| Titel: | Freifall-Seilbohrer von Franz Straka, Bergmeister in Vasas bei Fünfkirchen (Ungarn). | 
| Autor: | F. R. | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. LXVII., S. 391 | 
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                        LXVII.
                        Freifall-Seilbohrer von Franz Straka, Bergmeister in Vasas bei Fünfkirchen
                           (Ungarn).
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Straka's Freifall-Seilbohrer.
                        
                     
                        
                           Dieser in Figur
                                 27 und 28 dargestellte Freifall-Seilbohrer, welcher in seiner
                              Construction an jenen von Gaiski erinnert, soll das
                              selbstthätige Umsetzen des Bohrers beim Seilbohren ohne Benützung des Kind'schen Hütchens bewirken, um ihn auch bei
                              Trockenbohrungen verwenden zu können.
                           In einem Führungsgerippe aus schmiedeisernen Längsschienen a, welche oben und unten an Blechscheiben angenietet sind, spielt das
                              Abfallstück b, dessen cylindrische Stange unten zur
                              Befestigung des Meißelbohrers mit einem Schraubenmuff und oben, ähnlich wie beim Kind'schen und Gaiski'schen
                              Bohrer, mit einem conisch zugerundeten Kopfe versehen ist.
                           Innerhalb des Gerippes befindet sich ferner der Fangapparat, aus zwei unten
                              hakenförmig gestalteten Fangarmen c bestehend, welche an
                              einer schmiedeisernen Traverse d leicht drehbar
                              befestigt sind; die an dieser Traverse d angebrachten
                              Bügel dienen zur Befestigung des Bohrseiles. Die vierkantigen Enden der Traverse
                              spielen in diametral gegenüberliegenden, entgegengesetzt schief geneigten und aus
                              Schmiedeisenschienen hergestellten Coulissen e, welche
                              ebenso wie die Absteifungs-Längsschienen an den oberen und unteren
                              Blechscheiben des Führungsgerippes befestigt sind.
                           Der obere Abschlußring des Gerippes trägt einen conischen Aufsatz m aus Blech oder Gußeisen, an dessen innerer Wandung die
                              kurzen, etwas
                              umgebogenen Hebelsarme der Fanghaken c bei höchster
                              Hubstellung des Bohres sich anlehnen und dadurch beim weiteren Aufwärtsziehen des
                              Seiles ein Oeffnen der Fangarme bewirken. Zu erwähnen ist auch, daß am Haken des
                              einen Fangarmes eine leicht um einen Rundstift bewegliche Zunge oder Klappe k sich befindet, welche bei geöffneten Fangarmen in den
                              zweiten Haken einfällt und den Fangapparat geöffnet erhält.
                           Um das Führungsgerippe in der erforderlichen Tiefe im Bohrloch fixiren und um bei
                              zunehmender Bohrlochtiefe den Bohrer entsprechend nachsenken zu können, hängt
                              dasselbe bei f einseitig an einem besonderen Senkseil;
                              ferner sind zur besseren Absteifung der Längsschienen Armirungsringe h und zur sicheren Führung die ausgebogenen
                              Spangenfedern j am Führungsgerippe angebracht.
                           Das Spiel des Apparates ist nun folgendes:
                           Befindet sich der Bohrer auf der Bohrlochssohle, also der Fangkopf des Abfallstückes
                              am unteren Ende des Führungsgerippes, und wird der Fangapparat durch Anheben des
                              Bohrschwengels am Druckbaume nachgesenkt, so gelangt der Fangkopf des Abfallstückes
                              in die geöffneten Fanghaken, wobei er die Zunge k
                              aufhebt und die Fangarme c in Folge ihres Uebergewichtes
                              nach unten zusammenklappen und den Fangkopf erfassen.
                           Beim Anheben des Seiles wird das dergestalt gefangene Untergestänge mitgenommen und
                              die Bohrerstange – bei hinreichender Stabilität des Führungsgerippes –
                              in Folge des Spieles der Traverse b in den schiefen Coulissenschlitzen e
                              um einen gewissen Winkel gedreht oder umgesetzt, und kann man durch Veränderung der
                              Schiefstellung der Führungs-Coulissen, den Umsetzungswinkel nach Belieben
                              reguliren.
                           Gelangen die kürzeren abgebogenen Hebelsarme der Fanghaken c bei höchster Hubstellung in den am oberen Ende des Gerippes angebrachten
                              conischen Ansatz m, so werden diese bei einer weiteren
                              Aufwärtsbewegung gegen einander gedrückt, d.h. die Fangarme geöffnet, und der Bohrer
                              fällt mit freiem Fall zur Bohrlochssohle nieder. Die Zunge k fällt sofort zwischen die Haken c und hält
                              dieselben für ein nächstes Spiel bereit.
                           Statt die Traverse d in schrägen Schlitzcoulissen zu
                              führen, kann man die Einrichtung auch so treffen, daß die zu lochenden Enden der
                              Traverse längs Rundeisenstangen gleiten, welche ihre Befestigung ähnlich wie die
                              Schienen e an den Endkränzen des Führungsgerippes
                              erhalten und je nach dem zu erzielenden Umsetzwinkel des Bohrers mehr oder wenig
                              schief gestellt werden können.
                           
                           Abgesehen davon, daß der Apparat wegen des freien Spieles der Fangarme im Inneren des
                              Führungsgerippes immer einen größeren Durchmesser erhalten muß und daher nur für
                              Bohrlöcher von 15 bis 18 Zoll (400 bis 475 Millim.) Weite anwendbar wäre, fällt ein
                              Vergleich des Straka'schen Freifallapparates mit anderen
                              ähnlichen Freifallbohrern – wobei allerdings Wasser im Bohrloch vorausgesetzt
                              wird, wie z.B. bei Fauk und bei Sparre
                              Vergleiche deren Beschreibung in diesem Journal 1874, Bd. CCXII S. 285
                                    (zweites Maiheft). – zu Ungunsten desselben aus, da einerseits dem Abfallstück eine
                              sichere und ruhige Führung fehlt, andererseits das nur einseitig (bei f) eingehängte Führungsgerippe Klemmungen befürchten
                              läßt um so mehr, als der Apparat im Bohrloch nur geringen Spielraum bekommen darf,
                              wenn die Spangenfedern j ihren Zweck überhaupt erfüllen
                              sollen.
                           Diesem letzteren Uebelstande wäre übrigens dadurch abzuhelfen, wenn man – wie
                              beim Gaiski-Bohrer – mittels zweier, an
                              einer gemeinschaftlichen Welle aufgewickelten und am Führungsgerippe diametral
                              befestigten Seile das Senken und Fixiren desselben bewerkstelligen würde, wodurch
                              aber die ganze Einrichtung umständlicher wird und an Einfachheit verliert.
                           
                              F. R.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
