| Titel: | Ueber die Auswahl der Röstöfen zur Schwefelkies-Verbrennung bei der Schwefelsäurefabrication; von Friedrich Bode in Harkorten bei Haspe (Westphalen). | 
| Autor: | Friedrich Bode | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. X., S. 54 | 
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                        X.
                        Ueber die Auswahl der Röstöfen zur
                           Schwefelkies-Verbrennung bei der Schwefelsäurefabrication; von Friedrich Bode in Harkorten bei Haspe (Westphalen).
                        Mit Abbildungen.
                        Bode, über die Auswahl der Röstofen zur
                           Schwefelkies-Verbrennung bei der Schwefelsäurefabrication.
                        
                     
                        
                           Bei einer kürzlich in Belgien gemachten Reise lernte ich einen neuen Röstofen kennen,
                              welcher eine bisher vorhandene Lücke in der Reihe der gegenwärtig angewandten Oefen
                              ausfüllt und einem vorhandenen Bedürfniß sehr befriedigend abhilft. Obschon ich eine
                              detaillirte Beschreibung des Ofens nicht liefern kann, weil mir am Orte seiner
                              Anwendung, Ruysbroeck-les-Bruxelles, die
                              dieserhalb gestellten Fragen nicht durchweg hinreichend beantwortet wurden, so
                              glaube ich doch, daß schon eine ungefähre Beschreibung und der allgemeine Hinweis
                              auf den Ofen sowie eine Erläuterung des Platzes, welchen er in den gangbaren
                              Systemen einnimmt, den Lesern dieses Journals von einigem Interesse sein wird.
                           
                           Zur Darstellung von Schwefelsäure aus Schwefelkiesen, welche in größeren Blöcken und
                              Stücken angeliefert werden, wie dies z.B. mit den Riesen von Meggen oder Altenhundem in Westphalen der Fall
                              ist, werden allgemein „Kilns“ angewandt. Diese Kilns haben in
                              einzelnen älteren und kleineren Fabriken noch ganz die Form und Größe der
                              eigentlichen Kilns, wie sie in der Hüttentechnik noch heute vielfach angewandt
                              werden und wie man sie beispielw. in der neuen Auflage von Knapp's
                              „Chemische Technologie“ beschrieben und abgebildet findet.
                           Die Schwefelkiese, welche zur Schwefelsäurefabrication verwandt werden, haben aber
                              durchschnittlich einen so ausreichenden Gehalt an Schwefel und verhältnißmäßig so
                              wenig beibrechende Gangart, daß man zur Verbrennung derselben der hohen
                              Brennschichten, welche jene Kilns erfordern und gestatten, nicht bedarf. Und man
                              scheint einerseits aus diesem Grunde, andererseits auch wegen der unangenehmen
                              Sauenbildung – Zusammenbacken der Beschickung in große unförmliche Klumpen,
                              so daß das Entleeren des Ofens beschwerlich wird –, welche bei
                              schwefelreicher Beschickung sehr leicht in Folge zu großer Hitze und Mangel an Luft
                              eintritt, diese Kilns (im engeren Sinne des Wortes) bei der Schwefelsäurefabrication
                              sehr bald verlassen zu haben. Wenn diese kleinen schachtofenartigen Kilns auf
                              metallurgischen Hütten sich dagegen noch ziemlich allgemein erhalten haben, so bin
                              ich der Meinung, daß sie hier in vielen Fällen ebenfalls ohne Schaden abgethan und
                              durch ähnliche Oefen ersetzt werden können, wie man sie in den Schwefelsäurefabriken
                              zur Röstung des Schwefelkieses in Gebrauch hat.
                           Der ursprüngliche Kiln wurde nun von den Schwefelsäurefabrikanten in der Weise
                              abgeändert, daß man ihn an Höhe verkürzte, dagegen in der Grundfläche vergrößerte.
                              Dadurch gewann man mehr Rostfläche, die leichte Sauenbildung war beseitigt und der
                              Ofen verlor sein schachtofenartiges Aussehen. Während die eigentlichen Kilns mit
                              sehr kleinen Rosten oder gänzlich ohne Rost gebaut werden, erhielt der abgeänderte
                              Kiln einen ziemlich großen Rost. Man hat deren gegenwärtig bis zu 4 Quadratmeter
                              Rostfläche ohne Absatz.
                           Der Rost wurde früher in der Regel aus gewöhnlichen gußeisernen Roststäben gebildet,
                              wie man sie noch heute bei Kohlenfeuerungen anzuwenden pflegt. Die Abbrände wurden
                              von den Rosten gewöhnlich in der Weise entfernt, daß der Arbeiter mit einem Spieß
                              von unten durch die Zwischenräume der mit etwas Spielraum gelegten Roststäbe in der
                              Masse arbeitete. Zu diesem Zwecke mußten die Oefen von unten aus natürlich
                              zugänglich sein. Man trifft noch jetzt einzelne in dieser Weise eingerichtete Oefen
                              an; zur Nachahmung sind sie aber nicht zu empfehlen und mag als vornehmster Grund
                              nur dieser angeführt sein, daß durch das Stochern beim Dechargiren –
                              beiläufig bemerkt eine sehr unangenehme Arbeit – die Brennschichte im Ofen
                              sehr ungleichmäßig zum Niedersinken gebracht und in der Regel noch ziemlich viel
                              mangelhaft verbrannter Schwefelkies mit durch die Rostspalten gefördert wird.
                           Es haben daher die Kilns mit drehbaren Roststäben sehr schnell Eingang und
                              Verbreitung gefunden. Diese Roststäbe, wohl durchweg von Schmiedeisen, haben meist
                              quadratischen Querschnitt (bis zu 5 Centimeter Seite); angenehmer läßt es sich mit
                              solchen von elliptischem Querschnitt (große Achse 75 und kleine Achse 40 Millimet.)
                              hantieren und zwar, weil es nicht selten vorkommt, daß einzelne Stücke schwierig
                              durch den Rost gehen und beim Drehen der einzelnen Stabe sich einklemmen. In diesem
                              Falle vermag man den elliptischen Stab nicht allein leichter zu drehen, sondern man
                              kann mit demselben auch, bei gleichem Minimalabstande der Stäbe, einen etwas
                              breiteren Durchlaß erzielen, als dies mit quadratischen Stäben thunlich ist, und
                              somit auch klemmende Stücke der Beschickung bequemer beseitigen.
                           Wegen dieses Klemmens kann man auch die Roststäbe selbst nicht wohl von Gußeisen
                              anwenden; man müßte denn ihre Länge sehr kurz oder ihren Querschnitt sehr groß
                              nehmen, in welchem Falle aber wegen des bedeutenden Gewichtes, welches der Rost
                              erlangt, im Verhältniß zu Schmiedeisen Nichts gewonnen wäre.
                           Das Dechargiren der Oefen mit drehbaren Roststäben erfolgt durch aufeinanderfolgendes
                              Drehen der Roststäbe und zwar immer nur eines Stabes auf einmal. Mehrere Stäbe
                              gleichzeitig zu drehen, würde einerseits sehr häufig Schwierigkeiten verursachen,
                              weil sich Stücke zwischen die Stäbe einzwängen, wodurch die Summe der Widerstände
                              leicht zu groß werden würde; andererseits ist es auch nicht nöthig, da die Arbeiter
                              in der Regel nach kurzer Uebung soviel Geschicklichkeit erlangen, daß nach dem
                              successiven Drehen sämmtlicher Stäbe die rückständige Brennschichte im Ofen dennoch
                              ziemlich gut ein gleichmäßiges Niveau behalten hat und vor der nächsten neuen Ladung
                              nur wenig oder gar nicht mit einem Krahl geebnet zu werden braucht.
                           Man kann diese Oefen in ziemlich verschiedener Weise laden, hat dabei aber immer von
                              dem Bestreben auszugehen, einen möglichst gleichmäßigen Gasstrom von Röstgasen für
                              die Bleikammern zu erhalten. Sind letztere klein, mithin weniger Oefen in Anwendung
                              und die Chargen also gering, so wird man öfter beschicken müssen und die einzelnen
                              Ladungen in einen gewissen regelmäßigen Turnus bringen. Sind die Kammern groß und
                              hat man viele Oefen, so brauchen sich der Turnus im Ganzen und die Chargen im
                              Einzelnen seltener zu wiederholen. Während man danach auf einzelnen Fabriken jeden
                              Ofen von 3 zu 3 Stunden frisch besetzt, kenne ich Fälle, wo dies erst von 12 zu 12
                              Stunden erfolgt. Freilich gebraucht man aber dann auch die Vorsicht, die ganze alte
                              Ladung, welche ohnehin so vollkommen als möglich entschwefelt ist, aus dem Ofen zu
                              nehmen, damit sich die neue Ladung langsam entzünde. Andernfalls würde man eine sehr
                              reichliche Bildung von Schlacken und Sauen erzielen.
                           Die Angaben über die Größe der Rostfläche für eine gewisse, in 24 Stunden zu
                              verbrennende Menge Schwefelkies variiren ungemein. Es kann dies füglich auch kaum
                              anders sein. Zunächst ist der disponible Zug nicht überall derselbe; in gleicher
                              Weise variirt die Qualität der Kiese, ebenso auch die Höhe der Brennschichte.
                           Nach meiner Erfahrung kann man für den Kies von Meggen in
                              Westphalen, der in Deutschland ja am meisten verarbeitet wird, auf 4 Quadratmeter
                              Rostfläche bis zu 25 Centner in 24 Stunden rechnen; ohne Anstände kann man bis auf
                              20 Ctr. Schwefelkies für die gleiche Rostfläche herabgehen. Unter diese Menge bei
                              gleichbleibender Rostfläche hinabzusteigen, ist zwar möglich; doch bedarf es
                              gesteigerter Aufmerksamkeit.
                           Die Brennschichten hält man dabei auf 50 und womöglich nicht bis zu 60 Centimeter
                              Höhe. Der Meggener Kies kommt jetzt durchschnittlich mit 41 bis 43 Procent Schwefel
                              in den Handel.
                           Norwegische und schwedische Schwefelkiese, welche in Norddeutschland ziemlich viel
                              verbrannt werden, mit durchschnittlich 40 bis 41 Procent Schwefelgehalt, erfordern
                              im Allgemeinen die gleiche Rostfläche wie die Meggener; auch die Höhe der
                              Brennschichte kann die gleiche sein. Seltsamer Weise gelingt es aber, wie ich mich
                              überzeugt habe, bei Anwendung dieser Kiese besser das Durchsetzquantum bei
                              gleichbleibender Rostfläche wesentlich zu reduciren. Man kann in dieser Beziehung
                              für 4 Quadratmeter Rostfläche bis auf 15 Ctr. Kies und weniger in 24 Stunden
                              herabgehen.
                           Oberschlesischer Schwefelkies aus der Gegend von Beuthen
                              mit 45 Procent Schwefelgehalt gestattet auf 4 Quadratmeter Rostfläche einen Verbrand
                              von 20 bis 23 Ctr. in 34 Stunden. Die Brennschichte muß man bei 40 bis unter 50
                              Centimeter hoch halten.
                           Schweizer Schwefelkies aus dem Wallis wurde bei 35 Procent
                              Schwefelgehalt auf 40 Quadratmeter Rostfläche bis zu 36 Ctr. in 24 Stunden gebrannt,
                              wobei die Höhe der Brennschichte auf 60 Centimeter und darüber zu halten war.
                           
                           Hat man im Gegensatz zu Stückkiesen nur über pulverförmige Kiese, wie sie als
                              Schliege aus manchen Aufbereitungen hervorgehen, zu verfügen, so ist der Schüttofen
                              von Gerstenhöfer am Platze. Die Korngröße des darin zu
                              röstenden Materiales darf nicht wohl über ein Millimeter steigen, wenn man nicht
                              empfindliche Verluste an rückständigem Schwefel in den Abbränden erleiden will.
                           In der Fabrik von Kunheim und Comp. in Berlin werden aber feine Schwefelkiese aus der Grube von Schwelm seit mehreren Jahren auch in Oefen verbrannt,
                              welche sich als Plattenöfen bezeichnen lassen. Man denke sich in dem Ofen
                              verschiedene Sohlen aus sehr flachen Gewölben gebildet. Der frische Kies wird auf
                              die oberste Sohle gebracht und auf derselben ausgebreitet, nach einiger Zeit auf die
                              nächste Sohle herabgekrückt, daselbst wieder ausgebreitet u.s.f. Die Communication
                              zwischen den verschiedenen Sohlen findet immer abwechselnd auf den zwei Seiten des
                              Ofens statt, und der Ofen soll im Ganzen 6 bis 7 Sohlen besitzen. Die Abröstung in
                              diesem Ofen, welcher selbstredend ohne Beihilfe von Kohlen arbeitet, wird gerühmt
                              und von vorneherein erscheint eine gute Entschwefelung auch nicht unwahrscheinlich,
                              weil man die Röstmasse ziemlich lange und ganz nach Bedürfniß im Ofen liegen lassen
                              und einer daraus entspringenden Verminderung des Durchsetzquantums dadurch vorbeugen
                              kann, daß man die Sohlen um eine oder zwei vermehrt. Dies ist bei dem geringen
                              Abstande derselben bei Weitem nicht von der Bedeutung, als wenn diese Sohlen geneigt
                              wären, also mit Vermehrung der Sohlen eine viel beträchtlichere Vermehrung der Höhe
                              verbunden sein würde. Aber allerdings scheint auf der anderen Seite bei diesem Ofen
                              ein ziemlich hoher Betrag von Arbeitskraft oder Arbeitslohn nöthig zu sein. Diese
                              Oefen existiren auch vielfach in Frankreich, taugen aber nur, wie hier ganz
                              besonders hervorgehoben sein mag, für sehr schwefelreiche Kiese und erfordern, wie
                              mir mitgetheilt wird, unausgesetzte Arbeit. Auch soll man
                              die Gase nur mit 5 bis 6 Volumprocenten schwefliger Säure in diesen Oefen erzielen
                              können.
                           Wie sich aus Vorstehendem ergibt, ist die Entscheidung, welchen Ofen man zur
                              Verbrennung des Schwefelkieses anwenden soll, durchaus einfach, so lange man es nur
                              ausschließlich mit Stückkiesen und nur ausschließlich mit Schliegen bis zu ein Millimeter
                              Korngröße zu thun hat. Weniger einfach und einigermaaßen zweifelhaft wird die Sache,
                              wenn man neben Stückkiesen auch Feinkiese, neben Feinkiesen Graupen zur Verfügung
                              hat. Hier läßt sich fast nur mit Berücksichtigung des einzelnen Falles eine
                              angemessene Entscheidung erzielen, und es mag deshalb erlaubt sein einige solcher Fälle, welche häufiger
                              wiederkehren und sich wiederholen, einer näheren Besprechung zu unterziehen.
                           A. Die Stückkiese, welche man von der Grube erhält,
                              müssen in der Regel passend zerkleinert werden. Die Ladungen selbst enthalten
                              bereits einen geringen Theil Gries oder Kläre, welche mit jenem von der durch
                              Schlägeln mit Hand oder in einem Steinbrecher erfolgten Zerkleinerung herrührenden
                              Gries die lästigen Abfälle gaben, welche früher so manchem Fabrikanten Aerger und
                              Sorge verursacht haben.
                           In vielen Fällen wurden und werden jetzt noch diese Abfälle, welche aus Graupen und
                              wirklichem Schlieg bestehen, in Lehm oder Thon angebunden und zu Batzen (Stöckel)
                              geformt, welche man in denselben Oefen mit verbrennt, in denen die Stücke verbrannt
                              werden. Es ist indessen dieses Verfahren wenig zu empfehlen, und es wird nicht
                              Wunder nehmen, daß man bestrebt war, Oefen zu construiren welche gestatteten, diese
                              Abfälle direct zu verbrennen, ohne eine vorangehende Zubereitung derselben zu
                              bedingen.
                           Zwei verschiedene und im Uebrigen doch wieder ziemlich ähnliche Oefen sind hier zu
                              nennen, von denen man sagen kann, daß sie lediglich mit Rücksicht auf die
                              Kiesabfälle construirt worden sind: der Ofen von Perret
                              und der Ofen von Helbig-Hasenclever. Beiden Oefen
                              ist gemeinsam, daß die Verbrennung der Abfälle mit Hilfe der von Stückkies bereits
                              gelieferten Wärme erfolgt. Sie unterscheiden sich aber darin, daß der Perret'sche Ofen über jedem Rost für Stückkies mit horizontal angeordneten Platten aus feuerfestem Material
                              für die Abfälle versehen ist, während Helbig und Hasenclever ihren Ofen, in welchem die Platten geneigt angeordnet sind, mehr als einen von den
                              Stückkiesöfen getrennten Apparat behandeln und an das Ende derselben stellen, so daß
                              die Gase aus den Stückkiesöfen den Aufbau mit den geneigten Platten noch
                              durchziehen.
                           B. Die Oefen von Perret
                              sowohl wie jene von Helbig und Hasenclever würden einen Fabrikanten im Stiche lassen, welcher nur aus
                              solchen Abfällen allein ohne Mithilfe von Stückkies Schwefelsäure erzeugen wollte.
                              Dergleichen Fälle sind nicht allein denkbar sondern liegen in der That auf und in
                              der Nähe von großen Schwefelkiesgruben vor, welche bei der Gewinnung, beim Transport
                              etc. des Schwefelkieses Abfälle von fast der nämlichen Beschaffenheit erhalten, wie
                              der Schwefelsäurefabrikant beim Zerklopfen oder Brechen des Kieses. Gruben, welchen
                              bisher die Aufhäufung dieser Schwefelkiesabfälle eine Last war, hat man u.a. zu Meggen in Westphalen, zu Chessy bei Lyon. Zur Verarbeitung dieser Abfälle
                                 allein genügen die in Rede stehenden Oefen deshalb nicht, weil sie nur auf gleichzeitigen
                              Betrieb mit Stuffwerk basirt sind. Bisher blieb daher nicht gut etwas Anderes übrig,
                              als diese Abfälle, welche ein ziemlich ungleiches Korn haben, noch zu stampfen oder
                              zu mahlen, um sie in Schüttöfen zu verbrennen.Eine Verarbeitung dieser Abfälle im Muffelofen unter Anwendung von Kohle, in
                                    welchem Falle das Mahlen oder Stampfen unterbleiben könnte, darf hier wohl
                                    füglich außer Acht gelassen werden. Nun ist aber das Mahlen von Kies nicht allein eine kostspielige Sache,
                              sondern daneben auch wegen des lästigen Staubes ein so unangenehmes Geschäft, daß
                              man eventuell mit Vergnügen bereit sein wird, das unangenehme Mahlen oder das
                              trockene Stampfen des Kieses zu unterlassen und damit zugleich eine Geldausgabe zu
                              ersparen.
                           Dies erzielt man aber bequem durch den Ofen von Walter in
                              Ruysbroeck-les-Bruxelles. Die
                              Beschreibung desselben wird, soweit ich sie geben kann, am Ende folgen; aber es sei
                              hier sofort erwähnt, daß dieser Ofen eine selbstständige
                              Verbrennung von Graupen ohne Zuhilfenahme von Stückerz gestattet. Diese Graupen
                              können in der Korngröße von 1 1/2 bis 12 Millimeter wechseln; die Zugabe eines
                              ansehnlichen Quantums Staub ist gestattet und recht wohl zulässig.
                           C. Es gibt Erz-Aufbereitungsanstalten, welche,
                              noch bevor die Endproducte, die meist einen feinen Schlieg vorstellen, aus dem
                              Haufwerk erzielt sind, bereits eine gewisse Menge Graupen aus dem Processe entfernen
                              können; dieselben sind entweder durch Waschen bereits von denjenigen Erzen befreit,
                              auf deren Gewinnung man besonders ausgeht oder aber auch so innig mit denselben
                              gemengt und verwachsen, daß die Scheidung geradezu unmöglich oder viel zu theuer
                              würde. Die Graupen, welche abgesetzt werden, sind in der Regel Schwefelkies; und es
                              ist zum Beispiel die Zinkblende ein solches Erz, welches bei nahezu demselben
                              specifischen Gewicht wie dasjenige des Schwefelkieses häufig zu einer gewissen Menge
                              in den Kiesgraupen gelassen wird.
                           Derlei Graupen, welche der betreffenden Aufbereitungsanstalt geradezu Nebenproduct
                              sind, kann man meist zu einem recht billigen Preise beziehen. Bisher hatte man
                              jedoch für die Aufarbeitung derselben entweder nur die Oefen von Hasenclever-Helbig oder
                              von Perret zur Verfügung, oder auf der anderen Seite den
                              Ofen von Gerstenhöfer oder den Kunheim'schen. Nur der letztere, der aber viel Arbeitskraft verlangen
                              dürfte, ist geeignet derlei Graupen direct zu verbrennen; für den Gerstenhöfer'schen Schüttofen würde das Pulvern der
                              Graupen und bei Anwendung der Oefen von Hasenclever-Helbig
                              und von Perret die Anschaffung von Stückkies erforderlich sein,
                              welcher aber in der Regel höher im Preise ist als die nebenher gewonnenen oder sonst
                              zur Last sich aufspeichernden Graupen.
                           D. Es gibt Schwefelkies-Vorkommen, welche wie das
                              an den rothen Bergen bei Schwelm in Westphalen, fast gar
                              keine Stücke und fast ausschließlich wirkliche Schliege und Graupen liefern. Ich
                              kenne auch Fälle, daß man alte Halden auf Schwefelkies umwendet und auswäscht, ohne
                              daß eine andere Zerkleinerung dabei stattfindet als diejenige, welche das Wasser an
                              den im Laufe mehrerer Jahrhunderte verwitterten und mürbe gewordenen Haldenmaterial
                              bewirkte, Auch hier gewinnt man in der Regel Graupen. –
                           Ich begnüge mich mit den angeführten Fällen und glaube, sie alle beweisen, daß, wie
                              ich eingangs behauptete, in der Reihe unserer zur Verbrennung von Schwefelkies
                              bisher angewandten Apparate noch einer fehlte, in welchem man selbstständig Abfälle und Graupen nebst einem gewissen Quantum Pulver,
                              welches sich ja in der Regel dabei befindet, verrösten kann.
                           Ich will nun versuchen, eine Beschreibung des Ofens von Walter in Ruysbroeck-les-Bruxelles zu geben, welcher die betreffende
                              Lücke ausfüllt. Sollte ich hierbei nicht vollständig genug oder vielleicht ungenau
                              berichten, so spreche ich den Wunsch aus, daß sich Hr. Walter selbst zu einem entsprechenden Berichte entschließt, da
                              Authentisches über seinen Ofen bis jetzt noch nicht bekannt geworden ist.
                           Der Walter'sche Ofen ist mit drehbaren Roststäben versehen
                              und schließt sich in seinem Aeußeren ziemlich genau an andere Oefen dieser Gattung
                              zur Verbrennung von Stückkiesen an. Was dagegen die Beschaffenheit des Materiales
                              anlangt, welches er verarbeitet, so lehnt er sich unmittelbar an den Gerstenhöfer'schen Schüttofen an, insofern man bereits
                              mit einer Korngröße von 1 1/2 Millimet. anstandslos beginnen kann. Man kann mit der
                              Größe des Materiales bis zu 12 Millimet. gehen und hieraus ist ersichtlich, daß die
                              Grenzen, welche das Gebiet dieses Ofens umgeben, hart an den Grenzen der
                              gewöhnlichen Stuffkiesöfen einerseits und hart an denen der Gerstenhöfer'schen Schüttöfen andererseits liegen.
                           Die Oefen, welche ich in Ruysbroeck sah, und von welchen neun Stück ganz
                              selbstständig auf ein Kammersystem arbeiteten, hatten 3 Quadratmeter Rostfläche. Sie
                              liegen sämmtlich direct an einander, so daß die Gase des letzten, nämlich des
                              neunten Ofens über die Roste aller übrigen acht vorhergehenden Oefen streichen
                              mußten. Man könnte vielleicht meinen, daß diese Anordnung nöthig sei, um das feine
                              Material mit Hilfe bereits brennender Oefen wieder zu entzünden; aber gerade der
                              Umstand, daß ich den
                              letzten neunten Ofen, welcher in diesem Falle auf sich allein angewiesen und ohne
                              Unterstützung durch vorhergehende Oefen war, ebenso schön und gleichmäßig brennen
                              sah als die übrigen, beweist, daß diese Meinung nicht zutreffend wäre. Wem daher an
                              der Möglichkeit gelegen ist, einige Oefen oder jeden Ofen für sich absperren und
                              ausschalten zu können, während die übrigen weiter arbeiten, der wird diese
                              Einrichtung, welche Manches für sich hat, anstandslos treffen können, ohne für den
                              Gang der übrigen Oefen etwas befürchten zu müssen.
                           Die Roststäbe schienen mir von quadratischem Querschnitt zu sein, welcher sich in
                              diesem Falle auch entschieden besser empfiehlt als der elliptische, wie aus
                              Folgendem von selbst einleuchten wird. Die Brennschichte habe ich etwa 15 Centimeter
                              hoch taxirt; dieselbe ist also wesentlich niedriger, als bei Stückkiesen im
                              eigentlichen Sinne des Wortes. Es liegt aber auf der Hand, daß man je nach der
                              Korngröße der Materialien, welche man verbrennt, mit der Brennschichte variiren wird
                              und es scheint, daß man damit bis auf 12 Centimeter herabgeht.
                           Man verbrennt auf die 3 Quadratmeter jeder Rostfläche 7000 bis 10000 Kilogrm.
                              Schwefelkies (von 42 Procent Schwefel) in 24 Stunden. Bei gröberem Material kann man
                              mehr durchsetzen als bei feinerem. Der Ofen wird von oben durch die Decke chargirt;
                              man kann das Laden aber auch ebenso gut von der Seite einrichten, womit man
                              dieselben Vortheile und Nachtheile wechselseitig aufgibt und erzielt wie bei jedem
                              gewöhnlichen Stückkiesofen. Verlegt man das Laden auf die Seiten, so kann man den
                              Ofen mit Abdampfpfannen versehen. In Ruysbroeck war dies nicht der Fall; dagegen
                              waren alle neun Oefen mit einer gemeinschaftlichen, verhältnißmäßig sehr kleinen
                              Flugstaubkammer aus Mauerwerk versehen, aus welcher die Gase in einen Glover-Thurm gelangen, welcher auf diese Weise
                              schon über Jahresfrist ohne Anstände befriedigend functionirt.
                           Abgesehen von der niedrigen Brennschichte, auf welche man – ich möchte sagen
                              – von selbst hingedrängt wird, wenn man Materialien von immer kleinerem Korn
                              auf Rosten verarbeiten will, zeigt nach dem Bisherigen der Ofen noch keine besondere
                              Eigenthümlichkeit. Das Neue und Eigenthümliche des Ofens
                                 besteht nun aber darin, daß beim Dechargiren alle Roststäbe des Rostes auf
                                 einmal gedreht werden. Und daß Walter auf diesen
                              Punkt gerade seine Aufmerksamkeit gerichtet hat, war ein glücklicher Gedanke.
                           Bei einem gewöhnlichen Stückkiesofen würde man mit dem Versuche, in ähnlicher Weise
                              alle Roststäbe oder eine Anzahl derselben gemeinschaftlich auf einmal zu drehen,
                              schlecht auskommen; auch ist ein gemeinschaftliches Drehen aller Roststäbe gar nicht
                              nöthig. Wollte man hingegen bei einem Graupenofen, dessen Brennschichte nur 15
                              Centimeter hoch ist, einen Stab nach dem anderen drehen, so würde man die
                              Unannehmlichkeit hervorrufen, daß bei diesem Drehen eine Menge Luft durch die theils
                              in der Höhe sehr reducirte, theils auch an einzelnen Punkten wohl gar nicht mehr
                              vorhandene Brennschichte in den Ofen zieht. Diese Luft findet noch keinen frischen
                              Kies vor, ist daher schädlich, weil sie den Gehalt der Röstgase an schwefliger Säure
                              ungebührlich verdünnt.
                           Ich sah, wie der Ofen in der unglaublich kurzen Zeit von einer Minute vollständig
                              dechargirt war und fast ebenso schnell wurde die durch die Decke in den Ofen
                              gefallene Charge wieder ausgebreitet, wobei ein Heraustreten von Dämpfen nicht
                              stattfand, was man natürlich auch bei anderen Oefen ganz bequem durch einen kleinen
                              Kunstgriff erreichen kann.
                           Das gleichzeitige Drehen der Roststäbe konnte in zweierlei Weise bewirkt werden,
                              nämlich einmal durch Drehung sämmtlicher Stäbe, das
                              andere Mal durch Drehung eines Stabes um den anderen,
                              also jedesmal mit Ueberspringung eures Stabes. Das folgende Schema mag in dieser
                              Beziehung zur Veranschaulichung dienen.
                           
                              
                                  I
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                                 Alle Stäbe gedreht.
                                 
                              
                                 
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                                 Ruhelage.
                                 
                              
                                 II
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                                 Die halbe Anzahl der Stäbe gedreht.
                                 
                              
                           Man erkennt sofort, daß bei der Stellung I die Summe der Rostspalten fast doppelt so
                              groß wird, als sie durch die Drehung der Roststäbe auf die Lage II werden kann. Und
                              in der That bringt man den Rost in die Stellung II nur dann, wenn man es mit
                              feinerem Material zu thun hat, während man bei gröberem Material alle Stäbe des
                              Rostes also wie bei I in Bewegung setzt.
                           Die Drehungen in dem vorbeschriebenen Sinne werden mittelst zweier Stangen erzielt,
                              welche aus der eisernen Platte herausragen, mit welcher die ganze Vorderwand des
                              Ofens in solider Weise armirt ist. In dieser Platte befindet sich unten die Oeffnung
                              für den Aschenfall und etwas über dem Niveau der Roststäbe die Oeffnung, durch
                              welche man die von oben her in den Ofen gefallene Kiescharge mit einem Krahl über
                              den Rost ausbreitet.
                           Die erwähnten beiden Stangen werden – selbstverständlich jede für sich
                              – mit einem Hebel in der Längenrichtung der Roststäbe vorwärts und rückwärts
                              gezogen, in den Ofen hineingestoßen und herausgezogen und wird hierdurch einmal die
                              Stellung I, das andere Mal die Stellung II des Rostes hervorgerufen. Der Hub der
                              Stangen, d. i. der Weg,
                              welcher bei diesem Herausziehen und Hineinstoßen zurückgelegt wird, beträgt 8 bis 9
                              Centimeter.
                           Die Umsetzung des Stangenschubes in die drehende Bewegung der Roststäbe kann ich
                              nicht bestimmt angeben, indem der ganze Mechanismus durch die eiserne Stirnplatts
                              des Ofens verdeckt war. Daß übrigens der Bewegungsmechanismus gänzlich der
                              schädlichen Einwirkung der Ofenhitze sowie des beim Dechargiren entstehenden Staubes
                              und der allenfalls zwischen das Triebwerk einfallenden Kiesstückchen entrückt sein
                              wird, dürfte sich wohl von selbst verstehen.
                           Neben dem schon angeführten 24stündigen Durchsetzquantum von 14 bis 20 Centner
                              Graupen lassen sich in dem Walter-Ofen auf
                              eingelegten Platten noch 4 bis 5 Ctr. feiner Kiesstaub abrösten. Die Entschwefelung
                              der Graupen und des Staubes geht nach Walter's
                              Versicherung bis auf 3 1/2 Procent Schwefel in den Rückständen, wobei bemerkt zu
                              werden verdient, daß das in Ruysbroeck verarbeitete Material 15 Procent Zinkblende
                              enthält, von welcher man anzunehmen pflegt, daß ihre Gegenwart im Schwefelkies die
                              Abröstung desselben erschwere.
                           Das äußere Ansehen der Abbrände widersprach übrigens den Angaben über den Grad der
                              Abröstung in keiner Weise, wie auch nicht das Geringste von sogenannter Sauenbildung
                              weder an den Abbränden noch in den Oefen zu bemerken war. Auf ganz besondere in
                              letzterer Beziehung gestellte Anfragen wurde mir zugestanden, daß indessen
                              dergleichen Klumpenbildungen ganz unter den nämlichen Erscheinungen vorkommen wie
                              bei gewöhnlichen Stuffkiesöfen (wenn es denselben an Zug fehlt), daß sich jedoch die
                              Klumpen mehr schalenartig bilden (was bei den geringen Höhen der Brennschicht auch
                              ganz wahrscheinlich ist) und mit leichter Mühe und schnell derart zerschlagen
                              lassen, daß von rückständigen Anhäufungen auf dem Roste nach dem Dechargiren nicht
                              die Rede sein kann.
                           Wenn schon bei gewöhnlichen Stückkiesöfen bisweilen die alte Ladung gänzlich aus dem
                              Ofen genommen, bevor die neue, frische Ladung eingesetzt wird und wenn diese Ladung
                              dennoch durchaus regelmäßig sich entzündet und durchbrennt, so ist bei dem Walter'schen Ofen ein etwaiges Versehen – welches
                              darin besteht, daß der Arbeiter zu lange dechargirt und den ganzen Rost über und
                              über freilegt – insofern von gar keiner Bedeutung, als die im Mauerwerk
                              rückständige Wärme die Graupen sehr leicht wieder gleichmäßig im ganzen Ofen
                              entzündet.
                           Nach der Darstellung, welche mir Hr. Walter machte, soll
                              es einige Schwierigkeit gemacht haben zu verhindern, daß die Chargen an den
                              Begrenzungen der Rostfläche rundum zu schnell abbrennen oder auch nur an diesen Stellen sich
                              entzünden, während der übrige mittlere Theil der Schichte sehr langsam oder gar
                              nicht verbrennt. Nach ähnlichen Erscheinungen, welche man auch zuweilen bei
                              Stückkiesöfen beobachtet, glaube ich allerdings, daß dieser fatale Umstand bei
                              Graupenöfen ziemlich leicht eintreten kann; ich muß aber auch hinzusetzen, daß
                              derselbe so zweckmäßig beseitigt war, daß ich bei sämmtlichen neun, im Gange
                              befindlichen Oefen nicht eine einzige dunkle Stelle sondern überall gleichmäßig
                              brennende Schichten wahrgenommen habe.
                           Die Kosten eines Walter'schen Ofens belaufen sich etwa 15
                              bis 20 Procent höher als diejenigen eines gewöhnlichen Stückkiesofens von derselben
                              Rostfläche.
                           An Bedienungsmannschaft waren in Ruysbroeck für eine Anzahl Stückkiesöfen von
                              derselben Leistung, wie die neun Graupenöfen, sowie für diese Graupenöfen drei Mann
                              erforderlich, welche auch die sämmtlichen Abdampfpfannen, mit welchen die
                              Stückkiesöfen versehen waren, zu besorgen hatten. Es dürfte daher für die neun
                              Graupenöfen wohl wenig mehr als ein Arbeiter in Anrechnung zu bringen sein.
                           Man kann den Walter'schen Graupenofen auch mit
                              gewöhnlichen Stückkiesöfen combinirt in einem und demselben Systeme arbeiten lassen.
                              Da aber in diesem Falle die Brennschichten der Stückkiesöfen für die Luft viel
                              durchlässiger sind als das feinere, dichter zusammenliegende Material der
                              Graupenöfen und erstere letzteren so zu sagen den Zug wegnehmen, so muß man den
                              Graupenöfen durch Einblasen von Luft besonderen Zug geben. Dies geschieht ungemein
                              einfach durch einen kleinen VentilatorVentitator, welchen man passend betreiben läßt. Das nöthige Luftquantum ist ungemein
                              niedrig und die Pressung braucht nur wenig über den Atmosphärendruck zu gehen.
                              Bewegt man den Ventilator durch eine Maschine und Riementrieb, so wird man durch
                              Anwendung verschiedener Riemenscheiben oder durch Einschaltung einer Klappe in die
                              Leitung für je einen Ofen leicht durch Ausprobiren eine solche Umdrehungszahl der
                              Ventilatorwelle erzielen, daß die gewünschte Luftmenge von der erforderlichen
                              Spannung erhalten wird. Für die Luftleitung kann man gewöhnliche Ofenrohre aus
                              Schwarzblech verwenden, welche man in den Aschenfall des Ofens durch das Mauerwerk
                              hindurch einmünden läßt, während gleichzeitig die Aschenfallthür geschlossen
                              ist.
                           Daß man durch zu starkes Blasen mit dem Ventilator andererseits den Stückkiesöfen den
                              Zug wegnehmen kann, ist eine Möglichkeit, welche zwar nicht ausgeschlossen ist, aber
                              doch nicht so leicht eintreten kann, wenn man einmal eine Riemenscheibe von
                              passendem Durchmesser für den Ventilator durch Versuche ermittelt hat. Jedenfalls liegt es auf der
                              Hand, daß man das ganze in diesem Falle aus Stückkiesöfen und Graupenöfen combinirte
                              Ofensystem unter solchen Zugverhältnissen arbeiten lassen muß und – wie
                              hinzuzusetzen ist – auch bequem arbeiten lassen kann, daß die Graupenöfen
                              genügend mit Luft versorgt werden, ohne daß doch dadurch in den Stückkiesöfen
                              Pression erzeugt und entweder das Röstgas herausgedrückt oder der Luftzutritt zu
                              denselben abgesperrt werde.
                           Nachstehend die Vortheile, welche der Walter'sche Ofen in
                              verschiedenen Fällen gewährt.
                           1) Wenn man den Gerstenhöfer'schen Schüttofen trotz der
                              Kosten und Unannehmlichkeiten des Mahlens von Kiesabfällen und Kiesgraupen dennoch
                              anzuwenden geneigt wäre, aber nicht eine hinreichende Menge solcher Abfälle und
                              Graupen zur Verfügung hätte, um diesen Ofen constant arbeiten zu lassen, so kann man
                              mit dem Walter'schen Ofen nicht allein die Mahlkosten
                              umgehen, sondern man kann dessen Rostfläche auch von einer solchen Größe wählen, als
                              für die Aufarbeitung der täglich verfügbaren Menge von Abfällen oder Graupen nöthig
                              ist.
                           2) Der Walter'sche Ofen arbeitet nicht allein
                              selbstständig die Abfälle und Graupen auf sondern kann auch mit Stückkiesöfen
                              combinirt angewandt werden. Bei dieser Combination erzielt man folgende Vortheile
                              resp. Nachtheile gegen die Oefen von Helbig-Hasenclever und Perret.
                           a) Der Walter'sche Ofen
                              bleibt auch in der Combination ein ganz getrennter, für sich selbstständiger
                              Apparat, welcher bei Anständen und Reparaturen für sich ausgeschaltet werden kann,
                              ohne daß dadurch der Betrieb der übrigen Oefen gehemmt wird. Ebenso können umgekehrt
                              diese übrigen Oefen ausgeschaltet werden, ohne daß gleichzeitig auch die damit
                              combinirten Walter'schen Oefen in ihrem Gange
                              unterbrochen werden müßten. Im Vergleich hiermit ist der Ofen von Perret insofern im Nachtheil, als der Apparat zum
                              Verbrennen der Abfälle, wenn er kalt gelegt werden muß, zugleich auch die Kaltlegung
                              des Stückkiesrostes nöthig macht, und umgekehrt kann selbstredend der Plattenofen
                              auch nicht arbeiten, wenn der Stückkiesofen nicht im Betriebe ist.
                           Das Gleiche gilt von den Oefen von Helbig und Hasenclever, soweit ich nach den mir bisher bekannt
                              gewordenen Beschreibungen und Ausführungen schließen darf. Ich bin aber nicht im
                              Zweifel, daß man diesen Ofen auch so stellen kann, daß seine Absperrung von den ihn
                              treibenden Stückkiesöfen möglich würde, was freilich etwas umständlicher als bei den combinirten Walter'schen und Stückkies-Oefen zu erreichen
                              wäre.Es sei mir gestattet, hier noch eine schon früher, durch Erwähnung des Kunheim'schen Ofens angeregte Bemerkung
                                    beizufügen, ob man nemlich den Hasenclever'schen
                                    Ofen nicht als durchaus selbstthätigen Röstofen – bisher ist er doch
                                    nur ein Röstofen-Appendix – behandeln und betreiben kann? Ist
                                    dies bei horizontal gelegten Platten möglich, so scheint der Betrieb mit
                                    geneigten Platten schon mehr Vortheil zu bieten.
                              
                           b) Wendet man den Walter'schen Ofen in Combination an, so ist demselben gegenüber dem Perret'schen Ofen der Vorwurf zu machen, daß er einer
                              Betriebskraft – wenn auch einer noch so geringen – bedarf, welche zum
                              Einblasen der Luft nöthig ist. Eine solche Betriebskraft fällt beim Perret'schen Ofen durchaus weg; dagegen dürfte sich
                              dieselbe reichlich ausgleichen mit dem vermehrten Arbeitslohn, welche die
                              Bearbeitung der Masse auf den Platten des Perret'schen
                              Ofens erheischt.
                           Der Ofen von Hasenclever-Helbig dürfte in dieser
                              Beziehung mit dem Walter'schen Ofen die Waage halten, da
                              dieser einerseits zum Dechargiren auf eine mechanische Vorrichtung angewiesen ist,
                              andererseits aber wegen seiner Höhe etwas vermehrter Kraft bedarf, um die Röstposten
                              an die Gicht zu schaffen. –
                           Nach Allem unterliegt es keinem Zweifel, daß sich in die Lücke, welche bislang
                              zwischen Stückkiesöfen und wirklichen Feinkiesöfen bestand, der Walter'sche Ofen mit selbstständigen Ansprüchen
                              eingeschoben hat und sich innerhalb dieser Grenzen seinen Platz erobern wird. In
                              Deutschland, Frankreich und England sind einige dieser Oefen bereits im Betriebe und
                              mehrere im Bau begriffen. Ueber die Resultate werde ich gelegentlich berichten.