| Titel: | Die Dampfmaschinen-Steuerungen auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Ingenieur Müller-Melchiors. | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. LVIII., S. 357 | 
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                        LVIII.
                        Die Dampfmaschinen-Steuerungen auf der
                           Wiener Weltausstellung 1873; von Ingenieur Müller-Melchiors.
                        Mit Holzschnitt und Abbildungen auf Tab. VI.
                        (Fortsetzung von S. 267 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Müller-Melchiors, über die Dampfmaschinen-Steuerungen
                           auf der Wiener Weltausstellung 1873.
                        
                     
                        
                           Die letzte Gruppe von Doppelschieber-Steuerungen, welche in der Einleitung
                              dieses Abschnittes angeführt wurden, sind die Schleppschieber-Steuerungen, bekannt durch die Farcot'sche Anordnung zweier Expansionsplatten auf dem
                              Rücken des Vertheilungsschiebers, welche von demselben bei seiner Bewegung
                              mitgenommen werden und – durch einen centralen Anschlag an ihrer Fortbewegung
                              gehindert – die Dampfcanäle des Vertheilungsschiebers absperren.Vergl. Holzschnitt VII S. 83 (zweites
                                    Aprilheft). Beim Rückgange des Vertheilungsschiebers werden die verschobenen
                              Expansionsplatten wieder durch zwei an den Enden des Schieberkastens befindliche
                              Anschläge in ihre ursprüngliche Lage gebracht und das Spiel kann von neuem beginnen.
                              Je nach der Größe a des centralen Anschlages, welche in
                              bekannter Weise aus dem Diagramme I auf S. 81 (zweites Aprilheft) gefunden wird,
                              variirt dabei die Dauer der Dampfadmission und man hat daher ein einfaches Mittel,
                              durch Verschiebung eines Keiles oder durch Verdrehung einer spiralförmig begrenzten
                              Platte verschiedene Füllungsgrade zu geben. Indem hierbei kein anderer Widerstand
                              als die Reibung einer Stopfbüchse zu überwinden ist, kann diese Regulirung mit
                              geringem Kraftaufwande geschehen und eignet sich daher vorzüglich zur automatischen
                              Verstellung mittels des Regulators. Hierin, sowie in der Ersparung des
                              Expansions-Excenters liegt ein wesentlicher Vorzug der Farcot-Steuerung vor allen übrigen
                              Doppelschieber-Steuerungen.
                           Zu Ungunsten dieser Steuerung sprechen jedoch in erster Linie die fortwährenden
                              Stöße, welche durch das Wesen des Mechanismus bedingt sind, ferner aber die
                              Beschränkung der erreichbaren Füllung auf höchstens 35 bis 40 Procent des
                              Kolbenhubes. Daher wird auch die einst so beliebte 
                              Farcot-Steuerung neuerer Zeit nur selten
                              ausgeführt und war auf der Ausstellung überhaupt gar nicht in ihrer ursprünglichen
                              Gestalt, sondern nur in zwei Modificationen vertreten, welche beide die Erreichung
                              höherer Füllungsgrade – von 0 bis 70 Procent
                              – sich zur Aufgabe gestellt hatten.
                           Dieser Zweck kann nun mit Anwendung eines Excenters
                              unmöglich erreicht werden, denn für dieses tritt der größte Ausschlag aus seiner
                              Mittelstellung nothwendig vor der mittleren
                              Kurbelstellung ein, und die Expansionsplatten, wenn sie bis dahin nicht durch den
                              centralen Anschlag über die Dampfcanäle des Vertheilungsschiebers geschoben worden
                              sind, bleiben dann, weil sie sich nunmehr mit dem Vertheilungsschieber wieder von
                              ihrem Anschlage entfernen, unverändert liegen, d.h. die
                              Steuerung gibt volle Füllung, als ob gar kein Expansionsschieber vorhanden wäre. Das
                              ergibt sich auch sofort aus dem Diagramme Holzschnitt
                                 I, nach welchem die Größe a des centralen
                              Anschlages für die Kurbelstellung OD ihr Minimum
                              und damit die hierdurch erzielbare Füllung das Maximum erreicht hat.
                           
                              
                              Holzschnitt XIII, Bd. 212, S. 358
                              Es geht aber auch sofort aus demselben Diagramme, beziehungsweise aus dem
                                 beistehenden, in der Wesenheit damit ganz identischen Diagramme (Holzschnitt XIII) hervor, daß für den Fall, als
                                 mit Anwendung eines zweiten Excenters die relative
                                 Bewegung der Schleppschieber-Platten zum centralen Anschlage durch
                                 Expansions-Schieberkreis e (statt durch den
                                 Vertheilungs-Schieberkreis E) ausgedrückt
                                 wird, das Minimum dM der Größe a des Anschlages – also die Grenze der
                                 Füllung – beliebig weit hinter die mittlere
                                 Kurbelstellung OZ gerückt werden kann und auf
                                 diese Art alle Füllungen von 0 bis 100 Procent erreichbar werden. Der Abstand
                                 zwischen dem Expansions-Schieberkreise e und
                                 dem Distanzkreise OL – gemessen auf den
                                 Radien des letzteren – gibt dann die Größe a
                                 des Anschlages für die jeder beliebigen Kurbelstellung zwischen OA und OM
                                 entsprechende Expansion.
                              
                           Es handelt sich somit nur mehr darum, den Schleppschieber und den centralen Anschlag
                              so anzuordnen, daß die relative Bewegung derselben zu einander
                                 durch den Schieberkreis e dargestellt wird, und
                              dies kann geschehen entweder dadurch, daß man den festen Anschlag beibehält und die
                              Expansionsplatten auf einem Zwischenschieber gleiten läßt, dessen Excenter den
                              Nacheilungswinkel δ und die Excentricität Od besitzt, – oder daß die Anordnung der
                              Expansionsplatten auf dem Vertheilungsschieber beibehalten bleibt, und der Anschlag
                              selbst von einem Excenter bewegt wird, dessen Voreilungswinkel Δx und
                              Excentricität ODx auf bekannte Weise gefunden werden.
                           Die erstere Anordnung war bei der modificirten
                                 Farcot-Steuerung der von der Sächsischen
                                 Dampfschiffs- und Maschinenbauanstalt in
                              Dresden ausgestellten 12pferdigen Dampfmaschine durchgeführt und die zuletzt
                              erwähnte Disposition bei der Steuerung der Ausstellungsmaschine von Gebrüder Decker und Comp. in
                              Canstatt (Württemberg).
                           Die Abbildungen Figur
                                 1 und 2 stellen die Steuerung, welche bei der Dampfmaschine der Sächsischen Dampfschiffs- und Maschinenbauanstalt angewendet war, im Horizontal-
                              und Verticalschnitte durch Cylinder und Schieberkasten dar. Die Anordnung der drei
                              Schieber über einander und die dadurch erzielte Wirkung wird nach dem
                              vorausgegangenen sofort verständlich sein; – der Vertheilungsschieber V hat das normale Voreilen, der Zwischenschieber E einen entsprechenden Nacheilungswinkel, damit sein
                              größter Ausschlag erst nach 70 Proc. des Kolbenhubes stattfindet, und die
                              Dampfcanäle in beiden Schiebern sind an ihrer Berührungsfläche so breit, daß sie bei
                              der relativen Bewegung der beiden Schieber zu einander niemals ganz geschlossen
                              werden. Es wird also die Grenze der Füllung nur durch den Schleppschieber S bestimmt, dessen Platten auf dem Zwischenschieber E aufliegen, und die Variirung der Füllung zwischen 0
                              und 70 Procent durch den Regulator bewerkstelligt, welcher die centrale
                              Anschlagsplatte A entsprechend verdreht und dadurch die
                              Schleppschieber-Platten früher oder später in ihrem Wege mit dem
                              Zwischenschieber aufhält. Zu diesem Zwecke sind die Flanken der Platte A nach einer Curve (Stück einer Spirale) gekrümmt, deren
                              Contour sich dadurch ergibt, daß nacheinander die verschiedenen Größen a, welche aus dem Diagramme XIII für verschiedene
                              Füllungsgrade zu ermitteln sind, als Fahrstrahlen in einem beliebig zu wählenden
                              Winkelabstande von einander aufgetragen werden. Dabei ist in diesem speciellen Falle
                              nur noch zu bemerken, daß der Radius des Distanzkreises OL welcher nach S. 83 (zweites Aprilheft) „den Abstand der
                                 zusammen arbeitenden Kanten, für den Fall der ganz zusammengezogenen
                                 Expansionsplatten“ bedeutet, hier selbstverständlich durch die Größe
                              L–l (vergl. Figur 1)
                              ausgedrückt wird.
                           Die Verbindung der Anschlagsplatte A mit dem Regulator
                              geschieht durch das Schraubenrad r und die Zugstange z, und gestattet mittels des Griffrades g zugleich eine Verstellung der Expansion von Hand,
                              wodurch es ermöglicht
                              wird, das Spiel des Regulators in engeren Grenzen zu halten.
                           Der ganze Mechanismus dieser Steuerung, wie vollkommen er auch seinem Zwecke
                              entspricht, ist mithin schon ein ziemlich complicirter, und insbesondere die
                              Steuerungswiderstände werden durch die Einschaltung eines Zwischenschiebers nicht
                              unbedeutend vermehrt. Die Wirkungsart des Regulators auf die Expansion ist aber
                              vollständig unverändert wie bei der Farcot-Steuerung geblieben und gewährt daher dieselbe Empfindlichkeit,
                              welche der hauptsächliche Vorzug dieses Systemes ist.Einige Aehnlichkeit mit der hier behandelten Steuerung hat die kürzlich
                                    patentirte des Hrn. Beprez in Paris, welche auch
                                    drei Schieber über einander anwendet. Dabei ist aber der oberste kein
                                    Schleppschieber, der durch Anschläge regulirt wird, sondern derselbe bleibt
                                    fest und kann nur mittels des Regulators weiter oder enger gestellt werden.
                                    Dadurch wird die Distanz der arbeitenden Kanten (der Radius des Kreises OL unseres Diagrammes) verändert und mithin die
                                    Füllung innerhalb beliebiger Grenzen regulirt; die Einwirkung des Regulators
                                    direct auf die vom Dampfdrucke angepreßten Schieberplatten bedingt aber
                                    einen bedeutenden Kraftaufwand und kann daher nur unvollkommen
                                    stattfinden.
                              
                           Dagegen ist die Verbindung des Regulators mit dem verstellbaren Anschlage bei der
                              Schleppschieber-Steuerung (Patent Krause) der
                              Firma Gebrüder Decker und Comp. schon etwas complicirter und bedingt jedenfalls eine äußerst genaue und
                              sorgfältige Ausführung – andererseits findet durch Wegfall des
                              Zwischenschiebers eine Vereinfachung des Mechanismus und Verminderung der
                              Steuerungswiderstände statt.
                           Hier muß, wie oben gezeigt wurde, um Füllungen über 35 Procent erreichen zu können,
                              der Anschlag selbst von einem Excenter, das mit einem gewissen Voreilungswinkel Δx (60 bis
                              70 Grad) aufgekeilt ist, angetrieben werden, und derselbe kann daher nicht mehr in
                              fester Verbindung mit dem Regulator bleiben, wie es bei der Original-Farcot-Steuerung der Fall ist. Um nun die Bewegung
                              des Anschlages A, welcher hier in Gestalt eines Keiles
                              angeordnet ist, unter der Einwirkung seines Excenters zu gestatten und denselben
                              gleichzeitig unter dem Einflusse des Regulators nach seiner Längsachse verschieben
                              zu können, ist die aus Figur 3 und 4 ersichtliche
                              Construction gewählt. Die mit dem Expansions-Excenter verbundene
                              Schieberstange l ist zu einem Rahmen ausgeschmiedet, in
                              welchem längs eines Quersteges d der Doppelkeil A verschiebbar angebracht ist, welcher je nach seiner
                              Stellung auf dem Stege d früher oder später mit den
                              Anschlägen i der auf dem Vertheilungsschieber ruhenden
                              Schleppschieber-Platten S in Contact kommt und
                              dadurch den variablen Schluß der Dampfadmission bewirkt. Die Variirung der Füllung
                              mittels des Regulators geschieht dabei in einfacher Weise dadurch, daß der Hebel h – durch die Welle w
                              und den Hebel H mit der Regulator-Zugstange z verbunden – den Keil A entsprechend auf und nieder bewegt, und um dieses bei der hin-
                              und hergehenden Bewegung desselben zu ermöglichen, ist der Hebel h mit einem Gleitstück g
                              verbunden, das in einer Schwalbenschwanzführung f
                              gehalten wird, welche direct auf den Keil A
                              aufgeschraubt ist.
                           Der hierdurch erzielte jeweilige Füllungsgrad wird auf einer entsprechend
                              eingetheilten Metallplatte durch den in der Verlängerung des Hebels H angebrachten Zeiger n
                              angedeutet, und es kann auf diese Weise die Füllung zwischen 10 und 70 Procent durch
                              den Regulator selbstthätig mit voller Leichtigkeit verändert werden. Die
                              Ausstellungsmaschine selbst, eine liegende Condensationsmaschine von 400 Millim.
                              Cylinder-Durchmesser und 800 Millim. Hub ward nicht in Betrieb gesetzt und
                              konnte sich somit nur durch ihre schöne Construction und elegante Ausführung
                              auszeichnen.
                           Im Anschlusse an diese beiden modificirten Farcot-Steuerungen der Wiener Weltausstellung möge es schließlich noch
                              gestattet sein, eine andere Modification derselben Steuerung zu erwähnen, welche
                              zwar nicht ausgestellt war, aber in ihrer Einfachheit jedenfalls die beiden früher
                              besprochenen übertrifft.
                           Es ist die „Farcot'sche Steuerung für alle
                                 Expansionsgrade“ von Ingenieur A. Guhrauer
                              Beschrieben in der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
                                    Architekten-Vereins, 1872 Heft 16., welche wie die Decker'sche Steuerung die
                              Expansionsplatten direct auf dem Vertheilungsschieber angeordnet hat und den
                              verstellbaren Anschlag von einem eigenen Excenter bewegen läßt. Dabei besteht aber
                              dieser Anschlag nicht aus einem flachen verstellbaren Keile, sondern ist um die
                              Schieberstange in einer Cylinderfläche herumgewunden und mit derselben aus einem
                              Stücke hergestellt, so daß durch einfaches Drehen der Schieberstange um ihre Achse,
                              mittels eines außerhalb des Schieberkastens aufgesetzten Hebels, die Verdrehung des
                              Anschlages und damit die Variation der Füllung erfolgen kann.
                           Diese sehr gelungene und einfache Construction ist jedoch unseres Wissens bis jetzt
                              noch nicht ausgeführt worden und bleibt, ebenso wie die oben besprochenen
                              Steuerungen, einem principiellen Einwande unterworfen, der sich auf keine Weise
                              hinwegläugnen läßt. Denn es ist allerdings wahr, daß in vielen Fällen, trotz der
                              anerkannten ökonomischen Vortheile hoher Kesselspannung und geringer Füllungen, ein
                              geringerer Dampfdruck und längere Cylinderfüllung erwünscht scheinen können; dann aber dürfte man
                              auch ohne weiteres auf die geringfügige Ersparung durch automatische Expansion
                              verzichten und lieber zu dem einfachen Drosselventil zurückkehren, statt sich die
                              Maschine und deren Erhaltung durch kostspielige und difficile
                              Expansions-Vorrichtungen zu vertheuern. Derselbe Einwand wird auch bei
                              einigen der später zu behandelnden Corliß-Steuerungen wiederholt werden
                              müssen.
                           ––––––––––
                           Mit der Vorführung dieser verschiedenen Steuerungs-Mechanismen sind die in der
                              Einleitung des Abschnittes „Doppelschieber-Steuerungen“
                              auf Grund des Diagrammes I abgeleiteten Hauptgruppen von Steuerungen mit zwei von
                              Excentern bewegten Schiebern ziemlich erschöpfend erledigt – erschöpfend in
                              dem Sinne, als von jeder überhaupt möglichen Art der Variirung der Füllungsgrade ein
                              oder mehrere Beispiele der constructiven Durchführung gegeben werden konnten. Und
                              daß selbst die abweichendsten Constructionen von Doppelschieber-Steuerungen
                              im weitesten Sinne, sobald sie nur eine continuirliche
                                 oscillatorische Bewegung der Schieber besitzen, unter eine der oben
                              aufgestellten Kategorien gefaßt werden können, möge zum Schlusse noch an der
                              eigenthümlichen Steuerung der von John J. Derham in
                              Blackburn (England) ausgestellten Maschine nachgewiesen werden.
                           Eine Classe von Steuerungen mit zwei Schiebern wurde bis jetzt hier nicht beachtet;
                              es sind dies die Steuerungen mit auslösbarer Bewegung des
                              Expansionsschiebers, mittels einer Knagge, eines Mitnehmers oder dergl. Derartige
                              Systeme waren jedoch auf der Ausstellung gar nicht vertreten und gehören auch ihrer
                              eigentlichen Wesenheit nach, obwohl sie zwei auf oder über einander gleitende
                              Schieber anwenden, mehr zu der Gruppe der Corliß-Steuerungen als zu den Doppelschieber-Steuerungen.
                           Dagegen gehört die Derham'sche Steuerung, obwohl sie
                              verschiedene eigenthümliche und theilweise ganz neuartige Mechanismen angewendet
                              hat, unmittelbar hierher und hätte schon bei Beginn dieses Abschnittes unter den
                              Zwei-Schieber-Steuerungen abgehandelt werden können, zu welcher sie
                              ihrer Wesenheit nach jedenfalls gezählt werden muß. Denn wie aus dem Grundrisse in
                              Figur 5
                              und dem Cylinder-Querschnitte in Figur 6 zu ersehen ist,
                              ruhen die Expansionsplatten zwar unmittelbar auf dem als Langschieber angeordneten
                              Vertheilungsschieber, sind aber in ihrer Bewegung und der dadurch bewirkten
                              Dampfvertheilung gänzlich von dem Vertheilungsschieber unabhängig gerade so, als ob
                              der Expansionsschieber auf einem eigenen festen Schiebergesichte arbeiten würde. Dabei ist aber der
                              Nachtheil der großen schädlichen Räume, welcher im allgemeinen den
                              Zwei-Schieber-Steuerungen anhaftet, in diesem speciellen Falle
                              glücklich vermieden. Der Expansionsschieber liegt unmittelbar auf dem
                              Vertheilungsschieber und wird durch zwei Führungsleisten, welche auf den letzteren
                              aufgeschraubt sind, bei dessen hin und her gehender Bewegung mitgenommen, kann aber
                              dabei in der Richtung normal zur Bewegung des Vertheilungsschiebers verschoben
                              werden und auf diese Weise Dampfzutritt und Abschluß bestimmen. Die Canalöffnungen
                              auf dem Rücken des Vertheilungsschiebers sind nämlich gegenüber den Oeffnungen des
                              Schieberspiegels um 90° verdreht (vergl. die rechte Seite des
                              Vertheilungsschiebers im Grundrisse Figur 5, wo die
                              Expansionsplatte weggenommen ist) und werden somit durch die Querbewegung der
                              geschlitzten Expansionsplatten abwechselnd geöffnet und geschlossen. Diese
                              Querbewegung wird den Expansionsschiebern, welche mit ihren Schieberstangen l resp. l' durch
                              entsprechende Führungsstücke verbunden sind, mittels rotirender Herzscheiben
                              mitgetheilt, welche sich in dem rahmenartig ausgeschmiedeten Ende der
                              Schieberstangen bewegen. Denkt man sich nun die verticalen Wellen w und w', auf denen die
                              Herzscheiben aufsitzen, derart mit der Schwungradwelle verbunden, daß sie dieselbe
                              Tourenzahl wie die letzten machen, so ist die Möglichkeit der Erzielung einer
                              beliebigen fixen Expansion sofort gegeben, indem man die Herzscheiben nur so
                              anzuordnen braucht, daß sie bei der entsprechenden Kurbelstellung den
                              Expansionsschieber über die Oeffnungen des Vertheilungsschiebers zurückgezogen haben
                              und den Dampfzutritt absperren.
                           Eine variable Expansion kann aber, nachdem die Distanz der arbeitenden Kanten sowie
                              der Hub des Excenters – beziehungsweise der Herzscheibe, welche hier an
                              dessen Stelle getreten ist – unveränderlich bestimmt sind, nur durch eine
                              Veränderung des Voreilwinkels der Herzscheiben erzielt werden; und um dieses zu
                              erreichen werden die verticalen Wellen w, w' der beiden
                              Herzscheiben nicht direct mit der Schwungradwelle verbunden sondern durch
                              Vermittelung eines Differenzialräder-Mechanismus bewegt, welcher unter der
                              vollkommenen Controlle des Regulators steht.
                           Eine Welle a, welche quer durch das Fußgestelle des
                              Regulators geht, ist mittels der Kegelräder m, n und der
                              Welle f mit der Schwungradwelle in Verbindung und macht
                              die gleiche Tourenzahl wie dieselbe.
                           Von dieser Welle a wird zunächst die
                              Regulator-Spindel angetrieben, ferner aber auch mittels des Stirnrades o das Rad p, welches auf
                              einem festen Zapfen b rotirt. Der Zapfen b ist in einem, mit dem Regulatorständer fest
                              verbundenen Rohre C befestigt, das an seinem anderen
                              Ende einen zweiten Zapfen b' eingesetzt hat, auf welchem
                              sich das Stirnrad s bewegt. Mit letzterem ist endlich
                              noch ein Kegelrad verbunden, welches die horizontale Welle d und von dieser aus die beiden verticalen Wellen w und w' in Bewegung setzt. Das Stirnrad s steht mittels der Welle c
                              und der darauf aufgekeilten Stirnräder q und r mit dem von der Schwungradwelle angetriebenen Rade p im Eingriffe und empfängt von diesem die zum Antriebe
                              der Herzscheibe erforderliche rotirende Bewegung; die Zwischenwelle C aber ist nicht – gleich den übrigen Wellen und
                              Rädern – fest gelagert, sondern in einem drehbaren Arme T angebracht, welcher auf den festen Zapfen b und b' schwingt und durch
                              Zugstange z und Hebel h von
                              dem Regulator bewegt wird (Figur 7). Es ist somit,
                              bei der durch die Pfeile bezeichneten Bewegungsrichtung der betreffenden Zahnräder
                              – leicht ersichtlich, wie beim Steigen der Regulatorkugeln der Arm T gesenkt und dadurch dem Rade s und den damit in Verbindung stehenden Herzscheiben eine gewisse
                              Voreilung ertheilt wird; umgekehrt findet beim Sinken der Regulatorkugeln ein
                              Zurückbleiben der Herzscheiben und damit späterer Dampfabschluß statt.
                           Die gewünschte Abhängigkeit des Füllungsgrades von dem Regulator ist somit erzielt,
                              und zwar bewies die Regulirung der Ausstellungsmaschine – trotz dieser vielen
                              Zahnräder – eine auffallende Empfindlichkeit, welche wohl hauptsächlich der
                              guten Ausbalancirung und den großen Regulatordimensionen zuzuschreiben ist. Eine
                              astatische Regulirung – über deren Werth allerdings sehr getheilte Ansichten
                              bestehen – läßt sich mit dieser Einrichtung, wo
                              einer bestimmten Regulatorstellung stets derselbe Füllungsgrad entspricht, nicht
                              erzielen. Der hier beschriebene Regulirungs-Mechanismus gehört übrigens nicht
                              wesentlich zum Derham'schen Steuerungssysteme und wurde
                              auch schon vom Erfinder selbst durch einfachere Vorrichtungen zur automatischen
                              Expansion ersetzt.
                           
                        
                           
                              Fortsetzung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
