| Titel: | Ueber die Anwendung der Mineralöle als Maschinenschmiere; von J. J. Coleman. | 
| Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. XXXIV., S. 195 | 
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                        XXXIV.
                        Ueber die Anwendung der Mineralöle als
                           Maschinenschmiere; von J. J.
                              Coleman.
                        Vorgetragen in der Sitzung der schottischen
                              Ingenieure vom 26. November 1872. – Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement October 1873, S. 560.
                        Mit einer Abbildung.
                        Coleman, über Anwendung der Mineralöle als
                           Maschinenschmiere.
                        
                     
                        
                           Für die Mechaniker war es stets ein schwierig zu befriedigendes Bedürfniß, zum
                              Schmieren der Maschinen ein gutes, dabei nicht zu theures und dem Verderben
                              möglichst wenig unterworfenes Oel zu haben.
                           
                           Sobald die Ingenieure ihre Wahl auf besondere Oele richten, welche sie für die zur
                              Erfüllung des angestrebten Zweckes am besten geeigneten halten, so entsteht ein
                              ungewöhnlicher Zudrang von Käufern, welcher eine übermäßige Preissteigerung im
                              Gefolge hat. Ein neueres Beispiel davon gab uns das Schmalzöl (Schweinefettöl, huile de saindoux), auf welches sich eine Zeit lang alle
                              Welt geworfen hatte und das in Folge davon den Preis von 70 Pfd. St. per Tonne erreichte und lange behauptete; ferner das
                              Sperm- oder Walrathöl, dessen Preis bis zu 20 Sh. per Gallon (etwa 5,70 Fr. per Liter)
                              stieg.
                           Da die Nachfrage nach Schmierölen in Folge der riesigen Entwickelung aller
                              Industriezweige unaufhörlich zunimmt, so ist leicht zu begreifen, daß es von Tag zu
                              Tag schwieriger wird, sich solche zu vernünftigen Preisen zu verschaffen.
                           Das Olivenöl war noch im Jahre 1872 zu einem verhältnißmäßig nicht zu hohen Preise zu
                              beziehen, ist aber im Laufe der letzten fünfzehn Jahre doch nach und nach in die
                              Höhe gegangen. So kostete es in den Jahren 1865 bis 1870 57 Pfd. 6 Sh. 11 Pence per Tonne.
                           Diejenigen Eisenbahngesellschaften, welche früher dieses Oel gebrauchten, verwenden
                              jetzt anstatt desselben das gereinigte Rüböl (Colzaöl); aber auch letzteres ist,
                              gleich den übrigen Oelen, im Preise gestiegen, obgleich in den Jahren 1865 bis 1870
                              die Einfuhr von Pflanzenölen nach England und Schottland doppelt so groß geworden
                              ist, als sie in den Jahren 1855 bis 1860 war. Andererseits dürfen wir nicht
                              unberücksichtigt lassen, daß wir in Bezug auf die Versorgung mit diesen Oelen in
                              gewissem Grade vom Continentalmarkte abhängig sind, wo die verschiedenen
                              internationalen Agenturen einander starke Concurrenz machen. Während des letzten
                              deutsch-französischen Krieges waren die Oelpreise um 40 Proc. gestiegen und
                              gleichzeitig hatten die Verfälschungen solche Dimensionen angenommen, daß es einmal
                              eine Zeit lang sehr schwierig war, sich reines Rüböl zu verschaffen.
                           Das eben Gesagte genügt, um die wichtige Rolle nachzuweisen, welche das Mineralöl als
                              Maschinenschmieröl spielen kann, und zwar nicht allein vom ökonomischen
                              Gesichtspunkte aus, sondern auch hinsichtlich der gewissermaßen unbegrenzt
                              reichlichen Menge, in welcher es England zu Gebote steht, gegenüber der
                              einheimischen Production von Pflanzenölen, welche auf 10,000 Tonnen jährlich
                              geschätzt wird.
                           Bisher wurde das Mineralöl fast nur zum Einölen der Spindeln in Spinnereien benutzt;
                              Alles läßt jedoch hoffen, daß es sehr bald noch mannichfache andere Verwendungen
                              finden wird. Wir reden hier nur von dem künstlichen
                                 Mineralöle, d.h. demjenigen welches durch Destillation der bituminösen oder
                              sog. Oelschiefer gewonnen wird.
                           In den ersten Zeiten der Fabrication dieses Oeles hatte dasselbe eine häßliche Farbe
                              und einen widerwärtigen Geruch. Die Sorgfalt, welche bei seiner Anwendung zu
                              beobachten ist und die Nothwendigkeit, Versuche anstellen zu müssen, um die beste
                              Art und Weise seiner Benutzung aufzufinden, sind die Ursachen, weßhalb diejenigen
                              welche zuerst dieses Oel zu verwenden versuchten, nicht den gleichen Erfolg gehabt
                              haben, wie diejenigen welche dasselbe in neuerer Zeit zu verschiedenen Zwecken
                              benutzten.
                           In Britannien ist die große Fabrik wohlbekannt, welche James
                                 Young vor mehr als zwanzig Jahren zum Zwecke der Verarbeitung und
                              Verwerthung der schottischen Bogheadkohle durch Destillation anlegte. Das
                              Merkwürdigste dabei ist, daß diese Fabrik nicht etwa zu dem Zwecke gegründet wurde,
                              ein zur Beleuchtung bestimmtes Oel zu produciren, sondern in der Absicht, den
                              Spinnereibesitzern eine Substanz zu liefern, welche beim Einölen der Spindeln das zu
                              jener Zeit sehr theuer gewordene Spermöl (Wallrathöl) zu ersetzen im Stande sey. Young's Bemühungen wurden von so gutem Erfolge gekrönt,
                              daß die Benutzung des Mineralöles zu dem eben gedachten speciellen Zwecke nach und
                              nach sehr bedeutende Dimensionen annahm; heutzutage wird bei 75 Procent von
                              sämmtlichen Spindeln in England kein anderes Schmiermittel verwendet. Im Anfange
                              bildete das Paraffinöl, welches in unseren Tagen allgemein zur Beleuchtung verwendet
                              wird, nur einen von den Abfällen der Fabrication, weil
                              man die eben erwähnte Benutzungsweise damals noch nicht kannte und weil eine zum
                              Brennen des genannten Oeles geeignete Lampe noch zu erfinden war. Erst lange Zeit
                              nachher trat der ausgedehnte Industriezweig der Paraffinöle in's Leben; derselbe
                              stieß in der ersten Zeit auf zahlreiche Schwierigkeiten, es gelang aber dem Erfinder
                              durch seine Energie und unermüdliche Beharrlichkeit, alle Hindernisse zu besiegen
                              und der Schöpfer eines der interessantesten und kolossalsten chemischen
                              Industriezweige unseres Zeitalters zu werden.
                           Man schätzt die Menge der in den mit der Fabrication von Mineralöl sich
                              beschäftigenden schottischen Werken jährlich zur Destillation kommenden Bogheadkohle
                              auf 800000 Tonnen; die Production dieser Werke beläuft sich auf 25000000 Gallons
                              oder 113500000 Liter Rohöl, welches dann gereinigt wird und 10000000 Gallons
                              (45400000 Liter) Beleuchtungsöl, ungefähr 10000 Tonnen Maschinen- oder
                              Schmieröl, 5800 Tonnen Paraffin und 2350 Tonnen schwefelsaures Ammoniak liefert. In der nachstehenden
                              kleinen Tabelle sind die wichtigsten der aus dem Rohöle gewonnenen Producte
                              angegeben:
                           Tabelle I.
                           
                              
                                 Bezeichnung der Producte
                                 
                                    mittlere
                                    
                                    Dichtigkeit
                                    
                                 
                                    Destilationstemperatur
                                    
                                 
                              
                                 Naphta
                                 0,750
                                   26,85° bis 122,05°
                                    Cels.
                                 
                              
                                 Oel zu Beleuchtungszwecken
                                 0,815
                                 122,05° bis 318,05° Cels.
                                 
                              
                                 ParaffinSchmieröl
                                 0,8800,890
                                 
                                    
                                    
                                 318,05° bis 458,05° Cels.
                                 
                              
                           Das zur Reinigung des Rohöles angewendete Verfahren besteht darin, die verschiedenen
                              Producte durch den in großen eisernen Retorten ausgeführten Destillationsproceß von
                              einander zu trennen; da man aber diese Producte nur mit Unreinigkeiten von dunkler
                              Farbe und starkem Geruche gemischt erhält, so werden sie dann, und zwar jedes für
                              sich, einer chemischen Behandlung unterworfen, deren Zweck ist, sie zu reinigen.
                           Bringt man Rohöl in eine mit Vorlage oder Condensator versehene Retorte und erhitzt
                              die letztere mit ihrem Inhalte, so geräth dieser in's Sieden und entwickelt Dämpfe,
                              welche sich im Halse der Retorte condensiren. So lange die Temperatur nicht über
                              122,05° C. steigt, destillirt nur Naphta über, deren Menge selten mehr als 5
                              Proc. beträgt; von 122,05° bis 318,05° geht Leuchtöl über; zwischen
                              318,05° und 458,05° endlich condensirt sich in der Vorlage ein Gemisch
                              von Schmieröl und Paraffin. Daraus ergibt sich, daß der Siedepunkt des
                              Schmier- oder Maschinenöles ebenso hoch liegt, wie der des Olivenöles, des
                              Rüböles und des Wallrathöles.
                           Auf die verschiedenen Operationen, aus denen die schließliche chemische Behandlung
                              der einzelnen Producte besteht, können wir hier nicht näher eingehen. Für die
                              vorliegende Mittheilung genügt es zu bemerken, daß das Schmieröl zuletzt stets mit
                              einer schwachen Alkalilösung gewaschen wird, bevor es in den Handel kommt, daß
                              folglich das fertige Product nicht die mindeste Spur von Säure enthält, während sich
                              dasselbe von den pflanzlichen und thierischen Oelen für gewöhnlich nicht sagen läßt,
                              indem dieselben in Folge eines Säuregehaltes sehr häufig das Kupfer und das Messing
                              angreifen.
                           Wir sagten, daß das Schmieröl gleichzeitig mit dem Paraffin überdestillirt. Die
                              Gegenwart des letzteren ist für die Qualität des ersteren durchaus von keinem
                              Vortheile; es findet vielmehr das Gegentheil statt, indem ein Paraffingehalt des
                              Schmieröles dasselbe geneigt macht in der Kälte dick zu werden, zu gerinnen. Glücklicherweise macht
                              es der Handelswerth des Paraffins nothwendig, gleichzeitig aber auch vortheilhaft,
                              beide Substanzen von einander zu trennen. Zu diesem Zwecke wird die sinnreiche von
                              Kirk erfundene Maschine zur Eiserzeugung angewendet,
                              mittelst welcher sich leicht eine Kälte von 12° C. unter Null hervorbringen
                              läßt. Nachdem das Gemisch von Paraffin und Schmieröl mittelst dieser Maschine zum
                              Gerinnen gebracht worden ist, füllt man es in Säcke und unterwirft es der Wirkung
                              einer hydraulischen Presse, wobei das Oel abläuft, während das Paraffin als
                              Preßkuchen in schuppiger Form zurückbleibt.
                           Das auf diesem Wege gewonnene Maschinen- oder Schmieröl besitzt folgende
                              Eigenschaften:
                           1) es hat keinen unangenehmen Geruch;
                           2) da sein Siedepunkt über 308,05° C. liegt, so enthält es gar keinen
                              schädlich wirkenden flüchtigen Bestandtheil;
                           3) an der Luft ist es vollständig unveränderlich, absorbirt keinen Sauerstoff und
                              verschmiert die Maschinentheile nicht, wie dieß bei manchen anderen Oelen der Fall
                              ist, namentlich bei heißer Witterung;
                           4) mit anderen Oelen zusammen angewendet, verhindert es dieselben, die
                              Maschinentheile zu verschmieren und ermöglicht daher, die Maschinen leichter in
                              gehörig reinlichem Zustande zu erhalten;
                           5) die zum Putzen verwendeten und von dem Schmieröle durchdrungenen Lappen bieten,
                              wenn sie aufgehäuft werden, die Gefahr, von selbst in Brand zu gerathen, nicht
                              dar.
                           Allen diesen guten Eigenschaften gegenüber besitzt das Mineral-Schmieröl doch
                              einen großen Fehler; man wirft ihm nämlich vor, daß es zu
                                 wenig Körper hat, daß es zu dünnflüssig ist, so daß es ohne einen Zusatz
                              sogar nicht für die Spinnereispindeln verwendet werden könnte.
                           Das Wallrathöl, welches für diese Art von Spindeln seit lange sehr geschätzt wurde,
                              besitzt eine eigenthümliche Consistenz, eine Klebrigkeit, welche es für diesen Zweck
                              ganz besonders geeignet macht. Nimmt man einen Trichter mit verengter Oeffnung und
                              füllt ihn mit Wallrathöl, so ist zum Auslaufen der ganzen Flüssigkeitsmenge eine
                              Zeit von fünf Minuten erforderlich; füllt man den Trichter hingegen mit reinem
                              Mineralschmieröl, so läuft dasselbe, bei derselben Temperatur, binnen fast drei
                              Minuten vollständig ab; bei Schmalzöl dauert das Auslaufen sieben Minuten.Obschon der Verfasser es nicht besonders sagt, so versteht es sich doch von
                                    selbst, daß in den angeführten drei Fällen die Höhe der Flüssigkeitssäule im
                                    Trichter dieselbe seyn muß. Beurtheilt man darnach die Klebrigkeit der Flüssigkeit, die Zähigkeit des
                              Oeles, so sieht man, daß das Wallrathöl in dieser Beziehung zwischen den beiden
                              anderen Oelen in der Mitte steht. Bereitet man sich dagegen ein Gemisch von z.B.
                              gleichen Theilen Mineralöl und Schmalzöl, so findet man, daß dieses Gemisch zum
                              Hindurchlaufen durch den Trichter beinahe ebenso viel Zeit gebraucht als das
                              Wallrathöl; letzteres besitzt aber gerade denjenigen Grad von Klebrigkeit, welcher
                              nöthig ist, um einerseits das Adhäriren der mit einander in Berührung befindlichen
                              Metallflächen zu verhindern, andererseits dem Verschmieren vorzubeugen, durch
                              welches die Reibung der arbeitenden Organe, wie z.B. der Spinnereispindeln mit
                              Geschwindigkeiten von 2000, 3000 bis sogar 10,000 Umdrehungen per Minute, stets vermehrt wird.
                           Zum Schmieren zarter Maschinentheile, wie z.B. der erwähnten Spindeln, braucht das
                              Schmieröl nicht so viel Körper zu haben, als dieß zum Schmieren von gröberer
                              Maschinerie erforderlich ist; die Erfahrung hat in der That gezeigt, daß die
                              Spindeln sehr oft zum Stehen kommen, wenn man sie mit gewöhnlichem Olivenöl (Baumöl)
                              schmiert. Der Verfasser ist daher durch seine zahlreichen Versuche überzeugt, daß,
                              wenn das Wallrathöl die für diesen Zweck genügenden besonderen Eigenschaften
                              besitzt, dieser Umstand einfach daher rührt, daß es an sich selbst den
                              erforderlichen Grad von Klebrigkeit hat, einen Grad, welchen man auch bei dem
                              Mineralöle genau erzielen kann, wenn man demselben auf künstliche Weise durch einen
                              passenden Zusatz eines anderen Oeles den ihm mangelnden Grad von Körper ertheilt.
                              Die Folgerungen daraus lassen sich leicht voraussehen; das Mineralöl, welches in so
                              reichlicher Menge producirt wird und dessen Preis im Verhältnisse zu dem der anderen
                              Oele so niedrig ist, könnte, wenn es in zweckmäßiger Weise versetzt wird, zum
                              Schmieren der groben Maschinerie dienen, eine neue Verwendungsweise, welche
                              sicherlich nicht gering anzuschlagen wäre.
                           Vor ungefähr drei Jahren beschäftigte sich der Verfasser speciell mit dieser Frage,
                              und auf Veranlassung des Directors der Young'schen Werke,
                              des Hrn. J. Orr. Ewing, und durch die Güte des Hrn. Wheatley, Directors der Locomotivwerkstätten der North British Railway, wurde die Abführung einer ersten
                              Versuchsreihe in dieser Richtung ermöglicht.
                           Der erste Punkt, auf welchen die Untersuchung sich zu richten hatte, war der, zu
                              bestimmen, ob ein Gemisch von Mineralöl und einem von den gewöhnlichen fetten Oelen
                              (Colza- oder Repsöl, Olivenöl, Ricinusöl, Ochsenklauenöl etc.) den Zweck zu
                              erfüllen vermöge.
                           
                           Demzufolge wurden mit verschiedenen Gemischen dieser Art bei Locomotiven einerseits
                              auf der Route zwischen Glasgow und Edinburgh, andererseits auf der zwischen Carlisle
                              und Edinburgh Versuche abgeführt. Für jedes Gemisch wurde die Temperatur der
                              Achsbüchsen der beiden Vorderräder, sowie die Temperatur der atmosphärischen Luft
                              sorgfältig notirt; dieß geschah am Ende der Fahrt bei Schnellzügen und während der
                              Fahrt wiederholt bei gewöhnlichen Zügen.
                           Die ersten Versuche ergaben im Allgemeinen ungünstige Resultate. Mit 40 Proc.
                              Mineralöl im Gemische erfolgte vollständiges Mißlingen, mit 30 Proc. zuweilen
                              Warmlaufen; mit 20 Proc. war das Resultat ein mittelmäßiges. Definitiv läßt sich
                              sagen, daß, abgesehen von dem Vortheile welcher durch den Zusatz einer sehr geringen
                              Menge Mineralöl insofern erreicht wird als derselbe ein leichtes Sauberhalten der
                              Maschine gestattet und ein Verschmieren ihrer Organe verhindert, ein bloßes Gemisch
                              aus Mineralöl und einem fetten Oele nicht Körper genug besitzt, um zum Schmieren
                              einer so schweren Maschine, wie einer Locomotive, mit Vortheil verwendet werden zu
                              können.
                           Könnte man aber nicht dem Mineralöle den ihm mangelnden Körper mittelst irgend eines
                              chemischen Processes ertheilen? Dieß war die Frage, welche sich der Verfasser
                              zunächst stellte, indem er von der Zusammensetzung des Rüböles, des Schmalzöles und
                              des Olivenöles, welche nichts Anderes als Verbindungen von Fettsäuren mit Glycerin
                              sind, ausging. Dadurch kam er auf den Gedanken, ein neues Gemisch zusammenzusetzen,
                              zu welchem Kautschuk zu nehmen sey, um diesen in dem
                              Gemisch eine ganz specielle, passende Rolle spielen zu lassen.Der Verfasser, welcher auf diese Erfindung ein Patent genommen hat, gibt
                                    leider das Datum desselben nicht an, und geht auch auf die Darstellungsweise
                                    seines Productes nicht weiter ein. Dieses neue Gemisch wurde bei einer Anzahl von Fahrten verwendet, deren
                              vergleichende Resultate in der nachstehenden Tabelle II verzeichnet sind.
                           
                           Tabelle II.
                           Erhöhung der Temperatur der
                                 Treibräderachsen der Locomotiven, im Vergleich zu der Temperatur der
                                 Atmosphäre.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 202
                              Bei Anwendung von gereinigtem
                                 Rüböl; Bei Anwendung des patentirten Gemisches von Ewing und Coleman; Erhöhung
                                 der Temperatur um; Datum des Versuches; Eisenbahnstrecken; Fahrenheit'sche
                                 Grade; Celsius'sche Grade; des Versuches; Gewöhnl. Züge;
                                 Glasgow-Edinburgh; Edinburgh-Glasgow; Edinburgh-Berwick;
                                 Berwick-Edinburgh; durchschnittl. Temperaturerhöhung; Schnellzüge;
                                 Juni
                              
                           Die vorstehende Tabelle zeigt, daß die aus der Differenz zwischen der Temperatur der
                              Atmosphäre und derjenigen der Achsbüchse resultirende mittlere Temperaturerhöhung am
                              Ende der Fahrt bei den gewöhnlichen Zügen bei Benutzung des Schmierölgemisches von
                              Ewing und Coleman
                              21° Fahr. (11,66° C.) betrug, dagegen 29° Fahr. (16,1°
                              C.) bei Benutzung von Colzaöl; bei Extrazügen betrug die mittlere Temperaturerhöhung
                              im ersteren Falle 54,5° F. (30° C.) und im zweiten Falle 64° F.
                              (35,4° C.).
                           Diese vom Verfasser durchweg controllirten Resultate sind überzeugend und es ist von
                              Wichtigkeit, die Thatsache zu constatiren, daß seit dem Bekanntwerden der eben
                              mitgetheilten Versuche mehrere große Eisenbahngesellschaften das neue Schmieröl mit
                              Erfolg anwenden, an welchem sie überdieß die gute Eigenschaft anerkennen, die
                              Maschinen weniger zu verschmieren, als das Colza- oder Rüböl.
                           Wie groß auch die wohl erwiesenen Vorzüge einer Neuerung seyn mögen, so weiß man doch mit
                              welchen Schwierigkeiten die Einführung und Anwendung derselben zu kämpfen hat, und
                              somit ist es erklärlich, daß auch bei dem Eisenbahnwesen die Vorurtheile und
                              Befürchtungen der Maschinenführer nicht ganz leicht zu beseitigen waren. Mehrere
                              derselben ziehen es vor, bei sehr starken Locomotiven das neue Schmiermittel im
                              Gemisch mit einem thierischen oder pflanzlichen Oele anzuwenden; bei gewöhnlichen
                              Locomotiven hingegen erscheint ein solcher Versatz nicht nothwendig.
                           Neuerlich wurden an einer 3 Zoll (75 Millimet.) im Durchmesser haltenden Welle von
                              mindestens einer halben Tonne Gewicht, welche mit einer Geschwindigkeit von 25000
                              Umdrehungen per Stunde umlief, zwei neue Reihen
                              vergleichender Versuche abgeführt.
                           Bei der ersten Versuchsreihe war die seit drei Tagen umlaufende Welle bald mit Rüböl
                              und anderen im Handel zu beziehenden Schmiermitteln, bald mit dem Ewing-Coleman'schen Präparate geschmiert worden.
                              Täglich nach Verlauf von je vier Arbeitsstunden wurde die Erhöhung der Temperatur
                              des Metalles im Vergleiche zur Temperatur der Atmosphäre untersucht, und bei den
                              gewöhnlichen Schmierölen im Mittel zu 41° F. (22,8° C.), bei dem neuen
                              Schmiermittel dagegen zu 26° F. (14,8° C.) gefunden.
                           Bei der zweiten Versuchsreihe ließ man die Welle im Anfange trocken laufen, bis sie
                              sich auf 150° F. (fast 66° C.) erhitzt hatte; dann wendete man
                              abwechselnd die verschiedenen Schmiermittel an, um ihr Abkühlungsvermögen zu
                              erproben Im Verlaufe von vier Stunden war das Metall in Folge des Schmierens mit
                              Colzaöl und den anderen Oelen im Durchschnitt auf 120° F. (49,28° C.),
                              durch das Ewing-Coleman'sche Schmieröl auf
                              104° F. (40° C.) abgekühlt worden.
                           Zur einfachen und raschen Ermittelung des Grades von Körper oder Klebrigkeit, welchen
                              die als Maschinenschmiere zu benutzenden Oele besitzen, hat der Verfasser den in der
                              nachstehenden Figur abgebildeten Apparat erfunden.
                           A ist ein Cylinder aus dickem Glase, welcher zur
                              Aufnahme des zum Erhitzen dienenden Wasserdampfes bestimmt ist.
                           B ist ein gleichfalls aus Glas bestehender, in A concentrisch angebrachter Cylinder, welcher das zu
                              probirende Oel enthält; sein unterer Theil ist zu einem Trichter verlängert, dessen
                              Ende mit einem Hahne versehen ist. Mittelst Kautschukstopfer in Form ringförmiger
                              Scheiben, wird der zwischen beiden Cylindern bleibende Raum, welcher die Dampfkammer
                              bildet, geschlossen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 204
                              
                           D ist der Kolben, welcher das den Dampf liefernde Wasser
                              enthält und mittelst einer Weingeistlampe erhitzt wird.
                           E Kautschukrohr, welches den Dampf aus D in den zwischen den Cylindern A und B befindlichen Raum leitet.
                           F Gefäß zur Aufnahme des aus dem Apparate tretenden
                              Oeles.
                           G Dampfaustrittsrohr.
                           H Thermometer, welches in das Oel taucht.
                           Um mittelst dieses Apparates ein Schmieröl auf seine Klebrigkeit (seinen Körper) zu
                              untersuchen, füllt man den Cylinder B bis zu einer
                              bestimmten Höhe mit demselben und läßt dann in den Cylinder A den Dampf eintreten. Nachdem das Oel die Temperatur von 120° F.
                              (49,28° C.) erreicht hat, öffnet man den am trichterförmigen Ende des
                              Cylinders B angebrachten Hahn und notirt die zum
                              vollständigen Ausfließen des Oeles erforderliche Zeit. Die Vergleichung der in
                              dieser Weise ausgeführten Beobachtungen ergibt den relativen Klebrigkeitsgrad der
                              Schmieröle. Die Dimensionen des Apparates sind so berechnet, daß deutsches Rüböl (Colzaöl),
                              welches der Verfasser als Typus gewählt hat, zum vollständigen Ausfließen genau acht Minuten Zeit erfordert. Mittelst dieses Verfahrens
                              hat der Verfasser die nachstehende Tabelle entworfen:
                           Tabelle III.
                           Relative Klebrigkeit (Körper) verschiedener Schmieröle.
                           
                              
                                 
                                 Ausflußzeit.
                                 
                              
                                 Deutsches Rüböl (Colzaöl)
                                   8
                                 Min.
                                 –
                                 Sec.
                                 
                              
                                 französisches deßgl.
                                 11
                                 „
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 Schmalzöl
                                   7
                                 „
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 Ochsenklauenöl
                                   8
                                 „
                                 30
                                 „
                                 
                              
                                 Robbenöl
                                   6
                                 „
                                 30
                                 „
                                 
                              
                                 Wallrathöl
                                   5
                                 „
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 reines Mineralöl
                                   2
                                 „
                                 45
                                 „
                                 
                              
                                 gewöhnliches Ewing-Coleman'sches    Schmieröl
                                   8
                                 „
                                 30
                                 „
                                 
                              
                                 für Eisenbahnzwecke bestimmtes Schmieröl
                                 11
                                 „
                                 –
                                 „
                                 
                              
                           Diese höchst einfache Methode genügt, um auf rasche Weise die Klebrigkeit eines Oeles
                              zu bestimmen; sie ist die einzige, welche in den Werken der großen Gesellschaft: Young's
                              Paraffin light and mineral Oil Company jetzt angewendet
                              wird.