| Titel: | Das chilenische Verfahren zur Amalgamation der Silbererze. Nach französischen Quellen bearbeitet von Fr. Prime, Prof. der Metallurgie zu Gaston in Pennsylvanien. | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. IX., S. 46 | 
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                        IX.
                        Das chilenische Verfahren zur Amalgamation der
                           Silbererze. Nach französischen Quellen bearbeitet von Fr. Prime, Prof. der Metallurgie zu Gaston in Pennsylvanien.
                        Aus dem American
                                 Chemist, September 1873, S. 87.
                        Prime, über das chilenische Verfahren zur Amalgamation der
                           Silbererze.
                        
                     
                        
                           Das früher in Chile gebräuchliche Verfahren zur Entsilberung silberhaltiger Erze war
                              der gewöhnliche Patio-Proceß; dasselbe wurde aber bald durch eine andere
                              Methode verdrängt, welche zur Grundlage des jetzt dort allgemein üblichen Verfahrens
                              wurde. Diese Methode bestand in der Behandlung reichhaltiger geschwefelter Erze mit
                              schwefelsaurem Kupferoxyd, Chlornatrium und Quecksilber in Kupfergefäßen. Nach
                              Verlauf einer verhältnißmäßig kurzen Zeit war fast alles Silber amalgamirt, freilich
                              nur unter Aufwand einer großen Quecksilbermenge, indem der Verlust an diesem Reagens
                              häufig 200 bis 250 Theile auf 100 Theile Silber betrug. Dennoch wurde dieses
                              Verfahren zur Extraction von Erzen, deren Silbergehalt mehr als 0,02 Procent war,
                              vielfach angewendet und zwar sowohl wegen der zur Ausführung des Processes
                              erforderlichen kurzen Zeit – indem derselbe bei Anwendung von Wärme kaum zwei
                              Stunden beanspruchte – als auch wegen der geringen Menge des in den
                              Rückständen verbleibenden Edelmetalles, welche kaum 0.0003 Proc. betrug. Die enorme
                              Menge des in den Revieren von Chanarcillo geförderten Chlorsilbers, Jodsilbers und
                              Chlorbromsilbers erheischte bald die Einführung einer noch rascher ausführbaren,
                              wenn auch weniger exacten Entsilberungsmethode als die, welche mittelst des
                              bisherigen Verfahrens möglich war. Um eine Vorstellung von der Menge der zu
                              entsilbernden Erze zu geben, wird die Angabe genügen, daß die einzige Grube
                              „Descubridora“ in den Jahren 1831 bis 1851 die Summe von
                              dreiundneunzig Millionen Dollars producirte.
                           Bei dem zur Verhüttung dieser Erze angewendeten neuen Processe wurden dieselben
                              ebenso wie bei dem früheren Verfahren gequetscht und gepocht. Das Pochmehl wurde
                              mittelst eines Wasserstromes durch Gerinne in eisenblechene Sümpfe von 6 1/2 Fuß
                              Durchmesser und 9 3/4 Fuß Tiefe so geführt, daß der Strom in mehrere hinter einander
                              befindliche Sümpfe trat, bis dieselben mit der Trübe gefüllt waren, worauf man sie
                              acht bis zehn Stunden lang sich selbst überließ, so daß die Schlämme sich absetzen
                              konnte. Nach Verlauf dieser Zeit wurde das klare Wasser abgezogen und die Schlämme
                              wurde in die „tinas“ (Tienen)
                              umgestochen. Diese tinas sind hölzerne, mit gußeisernen Böden versehene
                              Kufen von 5 Fuß 10 Zoll bei 3 Fuß 11 Zoll engl.; in ihrer Achse läuft eine mit
                              eisernen, über den Boden hinwegschleifenden Armen oder Flügeln versehene Welle um.
                              Jede tina wurde mit einer Erzcharge von etwa anderthalb
                              Tonnen beschickt. Die Erze waren ein Gemenge von Chlorsilber, Jodsilber und
                              Bromsilber mit einer aus kohlensaurem Kalk, kohlensaurem Baryt, Thon und Eisenoxyd
                              bestehenden Gangart. Diese Erzcharge wurde nun mit einer Quecksilbermenge versetzt,
                              welche ungefähr das Zwanzigfache des im Erze enthaltenen Silbers betrug. Hierauf
                              wurde die Welle angelassen; dieselbe machte ungefähr vier Umdrehungen per Minute. Diese Operation wurde zwanzig Stunden lang
                              fortgesetzt; nach Verlauf dieser Zeit galt der Amalgamationsproceß für vollständig
                              erfolgt. Nun wurde ein Strom Wasser in die tina
                              zugelassen und das Durchrühren der Masse mittelst der Flügelwelle fortgesetzt.
                              Dadurch wurden die Schlämme in Sümpfe geführt; sobald das Wasser aus der tina. klar abfloß, wurde eine am unteren Theile der Kufe
                              angebrachte Oeffnung gelüftet und das nebst dem Amalgam abfließende Quecksilber
                              wurde in einem gußeisernen Behälter, der „cocha“, aufgefangen. Hierauf wurde das Amalgam durch ein
                              Stück dicken Baumwollenzeugs gepreßt und für die spätere Destillation bei Seite
                              gelegt.
                           Die Arbeitslöhne, Quecksilberverluste und verschiedene andere Ausgaben beliefen sich
                              auf 9 Dollars 30 Cents per Tonne Erz mit weniger als
                              0,005 Proc. Silbergehalt. Die ganze Operation, einschließlich der Aufbereitung der
                              Erze, beanspruchte einen Zeitaufwand von ungefähr sechzig Stunden. Die von der Fluth
                              mitgenommenen, in Sümpfen aufgefangenen Schwänzel und Aefter enthielten noch eine
                              geringe, gegen 0,0008 bis 0,001 Proc. betragende Menge Silber bei Erzen von dem
                              vorhin angegebenen Gehalte und bei reicheren Erzen von derselben Beschaffenheit nie
                              über 0,002 Proc. Das ausgebrachte Feinsilber enthielt kaum 0,01 Proc. fremdartige
                              Beimengungen.
                           Das im Vorstehenden beschriebene Verfahren wurde später verschiedentlich abgeändert.
                              Die zur Behandlung des Erzes in den tinas mit Ausschluß
                              des Auswaschens des Amalgams erforderliche Zeit wurde auf sechs Stunden reducirt und
                              nach diesem abgekürzten Verfahren wurden Erze bis zu einem Silbergehalte 30 Proc.
                              verhüttet.
                           In Folge eines mit der größeren Teufe der Gruben zunehmenden Gehaltes der Erze an
                              Sulfureten traten Veränderungen in den Ergebnissen der eben beschriebenen
                              Amalgamationsmethode ein; der Metallgehalt der Fluthafter und Schwänzel nahm in
                              solchem Grade zu, daß das Silberausbringen sich verminderte.
                           
                           Diese After und Schwänzel, welche zur Zeit des Amalgamationsverfahrens über die Halde
                              gestürzt wurden, bildeten in der Nähe der Hüttenwerke enorme Haufen armer Erze,
                              deren Haltigkeit täglich größer wurde und zwar um so mehr, als auch die auf den
                              Scheidebänken sowie bei der Klaubarbeit abfallenden geringeren Erze hinzukamen.
                           Es wurden demzufolge Versuche zur Extraction des Silbers aus diesen gewaltigen Massen
                              von Schwänzeln etc. gemacht. Zuerst probirte man es mit dem Röst- und
                              Chlorirungsverfahren, wie es in Freiberg üblich ist, erhielt aber in Folge der
                              Unerfahrenheit der Hüttenarbeiter sehr ungenügende Resultate. Dann versuchte man es
                              mit dem Chloriren und der darauf folgenden Behandlung mit Ammoniak; aber die mit
                              dieser Methode erzielten Ergebnisse waren wegen der hohen Ammoniakpreise noch
                              weniger lohnend und aufmunternd. Auch das Ziervogel'sche
                              Verfahren blieb ohne befriedigende Resultate.
                           Hierauf nahm man seine Zuflucht zu dem Eingangs dieser Mittheilung erwähnten, seit
                              langer Zeit schon aufgegebenen Processe. Wie oben angegeben, wurden die (negrillo genannten) reichhaltigen geschwefelten Erze in
                              kupfernen Kesseln mit Kupfervitriol, Kochsalz und metallischem Quecksilber
                              behandelt. Die dabei stattfindenden Reactionen sind die durch die nachstehenden
                              Formeln versinnlichten:
                           CuSO⁴ + 2 NaCl = CuCl² + Na²SO⁴
                           d.h. das schwefelsaure Kupferoxyd wandelt sich in Gegenwart
                              des Chlornatriums zu Kupferchlorid um. Dieses letztere wird beim Erhitzen durch das
                              Kupfer des Kessels zu Kupferchlorür:
                           Cu²Cl + Cu = Cu²Cl²
                           Das Kupferchlorür wirkt in Gegenwart des Schwefelsilbers und des metallischen
                              Quecksilbers auf das erstere, während die Affinität des Quecksilbers zum Silber
                              diese Reaction befördert:
                           Ag²S + Cu²Cl² + n Hg = 2 AgHg + CuCl² + CuS + (n
                              – 2) Hg.
                           Somit entsteht Silberamalgam.
                           Wie wir bereits oben sahen, war dieser Proceß in seiner früheren Ausführungsweise mit
                              einem bedeutenden Quecksilberverluste verbunden. Die Reaction, durch welche das
                              Kupferchlorid zu Chlorür umgewandelt wurde, erfolgte damals auf Kosten des Metalles
                              der Kupferkessel und des Quecksilbers. Dadurch entstanden die großen Verluste an
                              letzterem und die Gefäße wurden rasch zerstört. Als man daher zu diesem Verfahren
                              zurückkehrte, war es die erste Sorge, das Kupferchlorür für sich in besonderen
                              Gefäßen und auf anderem Wege zu erzeugen.
                           Das jetzige Verfahren zur Darstellung des Kupfersalzes ist nun das folgende. Zunächst
                              wird das Kochsalz in Wasser gelöst und zwar nimmt man auf je 100 Theile Erz 5
                              Theile Salz. Ebenso wird der Kupfervitriol in Wasser zu einer 20°
                              Baumé starken Salzlauge gelöst, und mit der Chlornatriumlösung bis zur
                              Sättigung versetzt, wodurch das Kupfersulfat zu Chlorid umgewandelt wird. Das
                              letztere wird in einen Holzbottich gebracht, in welchem sich metallisches Kupfer
                              befindet; hierauf wird die Flüssigkeit durch den in den Bottich eingeleiteten Dampf
                              von 3 Atmosphären Spannung zum Kochen gebracht. Bei der Temperatur von 100°
                              Cels. wirkt nämlich das Kupferchlorid auf das metallische Kupfer ein und es bildet
                              sich Kupferchlorür, welches zur Amalgamation verwendet wird. Die Beendigung dieser
                              Reaction wird daran erkannt, daß, wenn man 50 Kub. Cent. der Lösung aus dem Bottich
                              herausnimmt und in 1000 K. C. (1 Liter) Wasser gießt, ein weißer pulverförmiger
                              Niederschlag von Kupferoxychlorid entsteht und die Flüssigkeit ganz farblos wird.
                              Das auf diese Weise erhaltene Kupferchlorür muß möglichst bald nach seiner
                              Darstellung verbraucht und zur Vermeidung der Bildung von unlöslichem Oxychlorid vor
                              Berührung mit der Luft sorgfältig geschützt werden. Zur Verhütung dieser Oxydation
                              säuert man die Chlorürlösung schwach mit Schwefelsäure an.
                           Wir wollen jetzt zur Behandlung der Erze selbst übergehen.
                           Dieselben werden zunächst in Schliech oder Pulver verwandelt. Zu diesem Zwecke dient
                              die trapiche, eine Maschine, die den in Oelmühlen,
                              Cementfabriken u.s.w. gebräuchlichen Kollergängen oder Schleppzeugen ähnlich ist.
                              Den Haupttheil derselben bilden zwei verticale gußeiserne Räder oder Cylinder von je
                              vier Tonnen (80 Centner) Gewicht, die mit einem schmiedeisernen oder stählernen
                              Rande oder Reifen versehen sind. Diese Räder laufen an einer durch einen beliebigen
                              Motor getriebenen Achse und machen zehn bis zwölf Umgänge in der Minute; sie bewegen
                              sich auf einer entweder aus Gußeisen oder aus Stahl angefertigten Scheibe, der solera, auf welcher das Erz ausgebreitet und durch die
                              Räder oder Cylinder zu feinem Pulver zermahlen wird. Während des Umganges der Räder
                              läuft ununterbrochen Wasser auf die Scheibe, durch welches der Erzschliech
                              weggeführt wird; die Menge desselben wird von der Feinheit des Kornes, welche der
                              Schliech erhalten soll, bedingt. Die Trübe tritt in mehrere hinter einander
                              angebrachte Sümpfe, in denen sich der Schliech absetzt, und fließt aus dem letzten
                              derselben klar ab. Ist der erste Sumpf vollständig mit Trübe gefüllt, so wird das
                              Wasser von ihm abgestellt; nach achtstündiger Ruhe hat sich die Schlämme vollständig
                              abgesetzt. Das klar gewordene Wasser wird abgelassen und die einen dicken Teig
                              bildenden Schlämme werden auf eine ebene Bühne oder Sohle gestochen, auf der man sie
                              an der Luft vollständig trocken werden läßt. Die Schlämmsümpfe sind an der Basis etwa 16
                              1/4 Fuß lang, 6 1/2 Fuß breit und 3 Fuß 4 Zoll hoch.
                           Zum Behufe des Amalgamirprocesses selbst wird der gehörig getrocknete Erzschliech in
                              Fässer gefüllt, deren Fassungsraum von einer bis zu vier Tonnen geht; man gibt denen
                              von der letztgedachten Capacität, welche 5 Fuß 10 Zoll Höhe bei 4 Fuß 10 1/2 Zoll
                              Durchmesser haben und deren Dauben etwa 3 Zoll dick sind, gegenwärtig den Vorzug.
                              Die sonstige Einrichtung der Amalgamirfässer stimmt mit derjenigen der früher in
                              Freiberg üblichen fast ganz überein.
                           Eine Charge besteht aus vier Tonnen Schliech, mit soviel von der saumure (der Kupferchlorürlösung) versetzt, daß beide
                              einen dicken Teig bilden. Diesem wird magistral in einer
                              dem Silbergehalt des Erzes und der Natur seiner Gangart entsprechend verschiedenen
                              Menge zugesetzt. Ist die Gangart kalkig, so ist mehr magistral nöthig, als wenn sie thonig oder eisenschüssig ist, da die
                              erstere einen Theil des Kupferchlorürs zersetzt. Für ein weniger als 0,002 Proc.
                              Silber enthaltendes Erz mit gemischter Gangart werden 28 bis 30 Liter magistral angewendet. Die Fässer gehen zunächst zwanzig
                              bis dreißig Minuten lang um, damit die Beschickung Zeit hat, eine teigförmige
                              Consistenz anzunehmen; dann wird das Quecksilber zugesetzt, dessen Menge das
                              zwanzig- bis fünfundzwanzigfache von dem Gewichte des im Erze enthaltenen
                              Silbers beträgt. Hierauf läßt man die Fässer mit einer Geschwindigkeit von vier oder
                              fünf Umgängen per Minute rotiren. Sechs Stunden genügen
                              zur Vollendung dieser Operation.
                           Enthalten die diesem Hüttenprocesse unterworfenen Erze viel Chlorsilber oder
                              Bromsilber, so werden dem Quecksilber auf jede 100 Pfund Silber 25 Pfund Blei zugesetzt und zwar in Form von Amalgam; dasselbe
                              dient zur Verhütung einer Chlorirung des Quecksilbers. Die durch das Chlorsilber
                              hervorgerufene Reaction läßt sich durch nachstehende Gleichung versinnlichen:
                           2 AgCl + Cu²Cl² + n Hg
                              = 2 CuCl² + 2 AgHg + (n – 2) Hg.
                           Das Blei chlorirt sich leichter als das Quecksilber; das durch die Zersetzung des
                              Chlorsilbers und Bromsilbers frei gewordene Brom und Jod wirken auf das erstere ein
                              und verbinden sich mit ihm zu Chlorblei und Bromblei. Auf diese Weise wird zunächst
                              der durch die chemische Verbindung eines Antheils vom Quecksilber bedingte, dann
                              aber auch in zweiter Reihe ein anderer, weit bedeutenderer Verlust an diesem
                              letzteren Metalle vermieden, nämlich derjenige, welcher durch die Zertheilung des
                              Quecksilbers in kleine Tropfen (das Zerschlagen oder Zerstäuben) durch die Einwirkung des entstandenen
                              Quecksilberchlorids bewirkt wird, welches letztere, wenn es sich einmal gebildet hat, diese
                              Kügelchen mit einem wenn auch äußerst dünnen Häutchen überzieht, welches die
                              Homogenität des Metalles zerstört und die Wiedervereinigung der Kügelchen
                              verhinderte. Auf diese Weise wird das Quecksilber in ein Pulver verwandelt und
                              dadurch großer Verlust herbeigeführt. Die Anwendung von Blei reducirt diesen
                              Quecksilberverlust von 150 auf 25 Theile Quecksilber per
                              100 Theile Silber.
                           Ist die Amalgamation vollständig erfolgt, so wird das Amalgam ausgewaschen, was auf dieselbe Weise geschieht, wie bei dem Freiberger
                              Verfahren.
                           Hierauf folgt das Raffiniren des Amalgams, welches noch
                              Kupferoxyd und Schwefelkupfer enthält. Das erstere ist in Folge der Einwirkung des
                              Kalkes der Gangart auf das Kupferchlorid, das letztere in Folge der Reaction des magistral auf das Schwefelsilber der Erze entstanden.
                              Der Raffinirproceß zerfällt in zwei Theile, in den mechanischen und in den
                              chemischen Theil. Der erstere wird in einer tina
                              ausgeführt, welche in ihrer Form und Einrichtung der bereits beschriebenen
                              entspricht. Man bringt das Amalgam in die Kufe und versetzt je 100 Theile desselben
                              mit 10 Theilen metallischen Quecksilbers; dann wird ein Wasserstrom zugeleitet und
                              der Welle eine Geschwindigkeit von 60 Umgängen per
                              Minute ertheilt. In dieser Weise wird das gesammte beigemengte Schwefelkupfer nebst
                              einer allerdings nur sehr geringen Menge des Oxydes entfernt. Die Operation ist
                              vollendet, wenn das Wasser ganz klar abläuft.
                           Zum Behufe der chemischen Reinigung läßt man das Wasser aus der tina ablaufen und setzt per
                              100 Theile Amalgam 2 Theile kohlensaures Ammoniak zu. Man läßt die Welle vier bis
                              fünf Stunden lang umgehen und wäscht dann das Amalgam aus, worauf es von Kupferoxyd
                              gänzlich befreit ist.
                           Die Destillation des Amalgams erfolgt in einem
                              verschlossenen Gefäße per descensum (d.h. die
                              Destillation ist eine in absteigender Richtung erfolgende). Der Ofen besteht aus
                              einer gußeisernen Glocke, deren unterer Theil in einem Wasserbehälter steht, in
                              welchem sich das verdampfte Quecksilber condensirt. Der obere Theil der Glocke ist
                              von einer kreisförmigen Mauer umgeben, so daß zwischen dieser und der Glocke selbst
                              ein ringförmiger Raum von ungefähr 3 bis 5 Zoll Breite bleibt, in den das
                              Brennmaterial zu liegen kommt.
                           Das als Rückstand dieser absteigenden Destillation erhaltene schwammförmige Silber
                              (Silberschwamm, pina) wird in einem Flammofen
                              umgeschmolzen. Das Metallbad muß wiederholt tüchtig durchgekrückt werden; dadurch wird das noch vorhandene
                              Arsen beseitigt, indem sich dasselbe in Folge des Contactes mit den eisernen Krücken
                              und Rührhaken zu Arseneisen verbindet, welches an der Oberfläche des Silbers
                              schwimmt und leicht abgezogen werden kann. Das auf diese Weise erhaltene Silber hat
                              einen Feingehalt von 980 Tausendteln.
                           Das soeben beschriebene Verfahren ist anwendbar für alle Silbererze, mit Ausnahme von
                              silberhaltigem Kupferkies, silberhaltigem Bleiglanz, silberhaltiger Blende und
                              derjenigen Silbererze jeder Art, welche mehr als 1 Proc. freies Arsen enthalten,
                              indem das letztere den Quecksilberverlust bedeutend vermehrt.
                           In dieser Weise ist es möglich, Schwänzel und After von nicht mehr als 0,0004 Proc.
                              und Erze von nur 0,0006 Proc. Silbergehalt zu verhütten. So lange die Haltigkeit der
                              dieser Behandlung unterworfenen Erze nicht über 0,005 Proc. beträgt, bleiben in den
                              von diesem Processe herrührenden Rückständen nicht mehr als 0,00015 bis 0,0002 Proc.
                              Silber zurück.
                           Die mittelst des oben beschriebenen Amalgamationsprocesses verhütteten Erze werden
                              nicht, wie es sonst üblich ist, zu einem gleichmäßigen Durchschnittsgehalte mit
                              einander gattirt, sondern man hat es für vortheilhafter gefunden, die reichen
                              Geschicke für sich zu behandeln. Im letzteren Falle geht die Amalgamation weit
                              rascher von Statten und die Zinsen des Kapitals laufen eine weit kürzere Zeitdauer,
                              so daß die Verhüttungskosten der Rückstände zum größten Theile ausgeglichen
                              werden.
                           Das Quecksilber hat nach fünf- bis sechsmaliger Verwendung zum Amalgamiren so
                              viele Beimengungen aufgenommen, daß dadurch der Amalgamationsproceß verzögert wird.
                              Es wird dann durch Zusatz von 20 Grm. Natriumamalgam auf je 100 Kilogrm. Quecksilber
                              am besten gereinigt.
                           Die Amalgamirwerke werden gewöhnlich in der Nähe eines Wasserlaufes angelegt, um
                              sowohl das Wasser selbst als auch die Triebkraft für die verschiedenen Operationen
                              zur Hand zu haben.
                           Ein solches Werk, welches 8 Tonnen Erze täglich zu verarbeiten im Stande ist, besteht
                              aus:
                           1) Einem Flächenraum von 550 Yards zum Aufschütten der Erze.
                           2) Zwei trapiches, zu deren Betrieb ein Motor von sechs
                              Pferdekräften erforderlich ist.
                           3) Vier Schlämmsümpfen zum Ansammeln des Schliechs.
                           4) Einem Flächenraum vonvou 1100 Yards zum Trocknen der aufbereiteten Erze.
                           
                           5) Zwei Amalgamirfässern mit einem Motor von acht Pferdekräften.
                           6) Einem Bottich zur Aufnahme des Wassers aus den Amalgamirfässern und zur
                              Wiedergewinnung des zerstäubtenzerstäubteu Quecksilbers.
                           7) Einem Bottich oder einer Kufe zum Auswaschen des Amalgams.
                           8) Einem Destillirofen.
                           9) Einem Flammofen zum Umschmelzen des Silberschwammes (der pina)
                           10) Einem Holzbottich zur Darstellung des magistral,
                              nebst einem kleinen Kessel.
                           11) Zwei Kufen zum Auflösen des schwefelsauren Kupferoxyds und des Chlornatriums.
                           12) Einem aus hydraulischem Cement construirten Bassin für die saumure.
                           13) Einem Kessel zur Darstellung der saumure.
                           Außerdem gehören noch dazu Bassins zum Klären und Reinigen des Waschwassers etc.
                           Zu diesem Zwecke läßt man das Wasser durch ein Bett von Aetzkalk hindurchfiltriren,
                              wodurch gleichzeitig die Kupfersalze wiedergewonnen werden. Das Wasser wird dadurch
                              klar und selbst trinkbar.
                           Das Personal eines solchen Amalgamirwerkes besteht aus einem Ober- und einem
                              Unterinspektor, einem Probirer, einem Buchhalter, einem Meister und zehn
                              Hüttenarbeitern.
                           Die Kosten der Amalgamation einer Tonne Erz von 0,002 Proc. Silbergehalt stellen sich
                              in folgender Weise:
                           
                              
                                 Pulvern des Erzes
                                 1
                                 Doll.
                                 49
                                 Cents
                                 
                                    
                                       
                                       Diese Werthe
                                          sind in Courant angegeben.
                                       
                                    
                                 
                              
                                 Quecksilber, magistral,
                                       saumure
                                 3
                                 „
                                 72
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Raffinerie des Amalgams
                                 –
                                 „
                                 4
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Destillation desselben
                                 –
                                 „
                                 4
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Schmelzen und Affiniren des Silbers
                                 –
                                 „
                                 9
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Gezäh- und verschiedene andere Kosten
                                 –
                                 „
                                 93
                                 „
                                 bis 1 Dollar 3 Cents.
                                 
                              
                           Hierin sind weder Interessen einbegriffen (da die Operation nur eine kurze Zeit
                              erfordert), noch ein Tilgungsfond des Kapitals.
                           Der größte Vorzug des chilenischen Amalgamationsverfahrens liegt in seiner großen
                              Einfachheit. Dieser Proceß macht eine große Menge von den vorbereitenden Operationen
                              unnöthig oder vereinfacht dieselben bedeutend. Vergleicht man das neue Verfahren
                              beispielshalber mit der europäischen Amalgamationsmethode, wie dieselbe früher in
                              Freiberg ausgeführt wurde, so wird man sofort erkennen, daß das chilenische
                              Verfahren sowohl in Bezug
                              auf rasche Ausführbarkeit, als auf Einfachheit dem Freiberger Processe sehr weit
                              überlegen ist. Die schwierige Operation des Röstens mit ihren heiklen
                              Manipulationen, welche die Ursache fast aller Silberverluste ist, fällt gänzlich
                              weg. In Hinsicht auf die Kürze der Zeit, welche seine Ausführung erfordert,
                              übertrifft das beschriebene Verfahren die amerikanische Amalgamationsmethode, wie
                              dieselbe in Mexiko üblich ist, in unvergleichbarem Grade und ersetzt die
                              zweifelhaften und hypothetischen Reactionen dieses Processes durch sowohl exakte,
                              als auch klar definirte Reactionen. Mit einem Worte: das chilenische Verfahren löst
                              in der einfachsten Weise eine Frage der Silberhüttenkunde, welche bisher noch
                              niemals anders als auf weitläufigen und schwierigen Umwegen beantwortet wurde,
                              nämlich die Abscheidung des Schwefels aus dem Silber und die directe Vereinigung des
                              letzteren mit Quecksilber.
                           Schließlich wollen wir darauf aufmerksam machen, daß, während der Amalgamationsproceß
                              überall, sobald dies möglich wird, dem Schmelzprocesse mit Blei weichen muß, dies
                              bei uns nicht der Fall sein wird, da der erstere den letzteren weit übertrifft. Wer
                              die chilenische Methode erfunden hat, ist bis jetzt unbekannt geblieben; es läßt
                              sich nur nachweisen, daß dieser Proceß in Copiapo bereits seit 1862 ununterbrochen
                              in Anwendung gewesen ist.