| Titel: | Der Dampfpflug im Jahre 1873; von Ingenieur Max Eyth. | 
| Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. LXV., S. 401 | 
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                        LXV.
                        Der Dampfpflug im Jahre 1873; von Ingenieur
                           Max Eyth.
                        Vortrag desselben, gehalten am 3. Juli 1873 im
                              österreichischen Ingenieur- und Architektenverein. – Aus der Zeitschrift dieses
                                 Vereines, 1873 S. 252.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Eyth, der Dampfpflug im Jahre 1873.
                        
                     
                        
                           Das Areal, welches in Europa alljährlich zur Erzeugung der Nahrungsstoffe, d.h. zur
                              Erhaltung der physischen Existenz seiner Bewohner nothwendig geworden, beträgt circa 250 Millionen Hektaren Landes. Angenommen daß
                              diese gesammte Fläche im Jahre nur einer zweimaligen Bearbeitung des Bodens mit
                              irgend einem Ackergeräthe unterworfen werden muß, um ihrem Zwecke zu dienen, und daß
                              eine durchschnittliche Bodencultur die Kraft von zwei Paar Pferden Tage lang per Hektare in Anspruch nimmt – Annahmen, die
                              jedenfalls eher zu niedrig als zu hoch gegriffen sind – so müssen der
                              Agricultur während der 100 im Jahre durchschnittlich für derartige Arbeiten zu
                              verwerthenden Tage nicht weniger als 20 Millionen Pferdekräfte zur Verfügung
                              gestellt werden.
                           Dieses einfache Rechenexempel genügt, meine Herren, um Ihnen die Bedeutung einer der
                              Aufgaben nahezulegen, welche sich der landwirtschaftlichen Technik, dieses
                              Stiefkindes unserer gemeinschaftlichen alarma mater zur
                              Lösung aufdrängt. Des Stiefkindes! – Erinnere ich mich doch aus eigenster
                              Erfahrung, wie vor kaum einem Jahrzehnt der gewiegte Ingenieur von der Höhe der
                              glatten Fabrikssäle, der weltumgürtenden Schienenwege und Dampfer auf den Empiriker
                              herabsah, der an Sense und Dreschflegel, an Saatbeutel und Pflugschar herumdocterte.
                              Dieß ist nun allerdings anders geworden. Die Breite der Basis, auf welcher der
                              landwirthschaftliche Maschinenbau ruht, sicherte ihm eine ungeahnte commercielle
                              Bedeutung. Die Schwierigkeit der gestellten Probleme, bei welchen der Techniker mit
                              den heterogensten und antipathischsten Elementen zu kämpfen hatte, steigerte und hob seine Leistungen.
                              So sieht er sich heute im Ausstellungsraume, der die Welt repräsentirt, zwar nicht
                              in den geheiligten Hallen des eigentlichen Maschinenbaues, dagegen in Räumen, wie
                              sie sich kaum ein anderer specieller Zweig der industriell technischen Productivität
                              zu erringen und würdig auszufüllen versuchte. Dieß ermuthigt mich, Sie mit einer
                              Specialität aus jenen Räumen zu beschäftigen, der ich mit vielen anderen durch eine
                              Reihe von Jahren den größeren Theil meiner Kraft und Arbeit zu widmen Gelegenheit
                              hatte, und die es sich zur Aufgabe gestellt hat, die letzte große Errungenschaft
                              unserer modernen Zeit, die Dampfkraft, auf die erste, primitivste und gerade deßhalb
                              nahezu wichtigste Arbeit jedes Culturvolkes anzuwenden.
                           Ich spreche von der Dampfcultur. Es wird im Kreise meiner HHrn. Collegen keiner
                              Entschuldigung bedürfen, wenn ich hier die technische und mechanische Seite der
                              Sache betone, und ihre rein landwirtschaftliche Bedeutung nur vorübergehend berühre.
                              Die Entwickelung, das Keimen und Wachsen einer Erfindung – wenn wir die
                              Combination von Dutzenden bald alter, bald neuer mechanischer Hülfsmittel und
                              Gedanken so nennen dürfen – bietet für uns gar häufig interessante Momente
                              genug, welche bei der Betrachtung des gelösten Problemes übersehen werden. Diese zu
                              fixiren, soweit es in der kurzen Stunde möglich ist, in welcher ich mir erlaube Ihre
                              Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen, habe ich mir heute zur Aufgabe gemacht.
                           Der alte treue Pflug, welcher die Menschheit aus ihrer fast vergessenen Kindheit
                              heraus geleitet und genährt, hat bis in unsere neueste Zeit seine Grundform bewahrt.
                              Die Einführung des Wendens der Ackerkrume brachte vor Jahrhunderten da und dort die
                              einzige große Revolution in diesem primitivsten der menschlichen Geräthe hervor. Die
                              weit später erfolgte Anwendung des Eisens in seinen Hauptconstructionstheilen hat
                              nichts Wesentliches geändert, sondern ihm nur die Form und den Schliff der heutigen
                              Civilisation aufgedrückt. So lange das Zugthier die einzig verwendbare Kraft war,
                              blieb auch der Pflug eine einfache wenig variirte Combination von Schaar,
                              Pflugmesser und Streichbret.
                           Aber von dem Augenblicke an, als es den Vorkämpfern unseres modernen Fortschrittes
                              klar geworden, daß uns die Natur eine neue fast unerschöpfliche Quelle von Kraft zu
                              erschließen im Begriff war, wurde auch der 20 Millionen Pferdekräfte gedacht, welche
                              ich Ihnen heute in Erinnerung rief. Watt war der Erste,
                              der, wenn auch keine mechanische Lösung des Problemes gebend, jedenfalls dessen
                              Lösbarkeit bestimmt aussprach, und bald keimte aus diesem Samenkorn eine Reihe von Ideen, welche keck
                              den kürzeren oder längeren Kampf um's Daseyn aufnahmen.
                           Die erste Frage war natürlich die Form des Motors und die Uebertragung der gewonnenen
                              Kraft auf das Ackergeräthe. Wie zur Zeit der Entstehung der Eisenbahnen der
                              Schienenweg sowohl als die Maschine sich in den wunderlichsten Formen und Gestalten
                              versuchten, so finden wir in vielleicht noch mannichfaltigerem Grade auch hier ein
                              buntes Allerlei von Plänen und Ideen, welches das Suchen nach einem praktischen
                              Systeme stets charakterisirt Nur zwei Hauptgruppen jedoch sind wirklich in's Stadium
                              der Experimente, nur eine in das der praktischen Anwendung getreten. Wir müssen uns
                              bei dem erdrückenden Reichthum des vorliegenden Materiales auf eine kurze
                              Charakterisirung dieser beschränken. Das Herausgreifen von irgend welchen aus der
                              unendlichen Masse englischer, amerikanischer, französischer und deutscher Patente,
                              welche im Laufe der letzten 40 Jahre genommen wurden und gar häufig und sehr irriger
                              Weise den Berichten über die Anfänge der Dampfpflügerei zu Grunde gelegt werden, ist
                              zum Glück auch hier und anderwärts nicht vom geringsten praktischen Werthe.
                           Von Watt an strebten die ersten Dampfculturversuche stets
                              eine directe Nachahmung der Arbeit des Zugthieres an. Eine Straßen- oder wie
                              ich sie lieber nenne (denn der Unterschied ist ein wesentlicher) eine
                              Feldlocomotive, dem Ackergeräthe vorgespannt, oder mit demselben direct verbunden,
                              sollte das Gespann des Bauern ersetzen. Hinter derselben folgten bald Pflüge von
                              gewöhnlichem Typus, bald rotirende Cultivatoren, bald Schrauben und geneigte
                              Scheiben auf sich drehenden Achsen, bald Hauen und Spaten, die sich wie Hämmerwerte
                              in Bewegung setzten. Die Dutzende von Versuchen, welche namentlich in Amerika, in
                              Philadelphia, New-York, Cincinnati, Chicago bis hinab in Louisiana und Texas
                              und neuerdings sogar in Californien in dieser Richtung gemacht wurden, scheiterten
                              alle nicht am Ackergeräthe, auf welches sich gewöhnlich die Schlauheit des Erfinders
                              concentrirte, sondern an der Dampfmaschine, die sich hartnäckig weigerte
                              Pferde- und Ochsendienste zu versehen. Boydells
                              sogenannte endlose Eisenbahn, bei der bewegliche Schienenschuhe um das und mit dem
                              Triebrad der Feldlocomotive rotiren, und so demselben eine ähnliche Wirkung
                              gestatten, wie auf einer wirklichen rohgelegten Eisenbahn, machte am Ende der 50er
                              Jahre viel von sich reden und auch die Dampfpflüger bemächtigten sich sofort der
                              neuen Idee. Sie verhalf Romaine, dem letzten
                              bedeutenderen Amerikaner, der muthig sein Vermögen an die Sache gewendet hat, zu
                              einem Apparate der wenigstens soweit ging, daß wissenschaftliche Proben mit
                              demselben vorgenommen
                              werden konnten. Das Ackergeräthe war ein rotirender Zinkencultivator, von der Breite
                              der Maschine und hinter derselben so angebracht und mit Kettenübertragung in
                              Bewegung gesetzt, daß der Widerstand der Zinken im Boden die Fortbewegung der
                              Maschine unterstützte. Das zu bearbeitende Feld wurde von der Maschine umkreist, bis
                              dieselbe, sich in immer engeren Kreisen drehend, schließlich die ganze Fläche
                              bearbeitet hatte. Die Vorzüglichkeit der Bodenbearbeitung des Apparates war
                              eclatant. Zwei minder erfreuliche Resultate ergaben sich jedoch sofort. Für's Erste
                              war der Kohlenverbrauch per Joch ein ganz enormer, so
                              daß ein lucratives Arbeiten nicht in Aussicht stand, und dann war Boydells Maschine bei aller Ingenuität eben kein Apparat,
                              der dem Zweck entsprach. Die Abnutzung, selbst das Zerbrechen der Schuhe oder
                              Schienen erwies sich auf unebenem Grunde als eine nicht zu überwindende
                              Schwierigkeit, denn es gelang nicht dieselben mittelst eines brauchbaren
                              Universalgelenkes an das Rad zu befestigen. Sodann blieb die Maschine um kleine
                              Curven, wie sie einer Feldlocomotive zugemuthet werden müssen, einfach nicht
                              steuerbar. Die Schienenschuhe fixirten gewissermaßen die geradlinige
                              Vorwärtsbewegung. Eine Wendung konnte nur auf Kosten des unnatürlichsten Gleitens
                              und Drehens derselben stattfinden, welches den sinnreichen Mechanismus in wenigen
                              Wochen zu Grunde richten mußte.
                           Die öffentlichen Versuche mit Romaine's Apparat im Jahre
                              1861 und ein noch weniger erfolgreicher Anlauf, welcher um 1864 von Garignan in Paris gemacht wurde, waren die letzten in
                              dieser Richtung, bis vor 2 Jahren die alte Idee sich plötzlich wieder belebte. Es
                              gehört nicht hierher, die Verhältnisse zu schildern welche die Thomson'sche Kautschukradlocomotive momentan zur Dampfpflugmaschine der
                              Zukunft stempelte. Man hatte die Erfahrungen vergessen, die man vor 10 Jahren
                              gemacht und theuer bezahlt hatte. Das Kautschukrad erschien einigen enthusiastischen
                              Dilettanten als die Lösung eines längst aufgegebenen Problemes, und ein Jahr lang
                              wurde für eine Sache mit seltener Energie Reclame gemacht, die nicht eine Chance auf
                              wirklichen Erfolg in sich trug. Einige Worte über die Kautschukräder wird meine
                              Ansicht rechtfertigen, die sich auf eine Reihe von Experimenten stützt, welche ich
                              mit denselben als Straßenlocomotiven sowie als Pflugmotoren vorzunehmen Gelegenheit
                              hatte.
                           Das unbedeckte nackte Kautschukrad, die ursprüngliche Idee des Erfinders, welcher in
                              demselben die Vortheile einer enorm vermehrten Adhäsion, eines elastischen Lagers
                              für die Maschinen und einer Verbreiterung der Auflagefläche für dieselbe sah, mußte nach sehr kurzer Zeit modificirt werden. Die Abnutzung
                              des kostspieligen Kautschukringes und die Unmöglichkeit, denselben auf der glatten
                              eisernen Radfelge festzuhalten, führten zur Anwendung des den Kautschuk schützenden
                              Panzers, dessen einzelne Platten, durch Kettengelenke verbunden, dem Mißstande der
                              raschen Abnutzung einigermaßen begegnen, ohne daß dadurch die Vortheile ganz
                              verloren gehen, welche der Kautschuk durch seine Elasticität und seine Abplattung
                              auf hartem Boden gewährt. In weichem und namentlich auf nassem Grund ist das
                              Kautschukrad jedoch übler daran, als irgend eines der existirenden starren eisernen
                              Räder. Es hört auf sich abzuplatten und verbietet das Ansetzen von sogenannten
                              Sporen. Dabei ist sein Preis so enorm, daß man nur bei den andererseits
                              überwiegendsten Vortheilen an seine Anwendung denken kann. Die Kautschukringe für
                              eine 8pferdige Maschine im Werthe von 5000 fl. kosten allein circa 2500 fl. und keiner dieser Ringe konnte, trotz eines förmlichen
                              Schwarms von darauf bezüglichen Erfindungen, in einer Weise geschützt und befestigt
                              werden, so daß man mit Sicherheit auf eine einjährige Dauer rechnen könnte.
                           Ueber das verfehlte Princip, welches den Dampfpflugsystemen dieser Gattung zu Grunde
                              liegt, hilft übrigens kein Rad weg. Auf einem verhältnißmäßig weichen Boden ist die
                              Zugkraft einer Straßenlocomotive zu mehr als der Hälfte für die Bewegung der
                              Maschine selbst erforderlich. Diese Kraft wird in unserem Falle zunächst dazu
                              vergeudet, den zu pflügenden Boden festzudrücken und damit die Arbeit um weitere 20
                              bis 30 Procent zu erschweren. Hierdurch bleibt bei selbst günstigen Verhältnissen,
                              d.h. ebenem, nicht allzuweichem Boden, für die bezweckte Culturarbeit noch circa 1/4 der gegebenen Kraft übrig, Verhältnisse,
                              welche dem System einfach den Hals brechen, und die nie andere werden können, so
                              lange wir mit der Dampfmaschine, wie sie ist, mit einer bestimmten Proportion
                              zwischen Gewicht und Kraft einerseits und Adhäsion und Gewicht andererseits zu
                              operiren haben.
                           So hörte auch Thomson's Pflugmaschine vor 2 Jahren,
                              nachdem sie zwar viel Lärm gemacht, aber doch kaum den Moment ihrer Geburt zu
                              überleben im Stande gewesen, zu existiren auf, und bewegt nur noch, wie es mit
                              derartigen Dingen zu gehen pflegt, in abgelegeneren Theilen der Erde da und dort
                              einen Verirrenden. Daß man trotzdem, d.h. trotz der so einfach nachzuweisenden, so
                              oft erprobten, mit hundert sachlichen und praktischen Nebengründen zu belegenden
                              Untauglichkeit des verführerischen Gedankens, aus der Dampfmaschine einen Ochsen zu
                              machen, denselben immer wieder, selbst gelegentlich von Fachmännern, als die
                              Hoffnung der Zukunft berührt sieht, gehört wohl zu den Geduldsproben, die uns in unserem öffentlichen
                              Wirken eine unerforschliche Vorsehung gelegentlich in den Weg legt.
                           Der erste gesunde Schritt zur Lösung des Problemes der Dampfcultur geschah von
                              verschiedenen Betheiligten fast gleichzeitig um die Mitte der 50er Jahre mit der
                              Anwendung von Drahtseilen. Die Locomobile hatte um diese Zeit in England ihre
                              endgültige Form gefunden und fing an sich im Dienst der Dreschmaschine zu verbreiten
                              und den Landwirth mit dem neuen Motor bekannt zu machen. Die directe Anwendung
                              derselben zum Pflügen war deßhalb in England mehr als anderswo ein naheliegender
                              Gedanke und führte sofort auf eine Anzahl Systeme, von denen das sogenannte
                              Umkreisungssystem eine weite Verbreitung fand. Wer – ob John Fowler von Bristol oder Smith
                              von Wolftone – den ersten Drahtseilapparat in Gang setzte, ist merkwürdiger
                              Weise noch heute eine vielumstrittene Frage. Es handelt sich dabei um eine nach
                              Wochen zu messende Priorität. Erst später nahm die Firma Howard dieses System unter ihre besondere Protection, weßhalb es auf dem
                              Continente häufig das Howard'sche genannt wird, obgleich
                              es ab und zu von einer Anzahl von Etablissements cultivirt wurde und noch jetzt
                              unter gewissen Verhältnissen die Beachtung verdient, die es vor 10 Jahren allgemein
                              und in hohem Grade erregte.
                           Der Apparat (Fig.
                                 1) besteht aus einer gewöhnlichen Locomobile von 8 bis 12 Pferdekräften,
                              welche hier keiner weiteren Beschreibung bedarf. Sie treibt die getrennte
                              Windevorrichtung, im Wesentlichen aus 2 verticalen Seiltrommeln bestehend, welche
                              das circa halbzöllige Stahldrahtseil auf- und
                              abwinden. Von ihnen aus wird das Seil um die 4 Seiten des zu bearbeitenden Feldes
                              herumgeführt, indem es in den Ecken um horizontale, wohlverankerte Seilscheiben
                              geleitet wird. Zwischen zweien dieser Scheiben, und zwar entlang der der Locomobile
                              am fernsten gelegenen Seite des so umkreisten Viereckes, bewegt sich das
                              Ackergeräthe hin und her, indem bald die eine, bald die andere der Windetrommeln das
                              Seil aufwindet, wobei selbstverständlich die unthätige Trommel sich jedesmal von
                              selbst entleert. Die beiden Ankerscheiben werden nach jedesmaligem Auf- und
                              Abgang des Geräthes versetzt, so daß dasselbe seitlich im Verhältniß zur geleisteten
                              Arbeit vorrückt, und schließlich das ganze ursprünglich umspannte Feld vom Pfluge
                              berührt wird.
                           Als Typus eines des einfachsten und gewöhnlichsten Windewagen gelte uns der Howard'sche. Derselbe besteht aus einem hölzernen
                              Wagengestell auf zwei Rädern mit Doppeldeichsel. Auf denselben, getragen von 2
                              gußeisernen Ständern und einer festen horizontalen Verbindungsachse sitzen zwei verticale
                              Windetrommeln, mit an den Manischen angegossenen Zahnkränzen. In diese greifen 2 auf
                              einem Vorgelege darüber festgekeilte Getriebe. Dieses endlich liegt in solcher Höhe,
                              daß es leicht mittelst einer mit kräftigen Universalgelenken versehenen kurzen
                              Verbindungswelle mit der Kurbelwelle der Locomobile gekuppelt werden kann. Das
                              Ausrücken der einen oder anderen der beiden Trommeln geschieht durch das Drehen
                              einer excentrisch gebohrten Hülse, auf der die Trommeln laufen, und die dieselben
                              dadurch hebt oder senkt, so daß die Zähne des entsprechenden Radkranzes entweder in
                              das Treibrad auf dem Vorgelege eingreifen oder unter demselben frei durchlaufen.
                              Diese Drehung geschieht mittelst eines Handhebels. Zugleich verhindert ein Bremsband
                              auf jeder Winde das zu rasche Rückwärtslaufen der Trommel, während sich das Seil
                              abwindet, was natürlich nicht ohne einen gewissen Kraftverlust vor sich gehen kann.
                              Das Befestigen von Locomobile und Windewagen geschieht mittelst eingeschlagener
                              Pflöcke und gespannter Ketten und war von jeher eine derjenigen Operationen, die der
                              Nützlichkeit des Systemes am meisten Eintrag thaten, indem sie das Ingangsetzen des
                              Apparates verzögert und erschwert und das häufige Versetzen desselben höchst
                              beschwerlich macht.
                           Fowler's Windewagen für dasselbe System und auch der
                              mehrerer anderen Firmen weicht von dem beschriebenen nicht wesentlich ab. Das
                              Aus- und Einrücken der Trommeln geschieht hier durch eine Klauenkuppelung.
                              Während einiger Jahre bediente sich Fowler einer
                              sinnreichen Vorrichtung, um den Zug im ablaufenden Seil, das durch die erwähnte
                              Bremse einigermaßen gespannt gehalten werden muß, auf die arbeitende Trommel zu
                              übertragen und so den durch die gewöhnliche Bremse erzeugten Kraftverlust zum
                              größeren Theile zu vermeiden. Die Complication der Vorrichtung oder vielmehr das
                              additionelle Gewicht der dazu nothwendigen Theile führte neuerdings jedoch auf die
                              einfachere Form zurück.
                           Ein alter, in England wohlbekannter Windewagenfabrikant ist Hayes, der seinen Apparat auf 4 Räder stellt und die verhältnißmäßig
                              kleinen Trommeln mittelst eines Riemens und einer losen und 2 festen Riemenscheiben
                              treibt oder ausrückt. Er hat dadurch das Stillstehen der Maschine vermieden und eine
                              Verbindung mit derselben hergestellt, welche heftige Stöße bei Unfällen mit dem
                              Ackergeräthe durch das Gleiten des Riemens für dieselbe unschädlich macht. Dagegen
                              hat er andererseits durch den Gebrauch eines Riemes in freiem Felde und bei jedem
                              Wetter sich in Schwierigkeiten gestürzt, welche seinen Apparat nie auf einen grünen
                              Zweig kommen ließen.
                           
                           Fast sämmtliche neuerdings construirten Windewagen sind auf 4 oder wenigstens 3
                              Rädern aufgebaut, was deren Transport und Feststellung erleichtert. Tuxford und Söhne brachten so
                              vor wenigen Jahren einen sehr hübschen Apparat in's Feld, bei dem das Getriebe auf
                              der Vorgelegewelle ein auf der gemeinsamen Windetrommelachse lose laufendes Rad
                              treibt, welches mittelst Frictionskuppelungen bald mit der einen bald mit der
                              anderen Trommel verbunden wird. Leider fiel die Construction, welche eine Menge
                              Vortheile vereinigt, in die Zeit der allgemeinen Decadence der Umkreisungssysteme
                              und konnte sich so nur wenig Geltung verschaffen.
                           Die Länge des angewendeten Seiles beträgt gewöhnlich circa 800 Meter auf jeder Trommel. Diese sehr beträchtliche Länge
                              gestattet die Umspannung von circa 9 Joch, so daß nach
                              der Bearbeitung eines solchen Areals der Apparat oder wenigstens ein großer Theil
                              desselben versetzt werden muß.
                           Vor dem Windewagen, von dem aus die beiden Seile direct in's Feld ablaufen, liegt in
                              einer Distanz von circa 15 Metern beim Howard'schen Arrangement der sogenannte
                              Doppel-snatch-block. Es ist dieß ein horizontaler, im Boden
                              festgekeilter Holzrahmen, welcher 2 Seilscheiben trägt, um die sich die beiden Seile
                              in rechten Winkeln abbiegen, um dann den zwei entgegengesetzten Richtungen der
                              Anwand des Feldes zu folgen. Eine dritte Scheibe, durch Federn angedrückt, berührt
                              den Umfang der beiden anderen, oder vielmehr des in deren Gruben laufenden Seile,
                              und dient dazu, das Schlaffwerden des abwickelnden Seiles zu verhindern. Zwischen
                              dem Windewagen und diesem snatschblock, welcher den Gegnern des Systemes ein
                              besonderer Dorn im Auge ist, befindet sich der zur Bedienung des Windewagens
                              nothwendige Mann, welcher das richtige Aufwickeln des Seiles mittelst eines
                              Handhebels unterstützt und das abwechselnde Ein- und Ausrücken der Trommeln
                              versieht.
                           Keiner der anderen Umkreiskünstler, wie Fowler, Balmford,
                                 Hayes, Tuxford etc. bedient sich dieses Doppel-snatch-blocks,
                              der leicht durch zwei einfache Ankerscheiben ersetzt wird.
                           Die letzteren, das eigentliche Crux des Systemes, bestehen aus einer Seilscheibe auf
                              einem horizontalen Holzkreuz, das mittelst Ketten an einem oder zwei doppelklauigen
                              Ankern befestigt ist, welche sich wie Schiffsanker durch den Zug, dem die Scheibe zu
                              widerstehen hat, in den Boden einhacken. Solche Ankerscheiben sind natürlich bei
                              jeder Abbeugung des Seiles anzubringen, und bezeichnen namentlich die 4 Eckpunkte
                              des umspannten Feldes. Zwei derselben, zwischen denen das Ackergeräthe hin-
                              und hergeht, müssen nach
                              einer jedesmaligen Tour desselben um die Breite des gepflügten Streifens versetzt
                              werden. Dieß geschieht auf jeder Seite durch einen Mann, welcher gewöhnlich mit
                              einer doppelten Anzahl von Ankern versehen ist, so daß er die eine Hälfte seines
                              Apparates placirt, während die andere in Thätigkeit ist, und er so im entscheidenden
                              Augenblicke nur die Scheibe mit dem Seile zu verschieben hat. Die Arbeit bleibt
                              trotzdem eine sehr beschwerliche, das Nachgeben und Ausreißen der Anker ist ein
                              beständiges Hinderniß, namentlich wenn es sich um Tiefcultur handelt, wobei gar
                              häufig die Anker das Geschäft der Bodencultur übernehmen und das Ackergeräthe in
                              unliebsamer Weise zum Anker wird.
                           Ein in richtiger Weise, d.h. senkrecht zur Pfluglinie, selbstbeweglicher Anker war
                              ein Bedürfniß, dem durch viele Jahre Fowler's Ankerwagen
                              zu genügen suchte. Derselbe besteht aus einem schmiedeeisernen, auf niederen Rollen
                              ruhenden Rahmen, der an einer verticalen Spindel, so nahe am Boden als möglich, eine
                              horizontale Seilscheibe trägt. Sechs verticale Stahlscheiben, wie Räder angebracht,
                              schneiden auf 5 bis 6 Zoll in den Boden ein und widerstehen so dem seitlichen Zug,
                              dem der Anker durch das Drahtseil ausgesetzt ist. Entlang der Richtung, in welcher
                              sich derselbe zu bewegen hat, liegt ein Hülfstau aus Eisendraht, am entfernten Ende
                              auf gewöhnliche Weise verankert oder sonstwie befestigt, und auf dem Ankerwagen auf
                              eine kleine Seiltrommel gewunden. Diese Seiltrommel wird mit der während der Arbeit
                              sich drehenden Hauptseilscheibe mittelst einer Bremskuppelung in Verbindung gebracht
                              und schleppt, das Hülfsseil aufwindend, so den Ankerwagen vorwärts. Die Steuerung um
                              die Curven eines unregelmäßigen Feldes wird durch das Verstellen der einschneidenden
                              Räderscheiben erzielt, während bei der Bewegung von Feld zu Feld der ganze Apparat
                              mit Wagenrädern und Deichseln versehen und gewöhnlich von Pferden transportirt
                              wird.
                           Dieser Ankerwagen fand seine ausschließliche Verwendung zunächst bei dem später zu
                              beschreibenden Clipdrumsystem. Erst neuerdings, nach Ablauf des denselben
                              monopolisirenden Patentes, fanden ähnliche Vorrichtungen bei dem eigentlichen
                              Umkreissystem Eingang, eine Bewegung, welche durch den vor 3 Jahren erschienenen
                              Anker von Campain eingeleitet wurde. Beim
                              Umkreisungssystem hat der Zug, welchem eine Eck-Ankerscheibe zu widerstehen
                              hat, die Tendenz, dieselbe in der Richtung vorwärtszutreiben, in der sie versetzt
                              werden muß. Es handelt sich also nur darum, die seitliche Bewegung des Ankers zu
                              sistiren und zu verhindern, daß er zu weit vorwärts läuft. Das Erste erreicht Campain durch die Adoption der Fowler'schen Scheibenräder, das Zweite durch eine horizontale Welle,
                              welche mit langen Zinken ausgestattet ist, die bei ihrer Drehung in den Boden
                              einhauen, und wenn angehalten auch die Vorwärtsbewegung des Ankers verhindern. Fowler, sowie Howard, suchen
                              neuestens diese einhauenden Ankerzinken, welche in hartem Boden schwer eindringen
                              und in loser Erde nicht genügend festhalten, durch ein weiteres Hülfsseil zu
                              vermeiden, das nach rückwärts verankert, sich von einer kleinen Windetrommel
                              abhaspelt. In all' diesen Fällen wird versucht, die Ankerleute entbehrlich zu
                              machen, wodurch jedoch nur einem der kleineren Nachtheile des Umkreisungssystemes,
                              dem verhältnißmäßig großen Bedarf an Handarbeit begegnet wird.
                           Es ist wohl am Platze hier ein Wort über Seilträger zu sagen, welche bei dem Systeme,
                              das die relativ größte Seillänge benöthigt, von wesentlicher Bedeutung sind. Es sind
                              dieß kleine eiserne Gestelle auf 2 oder 3 Rädern, welche eine Seilrolle mit hohen
                              Flantschen tragen und alle 30 bis 40 Meter aufgestellt das Drahtseil vor der
                              Berührung mit dem Boden und dadurch vor Abnutzung und Kraftverlust schützen sollen.
                              Auf der Linie, entlang welcher der Pflug geht, haben dieselben vor dem Ackergeräthe
                              entfernt, und hinter demselben wieder untergestellt zu werden, was zwei flinke
                              Jungen in Anspruch nimmt. In flachem und steinfreiem Lande ist der Gebrauch dieser
                              Apparate bei den neueren Dampfpflugsystemen fast ganz abgekommen. Hier mit fast 800
                              Metern Seil in Bewegung sind sie noch heute ein nothwendiges Uebel geblieben.
                           Das Streben, gewöhnliche Locomobilen zum Dampfpflügen zu verwenden, wurde in England
                              durch mehr als ein Jahrzehnt namentlich von der Royal
                                 Agricultural-Society unterstützt und gehegt. Es bietet in dieser
                              Hinsicht einen interessanten Beitrag zur Geschichte der Verirrungen, in welche das
                              Preis- und Prämiensystem selbst unter der tüchtigsten Führung zu leiten
                              geneigt ist. In diesem Falle rief es eine Reihe von Erscheinungen hervor, die nie
                              von praktischer Bedeutung wurden und werden konnten, verwirrte das Urtheil des
                              weiteren Publicums und erschwerte dadurch den Fortschritt auf dem richtigen Wege,
                              der nun einmal nicht in der Anwendung der Dreschlocomobile zum Pflügen gelegen
                              ist.
                           Fowler selbst stellte z.B. im Anfang der 60er Jahre in
                              der sogenannten Eddington-Winde eine gewöhnliche Locomobile auf ein
                              Wagengestell, das den nöthigen Mechanismus zur selbständigen Vorwärtsbewegung und
                              ein Clipdrum trug, und so in Verbindung mit einem Ankerwagen nach Art des
                              sogenannten Clipdrumsystemes arbeiten sollte. Einige Jahre später glaubte dieselbe
                              Firma die Lösung des Problemes in der Anwendung zweier Ankerwagen gefunden zu
                              haben, von denen der eine statt der gewöhnlichen Seilscheibe ein Clipdrum trug und
                              die direct angehängte Locomobile mit sich schleppte. Die Uebertragung der Kraft von
                              dieser Maschine auf den Anker geschah mittelst eines nunmehr bekannten, aus
                              keilförmig zugeschnittenen Gelenken bestehenden Lederriemens, der in entsprechend
                              ausgedrehte Nuthenscheiben greift und gestattet, daß die treibende und getriebene
                              Welle zwischen gewissen Grenzen unrichtig stehen können.
                           Vor circa 5 Jahren machte endlich Fiskin's Manillaseilsystem in dieser Richtung mehr und nachhaltigeres
                              Aufsehen. In demselben wird direct vom Schwungrad der Maschine aus, in welches eine
                              entsprechende Nuthe eingedreht ist, ein Hanfseil in Bewegung gesetzt, welches das
                              ganze zu bearbeitende Feld im Viereck umspannt, und auf einer Anzahl fester
                              Seilträger läuft. Dieses Seil umschlingt Seilscheiben auf 2 sich vis-à-vis stehenden Ankerwagen,
                              ähnlich den beschriebenen Fowler'schen. Dieselben sind
                              jedoch mit gewöhnlichen Drahtseilwindetrommeln versehen, mittelst deren sie das
                              Ackergeräthe zwischen sich hin- und herziehen, während sie sich selbst
                              langsam entlang der Anwand und des sie bewegenden Hanfseiles fortschleppen. Die
                              große Anzahl der Maschinentheile, die dabei über das ganze Feld zerstreut
                              aufgestellt werden müssen, und die Complication der Bewegungselemente combiniren in
                              dem System jedoch ziemlich vollständig die Nachtheile aller anderen Apparate, so daß
                              an eine weitere Verbreitung des eigenthümlichen Versuches wohl nie ernstlich zu
                              denken war und derselbe hier nur als geschichtliche Thatsache Erwähnung findet.
                           Fast gleichzeitig mit den ersten Umkreisungsapparaten, in der Mitte der 50er Jahre,
                              construirte Fowler das System, welches später den Namen
                              des Clipdrumtackels erhielt. In demselben trat zuerst die selbstbewegliche
                              Feldlocomotive in ihrer heutigen Bedeutung auf. Sie bewegte sich an der einen Anwand
                              des Feldes entlang, gegenüber dem selbstbeweglichen Anker, während das Ackergeräthe
                              zwischen beiden hin- und hergezogen wird. Unter dem Bauch des
                              Locomotivkessels befanden sich anfänglich drei horizontale Seilscheiben, von denen
                              die mittlere mit 3 Seilnuthen versehen war und direct von der Maschine in Bewegung
                              gesetzt wurde. Um diese 3 Scheiben schlang sich das Seil und lief dann, ein endloses
                              Band bildend, in 2 parallelen Linien über das Feld, am jenseitigen Ende die
                              Seilscheibe des Ankerwagens umkreisend. Auf dem Ackergeräthe, an dem seine beiden
                              Enden befestigt waren, befand sich eine kleine Windetrommel, mittelst deren die
                              nöthige Straffheit erzielt wurde, und dieses Geräthe wurde durch einfaches Umsteuern
                              der Maschine entweder gegen dieselbe oder gegen den Anker über das Feld gezogen.
                           
                           Die Erfindung des Clipdrums ersetzte die 3 Drahtseilscheiben, mit welchen endlose
                              praktische Schwierigkeiten verbunden gewesen, und gab dem System eine Abrundung, die
                              nicht nur wissenschaftlich sehr bestach, sondern auch die ersten entschieden
                              erfreulichen praktischen Resultate der Dampfpflügerei lieferte. Das Clipdrum ist
                              eine Seilscheibe, deren Umfang, statt des gewöhnlichen starren Flantschenrandes, aus
                              beweglichen Klappen besteht, die sich durch den in radialer Richtung entstehenden
                              Druck des Seiles selbst schließen, und dasselbe genau in Proportion mit dem zu
                              übertragenden Zuge festkneifen. Die Einfachheit und Wirksamkeit seiner mechanischen
                              Elemente hat ihm auch jetzt, nachdem es in der Dampfpflügerei fast entbehrlich
                              geworden, die ausgedehnteste Anwendung beim Betrieb von Seilbahnen in Bergwerken, im
                              Gebiete der Seilschifffahrt, für einfache Kraftübertragung auf große Distanzen, bei
                              Seillaufkrahnen etc. erhalten. Dazu kam die Erfindung des sogenannten slackgears,
                              eine Vorrichtung auf dem Ackergeräthe, die selbstthätig die Länge des endlosen
                              Seiles der wechselnden Breite des Feldes entsprechend regulirt, und in demselben die
                              nöthige Spannung erhält. Mit diesen Verbesserungen erhielt denn auch Fowler's Apparat 1861 seine ersten durchschlagenden
                              Erfolge, gegen welche eine Anzahl anderer Modificationen nicht aufzukommen
                              vermochten, die sich sämmtlich der Idee der Feldlocomotive bemächtigten und sie in
                              mannichfaltiger Weise zu verwenden suchten.
                           Wir erwähnen hier nur die wesentlichsten. Robei
                              construirte eine Maschine, bei der zwischen Hinterrad und Kessel, auf der
                              gemeinsamen Achse der Hinterräder zwei Windetrommeln angebracht waren, die in
                              ähnlicher Weise wie beim Umkreisungssystem, aber mit Vermeidung des getrennten
                              Windewagens, arbeiten sollten. Die Idee, an sich nicht übel, scheiterte an den
                              übrigen Nachtheilen des Umkreisungssystemes.
                           Coleman befestigte an der Seite einer Feldlocomotive 2
                              verticale Windetrommeln, mit denen er, in Verbindung mit einem Fowler'schen Ankerwagen, aber mit Vermeidung des Clipdrums arbeiten
                              wollte. Der Gedanke ging einestheils an den kleinen Trommeln zu Grund, welche das
                              Seil zu sehr abnutzen, theils auch an der Schwierigkeit, das Seil bei beliebiger
                              Stellung der Maschine zur Pfluglinie richtig aufwickeln zu können.
                           Auch Fowler hat neuerdings, im Drange nach billigen
                              Dampfpflügen, eine Maschine mit zwei horizontal gelegten Windetrommeln construirt,
                              welche in derselben Weise benutzt werden und die Mängel des Coleman'schen Planes vermeiden. Der Apparat erhielt bei der letzten großen
                              Dampfpflugconcurrenz die ersten Preise als billigster Apparat. Was aber überhaupt von
                              billigen Dampfpflügen zu halten ist, weiß man zum Glücke nachgerade selbst in
                              weiteren Kreisen.
                           In ähnlicher Weise suchte auch Howard neuerdings
                              vorzugehen, erschwerte sich aber die Aufgabe durch die Beibehaltung der verticalen
                              Stellung der Windetrommel und die ganz eigenthümliche Construction seiner
                              Kessel.
                           Savorey endlich legte die Coleman'schen verticalen Trommeln nicht wie dieser an die Seite, sondern
                              ganz um den Kessel herum. Diese originelle Construction mit all' ihren nicht zu
                              vermeidenden Mängeln, hatte wenigstens die gute Folge, im Jahre 1862 die alte Idee
                              der Doppelmaschine wieder zu beleben, welche Fowler im
                              selben Jahre, in dem sein Clipdrumsystem officiell für den besten Dampfpflugapparat
                              erklärt wurde, aufgriff.
                           Da das nunmehr erscheinende System die Sache endlich aus dem experimentellen Stadium
                              gerissen und in eine einigermaßen feste Form gegossen hat, da es überdieß den
                              Dampfpflügen auf dem Continente und fast jedem Lande der Erde wirkliche praktische
                              Anwendung gesichert hat, so wird es nicht unpassend seyn, auf dasselbe etwas näher
                              einzugehen.
                           Zunächst zeichnet sich der Arbeitsplan durch seine primitive Einfachheit aus. Zwei
                              Feldlocomotiven, jede mit einer Windetrommel versehen, bewegen sich an zwei
                              gegenüberliegenden Anwänden des Feldes langsam vorwärts und ziehen, abwechselnd
                              arbeitend, mittelst ihres Drahtseiles das Ackergeräthe zwischen sich hin und her.
                              Damit ist Alles gesagt.
                           Die zur Verwendung kommenden Maschinen variiren in ihrer Stärke zwischen nominell 8
                              und 30 Pferdekräften. Die gewöhnlich gebräuchlichen Stärken sind 12, 14 und 20
                              Pferdekräften, wobei die Maschinen, wenn doppelcylindrig einen Cylinderdurchmesser
                              von 7 1/2 bis 9 Zoll, einen Hub von 12 Zoll, Dampfspannung von 100 Pfd. Ueberdruck,
                              1/4 bis 3/4 variabler Cylinderfüllung, eine Umdrehungszahl von 180 bis 150 Touren
                              erhalten und eine effective Maximalleistung von resp. 40 bis 90 Pferdekräften
                              nachweisen. Neuerdings wurden für sämmtliche Stärken unter 20 Pferdekraft
                              eincylindrige Maschinen vorgezogen, die, obgleich Anfangs etwas schwieriger zu
                              handhaben, nach genauen Experimenten eine Kohlenersparniß von 7 bis 10 Proc. ergeben
                              haben. Die Kessel haben den Typus von Locomotivkesseln, mit verhältnißmäßig weiten
                              Röhren und großer Feuerbüchse. Die Seitenplatten der letzteren sind nach hinten und
                              bei manchen nach oben verlängert, um die Lager für die Hinterachse und die
                              nothwendigen Vorgelege zu tragen. Der Cylinder liegt dem Rauchkammerende des Kessels zu in einem
                              gußeisernen Dampfdom; fast der einzige Theil der Maschine, welcher aus diesem
                              Material besteht. Die Schieberbewegung geschieht durch eine Stephenson'sche Coulissensteuerung, die eine Veränderung der
                              Cylinderfüllung von 1/4 bis 3/4 des Hubes gestattet. Die Kurbelwelle ist aus Stahl
                              und ruht in 2 getrennten Lagerböcken aus Gußstahl. Hinter der Feuerbüchse, und an
                              dieselbe angehängt, befindet sich eine Plattform für den Maschinisten, deren untere
                              Partie den Wasserbehälter, die obere den Kohlenvorrath enthält. Von der Kurbelwelle
                              erfolgt auf der eilten Seite mittelst zweier Vorgelege und entsprechender
                              Stirnräder, und mit einer Klauenkuppelung ausrückbar, die Bewegung der Hinterachse,
                              welche die beiden los aufsitzenden Hinterräder mittelst Bremsbänder mitnimmt. Diese
                              Räder aus Schmiedeeisen, mit eingegossener Nabe, sind 20–30'' breit bei einem Durchmesser von 5 1/2 bis 6 1/2'. Das Vordergestell bildet eine schmiedeeiserne, in
                              einer Pfanne drehbare Achse mit ähnlichen Rädern. Die Achse steht in Verbindung mit
                              einem Steuerrad auf dem Tender, mittelst dessen die Maschine gewendet und in Curven
                              geführt wird. Die Geschwindigkeit der auf diese Weise erzielten Straßenbewegung
                              beträgt circa 1/2 Meile per
                              Stunde, Curven von 30' Radius und Steigungen von 1 : 10
                              können auf gewöhnlichen Feldwegen mit einer angehängten Last von 300 Centnern
                              befahren werden, während sich die Maschine selbst auf frisch- und
                              tiefgepflügtem Felde wo kaum ein Gespann durchkommt, ohne Anstand fortbewegt, so
                              lange wenigstens ein fester Untergrund vorhanden ist.
                           Unter dem Kessel, zwischen den Vorderrädern und der Feuerbüchse liegt die horizontale
                              Seilwindetrommel. Der an ihrer oberen Flantsche angegossene Zahnkranz wird durch ein
                              Getriebe am unteren Ende einer verticalen Welle in Bewegung gesetzt, welche selbst
                              durch ein Paar conischer Räder mit der Kurbelwelle in Verbindung steht. Auch diese
                              Bewegung ist durch eine Klauenkuppelung auszurücken. Ein Winkelhebel, das Seil
                              zwischen kleinen Führungsrollen haltend, bewegt sich vor der Seiltrommel auf und ab,
                              das richtige Aufwickeln des Seiles vermittelnd. In horizontalem Sinn ist derselbe
                              vollständig freischwingend, so daß das Seil ohne weitere Abbiegung von der Trommel
                              aus in jeder beliebigen Richtung ablaufen kann, was den wesentlichen Vortheil
                              horizontaler Trommeln bildet.
                           Die Länge des angewendeten Drahtseiles beträgt circa 400
                              Meter. Dieß wäre demnach das Maximum der Distanz zwischen beiden Maschinen oder die
                              Breite des auf einmal zu pflügenden Feldes. Die Strecke wird vom Ackergeräthe in circa 5 Minuten zurückgelegt, was eine
                              Normalgeschwindigkeit von 1 1/4 Meter per Secunde indicirt. Zum regelmäßigen
                              Betrieb sind auf jeder Maschine 1 Mann, auf dem Ackergeräthe ein, unter Umständen
                              zwei Leute erforderlich. Nach Beendigung der Arbeit in einem Felde werden die Seile
                              einfach vom Instrument losgehakt und aufgewunden, die Apparate an die
                              Feldlocomotiven angehängt und ohne weitere Beihülfe von Leuten oder Zugthieren Alles
                              in wenigen Minuten in das nächste zu bearbeitende Feld gezogen, wo ohne Verzug die
                              Arbeit in derselben Weise wieder beginnen kann.
                           Wir fassen die Vortheile des Systemes, wie sie sich nach mehr als zehnjähriger
                              Erfahrung festgestellt haben, in wenigen Worten zusammen. Simplicität des
                              Arbeitsplanes und compacte Form der Maschinerie – Minimum der Zahl der
                              Bedienungsmannschaft – Einfachheit der Manipulationen derselben –
                              directer Zug des Seiles ohne Abbeugungen zwischen Ackergeräth und Maschine und
                              geringst mögliche Länge desselben, daher reducirte Abnutzung und ein Minimum von
                              Kraftverlust – beliebige Richtung der Pfluglinie – absolute
                              Selbstbeweglichkeit des Apparates – rasches und müheloses Ingangsetzen und
                              Versetzen desselben – und schließlich, aber keineswegs von geringster
                              Bedeutung, abwechselndes Stillstehen der Maschine.
                           Der letzte Punkt verdient eine erläuternde Bemerkung, weil er gerade dem System
                              gelegentlich zum Vorwurf gemacht wird. Jeder Ingenieur weiß aus den statistischen
                              Nachweisen des Eisenbahnwesens wie kurz verhältnißmäßig die wirkliche tägliche
                              Arbeitszeit einer Locomotive ist. Ganz in ähnlicher Lage befinden sich auch
                              Dampfpflugmaschinen. Es wird von denselben während der Arbeit stets die extremste
                              Leistung gefordert, welche Dampfkraft und Material gestatten. Die Hauptaufgabe ist
                              auch hier, aus einem gegebenen Gewicht ein Maximum von Kraft herauszupressen. Dabei
                              soll der Dampfpflugapparat von früh bis spät, 10 bis 15 Stunden per Tag aufenthaltslos im Gange bleiben. Dieß ist
                              factisch nur durch das abwechselnde Stillstehen beider Maschinen möglich, welches
                              dem Führer Zeit gibt, das Feuern, Schmieren und etwaige kleine Reparaturen –
                              das Anziehen einer Mutter, das Nachtreiben eines Keiles – zu besorgen, ohne
                              den Gang des Ganzen zu stören.
                           Hierin namentlich und in der leichten Versetzbarkeit der Apparate liegt der Grund
                              ihrer unverhältnißmäßig größeren Jahresleistung, die bei bloßen Experimenten kaum so
                              auffallend hervortritt. Seine weite Verbreitung gewann das System dagegen namentlich
                              durch die Leichtigkeit, mit der es sich den mannichfachsten localen Verhältnissen
                              und Bedürfnissen anpassen läßt. Die durch diese Erfolge angeregten Nachbildungen
                              desselben verdienen kaum eine eingehendere Berührung. Das bloß zwecklos Originelle (wie
                              z.B. die Querkessel, welche vor 5 Jahren von sich sprechen machten, oder die in
                              diesem Falle durchaus verfehlte Anwendung der Wasserröhrenkessel für
                              Feldlocomotiven) hat nur so lange Lebensfähigkeit, als es neu ist. Jedes Jahr bringt
                              in dieser Richtung seine Eintagsfliegen.
                           Wir haben uns nun zu den vom Drahtseil bewegten Ackergeräthen zu wenden, in deren
                              erster Linie der eigentliche Pflug steht.
                           Bekanntlich wendet der Pflug die vom Schar und Pflugmesser losgetrennten
                              Furchenschnitte nach einer Seite hin – gewöhnlich nach rechts – so
                              daß, wenn am Ende der Furche Pflug und Pflüger umkehren, die frische Schnitte nach
                              der anderen Richtung des Feldes hin umgelegt wird. Deßhalb arbeiten gewöhnliche
                              Pferdepflüge stets in Beeten und erfordern an den Anwänden bei jedem Umwenden eine
                              der Breite des Beetes entsprechende seitliche Bewegung. Diese verbietet sich beim
                              Dampfpflügen aus triftigen Gründen; man wendet deßhalb stets zweierlei, rechte und
                              linke Pflüge an, die abwechslungsweise beim Hin- und Hergang des Instrumentes
                              in Thätigkeit sind und das Feld mit Vermeidung der Beete vollständig flach nach
                              einer Seite hin wenden. Dieß führte auf den Balancepflug, der bis jetzt trotz einer
                              Reihe von Versuchen in anderer Richtung der Typus sämmtlicher eigentlicher
                              Dampfpflüge geblieben ist.
                           Ein starrer schmiedeeiserner Rahmen, symmetrisch nach vorn und hinten gebaut, ruht
                              auf zwei Mittelrädern und ist so abgebogen, daß, wenn die eine Hälfte horizontal
                              herabgedrückt wird, die andere sich unter einem Winkel von circa 36 Grad nach aufwärts richtet. Jede dieser Hälften trägt eine Anzahl
                              eigentlicher Pflugkörper, an der Seite des Rahmens angeschraubt, welcher, den
                              gemeinschaftlichen Pflugbaum bildend, durch seine diagonale Richtung die Stellung
                              der einzelnen Pflüge hinter und seitlich nebeneinander von selbst ergibt. Das
                              getrennte, die Achsen der Mittelräder verbindende verticale Gestell trägt die Welle,
                              auf der sich die zwei Hälften des Pflugapparates balanciren, woher der Name.
                              Befindet sich die eine Hälfte arbeitend im Boden, so wird die andere freischwebend
                              in der Luft getragen. Am Ende der Furche angekommen, wird statt des Wendens das
                              Instrument einfach umgekippt und um seine totale Furchenbreite seitlich gesteuert.
                              Die Tiefe der Arbeit wird durch die verstellbare Position der beiden Mittelräder und
                              eines dritten am hinteren Ende des Pfluges befindlichen Schuhes oder Rades bedingt.
                              Die Mittelräder dienen zugleich zum Steuern des Ganzen, wodurch die Bewegung des
                              Apparates zwischen gewissen Grenzen unabhängig von der Richtung des Seiles ist.
                              Hierzu befindet sich ein Mann auf dem Pfluge. Natürlich werden die Pflüge selbst, je
                              nach den Bedürfnissen des Bodens und der Culturarbeit mannichfach variirt.
                              Namentlich dient der Rahmen in vortrefflicher Weise für Instrumente zu
                              Untergrundarbeiten und zu Combinationen von gewöhnlichen Pflügen mit tiefer
                              Unterackerung; während seine Anwendung für sehr seichte Arbeit weniger geeignet
                              erscheint. Die bis jetzt ausgeführten Größen von Balancepflügen schwanken zwischen 1
                              und 10 Furchenpflügen. Am gebräuchlichsten sind für Tiefcultur 3 und 4 Furchen, für
                              mittlere Arbeit 5 bis 7 Furchenpflüge. Die durchschnittliche quantitative Leistung
                              kann per Stunde und Pflugkörper auf 0,1 Hektare
                              angenommen werden.
                           Die zweite Hauptgattung der ersten Bodenbearbeitung ist das Grubbern oder Extirpiren,
                              bei dem, wie bei den allerältesten Ackergeräthen ein bloßes Aufreißen und kein
                              Wenden des Bodens bezweckt wird. Coleman und Smith waren die ersten welche diese Art von Arbeit in
                              England wieder populär machten. Die Smith-Coleman'schen Dampfcultivatoren bestehen aus einem auf 3 Rädern
                              stehenden, mit gebogenen Zinken versehenen Rahmen, der sich an den Feldenden durch
                              das Anziehen des nunmehr arbeitenden Seiles, mit den Zinken im Boden, umwendet. Fowler construirte kurz nach Erscheinen dieses zwar
                              einfachen, aber nur in kleinen Dimensionen möglichen Geräthes seinen
                              Balancecultivator nach dem Princip des Balancepfluges, während Howard mit einem Apparate erschien – dem besten Dampfpfluggeräthe,
                              welches aus diesem Etablissement hervorgegangen – bei dem die Zinken, ohne
                              umzuwenden einfach hin- und herarbeiten, indem sie nach beiden Seiten hier
                              mit Schneiden versehen sind.
                           Keiner dieser Apparate gestattete es jedoch, demselben Dimensionen zu geben, wie sie
                              bei der verhältnißmäßig leichteren Arbeit des Cultivirens verlangt werden mußten,
                              wenn die Kraft der Maschinen ausgenutzt werden soll. Smith's konnte an den Feldenden nicht gewendet werden, Howard's verlor alle Steuerbarkeit und Fowler's wurde so schwer und schwankend, daß er keine
                              regelmäßige Arbeit ergab. Dieß gelang erst mit der Construction der Fowler'schen Wendecultivatoren. Auch hier ruht der
                              Hauptrahmen des Instrumentes, ungefähr von Dreiecksform, auf 3 Rädern, von denen das
                              vordere zum Steuern dient. Die beiden Hinterräder stecken auf einer gemeinsamen
                              Achse, welche in 2 am Rahmen festgeschraubten Lagern ruht und außerhalb derselben,
                              an beiden Enden kurbelartig abgekröpft ist, so daß sozusagen der Kurbelzapfen die
                              Achse des Rades bildet. Eine Drehung dieser Welle wird, wie leicht zu sehen, ein
                              Heben oder Senken des Rahmens und damit ein Ausheben oder Eingreifen der an
                              demselben befestigten Cultivatorzinken zur Folge haben. Nun sind die beiden
                              Seilenden an den Enden eines doppelarmigen Zughebels befestigt, der in horizontalem
                              Sinne um einen festen, hinter dem Steuerrad gelegenen Zugzapfen drehbar ist. Die
                              relative Lage des Zugzapfens und Steuerrades ergab die Möglichkeit des Steuerns
                              selbst der breitesten Instrumente und bildet eines der wesentlichsten Elemente in
                              dieser Classe von Apparaten. Die Form des Zughebels führt das nach rückwärts
                              liegende, nichtarbeitende Seil am Instrumente vorbei und legt es nahezu in die
                              Linie, in der der Rückgang erfolgt. Wenn am Ende des Feldes angelangt, die zweite
                              Maschine zu arbeiten anfängt, so dreht sie zunächst den Zughebel in eine Position
                              senkrecht zur Mittellinie des Kultivators. Diese Bewegung durch eine Kette und ein
                              Segment auf die Welle der Hinterräder übertragen, dreht dieselbe um circa 100 Grad und hebt dadurch in der angedeuteten
                              Weise die Zinken aus dem Bogen. Jetzt dreht der Apparat, vollständig frei auf 3
                              Rädern stehend, nicht nur um, sondern schwingt zugleich seitlich vorwärts. Dabei
                              kommt der Hebel wieder in seine normale Stellung, gestattet das Zurückdrehen der
                              Hinterachse und das erneute Eingreifen der Zinken in den Boden.
                           Die wesentlich neuen Elemente des Apparates sind hiernach seine Steuerbarkeit durch
                              die relative Lage des Steuerrades und Zugzapfens, das Ausheben der Ackerwerkzeuge
                              beim Wenden durch den Zug des Seiles und das seitliche Verrücken des ganzen
                              Instrumentes durch das Wenden. Die Art und Anzahl der Zinken wird in der
                              mannichfachsten Weise variirt und das Princip für Häufelpflüge, Rübenheber, 16 Fuß
                              breite Grubbereggen, selbst für Combinationen von Säemaschinen und Cultivatoren
                              angewendet. Es bot nach langem Suchen die Möglichkeit, dem Ackergeräthe jede
                              beliebige der Kraft der Maschine entsprechende Breite zu geben und damit auch die
                              leichteren Operationen der Landwirthschaft in den Bereich der Dampfcultur zu
                              ziehen.
                           Ich muß befürchten, Sie bereits zu sehr mit Details ermüdet zu haben. Ich würde
                              diesen unangenehmen Erfolg sicher erreichen, wollte ich Sie mit der Beschreibung von
                              Specialgeräthen hinhalten, wie Walzen und Eggen, Drainagepflüge und Grubenzieher,
                              Wurzel- und Steinexstirpatoren, und was sonst auf diesem breiten Gebiete
                              bereits versucht und geleistet worden. Genüge es zu sagen, daß das Fowler'sche Doppelmaschinensystem in den letzten 10
                              Jahren die praktische Möglichkeit geboten und erprobt hat, sämmtliche
                              landwirthschaftlichen Bodenarbeiten durch die Kraft des Dampfes vollziehen zu
                              lassen, von der Urbarmachung des Waldbodens, dem Entwurzeln und Ausreißen von
                              Bäumen, dem Ausziehen von Steinen und losen Felsblöcken, vom ersten Aufbrechen alter Hutweiden oder
                              struppiger Präriematten, dem Ziehen von Drainageröhren und Bewässerungsgräben, bis
                              zum Pflügen und Cultiviren des gartenartig aufgelockerten Bodens, dem Eggen und
                              Walzen und selbst dem Säen und schließlichen Bestellen des Feldes. Wenn auch in
                              manchen Theilen, wie alles in der Welt, noch mannichfacher Verbesserung fähig und
                              fortwährend einer Menge durch locale Verhältnisse gebotener Modificationen bedürftig
                              – die breite Thatsache steht fest, daß die Bodenbearbeitung durch Dampfkraft
                              im Laufe der letzten 20 Jahre ein gelöstes Problem geworden ist.
                           Ueber den Werth der Dampfcultur gestatten Sie mir an dieser Stelle nur wenige Worte.
                              Denselben einzig nach den directen Kosten der Operation zu berechnen, wie es noch
                              immer häufig geschieht, wo man die Sache nur theoretisch kennt, ist eine ebenso
                              kurzsichtige als unrichtige Auffassung. Der Werth einer Sache, namentlich eines
                              Mittels zu bestimmten Zwecken, bestimmt sich nur einestheils nach ihren Kosten,
                              vielmehr aber nach ihrer Wirkung, ihren Resultaten, und in diesen liegt die
                              wirkliche raison d'être der Dampfcultur.
                           Die Vertiefung der Ackerkrume ist für die Landwirthschaft, was die Vermehrung des
                              Betriebscapitals für ein blühendes industrielles Geschäft ist. Sie kann nur durch
                              die Anwendung einer Kraft erzielt werden, welche bisher dem Landwirthe nicht zu
                              Gebote stand, denn die Multiplication der Zugthiere vor dem Pfluge verbietet sich
                              aus hundert praktischen Gründen.
                           Diese Vertiefung der Ackerkrume gibt nicht nur der Pflanze ein größeres Material, aus
                              dem ihre Wurzeln die nöthige Nahrung ziehen, sie wirkt auch in Betreff der
                              Nässenverhältnisse und der Temperatur der Ackerkrume überaus wohlthuend. Die
                              aufgebrochene Schichte des Bodens bildet gemäß ihrer losen Beschaffenheit einen
                              Schwamm, der in trockenen Jahren die Feuchtigkeit länger anhält, als bei seichter
                              Ackerung, während er in nassen Jahren umgekehrt dem überschüssigen Wasser einen
                              rascheren Abfluß nach unten öffnet. Auf diese Weise wirkt die Dampfcultur den zwei
                              Hauptursachen von Mißernten entgegen.
                           Ein anderer wesentlicher Vortheil derselben liegt in der Vermeidung der Fußtritte der
                              Zugthiere auf den zu bearbeitenden Feldern. Bei tiefem Pflügen mit Ochsen fallen auf
                              ein Joch circa 460,000 Fußtritte, welche
                              selbstverständlich die Tendenz haben, die Erde und den nie berührten Untergrund
                              namentlich zu consolidiren. So hat sich im Laufe von Jahrhunderten in jedem
                              wohlcultivirten Felde eine festgetretene Schichte unter der eigentlichen Ackerkrume
                              herangebildet, die dem verticalen Eindringen der Wurzeln die schädlichsten
                              Hindernisse entgegensetzen. Nicht allein dieß. Betrachtet man einen zertretenen und
                              zerfahrenen Feldweg nach einem Regenschauer, so erscheint derselbe voll von Pfützen,
                              das Bild einer regellosen Vertheilung des Wassers, während das danebenliegende Feld
                              ein verhältnißmäßig trockenes Aussehen hat. Eine ganz ähnliche Pfützenwirthschaft
                              würde es jedoch dem Auge darbieten, könnte dasselbe durch die Ackerkrume auf die
                              zerstampfte Pflugsohle desselben dringen. Derartige unregelmäßige Vertheilungen von
                              Wasser aber wirken im höchsten Grade nachtheilig auf die gleichförmige Temperatur
                              des Bodens, welche eine der ersten Bedingungen für ein geregeltes Gedeihen der
                              Culturgewächse ist, und die nur mit der Vermeidung von Zugthieren, durch eine
                              förmliche Gartencultur herzustellen wäre, wenn die Dampfcultur nicht dasselbe Ziel
                              erreichen würde.
                           Daß aus diesen Gründen die Wirkung der Dampfcultur durch die Vertiefung der
                              Ackerkrume, die Vermeidung der Fußtritte, die Drainage des nassen Bodens, das
                              Feuchthalten trockener Felder und schließlich durch die ermöglichte rasche und
                              rechtzeitige Ausführung der Culturarbeiten sich in den Erträgen nachweisen muß,
                              werden wenige praktische Landwirthe zu bezweifeln geneigt seyn. Hierdurch aber wird
                              die Allerweltsfrage: Was kostet das Dampfpflügen? auf ihren wahren Werth reducirt.
                              Was bringt das Dampfpflügen? Ein Plus von 10 bis 25
                              Procent ist eine erfahrungsgemäß festgestellte Thatsache. Ich kenne persönlich Fälle
                              – alte Zuckerrohrplantagen – wo der Mehrertrag 80 bis 90 Procent
                              betrug. So nahm es mich auch keineswegs Wunder, als ein praktischer Landwirth, dem
                              mehrjährige Erfahrungen in der Dampfcultur zu Gebote stehen, auf die Frage, was
                              kostet Sie eigentlich das Dampfpflügen? erwiederte – entre nous – es kostet mich eigentlich gar nichts. Es war dieß die
                              einzig richtige Antwort. Wo die Mehrerträge eines dampfgepflügten Feldes die Kosten
                              des Dampfpflügens nicht mehr als decken, gehört der
                              Dampfpflug allerdings nicht hin. Ich suche aber, bei richtiger Behandlung, dieses
                              Feld noch heute umsonst.
                           Um übrigens dennoch Anhaltspunkte über die directen Kosten des Dampfpflügens zu
                              geben, so muß vor Allem vorausgeschickt werden, daß dieselben in sehr beträchtlicher
                              Weise mit den Verhältnissen wechseln. In vielen Fällen sind sie geringer als der nur
                              selten richtig berechnete Preis der animalischen Arbeit, in anderen stellen sie sich
                              gleich, in wieder anderen müssen sie sich entschieden höher stellen. Die größere
                              oder geringere Schwierigkeit des Terrains, die Bodenbeschaffenheit, die Art der
                              Cultur, die Kosten des Personals und des Brennmateriales, die Zufuhr des Wassers,
                              der landesübliche Zinsfuß, die Zahl der jährlichen Arbeitstage, die etwaige
                              anderweitige Verwerthung der Maschinen – all' das sind Punkte, welche die Jahresbilanz
                              eines Dampfpfluges beeinflussen müssen, welche die Anwendung der Dampfcultur
                              erleichtern oder erschweren, gebieten oder unmöglich machen können. Es wäre Thorheit
                              zu behaupten, daß es sich heute darum handelt, die Millionen von Pferden, die wir
                              oben vorführten, in Ruhestand zu versetzen, gerade wie es unsinnig ist, dem
                              Dampfpfluge den stereotyp gewordenen Vorwurf zu machen, „daß er eben doch
                                 noch nicht überall anwendbar sey.“
                              
                           Anwendbar – ohne die nöthigen oft zu kostspieligen Vorarbeiten – ist er
                              nicht, wo das nöthige Land fehlt, um ihn zu beschäftigen, wo dieses Land gar zu
                              gebirgig und zerrissen – wo die Felder mit großen Steinen und Felsen besäet
                              sind – wo der Grund ein derart sumpfiger ist, daß auch entlang der Anwände
                              kein sicherer Standpunkt für die Maschinen gefunden werden kann – wo die
                              einzelnen Parzellen allzuklein und zerstückelt sind und bleiben müssen, wo häufige
                              Canäle und Flüsse, ohne die nöthigen Brücken, die Bewegung der Maschinen unmöglich
                              machen – wo kein Wasser – oder wo kein Brennmaterial für die Maschinen
                              zu schaffen und schließlich, wo kein Capital oder wo kein Unternehmungsgeist für
                              nützliche und sich rentirende Anlagen vorhanden ist – überall, wo die eine
                              oder andere dieser Bedingungen in hervorragender Weise auftritt, wird das Gebiet dem
                              Ochsen nicht streitig gemacht werden können.
                           Dagegen anwendbar ist die Dampfcultur überall, wo immer sich eine intensive
                              Wirthschaft anbahnt, wo der Werth der Tiefcultur erkannt wird, wo Wasser und
                              Brennmaterial und die wenigen intelligenteren Arbeiter zu beschaffen sind, welche
                              eine Schaar der bornirteren Classe zu ersetzen haben, wo entweder der
                              Großgrundbesitz oder die Combination kleinerer Landwirthe über das nöthige Capital
                              verfügt. Der so abgegrenzte Bereich aber ist mehr als genügend für eine große
                              volkswirthschaftliche Neuerung.
                           Doch zurück zur directen Preisfrage, die sich in Kürze nur durch ein specielles
                              Beispiel abwickeln läßt. Auf englischem, mittelschweren Boden, bei englischen
                              Kohlenpreisen und Lohnverhältnissen stellt sich Leistung und Preis derselben
                              inclusive Interessen und Amortisation eines 14pferdigen Apparates beiläufig wie
                              folgt:
                           14- bis 16zölliges tiefes Pflügen circa 3/4 Joch
                              per Stunde. Kohlenverbrauch 3 bis 4 Centner per Joch, Kosten der Arbeit per Joch 10 bis 14 fl.
                           8- bis 10zölliges tiefes gewöhnliches Pflügen 1 bis 1 1/4 Joch per Stunde, Kohlenverbrauch 1 1/2 bis 2 1/2 Centner per Joch, Kosten 4 bis 8 fl. per Joch.
                           
                           14zölliges tiefes Cultiviren 1 bis 1 1/4 Joch per Stunde,
                              Kohlenverbrauch 1 1/2 bis 2 1/2 Ctr. per Joch, Kosten 5
                              bis 9 fl. per Joch.
                           7- bis 10zölliges Cultiviren 1 1/2 bis 2 1/2 Joch per Stunde, Kohlenverbrauch 1 bis 2 Ctr. per
                              Joch, Kosten 3 bis 5 fl.
                           4- bis 5zölliges Cultiviren 3 bis 4 Joch per
                              Stunde, 1/2 bis 1 Ctr. Kohle per Joch, Kosten 2 bis 3
                              fl.
                           Eggen und Walzen 3 bis 4 Joch per Stunde, 1/2 Ctr. Kohle
                              per Joch, 1 1/2 bis 2 fl.
                           Aus diesen Zahlen ergibt sich, daß in England fast jede Art von Dampfcultur direct
                              billiger ist, als die entsprechende Pferdearbeit. In Frankreich und Deutschland kann
                              die mittlere und tiefe Cultur als direct billiger mit Dampf herzustellen betrachtet
                              werden. In Oesterreich ist es jedenfalls die eigentliche Tiefcultur. Wie wenig aber
                              hierin der wirkliche Maaßstab für den Werth der Sache liegt, habe ich oben
                              nachzuweisen gesucht.
                           Zum Schlusse erlauben Sie mir, einige Worte über die factische Verbreitung des
                              Dampfpfluges beizufügen. England, seine eigentliche Geburtsstätte, ist natürlich
                              trotz mannichfach ungünstiger Verhältnisse bis jetzt seine bevorzugte Heimath
                              geblieben. Der hügelige, häufig nicht tiefgrundige Boden des Landes, die kleinen,
                              unregelmäßig umzäunten Felder, die keineswegs großen Güter der einzelnen Pächter und
                              Gutsbesitzer, der zähe Conservatismus des Bauern, welcher keineswegs dem Neuen so
                              hold ist, als man sich auf dem Continente einbildet, all' das war der Sache im
                              Anfang ebenso hinderlich, als die Reihe von Fehlgriffen, die im technischen Gebiete
                              während der Entstehungszeit des Dampfpfluges unvermeidlich waren, und für welche der
                              englische Landwirth wie der englische Maschinenbauer zunächst schweres Lehrgeld zu
                              bezahlen hatten. Dagegen förderlich war dort die Neigung und das angeborene Talent
                              jeder Classe der Bevölkerung für Alles, was Maschinen heißt; die Mittel, der Muth
                              und die Ausdauer, die dort einer großen, schwer durchzuführenden Idee, wie in
                              wenigen anderen Ländern zu Gebote stehen, und die Möglichkeit, durch den Welthandel
                              sofort fast jedes ackerbauende Land der Erde bis zur thätigen Theilnahme für die
                              Sache zu interessiren. Förderlich und nicht zu unterschätzen war ferner das
                              ermuthigende Interesse welches die landwirthschaftlichen Gesellschaften besonders
                              die Royal agricultural Society of England dieser, wie
                              jeder fortschrittlichen Bewegung entgegenbrachten. So hatten sich selbst vor der
                              Erfindung der Doppelmaschinenapparate eine beträchtliche Anzahl der größeren Güter
                              des Landes auf Dampfcultur eingelassen, während mit dem letzten großen Schritt die
                              praktische Möglichkeit des Miethpflügens geboten war, die derzeit von über 100
                              Gesellschaften und Unternehmungen, von welchen Einzelne mehr als 20 Dampfpflüge
                              beschäftigen, in blühendem Schwunge erhalten wird.
                           Selbst in der ersten Zeit regte sich in den englischen Colonien, vor Allem in
                              West-Indien und dem südamerikanischen Festlande dringend das Bedürfniß nach
                              Dampfcultur. Unter den Tropen ist das Zugthier für harte Arbeit werthlos. Tiefcultur
                              dagegen ist namentlich für das Zuckerrohr von höchstem Werthe und muß häufig durch
                              die kostspieligste Handarbeit erzielt werden. Kein Wunder daher, daß die
                              intelligenteren Pflanzer des Westens gierig nach dem gebotenen Mittel griffen, die
                              Gabel und Haue des theueren Negers zu ersetzen und sich nicht sobald durch locale
                              Schwierigkeiten abschrecken ließen. Demerara bot den
                              ersten Angriffspunkt. Hier, wo die flachen tiefliegenden Felder von hundert
                              Entwässerungscanälen durchschnitten sind, wurden die Pflugmaschinen in Barten
                              montirt, um das Ackergeräthe zwischen zwei Canälen hin- und herzuziehen. Auf
                              den westindischen Inseln, wo das Rohr, wie die Reben am Rhein an den vulcanischen
                              Bergen hinaufwächst, hatte ich vor 4 Jahren Gelegenheit Felder zu cultiviren, die
                              mir eher für die Gemsenjagd geeignet schienen, und doch bilden diese Inseln heute
                              eine regelmäßige Abzugsquelle für Dampfculturgeräthe. Aus ähnlichen Gründen hat in
                              den letzten Jahren auch Peru und über Buenos Aires auch Bolivia und Paraguay eine
                              nicht unbeträchtliche Zahl von Apparaten eingeführt.
                           Weniger Glück hatte der Dampfpflug in den Vereinigten Staaten. Im Westen auf den
                              ausgedehnten Präriefarmen ist das übliche landwirthschaftliche Raubsystem jeder
                              intensiven Cultur feind. Dabei existirt auf den großen Complexen nicht das nöthige
                              Capital, ohne welches die Dampfcultur sich einfach verbietet. Im Süden, in den
                              Baumwoll- und noch mehr in den Zuckerdistricten wären die
                              landwirthschaftlichen Verhältnisse der Sache überaus günstig. Dort aber erschweren
                              die seit dem Kriege herrschende und noch immer nicht überwundene allgemeine
                              Verarmung der größeren Besitzer und die unsinnigen Zollverhältnisse die Einführung
                              der englischen Apparate, während die amerikanischen Versuche sich bis vor Kurzem
                              noch auf experimentellen Irrwegen bewegten und nie auf einen grünen Zweig gekommen
                              sind.
                           Ein in so vielen anderen Beziehungen merkwürdiges Land wurde es auch für den Absatz
                              von Dampfpflügen. Im Jahre 1862 hatte ich Veranlassung in Aegypten den ersten
                              Doppelapparat – den zweiten, der überhaupt gebaut wurde – in Gang zu
                              setzen, nachdem wenige Monate zuvor eine Clipdrummaschine daselbst ein nicht sehr
                              glückliches Debut gemacht hatte. Bald, in Folge der damaligen enormen
                              Baumwollpreise, einer
                              das Land verwüstenden Rinderpest und des thätigen Interesses, welches Halim Pascha,
                              der Onkel des Vicekönigs und dieser selbst an der Sache nahm, gingen buchstäblich
                              Hunderte von Dampfpflugmaschinen nach Aegypten, von denen allerdings nicht alle ihre
                              Thätigkeit begannen und viele sie nach wenigen Jahren wieder eingestellt haben. Man
                              muß die dortigen Verhältnisse näher kennen, um dieß zu begreifen. Mit dem Sinken der
                              Baumwollpreise nach dem amerikanischen Kriege nahm das Agriculturwesen des ganzen
                              Landes eine andere Richtung. Kaum errichtete Fabriken wurden abgeschlossen und
                              vergessen. Ganze Districte versanken wieder in Sand und Klee. Jetzt ist es das
                              Zuckerrohr, das auf den kolossalen Besitzungen des Vicekönigs auch dem Dampfpflug
                              wieder einen neuen Impuls gibt, so daß trotz der Hunderte in diversen Theilen des
                              Landes thätigen oder stehenden Dampfpflugapparate erst vor 12 Monaten wieder 22
                              derartiger Maschinen in Aegypten abgeliefert werden konnten.
                           In Deutschland zwar etwas hingehalten durch die Kriegsperiode, hat die Sache seit dem
                              Jahre 1869 ernstlich und unbestreitbar Boden gefaßt. Nahe an 50 Apparate sind in
                              diesem Augenblick in verschiedenen Theilen des Reiches thätig, namentlich in den
                              Rübenculturdistricten, wo eine tiefe Bearbeitung des Bodens unumgänglich nothwendig
                              geworden und wo der industrielle Betrieb der Wirthschaften eine richtige Auffassung
                              der Sache angebahnt hat. So sind, am Rhein entlang, trotz der Zerstückelung der
                              Complexe 7, an der Oder, trotz der schwierigen Terrainverhältnisse 8 und um
                              Magdeburg und Halberstadt nicht weniger als 19 Dampfpflüge im Betrieb. Dieß,
                              namentlich der letztere, sind Districte, wo man notorisch zu rechnen weiß. Dort
                              gerade aber schreckt die Anlage eines verhältnißmäßig großen Capitals, dessen
                              Rentabilität sich nachweislich feststellt, weniger ab, als in rein
                              landwirthschaftlichen Gegenden, in denen man häufig und leider noch viel zu sehr von
                              der Hand in den Mund lebt.
                           Auch Oesterreich schließt sich diesem landwirthschaftlichen Fortschritte des
                              Nachbarlandes an. Besonders war es die Administration Sr. kgl. Hoheit des Erzherzogs
                              Albrecht, die muthig für die wohlerkannten Interessen der heimischen Landwirthschaft
                              mit gutem Beispiel voranging, ein Schritt, der sich auch, wie zu erwarten, vom
                              einfachen Standpunkte des Soll und Habens gerechtfertigt hat. Bereits sind 3 der
                              größten Apparate auf den erzherzoglichen Gütern in Thätigkeit, während der vierte,
                              für die Altenburger Complexe bestimmt, in der Ausstellung als, wie ich hoffe, nicht
                              unwürdiger Repräsentant englischer technischer Productivität und österreichischen
                              landwirthschaftlichen Unternehmungsgeistes figurirt. In ähnlicher Weise wird auch auf den Gütern
                              Sr. Maj. des Kaisers Ferdinand, sowie von einigen der hervorragendsten
                              landwirthschaftlichen Größen Böhmens und Mährens, wie Schöller in Czakovitz, Robert in Selowitz und
                              Ritter v. Horsky, vorgegangen.
                           Spanien und Rußland, Rumänien und die Walachei, sowie Ost-Indien und
                              Australien haben alle in reger Weise begonnen, das Beispiel, das der Westen Ihnen
                              gibt, nachzuahmen. Jedes dieser Länder bietet Veranlassung zu besonderen Studien,
                              zur Bekämpfung besonderer Schwierigkeiten. Hier ist es das eigenthümliche
                              Brennmaterial, dort der Mangel von Wasser, hier das Personal, dort außerordentliche
                              Terrainverhältnisse, aber überall und mit jedem Tage mehr wachsen die Verhältnisse
                              einem Bedürfnisse entgegen, das in allen Zweigen des technischen, industriellen und
                              landwirthschaftlichen Lebens das Reich des Dampfes, des eigentlichen Motors unseres
                              Jahrhunderts erweitert. Wenn ich im Dienste dieses Meisters, der zugleich der
                              treueste und geschäftigste Diener der arbeitenden Menschheit geworden, Sie meine
                              Herren länger als billig in Anspruch genommen, so werden Sie mir's vergeben müssen,
                              als Collegen und Mitarbeiter am großen Werke, um der 20 Millionen Pferdekräfte
                              willen, die uns auf dem besprochenen Gebiete zum Kampfe herausfordern.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
