| Titel: | Ueber die Dauerhaftigkeit und Conservirung eiserner Schiffe, und über die Vernietung; Auszug einer Abhandlung von William Fairbairn. | 
| Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. LV., S. 346 | 
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                        LV.
                        Ueber die Dauerhaftigkeit und Conservirung
                           eiserner Schiffe, und über die Vernietung; Auszug einer Abhandlung von William Fairbairn.
                        Aus dem Journal of the Franklin Institute at Philadelphia,
                              October 1873, S. 281.
                        Fairbairn, über die Dauerhaftigkeit und Conservirung eiserner
                           Schiffe etc.
                        
                     
                        
                           Die Katastrophe, deren Opfer die „Megära“ wurde, ist ein Fingerzeig, wie nothwendig es ist, über
                              eiserne Constructionen beständig ein wachsames Auge zu haben. Dieses Schiff, von dem
                              Verfasser dieser Abhandlung im Jahr 1849 gebaut, würde nach seiner Meinung noch
                              jetzt in vollkommen brauchbarem Zustande seyn, wenn es einer regelmäßigen Inspection
                              unterworfen gewesen wäre. Die beunruhigenden Gerüchte, welche vor einigen Jahren
                              bezüglich der Corrosion der Menaibrücke in Umlauf waren, gaben dem Verfasser
                              Veranlassung, die Brücke näher zu untersuchen. Es zeigte sich, daß eine Corrosion in
                              keiner Weise eingetreten war, da man der Conservirung dieser Construction ein
                              sorgsames Augenmerk gewidmet hatte. Im Hinblick auf den Nutzen periodischer
                              Dampfkesselrevisionen weist der Verfasser auf die Wichtigkeit ähnlicher Inspectionen
                              eiserner Schiffe durch die Admiralität hin.
                           Was die Vernietungen anbelangt, so discutirt der Verfasser zunächst den relativen
                              Werth der Maschinen- und Handnietung und hebt hervor, daß die mechanische
                              Nietung eine weit größere Garantie für die gehörige Ausfüllung der Nietlöcher durch
                              die Nietbolzen darbietet. Bezüglich der Geschwindigkeit des Vernietens bemerkt er,
                              daß mit einer Hebelnietmaschine 16, mit einer Dampfnietmaschine 10, mittelst
                              Handarbeit dagegen durchschnittlich nur 0,66 Nietungen per Minute ausgeführt werden können.
                           
                        
                           
                           Versuche über Vernietungen.
                           Der Verfasser bezieht sich zunächst auf jene Versuchsreihe, über welche er im Jahr
                              1850 an die Royal Society Bericht erstattet hatte. Diese
                              Versuche zeigen, daß, wenn man die Festigkeit einer soliden Platte = 100 setzt, die
                              Festigkeit einer gleichen vernieteten Strecke bei doppelter Nietung = 70, und bei
                              einfacher Nietung = 56 ist, mit anderen Worten, daß 30 Proc. der Stärke bei einer
                              doppelten und 44 Proc. bei einer einfachen Nietfuge verloren gehen. Seit jener Zeit
                              haben sich einige Ingenieure zur Ansicht hingeneigt, daß das Ausschlagen der Nietlöcher den Platten schädlich sey, weßhalb man in
                              manchen Fällen auf das Bohren der Löcher zurückgekommen
                              ist. Was diesen Punkt betrifft, so war der Verfasser der Ansicht, daß bei gutem Eisen das Ausschlagen der Nietlöcher keine
                              merkbaren Nachtheile zur Folge habe; andererseits würde bei Anwendung brüchigen und
                              schlechten Materiales die Platte zwischen den Nietlöchern bersten und müßte
                              ausgeschossen werden. Er erblickt bei der Procedur des Ausschlagens einen ganz
                              speciellen Vortheil darin, daß sie ein Prüfstein für die Qualität des Eisens ist. In
                              gewissen Fällen hat er gefunden, daß die Nietbolzen in gebohrten Löchern mit einer
                              geringeren Kraft abgeschoren wurden, als in ausgeschlagenen Löchern, eine
                              Erscheinung welche den scharfen Rändern der gebohrten Löcher zugeschrieben wurde.
                              Dieser Punkt schien mir einer näheren Untersuchung werth; es wurden daher zur
                              Aufklärung hierüber Versuche angestellt, über deren Resultate die Abhandlung das
                              Nähere berichtet. Die Theorie, daß die scharfen Ränder gebohrter Löcher eine
                              schneidende Wirkung ausüben, durch welche die Festigkeit der Nietbolzen vermindert
                              wird, brachte den Hauptmann Inglis auf den Gedanken,
                              durch Versuche zu ermitteln, ob die Fuge einen größeren Widerstand leisten würde,
                              wenn man die Ränder der Nietlöcher vorher absichtlich abrundete. In der That schien
                              aus einigen durch Kirkaldy angestellten Versuchen
                              hervorzugehen, daß die Festigkeit der Vernietung durch dieses Abrunden um 10 Proc.
                              erhöht werde. Der Verfasser gegenwärtiger Abhandlung hat gleichfalls diesen Punkt
                              einer experimentellen Untersuchung unterzogen und die Resultate mitgetheilt.
                              Folgende Tabelle enthält eine Zusammenstellung der durch eine Reihe von Versuchen
                              erzielten Resultate über die Abscherungsfestigkeit der Nietbolzen:
                           
                        
                           
                           Versuche über den äußersten Widerstand
                                 der Nietbolzen gegen Abscherung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 347
                              Nr. der Versuche; Durchm. des
                                 Bolzens in Decimalen 1 Zolles; Querschnitt des Bolzens in Decimalen eines
                                 Quadratzolles; Abscherungswiderstand des Bolzens in Tonnen;
                                 Abscherungswiderstand in Tonnen per Quadratzoll; Verlängerung der Nietfuge in
                                 Decimalen 1 Zolles; Bemerkungen; Einfache Abscherung: ausgeschlagene Löcher;
                                 Maschinennietung; Handnietung; Einfache Abscherung, gebohrt, Kanten abgerundet,
                                 Maschinennietung; Einfache Abscherung, ausgeschlagen und versenkt, Handnietung;
                                 Einfache Abscherung, gebohrt und versenkt; Einfache Abscherung, gebohrt, Kanten
                                 abgerundet, versenkt; Doppelte Abscherung, ausgeschlagen, Handniet; (Dieser
                                 Bolzen unterlag nicht der Abscherung. Die Platte zerbrach.)
                              
                           Der Verf. zieht aus seinen Versuchen folgende allgemeine Schlüsse:
                           1) Nietfugen mit gebohrten Löchern sind schwächer, und
                                 gestatten vor dem Bruch eine geringere Verlängerung, als Fugen mit
                                 ausgeschlagenen Löchern. Das Mittel aus 4 Versuchen über Vernietungen mit
                              gebohrten Löchern, im Vergleich mit dem Mittel aus 4 Versuchen über Vernietungen mit
                              ausgeschlagenen Löchern, zeigt, daß die Nietstellen im ersteren Falle um 1,36 Tonnen
                              per Quadratzoll oder um 6 1/2 Proc. schwächer waren,
                              als im letzteren Falle. Auch die Verlängerung war bei gebohrten Löchern um 26 Proc.
                              geringer, als bei ausgeschlagenen.
                           2) Die Vernietung aus freier Hand ist etwas stärker als die
                                 mechanische Vernietung. Das Mittel aus 3 Versuchen über Handnietung im
                              Vergleiche mit dem Mittel aus 3 Versuchen über Maschinennietung zeigt bei der
                              ersteren eine um 1,495 Tonnen per
                              Quadratzoll oder 7 1/4
                              Proc. größere Abscherungsfestigkeit. Auch war bei der aus freier Hand genieteten
                              Fuge die Verlängerung um 26 Proc. größer, als bei der mit der Maschine
                              genieteten.
                           3) Die Stärke des Bolzens wird entschieden vermehrt, wenn die
                                 Ränder der Nietlöcher abgerundet sind, so daß ihre schneidende Wirkung
                                 vermindert wird. Das Mittel aus drei Versuchen über Fugen mit abgerundeten
                              Löcherrändern, im Vergleich mit dem Mittel aus drei Versuchen über Fugen mit
                              scharfkantigen gebohrten Löchern gibt folgende Resultate:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Abscherungswiderstand des Nietbolzens:
                                 
                              
                                 Abgerundete Löcher
                                 
                                 
                                 21,517
                                 Tonnen
                                 
                                    per
                                    
                                 Quadzoll.
                                 
                              
                                 Nichtabgerundete Löcher
                                 
                                    
                                    
                                 ausgeschlagengebohrt
                                 20,95819,228
                                 „„
                                 „„
                                 „„
                                 
                              
                           Hieraus ist ersichtlich, daß die Fuge mit abgerundeten Löchern bezüglich der
                              Abscherungsfestigkeit des Nietbolzens um 12 Proc. stärker ist, als die Fuge mit
                              nicht abgerundeten gebohrten Löchern, aber nur 2 3/4 Procent stärker, als die Fuge
                              mit ausgeschlagenen Löchern.
                           Die augenscheinliche Superiorität der Handnietung gegenüber der Maschinennietung
                              schreibt der Verfasser dem Umstande zu, daß bei der Vernietung aus freier Hand der
                              Nietbolzen durch das Hämmern nach seiner Erkaltung etwas gehärtet wird.
                           Die Versuche scheinen hinsichtlich der geringeren Qualität der Nietfugen mit
                              gebohrten Löchern entscheidend, und der Verfasser drückt wiederholt seine
                              Ueberzeugung aus, daß die beim Durchschlagen der Eisenplatten ausgeübte Kraft ein
                              werthvoller praktischer Prüfstein ihrer Qualität ist, und die Anwendung von
                              schlechtem Eisen verhütet.