| Titel: | Luftpyrometer mit Luftcompressionsmanometer; von Giovanni Codazza. | 
| Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. XLII., S. 255 | 
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                        XLII.
                        Luftpyrometer mit Luftcompressionsmanometer; von
                           Giovanni
                              Codazza.
                        Auszug aus den Atti della Reale Academie delle Scienze di
                                 Torino vol. VIII. Sitzung vom 2. März 1873.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Codazza's Luftpyrometer mit Luftcompressionsmanometer.
                        
                     
                        
                           Die Messung hoher Temperaturen bietet große Schwierigkeiten dar. Eine der besseren
                              seitherigen Methoden gründet sich auf das Eintauchen eines bis zur Temperatur des zu
                              untersuchenden Raumes erhitzten Versuchskörpers, in Wasser, aus dessen
                              Temperaturerhöhung man die Temperatur des ersteren berechnet. Behufs der Anwendung
                              dieser Methode ließ ich einen Apparat construiren, bei welchem jeder Anlaß zu einem
                              Irrthum hinwegfiel, und der genaue Indicationen darbot. Aber die Art, mit diesem
                              Apparate zu experimentiren, erfordert große Vorsicht.
                           Da mir die mit der Messung einer sehr hohen Temperatur verbundenen Schwierigkeiten
                              nicht entgingen und ich erkannte, wie schlecht in dieser Hinsicht die auf die
                              Dissociation der Körper sich gründenden Pyrometer mit freien Luftmanometern sich
                              bewähren, so sah ich mich genöthigt, zu einem Manometer mit comprimirter Luft meine
                              Zuflucht zu nehmen. Bei dieser Gelegenheit drängte sich mir unwillkürlich der
                              Gedanke auf, als pyrometrischen Körper ein Gas und zwar Luft anzuwenden, welche
                              durch die ganze Temperaturscala, innerhalb deren man experimentirt, eines und
                              dasselbe Gesetz der Ausdehnung beibehält. Für Pyrometer dagegen, welche sich auf die
                              Dissociation gründen,Man s. die Mittheilung ihres Erfinders (Lamy) im
                                    polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCV S. 525. ist es nöthig, mit der Aenderung der Temperaturgrenze einen anderen
                              pyrometrischen Körper zu nehmen, und um die Beziehung zwischen der Spannung der
                              dissociirten Gase und der Temperatur aufzustellen, bedarf es einer Messung der
                              letzteren mittelst eines sehr exacten Pyrometers. Das Luftthermometer in Verbindung
                              mit dem freien Luftmanometer ist bekannt.
                           Dem Elasticitätsgesetz der Gase läßt sich folgende Fassung geben: Die Producte aus dem Volumen und dem Drucke einer und
                                 derselben Gasmasse in zwei verschiedenen Zuständen verhalten sich, wie ihre
                                 absoluten Temperaturen in diesen Zuständen.
                           
                           Indem man daher entweder den Druck oder das Volumen auf ein constantes Maaß reducirt,
                              erhält man eine einfache Relation als Maaß der Temperatur. Regnault construirte sein Thermometer, indem er bei jedem Versuche das
                              Volumen auf ein constantes Maaß reducirte und den Druck beobachtete, welchen ein
                              freies Luftmanometer anzeigte.
                           Auch das von mir vorgeschlagene Pyrometer ist ein solches von constantem Volumen.
                              Wenn aber die Temperatur eine gewisse Grenze überschreitet, und mit ihr der Druck
                              noch um einige Atmosphären steigt, so ist ein freies Luftmanometer nicht mehr
                              praktisch anwendbar; daher die Nothwendigkeit, dem Apparat ein Manometer mit
                              comprimirter Luft beizugeben. Dieses ist der einzige principielle Unterschied
                              zwischen meinem Pyrometer und Regnault's Luftthermometer.
                              Gegen das meinem Apparate zu Grunde liegende Princip läßt sich nichts einwenden; um
                              aber mit dem Apparate genaue Indicationen zu erzielen und ihn zugleich praktisch
                              bequem einzurichten, hatte ich noch verschiedene Schwierigkeiten zu überwinden.
                           Fig. 18
                              stellt mein Pyrometer in der Seitenansicht dar; die Figuren 19, 20 und 21
                              repräsentiren einige Details desselben. Seine Haupttheile sind: das zwiebel-
                              oder flaschenförmige Porzellangefäß A, welches den
                              thermometrischen Körper enthält; das Manometer mit comprimirter Luft, welches so
                              construirt ist, daß die in dem Apparat enthaltene Luft immer auf ein constantes
                              Volumen reducirt werden kann; endlich das eiserne Rohr, welches das Gefäß A mit dem Manometer verbindet. Der Umstand, daß dieses
                              Rohr zum Theil selbst in den Raum, dessen Temperatur ermittelt werden soll,
                              hineinragen, daß es jenes Porzellangefäß tragen und dem Industriellen stets zur Hand
                              seyn muß, läßt es rathsam erscheinen, ein eisernes Rohr von hinreichender Stärke
                              anzuwenden.
                           Auf dieses Rohr ist zunächst das Hauptaugenmerk zu richten. Die darin enthaltene Luft
                              hat eine Temperatur, welche von dem Gefäß gegen das Manometer hin abnimmt. Es war
                              daher nöthig, das Volumen dieser Luft so weit zu vermindern, daß es im Vergleich mit
                              dem Volumen der in dem Porzellangefäß befindlichen Luft ohne bemerkbaren Fehler
                              vernachlässigt werden darf. Die Form des Gefäßes A ist
                              die eines von zwei Halbkugeln begrenzten Cylinders. Die eine dieser Halbkugeln geht
                              in einen cylindrischen Hals B aus, wodurch das Gefäß ein
                              flaschenähnliches Aussehen erhält. Der Hals ist an seinem Ende durch eine Flantsche
                              verstärkt. Der innere Rauminhalt des Gefäßes nebst Hals beträgt circa 290 Kubikcentimeter. Dem eisernen Rohr wurde eine
                              Länge von 1,5 Met. gegeben, welche für die meisten Fälle genügend erscheint, seine Bohrung hatte 1/2
                              Millimeter Durchmesser. Man verschafft sich diese capillare Bohrung, indem man in
                              ein eisernes Rohr einen genau anschließenden Cylinder treibt, in dessen Oberfläche
                              vorher, parallel zur Achse, eine Furche, welche die fragliche Bohrung abgeben soll,
                              geschnitten worden ist. Der Rauminhalt der letzteren betrug demnach ungefähr 1,2
                              Kubikcentimeter,Dieser Rauminhalt würde bei 1,5 Met. Länge einer cylindrischen Bohrung nicht
                                    von 1/2, sondern von 1 Millimeter Durchmesser entsprechen.A. P. ein Volumen
                              welches ohne Zweifel bei der praktischen Messung außer Acht gelassen werden darf,
                              wodurch die Formel, durch deren numerische Berechnung man die Temperatur erhält,
                              sehr vereinfacht wird. Man kann eine Tabelle entwerfen, welche unmittelbar die
                              Temperatur als Function des beobachteten manometrischen Druckes darstellt.
                           Fig. 21 zeigt
                              die Verbindung zwischen der Porzellanstasche A und dem
                              Rohre. Letzteres besitzt an seinem Ende eine Erweiterung mit einem hohlen Raum, der
                              dazu bestimmt ist, den Hals der Flasche aufzunehmen. Dieser Hals endigt sich in eine
                              Flantsche, gegen welche ein kleiner eiserner Ring mittelst einer Schraube angepreßt
                              wird. Letztere besteht aus zwei Hälften, welche besagten Hals umfassen. Zwischen die
                              ebene Endfläche des Halses und den Boden des hohlen Raumes der Rohrerweiterung, und
                              eben so zwischen die Flantsche des Halses und die eiserne Schraube kommt eine
                              Asbestpackung zu liegen, so daß also auf diese Weise eine vollkommen luftdichte
                              Verbindung hergestellt ist.
                           Die Verbindung des eisernen Rohres mit dem Manometer wird, wie bei dem Thermometer
                              von Regnault mittelst eines doppelten Kegels
                              bewerkstelligt. Fig. 19 stellt diese Anordnung dar. Die mit dem besagten Rohr in
                              Verbindung stehende Manometerröhre ist von einem Glascylinder F umhüllt, welcher mit Wasser von der Temperatur der Umgebung gefüllt ist,
                              um jedem möglichen Einflusse der Wärmetransmission von dem Eisenrohr nach der Luft
                              der Manometerröhre, von dieser nach dem Quecksilber, und vermöge der
                              Leitungsfähigkeit des letzteren nach der Luft in der geschlossenen Manometerröhre
                              vorzubeugen. Beide Manometerröhren stehen mit einander und mit einem kleinen,
                              Quecksilber enthaltenden Röhrenansatz H (Fig. 18 und 20) in
                              Verbindung. Diese Verbindung läßt sich mit Hülfe eines Dreiweghahnes verändern.
                           Das Quecksilber des Röhrenansatzes H kann mit Hülfe eines
                              Kolbens, der sich auf- und niederschrauben läßt und mit einer
                              quecksilberdichten Packung versehen ist, in die Röhren gedrückt werden. Zwei Hähne
                              gestatten beide Röhren
                              mit der äußeren Luft in Verbindung zu setzen. Einer dieser Hähne kann zum Trocknen
                              der in dem Gefäße A enthaltenen Luft nach Regnault's Methode benutzt worden.
                           Oeffnet man die Röhren, so läßt sich in beiden das Quecksilber auf den Nullpunkt
                              bringen. Schließt man sie nachher und setzt den Apparat in Thätigkeit, so wird man
                              immer, indem man den Kolben bei zunehmendem Drucke allmählich in die Höhe schraubt,
                              das Quecksilber in der mit der Flasche A communicirenden
                              Röhre auf Null halten und auf der anderen Röhre die Manometerhöhe ablesen können.
                              Soll der Apparat transportirt werden, so läßt man alles Quecksilber in den Behälter
                              hinablaufen und sperrt dann die Verbindung zwischen dem Behälter und den Röhren
                              durch einen geeigneten Hahn ab. Auf diese Weise befindet sich der Apparat stets in
                              gebrauchsbereitem Zustande. Die Säule zwischen beiden Manometerröhren ist in
                              Millimeter getheilt. Durch die Reduction des Luftvolumens in der geschlossenen Röhre
                              wird der Druck angezeigt.
                           Bezeichnet V den Rauminhalt der Flasche A nebst Hals bei 0°, x die Temperatur, auf welche sie über die Temperatur der Umgebung erhitzt
                              wird, K den kubischen Ausdehnungscoefficienten des
                              Porzellans, dessen Werth als Mittel aus mehreren Bestimmungen = 0,00004 angenommen
                              werden kann, T die absolute Temperatur der Umgebung, P den barometrischen Druck und P¹ den manometrischen Druck, so hat man, indem man den Einfluß des
                              eisernen Rohres unberücksichtigt läßt, dem Elasticitätsgesetz der Gase gemäß
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 258
                              
                           woraus
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 258
                              
                           Würde man T = 300° annehmen und den in Atmosphären
                              ausgedrückten Werth P¹ = 7 setzen, ein Werth, der
                              einer Temperatur von circa 2000° entspricht, so
                              hätte der Ausdruck KP¹T den numerischen Werth 0,084, während P = 1
                              ist oder der Einheit möglichst nahe kommt. Daher kann man mit einem Fehler, der
                              kleiner als 1/10 ist, der obigen Formel folgende äußerst einfache substituiren:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 258
                              
                           Bezeichnet man unter Zugrundelegung der 100theiligen Scale mit X
                              die zu ermittelnde Temperatur, mit t diejenige der
                              Umgebung, und mit α den Ausdehnungscoefficienten
                              des Gases, so ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 259
                              
                                 
                                 Dieser Ausdruck läßt sich leicht aus der bekannten Fundamentalformel
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 210, S. 259
                                    
                                 welche die Beziehung zwischen den Voluminen V und V¹
                                    eines und desselben Gases, ihren bezüglichen Temperaturen t und t¹ und
                                    den Drücken P und P¹ darstellt, ableiten. Indem man nämlich, wie es der
                                    vorliegende Fall verlangt, V¹ = V setzt, geht diese Formel zunächst in die
                                    einfachere Relation
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 210, S. 259
                                    
                                 über. Durch Transformation dieser Verhältnisse erhält
                                    man
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 210, S. 259
                                    
                                 und hieraus ergibt sich, indem man X statt t¹
                                    setzt:
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 210, S. 259
                                    
                                 
                                    A. P.
                                    
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
