| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. , S. 349 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Sicherheits-Dampfkessel; von T. und T. H. Mitchell in New-York.
                           Wir finden im Scientific American April 1874, S. 239 eine
                              ausführlichere Beschreibung und Abbildung eines Dampfkessels, dessen ganz
                              eigenthümliche Disposition und Construction eine kurze Erwähnung verdient.
                           Derselbe besteht aus einem um zwei horizontale Achsen langsam (mit etwa 2 Umdrehungen
                              pro Minute) rotirenden
                              Blechcylinder, in welchen das Speisewasser durch ein central eingesetztes Siebrohr
                              in fein vertheiltem Zustand eingepumpt wird. Indem dieses Wasser nun mit den heißen
                              Blechwandungen in Berührung kommt, bildet sich Dampf und da durch eine selbstthätige
                              Speisevorrichtung nur so viel Wasser in den Kessel gelangt, als verdampft wird,
                              ferner gerade nur so viel Dampf erzeugt werden kann als durch das Dampfrohr
                              abgenommen wird, so soll der Kessel inexplosibel sein.
                           
                           Mitchell's Dampfkessel sind unserer Quelle nach sogar
                              schon in Thätigkeit und sollen bei geringer Raumerforderniß eine beachtenswerthe
                              Brennmaterial-Ersparniß erzielen. Uns genügt diese Novität hier registrirt zu
                              haben.
                           
                              L.
                              
                           
                        
                           Hydropneumatische Pumpe als Beispiel der Transmission einer
                              Triebkraft auf größere Entfernungen.
                           Wir theilen als Auszug aus dem Berichte von Haton über die
                              hydropneumatische Pumpe des Ingenieurs Jarre folgende
                              kurze Notiz mit.
                           Jarre bedient sich als Mittel zur Transmission einer
                              Triebkraft auf große Entfernungen der comprimirten Luft, welche er ohne Anwendung
                              eines Kolbens direct auf das Wasser wirken läßt. Zur Comprimirung dient eine in
                              beträchtlicher Entfernung von dem zu hebenden Quellwasser aufgestellte Druckpumpe.
                              Da der Druck in dem Luftleitungsrohr ziemlich unveränderlich ist, so mußte ein
                              besonderes Organ eingeschaltet werden, durch dessen Vermittelung dieser Druck in dem
                              Wasserhebeapparat eine alternirende Wirkung ausübt, um den letzteren in Stand zu
                              setzen, sich durch das Einlaßventil zu füllen und durch das Auslaßventil zu
                              entleeren. Dieser Zweck wurde durch eine Art hydraulischen Kataraktes erreicht,
                              welcher sich auf das physikalische Princip des intermittirenden Brunnens gründet.
                              Ein oscillirender Balancier hebt abwechselnd die Einwirkung der comprimirten Luft
                              auf die Oberfläche des in die Höhe zu fördernden Wassers auf und stellt sie wieder
                              her – und zwar nach Maßgabe der Gewichtsveränderungen, welche in den beiden
                              beweglichen Theilen des Apparates eintreten, je nachdem diese in's Wasser tauchen
                              oder in der Luft sich befinden, d.h. je nachdem das Niveau sich hebt oder senkt. In
                              diesem Sinne setzt der Wasserhebeapparat seine Bewegung fort, so lange eine
                              hinreichende Luftspannung vorhanden ist.
                           Mehrere solche Pumpen arbeiten seit wenigstens zwei Jahren mit Erfolg. Eine
                              derselben, deren Entfernung vom Motor 150 Meter beträgt, hebt in 1 Minute 75 Liter.
                              Die comprimirte Luft gelangt in den Apparat durch ein Rohr von nur 2 Centimeter
                              Durchmesser mit nicht weniger als 23 rechtwinkeligen Biegungen. (Publication industrielle, 1873 p. 438.)
                           
                              P.
                              
                           
                        
                           Gußstahl; von A. Levallois in
                              Paris.
                           Der in der englischen Patent-Specification Nr. 2389 vom 10. August 1872
                              beschriebene Gußstahl soll dem Rosten minder unterworfen sein, als alle anderen
                              Sorten, und wird diese gute Eigenschaft durch Zusatz von Nickel und Wolfram
                              erreicht. Je nach der verlangten Qualität werden die folgenden Gewichtsmengen
                              zusammengeschmolzen:
                           
                              
                                 
                                 Nr. 1.
                                 Nr. 2.
                                 Nr. 3.
                                 
                              
                                 Eisen
                                 93
                                 95
                                 97
                                 
                              
                                 Wolfram
                                   6 1/2
                                   4 1/2
                                   2 1/2
                                 
                              
                                 Nickel
                                   1 1/2
                                   1 1/2
                                   1 1/2.
                                 
                              
                           Die beiden dem Eisen zuzusetzenden Metalle werden mit einem Flußmittel gemengt, in
                              Patronen von dünnem Eisenblech gepackt und so in das geschmolzene Eisen gebracht.
                              Das Flußmittel ist ein feingepulvertes Gemenge von 36 Borax, 32 calcinirtem
                              Feuerstein und 32 geschlämmter Kreide; es wird vor dem Eintragen geschmolzen, und
                              man nimmt auf 100 Metall 1/2 bis 2 Theile. (Berichte der deutschen chemischen
                              Gesellschaft, 1874 S. 602.)
                           
                        
                           Spiegeleisenanalysen.
                           Die in den Jahren 1868, 1869 und 1873 nach New-York eingeführten besten
                              deutschen Spiegeleisensorten enthielten in Procenten ausgedrückt:
                           
                           
                              
                                 
                                 1868
                                 1869
                                 1873
                                 
                              
                                 Eisen
                                 85,570
                                 84,455
                                 84,122
                                 84,869
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Mangan
                                   9,142
                                 10,625
                                 10,568
                                 10,223
                                 11,130
                                 10,22
                                 
                              
                                 Kupfer
                                   0,032
                                   0,034
                                   0,036
                                   0,031
                                   0,279
                                   0,20
                                 
                              
                                 Kobalt und Nickel
                                   0,005
                                   0,005
                                   0,004
                                   0,002
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Silicium
                                   0,068
                                   0,368
                                   0,286
                                   0,384
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   5,048
                                   4,304
                                   4,907
                                   4,461
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 –
                                   0,002
                                 –
                                   0,001
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   0,037
                                   0,044
                                   0,014
                                   0,027
                                   0,039
                                   0,06
                                 
                              
                                 Aluminium
                                   0,082
                                   0,045
                                   0,032
                                   0,012
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Calcium
                                   0,015
                                   0,016
                                   0,021
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           (Engineering and Mining Journal,
                              1874, Nr. 9.)
                           
                        
                           Vorschriften für Faßglasuren; von A. Kanitz.
                           170 Grm. Schellack, 170 Grm. Dammarharz (scharf getrocknet), 375 Grm. Kolophonium, 2
                              Kilogr. Spiritus von 90 Proc.; die Harze werden gröblich gestoßen, dann mit dem
                              Spiritus übergossen und im Sandbade gelöst. An den trockenen Gefäßen nimmt man den
                              Boden heraus, treibt die Reifen fest und streicht mit einem Pinsel innen an. Nach
                              einer Stunde kann der zweite Anstrich erfolgen; ist dieser trocken, so wird der
                              Deckel eingezogen, das Faß zugeschlagen und die Gurgel von außen angestrichen.
                           Zu alten schon ausgepichten Fässern bedient man sich eines zweiten Lackes, welcher
                              aus 250 Grm. Kolophonium, 250 Grm. Dammarharz, 275 Grm. Terpentinöl, 750 Grm.
                              Alkohol besteht und im Sandbade gelöst wird.
                           Das Glasiren wird im Freien vorgenommen; die Glasur wird, ohne das alte Pech
                              herauszuschneiden, einmal mit dem Pinsel aufgetragen. Wenn das geschehen ist, legt
                              man das Faß rasch aufanf einen Balken wie beim Pichen. Man läßt die Glasur nicht trocknen, sondern
                              gießt noch 3 Eßlöffel voll Glasur in das Faß und brennt dieselbe an, stellt aber
                              auch gleich das Faß aufrecht. Die ganze Glasur kommt in Brand und löst zugleich das
                              alte Pech. Bevor die Flamme erlöscht, wird der Deckel eingezogen, und wenn die
                              Reifen angetrieben sind, wird das Faß gerollt. Ist das geschehen, so wird Gurgel und
                              Zapfen mit Glasur angestrichen. Nun wird das Faß mit Wasser ausgeschwenkt und dann
                              ist es zum Füllen mit Bier brauchbar. Die Pinsel müssen nach dem Gebrauch mit
                              Spiritus benetzt in die Blechbüchse mit Glasur gesteckt werden, welche dann fest
                              verschlossen wird. (Industrieblätter 1874, S. 139.)
                           
                        
                           Drucken von Schmelzfarben auf Porzellan und Steingut.
                           Für das Drucköl sowohl für Druck unter als auch auf Glasur
                              wird nachstehende Composition bestens empfohlen. 100 Grm. Minium, 18 Unzen Leinöl,
                              12 Unzen Rüböl, 80 Grm. Schiffstheer und 150 Grm. Kolophonium.
                           Soll diese Mischung unter Glasur angewendet werden, dann
                              muß dieselbe mindestens 3 1/2 bis 4 Stunden gekocht werden und zwar möglichst
                              langsam. Will man sehen, ob die Mischung, fertig d.h. genügend eingekocht sei, so
                              läßt man einen Tropfen derselben auf ein Stück Fensterglas tropfen. Ist der Tropfen
                              Oel auf dem Glas erkaltet, so muß derselbe sich, wenn man ihn mit dem Finger
                              berührt, zu einem blos zwirnsdicken Faden ziehen lassen.
                           Die Benützung obiger Mischung auf Glasur bedingt ein nur
                              ungefähr 2stündiges Einkochen derselben. Hierbei ist vorausgesetzt, daß man dem zu
                              bedruckenden Gegenstand einen dünnen Anstrich von Kopalfirniß gibt, welcher nach
                              genügendem Trocknen des Druckes durch Abwaschen mit Weingeist wieder beseitigt wird.
                              (Sprechsaal; Organ für die Porzellan-, Glas- und
                              Thonwaaren-Industrie, 1874, Nr. 20.)
                           
                        
                           
                           Porzellan-Kitt.
                           Mittels Essigsäure bringt man Milch zum Gerinnen, so daß sich ein dicker Niederschlag
                              von Cassëin bildet. Derselbe wird mit reinem Wasser mehrere Male gewaschen
                              und sodann in kalt gesättigter Boraxlösung aufgelöst. Das Product ist eine dickliche
                              und ganz klare Flüssigkeit, welche sich durch große Klebkraft auszeichnet und darin
                              wie in der Farblosigkeit Gummi arabicum übertrifft. Den
                              Kitt stellt man her, indem man dem Klebstoff feinen ungelöschten Kalk zufügt. Die
                              Bruchränder werden gut mit dem Kitte eingerieben, fest verbunden und in gelinder
                              Wärme getrocknet. (Sprechsaal; Organ für die Porzellan-, Glas- und
                              Thonwaaren-Industrie, Nr. 19.)
                           
                        
                           Zur Theorie der Verwesung; von Dr.
                              Traube und Dr.
                              Gscheidlen.
                           In der am 13. Februar abgehaltenen Sitzung der medicinischen Section der
                              „Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur“
                              sprach Dr. Moriz Traube über
                              die in Gemeinschaft mit dem Privatdocenten Dr. Gscheidlen angestellten Versuche über „Fäulniß
                                 und den Widerstand der lebenden Organismen gegen dieselbe.“ Ueber die
                              Ursache der Fäulniß sind zwei Hypothesen aufgestellt worden: 1) von Liebig, welcher sie davon herleitet, daß, wenn die
                              Lebenskraft die organischen Verbindungen zu beherrschen aufgehört hat, der
                              Stickstoff der Eiweißkörper vermöge seiner Affinität zum Wasserstoff das Wasser
                              unter Ammoniakbildung zersetzt; 2) von Schwann, welcher
                              die Fäulniß der Wirkung mikroskopischer Organismen zuschreibt, die man in allen
                              fauligen Stoffen findet.Vergleiche Dingler's polytechn. Journal 1873, Bd.
                                    CCX S. 122. Obgleich die erste namentlich unter den Chemikern noch viele Anhänger zählt,
                              so ist doch nur die letztere als die allein richtige zu betrachten. Es erleiden
                              nämlich die leichtest zersetzbaren Körper wie Blut, Muskeln, Speichel, Harn, Eiweiß,
                              Eigelb, Eiter, auch ohne vorher gekocht zu sein, selbst bei Anwesenheit von
                              Sauerstoff keine Fäulniß, wenn man Sorge trägt, den Zutritt organischer Keime von
                              außen her abzuhalten – ein Beweis, daß den Eiweißkörpern an sich die
                              Fähigkeit der Selbstzersetzung abgeht. Es wurde näher auf die Burdon-Sanderson'schen Versuche eingegangen, welche darthun, daß
                              die die Fäulniß der Thierstoffe verursachenden Mikrozoen – die Bakterien
                              – nicht, wie man bisher annahm, hauptsächlich aus der Luft stammen, sondern
                              vorzugsweise im Wasser vorhanden sind und an der Oberfläche aller Gegenstände
                              haften.
                           Auf Grund dieser Erfahrungen haben die Verfasser ein sehr einfaches, für ihre
                              weiteren Untersuchungen sehr förderliches, vom Referenten näher beschriebenes
                              Verfahren aufgefunden, Blut direct aus den Blutgefäßen unter Abhaltung von außen
                              zutretender Bakterienkeime in Glasröhrchen aufzufangen. In solchen Glasröhrchen
                              fault normales Blut selbst nach Monaten nicht. Nachdem festgestellt ist, daß die
                              Fäulniß nur von der Einwirkung von Mikrozoen herrührt, ist auch die oft
                              aufgeworfene, bisher unbeantwortet gebliebene Frage nach der Ursache der
                              Widerstandsfähigkeit lebender Organismen gegen die Fäulniß – die Frage:
                              „Animal cur vivit et non
                                    putrescit?“ – in ein neues Stadium getreten. Diese
                              Widerstandsfähigkeit kann nur dann ihren Grund haben, daß die der beständigen
                              Einwirkung jener überall verbreiteten Bakterien ausgesetzten Thier-Organismen
                              antiseptiche Eigenschaften, d.h. die Fähigkeit besitzen, jene mikroskopischen Wesen
                              und deren Keime zu vernichten. Während man bisher meist von der Voraussetzung
                              ausgegangen war, daß faule Stoffe auch auf die Organismen septisch wirken müßten,
                              haben die Verfasser umgekehrt die Frage zu beantworten gesucht: ob und inwieweit die
                              lebenden Thier-Organismen in ihrem Leibe Fäulniß-Bakterien zu
                              vernichten im Stande sind. Die Versuche ergaben folgendes:
                           1) Warmblüter (Kaninchen und Hunde, namentlich letztere) vertragen die Injection
                              erheblicher Mengen bakterienhaltiger Flüssigkeiten ins Blut ohne dauernden
                              Nachtheil. Durch diese Thatsache allein schon ist erwiesen, daß lebende Organismen
                              sich gegen Fäulnißbakterien wesentlich anders verhalten als todte, welche durch die
                              kleinsten Mengen jener Mikrozoen durch ihre ganze Masse hindurch in Fäulniß versetzt
                              werden.
                           2) Arterielles Blut nach der oben erwähnten Methode einem Kaninchen entnommen,
                              welchem 24 oder 48 Stunden vorher 1 1/2 K. C. bakterienhaltiger Flüssigkeit in die
                              Ingularis injicirt
                              worden waren, faulte selbst nach Monaten nicht – ein Beweis daß die
                              injicirten Bakterien innerhalb der kurzen Zeit bereits vernichtet waren.
                           3) Die Fähigkeit Fäulnißbakterien unwirksam zu machen besitzt das circulirende Blut
                              nur bis zu einem gewissen Grade. Injection sehr großer Bakterienmengen ins Blut
                              überdauern Kaninchen und Hunde meist kaum 24 bis 48 Stunden. In dem kurz vor dem Tod
                              entnommenen Blut sind dann nach obiger Methode Keime von Fäulnißbakterien
                              nachzuweisen.
                           4) Welchen Bestandtheilen oder Eigenschaften das lebende Blut die Fähigkeit verdankt
                              Fäulnißbakterien zu vernichten, gelang den Verfassern trotz zahlreicher Versuche
                              nicht zu ermitteln. Vermuthlich ist es der ozonisirte Sauerstoff der Blutkörperchen,
                              welchem (ähnlich wie dem energisch wirkenden Sauerstoff des übermangansauren Kalis)
                              diese Eigenschaft zukommt. Gewöhnlicher (inactiver) Sauerstoff befördert, wie darauf
                              bezügliche Versuche ergaben, die Fäulniß ungemein.
                           5) Nach den mitgetheilten Versuchen sind die Fäulnißbakterien nicht jene inficirenden
                              Giftstoffe, die man bisher für so gefährlich ansah. Sie sind ihrer Wirkung nach
                              wesentlich verschieden von den contagiösen Bakterien, welche z.B. den Milzbrand, die
                              Pocken, die Pyämie verursachen. Die Fäulnißbakterien wirken nicht inficirend
                              sondern, da sie sich im lebenden Organismus nicht vermehren können, nur so weit, als
                              ihre chemische Thätigkeit reicht. Contagiös wirken nur jene Bakterien, die sich im
                              lebenden Organismus vermehren können, und deren kleinste Menge deshalb hinreicht,
                              eine specifische Entwickelung hervorzurufen. Nach Davaine
                              genügt schon der 100,000ste Theil eines Tropfens Milzbrandblut, das bekanntlich eine
                              Bakteridie (Bacillus anthracis) enthält, um in einem
                              gesunden Thier Milzbrand hervorzurufen. Auf dem Umstand, daß die Fäulnißbakterien,
                              wenn sie nicht in zu großer Menge in den Organismus gelangen, in diesem zu Grunde
                              gehen, beruht der Bestand der gesammten organischen Welt. Vermehrten sie sich in den
                              lebenden Thieren ebenso leicht wie in den todten oder wie die
                              Milzbrand-Bakterien in den lebenden Warmblütern, so würden die Thiere bei der
                              enormen Verbreitung der Fäulnißkeime der Fäulniß zu keiner Zeit entgehen können, und
                              ein Thierleben wäre überhaupt undenkbar.
                           6) Der Gegensatz der Fäulnißbakterien gegen die contagiösen zeigt sich auch darin,
                              daß erstere die letzteren vernichten. Es ist durch zahlreiche Beobachtungen
                              erwiesen, daß contagiöse Stoffe durch Fäulniß unschädlich gemacht werden.
                           7) Auch in dem Magensaft besitzen die höheren Thiere ein mächtiges Antisepticum.
                              Fäulnißbakterien, seiner Wirkung ausgesetzt, werden getödtet, wie daraus hervorgeht,
                              daß sie sich dann in Pasteur'scher Lösung, einem ihre
                              Entwickelung höchst begünstigenden Medium, nicht mehr vermehren. (Beilage der
                              Allgem. Ztg. 1874.)
                           
                        
                           Goldene und silberne Tressen zu putzen.
                           Wenn goldene Tressen, Spitzen, Spangen, Knöpfe so abgenützt sind, daß an ihnen der
                              weiße Untergrund hervorsieht, nimmt man 3 Loth Schellack, 1/2 Quint Drachenblut, 1/2
                              Quint Curcumaewurzel, läßt diese Species in starkem Weingeiste ausziehen, und gießt
                              dann die rubinroth gefärbte Flüssigkeit ab. Alsdann taucht man einen feinen
                              Haarpinsel in diese Farbe, überstreicht dann die zu erneuernden Gegenstände, und
                              fährt dann mit einem heißen Bügeleisen in einer Höhe von einer Hand breit darüber,
                              daß die Tressen etc. nur die Wärme verspüren. Gleicher Weise verfährt man auch mit
                              Goldstickereien. Abgeschnittene goldene Knöpfe werden auf eine Gabel gesteckt, mit
                              dem Goldlacke bestrichen, und im entsprechenden Abstande über glühenden Kohlen
                              getrocknet.
                           Silberne Tressen etc. oder Stickerei reinigt man mit Alabaster, der im Kohlenfeuer
                              stark geglüht und dann in Kornbranntwein abgelöscht wird. Hiedurch zerfällt der
                              Alabaster zu einem weißen Mehle, welches man über einer Weingeistflamme wieder bis
                              zur vollständigen Trocknung abrauchen läßt und dann in ein Säckchen von weißer
                              Leinwand bringt. Man bestaubt nun die Tressen etc. und bürstet dieselben mit einer
                              Sammtbürste ab, worauf die Arbeit wieder rein und glänzend wird. (Aus Ackermann's illustrirter Gewerbe-Zeitung durch das
                              Gewerbeblatt aus Württemberg, 1874 S. 225.)
                           
                        
                           
                           Ueber die titrirten Lösungen des übermangansauren Kalis; von
                              Berthelot.
                           Bei öfterem Gebrauche dieser Lösungen habe ich gefunden, daß es am besten ist, ihren
                              Gehalt vermittelst titrirter Oxalsäurelösung festzustellen, nicht vermittelst
                              Eisenvitriol oder metallischem Eisen.
                           Der Eisenvitriol verändert sich zu leicht, namentlich in Lösung. Das schwefelsaure
                              Eisenoxydul-Kali und das analoge Ammoniaksalz unterliegen beinahe ebenso
                              rasch der Veränderung. Selbst im trockenen Zustande ist die Anwendung dieser
                              Doppelsalze nicht sicher, namentlich wegen ihres Wassergehaltes welcher leicht um
                              1/2 Proc. differirt; ferner unbequem, weil man jedesmal eine Wägung vornehmen
                              muß.
                           Was das zu solchen Titrirungen zuerst benützte metallische Eisen betrifft, so gibt
                              es, abgesehen davon daß es ebenfalls jedesmal eine Wägung erfordert, keineswegs sehr
                              genaue Resultate, weil selbst im besten Eisen immer Spuren Kohlenstoff enthalten
                              sind. Nun nimmt 1 Gewichtstheil Eisen beim Uebergange von Oxydul zum Oxyd 0,142 Th.
                              Sauerstoff auf, während 1 Th. Kohlenstoff zur Bildung von Kohlensäure (welche
                              Bildung durch das saure Permanganat nach und nach erfolgt) 2,67 Th. Sauerstoff
                              bedarf. Ein Tausendtel Kohlenstoff im Eisen ist mithin 19 Tausendtel Eisen d. i.
                              einem Fünfzigstel des Gesammtgewichtes äquivalent – eine Quantität, welche
                              gewiß nicht vernachlässigt zu werden verdient; 2 bis 3 Zehntausendtel Kohlenstoff
                              üben schon einen merklichen Einfluß aus. (Bulletin de la SociétéSocété
                              chimique de Paris, 20. Jan. 1874, t. XXI, p. 58.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Ein Variationsbarometer; von Prof. F. Kohlrausch.
                           Zur schnellen Ermittelung der Luftdruckschwankungen hat Prof. F. Kohlrausch sich ein Barometer hergestellt aus einem
                              luftleeren Metallring, der einerseits an einem Halter fest angeschraubt ist und am
                              anderen freien Ende mit einem Vorsprung gegen ein Spiegelchen stößt, welches an
                              einer kleinen Stahlfeder aufgehängt ist. Die Bewegungen dieses letzteren werden
                              mittels Fernrohr und Scala abgelesen, an welcher 25 Theile 1 Millimeter Quecksilber
                              entsprechen.
                           Nachdem Kohlrausch den Stand dieses Instrumentes mit einem
                              Quecksilberbarometer im Verlauf eines Monats verglichen und die Temperaturcorrection
                              ermittelt, hat er hin und wieder Beobachtungsreihen angestellt, aus denen
                              hervorgeht, daß der Luftdruck – wie zu erwarten – selten auch nur
                              kurze Zeit constant bleibt. Meistens finden die Aenderungen bis auf sehr kleine
                              Schwankungen stetig statt. Zu Zeiten bewegter Luft sind hingegegen, wie an einer
                              verzeichneten Curve sichtbar, die Aenderungen sehr häufig und plötzlich. Während
                              heftiger Gewitter konnte ein Zusammenhang der Schwankungen mit Blitzschlägen nicht
                              entdeckt werden. (Poggendorff's Annalen der Physik, Bd.
                              150, S. 423.)
                           
                        
                           Bestimmung des Arsens; von C. Rammelsberg.
                           Es wird in der Regel empfohlen, die arsensaure Ammoniak-Magnesia bei 100 bis
                              110° zu trocknen, und man behauptet, sie enthalte dann 1/2 Mol. Wasser.
                              Indessen verliert das Salz bei dieser Temperatur, wie auch bereits Parnell beobachtet hat, wirklich schon etwas Ammoniak.
                              Bei mehrfachen Versuchen erhielt ich durch Glühen des so getrockneten Niederschlages
                              eine Quantität Mg₂As₂O₇ (AsO₅, 2MgO), welche zwischen den aus dem
                              Hydrat berechneten 81,6 Proc. und den aus MgAmAsO₄ = 85,6 Proc. in der Mitte
                              lag. Es ist nach meiner Erfahrung am besten, den bei 120° getrockneten
                              Niederschlag, wie Levol zuerst vorgeschlagen hat, mit den
                              gehörigen Vorsichtsmaßregeln zu glühen, wobei von Arsen nichts reducirt wird. Bei
                              Anwendung gewogener Mengen arseniger Säure erhält man genaue Resultate.
                           Auch die volumetrische Bestimmung der Säuren des Arsens (der Arsensäure nach
                              Reduction durch schweflige Säure) nach dem Uebersättigen der sauren Flüssigkeit mit
                              Kaliumbicarbonat, Zusatz von Stärkekleister und einer titrirten Jodlösung ist sehr
                              brauchbar. Nur bei Prüfung der geglühten Mg₂As₂O₇ habe ich
                              öfter ein zu niedriges Resultat erhalten. (Berichte der deutschen chemischen
                              Gesellschaft, 1874 S. 544.)
                           
                        
                           
                           Reaction für Gerbsäure; von H. R. Proctor.
                           Vermischt man Lösungen von Gerbsäure und von arsensaurem Kali oder Natron, so
                              absorbirt die Mischung Sauerstoff aus der Luft und wird intensiv grün. Säuren
                              wandeln diese Farbe zu violett-roth, oxydirende Agentien zu braun. Pyrogallol
                              hindert die obige Reaction. Die grüne Flüssigkeit gibt, wenn mit Aether, Benzol oder
                              Schwefelkohlenstoff geschüttelt, an diese ihre Farbe nicht ab. (Berichte der
                              deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 599.)
                           
                        
                           Zerlegung gewisser Schwefelmetalle durch
                              Chlorwasserstoffsäure; von C. Rammelsberg.
                           Schwefelblei und Erze oder Steine (Blei- und Kupfersteine), welche jenes
                              enthalten, lassen sich bekanntlich in Salpetersäure nicht auflösen, ohne daß
                              schwefelsaures Blei abgeschieden wird, das bei Gegenwart von Antimon auch
                              antimonsaures Blei enthält. Man pflegt sich in solchen Fällen des Chlors zur
                              Zersetzung zu bedienen, einer etwas umständlichen und nicht immer leicht
                              ausführbaren Methode. Die Metallbestimmung ist in solchen Fällen eine leichte, wenn
                              die Verbindung durch Kochen mit Chlorwasserstoffsäure
                              aufgelöst wird, und selbst kupferreiche Steine lösen sich vollständig auf. Indem man
                              die heiße Auflösung in verdünnte Schwefelsäure fließen läßt, vermeidet man die
                              Abscheidung von Chlorblei, im Fall die Menge des Bleies überhaupt bedeutend ist.
                              (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 544.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendbarkeit des Cörulignons im Zeugdruck; von
                              Professor Dr. Marx in
                              Stuttgart.
                           Schon in der Mitte der dreißiger Jahre wurde Reichenbach
                              auf einen Körper aufmerksam, welchen er aus einem Oel des Theeres von Buchenholz
                              durch Einwirkung von doppeltchromsaurem Kali und Weinsäure oder einer Lösung des
                              schwefelsauren Eisenoxyds erhielt. Dieser Körper wurde von ihm in Form eines rothen
                              krystallinischen Niederschlages erhalten, der sich in concentrirter Schwefelsäure
                              mit indigblauer Farbe, in Kreosot mit Purpurfarbe löste; er wurde von Reichenbach
                              „Cedriret“ genannt, blieb aber
                              seither ohne weitere Beachtung, bis in neuerer Zeit der Fabrikant Lettenmeyer in Königsbronn, welcher ihn beim Verarbeiten
                              seiner Producte der trockenen Destillation des Holzes als ungesuchtes und nicht
                              verwerthbares Nebenproduct erhielt, die Aufmerksamkeit wieder auf ihn lenkte. Diesen
                              Körper hat nun in neuester Zeit Prof. Liebermann in
                              Berlin einer genaueren Untersuchung unterworfen und aus ihm verschiedene neue Körper
                              abgeleitet. Er nannte den röthlich-blau aussehenden Körper, weil er sich mit
                              blauer Farbe in Schwefelsäure löst, „Cörulignon“. Mit solchem Cörulignon wurden im
                              chemisch-technischen Laboratorium des Stuttgarter Polytechnikums von C. Fischer Versuche auf die Verwendbarkeit desselben für die
                              Färberei oder den Zeugdruck angestellt, durch welche sich ergab, daß sich mit ihm
                              ein lebhaftes Orange auf Seide und auf Wolle sehr einfach herstellen läßt. Man
                              stellt das von Liebermann beschriebene Hydrocörulignon in
                              Teigform dar, z.B. durch Auflösen desselben in heißem Weingeist und Ausfällen mit
                              Wasser, und verdickt diesen Teig mit druckrechtem Gummiwasser, druckt auf Seide oder
                              Wolle, trocknet und dämpft. Nach dem Dämpfen erscheinen die bedruckten Stellen
                              farblos, während sie vor dem Dämpfen wohl durch an der Luft gebildetes Cörulignon
                              schwach gefärbt aussahen. Wäscht man hierauf das Verdickungsmittel weg, so läßt sich
                              rasch an den bedruckten Stellen eine lebhafte Orangefärbung durch ein Bad mit
                              doppeltchromsaurem Kali oder Eisenchlorid hervorrufen. Das Zeug wird darauf
                              gewaschen und fertig gemacht. – Versuche, den Farbstoff auch auf Baumwolle zu
                              befestigen, auf welche er sich nicht direct fixirt, werden von C. Fischer gegenwärtig angestellt. (Gewerbeblatt aus Württemberg, 1874 S. 85).
                           
                        
                           
                           Bestimmung des Sonnen-Durchmessers.
                           Auf der Sternwarte zu Turin hat Hr. Giuseppe Mazzola vom
                              16. Februar bis zum 6. Juli v. J. 75 Messungen des Sonnendurchmessers mittels des
                              Meridian-Instrumentes angestellt in der Absicht, bei seinen Bestimmungen die
                              Fehlerquellen zu vermeiden und zu beseitigen, welche nach seiner Auseinandersetzung
                              allen bisherigen Passagen-Beobachtungen anhaften und den Sonnendurchmesser
                              größer erscheinen lassen, als er in Wirklichkeit ist. Diese Fehlerquellen sind
                              zweierlei Art: einmal rühren sie her von der Unvollkommenheit des Auges und zwar im
                              speciellen von der Irradiation und von der Persistenz jedes Lichteindruckes. Die
                              zweite Reihe von Fehlerquellen werden durch die brechenden und spiegelnden Medien
                              erzeugt, und es können diese in vielfach verschiedener Weise einwirken; ihr
                              Gesammtresultat ist jedoch stets, daß das Bild eines leuchtenden Punktes auf der
                              Netzhaut eine Figur wird.
                           Mazzola hat nun für sein Auge und sein Instrument diese
                              verschiedenen Fehlerquellen durch besondere Vorversuche ermittelt und ging dann zur
                              Bestimmung des Sonnendurchmessers. Das Resultat dieser Untersuchung war, daß der
                              Durchmesser der Sonne bezogen auf die mittlere Entfernung der Erde bedeutend kleiner
                              ist als der, welcher gegenwärtig von den Astronomen angenommen wird; er ist sehr
                              nahe gleich 31' 57,3''. Dieser Werth kommt merkwürdig nahe demjenigen, welchen Enke aus der Discussion der Beobachtungen der
                              Venusdurchgänge in den Jahren 1761 und 1769 abgeleitet hatte, nämlich 31' 56,84'';
                              hingegen unterscheidet er sich sehr bedeutend von dem des Nautical Almanac, welcher
                              nach den Beobachtungen zu Greenwich gleich 32' 3,64'' angegeben ist. (Atti della R. Accademia delle Science di Turino, Vol.
                              VIII, p. 587 durch den Naturforscher, 1874 S. 126.)
                           
                        
                           Die Wirkungen des Blitzschlages auf Bäume; von D. Colladon.
                           Die Wirkungen der Blitzschläge auf die Bäume sind nach dem französischen officiellen
                              Journal Gegenstand interessanter Untersuchungen des schweizerischen Gelehrten Colladon gewesen. In dem Becken des Genfer See's, wo
                              dieselben stattgefunden haben, ist es die Pappel, welche am wenigsten vom
                              Blitzstrahl zu leiden hat; sie wird nur wenig gegipfelt und scheint überhaupt den
                              Strom leicht fortzuleiten. Die Eiche, die vom Blitz getroffen wird, verliert ihre
                              Krone. Bei der Ulme findet das gleiche wie bei der Pappel statt.
                           Colladon hat gefunden, daß die jungen Birnbäume sich nach einem Blitzstrahl wieder erheben, und daß die
                              alten absterben, was ein Beweis zu sein scheint für
                              die größere Leitungsfähigkeit der jungen Zweige.
                           Der praktische Schluß, welchen der Beobachter aus diesen Dingen zieht, ist der, daß
                              er den Pappelbaum als Blitzableiter in der Nähe der Wohnungen angewendet sehen will,
                              indem man Sorge trägt, den unteren Theil des Stammes durch eine starke Metallplatte,
                              die in den Boden eingegraben ist, mit einer Quelle oder einem feuchten Terrain in
                              Verbindung zu setzen; ohne diese Vorsichtsmaßregel könnte es sich leicht ereignen,
                              daß der Blitzstrahl den Pappelbaum verläßt, um eine andere Richtung zu nehmen. Dies
                              ist in einem Fall geschehen, wo er in schiefer Richtung quer durch ein Haus ging, um
                              eine benachbarte Pfütze zu erreichen. Liegt das Grundwasser nicht sehr tief, so ist
                              diese Vorsichtsmaßregel entbehrlich, also z.B. in Thälern, an Flußufern etc.
                              (Gewerbeblatt aus Württemberg, 1874 S. 234.)
                           
                        
                           Luftechtes Reseda auf Wolle.
                           (Auf 5 Kilogrm.) Man siedet drei Viertelstunden mit 1 Kilogrm. Alaun und 0,25 Kilogrm. Weinstein und färbt auf
                              derselben Flotte mit Gelbholz, Rothholz und Indigcarmin nach Muster. Soll
                              die Farbe echter sein, so verwendet man Gelbholz, Indigcarmin und Blauholz.
                              (Färber-Zeitung 1874 S. 76.)