| Titel: | Schmirgelscheiben und Schleifmaschinen der Tanite-Compagnie in Stroudsburg (Amerika). | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. LXVI., S. 388 | 
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                        LXVI.
                        Schmirgelscheiben und Schleifmaschinen der Tanite-Compagnie in Stroudsburg (Amerika).
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Schmirgelscheiben und Schleifmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Firma M. Selig
                              jun. und Comp. in Berlin
                              (Karlstraße Nr. 20) hat kürzlich neue amerikanische Schmirgelscheiben und
                              Schleifmaschinen mit solchen Scheiben für die verschiedensten Arbeitsprocesse in
                              Europa eingeführt, auf welche Referent die Aufmerksamkeit der Fachkreise hinlenken
                              möchte. Hat doch die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt, welche vielseitige
                              Anwendung das Schleifen beim Zurichten von Metallguß, bei
                              Vollendarbeiten von Holz- und insbesondere von Metallwaaren etc. finden kann,
                              nachdem es gelungen war künstliche Schleifsteine von jeder gewünschten Feinheit des
                              Kornes, von erforderlicher Härte und genügender Dauerhaftigkeit herzustellen. Im
                              Interesse eines rationellen Betriebes erscheint es daher geboten, alle einschlägigen
                              Fortschritte sofort näher zu beachten.
                           
                           Ueber die Qualität der Tanite-Schmirgelscheiben
                              erlauben wir uns hier kein Urtheil abzugeben, da hierüber die Probe in der
                              Werkstätte Jedem die kürzeste und verläßlichste Antwort ertheilt. So viel aber darf
                              hingestellt werden, daß die Gesichtspunkte, von welchen sich die Erzeuger dieser
                              Schmirgelscheiben leiten lassen, auf ein sehr günstiges Resultat zu schließen
                              gestatten. Um nun für die verschiedenartigsten Gebrauchszwecke die zweckmäßigsten
                              Scheiben – was Korn und Härte betrifft – zu bieten, werden fünf verschiedene Classen von Schmirgelscheiben
                              ausgeführt.
                           1. Grobes Korn und hart.
                           Diese Scheiben eignen sich vorzugsweise zum Anschärfen von
                              Gußeisen oder Stahl, zum Wegnehmen von Angüssen und Gußnähten, überhaupt zum ersten
                              rohen Schleifen. Dieselben sind nicht für flache Arbeit bestimmt oder zur
                              Herstellung von glatten Oberflächen; sie würden hierbei verkrusten. Dafür sind
                              Scheiben der 3. und 5. Classe zu empfehlen.
                           3. Mittelkorn und hart.
                           Scheiben dieser Classe dienen zum Anschärfen von Gußeisen und
                              Stahl wie früher und zum Abschleifen im Allgemeinen. Sie eignen sich vorzüglich für
                              die Arbeiten, welche sonst auf Shaping-Maschinen verrichtet werden, und nicht
                              minder zum Schärfen von Hobelmaschinen-Messern, Drehbank-Werkzeugen
                              etc. und von Sägen.
                           3. Mittelkorn und weich.
                           Die Scheiben dieser Classe eignen sich speciell zum Schleifen von
                              Messingwaaren und zum glatten Abschleifen der
                              Oberflächen von Stahl, Schmiedeeisen und Gußeisen.
                           4. Feines Korn und hart.
                           Solche Scheiben passen vorzugsweise zum Abschleifen leichter Arbeitsstücke und aller solchen Arbeiten, bei
                              welchen die Schmirgelscheiben während des Schleifens ihre ursprüngliche Form
                              bewahren sollen; sie sind hart und sehr dauerhaft, greifen aber nicht so an wie die
                              weicheren Scheiben und verkrusten sich leicht, wenn große Flächen abgeschliffen
                              werden.
                           5. Feines Korn und weich.
                           Diese Scheiben sind speciell zum feinen Schliff von Messingwaaren
                              und anderen weicheren Metallen, ferner zum Poliren und feinen Abschleifen der
                              Flächen von Eisen und Stahl berechnet. Sie eignen sich ebenso vorzüglich zum
                              Schärfen von Werkzeugen, wobei die Scheiben trocken gehalten und das Werkzeug leicht
                              gegen dieselben gedrückt und wiederholt in Wasser getaucht werden soll.
                           Die beste und vollkommenste Schmirgelscheibe wird aber beim Gebrauche allmälig
                              angegriffen und verrichtet bei weniger genauer Oberfläche ihre Arbeit bei weitem
                              nicht mehr so sicher und verläßlich wie zuvor. Man hat daher stets für eine
                              gleichmäßige Oberfläche zu sorgen, wozu die Tanite-Compagnie ein Diamant-Drehwerkzeug liefert, dessen Handhabung ohne Schwierigkeiten zu
                              erlernen ist und dessen Anschaffungskosten sich durch lange Dauer und vortreffliche
                              Wirkungsweise leicht bezahlt machen.
                           
                           Zu den Schmirgelmaschinen selbst übergehend, beschränken
                              wir uns hier auf einige allgemeine Bemerkungen und auf die Anführung der einen oder
                              anderen Specialmaschine.
                           
                              
                              Holzschnitt I, Bd. 212, S. 390
                              
                           
                              
                              Holzschnitt II, Bd. 212, S. 390
                              Die einfachste Schleifvorrichtung – d. i. eine Schmirgelscheibe fest
                                 montirt auf ihrer Welle – kann auf einem gewöhnlichen Tisch oder auf
                                 einer Werkbank aufgestellt werden, obwohl für dieselben auch eigene
                                 Untergestelle eingerichtet sind. Sämmtliche Maschinen werden mit soliden und
                                 stabilen Gestellen versehen; die Scheibenwelle ist stark und läuft in breiten
                                 Lagern; der Riemen-Antrieb kann von oben oder von unten von der
                                 Transmission abgeleitet werden. Die Lagerschalen sind mit Composition
                                 ausgefüttert, welche wegen des unvermeidlichen Schmirgel- und
                                 Metall-Staubes nach Erforderniß sehr bequem erneuert werden kann.
                              Zu den einfachen Schmirgelmaschinen mit runder, cylindrischer Scheibe, deren
                                 Seitenflächen auch zum Ebenschleifen benützt werden, wird eine verbesserte,
                                 obenstehend in Holzschnitt I illustrirte Auflage
                                 geliefert, welche unter verschiedenen Winkeln gegen die Seite der
                                 Schmirgelscheibe gestellt werden kann, um das Anschleifen beliebiger Schrägungen
                                 zu gestatten. Meißel, Bohrer, Drehwerkzeuge etc. lassen sich daher sehr bequem
                                 und genau zuschleifen.
                              
                           Die einfache Sägenschärfmaschine besteht aus einer kegelförmigen Schmirgelscheibe, deren Spindel
                              in zwei Docken eingelagert ist. Die Riemenscheibe liegt zwischen beiden Docken. Die
                              Auflage ist vor der Schmirgelscheibe in einem Schlitz der Grundplatte verstellbar
                              angeschraubt, und um den Zuschärfungswinkel nach Belieben abändern zu können, ist
                              die Auflage – beziehungsweise die Unterlage für die Säge – dahin
                              verbessert, daß deren Obertheil, wie aus vorstehendem Holzschnitt II zu ersehen ist, innerhalb der erforderlichen Grenzen mehr
                              oder weniger geneigt eingestellt werden kann.
                           
                        
                           
                              (Fortsetzung folgt.)