| Titel: | Schnell ausführbare colorimetrische Probe auf Mangangehalt des Roheisens, Stahles, Eisens und der Erze; von August Brunner, Hüttenchemiker in Zeltweg. | 
| Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. XLVII., S. 278 | 
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                        XLVII.
                        Schnell ausführbare colorimetrische Probe auf
                           Mangangehalt des Roheisens, Stahles, Eisens und der Erze; von August Brunner, Hüttenchemiker in
                           Zeltweg.
                        Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 Hüttenwesen, 1873, Nr. 43.
                        Brunner, schnell ausführbare colorimetrische Probe auf
                           Mangangehalt.
                        
                     
                        
                           Die Probe beruht auf dem Umstande, daß das obengenannte manganhaltige Probematerial
                              im oxydirten Zustande beim Schmelzen mit Kali- oder Natronhydrat das Mangan
                              in grünes mangansaures Kali überführt, dessen grüne Lösung mit einer unter gleichen
                              Umständen bereiteten Normallösung von bekanntem Mangangehalte verglichen, respective
                              durch Wasserzusatz auf gleiche Färbung gebracht werden kann.
                           Die Lösung ändert allerdings allmählich ihre Färbung; wenn aber der unten
                              beschriebene Weg bei der Ausführung der Probe eingehalten wird, so können doch damit
                              Resultate erzielt werden, welche für hüttenmännische Zwecke eine genügende
                              Genauigkeit verbürgen.
                           
                        
                           Ausführung der Probe.
                           Für jede Reihe von gleichzeitig durchzuführenden Proben ist eine Normallösung
                              anzufertigen. Man wiegt sich 0,1 Grm. einer dem Probegut ähnlichen Substanz von
                              schon bekanntem Mangangehalte, also bei Untersuchungen von Erzen z.B. Braunstein,
                              bei Untersuchung von Eisensorten fein gepulvertes Roheisen oder, wenn dasselbe weich
                              ist, von dessen Feilspänen in einen Tiegel von ca. 30
                              Kub. Cent. ein, versetzt vorsichtig mit ca. 2 K. C.
                              concentrirter Salpetersäure, dampft bis zur Trockne ein und glüht bis zum
                              Verschwinden der rothen Dämpfe. Den Rückstand zerdrückt man mit einem Platinspatel
                              zu weichem Pulver und rührt ihn mit 2 K. C. concentrirter Kalilauge zusammen,
                              erhitzt das Gemenge vorsichtig, damit kein Verspritzen eintritt, so lange, bis es
                              trocken geworden ist, und glüht es hernach schwach. Die Schmelze versetzt man im
                              Tiegel nach dem Erkalten langsam, so daß keine Erwärmung eintritt, mit 25 K. C.
                              Wasser und rührt gut auf. Nach 10 Minuten hat sich alles Unlösliche zu Boden
                              gesetzt. Man hebt nun vorsichtig mit einer Pipette 5 K. C. der grünen Lösung heraus,
                              ohne mit derselben die Wände oder den Boden zu berühren, und bringt sie in eine in
                              Kubikcentimeter eingetheilte Proberöhre von dünnem Glase. Diese Lösung stellt die
                              Normallösung vor.
                           
                           Genau dasselbe Verfahren schlägt man mit der zu untersuchenden Substanz in einem
                              gleich großen Tiegel ein, benutzt, was Kalilauge anbelangt, gleich viel und von
                              derselben Concentration wie bei Bereitung der Normallösung.
                           Nach dem Lösen und Absitzenlassen hebt man auch 5 K. C. in eine der oben erwähnten
                              gleich construirte Proberöhre und vergleicht nun die gleichen Farbentöne sowohl im
                              durchscheinenden als im von einem weißen Hintergrund reflectirten Lichte. Das
                              Auflösen und Absitzenlassen muß zur gleichen Zeit geschehen und das Vergleichen
                              unmittelbar darauf durchgeführt werden.
                           Es können nun beide Lösungen gleich gefärbt seyn, wornach die zu untersuchende
                              Substanz mit der zur Erzeugung der Normallösung verwendeten gleichen Mangangehalt
                              hat. Sind sie verschieden, so wird die dunklere von beiden so lange mit Wasser
                              successive vermischt, bis beide den gleichen Farbenton zeigen, wornach der
                              Mangangehalt der zu untersuchenden Substanz einfach aus der Proportion
                              hervorgeht:
                           Mangangehalt der Normalsubstanz verhält sich zum Mangangehalt der Probesubstanz, wie
                              sich ihre an den Proberöhren abgelesenen Volumszahlen verhalten.
                           Es versteht sich wohl von selbst, daß man im Falle, als die Lösung, nach welcher man
                              die dunklere zu richten hat, so dunkel ausfallen sollte, daß ein Vergleich schwer
                              wird, dieselbe entsprechend verdünnen kann, nur muß man die gleich große Wassermenge
                              auch zur zweiten Lösung noch vor dem Vergleichen zusetzen.
                           Sollte gegen Ende wegen Verschiedenheit der Farben-Nuancen die Gleichheit des
                              Tones schwer zu ermitteln seyn, so gibt man in jedes Proberohr einen Tropfen
                              concentrirter Schwefelsäure, schüttelt auf und vergleicht hernach die vom
                              entstandenen Übermangansauren Kali herrührenden rothen Farbentöne, respective
                              verfährt man mit diesen weiter wie mit den grünen.
                           Im Vorhinein die grüne Lösung in eine rothe zu verwandeln, ist nicht zu empfehlen, da
                              ein ziemlich rasches Ausscheiden von Manganhyperoxyd schon während der Operation
                              eine Trübung hervorbringt.
                           Sollte der Mangangehalt der Probesubstanz voraussichtlich gegenüber dem der
                              Normalsubstanz sehr hoch oder sehr nieder ausfallen, so kann man durch eine passend
                              gewählte Einwaage dem Umstande vorbeugen, allzulange Proberöhren gebrauchen zu
                              müssen.
                           Die Ausführung der Probe ist mit Einschluß der Bereitung der Normallösung in circa 1 Stunde geschehen, und was den Grad der Genauigkeit anlangt, so
                              können nachstehende Daten hierüber einige Anhaltspunkte geben.
                           Es wurde in nachstehenden Fällen der Mangangehalt sowohl durch directe Wägung als
                              Mangansulfür, als auch auf obigem Wege bestimmt, und ergaben sich nachstehende
                              Werthe:
                           
                              
                                 I.
                                 Spiegeleisen, Mangangehalt gewichtsanalytisch
                                 
                                   6,458 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 colorimetrisch
                                   6,422    „
                                 
                              
                                 II.
                                           „                    
                                    „                      „
                                 
                                 4,8399    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 colorimetrisch
                                   4,828    „
                                 
                              
                                 III.
                                           „                    
                                    „                      „
                                 
                                   6,397    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 colorimetrisch
                                   6,325    „
                                 
                              
                                 IV.
                                           „                    
                                    „                      „
                                 
                                   4,742    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 colorimetrisch
                                   4,703    „
                                 
                              
                                 V.
                                 Treibacher weißes Eisen, Mangangehalt gewichtsanalytisch
                                 
                                   1,517    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 colorimetrisch
                                   1,491    „
                                 
                              
                                 VI.
                                 Spiegeleisen von Schieshytten in Schweden,
                                    Mangangehalt    gewichtsanalytisch
                                 
                                 20,350    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 colorimetrisch
                                 20,176    „
                                 
                              
                           Es stellt sich somit der Grad der Genauigkeit gegenüber den angeführten
                              gewichtsanalytischen Bestimmungen durchschnittlich auf 1/125, was wohl für
                              hüttenmännische Zwecke befriedigend ist.
                           Zeltweg, am 22. September 1873.