| Titel: | Kupfergehalt von Wasser bei Anwendung kupferner Röhrenleitung; von E. Reichardt. | 
| Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. LI., S. 301 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LI.
                        Kupfergehalt von Wasser bei Anwendung kupferner
                           Röhrenleitung; von E.
                              Reichardt.
                        Reichardt, über Kupfergehalt von Wasser bei Anwendung kupferner
                           Röhrenleitung.
                        
                     
                        
                           Für Wasserleitungen werden jetzt entweder gebrannte Thonröhren verwendet, oder,
                              namentlich wenn sie stärkerem Druck ausgesetzt sind, eiserne Röhren. Die
                              verschiedensten Versuche, die eisernen Röhren so zu beschaffen, daß sie von Anfang
                              an der lösenden Wirkung des Wassers Widerstand leisten, sind, soweit mir bekannt,
                              ohne Erfolg gewesen; man hat dieselben verzinnt, verzinkt, mit Theer ausgebrannt,
                              aber die ersteren Metalle gaben stets noch genügend Angriffspunkte in dem
                              unvollkommenen Ueberzuge und überall wird beobachtet, daß in der ersten Zeit des
                              Gebrauches Eisen in Lösung gelangt, bis endlich eine natürlich gebildete, innere
                              Incrustation der Röhren, jedenfalls von kohlensaurem Kalk, die weitere Lösung des
                              Eisens völlig sistirt, oder, was ebenso erklärlich seyn dürfte, es hat sich eine
                              haltbare Kruste von Oxyd oder Oxydoxydul erzeugt, jedenfalls findet sich später in
                              dem der geschlossenen Wasserleitung entnommenen Wasser kein Eisen mehr vor, als in
                              den stets vorkommenden Spuren.
                           Bei Bleiröhren stehen sich die Beobachtungen noch entgegen. Ein Theil verurtheilt
                              Blei überhaupt als Material für Wasserleitungen; auf der anderen Seite liegen
                              umfassende Untersuchungen vor, welche nachweisen daß nach kurzer Zeit des Gebrauches
                              kein Blei mehr in Lösung gelangt. Die allgemeine Verwendung der Bleiröhren für die
                              Leitungen im engen Röhrensysteme spricht ebenfalls für die Brauchbarkeit, jedoch
                              sind jedenfalls die jetzt so haltbaren Röhren von Blei mit Zinnfüllung
                              vorzuziehen.
                           Sehr bald wurde aber auch nachgewiesen, daß kupferne Röhren ununterbrochen Kupfer in
                              Lösung, an das durchströmende oder sogar darin stehende Wasser abgeben.
                           
                           Eine solche Leitung mit Kupferrühren enthielt im Jahre 1859, kurze Zeit nach der
                              Einrichtung, Wasser, welches auf 1 Million Th. 7, 2 Th. Kupfer ergab, im Jahre 1872
                              wurden in Wasser aus gleicher Leitung und in gleicher Menge 0,8 Th. Kupfer
                              nachgewiesen. Bei dem Waschen mit Seife färbt dieses Wasser die letztere sichtbar
                              grünlich.
                           Wenn auch die Menge des Kupfers bei der letzten Prüfung weit weniger betrug, so
                              beweist sie dennoch die ununterbrochene Aufnahme desselben durch das Wasser, sie
                              wird auch, von äußeren Umständen beeinflußt, bald steigen oder fallen. Jedenfalls
                              sind kupferne Röhren für Trinkwasserleitungen zu verwerfen oder besser überhaupt
                              durch eiserne zu ersetzen. (Archiv der Pharmacie, 1873, Bd. II, Heft 6.)