| Titel: | Ueber Trinkwasseruntersuchung; von Dr. Ferdinand Fischer. | 
| Autor: | Ferd. Fischer | 
| Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. L., S. 287 | 
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                        L.
                        Ueber Trinkwasseruntersuchung; von Dr. Ferdinand Fischer.Separatabdruck aus: „Das Trinkwasser, seine Beschaffenheit,
                                    Untersuchung und Reinigung, unter Berücksichtigung der Brunnenwässer
                                    Hannovers“ (Hannover. Hahn'sche
                                 Hofbuchhandlung); vom Verf. mitgetheilt.
                           
                        Mit Abbildungen.
                        Fischer, über Trinkwasseruntersuchung.
                        
                     
                        
                           
                              Ein gutes Trinkwasser muß folgenden Anforderungen
                                 genügen:
                              
                           1) Es muß klar, farblos und geruchlos seyn.
                           2) Die Temperatur in verschiedenen Jahreszeiten darf nur innerhalb geringer Grenzen
                              schwanken (6 bis 12°).
                           3) Es darf nur wenig organische Stoffe und durchaus keine (Fäulniß-)
                              Organismen enthalten.
                           4) Es darf kein Ammoniak, keine salpetrige Säure und keine größere Menge von
                              Nitraten, Sulfaten und Chloriden enthalten.
                           5) Es soll nicht zu hart seyn, namentlich keine wesentlichen Mengen von
                              Magnesiumsalzen enthalten.
                           Als Grenzen eines guten Trinkwassers können (für ein
                              Liter) folgende Werthe gelten:
                           Organische Stoffe = 40 Milligrm. (d.h. 0,25 Aequiv. in
                              Milligrm. = 2 Milligrm. Sauerstoff = 8 Milligrm. KMnO⁴ erfordern).
                           Salpetersäure = 0,5 Aequiv. in Milligrm. (27 Milligrm.
                              N²O⁵, 31,5 Milligrm. HNO³).
                           
                           Chlor = 1 Aequiv. in Milligrm. (35,5 Milligrm.).
                           Schwefelsäure = 2 Aequiv. in Milligrm. (80 Milligrm.
                              SO³, 98 Milligrm. H²SO⁴).
                           Magnesium = 2 Aequiv. in Milligrm. (24 Milligrm. Mg, 40
                              Milligram. MgO).
                           Calcium = 4 Aequiv. in Milligrm. (80 Milligrm. Ca, 112
                              Milligrm. CaO), also zusammen 16,8° Härte.
                           Brauchbar wird ein Trinkwasser unter Umständen selbst
                              dann noch zu nennen seyn, wenn es 1 Aequiv. Salpetersäure, 3 Aequivalente Chlor, 8
                              Aequiv. Kalk enthält, Fäulnißproducte aber fehlen.
                           Selbstverständlich kann die Güte eines Wassers nicht durch die Bestimmung eines Bestandtheiles festgestellt werden. Von zwei
                              Wässern, welche gleichstark durch Excremente verunreinigt sind, kann, je nach den
                              Bodenverhältnissen, das eine nur noch wenig organische Stoffe, aber größere Mengen
                              von Ammoniak und Salpetersäure, das andere nur wenig Salpetersäure, aber sehr viel
                              organische Stoffe u.s.w. enthalten.
                           Die Angabe von Müller, daß je größer der Gehalt eines Wassers an Salpetersäure, desto
                              geringer der an Ammoniak ist und umgekehrt, trifft jedenfalls nur unter ganz
                              bestimmten Umständen zu (Jahresbericht d. schlesisch. Ges. f. vaterländ. Cult.
                              1871).
                           Einseitige Untersuchungen, wie die Bestimmung der Salpetersäure von Reich und Goppelsröder
                              (Journal für prakt. Chemie, II. 4. 139 383), der organischen Substanzen von Almén (Bericht deutsch, chem. Ges. 4. 750) oder
                              die mikroskopische Prüfung von Bischoff (Zeitschr. anal.
                              Chem. 10. 441) können daher nur einen bedingten Werth haben.
                           Zu berücksichtigen ist ferner der Einfluß der Fassung und Leitung des Wassers,
                              namentlich bei Anwendung von Blei- und Kupferröhren.
                           Regenwasser wird nur dann als ein gutes Trinkwasser zu
                              bezeichnen seyn, wenn es vor Verunreinigung geschützt, in guten Cisternen aufbewahrt
                              und nicht zu alt wird.Prestel, Das Regenwasser als Trinkwasser.
                                    Emden.
                              
                           Flußwasser wird höchstens ein brauchbares Trinkwasser
                              abgeben, da die Temperatur zu sehr wechselt, auch Zuflüsse von thierischen
                              Substanzen wohl nie völlig zu vermeiden sind. (Vergl. Mittheilungen des
                              hannoverschen Gewerbevereines, 1873. Heft 4 und 5).
                           Daß Sumpfwasser wegen der in ihm enthaltenen Fäulnißstoffe zum Genuß entschieden
                              untauglich, ist längst anerkannt; so erwähnt schon der Koran unter den Strafen der
                              jenseitigen Welt auch das Trinken stehenden Wassers.
                           
                           Den an ein gutes Trinkwasser gestellten Anforderungen
                              genügt demnach in der Regel nur Quellwasser oder das
                              sogenannte Grundwasser, welches keine thierischen Stoffe
                                 aufgenommen hat.
                           
                        
                           Ausführung der
                                 Wasseruntersuchung.
                           
                              1. Temperatur und
                                    Füllung.
                              Die Temperatur von Trinkwasser wird mit einem genauen Thermometer, welches
                                 wenigstens 0,1° angibt, an der Quelle bestimmt. Bei Pumpbrunnen läßt man
                                 etwa 2 Eimer fortfließen, nimmt die Temperatur, pumpt weiter und bestimmt die
                                 Temperatur nochmal; stimmen dieselben nicht völlig überein, so wird die
                                 Operation wiederholt, um so den Einfluß der Brunnenröhren u.s.w. möglichst zu
                                 beseitigen.
                              Zur Füllung wird am besten eine Zweiliterflasche mit Glasstopfen verwendet.
                                 Dieselbe wird sorgfältig gereinigt, an der Quelle 2–3mal mit dem zu
                                 untersuchenden Wasser ausgespült und erst dann völlig gefüllt. Zugleich ist die
                                 Umgebung der Quelle, Geschmack und Geruch des Wassers u. dgl. zu
                                 berücksichtigen.
                              In Ermangelung einer solchen wird eine gewöhnliche weiße Wasserflasche in
                                 gleicher Weise gefüllt und mit einem Kork geschlossen, der in Pergamentpapier
                                 gehüllt ist.
                              
                           
                              2. Mikroskopische
                                    Prüfung.
                              Von einem etwa 15 Millimet. weiten Glasrohre werden 10 bis 12 Millimet. lange
                                 Enden abgesprengt und an beiden Seiten abgeschliffen. Ein solcher Glasring wird
                                 erwärmt, an einem Ende mit etwas Stearin bestrichen und auf ein gewöhnliches
                                 mikroskopisches Objectglas, welches ebenfalls erwärmt war, aufgesetzt.
                              In die so hergerichtete wasserdichte Glaszelle, die noch einigemal mit dem zu
                                 untersuchenden Wasser ausgespült ist, wird mittelst einer Pipette 1 Kub. Cent.
                                 Wasser gebracht, und unter dem Recipienten einer Luftpumpe über Schwefelsäure
                                 fast zur Trockne verdunstet. Der Glasring wird entfernt und die Probe bei
                                 steigender Vergrößerung (100 bis 800fach) der mikroskopischen Prüfung
                                 unterzogen.
                              Die Salze zeigen sich in ihren charakteristischen Krystallformen, die niedrigen
                                 Organismen nicht selten noch mit deutlicher Bewegung. Wird jetzt ein Tropfen
                                 Wasser zugefügt, so verschwinden die Krystalle der leichtlöslichen Verbindungen
                                 (Kochsalz, Salpeter, Glaubersalz u.s.w.); auf Zusatz eines Tropfens verdünnter
                                 Salzsäure lösen sich die sechsseitigen Tafeln und die Krystallbüschel der kohlensauren
                                 alkalischen Erden unter lebhafter Gasentwickelung, die meist verhältnißmäßig
                                 großen Gypskrystalle verschwinden erst nach einiger Zeit; Pilzfäden, oft lebhaft
                                 roth bis blau gefärbte organische (Bakterien-) Massen u. dgl. bleiben
                                 zurück.
                              Ist das Wasser trübe, so läßt man dasselbe einige Stunden stehen und untersucht
                                 den Absatz direct mikroskopisch.
                              
                           
                              3. Organische Stoffe.
                              Uebermangansaures Kalium zersetzt sich in saurer Lösung in Gegenwart oxydirbarer
                                 Körper nach der Gleichung:
                              2KMnO⁴ + 3H²SO⁴ = 2MnSO⁴ +
                                 K²SO⁴ + 3H²O + 5O.
                              Eine Normallösung desselben, d.h. eine solche, welche 1
                                 Atom Wasserstoff äquivalent ist, muß demnach im Liter 0,2 Molecüle in Grammen,
                                 also 158,25/5 = 31,65 Grm. KMnO⁴ enthalten.
                              Zur Bestimmung der organischen Stoffe sind nun folgende Lösungen
                                 erforderlich:
                              Schwefelsäure: 200 Kub. Cent. reine Schwefelsäure
                                 werden mit 800 Kub. Cent. Wasser gemischt.
                              Fünfzigstel-Normaloxalsäure: 20 Kub. Cent.
                                 Normaloxalsäure werden zu 1 Liter aufgefüllt oder 1,26 Grm. reine krystallisirte
                                 Oxalsäure (H²C²O⁴ . 2 H²O = 126) in destillirtem
                                 Wasser gelöst, so daß die erhaltene Flüssigkeit genau 1 Liter beträgt. Wie
                                 folgende vor Licht geschützt aufzubewahren.
                              Fünfzigstel-Normalkaliumpermanganat: 20 Kub.
                                 Cent. Normalpermanganat werden zu 1 Liter aufgefüllt oder es wird
                                 übermangansaures Kalium (KMnO⁴ = 158,25) in so viel Wasser gelöst, daß 1
                                 Liter 0,633 Grm. davon enthält. – 1 Kub. Cent. dieser Lösung entspricht
                                 also 0,02 Aequiv. in Milligrm. = 0,16 Milligrm. Sauerstoff = 3,2 Milligrm.
                                 organische Stoffe.
                              200 Kub. Cent. des zu untersuchenden Wassers werden in einer Kochflasche zum
                                 Sieden erhitzt, mit 10 Kub. Cent. der Schwefelsäure und dann mit so viel
                                 Permanganat versetzt, daß nach 5 Minuten langem Kochen die Flüssigkeit noch
                                 deutlich geröthet ist. Hierauf entfernt man die Flamme, läßt 5 Kub. Cent.
                                 Oxalsäure zufließen, wodurch die Flüssigkeit entfärbt wird, und titrirt die
                                 überschüssige Oxalsäure mit der Chamäleonlösung zurück. Da fünf Kub. Cent.
                                 Oxalsäure auch 5 Kub. Cent. Permanganat zersetzen, sind diese von der Summe der
                                 gebrauchten Kub. Cent. Chamäleonlösung in Abzug zu bringen.
                              Auf 1 Liter Wasser berechnet, entspricht dann 1 K. C. Permanganat 0,1 Aequiv. in Milligrm. =
                                 0,8 Milligrm. Sauerstoff oder 16 Milligramme organische Stoffe.
                              Beispiel: 200 K. C. Wasser wurden in besprochener
                                 Weise mit 5 K. C. Permanganat gekocht, und erforderten nach dem Zusatz von 5 K.
                                 C. Oxalsäure noch 2,9 K. C. derselben Lösung zur beginnenden Röthung. 1 Liter
                                 erforderte also 0,29 Aequiv. – 2,32 Milligrm. Sauerstoff und enthielt
                                 46,2 Milligrm. organische Stoffe.
                              
                           
                              4. Ammoniak.
                              Man löst 5 Grm. Jodkalium in 20 K. C. heißen Wassers, fügt so lange von einer
                                 kochend concentrirten Quecksilberchloridlösung hinzu, bis ein geringer Theil des
                                 gebildeten rothen Niederschlages von Quecksilberjodid sich nicht wieder löst,
                                 filtrirt nach dem Erkalten, setzt 50 K. C. Kalilauge (1 : 2) und so viel
                                 destillirtes Wasser zu, bis die Flüssigkeit 200 K. C. beträgt. Nach einiger Zeit
                                 wird von dem geringen Niederschlage decantirt und das Neßler'sche Reagens in kleinen Gläsern, deren Stopfen mit Paraffin
                                 überzogen sind, vor Licht geschützt aufbewahrt.
                              A. Qualitativ: In einem
                                 großen Probirgläschen setzt man zu 20 K. C. Wasser 0,5 K. C. Kalilauge und, nach
                                 dem Absetzen, ebenso viel Reagens. Bei Spuren von Ammoniakverbindungen färbt
                                 sich die Flüssigkeit nach einigen Minuten orangeroth, bei größeren Mengen
                                 entsteht ein ebenso gefärbter Niederschlag.
                              B. Quantitativ: Entsteht
                                 ein Niederschlag, so ist die quantitative Bestimmung auszuführen.
                              Zu diesem Zweck säuert man 500 K. C. Wasser mit einigen Tropfen Salzsäure an,
                                 verdampft bis fast zur Trockne und destillirt den Rückstand mit alkoholischer
                                 Kalilauge. Das Destillat wird in 20 K. C. Zehntelnormalsäure aufgefangen, die
                                 nicht neutralisirte Säure mit Zehntelnormalalkali zurücktitrirt.
                              1 K. C. Zehntelnormalsäure entspricht 0,1 Aequiv. in Milligrm. = 1,7 Milligrm.
                                 Ammoniak.
                              Sind zahlreiche Wasseruntersuchungen auszuführen, so dürfte sich das Verfahren
                                 von Fleck empfehlen (s. Journ. prakt. Chem. 5. 263).
                              1 Aequiv. in Milligrm. Ammoniak entspricht:
                              
                                 
                                    17
                                    Milligrm.
                                    Ammoniak = NH³,
                                    
                                 
                                    18
                                    „
                                    Ammonium = NH⁴,
                                    
                                 
                                    53,5
                                    „
                                    Ammoniumchlorid NH⁴Cl,
                                    
                                 
                                    80
                                    „
                                    Ammoniumnitrat NH⁴NO³ u.s.f.
                                    
                                 
                              
                           
                              
                              5. Salpetrige Säure.
                              20 K. C. des zu untersuchenden Wassers versetzt man in einem etwa 20 Millimet.
                                 weiten Reagirgläschen mit 1 K. C. Stärkekleister 1 Kub. Cent.
                                       verdünnte SchwefelsäureStärkekleister und 0,5 K. C. Jodkaliumlösung (1 : 200) und läßt stehen. Enthält das
                                 Wasser nur Spuren salpetriger Säure, so färbt sich die Flüssigkeit nach einigen
                                 Minuten schwach violett-blau, bei stärkerem Gehalt schön blau; nur wenige
                                 Wässer sind so reich an diesem Zersetzungsproduct stickstoffhaltiger organischer
                                 Stoffe, daß das Gemisch fast augenblicklich blau, nach einigen Minuten aber bis
                                 zur Undurchsichtigkeit gefärbt wird.
                              Da die salpetrige Säure im Wasser noch nicht genau bestimmt werden kann, dieselbe
                                 bei dem angegebenen Verfahren auch mit der Salpetersäure zusammen gemessen wird,
                                 so empfiehlt es sich, nur drei Gehaltsgrade zu unterscheiden, und zwar die
                                 violette Färbung mit 1, den stärksten Gehalt aber mit 3 zu bezeichnen.
                              
                           
                              6. Salpetersäure.
                              A. Qualitative Prüfung: 1
                                 K. C. Wasser wird auf einem Uhrschälchen zur Trockne verdampft, das Schälchen
                                 auf weißes Papier gestellt, der Rückstand mit einigen Tropfen einer kalt
                                 gesättigten Brucinlösung befeuchtet und 5–10 Tropfen Schwefelsäure
                                 zugefügt. Enthält 1 Liter Wasser auch nur 1 Milligrm. Salpetersäure, so wird die
                                 Flüssigkeit noch schwach rosa gefärbt, bei stärkerem Gehalt von 10 Milligrm. und
                                 darüber, wie dieses bei städtischen Wässern durchweg der Fall ist, tritt die
                                 Reaction schon ganz deutlich mit 1 Tropfen des Wassers ein, ohne daß es
                                 erforderlich wäre, vorher einzudampfen.
                              B. Quantitative Prüfung:
                                 Salpetersäure oder ein salpetersaures Salz, mit Salzsäure und Eisenchlorür
                                 erhitzt, wird unter Bildung von Eisenchlorid und Wasser zu Stickoxyd reducirt,
                                 welches gasförmig entweicht:
                              
                                 
                                    2HNO³
                                    +
                                    6HCl
                                    +
                                    6FeCl²
                                    =
                                    3Fe³Cl⁶
                                    +
                                    4H²O
                                    +
                                    2NO.
                                    
                                 
                                    2 . 63
                                    
                                    6 . 36,5
                                    
                                    6 . 27
                                    
                                    3 . 325
                                    
                                    4 . 18
                                    
                                    2 . 30
                                    
                                 
                              126 Th. Salpetersäure geben also mit 219 Chlorwasserstoff und 762 Eisenchlorür
                                 975 Eisenchlorid und 60 Stickoxyd. Aus der Menge des zersetzten Eisenchlorürs
                                 (Pelouze) oder des entwickelten Stickoxydes (Schlösing) läßt sich somit die angewandte
                                 Salpetersäure berechnen.
                              Kommt dieses Stickoxyd in Gegenwart von Wasser mit überschüssigem Sauerstoff
                                 zusammen, so wird es wieder in Salpetersäure und eine geringe, mit der
                                 Temperatur und den Verdünnungsverhältnissen wechselnden Menge salpetriger Säure
                                 übergeführt (wie ich früher nachgewiesen, vergl. Gmelin-Kraut,
                                 Lehrbuch der Chemie). Da die äquivalenten Mengen beider Säuren dieselbe
                                 Quantität Alkali sättigen, so kann bei der Titration diese Bildung der
                                 salpetrigen Säure unberücksichtigt bleiben.
                              Das Gewicht eines Liter aller Gase und Dämpfe ist bekanntlich = Vol. Gew. in
                                 Grammen, 1 Liter Stickoxyd wiegt somit 15 . 0,0894 Grm., 1 K. C. also 15 .
                                 0,0894 Milligrm. und entspricht 31,5 . 0,0894 = 2,816 Milligrm. HNO³. Da
                                 ferner das Mol. Gew. in Grammen = 22,2 Liter, in Milligrm. also = 22,2 K. C.,
                                 die Salpetersäure eine einbasische Säure ist, so entsprechen 22,2 K. C.
                                 Stickoxyd einem Aequiv. in Milligrm. Das genaue Ablesen ist aber schwierig, die
                                 Correcturen, welche wegen Temperatur, Druck und Feuchtigkeit anzubringen, sind,
                                 immerhin sehr lästig. Es ist daher vorzuziehen, die Salpetersäure aus dem Volum
                                 des Stickoxydes, ohne Berücksichtigung der Correcturen nur annähernd zu
                                 berechnen als Controlle der nachfolgenden alkalimetrischen Bestimmung der
                                 regenerirten Salpetersäure.
                              Zu meinen Wasseruntersuchungen bediene ich mich folgender Apparate. A, Fig. 1, ist eine
                                 gewöhnliche Kochflasche von 200 K. C. Inhalt und mit einem doppeltdurchbohrten
                                 Kautschukstopfen verschlossen. Das Rohr a steht
                                 unter dem Stopfen hervor, ist oben etwas abwärts gebogen und mittelst eines
                                 Kautschukschlauches, der durch einen Quetschhahn verschlossen werden kann, mit
                                 einem Stück Glasrohr verbunden. B ist eine in den
                                 Glashandlungen vorräthige Flasche, wie man sie zum Trocknen der Gase gebraucht
                                 und in geeigneter Weise von 10 zu 10 K. C. Inhalt mit einer Marke versehen, so
                                 daß 1 K. C. noch mit einiger Sicherheit geschätzt werden kann. Sie steht mit der
                                 Flasche C mittelst eines Kautschukschlauches oder
                                 einer Glasröhre und zweier Stopfen, welche mit Paraffin getränkt sind, in
                                 Verbindung, so daß die Kalilauge (1 : 10) zwischen B
                                 und C ungehindert circulirt. Das aufwärts gebogene
                                 Röhrchen d ist genau unter dem Stopfen
                                 abgeschnitten, f mit Baumwolle gefüllt, um das
                                 Eindringen von Staub in die Flasche C zu
                                 verhüten.
                              Der Kautschukschlauch von b wird abgezogen, der
                                 Quetschhahn geschlossen und durch vorsichtiges Saugen an d, am besten mittelst eines Aspirators, soviel Lauge von C nach B getrieben, daß
                                 diese Flasche fast völlig angefüllt ist. d wird nun
                                 geschlossen und durch c reiner Wasserstoff (etwa 120
                                 K. C.) eingeleitet, n geschlossen und das Gas durch
                                 d wieder abgezogen, ohne daß jedoch die Lange
                                 den Kautschukstopfen berührt. Die Operation wird wiederholt und so durch den
                                 Wasserstoff aller Sauerstoff aus dem Apparate entfernt. Um die Luft völlig
                                 abzuhalten, werden, nachdem die Quetschhähne geschlossen, die offenen Enden von d und n (mittelst der
                                 Spritzflasche) mit Wasser gefüllt. Der Apparat ist nun zum Gebrauch fertig.
                              
                                 
                                 Fig. 1., Bd. 210, S. 294
                                 
                              Da bei diesen Bestimmungen sehr oft kleine Mengen reinen Wasserstoffes gebraucht
                                 werden, so empfiehlt sich folgender Entwickelungsapparat. Die Gastrocknenflasche
                                 N, Fig. 2,
                                 enthält bei x eine Schicht Bimssteinstückchen oder
                                 Glasscherben, und darüber bei y eine Anzahl reiner
                                 Zinkstäbchen. M ist mit verdünnter Salzsäure oder
                                 Schwefelsäure gefüllt und steht durch einen Kautschukschlauch mit N in Verbindung. Wird nun der Quetschhahn von z geöffnet und M
                                 gehoben, so steigt die Säure in N zum Zink und
                                 entwickelt Wasserstoff, wird aber z geschlossen, so
                                 füllt sich N mit Wasserstoff, die Säure wird nach
                                 M zurückgetrieben, die Entwickelung hört auf, um
                                 erst dann wieder zu beginnen, wenn durch z so viel
                                 Wasserstoff abgelassen ist, daß die Säure wieder mit dem Zink in Berührung
                                 kommt. Es wird also nur soviel Wasserstoff entwickelt, als jedesmal erforderlich
                                 ist.
                              Zur Bestimmung der Salpetersäure versetzt man 500 K. C. Wasser mit einigen
                                 Tropfen Sodalösung, verdampft mittelst einer kleinen Flamme bis 20–40 K.
                                 C., bringt auf ein Filter und wäscht Schale und Filter mit etwas heißem Wasser
                                 nach. Das Filtrat, welches sämmtliche Salpetersäure enthält, wird in A, Fig. 1, einige
                                 Minuten gekocht, während die Rohre a und b geöffnet sind. Kann man mit Sicherheit annehmen,
                                 daß alle Luft aus dem Apparate durch den entwickelten Wasserdampf ausgetrieben
                                 ist, so verbindet man b (ohne das Kochen zu
                                 unterbrechen) mit dem Kautschukschlauch n.
                              
                                 
                                 Fig. 2., Bd. 210, S. 295
                                 
                              Sobald nun die Flüssigkeit in A bis auf ein geringes Volum verkocht ist, wird das offene Röhrenstück
                                 von a in ein Gläschen mit einer concentrirten
                                 Eisenchlorürlösung getaucht, die Flamme entfernt und durch vorsichtiges Oeffnen
                                 des Quetschhahnes 10–15 K. C. dieser Lösung und dann, ohne daß Luft mit
                                 in das Röhrchen eintreten könnte, etwa eben so viel reine Salzsäure in die
                                 Flasche A eingesogen. Jetzt wird A erwärmt und, sobald die Gasentwicklung beginnt,
                                 der Quetschhahn zwischen b und c entfernt. Das gebildete Stickoxyd wird durch die Alkalilauge von
                                 aller Säure befreit und sammelt sich in B, ein
                                 entsprechendes Volum der Lauge geht nach C über.
                                 Wenn die Gasentwickelung aufgehört, wird der Quetschhahn bei n wieder geschlossen, die Verbindung mit b gelöst und das freie Ende mit Wasser gefüllt.
                                 – Nach der Reinigung von A kann eine neue
                                 Lösung eingekocht werden.
                              Das Lösen des Quetschhahnes bei n erfordert einige
                                 Vorsicht. Geschieht es zu früh, so dringt die Lauge von B nach A herüber, löst man aber zu spät,
                                 so wird durch den Gasdruck in A der Kork
                                 abgetrieben; in beiden Fällen ist der Versuch verloren. Um diese
                                 Unannehmlichkeit zu vermeiden, setzt man, sobald die Flasche A die Eisenlösung und Salzsäure aufgenommen hat,
                                 eine kleine Flamme unter, preßt mit Zeigefinger und Daumen den Schlauch bei n fest zu und entfernt den Quetschhahn. Da die
                                 Flasche A luftleer ist, so werden durch den äußeren
                                 Luftdruck die Schläuche von a und b fest zusammengepreßt, und schwellen erst dann
                                 wieder an, wenn die in A entwickelten Gase und
                                 Dämpfe dem Atmosphärendruck entsprechen. Durch vorsichtiges Lüften der Finger
                                 läßt sich an dem Schwanken der Wasserstoffsäule, welche in c zurückgeblieben ist, leicht beurtheilen, wann der
                                 richtige Zeitpunkt gekommen den Schlauch freizugeben. Bei Beobachtung dieser
                                 Vorsichtsmaßregel ist mir von mehr als hundert Bestimmungen auch nicht eine
                                 mißglückt.
                              Inzwischen hat man in einer 300–400 K. C. haltenden Kochflasche, die mit
                                 einem einmal durchbohrten Kautschukstopfen und rechtwinkelig gebogenen Glasrohr
                                 versehen ist, etwa 50 K. C. Wasser zum Sieden erhitzt. Ist durch den Wasserdampf
                                 die Luft ausgetrieben, so wird die Flamme entfernt und das Glasrohr mit dem
                                 Kautschukschlauch d verbunden. Oeffnet man nun
                                 vorsichtig den Quetschhahn von d, so wird das
                                 Stickoxyd aus B in die luftleere Flasche gesogen. Um
                                 aber auch den letzten Rest desselben zu erhalten, läßt man aus dem
                                 Wasserstoffentwickelungsapparat etwas Gas entweichen und verbindet den
                                 Röhrenansatz von z mit dem Schlauche n. Durch Oeffnen der beiden Quetschhähne läßt man
                                 nun 15–20 K. C. Wasserstoff nach B, und
                                 nachdem n geschlossen ist, durch Oeffnen von d in die Flasche mit Wasser und Stickoxyd
                                 übertreten. Man wiederholt die Operation 2–3 Mal, schließt die Hähne und
                                 verbindet die Flasche mit einem Sauerstoffgasometer; das Stickoxyd wird unter
                                 Bildung rothbrauner Dämpfe in Salpetersäure übergeführt.
                              Nach einiger Zeit wird diese verdünnte Salpetersäure mit Lackmuslösung gefärbt
                                 und aus einer in 0,1 K. C. getheilten Bürette so lange mit Zehntelnormalkali (5,64,6 Grm. KOH auf 1 Liter) versetzt, bis die rothe Farbe eben in Blau
                                 übergeht. Jeder Kubikcentimeter Alkali entspricht 0,1 Aequiv. in Milligrm., also
                                 5,4 Milligrm. N²O⁵ oder 6,3 Milligrm. HNO³ oder auf ein Liter berechnet 0,2
                                 Aequiv. Da 2,22 K. C. Stickoxyd in Salpetersäure und salpetrige Säure
                                 übergeführt 1 K. C. Zehntelnormalalkali sättigen, so gibt die Ablesung des
                                 Gasvolumens einen schätzenswerthen Anhaltspunkt bei der Titration.
                              Abgesehen von dem Eindampfen des Wassers gelingt es auf diese Weise leicht, in
                                 einer Stunde drei dieser genauen Salpetersäurebestimmungen auszuführen.
                              1 Aequiv. in Milligrm. Salpetersäure entspricht:
                              
                                 
                                      54
                                    Milligrm.
                                    Salpetersäureanhydr. = N²O³,
                                    
                                 
                                      63
                                    „
                                    Salpetersäure = HNO³,
                                    
                                 
                                    101
                                    „
                                    Salpeter = KNO³,
                                    
                                 
                                      82
                                    „
                                    salpeters. Calcium = Ca(NO³) u.s.f.
                                    
                                 
                              
                           
                              7. Chlor.
                              250 Kub. Cent. Wasser werden mit Salpetersäure angesäuert und so lange mit einer
                                 Lösung von salpetersaurem Silber versetzt, als noch ein Niederschlag erfolgt.
                                 Das gefällte Chlorsilber wird auf einem Filter gesammelt, ausgewaschen,
                                 getrocknet, geglüht und gewogen.
                              
                                 
                                    HCl
                                    +
                                    AgNO³
                                    =
                                    AgCl
                                    +
                                    HNO³.
                                    
                                 
                                    36,5
                                    +
                                    170
                                    =
                                    143,5
                                    +
                                    63.
                                    
                                 
                              143,5 Chlorsilber entsprechen also 1 Aequiv. = 36,5
                                 Salzsäure oder 35,5 Chlor.
                              Beispiel: 250 K. C. Wasser geben 200,9 Milligrm.
                                 AgCl, entsprechend 1,4 Aequiv. in Milligrm. = 49,7 Milligrm. Chlor, da
                              143,5 : 200,9 = 1 : x =
                                 1,4 Aequiv.
                              143,5 : 200,9 = 36,5 : x =
                                 51,1 Milligrm. HCl
                              oder auf 1 Liter berechnet 5,6 Aequiv. = 198,8
                                 Milligrm. Chlor.
                              Weit einfacher, namentlich bei einer Reihe von Untersuchungen ist die
                                 maaßanalytische Bestimmung mit Zehntelsilberlösung (also 17 Grm. AgNO³ im
                                 Liter) und chromsaurem Kalium als Indicator.
                              Zu 100 Kub. Cent. Wasser, oder bei geringem Chlorgehalt 200 Kub. Cent. auf 100
                                 Kub. Cent. eingedampft, läßt man in einem Becherglase einige Tropfen
                                 Kaliumchromatlösung und unter fortwährendem Umrühren mit einem Glasstäbchen so
                                 lange aus einer genauen Quetschhahnbürette Zehntelnormalsilber zufließen, bis
                                 die Flüssigkeit und der entstandene Niederschlag die röthliche Färbung des
                                 Silberchromates annimmt. 1 Kub. Cent. Silberlösung entspricht 0,1 Aequiv. in
                                 Milligrm. = 3,55 Milligrm. Chlor. 100 Kub. Cent. des obigen Wassers würden 5,6
                                 Kub. Cent. Silberlösung erfordern, demnach 19,88 Milligrm. Chlor, 1 Liter also
                                 5,6 Aequiv. = 198,8 Milligrm. Chlor enthalten.
                              
                              1 Aequiv. in Milligrm. Chlor entspricht:
                              
                                 
                                    35,5
                                    Milligrm.
                                    Chlor,
                                    
                                 
                                    36,5
                                    „
                                    Chlorwasserstoff = HCl,
                                    
                                 
                                    58,5
                                    „
                                    Chlornatrium = NaCl (Kochsalz),
                                    
                                 
                                    55,5
                                    „
                                    Chlorcalcium = CaCl²,
                                    
                                 
                                    47,5
                                    „
                                    Chlormagnesium = MgCl² u.s.f.
                                    
                                 
                              
                           
                              8. Schwefelsäure.
                              250 Kub. Cent. des zu untersuchenden Wassers werden mit Salzsäure angesäuert, in
                                 einem Becherglase zum Sieden erhitzt und so lange mit einer Chlorbariumlösung
                                 versetzt, als noch ein Niederschlag erfolgt; zu großer Ueberschuß ist zu
                                 vermeiden. Nach dem Absetzen wird filtrirt, der Niederschlag ausgewaschen und in
                                 bekannter Weise gewogen.
                              
                                 
                                    H²SO⁴
                                    +
                                    BaCl²
                                    =
                                    BaSO⁴
                                    +
                                    2HCl.
                                    
                                 
                                    98
                                    +
                                    208
                                    =
                                    233
                                    +
                                    73
                                    
                                 
                              1 Molecül oder 233 Th. schwefelsaures Barium entsprechen demnach 1 Mol. = 2
                                 Aequiv. = 98 Th. Schwefelsäure.
                              Beispiel: 250 K. C. Wasser geben 139,8 Milligrm.
                                 BASO⁴, entsprechend 1,2 Aequiv. = 58,8 Milligrm. H²SO⁴,
                                 da
                              233 : 139,8 = 2 : x = 1,2
                                 Aequiv.
                              233 : 139,8 = 98 : x =
                                 58,8 Milligrm. H²SO⁴,
                              1 Liter also 4,8 Aequiv. = 235,2 Milligrm. Schwefelsäure.
                              1 Aequiv. in Milligrm. Schwefelsäure entspricht:
                              
                                 
                                      40
                                    Milligrm.
                                    Schwefelsäureanhydrid = SO³,
                                    
                                 
                                      49
                                    „
                                    Schwefelsäure = H²SO⁴,
                                    
                                 
                                      71
                                    „
                                    Natriumsulfat = Na²SO⁴,
                                    
                                 
                                    162
                                    „
                                    Glaubersalz = Na²SO⁴. 10 H²O u.s.f.
                                    
                                 
                              
                           
                              9. Härte.
                              1) Veränderliche Härte: 250 Kub. Cent. Wasser werden
                                 in einem Becherglase mit Cochenilletinctur (1 Grm. Cochenille mit 100 Kub. Cent.
                                 schwachem Weingeist ausgezogen) deutlich violett gefärbt, erwärmt und so lange
                                 mit Zehntelnormalsäure versetzt, bis im durchscheinenden Licht keine Spur von
                                 Violett mehr zu erkennen ist und auch innerhalb 5 Minuten nicht wiederkehrt.
                              1 Kub. Cent. Säure entspricht 0,1 Aequiv. in Milligrm. = 5 Milligrm. kohlensaures
                                 Calcium (CaCO³) oder 4,2 Milligrm. kohlensaures Magnesium
                                 (MgCO³).
                              2) Kalk: Die Flüssigkeit wird dann mit Ammoniak und
                                 oxalsaurem Ammonium im Ueberschuß versetzt, das gefällte oxalsaure Calcium nach
                                 dem Absetzen auf
                                 einem kleinen Filter gesammelt, ausgewaschen, schwach geglüht und als
                                 kohlensaures Calcium (CaCO³) gewogen. 50 Milligrm. = 1 Aequiv. in
                                 Milligrm. = 28 Milligrm. Kalk (CaO).
                              Rascher ist die maaßanalytische Bestimmung auszuführen. Man spritzt den noch
                                 feuchten Niederschlag in ein kleines Becherglas, wäscht das Filter mit etwas
                                 verdünnter Schwefelsäure aus, erwärmt die erhaltene Lösung und fügt bis zur
                                 schwachen Röthung Zehntelnormalpermanganat (3,165 Grm. KMnO⁴ im Liter)
                                 hinzu.
                              1 Kub. Cent. dieser Lösung entspricht auch 0,1 Aequiv. Oxalsäure und somit auch
                                 0,1 Aequiv. Kalk = 2,8 Milligrm. CaO.
                              1 Aequiv. in Milligrm. Kalk entspricht:
                              
                                 
                                    20
                                    Milligrm.
                                    Calcium,
                                    
                                 
                                    28
                                    „
                                    Calciumoxyd = CaO (Kalk),
                                    
                                 
                                    50
                                    „
                                    Calciumcarbonat = CaCO³,
                                    
                                 
                                    68
                                    „
                                    Calciumsulfat = CaSO⁴,
                                    
                                 
                                    86
                                    „
                                    Gyps = CaSO⁴. 2H²O
                                    
                                 
                              3) Magnesia: Das Filtrat von dem oxalsauren Calcium
                                 versetzt man mit Salmiak und Phosphorsalz (Natriumammoniumphosphat). Der
                                 gebildete Niederschlag (MgNH⁴PO⁴ . 6H²O) wird auf einem
                                 Filter gesammelt, mit Ammoniak haltigem Wasser ausgewaschen, geglüht und (als
                                 Mg²P²O⁷) gewogen.
                              222 Milligrm. Mg²P²O⁷ entsprechen 4 Aequiv. in Milligrm.
                                 Magnesia = 80 Milligrm. MgO.
                              Auch hier ist die maaßanalytische Bestimmung rascher auszuführen. Der noch
                                 feuchte Niederschlag wird in Essigsäure gelöst und so lange mit
                                 Zehnteluranlösung (9,52 Grm. Ur²O³ im Liter) versetzt, bis ein
                                 Tropfen mittelst eines Glasstabes auf einen Porcellanteller gebracht an der
                                 Berührungsstelle mit einem Tropfen Blutlaugensalzlösung (K⁴FeCy⁶)
                                 eine schwach rothbraune Färbung zeigt.
                              1 Kub. Cent. Zehnteluranlösung entspricht 3,27 Milligrm. H³PO⁴ und
                                 somit 0,8 Milligrm. Magnesium – 1/15 Aequiv. in Milligrm. 1 Aequiv. in
                                 Milligrm. Magnesia entspricht:
                              
                                 
                                    12
                                    Milligrm.
                                    Magnesium,
                                    
                                 
                                    20
                                    „
                                    Magnesiumoxyd = MgO (Magnesia),
                                    
                                 
                                    42
                                    „
                                    Magnesiumcarbonat = MgCO³,
                                    
                                 
                                    47,5
                                    „
                                    Magnesiumchlorid = MgCl² u.s.f.
                                    
                                 
                              In Deutschland ist 1 Grad Härte = 1 Theil Gesammtkalk (CaO und die äquiv. Menge
                                 MgO) auf 100000 Theile Wasser (10 Milligrm. auf 1 Liter), in Frankreich 1 Th.
                                 kohlensaures Calcium (CaCO³) auf 100000 Th., in England 1 Grain CaCO³ auf 1
                                 Gallon Wasser. Demnach ist
                              
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    deutsch
                                    englisch
                                    französisch
                                    
                                 
                                    1
                                    deutscher
                                    Härtegrad
                                    =
                                      1
                                      1,25
                                       1,79
                                    
                                 
                                    1
                                    englischer
                                    „
                                    =
                                      0,8
                                      1
                                       1,43
                                    
                                 
                                    1
                                    französischer
                                    „
                                    =
                                      0,56
                                      0,7
                                       1
                                    
                                 
                              Folglich gibt die Summe der Aequivalente in Milligrm. von Kalk und Magnesia,
                                 welche in einem Liter enthalten sind, multiplicirt mit 2,8 die Anzahl der
                                 deutschen Härtegrade. Die bleibende Härte wird durch Subtraction der
                                 veränderlichen von der Gesammthärte gefunden; sie gibt an, wie viel alkalische
                                 Erden nicht durch Kochen gefällt werden können.
                              
                           
                              10. Berechnung der
                                    Analysen.
                              Bei der Aufstellung der durch die Analysen erhaltenen Resultate verfährt man
                                 häufig in der Weise, daß die Schwefelsäure direct auf Gyps, das übrige Calcium
                                 und Magnesium als einfach- oder doppeltkohlensaures, Chlor auf Kochsalz
                                 berechnet wird, u.s.f. Diese Zusammenstellung ist für städtische Wässer
                                 unrichtig, da, wie schon hervorgehoben, Calcium und Magnesium vorwiegend als
                                 Bicarbonate, die Schwefelsäure aber als Alkalisalz (aus dem Harn) darin
                                 enthalten ist. Auch Helm (Schriften der
                                 naturforschenden Gesellschaft in Danzig 1871) hat im Prangenauer Wasser
                                 schwefelsaures Natrium und Kalium, aber keinen Gyps aufgefunden; Calcium und
                                 Magnesium waren nur als Carbonate vorhanden; ähnlich Aeby (Journal für praktische Chemie II. 5. 208).
                              Völlig unverständlich ist die Behauptung, daß die Fischborner Quellen bei
                                 Frankfurt (Journal für Gasbeleuchtung 15. 288) in 100000 Theilen Wasser 0,24
                                 Schwefelsäure an Kalk zu Gyps und 0,59 Natron an Chlor und Kohlensäure gebunden
                                 enthalten sollen. Also Soda und Gyps nebeneinander!
                              Die combinationslose Aufstellung der Bestandtheile als Oxyde und Säureanhydride
                                 hat den Uebelstand, daß die dem Chlor äquivalente Sauerstoffmenge von den
                                 betreffenden Metalloxyden abgezogen werden muß. Es ist daher der Vorschlag
                                 gemacht, die Metalle als solche (Ca, Mg, K u.s.f.) und die einzelnen
                                 Säureradicale (Cl, SO⁴, CO³ u.s.w.) getrennt anzugeben. Ganz
                                 besondere Vorzüge scheint aber die Aufstellung in Aequivalenten zu haben
                                 (Aequiv. in Milligrm. im Liter = Grm. im Kubikmet. = 0,001 Normallösung). Nicht
                                 nur wird dadurch die Berechnung der Analyse, sondern auch die Uebersicht
                                 und Combination der erhaltenen Resultate ganz ungemein erleichtert.
                              Bemerkenswerth ist die Angabe von Stolba, daß die
                                 organischen Stoffe der Quell- und Flußwässer saurer Natur sind, so daß
                                 sie einen Theil der Basen binden (Abhandlungen der böhmischen Gesellschaft der
                                 Wissenschaften VI. 6. Band). – Ohne Zweifel werden andere
                                 stickstoffhaltige Zersetzungsproducte basischer Natur seyn können.