| Titel: | Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873; mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman. | 
| Autor: | Prof. Johann Zeman [GND] | 
| Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Notizen aus der Wiener Weltausstellung
                           1873; mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        (Fortsetzung von S. 410 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Zeman, Notizen aus der Wiener Weltausstellung.
                        
                     
                        
                           45. Doppelcylindrige
                                 Hochdruckdampfmaschine mit Condensation und selbstthätig veränderlicher
                                 Expansion – System L. Ehrhardt –; ausgeführt von der Dingler'schen
                                 Maschinenfabrik in Zweibrücken. (Figur 1 bis 7.)
                           Unter den zahlreichen auf der Wiener Weltausstellung exponirten Motoren sind nur
                              wenige, welche in ihrem ganzen System und ihrer Anordnung durchaus neuartig sind und
                              in dieser Gestaltung eine lebensfähige und entwicklungsfähige Construction
                              darstellen.
                           In dieser Hinsicht ist von den Dampfmaschinen die von der Dingler'schen Maschinenfabrik in Zweibrücken ausgestellte Maschine (System
                              L. Ehrhardt) unter die hervorragendsten
                              Ausstellungsobjecte zu zählen und wurde als solches durch das einstimmige Urtheil
                              der internationalen Jury mit dem Ehrendiplom ausgezeichnet.
                           Es wird daher vollkommen gerechtfertigt erscheinen, in diesen Ausstellungsnotizen auf
                              die, allgemeinstes Interesse erregende Dingler'sche
                              Dampfmaschine näher einzugehen.
                           Der Ingenieur L. Ehrhardt hat auf höchst sachgemäße Weise
                              die leitenden Principien seiner Construction in einer ausführlichen Brochüre
                              auseinandergesetzt und es wäre nur zu wünschen, daß dieser anerkennenswerthe Vorgang
                              auch bei anderen Constructeuren Nachahmung fände.
                           Ich entnehme dieser Brochüre nachstehende, von Ehrhardt
                              aufgestellte Sätze, welche am besten das Wesen seiner Maschine und die Bedingungen
                              welche er sich bei deren Construction gestellt hat, darlegen. „Theoretisch
                                 steht fest, daß die Arbeitsfähigkeit des Wasserdampfes um so vollständiger ausgenutzt
                                 werden kann, je höher die Anfangsspannung
                                 (Kesseldruck) des Dampfes genommen wird und je mehr
                                 der Dampf expandirt.
                              
                           
                              Die höchsten ökonomischen Resultate bei eincylindrigen
                                 Maschinen mit gebräuchlicher Kolbengeschwindigkeit werden erzielt bei Anwendung
                                 einer Dampfspannung von 5 Atmosphären Ueberdruck (6 Atmosphären absolut) und
                                 achtfacher Expansion, also 0,125 Cylinderfüllungen.
                              
                           
                              Höhere Dampfspannungen und stärkere Expansionsgrade
                                 können nur noch dann wesentliche praktische und ökonomische Vortheile bieten,
                                 wenn der Dampf in zwei ungleich großen Cylindern
                                    nacheinander zur Verwendung kommt.
                              
                           
                              Bei eincylindrigen Maschinen mit Expansion und
                                 Kondensation sind wesentliche Ersparnisse zu erzielen durch Anwendung großer Kolbengeschwindigkeit. Je höher die
                                 Dampfspannung und je höher der Expansionsgrad, desto größere
                                 Kolbengeschwindigkeiten müssen angewendet werden und
                                 desto bedeutender werden dann auch die Ersparnisse.
                              
                           
                              Dieser Satz gilt natürlich auch für doppelcylindrige
                                 Maschinen bloß mit der Modification, daß bei diesen höhere Dampfspannungen und
                                 höhere Expansionsgrade angewendet werden können, ohne die Kolbengeschwindigkeit
                                 gerade in's Extreme zu steigern.
                              
                           
                              Allen, wenn auch noch so vervollkommneten eincylindrigen Maschinen gegenüber
                                 bietet die Doppelcylindermaschine mit ungleich großen Cylindern –
                                 hauptsächlich bei Anwendung hochgespannten Dampfes – folgende sehr
                                 bedeutende Vortheile:
                              
                           
                              1) Die Gesammtdampfdruckdifferenz vertheilt sich auf zwei Kolben nach einander.
                                 Die Druckdifferenzen, welche in jedem einzelnen Cylinder vorkommen, sind viel
                                 kleiner, als bei der Eincylindermaschine. Der nutzbare Druck auf Kurbel und
                                 Kurbelachse ist gleichmäßiger und wirkt in einer viel günstigeren
                                 Kurbelstellung. Die inneren Widerstände einer Doppelcylindermaschine werden
                                 daher geringer, sie geht gleichmäßiger und ist dauerhafter als die
                                 eincylindrige.
                              
                           
                              2) Sowie sich die Druckdifferenzen auf die zwei Cylinder und deren Hauptorgane
                                 vertheilen, so vertheilen sich auch die Temperaturdifferenzen. Der hochgespannte
                                 heiße Dampf hat es nur mit dem kleinen Cylinder zu thun, welcher nie abgekühlt
                                 wird, und der in den Condensator abziehende Dampf kommt nur in Berührung mit den
                                 Wandungen des großen Cylinders, welche nie durch den frischen Kesseldampf
                                 erhitzt werden. Die Verluste, welche von der Abkühlung des frisch eintretenden und
                                 von der Erwärmung des zum Condensator abziehenden Dampfes durch die
                                 Cylinderwande herrühren, werden dadurch sehr wahrscheinlich auf die Hälfte
                                 reducirt.
                              
                           
                              3) Der Dampf hat auf seinem Weg vom Kessel zum Condensator zwei Steuerapparate
                                 und zwei Kolben nach einander zu passiren. Dem directen Entweichen desselben
                                 stellen sich deßhalb immer zwei Abdichtungen nach einander entgegen, und jeder
                                 Steuerapparat und jeder Kolben hat bloß die halbe Druckdifferenz abzudichten. Da
                                 außerdem der zweite Cylinder allen Dampf, den der erste entweichen läßt, wieder
                                 nutzbar macht, so ist unzweifelhaft vorauszusehen, daß die Verluste durch Undichtheiten, welche bei der Eincylindermaschine so
                                 sehr in's Gewicht fallen, hier ganz bedeutend
                                    reducirt werden, so daß es möglich ist, auch mit hochgespanntem Dampf,
                                 hohen Expansionsgraden und mäßiger
                                 Kolbengeschwindigkeit noch günstigere ökonomische Resultate zu erzielen, als sie
                                 bei eincylindrigen Maschinen selbst mit extremer Kolbengeschwindigkeit möglich
                                 sind. – Die Cylinder dieser Hochdruckmaschinen erhalten verhältnißmäßig
                                 kleine Dimensionen. Die Maschinen selber werden deßhalb, selbst bei mäßiger
                                 Kolbengeschwindigkeit, eine große Anzahl Umdrehungen machen müssen. Aber gerade
                                 für solche Maschinen mit großer Umdrehungszahl ist es sehr schwierig, einen
                                 einfachen, sicher und präcis wirkenden Steuerapparat zu finden, welcher, wie die
                                 Steuerungen von Corliß,Beschrieben im polytechnischen Journal 1861, Bd. CLXI S. 321.
                                 Allen
                                 Deßgl. 1871, Bd. CC S. 249. und Gebr. Sulzer,Deßgl. 1873, Bd. CCVII S. 349.
                                 raschen directen Dampfwechsel mit kurzen Canälen, kleinen
                                    schädlichen Räumen und vollen Dampfdruckwirkungen ohne Einzwängung und
                                 Drosselung gestattet. Alles bisher Gebräuchliche würde hier zu complicirt und zu
                                 unzuverlässig. Es mußte mit den bisherigen Anschauungen
                                    vollständig gebrochen und von ganz neuen Anschauungen ausgehend, eine ganz
                                    eigenthümliche Steuerung construirt werden.“
                              
                           Ehrhardt construirt daher seine Maschine für einen
                              Dampfüberdruck von 10 Atmosphären im kleinen Cylinder, 10fache Totalexpansion (2 1/2
                              im kleinen und 4 im großen Cylinder), und Kondensation. Die Maschine macht 115
                              Umdrehungen pro Minute, was bei 0,5 Meter Kolbenhub der
                              ausgestellten Dampfmaschine 1,917 Meter Kolbengeschwindigkeit pro Secunde ergibt.
                           
                           Die Kurbeln (Fig.
                                 1 und 2) sind um 180 Grad gegeneinander versetzt angeordnet, so daß die
                              Lagerdrücke ein Minimum werden, indem sie sich zum größten Theil gegenseitig
                              aufheben. Zugleich ermöglicht diese Anordnung, die Dampfwege zwischen dem großen und
                              kleinen Cylinder auf das kleinste Maaß zu reduciren.
                           Die Steuerung ist derart angeordnet, um ein rasches
                              Oeffnen und Schließen der Dampfcanäle und selbstthätig variable Expansion zu
                              gestatten und bietet in ihrer ganzen Construction Gewähr für einen, trotz rascheu
                              Laufes der Maschine, ruhigen und sicheren, geringer Abnutzung unterworfenen
                              Gang.
                           Die beiden Steuerungshähne, welche die Dampfvertheilung besorgen, werden durch eine
                              Querwelle von der Kurbelwelle aus in eine continuirliche
                              Drehung versetzt und sind, wie aus den Abbildungen in Figur 5 und 6 sich ergibt,
                              vollständig entlastet bis auf den in der Richtung der Längsachse des
                              Steuerungskegels entfallenden Druck pp, welcher
                              durch eine mittelst Schraube stellbare Spurpfanne S
                              aufgenommen wird.
                           An jedem Ende der Cylinder ist ein solcher Hahn angebracht, dessen Function am
                              raschesten aus der schematischen Darstellung in Figur 3 und 4 entnommen
                              wird.
                           Man sieht aus Figur
                                 3, wie der Dampf, welcher vom Kessel in den Dampfmantel M des kleinen Cylinders c
                              geleitet wird, von hier aus durch den Steuerungshahn in den kleinen Cylinder hinter dem Kolben eintritt, während gleichzeitig für den
                              vor dem entgegengesetzt sich bewegenden Kolben des großen Cylinders C austretenden Dampf der Ausweg o zum Condensator Z (Figur 1) durch den
                              Steuerungshahn eröffnet ist.
                           An dem anderen Ende der Cylinder muß zur selben Zeit der vor dem kleinen Kolben hergetriebene Dampf hinter den Kolben im großen
                              Cylinder hinüberexpandiren können, weßhalb der andere Steuerungshahn die in Figur 4
                              skizzirte zweite Position einnehmen muß. Bei der nächsten halben Drehung der
                              Schwungradwelle oder der Steuerungshähne haben die letzteren ihre gegenseitige
                              Stellung selbstverständlich vertauscht.
                           Die factische Ausführung des Steuerungshahnes wird sich nach dem Gesagten aus Figur 5 und
                              6 –
                              Längsschnitt und Querschnitt – leicht ergeben. Es ist nur noch zu bemerken,
                              daß zur vollkommenen Entlastung des Hahnes, gegenüber den zu den Cylindern führenden
                              Dampfwegen, correspondirende Oeffnungen im Hahngehäuse q
                              angebracht sind, welche, wie in Figur 6 ersichtlich
                              gemacht ist, mit den Dampfwegen der Cylinder communiciren. Indem nun die Oeffnungen der
                              Steuerhähne eine größere oder geringere Voreilung gegenüber den Oeffnungen der
                              Dampfcanäle erhalten, ist auf einfache Weise lineares Voreilen, fixe Expansion,
                              Compression und Voraustritt zu erreichen.
                           Um aber eine selbstthätig variable Expansion in einfacher
                              Weise zu erzielen, ist auf das obere Ende des Steuerungskegels eine Büchse oder
                              Kappe s gesetzt, welche an der Drehung desselben nicht
                              theilnimmt und für normal ganz unbeweglich bleibt, mittelst Hebel und Zugstange aber
                              vom Regulator verdreht werden kann. Hierdurch wird der Zutritt des Dampfes aus dem
                              Cylindermantel M in den Steuerungshahn bei dessen
                              continuirlicher Drehung früher oder später unterbrochen und dadurch variable
                              Expansion im kleinen Cylinder c bewerkstelligt.
                           Auf die Disposition der Dingler'schen
                              Doppelcylindermaschine selbst übergehend, bemerke ich, daß Lager und Cylinder durch
                              einen starken Hohlgußkörper verbunden sind, welcher zugleich den Dampfkolbenstangen
                              als Geradführung dient, während der Condensator, dessen Luftpumpe mittelst Excenter
                              von der doppelt gekröpften Kurbelwelle angetrieben wird, vorn unterhalb der Cylinder
                              angeordnet ist.
                           Der kleine und große Cylinder c und C sowie das Steuerungsgehäuse g sind in einem Stück gegossen und durch eine Verschalung im äußeren
                              Ansehen zu einem Cylinder vereinigt.
                           Vor Allem ging bei der praktischen Ausführung das Augenmerk des Constructeurs dahin,
                              die Maschine nicht für einen Paradezustand sondern für eine lange und möglichst gleichförmige Wirksamkeit
                              einzurichten und den nachtheiligen Folgen der unvermeidlichen Abnutzungen möglichst
                              zu begegnen. Es werden daher überall sehr große Laufflächen angewendet und wird
                              speciell bei den Dampfkolben und Steuerungshähnen Rücksicht genommen keine
                              übermäßigen Dampfverluste in Folge von Abnutzung eintreten zu lassen.
                           Dieser Zweck soll bei den Steuerungshähnen dadurch erreicht werden, daß der Dampf vom
                              engeren zum weiten Ende sich durchzwängt und hierbei der ganze Hahnkegel
                              gewissermaßen im Dampf schwimmt, so daß ein mäßiger Dampfverlust unvermeidlich und
                              vorgesehen ist, aber eine übermäßige Erhöhung desselben durch successive Abnutzung
                              thunlichst vermieden wird.
                           Derselbe Gedanke liegt der Construction der Kolben zu Grunde, bei welchen Ehrhardt die Metalldichtung verwirft und einen genau in
                              den Cylinder eingepaßten Kolben ohne Federn und Nachspannvorrichtung anwendet. Zur
                              Verhütung einer schädlichen Einwirkung auf die Cylinderwandung durch Ausdehnung eines massiven
                              Kolbens ist die leichte und nachgiebige Kolbenform der Figur 7 gewählt
                              worden.
                           Die stulpenförmigen Anschlußringe dieses Kolbens können sich dicht und zart an den
                              Cylinder anschließen und folgen auch schwachen Deformationen des Cylinders ohne
                              merklichen Nachtheil. Zudem hat auch der wirksame Dampfdruck das Bestreben immer
                              einen der Kolbenstulpen auszudehnen und an die Cylinderfläche anzudrücken.
                           Eine der ausgestellten ähnliche Doppelcylindermaschine steht seit etwa 2 1/2 Jahren
                              in der Dingler'schen Maschinenfabrik in Zweibrücken in Thätigkeit und zeigt noch keine
                              nennenswerthe Abnutzung der Hauptorgane, speciell der Steuerung.
                           Thatsache ist, daß die auf der Wiener Weltausstellung aufgestellte und in
                              ununterbrochener Thätigkeit befindliche Dampfmaschine mit außerordentlicher,
                              wahrhaft bewunderungswürdiger Ruhe ihre 100 bis 115 Umdrehungen zurücklegt.
                           Ich hoffe übrigens, über dieses höchst interessante Maschinensystem sowie über den zu
                              dessen Betriebe von der Dingler'schen Maschinenfabrik construirten eigenthümlichen Dampfkessel
                              noch nähere Mittheilungen bringen zu können, welche gewiß allen Fachleuten erwünscht
                              seyn werden.
                           
                        
                           46. Dampf-Zuschläger von D.
                                 Davies in Newport (Monmouthshire, England). (Figur 8 bis 11.)
                           Im vorigen Jahrgange des polytechnischen Journals Bd. CCVI S. 251 wurde bereits auf einen neuen Dampf-Schmiedehammer
                              hingewiesen, welcher den gewöhnlichen Zuschläger vor dem Amboß des Schmiedes
                              ersetzen soll. Zu diesem Zweck ist der Hammer um eine horizontale Achse drehbar
                              angeordnet, um Schläge in verticaler, geneigter und horizontaler Ebene ausführen zu
                              können, wie es die zu verrichtende Arbeit verlangt.
                           Um hierbei den Hammer auf's Wirksamste auszunutzen, kann derselbe auch um eine
                              verticale Achse gedreht werden, so daß man den Hammer abwechselnd auf vier und mehr
                              in einem Kreise vertheilte Ambosse, welche für die verschiedenen Schmiedearbeiten
                              passend eingerichtet sind, zur Wirkung bringen kann.
                           Ein Junge beim Hammergestelle regulirt auf Commando des Schmiedes Stellung und
                              Richtung des Hammers, während der Schmied selbst beim
                              Amboß mit dem Fuße das Dampfzuleitungsventil nach Erforderniß einzustellen und
                              dadurch die Kraft und die Schnelligkeit der Schläge des Hammers zu verändern in der
                              Lage ist.
                           
                           Für Werkstätten, in welchen ungleich dicke Stücke bearbeitet werden, oder für
                              Brückenbauanstalten, in welchen Blechträger verschiedener Höhe zur Bearbeitung
                              gelangen, wird das Gestell des Hammers durch einen hydraulischen Kolben bis auf circa 2 Meter Höhe zum Heben eingerichtet.
                           Da a. a. O. nur eine kleine perspectivische Skizze dieses Dampfzuschlägers gebracht
                              werden konnte, so dürfte eine genauere Darstellung desselben nach dem auf der Wiener
                              Weltausstellung befindlichen und in Details theilweise veränderten Hammer nicht ganz
                              ohne Interesse seyn.
                           Die Figur 8
                              stellt in etwa 1/12 der natürlichen Größe den Grundriß – mit theilweisem
                              Schnitt – des Dampfzuschlägers und des Ambosses G
                              dar und zeigt bei F den Fußtritt, mittelst dessen das
                              Dampfzuströmungsventil mehr oder weniger geöffnet werden kann.
                           Von hier aus strömt der Dampf, dessen Zulassung somit vollständig unter der Controlle
                              des beim Amboß stehenden Schmiedes ist, beim Punkte d in
                              eine Kammer eines zweitheiligen Rohres, welches zu dem Gehäuse der Steuerkolben
                              führt, und dessen andere Abtheilung den abströmenden Dampf aufnimmt.
                           Der frische Dampf tritt zwischen die zwei fest miteinander verbundenen Steuerkolben
                              ein und kann hier, je nach der Stellung derselben – man vergleiche den
                              Verticalschnitt in Fig. 9 – entweder unter oder über dem Dampfkolben D in den Dampfcylinder eintreten. Gleichzeitig gelangt
                              der vor dem Dampfkolben hergetriebene Dampf durch den Dampfcanal in den außerhalb
                              der Steuerkolben befindlichen Theil des Steuerungsgehäuses und tritt von hier
                              entweder direct oder durch die Kammer C in das
                              Ausströmungsrohr. Indem nun die Steuerkolben eine hin- und hergehende
                              Bewegung erhalten, wird der Kolben d nach aufwärts oder
                              abwärts geschleudert und dadurch der Auf- und Niedergang des Hammers
                              erzielt.
                           Es ist nämlich der mit der Kolbenstange aus einem Stück geschmiedete Kreuzkopf E durch den Bolzen b mit
                              einer Schubstange verbunden, welche den um die feste Drehachse B beweglichen Hammerstiel A
                              bei a erfaßt und an der Bewegung des Kolbens
                              theilzunehmen zwingt.
                           Um dabei die Intensität beim Aufwärtssteigen des Hammers – correspondirend mit
                              dem Niedergang des Kolbens D – unabhängig von dem
                              beim Niederschlagen des. Hammers angewendeten Dampfdruck zu halten, kann durch einen
                              beliebig stellbaren Hahn in einem eigenen Auslaßcanal – in Figur 9 zu sehen –
                              stets die Communication der oberen Cylinderhälfte mit der äußeren Atmosphäre
                              hergestellt werden, indem die Anordnung so getroffen ist, daß das Gewicht des Kolbens und Kreuzkopfes auch
                              ohne Dampfdruck den Hammer hinaufzieht.
                           Die selbstthätige Steuerung wird dadurch bewirkt, daß mit dem Kreuztopf E durch eine Stange f' (Fig. 10 und
                              11) eine
                              ebene Platte f, mit einem schlitzförmigen Ausschnitt
                              versehen, verbunden ist. Diese Platte gleitet in einem Schlitz der Schieberstange
                              g, g, von welcher ein Bolzen in den Ausschnitt der
                              Steuerplatte eingreift. Es leuchtet nun ein, wie bei passender Construction des
                              Schlitzes in der auf- und niedergehenden Steuerplatte f die erforderliche Hin- und Herbewegung der Steuerkolben und damit
                              der regelmäßige und continuirliche Gang des Hammers bewirkt wird.
                           Die größere oder geringere Geschwindigkeit und Intensität der Hammerschläge wird
                              dabei, wie oben bemerkt, durch vergrößerte oder verringerte Pressung des
                              eintretenden Dampfes mittelst des beim Amboß befindlichen Drosselventiles F regulirt.
                           Da nun das Gehäuse der Steuerkolben, der Dampfcylinder, die Kreuzkopfführung, ebenso
                              die Drehachse B des Hammerstieles, durch ein
                              gemeinschaftliches Gußstück starr verbunden sind, so kann die Function des
                              Zuschlägers in jeder Lage stattfinden, so lange die entsprechende Verbindung mit dem
                              Zu- und Ableitungsrohr für den Dampf erhalten bleibt. Zu diesem Behufe ist
                              dasselbe genau in der Drehungsachse X, X (Figur 9) des
                              ganzen Systemes derart abgedichtet, daß es eine Drehung gestattet, und sind die
                              Dampfcanäle für den Eintritt h und den Austritt i concentrisch damit angeordnet.
                           Die Lagerung erfolgt in einem festen Gehäuse K, K und die
                              drehende Bewegung in demselben einfach und leicht mittelst Handrad und
                              Schneckengetriebe, wie es in Figur 10 ohne Weiteres
                              ersichtlich ist.
                           Es ist nicht zu verkennen, daß durch den Davies'schen
                              Hammer in der hier beschriebenen Gestalt besonders für größere Schmieden neben dem Dampfhammer ein ganz nützliches Werkzeug
                              geboten ist, welches sich auch schon mehrfach in England und auf dem Continente
                              – mit Hammergewichten von 40 bis 240 Kilogrammen – Eingang verschafft
                              hat.
                           Wenn jedoch der Zuschläger auch noch um eine verticale Achse drehbar angeordnet und
                              endlich mit einer hydraulischen Hebevorrichtung ausgestattet werden soll, wie dieß
                              gleichfalls bei einigen ausgeführten Exemplaren geschehen ist, so scheinen doch die
                              Vortheile dieser Anordnung mit unverhältnißmäßigem Aufwand an Mühe und Kosten der
                              Anschaffung, sowie Unterhaltung erkauft zu seyn. Denn ohne die großen Vorzüge dieses
                              mechanischen Zuschlägers in der rascheren, besseren und billigeren Ausführung einer großen Anzahl
                              der jetzt von Hand verrichteten Schmiedearbeiten zu läugnen, ist es doch auch gewiß,
                              daß durch denselben die menschliche Arbeit in der abwechselnden Handhabung des
                              Hammers niemals vollständig wird ersetzt werden
                              können.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
