| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. , S. 313 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Büttgenbach's Wasserstandsglas für
                              Dampfkessel.
                           Einem jeden praktischen Ingenieur sind die Schwierigkeiten, die der Bruch der
                              Wasserstandsgläser veranlaßt, wohl bekannt. Man bezieht dieselben von verschiedenen
                              Quellen und auch die besten unter ihnen dauern nur kurze Zeit, besonders wenn die
                              Kessel nicht in einem Kesselhause untergebracht sind, noch durch ein Dach geschützt
                              sind, wie es bei den Eisenwerken meistens der Fall ist. Um dieß zu umgehen, wendet
                              Hr. Büttgenbach, Director der Neußer Hütte, seit mehreren
                              Jahren mit gutem Erfolge folgende Anordnung an. Statt einer Glasröhre werden zwei
                              von derselben Länge genommen. Das äußere Rohr besitzt etwa den Durchmesser der
                              gewöhnlichen Wasserstandsgläser, muß hierbei aber geeigneten Durchmesser haben, um
                              das Einstecken des inneren Rohres zu gestatten, einen ringförmigen Zwischenraum von
                              1–2 Millimet. Breite freilassend. An beiden Enden der Röhren sind zwischen
                              dieselben Kautschukröhrchen von etwa 2 Centimeter Länge derart angebracht, daß sie
                              den äußeren Umfang des inneren Röhrchens fest umgeben, gleichzeitig aber sich an den
                              inneren Umfang des äußeren Rohres andrücken. Das so gestaltete Wasserstandsglas wird
                              ganz wie ein gewöhnliches einfaches Wasserstandsglas verwendet; die Bohrung in der
                              Messingröhre an dem Hahnstücke, durch welche Dampf und Wasser eintreten, wird
                              kleiner gemacht als die des inneren Wasserstandsglases. Das Wasserstandsglas wird in
                              den Hahnstücken in der gewöhnlichen Weise durch Kautschukringe, die durch eine
                              Stöpselschraube angepreßt werden, befestigt; auf diese Weise kann der Kautschukring
                              zwischen den beiden Röhren weder vom Dampfe, noch vom Wasser einen Druck
                              erfahren.
                           Das Wasser steigt im inneren Rohre auf, welches vor äußerlichem Temperaturwechsel
                              durch das größere Rohr geschützt wird, wodurch die Wahrscheinlichkeit des Bruches
                              beträchtlich vermindert ist.
                           Es ist rathsam, die Glasröhren an beiden Enden abzuschleifen, um die kaum bemerkbaren
                              Risse, die durch das Schneiden oder Brechen entstehen, zu entfernen. Da in dem
                              Zwischenraume zwischen beiden Röhren kein Druck besteht, braucht das äußere Rohr
                              nicht dick zu seyn, ebenso ist keine besondere Sorte für das innere Rohr nöthig; die
                              in chemischen Laboratorien gebräuchlichen Glasröhren sind hierzu am besten
                              verwendbar. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
                              Architektenvereines, 1873 S. 224.)
                           
                        
                           Michele's
                              Festigkeits-Probirapparat für Cementsteine.
                           Bezüglich dieses, im vorhergehenden Heft S. 176 nach der Beschreibung in der Chronique de l'industrie mitgetheilten Apparates
                              vergleiche man die im Jahrgang 1871 des polytechn. Journals, Bd. CXCIX S. 260 erschienene, nach dem Engineer
                              und Engineering bearbeitete Beschreibung dieses
                              Probirapparates, mit beigegebenen Abbildungen, welche vollständig verständlich
                              ist.
                           Michele's Apparat zur Festigkeits-Erprobung von
                              Cementsteinen war auf der Wiener Weltausstellung in mehreren Exemplaren
                              vertreten.
                           Die Redaction d. p. J.
                           
                        
                           Billiger Ersatz für theuere Doppelfenster (sogenannte
                              Vorfenster).
                           Nach einer Brochüre über Gesundheitspflege von Dr. Oidtmann in Linnich kann man sich statt der Doppelfenster
                              der „doppelspundigen Fensterverglasung“ bedienen, und dadurch
                              auf viel wohlfeilere Weise zu demselben Ziele gelangen. Man läßt dazu parallel zu
                              jeder einzelnen Scheibe in einem Innenfalz desselben Holzrahmens, in dessen
                              Außenfalz die erste Scheibe eingesetzt ist, eine zweite Scheibe einkitten. Hierdurch
                              entsteht zwischen den beiden Parallelscheiben eine 1/2 bis 1 Centimeter starke, von
                              der Zimmer-, wie von der Straßenluft abgeschlossene trockene Luftschicht. Da
                              dieselbe sich weder merklich ausdehnen noch zusammenziehen kann, so stößt die äußere
                              Scheibe die Kälte, die innere die Stubenwärme zurück. Zu einer solchen
                              doppelspundigen Fensterverglasung muß eine gute, harte (kaliarme) Glassorte gewählt
                              werden, damit namentlich an den Südfronten die Sonnenstrahlen, die einander
                              zugewendeten und daher für die Reinigung unzugänglichen Oberflächen nicht zersetzen
                              und trüben (blind machen) können. Beim Einkitten der Scheiben ist die Vorsicht zu
                              beobachten, daß nicht allein diese Flächen von Schmutz und Staub gereinigt seyn
                              müssen, sondern daß auch die zwischen den Scheiben sich befindende Luft trocken sey,
                              also das Verglasen der Fenster nur zu einer trockenen Zeit vorgenommen wird.
                              Eisblumen zeigen sich an solchen Fenstern selbstverständlich niemals. Die geringen
                              Mehrkosten werden durch das Brennmaterialersparniß schon im ersten Jahre gedeckt.
                              Ueberdieß schützt diese Vorrichtung im Sommer ebenso gegen die belästigende Hitze
                              der directen Sonnenstrahlen. Ein Zimmer bleibt im Sommer bei etwa 26° R. bei
                              doppelspundiger Verglasung um 4° R. kälter als bei einfacher Verglasung. Für
                              Treibbeete haben sich solche Einrichtungen bewährt, und bei den großen Glasflächen
                              und Gewächshäusern dürfte sich eine solche Doppelverglasung gleichfalls vortheilhaft
                              erweisen. (Deutsche Gewerbezeitung.)
                           
                        
                           Verbesserte Ziegeldach-Eindeckung.
                           Hr. Honig, Ziegeldeckermeister in St. Polten, hat ein
                              Patent auf eine verbesserte Ziegeldach-Eindeckung erhalten. Diese
                              Dacheindeckung soll gegen die jetzige sehr viele Vortheile haben, indem sie jedem
                              Sturme Trotz bietet und auch die Erstickung der Dachhölzer verhindert.
                           Die neuartige Eindeckung geschieht durch Annagelung der Dachziegel. Der Dachziegel
                              hat beinahe ganz in der Mitte von zwei Seiten den Haft, und springt derselbe eher
                              ab, als daß er aus seinem Lager gehoben werden könnte; dem Herabfallen der Ziegel
                              vom Dache ist dadurch gänzlich ein Ziel gesetzt. Nachdem derartige Dächer bereits
                              ausgeführt und erprobt wurden, kann sich Jedermann wegen weiterer Auskunft an oben
                              genannten Erfinder wenden. (Deutsche Töpfer- und Ziegler-Zeitung, 1873
                              S. 95.)
                           
                        
                           Verbesserte Elektrolyse und Darstellung von Chlor, nach D. G.
                              Fitz-Gerald und B. C. Molloy in London.
                           Das den Genannten am 6. Mai 1872 in England ertheilte Patent reclamirt im Allgemeinen
                              die Verwendung von Kohks (oder einer anderen Kohlenart), die mit Paraffin getränkt
                              worden ist, zu Elektroden und führt dann als specielle Anwendung die Zersetzung von Kochsalz in
                              Lösung behufs der Gewinnung von Chlor zu Bleichzwecken an. Nach Angabe des
                              Berichterstatters wird versichert, daß dieses Verfahren in einigen Seeplätzen, u.a.
                              in St. Lawrence bei Margate, in großem Maaßstabe an die Zersetzung des Meerwassers
                              (d.h. der Chloride desselben) angewendet und zweckentspechend gefunden wird.
                              (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1141.)
                           
                        
                           Antwort auf Coupier's Bemerkungen
                              über die Darstellung des Fuchsins ohne Arsensäure; von A. Brüning.
                           Eine vom Hrn. Brüning veröffentlichte Notiz über die
                              Darstellung des Fuchsins ohne Arsensäure (polytechn. Journal Bd. CCIX S. 238) hat Hrn. Coupier Veranlassung gegeben zu einer Auseinandersetzung
                              (polytechn. Journal Bd. CCVIII S. 398), in
                              welcher er seine Rechte als Entdecker der Bereitung des Fuchsins durch Einwirkung
                              der nitrirten Kohlenwasserstoffe auf die amidirten Kohlenwasserstoffe währt. Hr. Brüning erwiedert nun darauf Folgendes:
                           
                              „Es ist mir nicht eingefallen, diese unserem Verfahren zu Grunde liegende
                                 Reaction als eine neue für uns in Anspruch zu nehmen. Ich setzte die darüber
                                 erschienenen Arbeiten, darunter auch Coupier's
                                 Patent, als vollständig bekannt voraus. Im Jahre 1860 schon gab Lauth an, daß durch Erhitzen von Nitrobenzol, Anilin
                                 und Zinnchlorür Fuchsin erhalten wird. 1861 nahmen Laurent und Casthelaz ein Patent zur
                                 Darstellung einer rothen Farbe durch Einwirkung von Eisen auf Nitrobenzol unter
                                 Zusatz von Salzsäure. Coupier nahm im Jahre 1866 sein
                                 bekanntes Patent der Darstellung von Fuchsin mit Zugrundelegung der von Lauth
                                 und Laurent-Casthelaz angewendeten Reactionen. Das Verfahren Coupier's wurde von Schützenberger in einem
                                 Bericht an die Société industrielle zu
                                 Mülhausen allerdings sehr günstig beurtheilt und zur Einführung empfohlen. Aber
                                 trotz dieser guten Beurtheilung und ungeachtet des dringendsten Bedürfnisses,
                                 das Arsen-Verfahren durch ein anderes, weniger gefährliches zu ersetzen,
                                 führte sich bis jetzt, so weit mir bekannt, die Darstellung des Fuchsins nach
                                 Coupier's Methode in keiner Fabrik ein. Die
                                 Gründe, welche der so wünschenswerthen Einführung entgegenstanden, wurden
                                 allgemein in zu hohem Herstellungspreis des nach Coupier dargestellten Fuchsins und in für manche Zwecke ungeeigneter
                                 Qualität desselben gefunden.
                              
                           Wenn nun in unserer Fabrik inzwischen, wenn auch mit Benutzung derselben
                                 Reaction, welche dem Verfahren Coupier's zu Grunde
                                 liegt, Fuchsin in großen Quantitäten dargestellt wird, dessen Darstellungspreis
                                 wohl so billig wie der des Arsenfuchsins und dessen Qualität in jeder Beziehung
                                 eine zufriedenstellende ist, so ist dieser Umstand wohl Beweis genug, daß die
                                 von uns angewendete Methode von derjenigen Coupier's
                                 in wesentlichen Punkten abweichen muß und die Bezeichnung einer neuen gewiß
                                 verdient.“ (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S.
                              1072.)
                           
                        
                           Färben von Kautschukgegenständen.
                           Um jede Sorte von Kautschuk, mag sie vulcanisirt oder mit mineralischen Stoffen
                              vermischt seyn, zu färben, verfährt man nach Thorel und
                              Fabre auf die Weise, daß man sich zunächst eine
                              Auflösung von gutem Kautschuk in rectificirtem Terpenthinöl bereitet und dieselbe
                              mit Zinkweiß vermischt. Damit überstreicht man, um die Farben gegen den Einfluß des
                              Schwefels zu schützen und ihnen hinreichende Deckkraft zu geben, in dicken Schichten
                              das zu färbende Kautschuk, und nachdem dieser Ueberzug trocken geworden ist, trägt
                              man die Farben auf, welche mit Terpenthinöl abgerieben und mit etwas Kautschuklösung
                              vermischt sind, damit sie dieselbe Elasticität besitzen, wie das Kautschuk selbst.
                              Nachdem auch die Farben getrocknet sind, überstreicht man sie schließlich noch mit
                              einer doppelten Schicht von reiner Kautschuklösung, worauf die Operation beendet
                              ist. Man kann auch abgestufte Farben auf Kautschuk erhalten; zu diesem Zweck trägt man zwei Schichten
                              mit Zinkweiß vermischte Kautschuklösung auf, auf diese die trockenen, vorher mit
                              Ammoniak abgeriebenen Farben und zuletzt auf diese wieder zwei Schichten von reiner
                              Kautschuklösung. (Polytechnisches Notizblatt, 1873 Nr. 16.)
                           
                        
                           Zur Benutzung des Bittersalzes und der schwefligen Säure in
                              der Färberei.
                           Beim Färben von Wolle für später zu walkende Waare hat man seit längerer Zeit die
                              Beobachtung gemacht, daß Anilinfarben, besonders Dahlia- und Methylviolett, unter Zusatz von Bittersalz
                              gefärbt, der Walke besser widerstehen, als ganz ohne
                              einen Zusatz oder mit anderen Zusätzen hergestellte Farben. Dr. Reimann hat stets angerathen, bei der
                              Herstellung von Violett auch für Garne Bittersalz anzuwenden.
                           Daß die Farben bei Gegenwart von Bittersalz, welches der Waare ja auch später immer
                              noch anhaftet, der Walke, d.h. der Einwirkung von Seife, Soda, überhaupt alkalischen Stoffen besser widerstehen, als bei
                              Abwesenheit von Bittersalz, rührt davon her, daß im ersteren Falle, – indem
                              das Bittersalz durch das Alkali zersetzt wird, unter Abscheidung unlöslicher
                              Magnesiaverbindungen, welche auf den Farbstoff keine Einwirkung ausüben, –
                              die Wirkung der alkalischen Stoffe in der Walke durch das Bittersalz paralysirt, also eine Veränderung der Farbe durch das
                              Alkali verhindert wird.
                           So merkwürdig es klingt, wird von allen Wollenfärbern übereinstimmend berichtet, daß
                              beim Färben mit Methyl- und Dahliaviolett ein Zusatz von schwefliger Säure sehr vortheilhaft sey. Die Farben
                              werden dadurch nicht nur lebhafter., sondern sollen auch bedeutend weniger
                              abschmutzen, als wenn man keine schweflige Säure anwendet. Ob hier eine theilweise
                              Reduction des methylirten Rosanilins in Leukanilin und eine spätere Umwandlung des
                              letzteren in ersteres durch Oxydation stattfindet, ist bisher noch nicht
                              entschieden, jedoch sehr wahrscheinlich. (Reimann's
                              Färberzeitung, 1873 Nr. 35.)
                           
                        
                           Ueber das Sumachextract.
                           Statt des Sumachs oder Schmacks wird in neuerer Zeit vielfach das Extract dieses Farbmateriales verwendet, und dasselbe
                              gewinnt immer mehr Bedeutung. Es wird durch Auskochen des Schmacks mit Wasser und
                              vorsichtiges Eindampfen im Dampfbade, gewöhnlich unter Beihülfe von
                              Vacuum-Apparaten, dargestellt. Es kommt als ein dicker Syrup in den Handel,
                              welcher einen rein adstringirenden Geschmack ohne die geringste Beimischung von
                              Säure hat. Bekanntlich geht die Gerbsäure in den gewöhnlichen Schmackauszügen
                              äußerst schnell in Gallussäure über, so daß Schmackabkochungen sehr bald sauer und
                              damit unbrauchbar werden. Das Schmackextract hält sich dagegen, wie man versichert,
                              lange Zeit, ohne auch nur eine Spur von Säure zu zeigen. Dieser merkwürdige Umstand
                              findet wohl in der hohen Concentration der Lösung seine Erklärung. So viel wir
                              wissen, wird das Schmackextract von E. Coez und Comp. in St. Denis bei Paris dargestellt und kommt durch
                              E. Javal frères
                                  und Comp. von Hamburg aus zu 16 Thalern pro Centner in den Handel.
                           Zu seiner Benutzung ist weiter nichts nöthig als eine Verdünnung mit heißem Wasser.
                              Dieß ist der Hauptvortheil, welchen das Extract den Blättern gegenüber darbietet;
                              man erspart das Auskochen der Blätter und damit viel Zeit und Raum. Außerdem hat man
                              den Vortheil den Zusatz von Extract für jede Farbe genau nach dem Gewicht bestimmen
                              zu können, was beim Schmack nicht immer möglich ist. In der Baumwollen-Stückfärberei hat sich das Extract zur Darstellung aller
                              Grau-Nüancen sehr gut bewährt. Eine besondere Zukunft wird demselben in der
                              Färberei der losen Wolle, wollener Stücke und Doubles
                              prophezeit, weil hier
                              die nachträgliche Zugabe von Schmackextract behufs der
                              Nüancirung häufig sehr wünschenswert, aber mit Blättern meist nicht auszuführen
                              ist.
                           Für die Anwendung zum Schmackiren gewöhnlicher Baumwollengarne wird voraussichtlich
                              der Blätterschmack seine Bedeutung nicht verlieren. Die Anwendung des
                              Schmackextractes dürfte im Allgemeinen noch zu kostspielig seyn. Dagegen wird der
                              etwas höhere Preis des Extractes in der Baumwollen-Stück- und in der
                              Wollenfärberei durch die Annehmlichkeiten in der Anwendung derartig aufgewogen, daß
                              uns mehrere Färbereien bekannt sind, in denen fast ausschließlich Schmackextract an
                              Stelle des Schmacks benutzt wird. (Reimann's
                              Färberzeitung, 1873 Nr. 34.)
                           
                        
                           Ueber ein neues, von Dr. Schönn entdecktes sehr empfindliches Reagens auf
                              Wasserstoffsuperoxyd.
                           Jedenfalls ist es als ein Gewinn für die Wissenschaft zu betrachten, wenn zur
                              Nachweisung eines Stoffes außer einem bestimmten seither in Anwendung gebrachten
                              Reagens noch ein zweites, diesem an Schärfe und Empfindlichkeit gleichkommendes
                              Erkennungsmittel entdeckt wird, insofern dadurch die Ermittelung eines Stoffes nicht
                              nur erleichtert wird, sondern auch an Zuverlässigkeit und Bestimmtheit gewinnt. In
                              Bezug nun auf die Nachweisung geringer Mengen von Wasserstoffsuperoxyd, so besitzen
                              wir zwar schon in dem jodcadmiumhaltigen Stärkekleister, unter Hinzuziehung eines
                              Krastallfragmentes von Eisenvitriol, ein sehr empfindliches Reagens; indeß dürfte in
                              vielen Fällen, besonders bei Controlversuchen, das hier in Rede stehende neue
                              Reagens, welches an Schärfe und Empfindlichkeit jenem nichts nachgibt, eine gleich
                              nützliche Verwendung zulassen. Dieses von Dr. Schönn entdeckte Reagens besteht in einer Titansäurelösung, welche in wasserstoffsuperoxydhaltigen
                              Flüssigkeiten, je nach deren Gehalt an Wasserstoffsuperoxyd, eine orange oder gelbe Färbung
                              verursacht. Unseren Beobachtungen zufolge, erhält man eine in dieser Beziehung sehr
                              wirksame Titansäurelösung auf folgende Weise: Man bereite sich eine Auflösung von
                              geglühter Titansäure in concentrirter Schwefelsäure in der Siedhitze und schütte
                              nach erfolgter Auflösung die saure Flüssigkeit in eine größere Menge kalten Wassers;
                              dadurch scheidet sich Titansäurehydrat ab, welches nun in verdünnter Schwefelsäure
                              beim Erwärmen mit Leichtigkeit sich löst und das in Rede stehende Reagens
                              repräsentirt. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1872
                              Nr. 21.)
                           
                        
                           Ueber ein ferneres außerordentlich empfindliches Reagens auf
                              Wasserstoffsuperoxyd; von Prof. Böttger.
                           Setzt man zu einem Wasser einige Tropfen jodcadmiumhaltige Stärkelösung und
                              unmittelbar darauf einen oder zwei Tropfen einer Eisenoxydulsalzlösung oder ein
                              Krystallfragment dieses Salzes, so färbt sich bekanntlich das Wasser, falls es
                              selbst nur Spuren von Wasserstoffsuperoxyd enthält, mehr oder weniger dunkelblau,
                              ein Prüfungsverfahren, welches, von Prof. Schönbein
                              herrührend, an Empfindlichkeit kaum etwas zu wünschen übrig läßt. Das von uns
                              entdeckte neue Reagens zeichnet sich indeß gleichfalls im hohen Grade durch Schärfe
                              und Empfindlichkeit aus und wird daher in vielen Fällen mit Vortheil als
                              controlirendes Mittel benutzt werden können. Dasselbe besteht in einer Auflösung von
                              salpetersaurem Silberoxyd-Ammoniak, in welcher jedoch keine Spur freien
                              Ammoniaks enthalten seyn darf. Setzt man davon zu einem wasserstoffsuperoxydhaltigen
                              Wasser einige Tropfen und erhitzt es zum Sieden, so entsteht augenblicklich eine
                              starke Trübung in der Flüssigkeit, in Folge einer Silberreduction (einer
                              Ausscheidung fein zertheilten grauen Silberstaubes). (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1872 Nr. 21.)
                           
                        
                           
                           Gewinnung des Zinnes aus Weißblechabfällen, nach Moulin und Dolé in
                              Chauny.
                           Man behandelt die Weißblechabfälle mit Chlor, Königswasser oder flüssiger oder
                              gasförmiger Salzsäure; letzteres Reagens gibt die besten Resultate. Man füllt
                              kammerförmige Räume mit den Abfällen an, und zwar in der Art, daß das Gas zwischen
                              allen Stücken circuliren kann, und läßt aus Kochsalz und Schwefelsäure bereitete
                              Salzsäure eintreten. Das Eisen wird kaum angegriffen, so lange noch freies Zinn
                              vorhanden ist, und man kann daher leicht den Punkt bestimmen, wo die Operation
                              unterbrochen werden muß. Die Stücke werden mit wenig Wasser abgespült, und das Zinn
                              aus der Lösung durch Eisen oder Zink niedergeschlagen; endlich wird es mit Wasser,
                              verdünnter Schwefelsäure und von Neuem mit Wasser gewaschen, getrocknet und
                              geschmolzen. (Französisches Patent vom 9. März 1872.) (Berichte der deutschen
                              chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1138.)
                           
                        
                           Ermittelung des Wassers im Glycerin mittelst des specifischen
                              Gewichtes; von Apotheker Schweikert in
                              Dingelstädt.
                           
                              
                                 SpecifischesGewicht
                                 Wasser inProcenten
                                 SpecifischesGewicht
                                 Wasser inProcenten
                                 SpecifischesGewicht
                                 Wasser inProcenten
                                 
                              
                                 1,267
                                   0
                                 1,209
                                 18
                                 1,156
                                 36
                                 
                              
                                 1,264
                                   1
                                 1,206
                                 19
                                 1,153
                                 37
                                 
                              
                                 1,260
                                   2
                                 1,203
                                 20
                                 1,150
                                 38
                                 
                              
                                 1,257
                                   3
                                 1,200
                                 21
                                 1,147
                                 39
                                 
                              
                                 1,254
                                   4
                                 1,197
                                 22
                                 1,145
                                 40
                                 
                              
                                 1,250
                                   5
                                 1,194
                                 23
                                 1,142
                                 41
                                 
                              
                                 1,247
                                   6
                                 1,191
                                 24
                                 1,139
                                 42
                                 
                              
                                 1,244
                                   7
                                 1,188
                                 25
                                 1,136
                                 43
                                 
                              
                                 1,240
                                   8
                                 1,185
                                 26
                                 1,134
                                 44
                                 
                              
                                 1,237
                                   9
                                 1,182
                                 27
                                 1,131
                                 45
                                 
                              
                                 1,234
                                 10
                                 1,179
                                 28
                                 1,128
                                 46
                                 
                              
                                 1,231
                                 11
                                 1,176
                                 29
                                 1,126
                                 47
                                 
                              
                                 1,228
                                 12
                                 1,173
                                 30
                                 1,123
                                 48
                                 
                              
                                 1,224
                                 13
                                 1,170
                                 31
                                 1,120
                                 49
                                 
                              
                                 1,221
                                 14
                                 1,167
                                 32
                                 1,118
                                 50
                                 
                              
                                 1,218
                                 15
                                 1,164
                                 33
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1,215
                                 16
                                 1,161
                                 34
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1,212
                                 17
                                 1,159
                                 35
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber Schmalzöl und Schmalzbutter.
                           Schmalzöl und Schmalzbutter werden seit einigen Jahren in Hamburg und Leipzig aus
                              Repsöl fabricirt. Nach C. Puscher läßt sich das
                              Rübsamenöl in folgender Weise von seinem unangenehmen Geruch und Geschmack befreien
                              und in angenehm süßlich schmeckendes Schmalzöl verwandeln. 6 Loth feingepulverte
                              Kartoffelstärke rühre man unter 6 Pfd. Repsöl und erhitze solches in einem gut
                              verzinnten kupfernen Kessel unter stetem Umrühren mittelst eines hölzernen Spatels,
                              am besten in einem Sandbade bis zum angehenden Sieden. Hierbei fängt das Oel an zu
                              schäumen, weßhalb es räthlich ist, ein zwei Mal so großes Gefäß als der Raum des
                              Oeles einnimmt, anzuwenden. Nach einer Viertelstunde läßt dieses Schäumen nach, das
                              Oel kocht nun ruhig fort, die darin suspendirte Stärke färbt sich schwarzbraun und
                              eine starke Entwickelung des unangenehm riechenden ätherischen Oeles findet statt. Letztere Entwickelung
                              ist bei größeren Quantitäten sehr stark und ist es daher rathsam die Operation unter
                              einem gutziehenden Schlot vorzunehmen. Man läßt nun das Oel 2 bis 3 Stunden, bei
                              größeren Quantitäten noch länger, fortsieden, bis dasselbe seinen widerlichen Geruch
                              und Geschmack mit einem angenehm süßlichen vertauscht hat. Der Kessel wird dann vom
                              Feuer entfernt und das erkaltete Oel zum Absetzen der gebildeten Stärkekohle in ein
                              passendes Gefäß gegossen. Nach 48 Stunden Ruhe erhält man ein klares, goldgelb
                              gefärbtes Oel, welches sich kalt zu Salat und erhitzt zu den verschiedensten Speisen
                              mit Vortheil anstatt Butter und Schmalz verwenden läßt. Um ein Entzünden des Oeles
                              zu verhüten, muß das Erhitzen desselben nothwendig im Sandbad vorgenommen werden.
                              Die Feuerung kann dann auch mit dem billigsten Brennmaterial geschehen. Der Verlust
                              bei dieser Reinigung beträgt kaum 2 Proc. Ein so zubereitetes, also von Wasser und
                              ätherischen Oelen befreites Repsöl hat auch die Eigenschaft erlangt, an der Luft
                              nicht ranzig zu werden, eignet sich daher auch als ein vortreffliches und billiges
                              Schmiermittel zu allen Maschinentheilen. Vermischt man 2 Thle. von diesem Oel mit 1
                              Thl. frischem Rindsfett, so stellt dieses Gemisch die oben erwähnte Schmalzbutter
                              dar. Daß man statt Kartoffelstärke auch Weizenstärkeabfälle, Sägespäne etc. anwenden
                              kann, ist nicht zu bezweifeln.
                           
                        
                           Verbesserung des Appert'schen
                              Conservationsverfahrens.
                           Das von Appert herrührende Verfahren Fleisch, Fische etc.
                              zu conserviren, ist von Jones wesentlich verbessert
                              worden. Die Verbesserung besteht darin, daß man auf den Büchsen, welche die zu
                              conservirenden Speisen aufzunehmen bestimmt sind, eine kleine Röhre anbringt, und
                              daß man, während die gefüllte Büchse in dem kochenden Wasser steht, diese Röhre mit
                              einem Raum in Verbindung setzt, aus welchem die Luft ausgetrieben worden ist.Man s. Ott's Bericht über das präservirte Fleisch
                                    von Australien und Neu-Seeland, im vorhergehenden Heft S. 231. Man braucht die Speisen dann nicht einer so hohen Temperatur auszusetzen,
                              und das Fleisch behält unter diesen Umständen besser den Geschmack des frischen
                              Fleisches. (Le Technologiste, Juli 1873, S. 308.)
                           
                        
                           Ueber ein neues Fleisch-Extract; von O. Leube.
                           1000 Grm. von Fett und Knochen ganz freien Rindfleisches werden fein zerhackt, in
                              einen Thon- oder Porzellantopf gebracht und mit 1000 Kub. Cent. Wasser und 20
                              Grm. reiner Salzsäure angesetzt. Das Porzellangefäß wird hierauf in einen Papin'schen Topf gestellt, mit einem festschließenden
                              Deckel zugedeckt und zunächst 10 bis 15 Stunden lang gekocht (während der ersten
                              Stunden unter zeitweiligem Umrühren). Nach dieser Zeit nimmt man die Masse aus dem
                              Topfe und zerreibt sie in einem Mörser, bis sie emulsionsartig aussieht. Hierauf
                              wird sie noch 15 bis 20 Stunden lang gekocht, ohne daß der Deckel des Papin'schen Topfes gelüftet wird, dann wie eine
                              Saturation bis fast zur Neutralisation mit kohlensaurem Natron versetzt, endlich bis
                              zur Breiconsistenz eingedampft, in fünf Portionen (à 250 Grm. Fleisch) abgetheilt und in Büchsen verabreicht. Der
                              Preis einer Büchse stellt sich auf 10 bis 12 Sgr. Der Verfasser hat dieses Mittel
                              von ganz ausgezeichnetem Erfolge gefunden, bei den verschiedensten Magenkrankheiten
                              und überall da, wo die Darmschleimhaut vor stärkeren Reizen bewahrt werden muß;
                              namentlich hat er dasselbe bei Typhus-Reconvalescenten vielfach mit Nutzen
                              gereicht. Er gibt es entweder rein oder in Fleischbrühe, welcher je nach dem
                              Geschmacke des Patienten etwas Liebig'sches
                              Fleischextract zugesetzt werden kann, und zwar so lange, als der Kranke dieser
                              Speise nicht überdrüssig
                              wird, in welchem Falle nebenbei Milch mit gestoßenem Zwieback verabreicht wird.
                              (Berl. Klin. Wochenschr. 1873 S. 195; chemisches Centralblatt, 1873 S. 462).
                           
                        
                           Bereitung eines haltbaren Kittes zu einem Aquarium.
                           Hierzu nimmt man, nach einer Angabe des Kunst-Glasers F. Klein in Rehden (Industrie-Blätter) zu gleichen Theilen
                              Schwefelblumen, gestoßenen Salmiak und Eisenseilspäne, vermischt Alles mit gutem
                              Leinölfirniß und setzt alsdann so viel reines Bleiweiß hinzu, bis eine feste, bequem
                              sich verarbeiten lassende Masse entstanden ist.
                           
                        
                           Pausen.
                           Um gewöhnlichem Durchzeichenpapier nach Vollendung der Zeichnung die Durchsichtigkeit
                              auf eine leichte Weise zu nehmen, empfiehlt G. Gramm
                              (deutsche Bauzeitung) eine eingehende Behandlung mit Alkohol. Es wird dazu eine ca. 4 Centimeter im Durchmesser haltende Dose aus
                              Eisenblech zur Aufnahme des Alkohols angewendet, die am besten mit starkem Alkohol
                              gefüllt wird. Die Zeichnungen werden mit Hülfe einer dünnen Stange von Eisen, an
                              deren unterem Ende sich ein Teller mit Rand befindet, eingetaucht. Zum Verschluß der
                              Dose dient eine Kapsel von Blech. Die Durchzeichnungen werden ausgerollt, über die
                              Stange geschoben und in die Dose gesteckt. Bei Anwendung starken Alkohols genügen
                              circa 10 Minuten zur Entölung, während bei starker
                              von Oel gesättigter Flüssigkeit eine längere Zeit, etwa zwei Stunden, erforderlich
                              wird. Ebenso werden bei ganz frischem Alkohol die entölten Papiere blendend weiß. Es
                              ist also nicht nöthig, stets frischen Sprit zur Anwendung zu bringen, sondern es
                              genügt, falls die Operation nicht in der angegebenen kurzen Zeit ausgeführt werden
                              muß, nur den verdunsteten Spiritus durch neuen zu ersetzen und den sich bildenden
                              Bodensatz ab und zu abzusondern. Beim Trocknen empfiehlt es sich, die aus der Büchse
                              entnommene Zeichnung glatt zwischen zwei ordinäre Pappen zu legen und etwas
                              beschwert trocknen zu lassen. Das Trocknen währt ca.
                              fünf Minuten. Durch dieses Verfahren wird dem Pauspapier das Aussehen dünnen
                              Zeichenpapieres gegeben; die Festigkeit des Papieres gewinnt dabei, indem die dem
                              Oelpapier anhaftende Sprödigkeit vollständig verschwindet. Die Zeichnung kann man
                              mit allen Farben vorher ausführen, doch kann man auch sehr gut nach geschehener
                              Linearzeichnung auf dem so präparirten Papier coloriren. Nur ist die Anwendung von
                              Gummigutt zu vermeiden, da dieser Stoff durch Alkohol gelöst wird. Mit starker
                              Tusche ausgeführte Schrift wird durch die beschriebene Behandlung ganz unempfindlich
                              gegen Wasser, das sogenannte Auslaufen tritt später nicht mehr ein. Auch schon
                              aufgeklebte Pausen lassen sich auf die beschriebene Weise entölen und erhalten ein
                              weißes Aussehen. (Deutsche Industriezeitung, 1873 S. 286.)
                           
                        
                           Berichtigung.
                           In Koppmayer's Abhandlung: „Bestimmung des Schwefels im Roheisen, Schmiedeeisen und
                                    Stahl,“ im vorhergehenden Heft lese man S. 185. Zeile 15 von
                              oben: 0,01 Proc. 0,001 Grm. (statt: 0,1 Proc.).