| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. , S. 155 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Bestimmung der Nitrate in den Wässern; von W. F. Donkin.
                           Diese Bestimmung gründet sich auf die rothe Färbung, welche durch die Einwirkung des
                              Phenols (der Carbolsäure) und der Schwefelsäure auf die salpetersauren Salze bei
                              Gegenwart von Chloriden entsteht, und die durch Ammoniak in Blau übergeht.
                           Zur Ausführung der Probe verdunstet man 10 Kub. Centim. des Wassers nach Zusatz von
                              ein wenig Salmiak zur Trockne, setzt 3 Kub.-Cent. einer Mischung von 1 Volum
                              Phenol, 2 Volum Schwefelsäure und 2 Volum Wasser hinzu, erwärmt 10 Minuten lang,
                              verdünnt mit Wasser und übersättigt die braune Flüssigkeit mit Ammoniak. Bei
                              Gegenwart von Salpetersäure tritt nach einer halben Stunde eine blaue Färbung ein.
                              Ebenso verfährt man mit einer titrirten Salpeterlösung (die z.B. in 10
                              Kub.-Cent. 0,5 Grm. Salpeter enthält). Die Vergleichung der beiden Farben
                              zeigt dann die Menge des Nitrats im Wasser an. Man kann auf diese Weise noch
                              1/4.000.000 Nitrat im Wasser erkennen. (Chemical News,
                                 vol. XXVIII p. 254.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Amerikanische Patente für künstliche Steinmassen; von Adolph
                              Ott.
                           In den Jahren 1869 bis 1872 sind in Washington ca. 50
                              Patente für künstliche Steine und etwa doppelt so viele für Compositionen für
                              Trottoirs, Boden, Dächer u.s.w. bewilligt worden, welche indessen hauptsächlich aus
                              den nämlichen Ingredientien wie jene künstlichen Steine bestehen. Wir haben somit
                              ca. 150 Patente für Compositionen, welche Steine
                              ersetzen sollen, d.h. nahezu 38 Patente jährlich. Indeß sind nicht 5 Procent
                              darunter wirklich neu.
                           Ed. W. von Chicago z.B. erhielt am 5. Januar 1869 ein Patent für eine Masse bestehend
                              aus 1 Theil Portland-Cement, 1/2 Theil Sand und 1/2 Theil Hammerschlag. In
                              dieser Mischung ist insofern nichts Neues, als Hammerschlag mit Cement bereits zur
                              Zeit des römischen Baumeisters Vitruvius gebraucht worden
                              ist, und Sand wird mit Cement vermischt, so lange man letzteren überhaupt anwendet.
                              Dagegen darf der nachträgliche Zusatz von Eisenvitriollösung Anspruch auf Neuheit
                              machen, allein schade, daß dadurch der Zusammenhang der Steinmasse ganz bedeutend
                              verringert wird!
                           J. A. von Canton in Ohio erhielt am 16. Februar 1869 ein Patent für künstlichen
                              Marmor, von welchem beansprucht wird, daß er natürlichem Marmor vollkommen
                              gleichkomme und wie dieser, die höchste Politur annehme. Beifolgend gebe ich die
                              Proportionen und Stoffe zu dieser wichtigen Erfindung: Leinöl 3 Pfd.; Dammargummi 1
                              Pfd. 10 Unzen; Jodkalium 6 Unzen; Kolophonium 12 Unzen; venetianischer Terpentin 1/2
                              Pfd.; gelöschter und ungelöschter Kalk 6 Pfd.; Wasser 9 Quart.
                           Diese Ingredientien werden mit geschlämmter Kreide zusammengeknetet, bis das Ganze
                              die Consistenz von Glaserkitt erreicht hat, und hierauf wie Teig zu Kuchen geformt
                              und getrocknet. – Man bemerkt in diesem Recept das Vorkommen von Jodkalium,
                              was ungefähr ebenso viel Sinn hat als die Anwendung der theuren Chinarinde zu
                              Schweißpulver. Ueberdies braucht kaum bemerkt zu werden, daß jene Masse weich wird
                              und sich biegt, wo immer sie der Temperatur eines geheizten Zimmers exponirt
                              wird.
                           C. B. H. von Ann Harbour im Staate Michigan erhielt am 13. März 1869 ein Patent für
                              ein „wasserdichtes, künstliches
                                    Felsgestein“, bestehend aus folgenden Stoffen: Geigenharz 1 1/4
                              Pfd., grober Kies 3 Pfd., Sand 1 Pfd., gestoßener Schiefer oder Stein 1 Pfd., Leinöl
                              oder Baumwollsamenöl 2 Unzen.
                           J. W. S. aus Washington, District Columbia (Patent vom 16. Nov. 1869) bereitet ein
                              Concretgestein aus den nachstehend verzeichneten Substanzen:
                           
                           Kohlentheer, Pech oder Asphalt 40 Gallons, Schwefelsäure 1 Pint, Thon 6 Theile, Sand
                              6 Th., Kies oder Steinschlag 6 Th., gebrannter Gyps 5 Th., Cement 5 Th., Küchensalz
                              4 Th., Alaun 1 Th. und Salmiak 1 Th.
                           J. M. O. von Jamaica Plains im Staate Massachusetts beansprucht als neu in einem ihm
                              am 4. Januar 1870 gewährten Patente die Anwendung von Wasserglas mit Sand und
                              Bleioxyd. Bekanntlich wird aber Wasserglas in Verbindung mit Metalloxyden schon seit
                              vielen Jahren in chemischen Laboratorien zur Verkittung verwendet.
                           Ueber die sog. Marezzo Marbles, welche aus Gyps, Alaunlösung und Metallfarben
                              bestehen, liest man in einer elegant ausgestatteten Broschüre: „Die
                                 Marmorarten von Marezzo werden aus einem petrovitrificirenden, faserartigen Concret (petro-vitrifying-fibrous concrete) mit großer
                                 Genauigkeit und nach einem neuen Proceß dargestellt und es gewährt die Erzeugung
                                 der seltensten sowohl als wie der gewöhnlichsten Arten bei einem geringeren
                                 Kostenaufwand als bloße Malerei einen Gewinn von 200–300 Procent und
                                 mehr!“
                              
                           Oben mitgetheilte Recepte sind nur einige Beispiele dafür, wohin es führt, wenn die
                              Prüfung einlangender Patentgesuche nicht von Fachmännern besorgt oder wenn dabei zu
                              liberal verfahren wird. Wohin aber würde das reine Anmeldungssystem führen? Das
                              nordamerikanische Patentgesetz ist gut, besser als irgend ein europäisches; allein
                              daß es nicht in allen Theilen entsprechend gehandhabt wird, das glaube ich durch
                              obige Curiosa genügend dargethan zu haben.
                           
                        
                           Notizen über den gegenwärtigen Stand der sicilianischen
                              Schwefelindustrie; von H. Schiff in Florenz.
                           Nach einem Berichte des Ingenieurs L. Parodi an das
                              italienische Handelsministerium wird der nur auf augenblicklichen Gewinn gerichtete
                              unregelmäßige, planlose Grubenbau allmälig durch rationellen Abbau, Abteufen von
                              Schachten, Entwässerung durch Stollen, Ersatz der Handarbeit durch Dampfkraft u.s.w.
                              verbessert. In Anbetracht des Mangels an Brennmaterial und der geringen Kosten der
                              erforderlichen Anlagen zeigt sich für die Verarbeitung des Minerals immer noch der
                              an und für sich irrationelle sogenannte Calcarone-Betrieb als der
                              ökonomischste, wie mir dies auch erst kürzlich von einem wissenschaftlich gebildeten
                              und auf Fortschritt bedachten Grubendirector bestätigt wurde. Bekanntlich wird bei
                              diesem Verfahren das Mineral in gemauerten Umzäunungen in Haufen von 500 bis über
                              1000 Kubikmeter (1 Kbm. = circa 1600 Kgr.)
                              aufgeschichtet und von der Sohle aus angezündet, so daß ein Theil des Schwefels
                              verbrennt und die zum Ausschmelzen des Restes nöthige Wärme liefert. Bei einer
                              Beschickung von 1000 Kbm. erfordert eine Operation etwa 2 Monate und liefert im
                              Mittel 10 bis 15 Proc. Rohschwefel. – Es sind jetzt 250 Gruben in Arbeit,
                              welche jährlich gegen zwei Millionen Centner Schwefel produciren – viermal
                              mehr als vor 40 Jahren. Bei weiterer Verbreitung der oben erwähnten Verbesserungen
                              und nach Eröffnung der sicilianischen Eisenbahnen kann die Production auf drei oder
                              vier Millionen Centner gesteigert und der Centner zu etwa 10 1/2 Franken auf's
                              Schiff geliefert werden. Nach Parodi's Berechnung kann
                              Sicilien noch etwa 200 Millionen Centner Schwefel liefern, so daß der Vorrath mit
                              der zweiten Hälfte des nächsten Jahrhunderts sein Ende erreicht hätte. Andere
                              Berechnungen ergeben indessen mehr als das Doppelte. Parodi bespricht noch ausführlich, in wie weit der Schwefel künftighin der
                              Verarbeitung der Pyrite im Auslande Concurrenz machen könne; was das Inland
                              betrifft, so ist er der Ansicht, daß der Mangel an Brennmaterial, auch bei
                              gesteigerter Schwefelproduction und bei den billigen Productionskosten des
                              Kochsalzes, eine irgend bedeutende chemische Großindustrie nicht voraussehen lasse.
                              (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 358.)
                           
                        
                           Ueber Bronze und deren Verwendung zu Münzen und
                              Kunstgegenständen.
                           Einem vor Kurzem von dem Hrn. S. Elster in der
                              polytechnischen Gesellschaft zu Berlin über den oben genannten Gegenstand gehaltenen
                              Vortrage entnehmen wir das Nachstehende.
                           
                           Die Bronzen der Zinkgruppe zeigen im Allgemeinen nach der Behandlung mit einem
                              schwachen Oxydationsmittel einen grünlichen Farbenton, während die Bronzen der
                              Zinngruppe sich bräunlich oxydiren. Mit dem Gehalte an Zinn nimmt die Härte, der
                              Glanz und die Festigkeit der Patina zu; ein möglichst hoher Zinngehalt muß daher
                              angestrebt werden, während das Zink, sowie auch Eisen, Wolfram, Aluminium und
                              Phosphor nur als Mittel, eine möglichst innige Mischung zu erhalten, angesehen
                              werden dürfen. Durch den Zusatz von 1/2 Proc. Phosphor kann bei der Geschützbronze
                              eine innigere Mischung des Kupfers und Zinns erreicht werden, die jedoch für die
                              Oxydation weniger Widerstand bietet und daher für die Statuenbronze nicht empfohlen
                              werden kann. Das Blei macht die Bronze leichtflüssiger und dichter, besitzt jedoch
                              eine große Neigung, sich in Verbindung mit Kupfer an der Oberfläche auszuscheiden,
                              daher ein größerer Gehalt als 3 Proc. bei der Statuenbronze zu vermeiden ist.
                              Eigenthümlich ist der Einfluß des Eisens. Eine nach der Analyse des Dr. Philipp aus 92 Theilen
                              Kupfer und 8 Theilen Eisen bestehende Legirung zeichnete sich durch ungemeine Härte
                              aus und war kaum noch zu bearbeiten. In kleinen Mengen der Bronze zugesetzt,
                              verleiht das Eisen derselben eine eigenthümlich blasse Tonung; es war dieser Einfluß
                              des Eisens nach der Angabe des Plinius schon den alten
                              Künstlern bekannt und wurde von denselben zur Darstellung der Todesblässe benützt.
                              Die Bronzen, welche wenig Zinn, dagegen bis 10 Proc. Zink enthalten, wie das
                              Monument Friedrich des Großen, geben eine unansehnliche stumpfe Oxydation; dagegen
                              zeigen die Bronzen mit 5 Proc. Zinn und 5 Proc. Zink (Keller'sche Bronzen, Blücherstatue, dänische Kupfermünzen) schon eine
                              entschieden festere Patinabildung. Als Normalbronze bezeichnete der Vortragende eine
                              Legirung aus 86 2/3 Theile Kupfer, 62/3 Th. Zinn, 3 1/3 Th. Blei und 3 1/3 Th. Zink,
                              welche Homogenität mit Zähigkeit und Festigkeit bei sehr geringer Oxydirbarkeit
                              vereinigt. Aus dieser Bronze war ein Normal-Meterstab für die Wiener
                              Ausstellung gefertigt und dieselbe entspricht den Bronzen der pompejanischen
                              Gerüche.
                           An verschiedenen Proben wies der Vortragende alsdann nach, wie diese Bronze veredelt
                              wird, wenn der Bleigehalt durch Wolfram, Nickel und Aluminium ersetzt wird, und
                              zeigte zugleich den Einfluß eines steigenden Zinngehaltes für Medaillen, welche
                              dadurch härter werden. Jene Metalle machen die Legirung homogener, den Bruch
                              feinkörniger und erhöhen den Widerstand gegen Bruch und Verbiegung.
                           Zu dieser Gruppe mit 5 Proc. Zinngehalt gehören ferner die japanesischen Bronzen,
                              namentlich die Metallspiegel, welche dadurch interessant sind, daß sie im
                              reflectirten Lichte die graphischen Erhöhungen der Rückseite wiedergeben. Dieselben
                              weichen jedoch durch ihren großen Bleigehalt ab, der in einem solchen Spiegel von
                              Dr. Philipp zu 12 Proc.
                              gefunden wurde.
                           Ferner gehört hierher die Gruppe der Bronzemünzen, unter denen sich die dänischen
                              Münzen durch einen helleren Farbenton auszeichnen, der auch für die deutschen
                              Münzen, jedoch bei geringerer Oxydirbarkeit, wünschenswerth ist. Eine gleich
                              gefärbte, in der Erscheinung gleich weit vom Golde wie vom Silber abstehende,
                              prägbare, jedoch wetterbeständigere Bronze entsteht, wenn das Zink ganz oder
                              theilweise durch Nickel und Wolfram ersetzt wird. Die gegenwärtigen Nickelmünzen
                              nach belgischem System entsprechen diesen Anforderungen nicht. Besser sind die
                              amerikanischen Münzen, in denen der Nickelgehalt auf die Hälfte ermäßigt ist und der
                              hellrothe Farbenton der Bronze gewahrt bleibt. Das Münzgesetz läßt absichtlich
                              freien Spielraum für die Mischungsverhältnisse der Bronzemünzen. Auch für die
                              Goldmünzen ist das Zuschlagsmetall, welches dem Golde Zähigkeit und geringe
                              Abnützung zu geben vermag, noch nicht gesetzlich festgestellt, während im Handel,
                              z.B. für goldene Uhren, diese Frage längst zu Gunsten der Aluminiumbronze
                              entschieden ist.
                           Den Schluß des Vortrages bildete die Besprechung der Mittel, welche man anwendet, um
                              die Bronzen künstlich zu färben. Solche Mittel sind das mechanische Auftragen fein
                              zertheilten Goldes, sowie Vergoldung, Versilberung und Vernickelung und Bildung von
                              Schwefelkupfer durch Anwendung von Schwefelkalium, Schlippe'schem Salz oder Schwefelarsen-Schwefelnatrium.
                              Japanesische Bronzen scheinen außerdem noch mit Zinnober gefärbt zu sein und werden
                              mit einem unvergleichlich schönen Lack überzogen. (Industrie-Blätter, 1873
                              Nr. 51.)
                           
                        
                           
                           Untersuchungen von Preßlingen der Poizot'schen WalzenpresseBeschrieben in Dingler's polytechn. Journal,
                                    Jahrg. 1868, Bd. CLXXXVIII S. 385. aus der Zuckerfabrik von H. Poizot in Seraucourt;
                              von A. Gawalowski in Prag.
                           Die Preßrückstände, bestehend aus den u. Vorpreßlingen und den Nachpreßlingen,
                              erhielt ich in zwei Weinflaschen gut verkorkt; dieselben waren 4–5 Tage auf
                              dem Wege von Seraucourt.
                           Bei Lüftung des Verschlusses zeigte sich bei den Preßlingen der ersten Pressung eine
                              ziemliche Gasentwickelung und wurde der Pfropfen, knallgebend, herausgetrieben; bei
                              denen der zweiten Pressung war dies weniger der Fall.
                           Nachstehend sind die Resultate der Untersuchung tabellarisch mit den Bestandtheilen
                              von frischen Rückständen einer hydraulischen Pressung zusammengestellt, wobei die
                              erste Spalte immer die Ziffer der Analyse, die zweite die berechneten Procente bei
                              100 Grm. Trockensubstanz angibt.
                           
                              
                                 
                                 Preßlinge
                                 Poizot'sche
                                    Walzenpreßlinge
                                 
                              
                                 Bestandtheil
                                 der hydr. Presse
                                 erste Pressung
                                 zweite Pressung
                                 
                              
                                 
                                 feucht
                                 trocken
                                 feucht
                                 trocken
                                 feucht
                                 trocken
                                 
                              
                                 Wasser
                                 71,490
                                 –
                                 80,781
                                 –
                                 82,809
                                 –
                                 
                              
                                 Asche
                                   1,908
                                   6,794
                                   1,574
                                   8,189
                                   1,003
                                   5,834
                                 
                              
                                 Zucker
                                   4,650
                                 16,315
                                   1,225
                                   6,373
                                   0,473
                                   2,751
                                 
                              
                                 Eiweiß
                                   1,303
                                   4,571
                                   0,121
                                   0,624
                                   0,245
                                   1,425
                                 
                              
                                 Holzfaser
                                 14,752
                                 51,761
                                 11,491
                                 58,780
                                   9,622
                                 55,940
                                 
                              
                                 Pectinstoffe
                                   5,897
                                 20,559
                                   4,908
                                 26,034
                                   6,458
                                 34,050
                                 
                              
                           Daß eine Zersetzung der Walzenpreßlinge bereits auf dem Wege eingetreten, beweist die
                              vorhandene Gasentwickelung bei Entkorkung der Flaschen. Der Zuckergehalt ist daher
                              ein niedriger; doch kann dies sowohl in der Zersetzung als auch in einer totalen
                              Auslaugung seinen Grund haben. Es wird dieser Theil der analytischen Angaben
                              hierdurch werthlos.
                           Anders ist dies bei den Daten des Aschen-, resp. Mineral-Gehaltes;
                              dieser ist von der Zersetzung unbeeinflußbar, daher bei gewissenhafter analytischer
                              Ausführung von Werth, und findet man, daß das Endresultat der Walzenpressung mit der
                              Poizot'schen Walzenpresse gegenüber der gewöhnlichen
                              Pressung ungünstig ausfällt, da der größte Theil der Mineralsalze (bei der
                              Nachpresse noch ein Drittel des Procentgehaltes der Vorpreßlinge) in Saft geführt
                              wird, während bessere Entsaftung und Entzuckerung der Preßlinge erzielt wird, soweit
                              die erhaltenen Resultate ein Urtheil hierüber zulassen. Hierbei ist aber die Frage
                              vorliegend, ob diese Saft-Mehrausbeute rentabel für die Zucker- oder
                              nur Füllmasse-Ausbeute ist.
                           Werden die Resultate mit einem Diffusionsergebniß verglichen, so verliert die
                              Walzenpresse noch bedeutend mehr, da die Entzuckerung nicht besser wie bei dieser,
                              die Eiweiß-, Protein-, Pectin- und Salz-Ueberführung in
                              den Saft jedoch allem Anscheine nach eine bedeutendere ist; die Walzenpresse erfüllt
                              demnach bisher nicht den Zweck, welcher mittelst Diffusion bereits exact erreicht
                              wird, d.h. eine Saftveredelung; ja es müssen selbst die Säfte einer hydraulischen
                              Pressung als reiner angesehen werden. Ich glaube daher vom Standpunkte der Theorie
                              aus meine Ansicht dahin aussprechen zu sollen, daß die Walzenpressung nach Poizot oder Lebee (auf ihrem
                              bisherigen Standpunkte) der Diffusion gegenüber, – deren Grundidee, eine
                              osmotische Veredelung des Rohsaftes zu erzielen, bereits bestens realisirt ist,
                              – als kein Fortschritt in der Zuckertechnik sondern als eine mechanisch
                              genial erdachte Gerätheanlage zu bezeichnen ist, welche eine mechanische, nicht
                              saftreinigende Methode zur Basis hat und in Frankreich auch immerhin bei dem dortigen
                              Besteuerungs-Usus reussiren mag, sich jedoch den österreichischen und
                              deutschen Verhältnissen nicht anpassen dürfte.
                           Selbst die so sehr den Walzenpressen zugeschriebene Arbeiterersparniß ist nichtig im
                              Vergleich mit der Diffusion; denn wie ich durch die freundliche Mittheilung des Hrn.
                              Groß, Director der Zuckerraffinerie in Modran,
                              erfuhr, versieht eine Poizot'sche Presse den Dienst für
                              3–4 hydraulische Pressen und wird, von der Reibe an gerechnet bis zum
                              Preßlingtransport, von 3 Mann bedient.
                           Eine Fabrik von 2000 Ctr. Rüben täglicher Verarbeitung würde bei der bekannten Zahl
                              von Apparaten an Bedienung benöthigen:
                           
                              
                                 6 gewöhnliche Schnellpressen respective
                                 
                                 40
                                 Mann
                                 
                              
                                 9 Diffuseure
                                 
                                   5
                                 „
                                 
                              
                                 2 Poizot'sche Vorpressen per 3 Mann1 ebensolche Nachpresse mit 3
                                    Mann
                                 
                                    
                                    
                                   9
                                 „
                                 
                              
                           Die Walzenpresse wäre demnach der Diffusionsbestimmung gegenüber mit 4 Mann im
                              Nachtheil. (Nach dem Organ des Vereines für Rübenzucker-Industrie, 1874 S.
                              135.)
                           
                        
                           Gewinnung von reinem Ammoniak aus Gaswasser.
                           W. M. Brown ließ sich am 22. Juni 1872 für J. H. Elvert in Genf und J. J. M. Pack in Basel folgendes Verfahren in England patentiren.
                           Das Gaswasser wird in einem verschließbaren Gefäße (Cylinder, Kessel) mit einer
                              entsprechenden Menge Kalk versetzt, in ein zweites Gefäß abgezogen und darin
                              erhitzt. Die entweichenden Dämpfe und Gase leitet man auf den Boden des ersten
                              Gefäßes, das mittlerweile wieder mit Gaswasser und Kalk gefüllt worden ist und von
                              hier, mit Ammoniak bereichert, in eine Verdichtungskammer, von wo die leichter
                              condensirbaren Bestandtheile durch eine Verbindungsröhre nach dem zuletzt erwähnten
                              Gefäße (Nr. 1) zurückfließen, während die flüchtigeren Theile durch die Kühlschlange
                              in eine zweite Condensirkammer gelangen, wo Kohlenwasserstoffe, Salmiak und eine
                              kleine Menge freien Ammoniaks zurückgehalten werden. Die reineren, hier nicht
                              verdichteten Dämpfe führt man durch mehrere verticale, mit Holzkohle beschickte
                              Röhren in Vorlagen, die mit destillirtem Wasser gefüllt sind und die nach erfolgter
                              Sättigung gewechselt werden.
                           Sobald alles Ammoniak aus dem Destillirgefäß Nr. 2 ausgetrieben ist, wird dasselbe
                              entleert, mit dem Inhalte von Nr. 1 chargirt, Nr. 1 wie vorher gefüllt und die
                              Operation wieder begonnen.
                           In dieser Weise behandelt geben 1000 Liter rohe Wässer von 3° Baumé im
                              Laufe von 4 bis 5 Stunden 100 bis 110 Kil. commerciell reine Ammoniakflüssigkeit von
                              22° Baumé. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S.
                              1553.)
                           
                        
                           Spontane Entzündbarkeit von Holzkohle; von A. F. Hargreaves.
                           Wird Kohle, erhalten durch Erhitzen von Holz in geschlossenen Cylindern, 24 Stunden
                              nach dieser Operation pulverisirt und behufs Abkühlung in offenen Gefäßen stehen
                              gelassen, so findet eine allmälig steigende Temperaturerhöhung in der Masse statt,
                              welche in ungefähr 36 Stunden in offener Entzündung culminirt. Nimmt man das Pulvern
                              der erhaltenen Kohle erst nach Verlauf von drei Tagen vor, so zeigt sich diese
                              Erscheinung der Temperaturerhöhung nicht. Mehrere in gleicher Richtung angestellte
                              Experimente zeigen, daß Holzkohle während etwa 36 Stunden nach dem Herausnehmen aus
                              den Retorten Sauerstoff zu absorbiren fortfährt. Referent gibt sodann einige
                              Mittheilungen über die Art der Verkohlung, die tauglichsten Holzgattungen u.s.w.,
                              welche die beste Schießpulverkohle liefern. Die Retorten sind so aufgestellt, daß
                              die aus einer Anzahl derselben entweichenden Gase zum Erhitzen der anderen dienen.
                              Es ist von großer Wichtigkeit, eine bestimmte Temperatur bei der Verkohlung
                              einzuhalten; eine niedrigere gibt eine zu hygroskopische Kohle, eine höhere
                              Temperatur liefert ein zu langsam verbrennendes Material. Als ausnahmsweise gut wird
                              das Holz von Rhamus Frangula (Faulbaum) angeführt, aus welchem man
                              etwa 20 Proc. Kohle erhält. (Nach den Berichten der deutschen chemischen
                              Gesellschaft, 1874 S. 363.)
                           
                        
                           Ueber das Vernickeln von Metallen.
                           Hierüber bemerkt S. P. Sharples, Münzwardein des Staates
                              Massachusetts im Boston Journ. of Chem., daß dazu jetzt
                              allgemein schwefelsaures Nickeloxydulammoniak verwendet werde (in Deutschland wird
                              dasselbe u.a. von der chemischen Fabrik von E. Schering
                              in Berlin geliefert); die gegossenen Nickelplatten müssen bedeutend größer sein, als
                              die zu vernickelnden Gegenstände (solche Platten werden u.a. von C. H. Borchert und Sohn in Berlin,
                              alte Jacobstraße Nr. 110 und dem sächsischen Blaufarbenwerksconsortium in
                              Oberschlema dargestellt). Die angewendete Batterie darf nicht zu stark sein, da
                              sonst der Nickelniederschlag schwarz wird; es genügen 3 Daniell'sche oder Smee'sche oder 2 Bunsen'sche Elemente. Eiserne und stählerne Gegenstände
                              müssen vor dem Vernickeln verkupfert werden (mittelst Lösung von Kupferoxyd in
                              Cyankalium), dann rasch mit Wasser gewaschen und in das Nickelbad gebracht werden;
                              hat man sie erst trocknen lassen, so haftet das Nickel nicht. Bei dem ganzen
                              Verfahren ist die peinlichste Sorgfalt und Reinlichkeit nothwendig. (Deutsche
                              Industrie Zeitung 1874, S. 128.)
                           
                        
                           Elektricität des Kautschuks.
                           Demochet beobachtete, daß die kleinen Gummibälle, welche
                              als Spielzeug für Kinder dienen, bei der geringsten Reibung viel Elektricität
                              entwickeln, selbst wenn sie sich unter den ungünstigsten Umständen z.B. in einem
                              feuchten Raume befinden. Es kam ihm der Gedanke, diese Eigenschaft zur Herstellung
                              eines Elektrophors zu verwerthen, bei welchem er den Harzkuchen durch eine
                              Kautschukmembran ersetzte, die über einen Metallring von 80 Centimeter Durchmesser
                              gespannt wurde. Der Erfolg überstieg seine Erwartungen. Denn es reicht hin die
                              innere Fläche der Membran kreisförmig mit der flachen Hand zu reiben und sie dann
                              auf eine gut leitende Scheibe zu legen, hierauf die obere Fläche in gleicher Weise
                              zu reiben, um mit einer Metallscheibe, welche mit einer isolirenden Handhabe wie
                              beim gewöhnlichen Elektrophor versehen ist und 25 Centimeter Durchmesser hat, sehr
                              glänzende Funken von 3 bis 5 Centimeter Länge zu erhalten. Man erhält die gleichen
                              Wirkungen bei der feuchtesten Witterung, wenn man die Kautschukmembran zuvor mäßig
                              erwärmt. (Les Mondes vom 24. Juli 1873; Repertorium der
                              Experimental-Physik, Bd. IX S. 272.)
                           
                        
                           Reactionen auf Phenol.
                           Nach E. Pollacci (Gazz. chim.
                              IV S. 8) zeigen die Reactionen auf Phenol in wässeriger Lösung folgende
                              Empfindlichkeitsgrenzen:
                           
                              
                                 Blaufärbung mit Ammoniak und Chlorkalk
                                 1/3000
                                 
                              
                                 Violette Färbung mit Eisenchlorid
                                 1/2000
                                 
                              
                                 Gelbfärbung mit heißer Salpetersäure
                                 1/6000
                                 
                              
                                 Gelbliche Fällung mit Bromwasser
                                 1/15500
                                 
                              
                                 Braune Fällung mit Schwefel und Kaliumchromat
                                 1/3000.
                                 
                              
                           (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S.
                              360.)