| Titel: | Erfahrungen über den Einfluss des rhodanhaltigen schwefelsauren Ammoniaks auf das Pflanzenwachsthum; von Dr. O. Kohlrausch. | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. LXXXI., S. 425 | 
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                        LXXXI.
                        Erfahrungen über den Einfluss des rhodanhaltigen
                           schwefelsauren Ammoniaks auf das Pflanzenwachsthum; von Dr.
                           O. Kohlrausch.
                        Aus dem Organ des Vereins für Rübenzuckerindustrie
                                 etc., Januar 1874.
                        Kohlrausch, über den Einfluß des rhodanhaltigen schwefelsauren
                           Ammoniaks auf das Pflanzenwachsthum.
                        
                     
                        
                           Unter dem Titel: „Ueber Rohammoniak“ theilte bereits Professor
                              Dr. Märcker in der
                              „Zeitschrift des Centralvereines für die Provinz Sachsen“
                              (1872, Nr. 4) mit, daß ein Düngmittel unter der oben angeführten Bezeichnung auf den
                              Markt zu billigem Preise gebracht würde, welches wahrscheinlich nach den gemachten
                              Erfahrungen einen schädlichen Einfluß auf die Pflanzenvegetation ausübe. Bei
                              Frühjahrsdüngung war in mehreren Fällen ein ungünstiges Resultat beobachtet worden,
                              nur bei Klee war kein nachtheiliger Einfluß zu bemerken; eine fordernde Wirkung war
                              in keinem Falle zu erkennen gewesen.
                           Märcker beschreibt das Rohammoniak als eine grünliche,
                              pulverförmige, ziemlich trockene Masse, welche den Geruch der theerartigen Producte
                              der Leuchtgasfabrikation in ziemlich hohem Grade hatte; er hält dasselbe für ein,
                              zum großen Theil aus der zum Reinigen des Leuchtgases benützten „Laming'schen Masse“ bestehendes Product.
                              Die in löslicher Form im Rohammoniak vorhandenen Sulfocyanverbindungen seien in zu
                              geringer Menge vorhanden, als daß man von ihnen nachtheilige Folgen für das
                              Pflanzenwachsthum erwarten könne, dagegen enthalte dasselbe eine bedeutende Menge
                              schwefelsaures Eisenoxydul, nämlich 15–16 Procent, weshalb es als Kopfdüngung
                              oder während des Keimungsprocesses nur mit Vorsicht anzuwenden sei. Bei Compostirung
                              und häufigem Umstehen würde höchst wahrscheinlich das Eisenoxydul in Eisenoxyd
                              übergeführt, welche Oxydation wohl auch bei Herbst- oder Winterdüngung zur
                              Frühjahrsbestellung stattfinden dürfte. Der Verfasser verweist dann darauf, daß bei
                              eventuellem Ankauf dieses Düngers der Preis nicht nach dem Gesammtstickstoff,
                              sondern nach dem Ammoniakstickstoff allein zu normiren sei und warnt vor der
                              Mischung desselben mit Superphosphat.
                           Da der besprochene Dünger Eisenoxyd in größerer Menge enthielt, so war es
                              wahrscheinlich, daß durch das Mischen von Rohammoniak und Superphosphat ein
                              Zurückgehen und Unlöslichwerden der in letzterer enthaltenen löslichen Phosphorsäure
                              eintreten würde. Versuche in dieser Richtung ergaben denn auch, daß bereits nach
                              drei Tagen in einem Falle 
                              circa 40 Proc., in einem zweiten 29 Proc. der
                              Gesammtphosphorsäure wieder in die unlösliche Modification übergeführt waren. Der
                              Verfasser zieht hieraus den Schluß, daß man Rohammoniak entweder überhaupt nicht mit
                              Superphosphat ausstreuen, oder wenigstens die Mischung erst unmittelbar vor dem
                              Ausstreuen bewerkstelligen und jedenfalls ein längeres Lagern dieser Mischung
                              vermeiden soll, wenn man nicht das Unlöslichwerden eines bedeutenden Procentsatzes
                              an löslicher Phosphorsäure herbeiführen will.
                           Fast gleichzeitig machte C. Schumann in den
                              „landwirthschaftlichen Versuchsstationen“ (1872 S. 230)
                              eine kurze Mittheilung, daß der Düngerfabrik der Firma A. und E. Albert in Biebrich a. Rh. von einer chemischen Fabrik aus
                              England ein braunroth gefärbtes Salz unter dem Namen „Braunes
                                 schwefelsaures Ammoniak“ zu verhältnißmäßig billigen Preisen
                              angeboten sei, welches 30,4 Proc. Gesammtstickstoff enthalte. Von letzterem wären in
                              Form von schwefelsaurem Ammoniak 14,87 Proc., dagegen 73,94 Proc. als Rhodanammonium
                              in dem fraglichen Salz enthalten. Da dasselbe zum größeren Theil aus Rhodanammonium
                              bestand, so wurden auf einer Wiese Versuche angestellt und auf einer kleinen
                              Parcelle in der Weise das Salz aufgestreut, daß die Düngung einem Centner per Morgen = 1/2 Joch entsprach. Der Erfolg war so
                              ungünstig, daß der ganze erste Schnitt des Grases verloren ging, indem die Spitzen
                              der Gräser zuerst, dann aber die ganze Pflanze gelb wurde, worauf sie nach einiger
                              Zeit abstarb. Später haben die Wurzeln derselben wohl wieder neu ausgeschlagen, aber
                              ihr Wuchs blieb schwächer als früher. Ebenso nachtheilig wirkte ein Superphosphat,
                              welches 25 Proc. des Rhodansalzes enthielt und zur Düngung von Kartoffeln verwendet
                              wurde; zwei Dritttheile der Ernte gingen verloren.
                           Die dritte mir bekannte Veröffentlichung über diesen Gegenstand geschah durch Dr. P. Wagner in der
                              „Zeitschrift für die landwirthschaftlichen Vereine des Großherzogthums
                                 Hessen“ 1873. Auf dem Rüdigheimer Hof bei Hanau wurde im Frühjahr
                              1873 ein Feld von 15 Morgen Gerste mit einem halben Centner
                              Ammoniak-Superphosphat (13 Procent löslicher Phosphorsäure und 10 Proc.
                              Stickstoff) per Morgen, ein anderes Feld ebenfalls mit
                              einem halben Centner per Morgen (bezogen aus einer
                              anderen Fabrik mit 8 Proc. lösl. Phosphorsäure und 10 Proc. Stickstoff) gedüngt.
                              Während auf letzterem die Gerste vortrefflich aufging und schon Ende Juni
                              80–110 Centimeter lange Halme mit langen Aehren zeigte, ging auf ersterem
                              dieselbe nur spärlich und ungleichmäßig auf, die Keime waren schlaff und braungelb,
                              gekrümmt und an der Spitze gespalten; die Wurzeln waren ebenfalls schlaff und braun. Viele
                              Pflanzen nahmen eine gelbweise Farbe an und gingen zu Grunde, nachdem sie eine Höhe
                              von 50 bis 75 Millim. erreicht hatten; durch eingetretenen Regen erholten sich
                              dieselben dann etwas und hatten Ende Juni bei spärlichem und ungleichem Bestand eine
                              Höhe von 25–40 Centimeter erreicht, während von Aehren gar nichts zu sehen
                              war. Der Besitzer taxirte die Ernte auf ein Dritttheil der gewöhnlichen und den
                              Schaden auf annähernd 1000 fl. (Diese Taxation scheint doch etwas hoch gegriffen zu
                              sein. D. R.) Da auf beiden, unmittelbar nebeneinander liegenden Feldern Vorfrucht,
                              frühere Düngung, Bearbeitung und Bodenbeschaffenheit dieselbe gewesen war, so wurde
                              eine Untersuchung des zur Düngung des ersten Feldes (15 Morgen) verwendeten
                              Ammoniak-Superphosphates vorgenommen, welche einen bedeutenden Gehalt
                              desselben an Rhodanammonium constatirte.
                           Auf Wunsch des Hrn. E. Seybel – Chef der Wiener
                              Firma Wagenmann und Seybel,
                              und Besitzer der chemischen Fabrik in Liesing – habe ich im Sommer 1872 ein
                              rhodanhaltiges schwefelsaures Ammoniak untersucht und auch einige
                              Vegetationsversuche mit demselben vorgenommen. Hr. Seybel
                              ließ diese Untersuchung im Interesse seiner Kunden vornehmen, da von verschiedenen
                              Seiten Reclamationen eingelaufen waren. Das mir zugestellte Salz hatte die bekannte
                              rothbraune Färbung und enthielt 2,52 Proc. Rhodanammonium. Die angegebene Zahl ist
                              das Mittel aus zwei Bestimmungen, welche nach der in den landwirthschaftlichen
                              Versuchsstationen (Bd. 15, S. 232) angegebenen Weise ausgeführt wurden. Das Salz
                              wurde in warmem Wasser gelöst, vom unlöslichen abfiltrirt und im Filtrat die
                              Schwefelsäure mittels Chlorbarium abgeschieden. Das vom schwefelsauren Barit
                              erhaltene Filtrat wurde eingedampft, die Cyanverbindung unter Erwärmen mittels
                              Salpetersäure und Salzsäure zersetzt und der auf diese Weise oxydirte Schwefel
                              wieder mit Chlorbarium bestimmt, woraus dann der Gehalt an Rhodan berechnet
                              wurde.
                           In Liesing wurde dieses Salz in der Weise erhalten, daß die von den Gasfabriken
                              ausgeschossene Lamming'sche Masse, welche zum Reinigen
                              des Leuchtgases gedient hat, mit Wasser ausgelaugt und sodann die wässerige Lösung
                              eingedampft wurde; das niederfallende schwefelsaure Ammoniak wurde ausgeklickt.
                           Da nun die Lamming'sche Masse, welche aus einem Gemisch
                              von schwefelsaurem Eisenoxydul, Kalk und Sägespänen besteht, dem Leuchtgas die
                              Verunreinigungen an Kohlensäure, Schwefelammonium, Schwefelwasserstoff,
                              Cyanverbindungen etc. entzieht und erst dann für die Leuchtgasfabrikation ganz
                              untauglich wird (man läßt sie nach Gebrauch durch den Einfluß der Luft
                              regeneriren), wenn die theerartigen Producte und der durch das Eisenoxydul
                              abgeschiedene Schwefel des Schwefelwasserstoffes und Schwefelammoniums dieselbe im
                              Uebermaß verunreinigen, so ist die natürliche Folge, daß in kurzer Zeit die nach der
                              oben angegebenen Weise erhaltenen Laugen neben schwefelsaurem Ammoniak auch emlich
                              bedeutende Mengen Rhodanammonium, Schwefelcyancalcium, Eisencyanurcyanid etc.
                              enthalten, welche Salze dann bei dem Eindampfen der Laugen mit dem schwefelsauren
                              Ammoniak auskrystallisiren und dem schwefelsauren Ammoniak durch ihre Reaction auf
                              die vorhandenen Eisensalze die rothbraune Färbung verleihen. Ich glaube hier
                              ausdrücklich bemerken zu sollen, daß dieses Verfahren in Liesing sofort verlassen
                              wurde, nachdem Reclamationen eingelaufen waren und Hr. Seybel sich von der schädlichen Einwirkung des rhodanhaltigen Salzes
                              überzeugt hatte, so daß schon seit Sommer 1872 das schwefelsaure Ammoniak daselbst
                              nur nach vorhergegangener Destillation gewonnen wird, wobei dasselbe hell bleibt und
                              vollständig rhodanfrei ist. Gleichzeitig mit der Zustellung des Salzes an mich,
                              geschah auch die Absendung einer größeren Partie an die Gräflich Seilern'sche landwirthschaftliche Versuchsstation in
                              Prilep, um damit einen Versuch im größeren Maßstabe auszuführen, wozu mir hier in
                              Wien die Gelegenheit fehlt; ich erhielt bislang von dort noch keine Nachrichten und
                              muß daher die Mittheilung der dort erhaltenen Resultate auf einen späteren Zeitpunkt
                              verschieben; dagegen wurden in Liesing auf zwei, circa 1
                              Metzen (0,2 Hektar) großen, Parcellen Versuche mit Zuckerrüben angestellt, wovon die
                              eine mit schwefelsaurem Ammoniak, die andere mit dem rhodanhaltigen Salz gedüngt
                              wurde. Auf der letzteren Parcelle gingen die Rüben um circa 3 Wochen später auf und blieben anfänglich zurück; später aber nach
                              eingetretenem Regen erholten sich dieselben vollständig und es war kein Unterschied
                              im Wachsthum zu bemerken; nur waren dieselben, weil später aufgegangen, noch weniger
                              reif. Eine von mir am 16. September vorgenommene Untersuchung des Rübensaftes ergab
                              im Mittel aus je vier Stück Rüben:
                           
                              
                                 Mit rhodanhaltigem schwefels.
                                    Ammoniakgedüngt:
                                 Mit schwefelsaurem Ammoniakgedüngt:
                                 
                              
                                 10,52 Sacch.; 6. 55 Pol.; 3,97
                                    fremdeSubstanzen;
                                 12,29 Sacch.; 7,80 Pol.; 4,49
                                    fremdeSubstanzen;
                                 
                              
                                 eine Untersuchung am 24. October:
                                 
                                 
                              
                                 12,50 Sacch.; 9,08 Pol.; 3,42
                                    fremdeSubstanzen.
                                 13,40 Sacch; 9,91 Pol.; 3,49
                                    fremdeSubstanzen.
                                 
                              
                           Ich habe vier Versuche in Lösungen und vier in Gartenerde bei Gerste und Sommerweizen
                              angestellt. Die letzteren erhielten keine weitere Düngung, da die Gartenerde
                              höchst wahrscheinlich alle Pflanzennährstoffe im Ueberfluß enthielt – mit
                              Ausnahme der beiden schwefelsauren Ammoniaksalze, welche empirisch ohne jede weitere
                              Berechnung gegeben wurden und zwar pro 1 Kilogr. Erde je
                              1, 2, 3 und 4 Grm., entsprechend der Topfnummer. Während Gerste und Weizen bei
                              Zusatz von reinem schwefelsaurem Ammoniak in den Töpfen 1, 2, 3 und 4 nach acht
                              Tagen aufging und sich rasch entwickelte, so daß 2 und 3 nach circa drei Wochen schon 14 Centimeter lange Halme zeigten, gingen bei 1',
                              2', 3' und 4', welche mit rhodanhaltigem schwefelsaurem Ammoniak gedüngt waren, die
                              Samen um fünf Tage später auf, wobei zuerst der Weizen und dann zwei Tage später die
                              Gerste zum Vorschein kam. Letztere war überhaupt empfindlicher gegen das Rhodan.
                           Diese Pflanzen hatten nicht die saftgrüne Farbe der erstgenannten Nummern, sondern
                              waren hellgrün; die in 3' und 4' hatten sogar gleich von Anfang an hellgrüne Spitzen
                              und die Gerste ging nach drei Tagen zu Grunde.
                           Der Weizen war nach zwei Wochen 2–3 Centimeter hoch, worauf er später, von der
                              Spitze an trocknend, abstarb. Etwas besser hielten sich die Pflanzen in Lösungen.
                              Die durch blauen Anstrich gegen das Eindringen von Licht geschützten Gläser faßten 1
                              Liter Flüssigkeit. In Form von phosphorsaurem Kali, phosphorsaurem Natron,
                              salpetersaurem Kali, Chlornatrium und schwefelsaurer Magnesia enthielt ein Liter
                              Lösung:
                           
                              
                                 Kali
                                 0,0415 Grm.
                                 
                              
                                 Natron
                                 0,0095    „
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,0064    „
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,0102    „
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 0,0328    „
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 0,0128    „
                                 
                              
                                 Chlor
                                 0,0019    „
                                 
                              
                           so daß circa 0,1 pro Mille Lösung dargestellt war. Derselben wurden dann
                              0,5, 1,0, 1,5 und 2,0 Grm. reines schwefelsaures Ammoniak und in dieselbe Anzahl
                              Gläser in gleichen Mengen das rhodanhaltige Salz zugesetzt.
                           Die Pflanzen entwickelten fast gleichzeitig die Cotyledonen, aber auch hier zeigte
                              sich nach kurzer Zeit, daß die mit rhodanhaltigem Salz versehenen Pflanzen gelb, an
                              der Spitze trocken wurden und braune Wurzeln bekamen, während die anderen frisch
                              blieben und rein weiße normale Wurzeln behielten.
                           24 Tage nach dem Pflanzen der Samen war der Habitus folgender:
                           
                           
                              
                                 Gedüngt mit
                                 
                              
                                 schwefelsaurem Ammoniak
                                 rhodanhaltigem schwefelsaurem Ammoniak
                                 
                              
                                 in Gartenerde
                                 
                              
                                 I. Höhe der größten Pflanzenin
                                    Centimeter:
                                 II. Höhe der größten Pflanzenin
                                    Centimeter:
                                 
                              
                                 Gerste
                                 Weizen
                                 
                                 Bemerkung.
                                 Gerste
                                 Weizen
                                 
                                 Bemerkung.
                                 
                              
                                 1) 15,02) 14,53) 15,54) 12,5
                                 13,014,013,514,0
                                 
                                    
                                    
                                 Alle Pflanzen frischund saftgrün.
                                 1')      5,02')      2,03')
                                    abgestorb.4')        
                                    „
                                   8,0  6,0  6,5  7,0
                                 
                                    
                                    
                                 Gerste von 1' u. 2' beinahevertrocknet. Weizendurchgehends gelb,
                                    bei 4'braun mit trock. Spitzen.
                                 
                              
                                 in Lösungen:
                                 
                              
                                 1) 12,52) 16,03) 13,04) 12,0
                                 11,010,012,0  9,5
                                 
                                    
                                    
                                 Alle Pflanzen frischund saftgrün.
                                 1')      7,02')      9,03')      6,54')      8,0
                                 10,0  8,510,510,0
                                 
                                    
                                    
                                 Gerste gelb mit trockenenSpitzen. Weizen von 1'und 2' frisch,
                                    von 3' und4' gelbgrün.
                                 
                              
                           Nach 36 Tagen waren alle Pflanzen der Rubrik I. noch vollständig gesund; die längste
                              Gerste in Gartenerde hatte 24 Centim., in Lösung 23,5 Centim., der längste Weizen in
                              ersterer 19,5 Centim., in letzterer 21 Centim. Die Pflanzen der Rubrik II. waren in
                              Gartenerde mit Ausnahme von 1' Gerste und 1' und 2' Weizen abgestorben; diese drei
                              Pflanzen fristeten nur kümmerlich ihr Dasein und waren zur Hälfte von der Spitze ab
                              verdorrt. In Lösung waren die Pflanzen 2', 3' und 4' von Gerste, und 3' und 4' von
                              Weizen abgestorben, während 1' Gerste nur mehr in der unteren Hälfte vegetirte. 2'
                              Weizen war gelblich, 1' aber noch ziemlich frisch und 17,5 Centim. lang.
                           Nach 42 Tagen waren alle Pflanzen der Rubrik II. sowohl in Gartenerde als auch in
                              Lösung vertrocknet, mit Ausnahme des zuletzt besprochenen Weizens 1'; aber auch
                              dieser kränkelte schon und war gelb mit abgestorbener Spitze, während die Pflanzen
                              der Rubrik I. vollständig dunkelgrün und lebensfähig waren.
                           Hier wurde dieser vergleichende Versuch abgebrochen, da es nicht Zweck desselben war,
                              quantitative Resultate bei einer bestimmten gegebenen Düngung zu beobachten. Es hat
                              sich aus denselben ergeben, daß 1) die Gerste empfindlicher gegen Rhodan-
                              (resp. Cyan-) Verbindungen ist als Weizen, und ferner 2) daß Rhodan in der
                              geringen Menge von 0,025 Grm. der Ammoniumverbindung (100 Grm. des Salzes enthielten
                              2,5 Proc. Rhodanammonium) in einem Kilogr. Gartenerde und ebenso in der halben Menge
                              in einem Liter Lösung in der Weise schädlich auf die Vegetation einwirkt, daß es den
                              Tod der Pflanzen herbeiführt, dagegen reines schwefelsaures Ammoniak selbst in dem
                              jeweiligen vierfachen Quantum noch keinen schädlichen Einfluß ausübte.
                           Wahrscheinlich ist es, daß auch die Hälfte von 0,025 Rhodanammonium, also 0,0125 Grm. in Gartenerde
                              ebenso schädlich gewirkt haben würde als in Lösung.
                           Eine Minimal-Grenze ist durch diese Versuche noch nicht festgestellt, aber sie
                              mögen als Bestätigung der von Schumann und Wagner veröffentlichten Angaben dienen. Das Resume dieser
                              Beobachtungen aber ist dahin zu geben, daß der Landwirth zwar bei dem Ankauf von
                              Superphosphat vorsichtig sein und dasselbe, wenn es nicht aus sehr zuverlässiger
                              Quelle stammt, auf Rhodan untersuchen lassen soll, daß er aber anstandslos jedes
                              weiße oder graue schwefelsaure Ammoniak zur Düngung verwenden kann, während er
                              rothbraun gefärbtes Salz zurückzuweisen hat, weil diese Färbung von der Reaction des
                              Rhodans auf Eisen herrührt, mithin ein untrügliches Erkennungszeichen für das
                              Vorhandensein des ersteren abgibt.