| Titel: | Alizarin als Indicator beim Titriren; von Eugen Schaal. | 
| Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. XXXII., S. 191 | 
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                        XXXII.
                        Alizarin als Indicator beim Titriren; von
                           Eugen
                              Schaal.
                        Aus den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu
                                 Berlin, 1873, Nr. 15.
                        Schaal, über Alizarin als Indicator beim Titriren.
                        
                     
                        
                           Bei meinen Versuchen, mit Alizarin zu färben fiel mir die außerordentliche
                              Empfindlichkeit einer Alizarinlösung gegen Alkalien, sowie einer neutralen Lösung
                              von Alizarin gegen Säuren auf; ich habe deßhalb versucht, Alizarin als Indicator
                              beim Titriren zu benutzen und fand meine Erwartung vollständig bestätigt. Es ist
                              nämlich eine Alizarinlösung noch weit empfindlicher als Lackmus, und ich habe
                              gefunden, daß 1/300000
                              Alkali noch deutlich angezeigt, sowie, daß eine neutrale Alizarinlösung bei starker
                              Verdünnung von 0,0007 Salzsäure noch gelb gefärbt wird.
                           Die Alizarinlösung mache ich in der Art, daß ich überschüssiges Alizarin mit einem
                              Tropfen Carbolsäure in Kalilauge kochend löse und vom Alizarin kalt abfiltrire. Eine
                              derartige Lösung hat sich, leicht bedeckt, seit März gut gehalten, während eine
                              Lösung ohne Carbolsäure nach einigen Wochen zersetzt war. Die Reaction ist schärfer,
                              wenn man zuerst mit Säure übersättigt und dann mit Lauge rückwärts titrirt. Sobald
                              die gelbe Farbe in Rosa übergeht, ist die Säure abgestumpft; die kleinste Spur
                              Alkali genügt hierzu.
                           Neutralisirt man eine alkalische Lösung mit Säure, so fällt es nicht so scharf in die
                              Augen; besonders stören Spuren von Kalk, Thonerde u.s.w.
                           Tropft man eine Lösung von Alizarin in destillirtem Wasser in Brunnenwasser und
                              erwärmt, so färbt sich das Wasser roth, ein Beweis, daß es alkalisch ist, und es
                              läßt sich auch der Allkaligehalt des Wassers hiermit bestimmen, ohne daß man nöthig
                              hätte, es einzudampfen.
                           Tränkt man Papierstreifen mit einer alkoholischen Alizarinlösung einerseits und mit
                              der oben beschriebenen neutralen Alizarinlösung andererseits, so hat man einen
                              Ersatz für rothes und blaues Lackmuspapier.
                           Leichlingen, den 2. October 1870.