| Titel: | Circulations-Schmiervorrichtung für Lager und Lagerbüchsen rasch rotirender Wellen; von August Osenbrück in Hemelingen bei Bremen. | 
| Autor: | Z. | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. LXI., S. 379 | 
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                        LXI.
                        Circulations-Schmiervorrichtung für Lager
                           und Lagerbüchsen rasch rotirender Wellen; von August Osenbrück in Hemelingen bei Bremen.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Osenbrück's Circulations Schmiervorrichtung.
                        
                     
                        
                           Um bei rasch rotirenden Wellen und Zapfen, wie für Kreissägen, Holzhobelmaschinen,
                              Ventilatoren, Bandsägen, Centrifugalmaschinen, Eisenbahnwagenachsen, ferner bei
                              losen Riemenscheiben u. dergl. eine verläßliche, ökonomische Schmierung zu erzielen,
                              hat Osenbrück die sogenannte
                              Circular-Schmiervorrichtung entworfen (und in verschiedenen Staaten
                              patentirt), bei welcher durch die Umdrehung der Welle eine continuirliche Bewegung
                              des Schmiermateriales entlang der Lagerfläche nach einem Auffanggefäße und von da
                              zurück nach dem Oelreservoir und wieder über die Lauffläche u.s.f. hervorgerufen
                              wird.
                           Zu diesem Behufe wird, wie man dies leicht aus den beigegebenen Abbildungen in Figur 8 bis
                              15
                              entnehmen kann, für jedes zu schmierende Lager auf der betreffenden Welle eine
                              metallene Auffangschale S angebracht, welche genau
                              concentrisch mit der Welle rotirt. An dem dieser Schale zugekehrten Ende des festen
                              Lagergehäuses ist ein messingenes oder eisernes Rohr R
                              angebracht, welches in die Schale bis nahe zum inneren größten Umfange derselben
                              hineinragt und so gekrümmt ist, daß seine äußere Oeffnung der Drehungsrichtung der
                              Welle entgegensteht.
                           Enthält nun die Schale S flüssiges Schmiermaterial, so
                              verbreitet sich dieses bei der raschen Umdrehung ringförmig auf dem größten inneren
                              Durchmesser der Schale und wird, da es an der Drehung Theil nimmt, von dem
                              unbeweglichen Rohre R aufgefangen und mit einer von der
                              Umfangsgeschwindigkeit der Schale abhängigen Beschleunigung in das Schmierreservoir
                              V des Lagers zurückgeführt. Von hier aus tropft das
                              Oel, nachdem es die Lagerfläche schmierend passirt hat, zur Schale S zurück, um neuerdings den angedeuteten Weg zu
                              durchlaufen. Auf diese Weise wird, wie leicht einzusehen, das Schmiermaterial auf
                              das äußerste ausgenützt.
                           Die Figuren
                                 8–9 und 10–11 und 12–13 bis 15 stellen
                              beziehungsweise die Osenbrück'sche
                              Circulations-Schmiervorrichtung an den Lagern einer stehenden Welle, einer
                              horizontalen Welle, einer losen Riemenscheibe und einer Eisenbahnwagenachse dar;
                              gleichen Zwecken dienende Theile sind mit denselben Buchstaben bezeichnet.
                           Obere Lagerbüchse einer stehenden Welle oder Spindel
                              (Figur 8).
                              Die Auffangschale S – welche der Constructeur mit
                              dem Namen „Centrifugalschale“ bezeichnet, da das Schmieröl
                              vermöge der durch die Rotation hervorgerufenen Centrifugalkraft weitergetrieben wird
                              – ist unterhalb des conischen Zapfens auf die Spindel aufgeschraubt. Ihre
                              obere Oeffnung umfaßt willig den Hals der oberen Lagerhülse. In diese feststehende
                              Hülse ist das Rohr R eingeschraubt und führt eine damit
                              communicirende Bohrung nach der Schmierkammer V, welche
                              durch eine Kapselverschraubung geschlossen ist.
                           Getheiltes Lager für eine horizontale Welle (Figur 9 und
                              10). In
                              den Lagerdeckel ist das Auffangrohr R eingeschraubt und
                              zwar unter eine Uebersattlung s des Deckels, welche
                              außen concentrisch mit der Welle abgedreht ist. In der unteren Hälfte läuft die
                              Uebersattlung in eine Rinne y aus, welche in die Schale
                              S hineinragt. Ueber der Austrittsöffnung des Rohres
                              R ist an den Lagerdeckel eine Blechkappe angebracht,
                              um zu verhindern, daß beim Beginne der Drehung – wenn das gesammte Oel aus
                              der Schale S in die Kammer V
                              getrieben wird – das Oel gegen den Lagerdeckel spritzt. Das aus der Kammer
                              V nach dem der Schale S
                              entgegengesetzten Lagerende Z – ablaufende
                              Schmieröl wird durch den Canal N über die Rinne y wieder nach der Centrifugalschale 
                              S zurückgeführt. Die Einkerbungen auf beiden Seiten des
                              gelagerten Wellenhalses sind ein bekanntes Mittel, um das Vergleichen von Oel nach
                              außen zu verhüten. Als Staubverschluß dienen die beiden Lederringhälften, welche in
                              einer concentrischen Nuth oberhalb der Uebersattlung s
                              eingezwängt sind und die Schale S berühren.
                           Lagerung einer losen Riemenscheibe (Figur 11 und 12). In die
                              Achse ist ein centrales Loch bis etwas über das Mittel der Riemenscheibe eingebohrt.
                              In das äußere Ende dieser Bohrung ist das Rohr R
                              eingeschraubt, das andere führt durch eine radiale Bohrung in die Nuth V. Die Schale S ist hier
                              kegelförmig angeordnet und durch einen Ring T, welcher
                              die warm eingezogene Laufbüchse (aus Gußeisen oder Rothguß) festhält, in zwei
                              Hälften getheilt. Die Communication der vorderen und hinteren Schalen-Kammer
                              wird durch Löcher c in dem Ringe T vermittelt. Die Wirkungsweise dieser Disposition erklärt sich wie die
                              obigen von selbst. Während bei den gewöhnlichen losen Riemenscheiben das Oel um so
                              schneller abgeschleudert wird, je rascher sie rotiren, schmiert sich diese Scheibe
                              alsdann um so energischer.Nach Mittheilung des Erfinders machte eine lose Riemenscheibe, welche 1080
                                    Touren pro Minute zurücklegte und deren
                                    Schenkeldurchmesser 1 1/2 Zoll engl. (38 Millim.) betrug, bei einer Füllung
                                    von 1/17 Pfd. Oel 64 Millionen Umdrehungen, ohne daß das mindeste Warmlaufen
                                    vorkam. Als die Scheibe zur Untersuchung abgenommen wurde, fand sich noch
                                    genügend Oel von durchaus reiner, wenn auch etwas ranziger Beschaffenheit
                                    vor, um wenigstens noch weitere 5 bis 6 Millionen Touren machen zu
                                    können.
                              
                           Achsenlager für Eisenbahnwagen (Fig. 13 bis 15). Dieses
                              Lager ist für die bekannte Polsterschmierung von unten und für die neue
                              Circulations-Schmierung von oben eingerichtet. Bei Wegfall der ersteren,
                              vereinfacht sich die Lagerconstruction wesentlich. Die Schmierschale S wird aus Kupfer- oder Messingblech (Figur 13),
                              billiger und ebenso dauerhafter aber ganz aus getempertem (adoucirtem) Gußeisen
                              hergestellt (Figur
                                 15). Dieselbe ist in dem Schenkelkopf concentrisch eingedreht und mittels
                              Schraube an denselben befestigt. R, S und V bezeichnen die bekannten Theile. Um der Luft aus der
                              Oelkammer V einen Ausweg zu verschaffen, führt das
                              Bohrloch x aus derselben durch den Lagerdeckel in die
                              darunter liegende Lagerkammer. Die Füllung mit Oel geschieht seitlich durch die
                              Polsterschmierkammer P, aus welcher das Schmiermittel
                              durch zwei oben in dieser Kammer befindliche Schlitzlöcher in das Unterlager und von
                              diesem in die Schmierschale S eintritt. Vor Beginn der
                              Füllung des Lagers entfernt man die Flügelschraube f
                              (Figur
                                 13) und erkennt an dem Hervortreten von Oel aus diesem Schraubenloche die genügende
                              Füllung. Da die Eisenbahnfahrzeuge vorwärts und rückwärts laufen, so ist das
                              Auffangrohr R gabelförmig gestaltet, daher für beide
                              Drehungsrichtungen der Centrifugalschale S gleich
                              wirksam.Wegen Uebertragung von Patenten wende man sich an den Maschinenfabrikant
                                    August Osenbrück in Hemelingen bei Bremen.
                              
                           
                              Z.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
