| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. , S. 154 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Höchst schwerschmelzbarer deutscher Dinasstein.
                           Hr. Dr. Carl Bischof in
                              Wiesbaden theilt Folgendes mit:
                           
                              „Unter verschiedenen Dinasstein-Fabricaten, welche mir in letzter
                                 Zeit zugeschickt wurden, beschreibe ich nachstehend ein solches, das auf Grund
                                 mehrfach abgeänderter vergleichender Versuche mit den besten englischen, in mehr
                                 als einer Beziehung als ein vorzügliches zu bezeichnen ist. Dasselbe ist
                                 angefertigt in der renommirten Fabrik feuerfester Producte von R. Keller in Stolberg bei Aachen.
                              
                           
                              Der vorliegende gelbliche, außen fein punktirte Stein fühlt sich körnig und nicht
                                 glatt an, ist ohne Klang, scheitert beim Anschlagen, und es sind hier und da
                                 Rißchen zu bemerken. Der körnige Bruch läßt eine sehr gleich dichte, nicht löcherige und wenig fleckige Masse erkennen,
                                 eine mäßig feinkörnige, in welcher größere Theile bis zur Größe eines
                                 Pfefferkorns innigst, aber nicht häufig und von der
                                 Grundmasse kaum unterscheidbar, eingebettet liegen.
                              
                           
                              Der Stein ist im Ganzen nicht sehr fest und weicht in dieser Hinsicht von den
                                 englischen ab, die außen glatt oder gleichsam candirt und überhaupt compacter
                                 erscheinen und innen eine zuckerartige, durch partielle Verschmelzung bewirkte
                                 Verkittung einer sehr feinen Grundmasse mit einem reichlicheren und meist
                                 gröberen Zusatze aufweisen. Wegen dieser im Allgemeinen größeren mechanischen
                                 Festigkeit der englischen Steine sind dieselben, wie bekannt, transportfähiger;
                                 doch hat diese nützliche Eigenschaft auch ihre Schattenseiten. Die englischen,
                                 namentlich die mehr candirten, glasharten Steine zeigen eine größere
                                 Empfindlichkeit gegen raschen Temperaturwechsel und eine fatale Neigung zum
                                 Abspringen. Auch sind sie schwieriger zu behauen. Bei einem geringeren Grade von
                                 mechanischer Festigkeit sind diese Nachtheile auch ebenso von geringerer
                                 Bedeutung, und es dürfte das vorliegende Fabricat, dessen Festigkeit für einen
                                 nicht allzu fernen Transport wohl ausreichen mag, rationeller den in dieser
                                 Hinsicht difficilen Punkt getroffen haben. Zu dem Stolberger Dinasstein wird ein
                                 grauer, feinkörniger und sehr harter Sandstein der Steinkohlenformation des
                                 dortigen Indebeckens verwendet. Die Steine werden hergestellt im gewöhnlichen
                                 englischen Format (Square Brick), 9 × 4 1/2
                                 × 2 1/2 Zoll, und kosten circa 6 Thaler per 1000 Pfd. ab Stolberg.
                              
                           
                              Pyrometrische Bestimmung. – Eine
                                 Durchschnittsprobe der fraglichen Steinmasse feinst pulverisirt und
                                 controllirter Platin-Schmelzhitze ausgesetzt:
                              
                           
                              ist noch körnig und staubt ab beim Schaben mit dem Messer. Die Masse erscheint
                                 schön weiß und fast ohne Verdichtung auf dem Bruche.
                              
                           
                              Damit ebenso eine Probe des besten englischen Dinassteines, die mechanisch
                                 fester, doch nicht bedeutend, verglichen:
                              
                           
                              ist gleichfalls körnig und staubt ab beim Schaben mit dem Messer. Der Bruch
                                 erscheint mehr verdichtet, und die Färbung ist eine graulich-weiße.
                              
                           
                              Ein anderer bester englischer Dinasstein, der wesentlich fester, in derselben
                                 Weise verglichen:
                              
                           
                              ist gleich körnig und abstaubend; doch erscheint der Bruch ebenfalls mehr
                                 verdichtet, und die Färbung ist eine graue mit einem Stich in's Gelbliche.
                              
                           
                              Ferner ebenso heftig geglüht Bruchstücke des fraglichen Steines: bilden eine
                                 lose, zusammengesinterte körnige Masse ohne Glanz. Nur die gröberen Theile
                                 zeigen eine glänzende, schmelzartige Umhüllung.
                              
                           
                              In derselben Weise geglühte Stücke der besten englischen Dinassteine: bestehen
                                 aus einer verdichteten (wie mit Oel getränkten) Grundmasse, von welcher die
                                 gröberen, übrigens gut erhaltenen schneeweißen Theile mehrfach rissig sich abgelöst haben.
                              
                           
                              Schließlich zwei gleiche, cylindrische Probesteinchen zurecht gehauen aus dem
                                 deutschen und dem besten englischen Stein und einander kreuzweise gegenüber auf
                                 einem Untersatze dem offenen, heftigsten Feuer (annähernder
                                 Platin-Schmelzhitze) eine Stunde lang ausgesetzt:
                              
                           
                              bilden beide Steinchen eine verdichtete, aber geschlossene, fast unveränderte
                                 Masse.
                              
                           
                              Dagegen ist bei dem englischen die Grundmasse zwischen den groben Körnern
                                 theilweise schon ausgeflossen, wodurch letztere hervortreten und die Proben
                                 ausgefressen erscheinen.
                              
                           
                              Deßgleichen nach zwei Stunden:
                              
                           
                              sind die deutschen Steinpröbchen im Ganzen noch erhalten, das Innere bildet eine
                                 ölige, verdichtete Masse, und nur äußerlich an der
                                 Peripherie zeigen sich ausgeflossene Höhlungen.
                              
                           
                              Dagegen sind die englischen von weit größeren und durch und durch gehenden
                                 Höhlungen bis in das Innere erfüllt.
                              
                           
                              Die quantitative Bestimmung des Eisens und des Kalkes in dem bezeichneten
                                 Dinasstein durch Digeriren erst mit concentrirter Schwefelsäure, und alsdann mit
                                 Salzsäure ausgezogen, ergab 0,23 Proc. Eisenoxyd und nur Spuren von Kalk, also
                                 wesentlich geringere Mengen, als in den besten englischen Dinassteinen gefunden
                                 werden.
                              
                           
                              Zusammenfassung. Auf Grund vorstehend beschriebener
                                 Versuche ergibt sich demnach:
                              
                           
                              Der vorliegende deutsche Stein als Ganzes genommen ist nicht allein höchst schwerschmelzbar, sondern übertrifft noch entschieden und evident in pyrometrischer Hinsicht
                                 die besten englischen Dinassteine. Unterscheidet man
                                 zwischen Grundmasse und dem gröberen Zusatz, so ist demnach die inländische,
                                 nicht so feinkörnige und lose, aber gleichmäßig dichtere Grundmasse mehr
                                 schwerschmelzbar, als die englische; dagegen verhält sich der grobe, dort mehr
                                 verschwindende Zusatz, der sich aber fester und ohne Risse brennt, nicht so strengflüssig wie bei dem
                                 englischen.
                              
                           Hinsichtlich geringerer Empfindlichkeit gegen Temperaturwechsel und geringeren
                                 Abspringens dürfte zugleich dem Keller'schen,
                                 mechanisch weniger festen Fabricat ein mehr günstiges Prognostikon zu stellen
                                 seyn.“ (Berggeist, 1873, Nr. 30.)
                           
                        
                           Der Gay-Lussac'sche Apparat
                              bei der Schwefelsäurefabrication.
                           Geh. Rath Dr. Kunheim hielt im
                              Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen einen Vortrag über die Anwendung
                              des Gay-Lussac'schen Apparates bei der
                              Schwefelsäurefabrication. Bei der großen Ausdehnung, welche die
                              Schwefelsäurefabrication in der Neuzeit namentlich durch die Fabrication der
                              künstlichen Dünger gewonnen hat, hat sich der Gay-Lussac'sche Apparat als nothwendig für die Oekonomie der
                              Fabrication erwiesen; er ist aber auch geeignet, die Uebelstände zu beseitigen, die
                              mit der Schwefelsäurefabrication für die Nachbarschaft verbunden sind; trotzdem gibt
                              es noch viele Fabriken, die theils des Kostenpunktes wegen, theils aus mangelnder
                              Kenntniß der Wirksamkeit des Apparates sich weigern, denselben einzuführen. Der
                              Apparat besteht aus einem Thurm, durch den von oben nach unten concentrirte
                              Schwefelsäure fließt, während die gasförmigen Stickstoffverbindungen des
                              Sauerstoffes aus den Bleikammern unten in den Thurm geleitet und bei dem Aufsteigen
                              durch die herabfließende Schwefelsäure absorbirt werden. Daß die Absorption der für
                              die Nachbarschaft schädlichen Gase eine vollständige ist, erkennt man aus dem
                              Umstande, daß die oben aus dem Thurm entweichende Luft bei guter Bedienung des
                              Apparates vollständig farblos erscheint. Die unten abfließende, mit den
                              Stickstoffverbindungen gesättigte Schwefelsäure gelangt in die Bleikammern zurück,
                              um neue Mengen schwefliger Säure zu Schwefelsäure zu oxydiren. Zur vollständigen
                              Absorption der schädlichen Gase kommt es hauptsächlich auf die gleichmäßige
                              Vertheilung der Schwefelsäure an. Die früher angewandten Mittel haben diesen Zweck
                              nur in unvollkommener Weise erreicht. In des Vortragenden Fabrik ist seit längerer
                              Zeit zur gleichmäßigen Vertheilung der Schwefelsäure über dem Thurme ein Segner'sches Rad angebracht. Dasselbe wird durch
                              Ausfließen der Schwefelsäure in bekannter Weise in rotirende Bewegung versetzt, und
                              ermöglicht eine äußerst gleichmäßige Vertheilung der Schwefelsäure. Es hat sich die
                              Anwendung dieses Rades vortrefflich bewährt und ist dasselbe als das beste
                              Hülfsmittel bei dem Gebrauche des Gay-Lussac'schen
                              Apparates zu empfehlen.
                           
                        
                           Verbesserung der Sicherheitslampe.
                           Die HHrn. Sutcliffe und Clayton
                              zu Dewsbury haben ein Patent auf eine Verbesserung der Sicherheitslampe erhalten,
                              welche die Abnahme des Gaze-Cylinders ohne augenblickliches Auslöschen der
                              Lichtflamme verhindern soll. Die Verbesserung besteht in Anbringung eines Löschers
                              von angemessener Gestalt und Größe, welcher auf zwei auf dem Oelbehälter befestigten
                              aufrechtstehenden Ständern auf- und abgeleitet und durch einen an einem der
                              letzteren befestigten Fanghebel in seiner Stellung über der Lichtflamme gehalten
                              wird. Dieser Fanghebel steht mit einer gegliederten Stange in Verbindung, welche
                              sich in einem in der Decke des Oelbehälters befindlichen Geleise bewegt, während am
                              unteren Ende des Gaze-Cylinders ein Sperrrad angebracht ist. Bei dem
                              Aufschrauben des Gaze-Cylinders auf die Lampe weicht die gegliederte Stange
                              den Zähnen des Sperrrades aus, wird aber bei einem Versuch zum Abschrauben des
                              Cylinders fortbewegt und drückt dann auf den Fanghebel, so daß der Löscher frei wird
                              und auf die Lichtflamme niederfällt. Der Gaze-Cylinder kann auch durch einen
                              Schlußstift befestigt und dieser hierauf versiegelt werden, um dessen Herausnahme zu
                              verhindern. (Berggeist.)
                           
                        
                           
                           Darstellung chemisch reinen Phosphorwasserstoffgases.
                           Nach Prof. A. W. Hofmann läßt sich reines von Wasserstoff
                              freies Phosphorwasserstoffgas nur durch Zersetzung von Jodphosphonium durch schwache Kali- oder Natronlauge erhalten. Zu
                              dem Ende bringt man das Jodphosphonium in erbsengroßen Stückchen mit gröblich
                              zerstoßenen Glasstückchen gemischt in ein kleines Standgefäß (ein circa 8 Zoll hohes und 2 Zoll weites Cylinderglas mit
                              Fuß), dessen doppelt durchbohrter Kautschukkork ein Trichterrohr mit Kugel und Hahn
                              und ein Entwickelungsrohr trägt. Durch tropfenweises Zufließenlassen von schwacher
                              Kali- oder Natronlösung erhält man dann ohne alle Erwärmung einen
                              regelmäßigen Strom Phosphorwasserstoffgas, den man beliebig unterbrechen und wieder
                              in Gang setzen kann. Aus 7,5 Grm. wird nahezu ein Normalliter des Gases erhalten.
                              Dasselbe wird durch Chlorkalk völlig absorbirt, ist daher ganz frei von
                              Wasserstoffgas. Das Gas ist nicht freiwillig entzündlich, entzündet sich jedoch mit
                              Leichtigkeit beim Durchleiten durch Salpetersäure, welche eine Spur salpetrige Säure
                              enthält. Leitet man das Gas durch Wasser und hält dicht über das Niveau dieses
                              vorgeschlagenen Wassers einen mit rauchender Salpetersäure oder mit Chlor-
                              oder Bromwasser benetzten Glasstab, so sieht man jedes sich entwickelnde Bläschen
                              des Gases unter den bekannten Erscheinungen (unter Emporsteigen schöner ringförmiger
                              Nebel) sich entzünden. Die eigentliche Entzündungstemperatur des Gases liegt höher
                              als 100° C., da es durch siedendes Wasser nicht entzündet wird. Es entzündet
                              sich dagegen mitunter durch Reibung des Glasstöpsels beim Aufbewahren desselben in
                              Glasflaschen.
                           
                        
                           Färben der Garne mit Anilinschwarz.
                           Zum Färben der Garne mit Anilinschwarz kann das gewöhnliche Verfahren nicht
                              angewendet werden, da die Luft in den Oxydirkammern nicht die ganzen Garnstränge
                              durchdringen kann, und diese daher im Inneren keine Farbe annehmen. Ch. Lauth hat daher versucht, auf der Faser zuerst ein
                              unlösliches Oxydationsmittel zu fixiren, und dann das Garn durch ein Anilinbad zu
                              ziehen. Mangansuperoxyd als Oxydationsmittel gibt gute Resultate, nur bietet das
                              Fixiren auf die Faser einige technische Schwierigkeiten dar. Das Oxyd aus
                              übermangansaurem Kali sich auf das Garn niederschlagen zu lassen, wäre zu
                              kostspielig; das einzige praktische Verfahren besteht in der Erzeugung des
                              Hyperoxydes auf der Faser durch Oxydation von Manganoxydul. Die mit concentrirter
                              Manganchlorürlösung getränkten Garne werden in ein Bad von caustischem Natron
                              gebracht, dann gewaschen und auf passende Weise (durch Chlorkalklösung) oxydirt. Die
                              einzige Schwierigkeit, welche dieses Verfahren darbietet, und welche zu überwinden
                              noch nicht gelungen ist, liegt in der Anwendung von caustischem Natron, da dasselbe
                              ziemlich concentrirt angewendet werden muß. Die Arbeiter verweigern nach sehr kurzer
                              Zeit, damit weiter zu arbeiten, da ihre Hände schrecklich angegriffen werden.
                           Toluidin gibt unter dem Einfluß der Oxydationsmittel, welche Anilin in Schwarz
                              verwandeln, eine violette Farbe, und Naphtylamin eine braune. (Deutsche
                              Industriezeitung, 1873 Nr. 26.)
                           
                        
                           Bleichen der Wolle.
                           Zum Bleichen der Wolle wird vorgeschlagen, auf je 100 Kil. derselben in einer
                              hölzernen Kufe von hinreichender Größe 5 Kil. doppelt-schweflig saures Natron in Wasser aufzulösen und 2 Kil. Salzsäure hinzuzusetzen. In die nunmehr stark schweflige
                              Säure haltende Flüssigkeit bringt man die vorher gewaschene Wolle und behandelt sie
                              5 bis 6 Stunden lang in dem Bade. Lose Wolle wird mit Krücken umgezogen, Wollengarn
                              wird auf Stöcken in das Bad gebracht, wie zum Färben, und in gewöhnlicher Weise
                              umgezogen. Die gebleichte Wolle kommt dann in das Blaubad, welches zugleich als
                              Spülbad dienen kann. Man kann auch die Wolle mittelst einer Sprengmaschine oder
                              ähnlichen Vorrichtung gleichmäßig mit der Auflösung des
                              doppelt-schwefligsauren Natrons in 100 Liter Wasser einsprengen und dann in ein Bad mit 2 Kil.
                              Salzsäure bringen, welche nach jeder Operation eine ziemliche Quantität freier
                              schwefliger Säure enthält. (Reimann's Färberzeitung, 1873
                              Nr. 31.)
                           
                        
                           Künstliches Catechu.
                           Rave extrahirt aus dem Mahagoni- und Palisanderholz einen
                              Farbstoff, der alle Eigenschaften des Catechu besitzt. Vor der Extraction werden die
                              gepulverten Hölzer ähnlich der Stärke geröstet, dann mit Wasser ausgezogen und
                              schließlich bis zur Syrupsconsistenz oder zur Trockne abgedampft. (Reimann's Färberzeitung. 1873 Nr. 31.)
                           
                        
                           Ammoniakseife.
                           Eine zum Entfetten der Wolle vorzüglich geeignete Ammoniakseife erhält man nach F.
                              Ashart, indem man gefaulten Urin mit einer Säure oder
                              einem Metallsalz sättigt, Kali- oder Natronseife hinzufügt, bis keine
                              Ausscheidung mehr erfolgt, und das Ausgeschiedene, welches wie ein Coagulum obenauf
                              schwimmt und die Ammoniakseife ist, mittelst eines Durchschlages von der Flüssigkeit
                              trennt und abtropfen läßt. Diese Seife ist in Wasser wenig löslich, löst sich aber
                              in den schwächsten alkalischen Flüssigkeiten auf. (Le
                                 Technologiste, Juli 1873 S. 306.)
                           
                        
                           Feuerschutz-Stärke zum Unverbrennlichmachen von
                              Bekleidungsgegenständen.
                           Zur Bereitung eines Stärkepräparates zum Unverbrennlichmachen von Geweben gibt Hager (pharmaceutische Centralhalle) folgende Vorschrift:
                              10 Thle. weißgebrannte und gepulverte Knochen werden zuerst mit 50 Thln. heißem
                              Wasser übergossen, dann allmählich 6 Thle. englische Schwefelsäure zugefügt. Die gut
                              verrührte Mischung wird 2 Tage lang an einem warmen Ort unter bisweiligem Umrühren
                              hingestellt, dann nach Zugabe von 100 Thln. destillirtem Wasser filtrirt. Der
                              Flüssigkeit werden 5 Thle. Bittersalz, vorher in 15 Thln. destillirtem Wasser
                              gelöst, zugefügt, dann in der Kälte so viel Ammoniak unter Umrühren zugesetzt, daß
                              die Mischung darnach riecht, der ausgeschiedene Niederschlag in Leinwand geschlagen,
                              ausgepreßt, an einem mäßig warmen Ort getrocknet und dann zu feinem Pulver gerieben.
                              Von diesem Pulver (phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia) werden 2 Thle. mit 1
                              Thl. wolframsaurem Natron und 6 Thln. Weizenstärke genau gemischt und mit ein wenig
                              blauem Carmin dem Pulver ein bläulicher Schein gegeben. Es ist sorgfältig darauf zu
                              sehen, daß weder die verwendeten Materialien eisenhaltig sind, noch daß während der
                              Bereitung auf andere Weise Eisen in das Pulver komme. Zum Gebrauche wird das Pulver
                              mit der etwa doppelten Menge kaltem Wasser angerührt und dann so viel kochendes
                              Wasser unter Umrühren zugesetzt, daß eine schleimige Flüssigkeit entsteht, in welche
                              die unverbrennlich zu machenden Bekleidungsgegenstände etc. eingetaucht werden.
                           
                        
                           Zur Anwendung von Bucher's
                              Feuerlösch-Dosen.
                           Im Hause Postplatz Nr. 309 A in Zwickau entstand kürzlich
                              in einem Keller, welcher Ballons und Fässer mit Benzin, Petroleum, Terpenthin und
                              anderen Oelen, Firniß u. dgl., sowie Spirituosen enthielt, durch Zerspringen eines
                              Ballons Benzin, trotz gut verschlossener Kugellaterne, ein Brand, vor dem sich die
                              anwesenden Commis und Lehrlinge durch eiligste Flucht erretteten. Glücklicherweise
                              brachte der gegenüber wohnende Besitzer des „Hôtel zur
                                 Post,“ die in seinem Besitze gehabten Bucher'schen Feuer-Lösch-Dosen, mit welchen hier in früheren
                              Jahren schon einige Brände gelöscht wurden, sofort herbei, die ich, schnell
                              hinzukommend, allein, also ohne Wasser, und mit so gutem Erfolge anwendete, daß nur ein Theil der
                              Vorräthe von Petroleum, Benzin, Terpenthinöl u.s.w. verbrannte, das Spirituosenlager
                              aber ganz gerettet wurde.
                           Zu mehreren dabei gemachten interessanten Wahrnehmungen, gehört auch die, daß der
                              untere Theil eines Ballons Terpenthinöl, dessen oberer Theil durch die Hitze
                              abgesprungen war, nach der Brandlöschung noch mit Terpenthinöl gefüllt gefunden
                              wurde, was auf eine schnelle Wirkung der genannten Lösch-Dosen schließen
                              läßt.
                           Zwickau, 11. October 1873.
                           Ernst Becker, Branddirector.
                           
                        
                           Schwefelgehalt des Londoner Leuchtgases.
                           Bisher war bekanntlich ein Gehalt an Schwefel im Londoner Gas gestattet von 20 Grains
                              in 100 Kubikfuß Gas. Nachdem nun die ausführlichsten Untersuchungen über den
                              Schwefelkohlenstoffgehalt des Leuchtgases und dessen Beseitigung ausgeführt worden
                              sind, gestaltet die Centralbehörde jetzt einen Gehalt von 25 Grains in 100 Kubikfuß
                              und stellt in Aussicht, daß für die Wintermonate ein noch größerer Gehalt gestattet
                              werden solle. (Journal für Gasbeleuchtung, 1873 S. 365.)
                           
                        
                           Prüfung des Wassers.
                           Um das Wasser des neuen städtischen Wasser-Hebewerkes zu Breslau zu jeder Zeit
                              auf seine Reinheit, insoweit dieselbe durch das Auge wahrnehmbar ist, prüfen zu
                              können, hat man an einem leicht zugänglichen, hellen Orte des Maschinenraumes zwei
                              cylindrische weiße Gläser von 0,026 Met. Weite und 0,26 Met. Länge neben einander
                              angebracht. In das eine fließt durch ein Rohr fortwährend filtrirtes Wasser aus dem
                              Hochresevoir, während es durch ein anderes Rohr wieder abläuft. Das andere Glas ist
                              zur Vergleichung mit destillirtem Wasser angefüllt. Unter den Gläsern befindet sich
                              eine weiß lackirte Blechtafel. Der controllirende Maschinist sieht durch die Gläser
                              auf die weiße Blechtafel und kann so die Reinheit des filtrirten Wassers in der
                              Farbe, gegenüber dem destillirten, zu jeder Zeit erkennen und darnach den Gang einer
                              Maschine reguliren.
                           Um das filtrirte Wasser in Bezug auf etwa darin aufgelöste Fäulniß- und
                              Verwesungsproducte zu prüfen, wendet man in jeder Woche folgendes Verfahren an. Es
                              werden in ein bestimmtes Maaßglas 100 Kubikcentimeter filtrirtes Wasser eingefüllt,
                              und dieselben mit 4 Kubcent. verdünnter Kalkmilch und 3 Kubcent. Lösung von
                              übermangansaurem Kali vermischt. Nachdem das Gemisch eine Stunde lang ruhig
                              gestanden hat, wird die Färbung beobachtet. Ist noch eine röthliche Färbung der
                              Mischung vorhanden, so bedürfen die organischen Substanzen des Wassers zu ihrer
                              Oxydation durch übermangansaures Kali höchstens 3 Kubcent. der Lösung desselben pro 100 Kubcent. Wasser. Ist hingegen nach Verlauf einer
                              Stunde eine vollständige Entfärbung eingetreten, so werden zwei neue Mengen des
                              Wassers von je 100 Kubikcent. nur 4, resp. 5 Kubcent. der Lösung von
                              übermangansaurem Kali versetzt, und es wird dann beobachtet, welche derselben binnen
                              einer Stunde entfärbt wird. Ueber 6 Kubcent. der Lösung dürfen für 100 Kubcent., bei
                              gutem Trinkwasser nicht verbraucht werden. Bei dem gewöhnlichen Wasserstande der
                              Oder sind 3 Kubcent., in der Zeit jedoch, wo die Oder einen hohen Wasserstand und
                              eine gelbe Färbung hat, 3 bis 4 Kubcent. Lösung nöthig. (Deutsche Industriezeitung,
                              1873, Nr. 25.)
                           
                        
                           Ueber den Nachweis von Pikrinsäure im Biere; von Dr. Heinr.
                              Brunner in Zürich.
                           Pohl war es, welcher zuerst die Eigenschaft des weißen
                              Wollgarnes, aus einer Pikrinsäurelösung die Pikrinsäure völlig auf sich
                              niederzuschlagen, zum Nachweis derselben benutzte. Die überraschend scharfen
                              Resultate, welche er erhielt, veranlaßten mich einige Versuche anzustellen, die zu einer kleinen
                              Erweiterung dieser sonst so schönen Methode führten. Zunächst machte ich die
                              Beobachtung, daß die Färbung der Wolle sicherer und leichter bei etwas erhöhter
                              Temperatur (Wasserbad) und nach vorherigem Ansäuern des Bieres mit Salzsäure vor
                              sich geht, gleichzeitig aber war nicht zu verkennen, daß sich auf der Wolle außer
                              der intensiv gelben Farbe der Pikrinsäure auch noch färbende Extractivstoffe des
                              Bieres abgeschieden hatten, die dem Ganzen eine schmutzig braungelbe Färbung
                              ertheilten. Ich suchte daher nach einem Mittel, die Pikrinsäure von der Wolle zu
                              trennen und selbst in kleinster vorhandener Menge noch anderweitig nachzuweisen, was
                              folgendermaßen gelang:
                           Man erwärmt das gefärbte Wollgarn mit schwacher Ammoniakflüssigkeit, welche demselben
                              alle Pikrinsäure entzieht, filtrirt und concentrirt die erhaltene Lösung bis auf
                              einen geringen Rückstand im Wasserbade; alsdann setzt man einige Tropfen
                              Cyankaliumlösung hinzu. War nur die geringste Spur von Pikrinsäure vorhanden, so
                              tritt eine rothe Färbung von entstehendem isopurpursaurem Kali ein. Es ist
                              Praktikanten des Laboratoriums und mir auf diese Weise wiederholt gelungen in einem
                              Schoppen bayerischen Bieres 1 Milligramm Pikrinsäure nachzuweisen. (Pharm.
                              Post.)
                           
                        
                           Japanischer Lack.
                           Die Schönheit der japanischen lackirten Waaren hat, wie Jedermann weiß, schon lange
                              den Wunsch entstehen lassen, dieselben in gleicher Vollendung auch in Europa
                              anfertigen zu können, doch blieben alle Versuche bisher vergeblich. Man gab sich der
                              Ansicht hin, daß Säfte von uns unbekannten Pflanzen zur Bereitung mitverwendet
                              würden. Es war zu bedauern, daß von den vielen Europäern, welche, besonders in
                              letzter Zeit, Japan besuchten, sich Keiner eingehend mit der Frage beschäftigte. In
                              Holland wurden und werden bis zur Stunde lackirte Kästen mit Einlagen von gemalter
                              Perlmutter verfertigt, welche ganz in japanischer Manier und wie man meinte mit aus
                              Japan importirtem Lack ausgeführt sind. Ein solcher, besonders schöner Kasten
                              befindet sich gegenwärtig in der permanenten Ausstellung des bayerischen
                              Gewerbemuseums. Derselbe ist nicht nur außen, sondern auch innen auf allen Flächen,
                              die Deckel innen und außen, mit dieser prachtvollen Malerei verziert.
                           Es wird nun gewiß von Interesse seyn, eine kurze Beschreibung der Fabrication dieser
                              Waaren kennen zu lernen, welche auf amtlichen Erhebungen beruhend, beweist, daß die
                              Vortrefflichkeit und Schönheit derselben nicht allein in der Güte des verwendeten
                              Lackes, sondern namentlich in der sorgfältigen Bearbeitung begründet ist.
                           Zur Bereitung des Lackes wird der härteste Copal, besonders Zanzibarcopal verwendet,
                              zur Erreichung der tiefschwarzen Farbe wahrscheinlich Tusch (ostindische Tinte).
                           Der Lack wird nicht aus Japan importirt, sondern führt in Holland den Namen
                              „Deutscher prima Japanischer Lack.“ In Rotterdam lebt ein
                              Lackirer, welcher ihn bereitet, aber die Art und Weise als Geheimniß bewahrt.
                           Nachdem die Gegenstände ein par Mal mit Lack überzogen sind, werden sie nochmals
                              lackirt und in diesen Ueberzug, so lange er noch klebrig ist, die dünn geschliffene
                              Perlmutter eingelegt. Die Figuren werden ausgesägt, häufig wiederkehrende Formen
                              ausgestanzt oder mit Zangen ausgekneipt.
                           Die Gegenstände werden nun in einem Ofen getrocknet, wodurch der Lack und die
                              Perlmutter die nöthige Festigkeit bekommen. Nach abermaligem Ueberstreichen mit Lack
                              und Trocknen im Ofen wird mit Bimsstein der Lack von der Perlmutter abgeschliffen,
                              und dieses wechselweise ganz Ueberstreichen und von den erhöhten Stellen wieder
                              Abschleifen des Lackes solange fortgesetzt, bis die Perlmutter so dünn und der Lack
                              so dick geworden sind, daß eine glatte Fläche hergestellt ist. Die Politur wird mit
                              Tripel gegeben.
                           Die Malerei, in Farben oder Gold, hängt von der Geschicklichkeit und dem Geschmack
                              des Arbeiters ab. Die Vergoldung wird entweder mit Blattgold oder Bronzepulver in
                              der gewöhnlichen Weise erzielt und solche Stellen, welche als Relief hervortreten
                              sollen, werden mit einer dicken Lackfarbe aufgetragen, angetrocknet, geschliffen,
                              gemalt und vergoldet. (Kunst und Gewerbe.)
                           
                        
                           
                           Die Macadamisirung der Straßen mit Asphalt.
                           Die Macadamisirung der Straßen mit Asphalt statt der stets reparaturbedürftigen
                              Steinpflasterung besteht in den großen amerikanischen Städten schon seit Jahren.
                              Auch in einigen europäischen Hauptstädten wie Paris, London, Petersburg und Wien
                              sind Versuche mit dieser Art Pflasterung gemacht worden, die überall vom günstigsten
                              Erfolge begleitet waren. In Berlin werden dieselben gegenwärtig von einer englischen
                              Gesellschaft fortgesetzt. Diese Gesellschaft besitzt zu Val de Travers in der
                              Schweiz eigene Gruben, wo sie eine vortreffliche bituminöse Erde gewinnt. Diese wird
                              nach der Ankunft am Bahnhofe in Berlin auf 130° R. erhitzt und in eigens
                              hierzu construirten Wagen nach der Markgrafenstraße gebracht. Dort ist auf dem
                              Straßenkörper eine fast unzerstörbare Betonschicht geschaffen worden, worauf die
                              Flüssigkeit, welche noch ungefähr 100 Wärmegrade besitzt, ausgegossen,
                              auseinandergezogen und bis zu einer Schichte von 5 Centimeter Durchmesser mit
                              eisernen Rammen eingestampft wird. Hierauf regelt man die Oberfläche, indem man eine
                              Walze im Gewicht von 2 – 3000 Kilogramm darüber fortzieht. Zwei Stunden
                              später kann die Straße bereits dem Verkehr übergeben werden. Ist diese Asphaltmasse
                              von einiger Güte, so hält eine solche Straße wenigstens fünfzehn Jahre lang, ohne
                              reparaturbedürftig zu werden. Trotz größerer Anlagekosten ist diese Art von
                              Macadamisirung doch billiger als Steinpflasterung, die nur allzu häufig Reparaturen
                              nöthig macht. Staub und Koth werden auf solchen Straßen vermindert und das
                              Wagengerassel hört auf. In London sind mit Asphalt aus dem Val de Travers bereits
                              über 250,000 Quadratmeter Straßen bedeckt. In Deutschland übernimmt die Firma A. Martenstein in Offenbach a. M. Aufträge von
                              Asphalt-Arbeiten jeder Art unter 10–15jähriger Garantie. (Dresdener
                              Gewerbevereins-Zeitung.)
                           
                        
                           Mittel gegen den Schwamm in Gebäuden.
                           Gegen den Schwamm in Gebäuden empfiehlt M. Hochberger in
                              Reichenau (deutsche Industriezeitung, 1873, Nr. 27) Petroleum; nach seinen bisher
                              gemachten Erfahrungen ist kein Mittel so wirksam als das Anstreichen oder Bespritzen
                              der mit solchem Schwamm bewachsenen Wände oder Holzwerk mit Petroleum. Hiervon wird
                              der Schwamm sofort dunkelbraun oder schwarz und fällt in kurzer Zeit ab. Freilich
                              werden Wände und Dielen vom Anstrich gefleckt, aber das Petroleum verflüchtigt sich
                              in einiger Zeit und damit verschwinden auch die Flecken. Als eine solche Operation
                              vor 3 Jahren an einer solchen schwammigen Stelle vorgenommen wurde, verschwand der
                              Schwamm und bis heute ist die Stelle noch ganz rein.