| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. , S. 233 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Kann die Verbrennung der Kohlen durch Zuführung von Wasser
                              befördert werden?
                           Bekanntlich werden die Kohlen nicht nur im Freien gelagert und so dem Regen und
                              Schnee ausgesetzt, sondern noch sehr oft stark genäßt, in der Meinung, durch
                              Wasserzusatz die Verbrennung zu befördern und Brennmaterial zu ersparen. Die hohen
                              Kohlenpreise und die allgemeine Verbreitung dieser AnsichtMan s. polytechn. Journal, 1872, Bd. CCIII S. 150. mögen es rechtfertigen, daß hier das Irrige derselben kurz dargelegt
                              wird.
                           Kommt Wasser mit lebhaft glühenden Kohlen zusammen, so wird dasselbe zersetzt; es
                              bilden sich Kohlenwasserstoff, Kohlenoxyd, Kohlendioxyd (Kohlensäure) und
                              Wasserstoff. Da die schließlichen Verbrennungsproducte wieder Kohlendioxyd
                              (CO²) und Wasser (H²O) sind, so kann man der Einfachheit wegen
                              annehmen, daß sich bei der Zersetzung des Wassers durch Kohle nur Kohlendioxyd und
                              Wasserstoff bilden, also:
                           C + 2H²O = CO² + 4H
                           12 + 36 = 44 + 4
                           Beim Verbrennen des Kohlenstoffes zu Kohlendioxyd werden
                              bekanntlich 8080 Wärmeeinheiten (W. E.) frei, bei der des Wasserstoffes 34000 W. E.
                              Dieselbe Wärmemenge wird latent, wenn diese Verbindungen in ihre Bestandtheile
                              zerlegt werden. 12 Kil. Kohlenstoff geben also 12. 8080 = 96960 W. E.; die dazu
                              nöthigen 36 Kil. Wasser erfordern aber zu ihrer Zersetzung 4. 34000 = 136000 W. E.;
                              es werden also 39040 W. E. d.h. so viel Wärme verloren, um 390,4 Kil. Wasser von
                              0° auf 100° zu erwärmen.
                           Kommen diese 4 Kil. Wasserstoff nun mit überschüssiger Luft zusammen, so verbinden
                              sie sich mit dem Sauerstoff derselben zu 36 Kil. Wasser, unter Entwickelung von 4.
                              34000 = 136000 W. E. Werden hiervon die an der
                                 Zersetzungsstelle des Wassers verlorenen 39040 W. E. in Abzug gebracht, so
                              bleiben 96000 W. E. übrig, also genau dieselbe Wärmemenge, als wenn Kohle direct in
                              atmosphärischer Luft verbrannt wäre. Von einem Wärmegewinn
                                 kann also überhaupt nicht die Rede seyn.
                           
                           Da das zugesetzte Wasser jedenfalls in Wasserdampf verwandelt werden muß, so werden
                              für jedes Kil. desselben (von 0°) 636 W. E. latent. Wenn demnach Kohlenstoff
                              mit dem gleichen Gewicht Wasser versetzt ist, so können nur 8080 – 636 = 7444
                              W. E. erhalten werden. Entweichen die Verbrennungsgase mit einer Temperatur von
                              200°, so gehen mit jedem Kil. Wasserdampf (spec. Wärme = 0,475) noch weitere
                              47,5 W. E. verloren. Diese 683,5 W. E. gehen selbstverständlich auch für jedes Kil.
                              Wasserdampf fort, das dem Dampfkessel entnommen und in die Feuerung geleitet wird.
                              Dem Brennmaterial zugesetztes Wasser bedingt also stets
                                 einen Wärmeverlust.
                           Noch bedeutender ist der Einfluß des zugesetzten Wassers auf die
                              Verbrennungstemperatur.
                           Die Verbrennungstemperatur ist bekanntlich gleich der in Wärmeeinheiten angegebenen
                              Heizkraft dividirt durch die Summe der Gewichtsmengen sämmtlicher
                              Verbrennungsproducte, multiplicirt mit der specifischen Wärme derselben. Da nun 1
                              Th. Kohlenstoff 2,667 Sauerstoff erfordert, um 3,667 Kohlendioxyd (spec. Wärme =
                              0,216) zu bilden, so kann die Verbrennungstemperatur des Kohlenstoffes im Sauerstoff
                              berechnet werden:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 234
                              
                           Beim Verbrennen in der Luft kommen noch 9 Th. Stickstoff (spec. Wärme 0,244) hinzu,
                              daher:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 234
                              
                           In Wirklichkeit muß aber etwa doppelt so viel Luft zugeführt werden, wenn die
                              Verbrennung vollständig seyn soll, folglich (spec. Wärme der Luft = 0,238):
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 234
                              
                           Die 20fache Luftmenge würde ergeben:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 234
                              
                           die Kohle würde offenbar verlöschen, sie wäre
                              „ausgeblasen.“
                           Kohlenstoff mit dem gleichen Gewicht Wasser versetzt gibt beim Verbrennen im
                              Sauerstoff:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 234
                              
                           statt: 10202°, in atmosphärischer Luft:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 234
                              
                           statt 2704°, wenn kein Wasser zugeführt ist. Mit der
                              12fachen Gewichtsmenge Wasser:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 210, S. 234
                              
                           die Kohle würde verlöschen, sie wäre
                              „ausgegossen.“ Daß auch zugeleiteter Wasserdampf die
                              Verbrennungstemperatur erniedrigt, liegt auf der Hand. Außerdem werden bei Zuführung
                              von Wasser wohl stets mehr Gase der Verbrennung entgehen, als bei Anwendung
                              trockener Kohle.
                           Durch Wasser wird daher unter jeder Bedingung sowohl die
                                 Wärmemenge als auch die Temperatur eines Feuers erheblich verringert. Es
                              ist demnach eine Verschwendung von Brennmaterial, Kohlen vor dem Verbrennen mit
                              Wasser zu begießen, es sey denn, um feinen Kohlengruß zu nässen, damit derselbe
                              leichter eine compacte Masse bilde und so den Zutritt der Luft weniger hindere, als
                              wenn der Staub trocken aufgeschüttet wird; gewiß dürfte es sich empfehlen, diesen
                              möglichst gesondert zu verwenden. Staubfreie Kohlen sollen stets trocken gebrannt werden.
                           Ferd. Fischer.
                           (Hannoversches Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1873, Nr.
                              44.)
                           
                        
                           
                           Die einzige Nickelgrube der Vereinigten Staaten.
                           Wenigen Personen ist es bekannt, daß das Nickelmetall aus einer einzigen Grube kommt,
                              die in diesem Lande allein nur im Betriebe steht. Diese Grube liegt in der
                              Grafschaft Lancaster, Pennsylvanien. Sie ist seit 17 Jahren bebaut und bis zu einer
                              Tiefe von 200 Fuß gebracht. Die Ausdehnung liegt zwischen 2 bis 3000 Fuß, und ihre
                              Production beträgt von 400 – 600 Tonnen monatlich, wobei 175 Bergleute
                              beschäftigt werden. Für die Industrie ist Nickel schnell im Werthe gestiegen, da es
                              sich statt des Silbers zum Ueberziehen der Stahlplatten, des Eisens und anderer
                              Metalle substituiren läßt. Daher ist denn auch die Nachfrage im Handel sehr
                              gestiegen, und da es weit wohlfeiler als Silber ist, so wird es ohne Zweifel noch
                              bei der Darstellung vieler Artikel als Substitut jenes werthvollen Metalles in
                              Anwendung kommen. Im Jahre 1850 – 1855 war auch noch eine Grube, Mine la Motte, Missouri, im Betriebe, deren Erz ein Blei
                              und Kupfer führendes Schwefelmetall gewesen. Etwa 10000 Dollars sind aus der
                              Ausbeutung genannter Grube gewonnen; auch sind Nickelspuren zu Madison, Missouri,
                              gefunden. Das raffinirte Metall hat einen Werth von 3 Doll. pro Pfund. (Min. and Scient. Press; durch
                              berg- und hüttenmännische Zeitung.
                           
                        
                           Gegossene Nickelplatten.
                           Seit etwa 3 Jahren hat sich, wie früher schon in Nordamerika, auch bei uns die
                              Aufmerksamkeit auf das galvanische Vernickeln von Metallen, vornehmlich von eisernen
                              Gegenständen, in erhöhtem Maaße gewendet, und ist damit das Bedürfniß nach größeren
                              Platten metallischen Nickels für die Anoden der galvanischen Nickelsalzbäder
                              gewachsen. Die außerordentliche Strengflüssigkeit des reinen Nickelmetalles war
                              bisher ein großes Hinderniß für den Guß größerer Platten; um so erfreulicher ist die
                              Thatsache, daß es Hrn. C. H. Borchert (in Firma C. H. Borchert u. Sohn,
                              Messing-, Tombak- und Neusilberwerk und Metallgießerei, Berlin, alte
                              Jacobsstraße 110) gelungen ist, Nickel in Platten bis zu 45 Centimet. Länge, 38
                              Centimet. Breite und 4 Millimet. Stärke zu gießen. Das hierzu verwendete Nickel,
                              sächsisches Würfelnickel von 98–99 Proc. Gehalt, wird in Tiegeln im einfachen Gelbgießerofen bei Kohksfeuer geschmolzen. Das
                              Schmelzen selbst erfordert eine beständige peinliche Aufmerksamkeit; das Metall ist
                              nach mindestens sechsstündiger Feuerung im Fluß; sobald das Nickel fließt, muß es
                              ohne Säumen in die Sandformen gegossen werden, da, sobald das Feuer kleiner wird,
                              ein Wiedererstarren des Nickels zu einem compacten Klumpen ein erneutes
                              Flüssigwerden im einfachen Schmelzofen unmöglich macht. Die derzeitig hohen
                              Nickelpreise sind Veranlassung, daß das Pfund des gegossenen Nickels von genannter
                              Firma zur Zeit nicht unter 8 Thaler abgegeben werden kann. (Industrieblätter 1873,
                              S. 349.)
                           
                        
                           Stahlartige Legirung.
                           Eine solche erhält man nach H. A. Levallois in Paris (rue de Chabrol, 26), indem man Eisen, Wolfram und Nickel
                              mit einem Flußmittel in einem Tiegel zusammenschmilzt. Für die erste Qualität der
                              Legirung nimmt man 93 Theile weiches Eisen, 6 1/2 Th. Wolfram und 1/2 Th. Nickel;
                              für die zweite Qualität 95 Th. weiches Eisen, 4 1/2 Th. Wolfram und 1/2 Th. Nickel,
                              für die dritte Qualität 97 Th. weiches Eisen, 2 1/2 Th. Wolfram und 1/2 Th. Nickel.
                              Der Fluß wird durch Zusammenschmelzen von 36 Th. Borsäure, 32 Th. calcinirtem Quarz
                              und 32 Th. kohlensaurem Kalk dargestellt. (Franz. Patent.) (Iron.)
                           
                        
                           Hartblei.
                           Bekanntlich ist das Hartblei ein Gemenge, zusammengeschmolzen aus Blei und Bleiglanz
                              (Schwefelblei). Auf andere Weise wird das Blei gehärtet durch Legiren mit einigen Procenten von
                              Antimonmetall. Eine neue Bereitungsweise von Hartblei, welche beide Methoden
                              combinirt, besteht darin, daß man 5 Gewichtstheile Blei mit 1 Gewichtstheil
                              Schwefelantimon (sogenanntem Antimonium crudum)
                              zusammenschmilzt. Man erhält so einen hellen, harten Regulus, durch dessen
                              beliebigen Zusatz zu gewöhnlichem Weichblei man alle Arten von Hartblei erzeugen
                              kann.
                           Schmilzt man 2 Theile Bleiglätte mit 1 Theil Schwefelantimon zusammen, so erhält man
                              unter Entwickelung von schwefliger Säure und Abfall einer neapelgelben, aus Bleioxyd
                              und Antimonoxyd bestehenden Metallasche gleichfalls einen, dem oben erwähnten
                              ähnlichen Regulus von Hartblei, der aus Schwefelblei und Antimonblei besteht.
                              (polytechnisches Notizblatt, 1873 Nr. 16.)
                           
                        
                           Große Tragkraft eines Magneten.
                           Der Versammlung der französischen Akademie der Wissenschaften wurde, einer Notiz der
                              „Nature“ zufolge, von Hrn.
                              Jamin ein von ihm selbst construirter Magnet
                              vorgelegt, welcher mehr als sein 22faches Eigengewicht zu tragen im Stande war; der
                              Magnet wog 2, und trug 45 Kilogrm. Bis jetzt betrug die höchste, bei künstlichen
                              Magneten erreichte Tragkraft das 4- bis höchstens 5-fache ihres
                              eigenen Gewichtes. Jamin hat diesen beispiellosen Erfolg
                              dadurch erzielt, daß er statt der früher für Magnete in Anwendung gebrachten dicken
                              Stahllamellen eine hinreichende Anzahl solcher von sehr geringer Stärke gebrauchte,
                              alle stark magnetisirt und mit den gleichnamigen Polen auf einander gelegt. Das
                              nächste Resultat dieser Entdeckung dürfte seyn, daß das Volumen und das Gewicht der
                              elektromagnetischen Apparate in bedeutendem Maaße wird verringert werden können, ein
                              bedeutsamer Fortschritt in der Frage der praktischen Verwendbarkeit der
                              elektromagnetischen Maschinen.
                           
                        
                           Ueber ein Substitut für die Oelbeize der Türkischrothfärber;
                              von Armand Müller in Hard bei Zürich.
                           Der Verf. geht von der Voraussetzung aus, daß die zum Ausfärben in der Krappflotte
                              fertige Baumwollfaser Alaun, Gerbstoff und Sämisch-, d.h. Oelleder in
                              geeigneter Menge und passendem Verhältniß in ihren Poren niedergeschlagen enthalte.
                              (Auf eine Analogie der Gerberei- und Rothfärberei-Processe hat schon
                              R. Wagner in seinem Handbuch der chemischen Technologie
                              hingewiesen.) Wenn auch nicht anzunehmen ist, daß die Niederschläge, welche durch
                              Leim, Albumin u.s.w. und Gerbstoff, Alaun, Oel erhalten werden, eigentliches Leder
                              sind, so animalisiren sie doch die Faser ungemein stark und sind unlöslich in
                              schwachen Säuren und Laugen, wie gewöhnliches Leder. Behalten wir also den Ausdruck
                              „Lederniederschläge“ bei.
                           Es ist bekannt, daß die Rothfärber ihren Oel-Emulsionen Kuhkoth zusetzen, welcher eine nicht unbedeutende Menge Leim und
                              Proteinstoffe enthält. Ohne diese Substanzen ist keine eigentliche Weißbeize
                              denkbar, was direct durch Färbeversuche bewiesen werden kann.
                           1) In der Oelbeize muß Leim vorhanden seyn. Der Grund nun davon, daß sich durch eine
                              einzige Beizung nur sehr wenig oxydirtes Oel (Sämischleder) bildet, ist nur in der
                              relativ geringen Menge des Leimes im Mordant zu suchen. Es ist dadurch angezeigt,
                              daß wir eine gewisse Quantität zusetzen, da die Baumwollfaser sich an der Reaction
                              nicht betheiligt, oder nur insofern, als sie als poröses Material
                              sauerstoffabsorbirend ist. Wir wissen, daß bei der Sämischgerberei, wie bei der
                              Rothfärberei, das Oel (durch längeres Aufeinanderliegenlassen, an die Luft hängen
                              und Trocknen bei höherer Temperatur) „oxydirt“ wird; den
                              Chemismus des Vorganges, wie sein Endproduct kennen wir allerdings nicht; dieß thut
                              indessen nichts zur Sache. Durch Versuche hat sich ergeben, daß die Oxydation
                              künstlich ohne Wärme durch unterchlorigsaure Alkalien (nicht aber durch
                              übermangansaures Kali) herbeigeführt werden kann. Es bildet sich schon beim Stehen
                              einer solchen Flüssigkeit ein schmieriger, weißer, specifisch leichter, mordirender
                              Körper von indifferenten Eigenschaften, löslich in Aether, Terpenthinöl und
                              Aceton. Mit Leim, Thonerde und Tannin behandelt, färbt er sich durch künstliches
                              Alizarin scharlachroth. Es ergibt sich daraus:
                           2) Kalte Lösungen von unterchlorigsauren Alkalien vermögen nach kurzer Zeit die
                              Oxydation des Oeles auf der Faser zu bewirken.
                           Aus diesen beiden Sätzen folgt, daß wir ein Substitut für die Oelbeize in folgender
                              Weise erhalten können: Man bereitet sich eine Emulsion von gewöhnlichem Olivenöl (es
                              braucht natürlich nun kein schleimiges Tournantöl zu seyn) in einer passend starken
                              Leimlösung, was ungemein leicht gelingt, bringt dann die Lösung eines
                              unterchlorigsauren Alkalis (z.B. Eau de Javelle) hinzu,
                              läßt die stark schäumende Masse höchstens zwei bis vier Stunden lang stehen, beizt,
                              trocknet bei gewöhnlicher Temperatur ein bis zwei Mal, gibt ein Lauterbad, wäscht,
                              alaunirt, kreidet, schmackirt und färbt endlich aus.
                           Der Verf. hat auf diese Weise schöne, wenn auch noch nicht völlig befriedigende
                              Resultate erhalten und wird die Versuche fortsetzen. Die quantitativen Verhältnisse
                              kann er jetzt noch nicht angeben. (Chemisches Centralblatt, 1873 Nr. 34.)
                           
                        
                           Lichtdruck ohne Anwendung einer Presse; von Richard Jacobsen.
                           Man verfertigt auf einer Glasscheibe ein Kohlebild nach bekannter Manier und umgibt
                              das Bild mit einem Holzrahmen, der sich genau der Glasscheibe anschließt. Hierauf
                              gießt man in den Rahmen eine nicht zu warme Masse bestehend aus 1 Theil Gelatine, 1
                              Theil arabischem Gummi und 2 Theilen Glycerin. Dieselbe muß die Eigenschaften der
                              bekannten Buchdruckerwalzenmasse besitzen. Ist diese Masse in dem Rahmen erstarrt,
                              so entfernt man letzteren vorsichtig mit einem Messer von derselben und kehrt ebenso
                              vorsichtig die Gelatineplatte, welche sich mit dem Kohlebilde verbunden, um. Zum
                              Druck, resp. Einschwärzen des Bildes bedient man sich einer außen mattgeschliffenen
                              Glaswalze, und geschieht das Einschwärzen am besten auf einer gleichen elastischen
                              Unterlage, wie die erwähnte Buchdruckerwalzenmasse.
                           Die Druckerschwärze, welche sehr consistent seyn muß, löst man zur leichteren
                              Vertheilung zuvor in Terpenthinöl oder Benzol auf und gießt von dieser Lösung ohne
                              Zufügung von Firniß auf die Platte und vertheilt dieselbe mit der Glaswalze. Hierauf
                              schwärzt man die Platte ein, legt einen nicht coagulirten Eiweißbogen von
                              entsprechender Größe auf das eingeschwärzte Kohlebild, streicht mit einem
                              Gummistreicher sanft über den Bogen und zieht denselben von der Platte ab.
                           Das Eiweißpapier, welches durch das Aufliegen Feuchtigkeit aufnimmt, darf nicht zu
                              lange auf der Platte liegen bleiben, weil sich sonst die Eiweißschicht ablöst und
                              die Platte verunreinigt. Eine Anfeuchtung der Platte mit Wasser ist nicht nöthig, da
                              die Platte hinreichend Feuchtigkeit besitzt, um einige Dutzend Bilder abdrucken
                              lassen zu können. Natürlich erschöpft sie sich zuletzt, ist aber hygroskopisch
                              genug, Feuchtigkeit in einigen Stunden aus der Luft aufzunehmen, so daß man dann
                              wieder zu drucken vermag. Während bei den anderen Lichtdruckverfahren das Bild tief
                              liegt und die Schwärze gewissermaßen eingedrückt wird, hat diese Methode den
                              Vortheil, daß ein erhabenes Relief gebildet und somit der Druck erleichtert wird.
                              Nach diesem Verfahren lassen sich ferner auch runde Gegenstände wie Flaschen, Vasen
                              u.s.w. bedrucken, vielleicht auch mit Farben, die eingebrannt werden können. (Dr. E. Jacobsen's
                              chemisch-technisches Repertorium, 1872, 2. Halbjahr. S. 144.)
                           
                        
                           Schwedisches Filtrirpapier; von Dr. F. Mohr.
                           Das schwedische Filtrirpapier mit dem Wasserzeichen J. H. Munktell genießt unter den Chemikern noch immer die günstige Meinung, als
                              sey es mit destillirtem Wasser oder einem fast reinen Quellwasser hergestellt,
                              obgleich schon Fresenius in seiner Anleitung zur
                              quantitativen Analyse (5. Aufl. S. 81) eine Analyse der Asche mitgetheilt und darauf
                              aufmerksam gemacht hat, daß viele deutsche Filtrirpapiere besser sind, als dieses
                              schwedische, welches als Monopolartikel den enormen Preis von 1 Thaler per Buch in Anspruch nimmt.
                           
                           Das schwedische Filtrirpapier ist zum Theil aus gefärbten, mit Chlor stark
                              gebleichten Lumpen dargestellt und davon rührt der ansehnliche Gehalt an
                              ausziehbarer Thonerde her, die von der Alaunbeize der gefärbten Stoffe stammt. Da
                              sogar Essigsäure Kalk auszieht, so ist klar, daß zur Reinigung des Papieres nichts
                              geschehen ist, und daß gar kein Grund vorhanden ist, diesem Papiere irgend einen
                              Vorzug zu geben. Es ist ferner so schwach an Cohäsion, daß der Strahl einer
                              Spritzflasche leicht ein Loch hineinstößt, und man ein nasses Filter mit
                              Niederschlag kaum unzerrissen vom Trichter wegnehmen kann. Man hat also nichts
                              gewonnen, da man dieses theure Papier doch vorher noch mit Säuren ausziehen muß.
                              (Zeitschrift für analytische Chemie, XII Jahrgang S. 148.)
                           
                        
                           Ueber den Weingeistgehalt des Marsalaweines; von G. C. Wittstein.
                           Der um Marsala im westlichen Sicilien gebaute Wein gehört bekanntlich zu den
                              feurigsten Gewächsen, aber die Angaben über seinen Gehalt an Weingeist erschienen
                              mir so zweifelhaft – in W. Th. Brande's
                              „Handbuch der Chemie für Liebhaber, Leipzig 1820“ ist von 25
                              bis 26 Proc. die Rede – daß ich beschloß, ihn selbst darauf zu prüfen. Dazu
                              dienten mir Proben der rothen und der weißen Sorte, welche beide direct von den
                              Producenten bezogen worden waren.
                           Der rothe Marsala enthielt 17,910, der weiße 17,600 Gewichtsprocente absoluten
                              Alkohols.
                           Der rothe Marsala war auch reicher an Extract als der weiße; ersterer lieferte
                              nämlich 4,310 Proc., letzterer 3,520 Proc. Extract (bei 110° Cels.
                              getrocknet).
                           Von einem Weinhändler, der sein Geschäft sehr im Großen betreibt, erfuhr ich, daß die
                              südlichen Weine, wie Marsala, Xeres, Malaga, Madeira, Portwein, nicht selten mit
                              Spiritus versetzt werden. Ich schließe hieraus, daß die früheren
                              Weingeistbestimmungen des Marsala mit solchen „verschnittenen“
                              Producten ausgeführt worden sind. (Archiv der Pharmacie, Bd. III Heft 4, October
                              1873.)
                           
                        
                           Ueber das Verhalten des Paraffins bei der vereinigten Wirkung
                              von Hitze und Druck.
                           T. E. Thorpe und J. Young haben
                              in den Chemical News eine Untersuchung mitgetheilt über
                              die vereinigte Wirkung von Hitze und Druck auf verschiedene Paraffinsorten. Sie
                              fanden, daß dieselben unter geringer Gasentwickelung nahezu vollständig in bei
                              gewöhnlicher Temperatur flüssige
                              Kohlenwasserstoffe verwandelt werden, wenn sie in
                              geschlossenen Gefäßen bei hoher Temperatur wiederholt destillirt werden. Zur
                              Umwandlung größerer Mengen bedienten sich Thorpe und Young eines Apparates, der aus zwei schmiedeeisernen
                              Quecksilberflaschen bestand, die durch eine gebogene, mit Hahn und Ventil versehene
                              eiserne Röhre in Verbindung standen. Eine der Flaschen wurde mit dem Paraffin
                              beschickt und über gewöhnlichem Kohlenfeuer erhitzt und die Hitze so geregelt, daß
                              ein Druck von 20–25 Pfund in dem Apparate herrschte. Die verflüchtigten
                              Producte destillirten in die zweite Flasche über, die als Condensator diente. In
                              etwa 4 bis 5 Stunden war die Operation beendet. Es scheint unerläßlich, daß das
                              Paraffin in bezeichneter Weise überdestillirt und condensirt werde. Durch bloßes
                              Erhitzen in einer Röhre und Zurückfließenlassen der verdichteten Dämpfe wird niemals
                              die Verflüssigung des Paraffins erreicht. Es scheint auch, daß nur Paraffine, die
                              einen außerordentlich hohen Siedepunkt haben und unter gewöhnlichen Bedingungen fest
                              sind, in dieser Weise zersetzt werden können. Bei etwa 255° C. siedende
                              Paraffine konnten ohne Zersetzung wiederholt in einer geschlossenen Schenkelröhre
                              hin und her destillirt werden. Das zur Darstellung größerer Mengen der
                              Zersetzungsproducte verwandte Paraffin war aus Schieferkohle gewonnen, schmolz bei
                              46° C., erstarrte bei 43° C. und besaß ein specifisches Gewicht von
                              0,906 bei 13° C., wenn es unter Ueberdruck von 0,75 Meter Quecksilbersäule
                              erstarrt war.
                           
                        
                           
                           Ueber Sumachgerbsäure; von Jul. Löwe.
                           Nach den Versuchen Löwe's scheint die Identität der
                              Gerbsäure des sicilianischen Sumachs mit der Gallusgerbsäure kaum mehr in Zweifel
                              gezogen werden zu können. Es ergibt sich aus denselben, daß man sich zur Darstellung
                              des Tannins mit günstigem Erfolge des sicilianischen Sumachs wird bedienen können,
                              da der Gehalt dieses Materiales an Gerbsäure kein unerheblicher ist, jedenfalls dem
                              der Galläpfel gleich kommt, wenn nicht sogar noch größer ist. Zur quantitativen
                              Feststellung des Gerbstoffgehaltes des sicilianischen Sumachs, welcher in der
                              Gerberei bekanntlich eine starke Verwendung findet, kann nach vorliegenden
                              Erfahrungen allerdings das Tannin, resp. die Galläpfelgerbsäure, zur
                              Titerherstellung verwendet werden. Zur Gewinnung des Sumach-Tannins dürfte
                              die Methode wohl ausreichend seyn, daß man den Sumach mit Wasser erschöpft, die
                              Lösungen zur Klärung durch Flanell schlägt und dann aus ihnen durch Schütteln mit
                              Essigäther den Gerbstoff auszieht, welcher darauf auf dieser Auflösung nach dem
                              Abziehen des Essigäthers nach Art wie bei dem Tannin fest zu gewinnen wäre. Da der
                              Essigäther aus dem abgezogenen ätherischen Theile, sowie aus der erschöpften
                              rückständigen wässerigen Lösung durch Destillation fast ohne erheblichen Verlust
                              wieder zu gewinnen ist, so kommt der höhere Preis des Extractionsmittels dabei wenig
                              in Anschlag, und es wäre dieses immerhin dem flüchtigeren, leichter entzündlichen
                              Aether, resp. Aetherweingeiste, für diesen Zweck vorzuziehen, da es angenehmer bei
                              der Verwendung und weniger gefährlich beim Aufbewahren ist. (Zeitschrift für
                              analytische Chemie, Jahrg. XII S. 128.)
                           
                        
                           Borax als Waschmittel.
                           In einigen Wäschereien gebraucht man jetzt anstatt der Soda Borax, und erzielt damit
                              die günstigsten Erfolge; es wird nämlich gereinigter Borax (eine starke Hand voll
                              auf 40–50 Liter) auf kochendes Wasser gebracht, gleich der Soda angewendet,
                              und wird hierdurch die Hälfte an Seife erspart. Für Spitzen und andere feine Stoffe
                              wird etwas mehr Borax in Anwendung gebracht. Da Borax ein neutrales Salz ist, so
                              greift er auch die Wäsche nicht im Geringsten an und besitzt die Eigenschaft, das
                              härteste Wasser weich zu machen. Er ist daher jedem Toilettetische sowie Wäschereien
                              zu empfehlen. Manche im Handel vorkommende Schönheitsmittel enthalten nur eine
                              schwache Lösung von Borax mit einem Zusatze von Glycerin und Benzol. Er wird
                              außerdem zur Reinigung des Haares gebraucht und gibt auch ein vortreffliches
                              Zahnpulver ab, da sein Geschmack nicht unangenehm und Borax nicht schädlich ist.
                              (Musterzeitung).
                           
                        
                           Giftfreies Fliegenpapier.
                           Dasselbe wird bereitet, indem man 1 Pfund Quassiaholz mit 5 Pfund Wasser übergießt,
                              eine Nacht warm stehen läßt und dann so lange kocht, bis die abgeseihte Flüssigkeit
                              ungefähr 2 Pfund beträgt. Das Holz wird dann abermals mit 2 Pfund Wasser gekocht,
                              bis 1 Pfund zurückbleibt. In den abgeseihten und gemischten Flüssigkeiten wird 1/2
                              bis 3/4 Pfund Zucker gelöst. Das Papier wird nun durch diese Flüssigkeit
                              hindurchgezogen, ablaufen gelassen und auf Leinen zum Trocknen angehängt. Gewöhnlich
                              wählt man rothes ungeleimtes, etwas starkes Fließpapier, das man vorher erst
                              bedrucken läßt. Das Papier bezieht man entweder direct aus der Fabrik,Bedrucktes braunes Löschcanonpapier zu giftfreiem Fliegenpapier liefert die
                                    Papier- und chemische Fabrik von Eugen Dietrich in Helfenberg bei Dresden. oder von Händlern, z.B. Ferdinand Flinsch in
                              Leipzig. Das Drucken besorgt nach vorhandenen Mustern jede Druckerei und läßt man
                              die ganzen Bogen am zweckmäßigsten drucken und zerschneidet erst nach dem Trocknen.
                              Auch läßt man sich gleich eine möglichst große Quantität auf einmal drucken, weil
                              dann der Druck um vieles wohlfeiler kommt. (Industrieblätter, 1873 S. 322.)
                           
                        
                           
                           Ursache des Leuchtens des faulenden Holzes.
                           Das Leuchten des faulenden Holzes suchte man durch die Annahme eines mit der
                              Verwesung eintretenden eigenthümlichen Verbrennungsprocesses zu erklären. In neuerer
                              Zeit wurde jedoch an solchem Holze das Vorhandenseyn eines, jedenfalls von dem Moder
                              angelockten Pilzes nachgewiesen, von welchem auch das
                              Leuchten ausgeht. Dieser Pilz läßt sich, ohne seine Leuchtkraft einzubüßen, von dem
                              Holze abschaben und selbst auf ein anderes übertragen. Sein Leuchten ist von seinem
                              Lebensprocesse abhängig, und hört sofort auf, wenn er selbst durch den Einfluß von
                              Hitze oder Gasen getödtet oder ihm auch nur der nothwendige Grad von Feuchtigkeit
                              entzogen wird. Dieser Pilz siedelt sich übrigens auch auf anderen faulenden
                              Pflanzentheilen unter dem Einflüsse von Feuchtigkeit, dumpfer Luft und einer mäßigen
                              Temperatur, ja sogar auf sich zersetzenden animalischen Stoffen an, und macht
                              dieselben leuchtend.
                           
                        
                           Neue amerikanische Methode Aepfel aufzubewahren.
                           In einer landwirthschaftlichen Versammlung in New-York wurde mitgetheilt, daß
                              im letzten Herbste nicht weniger als 30,000 Fässer Aepfel nach Europa verschickt
                              worden seyen, und einer der Ausführer gab an, daß er seine Aepfel unter Umständen
                              bis in den März in Glasgow liegen lasse, um günstige Preise zu erzielen, und daß
                              dieselben keiner Verderbniß unterworfen seyen.
                           Als Mittel zur Aufbewahrung gibt die „Ill. Deutsch. Amer. Farm.
                                 Ztg.“ Folgendes an: Fein gemahlener Gyps hat sich durch vielfache
                              Erfahrung als eine vortreffliches Mittel erwiesen, um Aepfel einen längeren Zeitraum
                              gut und in vollem Wohlgeschmack aufzubewahren. Der immerhin ziemlich bedeutende
                              Aufwand an Arbeit und Material läßt es gerathen erscheinen, daß man nur gute,
                              werthvolle Früchte dazu verwendet, die vollkommen ausgereift, trocken und
                              unbeschädigt seyn müssen. Ist ihre Schale mit einem feuchten oder klebrigen Hauche
                              bedeckt, so wische man sie mit einem trockenen Tuche ab, das wird einem die Mühe
                              ersparen, sie beim Herausnehmen mit größerer Schwierigkeit reinigen zu müssen, da an
                              der vorher glatt geriebenen Schale der feine Gypsstoff nicht so fest haftet, als
                              wenn dieselbe feucht, klebrig und rauh war beim Einpacken. Nunmehr bringt man auf
                              den Boden des Gefäßes, das man zum Einmachen bestimmt, einer Kiste, eines Fasses,
                              welches man durch ein paar untergelegte Querhölzer noch vor der directen Berührung
                              des vielleicht feuchten Fußbodens des Kellers schützt, eine etwa zollhohe Schicht
                              Gyps, legt auf diese die Aepfel regelmäßig, mit den Stielen nach oben, und so daß
                              keiner den anderen direct berührt, doch aber der Raum gut wahrgenommen wird und
                              füllt, nachdem eine Lage vollendet ist, so viel Gyps darüber bis die Zwischenräume
                              gefüllt und die Früchte gleichmäßig bedeckt sind, worauf man wieder eine neue Lage
                              Aepfel aufbringt und damit fortfährt, bis das Gefäß voll oder die Früchte alle
                              verpackt sind. Der Gyps wirkt dabei rein mechanisch durch Ausschluß des Druckes der
                              einzelnen Früchte auf einander, der Feuchtigkeit und besonders der
                              Temperaturveränderungen der äußeren Atmosphäre, und halten sich in dieser Weise
                              conservirte Aepfel frisch und wohlschmeckend bis in's Frühjahr. Ein trockener Keller
                              oder eine frostfreie Kammer ist der beste Platz, die Gefäße aufzustellen.
                              (Industrieblätter.)