks zurück.
                              									Daß alle Kohks geringe Mengen von geschmolzenen Schwefelmetallen enthalten, dafür
                              									spricht der schwache Schwefelwasserstoffgeruch, welcher fast immer beim Löschen der
                              									Kohks mit Wasser austritt.
                           Sehr bemerkenswerth ist besonders die stete Gegenwart größerer oder geringerer Mengen
                              									Salmiak im Gaswasser. Offenbar rührt dieser von einem Kochsalzgehalt der Steinkohlen
                              									her. Es ist bekannt, daß alle Chloride der Metalle, einschließlich der Erd-
                              									und Alkalimetalle, leicht in der Glühhitze bei Gegenwart von überhitztem Wasserdampf
                              									Salzsäure abgeben. Das Natron des Kochsalzes wird sich bei Gegenwart der niemals
                              									fehlenden Kieselsäure wahrscheinlich verglasen.
                           
                           Der Gehalt der Steinkohlen an Chlorverbindungen war bis jetzt den Analytikern
                              									entgangen, weil bei der Einäscherung der Kohlen das Chlor in Form von Salmiak sich
                              									verflüchtigte. In Muspratt's Encyklopädie sind Analysen
                              									der Steinkohlenaschen von Philipps, auch von Johnston angegeben, welche Kieselerde, Thonerde,
                              									Eisenoxyd, Kalk, Magnesia, Schwefelsäure und Phosphorsäure aufführen; auch in Bischof's Geologie sind die Arbeiten von Kremers und H. Taylor zu
                              									finden, welche Analytiker außer den genannten Körpern auch Kali und Natron
                              									vorfanden; aber von den unorganischen Bestandtheilen der Steinkohlen konnte der oft
                              									reichliche Gehalt an Chlorverbindungen bei der seitherigen Methode der Analyse,
                              									durch Einäscherung der Kohlen, nicht aufgefunden werden.
                           Da in dem Chemnitzer Gaswasser 3 Proc. Chlorammonium, entsprechend auch ungefähr 3
                              									Proc. Chlornatrium, gefunden wurde und die Zwickauer Kohle nach Professor Erdmann's Versuchen etwa 10 Proc. Wasser bei der
                              									trockenen Destillation gibt, so beträgt der Kochsalzgehalt der Zwickauer Kohle
                              									ungefähr 3 pro Mille. Nach Analysen von Kremers (man vergl. Bischof's
                              									Geologie) beträgt der Aschengehalt der Zwickauer Kohle aber etwa 2 Procent, woraus
                              									sich ergibt, daß in der Asche ungefähr 15 Proc. Kochsalz vorhanden seyn würden, wenn
                              									nicht bei der Einäscherung der Kohlen sich Salmiak verflüchtigte.
                           Wie ich glaube, wird das Auffinden von so reichlicher Menge Chlorverbindungen in
                              									einzelnen Steinkohlensorten auch in geologischer Beziehung zu weiteren
                              									Schlußfolgerungen Veranlassung geben; in Zwickau sind die Wässer, welche aus dem
                              									Rothliegenden in die Kohlenschächte zudringen, immer salzhaltig.