| Titel: | Bemerkungen über die Bildung des Anilinschwarz mittels Metallsalzen; von K. Kruis in Prag. | 
| Autor: | K. Kruis | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. LVII., S. 347 | 
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                        LVII.
                        Bemerkungen über die Bildung des Anilinschwarz
                           mittels Metallsalzen; von K. Kruis in Prag.
                        Kruis, Bemerkungen über die Bildung des Anilinschwarz mittels
                           Metallsalzen.
                        
                     
                        
                           Alle Vorschriften, welche zur Erzeugung des Anilinschwarz auf der Faser bisher
                              angewendet oder vorgeschlagen worden sind, lassen sich in zwei Gruppen eintheilen.
                              Die erste Gruppe umfaßt alle jene Bildungsweisen, welche die Gegenwart und
                              Mitwirkung eines Salzes der schweren Metalle unentbehrlich erscheinen lassen, die
                              zweite Gruppe hingegen Vorschriften, welche die Anwendung eines solchen Metallsalzes
                              vermeiden.
                           Bekanntlich erheischten die Uebelstände der Anwendung löslicher Kupfersalze eine
                              Abänderung der ursprünglichen Lightfoot'schen Vorschrift
                              und veranlaßten wohl die meisten Vorschläge, Anilinschwarz ohne Anwendung eines
                              Metallsalzes resp. eines Kupfersalzes zu erzeugen. Man kann jedoch wohl mit Recht
                              behaupten, daß alle letztgenannten Verfahren bereits verlassen sind. Es ist bekannt,
                              daß selbst Spuren von Kupfer auf chlorsaures Anilin äußerst kräftig einwirken und dadurch eben
                              Anilinschwarz erzeugen. Wenn nun in der Anilinschwarz-Druckfarbe, welche nach
                              den allgemein angewendeten Methoden immer chlorsaures Anilin enthält, kein Kupfer
                              und auch kein Metall zugegen ist, dessen Wirkung eine dem Kupfer gleiche oder
                              stärkere ist, so ließ sich doch voraussetzen, daß bei der Berührung derselben mit
                              der Kupferwalze vorzüglich, wenn die Druckfarbe einigermaßen sauer reagirt, das
                              Kupfer angegriffen wird und somit das Anilinschwarz auf Kosten der Kupferwalzen sich
                              entwickelt. Dies hat sich nun, wie bekannt, auch bestätigt. Wir begegnen somit heute
                              in der Praxis insgesammt der Anwendung eines Salzes der schweren Metalle, zumeist
                              wohl des vorzüglich bewährten Schwefelkupfers. Es werden jedoch auch häufig als
                              Ersatz für Kupfersalze Verbindungen anderer schweren Metalle vorgeschlagen, von
                              denen sich Eisensalze und in neuester Zeit Manganverbindungen am meisten
                              eingebürgert haben.
                           Da nun bisher keine eingehendere Untersuchungen über die Anwendung anderer schweren
                              Metalle vorliegen, habe ich mich entschlossen Resultate, die ich in dieser Richtung
                              gewonnen habe, zu veröffentlichen. Die Versuche von J. Lightfoot
                              Vergl. Dingler's polytechn. Journal 1872, Bd.
                                    CCIII S. 483 und Wagner's Jahresbericht 18, S.
                                    668. das Anilinschwarz durch Auflegen verschiedener Metalle auf ein mit
                              chlorsaurem Anilin imprägnirtes Gewebe und nachherige Oxydation zu entwickeln,
                              können selbstverständlich nur eine annähernde Beurtheilung zulassen.
                           Es wurden zunächst
                           a) die Reactionen der gelösten Salze verschiedener
                              schweren Metalle auf ein dem chlorsauren Anilin entsprechendes Gemisch von
                              gebräuchlichem salzsauren Anilin und chlorsaurem Kali in Lösung bei gewöhnlicher und
                              erhöhter Temperatur beobachtet, und
                           b) der Vorgang der Bildung auf dem Gewebe veranlaßt,
                              wobei eine der Lauth'schen Vorschrift mit Schwefelkupfer
                              entsprechende Stammfarbe bereitet und anstatt des Schwefelkupfers die verschiedenen
                              Metalllösungen der Reihe nach angewendet wurden. Der Erfolg war folgender:
                           Alle schweren Metalle in ihren Lösungen reagiren mehr oder weniger auf chlorsaures
                              Anilin und erzeugen entweder bei gewöhnlicher Temperatur augenblicklich, oder bei
                              erhöhter Temperatur erst nach einiger Zeit ein dunkelgrünes, an der Luft schwarz
                              oder dunkelgrau werdendes, unlösliches Pigment. Das Filtrat enthält immer mehr oder
                              weniger Fuchsin und es
                              bildet sich nebenbei auch noch ein brauner, in Alkohol löslicher Farbstoff.
                           Die Versuche, das Pigment auf der Faser zu entwickeln, ließen jedoch erkennen, daß
                              nur wenige Metalle geeignet sind, ein tiefes Schwarz zu erzeugen; es sind dies
                              namentlich außer Kupfer nur Cer, Eisen und Mangan. Uran gab kein Schwarz, nur ein
                              Grau. Dunkelblaue Nüancen lieferten Kobalt und Arsen; mittlere Gold, Platin, Antimon
                              und Molybdän; endlich Uran, Zinn, Chrom, Nickel, Wismuth, Blei und Zink
                              lichtgrau.
                           Das prachtvollste Anilinschwarz gibt Cer. Ein
                              Anilinschwarz, mit doppelt schwefelsaurem Cer entwickelt, übertrifft an Intensität,
                              Lebhaftigkeit und Echtheit noch bei weitem das mit
                              Kupfersalzen erzielte. Leider ist der Preis der Cer-Präparate noch ein allzu
                              hoher, als daß man es im Großen statt der Kupfersalze anwenden könnte. (1 Kilogr.
                              kostet ungefähr 4 Thlr.)
                           Doch genügt es, wie ich mich überzeugte, nur den vierten
                              bis fünften Theil der gewöhnlich angewendeten Menge des
                              Schwefelkupfers durch doppeltschwefelsaures Cer zu ersetzen, um ein Schwarz zu
                              erzielen, welches das gewöhnliche übertrifft.
                           Das Cer-Anilinschwarz ist absolut echt, rein und entwickelt sich rasch; die
                              Faser wird nicht angegriffen. In den Oxydationsräumen wird es nur dunkelgrün, wie
                              das Kupfer-Anilinschwarz, und erlangt seine volle Intensität und Schönheit
                              erst in einem warmen, schwach alkalischen Bade.
                           Das Mangan-Anilinschwarz gleicht dem mit Kupfersalzen erzielten; das mit
                              Eisensalzen steht demselben nach.