| Titel: | Ueber Anwendung der Eisenhohofen-Schlacken zur Darstellung von Baumaterial für specielle Zwecke; mitgetheilt von P. Tunner. | 
| Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. XLVI., S. 271 | 
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                        XLVI.
                        Ueber Anwendung der Eisenhohofen-Schlacken
                           zur Darstellung von Baumaterial für specielle Zwecke; mitgetheilt von P. Tunner.
                        Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 Hüttenwesen, 1873, Nr. 44.
                        Tunner, über Anwendung der Hohofenschlacken als
                           Baumaterial.
                        
                     
                        
                           Schon seit geraumer Zeit werden die Hohofenschlacken für specielle Zwecke als
                              Baumaterial verwendet, indem die flüssige Schlacke unmittelbar, wie sie aus dem
                              Hohofen läuft, in eiserne oder in Sandformen geleitet und dadurch in bestimmte
                              Formen gebracht wird. Namentlich auf den Hüttenwerken in Schweden, in Tyrol, in
                              Bayern u. m. a. Orten sind bei niederen Mauern für Wasser- und Landbauten,
                              selbst für manche Oefen derartige Schlackenziegel und mannichfaltig geformte
                              Gesimsstücke schon seit mehreren Decennien zur Verwendung gebracht worden.
                              Selbstverständlich sind hierzu die mehr basischen, steinartigen Schlacken am besten
                              zu verwenden und
                              wird deren Festigkeit wesentlich erhöht, wenn sie durch ein langsames Erkalten oder
                              absichtliches Ausglühen gleichsam entglast werden.
                           Um ein mehr poröses, leichtes Baumaterial aus diesen Schlacken für die Herstellung
                              von Gewölben zu erhalten, d. i. für Gewölbe welche nur sich selbst zu tragen, keinen
                              größeren Druck auszuhalten haben, hatte man zu Bergen in Bayern die abgestochene
                              Hohofenschlacke zuerst in einen Vorsumpf und aus diesem sodann plötzlich in einen
                              zweiten, zum Theil mit Wasser gefüllten Sumpf laufen lassen, wodurch die ganze
                              Schlackenmenge in eine bimssteinartige Masse umgewandelt ist, und diese wurde
                              nachher im kalten Zustande zu einzelnen Stücken von passender Größe zerschlagen. Der
                              Vorsumpf bietet zugleich Veranlassung zum Absetzen der in der Schlacke noch
                              enthaltenen Eisentropfen.
                           Das auf diese Art und Weise dargestellte Baumaterial veranlaßt jedoch nicht bloß vor
                              und bei der Vermauerung sehr viel Ausschuß, sondern bleibt immer ein unverläßliches
                              Material, weßhalb es füglich nur für Mauern bis etwa zu zwei Klafter Höhe verwendet
                              werden kann. Für Hauptgebäude bleibt dessen Verwerthung jedenfalls ausgeschlossen
                              und wegen seiner geringen Preiswürdigkeit kann es zur Versendung auf größere
                              Distanzen die Frachtkosten nicht ertragen; kurz, die Verwerthung der
                              Hohofenschlacken auf diesem Wege ist eine sehr beschränkte.
                           Eine andere, sehr nahe liegende und seit undenklich langer Zeit ausgeübte Verwendung
                              der Hohofenschlacken besteht in deren Benutzung zur Beschotterung der Straßen, der
                              Wege in Gärten und Parkanlagen, sowie als Sand zur Bereitung des gewöhnlichen
                              Kalkmörtels. Der Verwendung als Straßenschotter tritt jedoch abermals die
                              Sprödigkeit, überhaupt die geringe Festigkeit der Schlacke hinderlich entgegen,
                              indem der Schlackenschotter auf stark befahrenen Straßen sehr schnell in Koth
                              verwandelt wird. Auch für diese Verwendung wurde vorgeschlagen und theilweise auch
                              versucht, die Schlacke vorher durch langsames Ausglühen zu entglasen; allein
                              ungeachtet alles dessen konnte diese Verwendung der Schlacke nur in jenen Fällen
                              wenigstens theilweise Eingang finden, wo ein besseres Beschotterungsmaterial nur für
                              hohen Preis zu beschaffen ist. Für die Wege in Gärten und Parkanlagen wie zur
                              Mörtelbereitung muß die Schlacke natürlich vorerst zu einer passenden Korngröße
                              zerkleinert und sortirt werden, was übrigens keine großen Kosten veranlaßt und oft
                              ohnehin wegen der Wascheisengewinnung vorgenommen wird. Schade nur ist es, daß der
                              Bedarf für Gartenwege ein verschwindend kleiner ist und zudem derartig bedeckte Wege
                              weder angenehm, noch den feinen Schuhen der darauf Wandelnden zuträglich sind.
                           
                           Als Mörtelsand ist die Schlacke in vielen Fällen ganz gut zu verwenden und hat diese
                              Verwerthung in den letzteren Jahren bei den Bauten auf den Hüttenwerken und in der
                              nächsten Umgebung der Hohöfen nicht unbedeutend zugenommen; allein auf größere
                              Distanzen kann der Schlackensand die Transportkosten des anderweitig billig zu
                              gewinnende Mörtelsandes wegen nicht ertragen und darum muß die Verwendung desselben
                              gleichfalls eine beschränkte bleiben.
                           Eine sehr entsprechende und ausgiebige Verwendung für den Schlackensand bietet die
                              Benutzung desselben zur obersten Beschotterung der Eisenbahnen, in welche
                              Beschotterung die Schwellen eingebettet werden; leider daß zu dem Ende sowie bei der
                              Verwerthung als Mörtelsand nur geringe Transportkosten aufgewendet werden dürfen, um
                              die Concurrenz mit anderem Beschotterungsmaterial bestehen zu können.
                           Alle diese Verwerthungen der Hohofenschlacken stellen sich demnach gegenüber dem
                              enormen Quantum der jährlich abfallenden Schlacken im großen Ganzen als völlig
                              unzureichend dar. Es würden die Hohofenbesitzer auch gern auf eine weitere
                              Verwerthung der Schlacken verzichten, wenn die übrigbleibenden Schlackenmassen nicht
                              irgendwo untergebracht werden müßten, daher entweder Transportkosten oder die
                              Entziehung und Entstellung von fruchtbarem, kostspieligen oder anderweitig
                              benöthigten Grund und Boden verursachen würden.
                           Besonders in der letzteren Zeit, wo einerseits die Roheisenproduction allenthalben
                              bedeutend gehoben wurde und mit ihr das abfallende Schlackenquantum im gleichen
                              Verhältnisse sich vermehrt hat, und andererseits der Werth von Grund und Boden
                              außerordentlich gestiegen ist, wurden die Bemühungen zu einer entsprechenden
                              Verwerthung der Hohofenschlacken mehr rege. Hiervon geben die Verhandlungen
                              hüttenmännischer Vereine, wie z.B. jener vom Iron and
                                 Steel-Institute in England, die Artikel
                              in verschiedenen Fachblättern, sowie die Wiener Weltausstellung sprechende
                              Beweise.
                           In den Alpenländern, wo die Hohöfen in der Regel in ziemlich steil ansteigenden
                              Thälern oder Gräben situirt sind, wird gewöhnlich das starke Wassergefälle benutzt,
                              um die genügend zerkleinerten Schlacken auf eine billige Art und Weise in die weite
                              Welt transportiren zu lassen.
                           Indessen bei der so sehr gesteigerten Schlackenmenge begegnet diese billige Art der
                              Entfernung der Schlacke immer mehr Anständen, da die abgesetzten Schlacken die
                              Bach- oder Flußstätte oft in einer für andere Wasserwerke wie für die
                              angrenzenden Grundbesitzer nachtheiligen und mitunter sogar gefährlichen Weise
                              versanden. Eine anderweitige Entfernung, resp. Verwerthung der Hohofenschlacken bietet deßhalb für
                              die Alpenländer gleichfalls ein mit jedem Jahre zunehmendes Interesse.
                           Die in neuerer und neuester Zeit eingeschlagene Richtung zur besseren Verwerthung der
                              Hohofenschlacken als Baumaterial besteht darin, daß die Schlacke vorerst zu einem
                              ziemlich feinen Sande zerkleinert (granulirt), sodann mit einer gewissen Menge Kalk
                              vermengt, sofort mit kräftigen Maschinen in Formen zu beliebig gestalteten Ziegeln
                              gepreßt und diese endlich an der Luft getrocknet werden.
                           Die nach dieser Methode dargestellten Schlackenziegel unterscheiden sich in ihrer
                              Beschaffenheit als Baumaterial sehr vortheilhaft von den Eingangs aufgeführten,
                              unmittelbar aus der flüssigen Schlacke geformten Steinen. In dieser neueren
                              Fabrication der Schlackenziegel (Schlackensteine) scheint es die
                              „Osnabrücker Stein- und Traß-Fabrik“ am
                              weitesten gebracht zu haben, welche in der deutschen Abtheilung, Gruppe I, Nr. 145 der Wiener Weltausstellung solche
                              Schlackensteine ausgestellt und von der Fabrication nachstehende Daten mitgetheilt
                              hat:
                           
                              „Die Osnabrücker Stein- und Traß-Fabrik, durch Vertrag vom
                                 29. Mai 1865 begründet, stellte sich nach demselben die Aufgabe, die Schlacken
                                 verschiedener Hohofenanlagen in jeder möglichen Form zu verwerthen. Zunächst
                                 wurde die Fabrication gewöhnlicher Ziegelsteine allein aus Schlacken der
                                 Georgs-Marien-Hütte bei Osnabrück betrieben.
                              
                           
                              Zur Herstellung derselben diente eine sogenannte Bernhard'sche Handziegelpresse. Die Schlacke wurde in granulirtem
                                 Zustande, mit der Hand mit gelöschtem Kalk gemischt, mit der Maschine gepreßt
                                 und zum Erhärten und Trocknen an der Luft, zunächst auf einem ebenen Platz, dann
                                 in Haufen aufgestellt.
                              
                           
                              Die granulirte Hochofenschlacke enthält lösliche Kieselsäure und erhärtet gepreßt
                                 oder gestampft schon für sich allein, ohne Kalkzusatz, jedoch langsamer als mit
                                 demselben. Die Erhärtung der Steine erfolgt durch Bildung von kohlensaurem Kalk,
                                 wie bei dem gewöhnlichen Mörtel, und durch Bildung fester Verbindungen zwischen
                                 der löslichen Kieselerde, der Schlacke und dem beigemengten Kalk. Die granulirte
                                 Schlacke, gemahlen, erhärtet für sich allein sowohl als mit Kalk gemengt, in
                                 letzterem Falle rascher und besser.
                              
                           
                              Da die Fabrication der Ziegelsteine mit Handpressen ein Fabricat gab, welches nur
                                 wenigen Anforderungen genügte, dachte man daran, gemahlene, mit Kalk gemischte
                                 Schlacke in Formen zu gießen. Die Größe des dazu nöthigen Platzes sowie die
                                 Schwierigkeiten bei Herstellung der großen Menge Brunnen ließen diese
                                 Fabricationsmethode nicht über einen größeren Versuch hinauskommen.
                              
                           
                           
                              Die Fabrication der Ziegel wurde deßhalb bis zum Jahre 1870 ausschließlich mit
                                 Handpressen, deren fünf vorhanden waren, betrieben. Diese Handziegelpressen
                                 hatten außerordentlich viele Reparaturen in Folge Abnutzung durch die harte,
                                 scharfe Schlacke und nur eine geringe Leistung, weßhalb man an die Beschaffung
                                 von Dampfziegelpressen besserer Construction dachte.
                              
                           
                              Die aus Schlacken und Kalk gemischte Masse läßt sich nicht in
                                 Thonziegel-Pressen verarbeiten, weil die gepreßte Schlackenmasse nicht
                                 Consistenz genug hat, um abgeschnitten zu werden. Die aus dieser Masse
                                 herzustellenden Ziegel müssen deßhalb einzeln gepreßt werden.
                              
                           
                              Auf der Pariser Ausstellung im Jahre 1867 war von François Durand in Paris eine Ziegelpresse ausgestellt, welche
                                 den an sie zu stellenden Anforderungen zu genügen schien.
                              
                           
                              Nachdem im Jahre 1870 eine solche Presse beschafft worden, stellte es sich leider
                                 gleich anfangs heraus, daß diese Maschine im Princip zwar zweckentsprechend, in
                                 ihrer damaligen Construction aber unbrauchbar war. Die Reparaturkosten dieser
                                 Presse betrugen im ersten Jahre mehr als die Anschaffungskosten. Um die
                                 wesentlichsten Fehler zu beseitigen, wurde im Jahre 1871 durch die Firma Brück, Kretschel u. Comp.
                                 in Osnabrück eine zweite Maschine hergestellt.
                              
                           
                              In den Jahren 1871 bis 1873 wurden nach und nach 12 verschiedene wesentliche
                                 Reconstructionen an den Pressen vorgenommen, ohne welche dieselben zur
                                 Herstellung von Schlackensteinen nicht brauchbar seyn würden.
                              
                           
                              Die erste der von Brück, Kretschel u. Comp. in Osnabrück bezogenen Pressen erlitt im
                                 vorigen Jahre ebenfalls so bedeutende Brüche, daß diese Maschine in's alte Eisen
                                 wandern mußte. Erst mit Beschaffung der dritten, wieder bedeutend verbesserten
                                 Maschine trat die Fabrication der Schlackensteine im Jahre 1872 nach sieben
                                 Jahren aus dem Versuchsstadium heraus.
                              
                           
                              Die so mit Aufwand von viel Mühe, Zeit und Kosten, unter Mitwirkung verschiedener
                                 tüchtiger Techniker verbesserten drei Ziegelpressen lieferten im Jahre 1872
                                 schon 2,246,000 Steine (Normalformat).
                              
                           
                              Die Osnabrücker Stein- und Traß-Fabrik hat jetzt fünf
                                 Dampfziegelpressen im Betrieb, wovon 4 von Herren Brück,
                                    Kretschel und Comp. geliefert, fertigt per Arbeitstag mehr als 30,000 Stück Steine und
                                 braucht dazu täglich mehr als 2000 Centner granulirter Hohofenschlacke, welche
                                 dadurch, als bisher werthloses Material, eine nützliche Verwendung findet.
                              
                           
                           
                              Die Schwierigkeiten, welche der verschiedene, bis 40 Proc. betragende
                                 Feuchtigkeitsgehalt der granulirten Schlacke, die Versuche über die Verwendung
                                 von zu Pulver oder zu Brei gelöschtem oder desintegrirtem Kalk machten, sollen
                                 hier nur erwähnt werden.
                              
                           
                              Die Versuche, die Mischung und Abmessung von Schlacke und Kalk, anstatt mit der
                                 Hand, allein mit der Maschine zu bewerkstelligen, scheiterten, trotzdem eine gut
                                 durchdachte derartige Anlage mit großen Kosten im Jahre 1871 hergestellt wurde,
                                 vollständig.
                              
                           
                              Nachdem man noch die Mischschnecke probirt hatte, ist man jetzt zu einer
                                 einfachen Mörtel-Mischmaschine übergegangen, in welche die Materialien
                                 durch die Hand abgemessen und eingetragen werden.
                              
                           
                              Neben diesen technischen Schwierigkeiten stellte sich dem Absatz der
                                 Schlackensteine ein manchmal unüberwindlich scheinendes Vorurtheil mancher
                                 bauenden Techniker und des bauenden Publicums entgegen.
                              
                           
                              Nur das Vertrauen, welches die Verwaltung der Georgs-Marien-Hütte
                                 in das Fabricat setzte und durch fortwährend bedeutende Verwendung der Steine
                                 bethätigte, gestattete dieser anfangs kümmerlichen Industrie, sich bis zu der
                                 jetzigen Höhe emporzuarbeiten.
                              
                           
                              Die folgenden Zahlen geben ein Bild der trotz entgegenstehender Schwierigkeiten
                                 ermöglichten Entwickelung der Fabrication der Schlackensteine.
                              
                           
                              Die Osnabrücker Stein- und Traß-Fabrik producirte an Steinen,
                                 gewöhnliches Format, im Jahre:
                              
                           
                              
                                 
                                    1866
                                    345,200
                                    Stück
                                    
                                    
                                 
                                    1867
                                    439,670
                                    „
                                    
                                    
                                 
                                    1868
                                    597,525
                                    „
                                    
                                    
                                 
                                    1869
                                    700,425
                                    „
                                    
                                    
                                 
                                    1870
                                    1,274,850
                                    „
                                    
                                    
                                 
                                    1871
                                    1,787,830
                                    „
                                    
                                    
                                 
                                    1872
                                    2,246,950
                                    „
                                    
                                    
                                 
                                    1873 werden circa
                                    6,000,000
                                    „
                                    fabricirt.
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                              
                           
                              In Osnabrück sind im vorigen Jahre außer vielen kleineren Bauten mehrere bessere
                                 Wohnhäuser und ein bedeutendes Fabriksetablissement aus den Schlackensteinen
                                 aufgeführt worden.
                              
                           
                              Auf der Georgs-Marien-Hütte werden die Steine zu allen Hochbauten
                                 verwendet und haben alle anderen Bausteine verdrängt. Außer einer großen Zahl
                                 Arbeiter-Doppelwohnungen wurden auf der Georgs-Marien-Hütte
                                 das Krankenhaus der Knappschaftscasse für 32 Kranke, das Logirhaus nebst Menage
                                 für 200 Arbeiter, das Gesellschaftshaus und mehrere Beamtenwohnungen ganz aus
                                 Schlackensteinen erbaut.
                              
                           
                              Die evangelische Gemeinde Georgs-Marien-Hütte beabsichtigt den Bau einer Kirche aus
                                 Schlackensteinen, und hat Hr. Oberbaurath Haase in
                                 Hannover, welcher die Entwürfe für diese Kirche übernommen hat, dieses Material
                                 als geeignet für diesen Bau anerkannt.
                              
                           
                              Die Fabrication von Traß-Mörtel und größeren Bausteinen (Quadern) durch
                                 hydraulische Pressen kann jetzt als nächste Aufgabe der Osnabrücker
                                 Stein- und Traß-Fabrik, welche in einigen Jahren die sämmtlichen
                                 Schlacken der Georgs-Marien-Hütte zu consumiren gedenkt, in
                                 Aussicht genommen werden.
                              
                           
                              Zur Herstellung von Traß ist ein Desintegrator beschafft, die Versuche mit
                                 demselben sind jedoch noch nicht abgeschlossen.
                              
                           
                              Die Verwendung der Hohofenschlacken zu Schlackensteinen erregt jetzt, nachdem die
                                 Fabrication mit Dampfziegelpressen aus dem Versuchsstadium herausgetreten ist,
                                 die Aufmerksamkeit der deutschen Hohofen-Techniker und Besitzer, was sich
                                 durch sehr häufigen Besuch der Ziegeleien in Osnabrück und
                                 Georgs-Marien-Hütte in letzter Zeit documentirt hat.
                              
                           
                              Die Osnabrücker Stein- und Traß-Fabrik ist bereit, denjenigen
                                 deutschen und österreichischen Werken, welche zusichern, die Fabricationsmethode
                                 und Presse vor Nachahmung schützen zu wollen, bei Einrichtungen von
                                 Schlackenziegeleien behülflich zu seyn.
                              
                           
                              In England und Amerika ist die Fabricationsmethode patentirt und wird jetzt ein
                                 Patent auf die verbesserte Ziegelpresse nachgesucht.
                              
                           
                              Osnabrück, 1873.
                              
                           
                              W. H. Meyer u. Comp.“
                              
                           Recht interessant ist die auf der Georgs-Marien-Hütte betriebene
                              Darstellung von sogenannter Schlackenwolle und deren Verwendung zur Umhüllung der
                              Röhrenleitung für den erhitzten Wind. Die absichtliche Darstellung dieser als
                              zufällige Bildung bei stark nasenden Formen jedem Hohöfler bekannten Schlackenwolle
                              erfolgt dadurch, daß in einer geschlossenen Kammer ein kleiner, frei herabfallender
                              Schlackenstrahl in der Kreuzrichtung von einem Dampfstrome erfaßt, in fadenförmige
                              Partien vertheilt wird, welche sich nach ihrer Feinheit und Reinheit von gröber
                              gebliebenen Schlackenklümpchen in zwei Abtheilungen der Kammer sondern. Eine
                              besondere Wichtigkeit kann diese originelle Verwerthung der Schlacke natürlich nicht
                              beanspruchen.
                           Wie aus dem Inhalte der Verhandlungen des Iron and
                                 Steel-Institute, vol. 1,1873, Seite 189 bis 196, ersichtlich ist,
                              war und ist die in Rede stehende Verwerthung der Hohofenschlacke als Schlackenziegel
                              auch in England mehrseitig der Gegenstand von Versuchen. Aus den dießbezüglichen
                              Verhandlungen erhellt,
                              daß die Darstellung des Schlackensandes per Tonne für 3
                              Pence (d. i. per Zollcentner um 6/10 bis 7/10 Kreuzer ö.
                              W.) bewerkstelligt wird. Und wenn ferner die Tonne Kalk für 15 Shill. (d. i. der
                              Zollcentner um 37 1/2 Kreuzer ö. W.) zu haben ist, so berechnen sich die
                              Erzeugungskosten per 100 Stück Schlackenziegel der
                              gewöhnlichen Größe, wie folgt:
                           
                              
                                 2 Tonnen 10 Ctr. Schlackensand zu 3 Pence per Tonne
                                   0
                                 Sh.
                                 7 1/2
                                 Pence.
                                 
                              
                                 Kalk
                                   4
                                 „
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 Abnutzung der Maschinen
                                   1
                                 „
                                 –
                                 3
                                 
                              
                                 Kohle und Wasser
                                   1
                                 „
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 Arbeitslöhne
                                   3
                                 „
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen rund
                                 10
                                 Sh.
                                 0
                                 Pence.
                                 
                              
                           d. i. 5 Gulden ö. W. in Silber.
                           Die auffallend billige Herstellung des Schlackensandes wird dadurch ermöglicht, daß
                              zu dem Ende die vom Hohofen fließende Schlacke behufs ihrer Zerkleinerung bloß
                              benöthigt, in einem kleinen Strahle in einen starken Strom von Wasser oder in ein
                              mit einem entsprechend starken Rührrade versehenes Wasserbassin geleitet zu werden.
                              Abgesehen von den Arbeitslöhnen werden die Erzeugungskosten hauptsächlich durch den
                              Preis und die Menge des verbrauchten Kalkes bestimmt. Die Menge des benöthigten
                              Kalkes beträgt 1/6 bis 1/4 vom Gewichte des Sandes und ist nach der chemischen
                              Zusammensetzung der Schlacke dergestalt zu richten, daß zu den höher silicirten
                              Schlacken mehr Kalk verwendet werden muß als zu der mehr basischen Schlacke. Aus
                              diesem Grunde sind die basischen Schlacken, wie sie bei dem Erblasen des
                              Bessemer-Roheisens abfallen, zur Erzeugung der Schlackenziegel vorzugsweise
                              geeignet.
                           Die mit hydraulischen oder mit Dampfpressen gehörig verdichteten Ziegel erlangen nach
                              einer zwei- bis dreiwöchentlichen Trocknung an der Luft schon eine solche
                              Festigkeit, daß sie ohneweiters zur Verwendung gebracht oder versendet werden
                              können.
                           Wenngleich nicht alle Hohöfen so glücklich situirt sind, daß sie von dieser
                              Verwerthung der Schlacke als Schlackenziegel einen ausgiebigen Gebrauch machen
                              können, so steht dieß doch von jenen zu erwarten, welche in der Nähe größerer
                              Ortschaften oder Fabriken sich befinden, wo gegenwärtig 1000 Stück gewöhnlicher
                              Mauerziegel mit 25 bis 30 Gulden bezahlt werden, und die einen anhaltenden größeren
                              Bedarf von Ziegeln verbürgen.