| Titel: | Ueber Giroud's Apparate zur Regulirung des Gasdruckes; von Dr. A. H. Schilling. | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. LXXXIX., S. 458 | 
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                        LXXXIX.
                        Ueber Giroud's
                           Apparate zur Regulirung des Gasdruckes; von Dr. A. H. Schilling.Im Auszuge aus einem vom Hrn. Verfasser gefälligst eingesendeten Separatabdruck
                                 aus dem „Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung,“
                                    1874 Nr. 4 u. 5.
                           
                        Mit Holzschnitten und Abbildungen auf Tab. VII.
                        Schilling, über Giroud's Apparate zur Regulirung des
                           Gasdruckes.
                        
                     
                        
                           Es unterliegt keinem Zweifel, daß die auf der Wiener Weltausstellung 1873 exponirt
                              gewesenen Giroud'schen Apparate die Beachtung der Fachkreise in hohem Grade
                              verdienen. Was zunächst die Regulatoren betrifft, so hat Giroud die Ungenauigkeiten, welche dem gewöhnlichen Clegg'schen Regulator anhaften, auf eine sinnreiche Weise zu beseitigen
                              gesucht und namentlich durch den Umstand, daß er den Schwerpunkt des beweglichen
                              Theiles hinunter gelegt hat, die Reibung im Apparat auf ein Minimum gebracht. Der
                              Giroud'sche Regulator ist allerdings bedeutend
                              complicirter als der Clegg'sche, allein er ist dafür auch
                              bedeutend empfindlicher und genauer. Mit seinem Abgaberegulator (Régulateur d'émission) bezweckt Giroud, den Druck in der Stadt constant zu erhalten,
                              indem er den Druck an einem (resp. mehreren) Punkte der Stadt mittels eines
                              besonderen Retourleitungsrohres auf den in der Fabrik aufgestellten Apparat
                              überträgt oder, wo dieses Rohr zu lang werden würde, eine elektrische Leitung zur
                              Uebertragung benützt. Wir reguliren mit dem Clegg'schen
                              Regulator nur den Druck im Ausgangsrohr aus der Fabrik, müssen diesen Druck aber
                              während der Dauer der Beleuchtung mehrmals ändern, um in der Stadt selbst einen
                              möglichst constanten Druck zu erhalten. Wir müssen den Druck mehr und mehr
                              verstärken, so lange die Beleuchtung zunimmt, und entsprechend wieder reduciren,
                              während die Beleuchtung abnimmt. Es ist eine sehr wichtige Aufgabe für den
                              Anstaltsdirigenten, dieses Steigen und Fallen des Druckes stets richtig zu
                              handhaben. Derselbe stellt in der Stadt einen oder mehrere selbstregistrirende
                              Druckmesser auf und ermittelt zunächst die unterste Grenze, bis zu welcher der Druck
                              an diesen Apparaten fallen darf, damit an den äußersten und ungünstigsten Enden
                              seines Röhrensystemes noch ein für die zweckmäßige Beleuchtung genügendes
                              Druckminimum erhalten bleibt. Zu diesem Zweck stellt er umfassende Druckmessungen an
                              den Laternen an, die sich möglichst über sein ganzes Beleuchtungsgebiet erstrecken,
                              und wiederholt diese Messungen zu verschiedenen Zeiten des Jahres, um sich ein
                              vollständiges Bild zu verschaffen. Die fortlaufenden Messungen an den
                              selbstregistrirenden Apparaten dienen ihm alsdann als Norm zur Beurtheilung des
                              Druckes, den er während der Beleuchtung auf der Anstalt zu geben hat. Es wäre gewiß
                              ein großer Gewinn, wenn diese ganze Manipulation des Auflegens und Abnehmens von
                              Gewichten auf die Regulatorglocke während der Beleuchtungszeit durch Einführung des
                              Giroud'schen Apparates beseitigt werden könnte, resp.
                              wenn sich der Druck in der Fabrik nach dem Druck in der Stadt selbstthätig reguliren
                              würde. Man müßte sich freilich von dem richtigen Functioniren des Retourrohres oder
                              eines elektrischen Apparates abhängig machen, und da wäre vorher wohl zu
                              untersuchen, wie weit man sich auf diese Vorrichtungen verlassen kann. In dieser nur
                              durch die Praxis zu
                              lösenden Frage scheint uns die Schwierigkeit zu liegen, welche der sofortigen
                              allgemeinen Einführung des Giroud'schen Régulateur d'émission entgegen stehen
                              dürfte. Der interessanteste unter den Giroud'schen
                              Apparaten ist ohne Zweifel der Rheometer in seinen verschiedenen Anwendungen.
                           Die Apparate, welche H. Giroud in Paris27, rue des Petits-Hotels (Place Lafayette). zur Regulirung des Gasdruckes construirt hat, zerfallen im Allgemeinen in
                              drei Gruppen; sie bezwecken entweder
                           1. Die Erhaltung eines constanten Ausströmungsquantums von
                              vorher bestimmter Größe für einzelne Brenner (Rheometer) oder
                           2. die Regulirung des Druckes in einem entfernt liegenden
                              Rohrnetz (Abgaberegulator, Régulateur
                                 d'émission) oder
                           3. die Regulirung des Druckes in Privatleitungen
                              (Consumsregulator, Régulateur de
                                 consommation).
                           ad 1. Das Gasvolumen, welches aus einem Brenner
                              ausströmt, hängt sowohl von dem Querschnitt der Ausströmungsöffnung als von dem
                              Druck des Gases, resp. von der Geschwindigkeit ab, womit das Gas durch diese
                              Oeffnung ausströmt. Der Rheometer von Giroud bezweckt
                              nun, sowohl einerseits den Druck constant zu erhalten, als andererseits eine diesem
                              Druck entsprechende Ausströmungsöffnung zu bieten. Es soll also der Consum der
                              Flamme auf ein constantes Volumen fixirt werden unabhängig von dem Brenner selbst,
                              den man wechseln kann, und es soll damit sowohl Gaswerken als Consumenten die
                              Sicherheit geboten werden, daß Flammen, deren Consum ein für allemal normirt ist und
                              die nach der Brennzeit bezahlt werden, nicht mehr und nicht weniger als das
                              bestimmte Quantum verbrennen.
                           ad 2. Der Gasstrom in dem Rohrnetz einer Stadt würde
                              vollständig regulirt sein, wenn an jedem beliebigen Punkte desselben der Druck
                              beständig derselbe wäre unabhängig davon, ob mehr oder weniger Flammen von der
                              Leitung gespeist werden. Es ist natürlich, daß man eine solche Regulirung niemals
                              vollständig wird erreichen können; allein man kann versuchen demselben praktisch
                              nahe zu kommen, indem man den Druck in solchen Grenzen hält, daß der Einfluß der
                              Schwankungen auf die einzelnen Flammen nicht merkbar ist. Zunächst ist freilich dazu
                              erforderlich, daß die Leitungsröhren in ihren Dimensionen nicht zu eng sein dürfen,
                              und daß das Rohrnetz gewissermaßen ein Reservoir bilden muß. Sodann pflegt man sich
                              über die Reibungswiderstände meist falsche Vorstellungen zu machen, indem man den Betrachtungen
                              hierüber Versuche zu Grunde legt, bei welchen man das Gas aus Röhren von
                              gleichbleibender Dimension und gewisser Länge am Ende frei ausströmen ließ. Arson, Ingenieur der Pariser Gasgesellschaft, hat z.B.
                              folgende derartige Resultate gefunden: Ein Rohr von 250 Millim. Weite und 1000
                              Millim. Länge gab an seinem Ende aus freier Oeffnung per
                              Stunde 180 Kub. Met. Gas ab, und verlor dabei im Ganzen von A bis B 0,0052 Met. Druck. Vertheilen wir auf
                              derselben Strecke AB fünf Brenner oder Oeffnungen,
                              wovon jede 180/5 = 36 K. M. Gas per Stunde consumirt,
                              und notiren wir den Verlust bei jedem Brenner, so erhalten wir:
                           
                              
                                 Von
                                 A   zum Brenner
                                 a   sind
                                 180 K. M.
                                 per Stunde mit Druckverlust
                                 1,04 Millim.
                                 
                              
                                 vom Brenner
                                 
                                    
                                    
                                 a     „      
                                    „a₁  
                                    „       „a₂  
                                    „       „a₃  
                                    „       „
                                 a₁   „a₁   „a₃   „B      „
                                 144    „108    „  72    „  36    „
                                 (36 K. M.
                                    verbrannt)        „              „        „              „        „              „
                                 0,72    
                                    „0,46    
                                    „0,26    
                                    „0,10     „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Total
                                 2,58 Millim.
                                 
                              
                           Die Summe des Druckverlustes beträgt also bei vertheilten Brennern nur 2,58 Millim.,
                              während er – wenn das ganze Quantum am Ende ausströmt – 5,2 Millim.
                              beträgt. Wählt man statt 5 Brenner deren 10 oder 100 etc., so werden wir noch einen
                              geringeren Druckverlust haben, aber die Differenzen werden immer geringer und sind
                              überhaupt nur mehr sehr gering. Auch wenn wir die Entfernungen zwischen den
                              Abgabestellen ungleich machen, so werden – wenn das Gesammtquantum 180 K. M.
                              bleibt – die Druckverluste sich nur sehr wenig ändern, d.h. wir werden an den
                              einzelnen Abzweigungen einer Rohrleitung wenig Druckschwankungen haben, gleichviel
                              wie sich auch der Verbrauch vertheilt. Hieraus geht hervor, daß, wenn man eine
                              wirkliche Regulirung in dem Rohrnetze einer Stadt erreichen will, man Sorge tragen
                              muß, daß der Druck in dem Netz selbst, wo es so zu sagen als Reservoir dient, und
                              nicht im Ausgangsrohr von der Fabrik constant erhalten wird, und diesen Zweck
                              erreicht Giroud mit seinem Abgaberegulator resp. mit
                              seinem Retourleitungsrohr.
                           ad 3. Um den Druck des Gases in Privatleitungen zu
                              reguliren, ist es nothwendig, daß das Ventil, welches das Gas in die Leitung
                              einläßt, ausschließlich durch den Druck im Ausgangsrohr beeinflußt werde, daß
                              dagegen alle Einflüsse beseitigt werden, welche bei gewöhnlichen Regulatoren auch
                              durch den Eingangsdruck hervorgebracht werden. Diesen Zweck erfüllt der Giroud'sche Consumsregulator.
                           
                           Bevor wir zur Beschreibung der einzelnen Apparate übergehen, mögen hier zuvor noch
                              einige Details erörtert werden, welche sich bei der Construction der Apparate selbst
                              wiederholen.
                           
                        
                           Schwimmer mit
                                 Ausgleichssyphon.
                           Dieser Schwimmer ist in beistehendem Holzschnitt I dargestellt.
                           
                              
                              Holzschnitt I, Bd. 212, S. 462
                              A ist ein Wasserreservoir, B der cylindrische Schwimmer, EE
                                 zwei cylindrische Gefäße, oben offen, deren lichter Querschnitt zusammen gleich
                                 ist dem Gesammtquerschnitt aller tauchenden Theile, d. i. des Cylinders B und beider Röhren C, C
                                 Syphons, mittels welcher A und E communiciren, d
                                 Verbindungsstücke, n Niveau der Flüssigkeit.
                              Wenn der Apparat im Gleichgewicht ist, so Niveau in A dasselbe wie in E.
                                 Taucht der Schwimmer weiter ein, so zieht er die Gefäße E mit hinunter und durch die Syphons C
                                 tritt eine Bewegung im Wasser ein, und es bildet sich wieder ein Niveau, welches
                                 wir vorläufig m nennen wollen. Nun ist aber leicht
                                 einzusehen, daß das Niveau m mit dem Niveau n vollkommen zusammenfallen muß, denn der
                                 Querschnitt der beiden Cylinder E ist genau gleich
                                 dem Horizontalquerschnitt aller tauchenden Theile, und das Volumen des
                                 verdrängten Wassers ist genau gleich dem eingetauchten Volumen. Das letztere
                                 nimmt in A genau denselben Raum ein, welchen das
                                 verdrängte Wasser in E einnimmt, das Niveau in fällt
                                 also mit n zusammen. Wenn der Schwimmer steigt,
                                 tritt der entgegengesetzte Vorgang ein; das Niveau der Flüssigkeit bleibt aber
                                 constant. Da es nicht leicht ist die Querschnitte der Cylinder gleich von
                                 vorneherein vollkommen richtig zu bestimmen, so justirt man dieselben hinterher,
                                 indem man den Querschnitt zuerst etwas zu groß macht, und nachher Streifen in
                                 die Gefäße E einlegt. Man überzeugt sich von der
                                 Unveränderlichkeit des Niveau's leicht dadurch, daß man eine feine Spitze
                                 mittels einer Mikrometerschraube auf das Niveau einstellt und sich überzeugt,
                                 daß dieselbe wohl das Wasser berührt, aber bei keiner Stellung des Schwimmers in
                                 dasselbe eintaucht.
                              
                           
                        
                           Schwimmer-Manometer mit
                                 constantem Niveau.
                           
                              
                              Holzschnitt II, Bd. 212, S. 462
                              Es sei A (Holzschnitt II) ein Schwimmer, bestehend aus dem von zwei Cylindern
                                 gebildeten, oben und unten geschlossenen ringförmigen Gefäß C. Auch der mittlere Cylinder B ist oben geschlossen. Der Schwimmer taucht ein in das Gefäß V. B communicirt mit einem Gasbehälter, und der
                                 Schwimmer befinde sich im Gleichgewicht; das äußere Wasser-Niveau in V sei n und das innere
                                 im Schwimmer m.
                              Bei Aenderung des Gasdrucks wird sich der Schwimmer heben oder
                                 senken; das Niveau m ändert sich, dagegen soll das
                                 Niveau n unverändert bleiben.
                              Aus nachfolgender Betrachtung folgt, daß die Erhebung des
                                 Schwimmers proportional ist der Druckdifferenz und im gleichen Verhältniß steht
                                 wie die Flächen der inneren und äußeren Ringe.
                              
                           
                           Es sei
                           w der Luftdruck auf die Flächeneinheit in Wasserhöhe
                              ausgedrückt,
                           p der Gasdruck im Raume B,
                              in Wasserhöhe ausgedrückt,
                           h der Abstand des Niveau m
                              vom Boden,
                           h' der Abstand des Schwimmers vom Boden,
                           h'' der Abstand des Niveau n
                              vom Boden,
                           S der horizontale Querschnitt von B,
                           S' der horizontale Querschnitt des Schwimmers C,
                           S + S' + S'' der horizontale Querschnitt des Gefäßes V,
                           g das Gewicht der Volum-Einheit Wasser,
                           A das Wasservolumen im Gefäße V.
                           Der Druck auf den Boden von V ist auf
                              die Flächeneinheit bezogen einmal gw + gh'' und das andere Mal gp +
                              gh.
                           Wenn sich der Schwimmer im Gleichgewicht befindet, so muß sein
                           gw + gw'' = gp + gh . . . . . . I.
                           Ist das Wasserquantum in V constant,
                              so ist
                           (Sh + S'h' + S''h'') g = Ag . . . . . . II.
                           Für das Gleichgewicht müssen die aufwärts wirkenden Kräfte den
                              abwärts wirkenden gleich sein. Die wirkenden Kräfte sind aber:
                           1) der Druck gS' (w + h'' – h') auf den Boden des Ringes, aufwärts wirkend,
                           2) der Druck pSg des Gases
                              auf den inneren Theil, aufwärts wirkend,
                           3) das Gewicht M des
                              Schwimmers, abwärts wirkend, und
                           4) der Luftdruck auf den äußeren Theil des Schwimmers
                              w (S + S') g abwärts wirkend.
                           Man halt also
                           M + w (S + S')g = pgS + gS' (w + h'' –
                                 h')
                           M + wgS = pgS + S'h''g – S'h'g . . . . . . . . .
                              . . . . . III.
                           Drückt man die Höhen nur in Relationen von h'' und p aus, d.h. eliminirt man h und h', so hat man
                           aus Gleichung I: h = w + h'' – p
                              
                           aus Gleichung II: h' = (A – Sh – S''h'')/S', und setzt man hier den Werth von h ein,
                              so wird
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 212, S. 463
                              
                           Dieser Werth in die Gleichung III eingesetzt, gibt:
                           
                              M + wgS = pSg + S'gh'' – Ag – gSp + gSw +
                                 h''gS'' + h''Sg
                              
                           h''g (S + S' + S'') = M + Ag
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 212, S. 463
                              
                           h'' ist also unabhängig von p, das Niveau h'' ist demnach constant.
                           Aus den Gleichungen I und II ergibt sich durch Elimination von h und h''
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 212, S. 463
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 212, S. 464
                              
                           Aendert sich der Druck auf p₁
                              und die Höhe auf h'₁ so wird dafür
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 212, S. 464
                              
                           und die Erhebung des Schwimmers h' – h'₁ für die Druckdifferenz
                              p
                              – p₁
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 212, S. 464
                              
                           Wir wenden uns nun zur Beschreibung der einzelnen Regulirungs-Apparate.
                           
                        
                           A. Apparat
                                 zur Regulirung des Druckes in einem entfernt liegenden Rohrnetze.
                              (Abgaberegulator – Régulateur
                                 d'émission.)
                           Dieser Apparat soll, wie schon oben angedeutet, das durchgehende Gasquantum reguliren
                              nach dem Verbrauch im Rohrnetze; der Druck im Rohrnetze soll also die einzige
                              bewegende Kraft für das Ventil sein, nicht der Druck am Ausgangsrohre des Apparates.
                              Hierin besteht der wesentliche Unterschied zwischen diesem und dem Clegg'schen Regulator. Um den Druck im Rohrnetze auf die
                              Regulatorglocke wirken zu lassen, führt man von einem Punkt des ersteren ein
                              Rückleitungsrohr von etwa 30 Millim. Weite, selbstverständlich ohne Abzweigungen,
                              zum Apparat zurück, und wo die Leitung zu lang werden sollte, sucht man durch
                              galvanische Vorrichtungen den Druck im Rohrnetz auf den Regulator zu übertragen.
                           a) Das Abgabe-Ventil
                              (Valve d'émission).
                           Dasselbe ist in Fig.
                                 13 im Durchschnitt abgebildet. Alle festen Theile sind mit großen, alle
                              beweglichen mit kleinen Buchstaben bezeichnet.
                           A Cylinder von Gußeisen, auf welchem der Apparat ruht
                              und in welchen der Eingang E und der Ausgang F des Gases münden. B Deckel
                              des Cylinders A, an welchem der innere Cylinder G angegossen ist. D
                              Mannloch, durch welches man an das Kegelventil a
                              gelangt.
                           Der Cylinder A hat nahe an seinem Boden eine Schraube zum
                              Ablassen der etwaigen Condensationsproducte. Das Rohr E
                              mündet in den Cylinder G, dessen Bodenöffnung durch das
                              Kegelventil a abgeschlossen werden kann. Das Ventil
                              sitzt an der Stange d, welche den beweglichen Theil des
                              Apparates trägt. Ungefähr in der Mitte der Stange sind an derselben zwei Cylinder von ungleichem
                              Durchmesser mit gemeinschaftlichem Boden e angebracht,
                              von denen der eine f nach oben, der andere g nach unten offen ist. Der Cylinder g taucht in das Gefäß I ein,
                              welches auf dem Deckel B aufsitzt und mit Wasser gefüllt
                              ist. Das Gas strömt von G durch den engeren Cylinder K, welcher ebenfalls auf dem Deckel B befestigt und an beiden Enden offen ist. Die Platte
                              B trägt ferner vier Säulen L,
                                 L₁ zur Unterstützung des oberen Bassins Q. Zwei dieser Säulen sind hohl und dienen als Leitungsröhren für das Gas.
                              Am oberen Ende der Ventilstange d ist die Glocke p befestigt, die in das Wasser des Gefäßes Q eintaucht; ein Luftbehälter r am unteren Theile der Glocke hält den ganzen beweglichen Theil des
                              Apparates im Gleichgewicht; die kleinen Säulchen ss verbinden den Schwimmer mit der Decke der Glocke und dienen blos zur
                              Verstärkung der Construction. tt sind die beiden
                              Ausgleichssyphons. Die Stange d geht durch den Cylinder
                              J hindurch, welcher mit dem unbeweglichen Theile des
                              Apparates verbunden ist. Der Cylinder J ist an beiden
                              Enden offen und taucht einerseits in das Gefäß f ein,
                              andererseits ragt er in Q über das Niveau des Wassers
                              heraus. Das Retourrohr führt das Gas durch den Hahn M in
                              die Säule L, von da gelangt es in das Rohr J durch das kleine Rohr P
                              und weiter in die Glocke p. Am oberen Theil des Rohres
                              J ist ein kleines Querstück angebracht, in dessen
                              Bohrung sich die Stange d führt. Hier findet die einzige
                              Reibung im ganzen Apparate statt. Das Gas von A gelangt
                              durch das Rohr N in die Säule L₁, von da durch das Rohr R in den
                              Cylinder X, welcher fest am Rohr J sitzt und in das Bassin f eintaucht. Jedes
                              Wasserbassin hat eine Wasserstandsschraube.
                           Das Gas im Cylinder G übt auf das Gleichgewicht offenbar
                              keine Wirkung aus, denn es drückt nach unten wie nach oben auf gleiche Flächen, weil
                              die Fläche des Bodens e gleich der Basis des Ventils a sein muß. Auch das Gas in A ändert das Gleichgewicht des beweglichen Apparates nicht. Es drückt von
                              unten nach oben auf die Basis des Ventiles a, und von
                              oben auf die ringförmige Wasserfläche zwischen dem Rohr J und dem Cylinder X, welche ringförmige
                              Fläche wieder genau gleich der Basis des Ventiles a ist.
                              Weder das eintretende noch das austretende Gas üben einen Einfluß auf den
                              beweglichen Theil des Apparates, und die Bewegung des Ventiles wird demnach einzig
                              und allein durch das Gas bewirkt, welches durch das Rückleitungsrohr zugeführt
                              wird.
                           Bei der Ingangsetzung gibt man Wasser (Regenwasser) in J
                              und in f bis zu den Wasserschrauben. Dann öffnet man den
                              Hahn M, der drei Wege hat, (1. zum Abschluß des
                              Rückleitungsrohres, 2. zur Verbindung des Raumes p mit der äußeren
                              Luft und 3. zur Verbindung von p mit dem
                              Rückleitungsrohr) auf die zweite Stellung, gießt Wasser in Q bis zur Wasserstandsschraube und zieht durch Ansaugen das Wasser in die
                              Ausgleichssyphons. Darauf legt man die Ausgleichtara sorgfältig auf, bis der Apparat
                              im Gleichgewicht ist. Nachher stellt man den Hahn M auf
                              die Stellung 3 und legt so viel weiteres Gewicht auf, daß man den gewünschten Druck
                              im Rückleitungsrohr hat. Man bedient sich Gewichte von 100 Grm. und legt sie in
                              Zwischenräumen von je 1 Minute auf. Zur Vorsicht ist es gut den Druck um etwa 1/10
                              höher zu geben, als er eigentlich nothwendig ist.
                           b) Manometer für die
                                 Rückleitung. Wo die Fabrik von dem Netzpunkt der Straßenleitungen nicht
                              sehr weit (nicht mehr als 700 bis 800 Meter) entfernt ist, genügt das
                              Rückleitungsrohr vollkommen. Ist aber die Entfernung größer, so tritt der Umstand
                              ein, daß sich die Druckveränderungen im Rohrnetz zu spät am Regulator bemerkbar
                              machen, und da wendet man dann vortheilhaft statt des Rohres einen elektrischen
                              Draht an. Es würde uns hier zu weit führen, die Construction dieser Einrichtung
                              vollständig mitzutheilen, wir behalten es uns vor, eventuell später darauf
                              zurückzukommen. Es mag nur kurz bemerkt werden, daß in der Stadt ein sehr
                              empfindlicher Manometer aufgestellt wird, der seine Schwankungen mittels eines
                              elektrischen Drahtes auf einen zweiten Apparat in der Fabrik überträgt, welcher dann
                              die Funktionen des Retourrohres übernimmt.
                           
                        
                           B. Apparat
                                 zur Regulirung des Druckes in Privatleitungen. (Consumsregulator –
                              Régulateur de Consomation.)
                           Derselbe soll den Druck des Gases im Ausgangsrohr constant erhalten. Wenn wir
                              voraussetzen, daß die Leitungen als Reservoir wirken, so wird der Druck in denselben
                              constant bleiben, sobald er im Ausgangsrohr des Regulators constant ist. Man kann
                              diese Apparate sowohl für Consumenten als auch für die Fabrik anwenden.
                           Giroud construirt 4 Größen dieser Apparate.
                           
                              
                                 Nr. 1
                                 von 5–10 Flammen.
                                 Durchmesser des Rohres 20–25 Millim.
                                 
                              
                                 Nr. 2
                                 von 20–50 Flammen.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Flammenzahl
                                   20
                                   30
                                 50–60
                                 80–
                                 100
                                 150
                                 
                              
                                 
                                 Rohrdurchmesser
                                   30
                                   37
                                   43
                                 50
                                 
                                   55 Millim.
                                 
                              
                                 Nr. 3
                                 von 200–600 Flammen
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Flammenzahl
                                 200
                                 300
                                 400
                                 500
                                 600
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Rohrdurchmesser
                                   65
                                   80
                                   90
                                 100
                                 110
                                 Millim.
                                 
                              
                                 Nr. 4
                                 Für Leitungen
                                    über                  600    
                                    Flammen.
                                 
                              
                           
                           Ein solcher Regulator ist in Fig. 14 abgebildet. Mit
                              großen Buchstaben sind wieder die festen, mit kleinen Buchstaben die beweglichen
                              Theile des Apparates bezeichnet. Er besteht aus einem Cylinder von starkem Blech,
                              der durch Zwischenböden in die Abtheilungen C, D und J getheilt ist. C ist die
                              untere Kammer des Cylinders. In H ist eine
                              Verschraubung, durch welche man an die in C befindlichen
                              Apparattheile gelangt. Der Raum C ist von den:
                              darüberliegenden D durch die Wand E getrennt, welche in ihrer Mitte eine runde Oeffnung enthält. Das Gas
                              tritt durch A in die Kammer D ein; das Ausgangsrohr B ist in der unteren
                              Kammer C. Oberhalb D
                              befindet sich die Abtheilung J (zur Aufnahme des Wassers
                              oder Glycerins), welche durch einen lose aufgelegten Deckel geschlossen ist. In der
                              Mitte des Bodens, welcher die beiden oberen Kammern D
                              und J trennt, befindet sich das an beiden Enden offene
                              Rohr K; sein oberes Ende ragt über die Flüssigkeit in
                              J hinauf. I, I sind
                              Ablauf- und Standschrauben. FF sind
                              Tragrippen zwischen den beiden Böden des Raumes D. Im
                              Mittel der Röhre K ist eine Hohlspindel a durch den am oberen Ende von K befindlichen Kreuzsteg geführt, welche an beiden Enden offen ist, den
                              Conus b trägt und dessen Basis die Oeffnung in Boden E abschließt. Der Conus und sein Querstück d sind fest angeschraubt. Am oberen Ende der Stange a ist ein Schwimmer befestigt, bestehend aus dem
                              Cylinder f, unten offen und concentrisch zu a, ferner aus dem zweiten Cylinder g, concentrisch zu f und am
                              unteren Ende den ringförmigen Luftkasten h tragend.
                           Der Cylinder g ist unten offen, oben geschlossen; er ist
                              mit f und dadurch auch mit der Stange a durch einen Querboden verbunden, welcher gleichsam die
                              Verlängerung des Bodens von f bildet. Dieser Boden
                              enthält mehrere Löcher o, durch welche die untere Kammer
                              C mit dem Cylinder g
                              communicirt. Auf dem oberen Boden von g werden die
                              Gewichte v aufgelegt. Um den Cylinder g ist noch ein weiterer Cylinder l gelegt, unten offen, oben mit einem Boden versehen, in welchem eine
                              Oeffnung n die Verbindung mit dem Raum J und dadurch mit der äußeren Luft herstellt.
                           Das Gas tritt bei A in den Raum D ein und gelangt durch das Rohr K in den
                              Cylinder f. Derart wird der Druck des Gases auf den
                              Conus b aufgehoben, da die ringförmige obere
                              Deckelfläche zwischen a und K genau gleich der Basis des Conus ist. Das Gas tritt zwischen dem Conus
                              und dessen Sitz in den Raum C und von da, weil die
                              Stange a hohl ist, in den oberen Raum zwischen den
                              beiden Böden des Cylinders g; der Druck, den es gegen
                              diese beiden Böden ausübt, hebt sich auf. Durch die Oeffnungen o geht das Gas unter den zweiten Boden hinab und drückt von unten
                              nach oben auf diesen Boden zwischen den Cylindern f und
                              g. Dieser Druck und derjenige, welchen das Gas
                              gleichfalls von unten nach oben auf die Basis des Conus ausübt, bilden die bewegende
                              Kraft für den Apparat. Man sieht, daß dieselbe gleich ist dem Druck, welcher auf den
                              oberen Deckelboden des Cylinders g ausgeübt wird. Das
                              Gewicht der beweglichen Theile ist äquilibrirt durch den Schwimmer h; resp. kommen hier auch noch die Gewichte vv in Betracht. Der bewegliche Theil bleibt auf
                              seinem tiefsten Stand, und das Gas geht frei durch den Apparat, so lange der
                              Eingangsdruck nicht denjenigen erreicht, den man im Ausgangsrohr erhalten haben
                              will. Sobald dieser Druck erreicht ist, hebt sich die Glocke g und der Apparat functionirt. Der Cylinder l,
                              mit dessen Inneren die Luft nur durch die kleine Oeffnung n communicirt, bildet so zu sagen einen Windkessel, welcher die Stöße im
                              Apparat verhindert, ohne dessen Empfindlichkeit zu beeinträchtigen.
                           Bei größeren Apparaten wendet Giroud noch die
                              Ausgleichs-Syphons an, zur Ausgleichung der Gewichtsveränderungen bei
                              verschiedener Eintauchung. Bei kleineren Apparaten kann dies vernachläßigt
                              werden.
                           Wenn in einer Leitung beträchtliche Höhendifferenzen vorkommen, z.B. bei Leitungen
                              durch mehrere Etagen, so ist es gut, für jedes Stockwerk einen Regulator
                              aufzustellen. Die Füllung des Gefäßes J muß mit
                              Regenwasser oder mit destillirtem Wasser geschehen.
                           Bei den größeren Apparaten für Fabriken sind Eingang und Ausgang in gleicher Höhe
                              angeordnet, um die Verbindung mit der Hauptleitung leichter bewerkstelligen zu
                              können.
                           Die Vorzüge, welche Giroud seinen
                              Consumsregulatoren gegenüber allen Nachahmungen des Clegg'schen Regulators zuschreibt, sind folgende:
                           a) der Schwimmer hat weder Führung noch Rollen außer der
                              Führung der Hohlspindel a oben am Rohr k; die Reibung ist daher ein Minimum;
                           b) die Wirkung des Druckes im Eingangsrohre ist
                              aufgehoben;
                           c) durch die Ausgleichs-Syphons wird die Wirkung
                              der verschiedenen Eintauchung aufgehoben;
                           d) der Apparat schließt so genau, daß, wenn das Ventil
                              abschließt, kaum mehr Gas für 4 oder 5 Flammen durchgeht;
                           e) weil der Druck am Eingange compensirt ist, so kann
                              man dem Conus den Durchmesser des Ausgangsrohres geben; es findet somit keine
                              Verengung statt;
                           f) die Durchmesser des Conus sind bei allen
                              verschiedenen Sorten genau der Canalisation entsprechend;
                           g) der äußere Luftbehälter verhindert alle Stöße im
                              Apparat.
                           
                        
                           
                           C. Apparat
                                 zur Erhaltung einer constanten Ausströmung für einzelne Brenner
                              (Rheometer.)
                           Die Construction des Rheometers ist aus Fig. 15 ersichtlich. A ist ein Metallcylinder, dessen oberer Deckel sich
                              abschrauben läßt und einen Ansatz B zur Aufschraubung
                              des Brennerrohres hat. Der untere Boden des Cylinders hat eine größere runde
                              Oeffnung, von deren oberem Rand aus das conische Stück C
                              in den Cylinder A hineinreicht, während unten das Stück
                              E eingeschraubt ist. Die Communication zwischen A und E ist durch die
                              conische Oeffnung D hergestellt. Eine Stange a von Kupfer geht durch ein oben in der Mitte von C befindliches Führungsstück und schraubt sich in die
                              Glocke d. Unten trägt die Stange a den Conus b. In dem cylindrischen Ring
                              zwischen A und C befindet
                              sich die Absperrflüssigkeit, in welche die Glocke d
                              eintaucht. Am besten eignet sich zu solcher Flüssigkeit chemisch reines Glycerin,
                              weil es bei gewöhnlicher Temperatur nicht verdunstet und seinen Aggregatszustand
                              nicht ändert. Im oberen Theile der Glocke befindet sich das kleine Loch o.
                           Um die Theorie des Apparates zu erörtern, muß man zwei Fälle
                              unterscheiden:
                           1) Der Deckel des Cylinders a ist abgenommen, und die Luft wirkt frei auf die Glocke;
                           2) der Deckel ist geschlossen, und ein Brenner ist bei
                              B aufgeschraubt.
                           ad 1. Das Gas tritt von E
                              aus um den Conus herum durch D unter die Glocke. So
                              lange der Druck nicht ausreichend ist, um die Glocke zu heben, bleibt letztere
                              sitzen und das Gas strömt frei durch das Loch o in die
                              Luft aus. Sobald der Druck hinreicht, um die Glocke zu heben, schließt der Conus die
                              Oeffnung D theilweise ab und erhält dadurch den Druck
                              unter der Glocke constant auf der anfänglichen Höhe, wo die Glocke zu steigen
                              begann, wenn sich auch der Druck am Eingang fortwährend steigert. Von dem
                              Augenblicke an, als die Glocke sich zu heben beginnt, bleibt daher das aus o ausströmende Gasvolumen constant. Die Glocken werden
                              nun derartig construirt, daß sie sich bei einer Spannung von 4 oder 5 Millimeter
                              Wasserhöhe heben.
                           ad 2. Es sei der Deckel mit dem Brenner auf A aufgeschraubt. Das Gas gelangt dann durch o in den Raum über der Glocke und unter den Deckel. Die
                              Glocke erleidet nicht mehr direct den Druck der atmosphärischen Luft sondern den des
                              eingeschlossenen Gases.
                           Bezeichnet π den äußeren
                              Luftdruck,
                           π + p den Druck des Gases über der Glocke,
                           so wird der um p
                              vergrößerte Druck die Glocke hinunterzudrücken und die Oeffnung D zu erweitern suchen. Damit erhöht sich aber
                              gleichzeitig der Druck unter der Glocke, und sobald dieser = p geworden, ist das Gleichgewicht wieder hergestellt. Das Loch o, durch welches das Gas unter der Differenz der beiden
                              Spannungen austritt, läßt dann stets dieselbe Gasmenge durch, weil diese Differenz
                              constant ist.
                           In der Größe der Oeffnung o liegt das
                              Mittel, Rheometer für jeden verlangten Consum zu construiren.
                           
                           Es ist selbstverständlich, daß der Druck unter der Glocke nie
                              geringer werden darf als derjenige, bei welchem der Brenner noch den verlangten
                              Consum hat, vermehrt um denjenigen, bei welchem die Glocke gehoben wird. Da ein
                              guter Brenner mit weitem Schnitt in der Regel nie mehr als 4 bis 6 Millim. braucht,
                              und die Glocke so eingerichtet ist, daß sie sich bei 6 Millim. hebt, so ist also ein
                              Minimaldruck von höchstens 12 Millim. genügend, um die Rheometer in Thätigkeit zu
                              setzen. Und da wohl in keinem Rohrnetz der Druck unter dieses Minimum herunter
                              kommt, so ist demnach die Anwendung der Rheometer nirgends ausgeschlossen.
                           Die Druckveränderungen des eintretenden Gases, welche gegen die
                              Basis des Conus zur Wirkung kommen, können vernachlässigt werden, da die Grundfläche
                              des Conus im Verhältniß zum Querschnitt der Glocke sehr klein ist. Bei einer
                              Druckschwankung von 10 Millim. macht der Unterschied im Consum, einem Rheometer mit
                              entlastetem Conus gegenüber, erst 1 Liter per Stunde
                              aus. Nimmt man die Aichung der Rheometer bei mittlerem Drucke vor, so werden sich
                              die Differenzen ziemlich ausgleichen.
                           Wegen der verschiedenen Dichtigkeit des Leuchtgases kann ein z.B.
                              auf 150 Liter geaichter Rheometer in einer andern Stadt als Paris einen anderen
                              Verbrauch aufweisen. Im Falle eines bedeutenden Unterschiedes müßte auf die
                              Dichtigkeit Rücksicht genommen werden; aber selbst dann, wenn ein geringer
                              Unterschied berücksichtigt werden soll und es auf große Genauigkeit ankommt, ist es
                              durch ein einfaches Mittel möglich, den nöthigen Verbrauch für ein anderes Gas
                              herzustellen.
                           Wir wollen die verschiedenen Ursachen betrachten, die überhaupt
                              auf die Genauigkeit des Apparats Einfluß haben können:
                           1) Jedes Gas hat seinen besonderen Ausflußcoefficienten.
                              Es ist jedes Gas überhaupt seiner Natur nach veränderlich, denn es ist ein Gemisch
                              von verschiedenen Gasen, die nicht constant sind, und seine Beschaffenheit hängt von
                              der Kohlengattung, der Reinigung, der Zeitdauer der Aufbewahrung im Gasbehälter, der
                              Destillationsdauer und Temperatur ab.
                           2) Durch den Einfluß der Temperatur ändert sich die
                              Dichtigkeit des Gases.
                           3) Ebenso wirkt die Veränderlichkeit des äußeren
                              Luftdruckes.
                           Nehmen wir den Druck als constant an, und untersuchen die
                              Einwirkung der Temperatur auf die Dichtigkeit des Gases bei – 15° bis
                              + 30°, was für die gewöhnliche Praxis die Grenzen bezeichnen kann.
                           Bezeichnet dm, dp die Dichtigkeit des Gases bei –
                              15° und + 30°; v₀, vm, vp die Volumina
                              des Gases bei 0°, – 15° und + 30°, alles bei dem
                              gleichen Druck P, so hat man, wenn α der Ausdehnungscoefficient für 1° ist,
                              nach dem Mariott'schen Gesetz:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 212, S. 470
                              
                           
                              
                                 Nun ist
                                 1/α
                                 =
                                 273, also
                                 
                              
                                 
                                 dp/dm
                                 =
                                 (273 – 15)/(273 + 30) = 0,85
                                 
                              
                           d.h. bei gleichem Druck verhält sich die Dichtigkeit
                              des Gases bei + 30° zu jener des Gases bei – 15° wie 17 : 20
                              oder wie 1 : 1,17.
                           
                           Was den Luftdruck anlangt, so wechselt derselbe z.B. in Paris von
                              735 bis 775 Millim. Barometerstand. Variirt nun der Ueberdruck des Gases selbst
                              gleichzeitig zwischen 30 und 90 Millim., so hat man an gesammtem absolutem Druck des
                              Gases, den Barometerdruck auch auf Wasserdruck (9996 und 10540 Millim.) reducirt
                           
                              
                                 im Minimum
                                   9996
                                 + 30
                                 =
                                 10026 Millim.
                                 
                              
                                 im Maximum
                                 10540
                                 + 90
                                 =
                                 10630 Millim.
                                 
                              
                           Ist d die Dichtigkeit beim
                              Minimaldruck, D jene beim Maximaldruck, so hat man
                              wieder nach dem Mariotte'schen Gesetz:
                           d/D = 10026/10630 = 1/1,06
                           d.h. abgesehen von der Temperatur kann sich die
                              Dichtigkeit des Gases durch die Veränderungen im Luftdruck im Verhältniß von 17 : 18
                              oder von 1 : 1,06 ändern.
                           Faßt man nun die Aenderung in der Dichtigkeit durch Temperatur und
                              Luftdruck zusammen, so verhält sich die Dichtigkeit 1 bei + 30° Temperatur
                              und 10026 Millim. Druck zu jener bei – 15° Temperatur und 10630
                              Millim. Druck, wie
                           1,17/x = 1/1,06
                           Dieses Verhältniß bezeichnet allerdings den ungünstigsten Fall,
                              aber selbst dann, wenn man nur Dichtigkeitsänderungen bis zur Hälfte des obigen
                              Werthes hätte, wären sie schon nicht mehr zu vernachlässigen.
                           Man darf auch nicht vergessen, wie wesentlich verschieden der
                              Gehalt an Wasserdampf im Gase ist, und daß dieser ebenfalls seinen Einfluß auf die
                              Dichtigkeit äußert. Nur fehlen hierüber genaue Untersuchungen.
                           Obwohl nun die Durchgangs-Volumen in diesen Fällen durch
                              gleichzeitige und in gleichem Sinne wirkende Störungen merkbare Differenzen gegen
                              den Normalzustand geben können, so ergibt sich doch, daß trotz der Aenderungen in
                              der Dichtigkeit in Bezug auf den Lichteffect keine merkbare Schwankung eintritt.
                              Denn sobald sich die Dichtigkeit vergrößert oder vermindert, so verkleinert sich
                              oder wächst auch das Durchgangsvolumen. Dieser Umstand entspricht den Bedürfnissen
                              der Lichtentwicklung.
                           Der sehr wichtige Umstand, daß nämlich das Gas unterhalb und
                              oberhalb der Glocke in zwei ganz verschiedenen Zuständen sich befindet, ist wohl zu
                              beobachten. Beim Gas oberhalb der Glocke ist das Volumen constant und der Druck
                              ändert sich mit der Form der Ausströmungsöffnung; beim Gas unter der Glocke ändert
                              sich das Volumen aber der Druck bleibt derselbe. Dies gilt auch von allen Apparaten,
                              denen das Princip des Rheometers zu Grunde liegt.
                           Mit Hilfe dieses Umstandes kann man auch aus dem Rheometer einen
                              Consumsregulator machen. Wenn man das Gas unter der Glocke betrachtet, so geht es ab
                              unter constantem Druck, so lange das Gas, welches die Aichöffnung verlassen hat, aus
                              dem gleichen Brenner brennt. Aendert man den Brenner oder öffnet oder schließt man
                              einen Hahn unter ihm, so vermehrt man den Druck oberhalb der Glocke und folglich
                              auch unterhalb, weil die Differenz der Spannungen constant ist. Das Gas unterhalb
                              der Glocke kann deshalb in seinem Druck beliebig regulirt werden. Dies Princip
                              bildet die Grundlage für das Bodenventil (Valve
                                 Souteraine).
                           Für gewisse Fälle, namentlich für die Straßenbeleuchtung ist die Form des Rheometers
                              praktisch, welche in Fig. 16 abgebildet ist,
                              bei welcher das Kegelventil auf die Glocke hinauf gesetzt ist. Die Wirkung ist ganz
                              dieselbe.
                           
                           Bezeichnet
                           p den Druck vom Rohrsystem aus auf die Flächeneinheit
                              bezogen,
                           p' den Druck oberhalb der Glocke,
                           S den Querschnitt der Glocke,
                           π das Gewicht der Glocke,
                           so ist letztere im Gleichgewicht, wenn
                           pS – p'S = π oder
                           p – p' = π/S ist.
                           Die Differenz ist also constant und unter diesem Druck von p – p' gibt die
                              Oeffnung in der Glocke das Gas ab. Der Conus nimmt in der Oeffnung eine solche
                              Stellung ein, daß das durch die Oeffnung in der Glocke unter dem Druck p – p' geaichte Gas
                              rings um den Conus herum unter dem Druck p' – p'' austritt, wobei p''
                              denjenigen Druck bezeichnet, bei welchem der auf dem Deckel befindliche Brenner
                              dasselbe Gasquantum braucht, was beim Druck p –
                              p' durch das Loch o der
                              Glocke geht.
                           Auf Grundlage des Principes des beschriebenen Rheometers hat Giroud noch andere Apparate für verschiedene Zwecke construirt: Rheometer
                              mit Selbstzündung und Selbstlöschung; nasser Rheometer für veränderlichen Consum;
                              Apparat für Brenner-Untersuchung; Photo-Rheometer; Gasprüfer;
                              trockener Rheometer für veränderlichen Consum; Regulator für Laboratorien; Regulator
                              zur Constanthaltung von Temperaturen; unterirdisches Ventil (welches speciell dazu
                              bestimmt ist, bei großen Niveaudifferenzen den Druck in den höher gelegenen
                              Districten zu reguliren). Referent verweist bezüglich dieser Apparate auf die oben
                              citirte Quelle.
                           Schließlich wollen wir hier noch die Preise einiger Apparate beifügen:
                           
                              
                                 Abgaberegulator mit Retourrohr
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 1200 Frcs.
                                 
                                 
                              
                                 Consumsregulator,
                                 Modell
                                  1,
                                 Rohrdurchm.
                                 20
                                 Millim. für
                                       5
                                 Flammen
                                     50   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 1
                                 „
                                 25
                                     
                                    „      „
                                     10
                                 „
                                     70   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 2
                                 „
                                 30
                                     
                                    „      „
                                     20
                                 „
                                   120   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 2
                                 „
                                 37
                                     
                                    „      „
                                     30
                                 „
                                   150   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 2
                                 „
                                 43
                                     
                                    „      „
                                 50–60
                                 „
                                   200   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 2
                                 „
                                 50
                                     
                                    „      „
                                 80–100
                                 „
                                   250   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 2
                                 „
                                 55
                                     
                                    „      „
                                   150
                                 „
                                   300   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 3
                                 „
                                 65
                                     
                                    „      „
                                   200
                                 „
                                   400   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 3
                                 „
                                 80
                                     
                                    „      „
                                   300
                                 „
                                   450   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 3
                                 „
                                 90
                                     
                                    „      „
                                   400
                                 „
                                   500   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 3
                                 „
                                 100
                                     
                                    „      „
                                   500
                                 „
                                   550   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 3
                                 „
                                 110
                                     
                                    „      „
                                   600
                                 „
                                   600   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 3
                                 „
                                 125
                                     
                                    „      „
                                   800
                                 „
                                   700   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 3
                                 „
                                 140
                                     
                                    „      „
                                   1000
                                 „
                                   800   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 3
                                 „
                                 150
                                     
                                    „      „
                                   1200
                                 „
                                   900   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 3
                                 „
                                 160
                                     
                                    „      „
                                   1400
                                 „
                                 1000   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Rheometer mit Glycerinfüllung
                                       5 Frcs.
                                 
                                 
                              
                                 Apparat für Brenner-Untersuchung
                                     75   „
                                 
                                 
                              
                                 Photo-Rheometer mit Manometer
                                     60   „
                                 
                                 
                              
                                 Gasprüfer
                                   280   „
                                 
                                 
                              
                                 Trockner Rheometer
                                       3  
                                    „
                                 50 C.
                                 
                              
                                 Regulator für Laboratorien
                                   100   „
                                 
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
