| Titel: | Wasserstands-Anzeiger für mittlere Höhe; von F. H. Reitz, Civilingenieur in Hamburg. | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. XXXI., S. 205 | 
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                        XXXI.
                        Wasserstands-Anzeiger für mittlere Höhe;
                           von CF. H. Reitz, Civilingenieur in Hamburg.Aus dem officiellen Ausstellungsbericht über
                                 „Geodätische Instrumente“ von Dr. W. Tinter, Professor an der k. k.
                                 technischen Hochschule in Wien. Druck und Verlag der k. k. Hof- und
                                 Staatsdruckerei, Wien 1874. Das soeben erschienene Heft (60) umfaßt:
                                 Mathematische und allgemeine physikalische Instrumente; von Prof. Ferd. Lippich. – Astronomische und geodätische
                                 Instrumente; von Prof. Dr. W. Tinter. (Mit 34 in den Text gedruckten Holzschnitten.) –
                                 Magnetische und elektrische Apparate; von Prof. Dr.
                                 A. v. Waltenhofen. – Uhren; von Fabrikant W.
                                 Schönberger. (110 S. Preis 2 Gulden ö. W.)
                           
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Reitz' Wasserstands-Anzeiger für mittlere Höhe.
                        
                     
                        
                           Der von dem Hrn. Civilingenieur F. H. Reitz in Hamburg auf
                              Veranlassung des preußischen geodätischen Institutes der europäischen Gradmessung
                              construirte Wasserstands-Anzeiger soll dem schon lange gefühlten Bedürfnisse
                              abhelfen, die Höhe des Meeres, welche als Nullpunkt für andere Höhenangaben dient,
                              mit Sicherheit zu bestimmen.
                           In der Figur
                                 24 ist der Grundriß, in Fig. 25 die Seitenansicht
                              und in Fig.
                                 26 der Schnitt nach xy dieses von Reitz ersonnenen, von den Mechanikern Dennert und Pape in Altona
                              ausgeführten und in Wien 1873 ausgestellten Wasserstands-Anzeigers
                              dargestellt. Um die Scheibe A wickelt sich ein
                              Metalldraht, welcher mit einem Schwimmer in Verbindung steht, welcher in einem aus
                              Kupfer oder verzinktem Eisen hergestellten Schachte auf und nieder geht. Wenn der
                              Schwimmer sinkt, so dreht der Metalldraht die Scheibe A;
                              beim Steigen des Schwimmers wird A durch eine auf die
                              Scheibe B gewickelte Schnur, an welcher ein Gewicht
                              wirkt, in entgegengesetzter Richtung gedreht. Die Achse a der Scheiben A und B geht in die doppelgängige, äußerst sorgfältig gearbeitete Schraube S aus. Die Mutter für dieselbe ist in M; mit ihr ist durch den Stab b und das Querstück q der um die
                              Schraubenspitzen e drehbare Rahmen r in Verbindung, in welchem die Achse der Rolle R eingelagert ist. Letztere bewegt sich in radialer
                              Richtung auf der Glasscheibe s, welche durch ein Uhrwerk
                              in 24 Stunden eine volle Umdrehung macht. Es ist zu dem Ende mit der Büchse, mit
                              welcher die Scheibe s auf einem verticalen Zapfen ruht,
                              eine am Umfange mit Schraubengewinden versehene Scheibe s' in Verbindung, in welche Gewinde die Schraube s'' eingreift, welche eben durch das Uhrwerk gedreht wird. Die Metallfeder
                              f kann mittels Schrauben so gespannt werden, daß
                              sich die Büchse mit s um den Verticalzapfen leicht aber
                              doch sicher dreht. Die Führung der Schraubenmutter wird durch den Ansatz n (Fig. 26), welcher sich durch das
                              entgegenwirkende Gewicht g an die mit einer scharfen,
                              parallel zur Achse von S gestellten Kante versehene
                              Metallplatte m lehnt, bewerkstelliget.
                           Zur Aufhebung des todten Ganges dienen die Gegengewichte g'.
                              Nach einer Mittheilung von Reitz in der
                                    „Allgem. deutschen polytechn. Ztg.“ 1874, S. 193
                                    wird der jetzt für das geodätische Institut auszuführende Apparat statt mit
                                    Schraube mit Trieb und Zahnstange eingerichtet. Außerdem wird zur Controlle eine zweite
                                    Rolle auf der Glasscheibe gleiten und den mittleren Wasserstand angeben.
                                    Zugleich ist der für das Institut bestimmte Apparat mit einem die ganze
                                    Fluthcurve zeichnenden Diamantstift und Cylinder versehen, wodurch eine
                                    allen wissenschaftlichen und praktischen Zwecken entsprechende Combination
                                    dargeboten wird. Die Red.
                              Theorie des Apparates. Bei irgend einem Wasserstande,
                              etwa bei Null des Pegels, stehe die Rolle R in der Mitte
                              o der Scheibe s; beim
                              Steigen des Wassers rückt die Rolle von o nach links
                              gegen o'. Würde sich die Scheibe A einmal umdrehen, so hat sich auch der Wasserstand um die Größe des
                              Umfanges U der Scheibe A
                              geändert. Wäre etwa für die Aenderung H im Wasserstande
                              die Verschiebung der Rolle o o
                              ' und ist g die Höhe
                              eines Schraubenganges, so ist
                           oo' = H
                              g/U und umgekehrt
                              H = oo'
                              U/g . . . . . . . . 1.
                           Man erhält demnach die Wasserstands-Höhe H, wenn
                              man den Abstand der Rolle vom Mittelpunkte der Scheibe mit dem, einem bestimmten
                              Instrumente zukommenden, constanten Coefficienten U/g multiplicirt.
                           Um zu erfahren, um wie viel sich der Auflagepunkt der Rolle R auf der Scheibe s durch die vereinte Wirkung
                              der wechselnden Wasserstände und der Drehung der Scheibe s radial weiter bewegt, bedenke man Folgendes:
                           Ist u der Umfang der Rolle R,
                              ferner die am Zählrädchen und an der getheilten Trommel abgelesene Umdrehungszahl
                              z, so ist der Weg σ eines Punktes des Umfanges von R.
                              
                           σ = u . z . . . . .
                              2.
                           In einer unendlich kurzen Zeit dreht sich die Scheibe durch das Uhrwerk um dφ, die hiermit verknüpfte Drehung der Rolle R sei dσ so ist, wenn
                              d den Abstand der Rolle vom Mittelpunkte der Scheibe
                              zur selben Zeit bedeutet,
                           
                              dσ = d . dφ
                              
                           Durch Integration erhält man:
                           σ = ∫d .
                                 dφ . . . . . 3.
                           
                           das ist, den Weg σ, um
                              welchen sich ein Punkt des Umfanges von R in einer Zeit,
                              welcher der Drehungswinkel φ entspricht, weiter
                              bewegt hat.
                           Die Verbindung der Gleichung 2 mit 3 gibt:
                              
                           u . z = ∫d . dφ . . . . . 4
                           Der Ausdruck ∫d . dφ stellt aber den Inhalt
                              einer Fläche dar, welche sich ergibt, wenn man die Abstände d der Rolle von Mittelpunkte der Scheibe als Ordinaten und die zugehörigen
                              Zeitbögen für den Halbmesser = 1 als Abcissen betrachtet.
                           Will man aus dieser Fläche den mittleren Werth von d =
                              m finden, so braucht man nur durch die bezügliche
                              Abscissenlänge, hier φ zu dividiren; es ist
                           m = (∫d .
                                 dφ)/φ = (u
                                 . z)/φ . . . . . 5
                           Hat man aber m, den mittleren Abstand der Rolle vom
                              Mittel-Punkte der Scheibe für einen gewissen Zeitabschnitt, so findet man
                              nach Gleichung 1 hieraus den mittleren Wasserstand; es ist H = m . U/g oder mit Rücksicht auf 5
                           H = U/g . (u . z)/φ . . . . . I
                           Für ein vorliegendes Instrument ist U/g eine constante Größe; sei C = (U/g) u, so wird nach I
                           H = C/φ . z . . . . II.
                           Man wird sich eine Tabelle rechnen, welche mit dem Argumente φ den Werth C/φ gibt.
                           Es läßt sich auch die Anordnung so treffen, daß C/φ für eine Stunde oder für eine Minute eine runde
                              Zahl, etwa 100 oder 10 werde.
                           Eigenschaften des Apparates.
                           1. Die Achse der Rolle R muß parallel zur Scheibe s sein.
                           2. Die Kante der Metallplatte m muß parallel zur Achse
                              der Schraube S sein. Diese beiden Eigenschaften werden
                              vom Mechaniker so genau als möglich herzustellen getrachtet und sind für den
                              Beobachter keine Correctionsvorrichtungen vorhanden.
                           
                           3. Die Achse der Rolle R muß mit der Richtung der
                              radialen Bewegung derselben, also mit der Achse der Schraube S parallel sein. Mit Hilfe der Schräubchen h
                              kann ein etwaiger Fehler hierin verbessert werden. (Es darf sich nämlich keine
                              Drehung der Rolle R ergeben, wenn bei ruhiger Lage der
                              Scheibe s die Scheibe A
                              gedreht wird.)
                           4. Muß der Berührungspunkt der Rolle bei seiner Bewegung durch den
                              Drehungsmittelpunkt der Scheibe s gehen. Mittels der
                              Schrauben e (Figur 24) kann ein
                              etwaiger Fehler berichtigt werden. (Ein vom Mechaniker beigegebenes Maß, welches die
                              Entfernung von dem Ende eines der drei Arme i von einem
                              bestimmten Punkt des Rahmens r angibt, dient zur Prüfung
                              dieser Eigenschaft.)
                           Bestimmung der ConstantenC. Man stellt die Scheibe A
                              so, daß diese Stellung einem bestimmten Wasserstande H
                              entspricht, und läßt dann die Scheibe s eine größere
                              Anzahl von Umdrehungen machen; aus Gleichung H folgt
                              dann, da H, φ und z
                              bekannt ist:
                           C = (H . φ)/z . . . . .
                              III.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
