| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. , S. 435 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die „Dayton-“ und die
                              „Niagara-“ Dampfpumpe.
                           Die in der Erfindung neuer direct wirkender Dampfpumpen gradezu unerschöpflichen
                              Amerikaner haben in jüngster Zeit wieder zwei neue Systeme auf den Markt gebracht,
                              die sich auch schon in Deutschland mehrfach Eingang verschafft haben. Hauptsache ist
                              dabei der billige Anschaffungspreis und die unvermeidliche
                              „Compactheit“, Einfachheit und Verläßlichkeit der neuen
                              Erfindung – Eigenschaften, welche übrigens von allen ihren Vorgängern in
                              gleichem Maße und mit gleichem Rechte reclamirt werden.
                           Die Dayton-Pumpe hat einen eigenthümlichen Antrieb
                              ihres Dampfvertheilungsschiebers mittels eines Hebels, der auf den entsprechend
                              gekrümmten Schlitz einer mit der Kolbenstange fest verbundenen Scheibe einspielt,
                              und dadurch dem Dampfschieber eine Bewegung ähnlich der eines um 90° vor der
                              Kurbel aufgekeilten Excenters ertheilt.
                           Die Niagara-Pumpe erhält die Dampfvertheilung
                              mittels eines patentirten Schiebers, welcher mit der Kolbenstange in fester
                              Hebelverbindung steht und das Angehen der Pumpe bei jedem Stande des Kolbens
                              ermöglicht. Außerdem hat die letztere Dampfpumpe einen Plungerkolben angewendet, der
                              in zwei hinter einander liegenden Cylindern arbeitet und auf diese Weise den Effect
                              einer doppeltwirkenden Pumpe erzielt.
                           
                              Fr.
                              
                           
                        
                           Michelsen's
                              Patent-Stopfbüchsen-Packung.
                           Die von C. H. Michelsen in Grohn-Vegesack
                              (Hannover) patentirte Stopfbüchsen-Packung ist aus allerfeinstem Hanf
                              hergestellt, welcher zu einem elastischen und dauerhaften Gewebe in Ringform verarbeitet und mit dem Schmiermaterial – gut
                              gereinigtem Talg – imprägnirt ist. In Folge der gleichmäßigsten Vertheilung
                              der Hanffasern erhält diese Packung eine erhöhte Elasticität und Dauerhaftigkeit und
                              schmiegt sich auf
                              das genaueste der Büchse und der Stange an. Die nach den betreffenden Maßen zu
                              beziehenden Ringe werden an einer Stelle durchschnitten, behutsam aufgebogen, um die
                              Stange gelegt und in die Büchse niedergedrückt in der Weise, daß die
                              durchschnittenen Stellen versetzt über einander liegen.
                           Der Vertreter Moriz Holfert in Chemnitz notirt uns
                              folgende Preise:
                           
                              
                                 1 Kilogrm.
                                 Packungsringe für Lochdurchmesser
                                 unter 50 Millim.
                                 4 Mark
                                 
                              
                                 desgleichen
                                                       
                                    „              
                                    „
                                 über 50       „
                                 3     „
                                 
                              
                           Die vom Referenten vorgenommenen Proben mit dieser Packung ergaben sehr günstige
                              Resultate.
                           
                              O. H.
                              
                           
                        
                           Ueber Regeneration der Oelgemälde.
                           Hierüber hielt Dr. Weigelt in
                              dem naturwissenschaftlichen Verein in Carlsruhe einen Vortrag, in welchem derselbe
                              – nach dem polytechnischen Notizblatt 1874 S. 130 – die bekannte Pettenkofer'sche MethodeBeschrieben in diesem Journal, Jahrg. 1863, Bd. CLXX S. 77 und Jahrg. 1864.
                                    Bd. CLXXIII S. 215., dann eines Regenerationsverfahrens gedachte, wonach warme Alkoholdämpfe
                              direct auf das Bild geleitet werden, und endlich sein eigenes Verfahren mittheilte.
                              Dasselbe wirke nicht so intensiv wie das vorhergehende, gestatte aber im Gegensatz
                              zu dem erstgenannten Verfahren den Verlauf unmittelbar – ohne Abheben und
                              Umkehren des Bildes – zu verfolgen und nach Bedarf zu leiten. Es soll nämlich
                              in ein mit Alkohol gefülltes, gelinde erwärmtes Gefäß mittels eines Blasebalges Luft
                              eingetrieben und die mit den Dämpfen imprägnirte Luft durch einen Schlauch direct
                              auf das Bild geleitet werden, wodurch eine weit geringere Menge von Alkohol auf das
                              Bild wie nach dem zweiten Verfahren gelange.– Referent bemerkt hierzu, daß
                              das Pettenkofer'sche Verfahren seit langem schon so
                              praktisch ausgebildet ist, daß kein Sachverständiger von den anderen Vorschlägen
                              Gebrauch machen wird. Ueberhaupt ist es nach unseren Erfahrungen zu empfehlen, sich
                              bei Regenerationen von Gemälden nur an erfahrene
                              Fachmänner zu halten, indem die Behandlung nach den sehr verschiedenen Arten der
                              Oelmaltechnik, welche sich bekanntlich nicht blos mit Leinöl und Siccativ begnügten,
                              modificirt werden muß.
                           
                              r.
                              
                           
                        
                           Das Blocksystem der
                              London-Southwestern-Bahn.
                           Die Beobachtungen, welche zu dem jetzt gebräuchlichen Blocksysteme geführt haben,
                              wurden zu Southampton und Bishopstoke und den zwischenliegenden Signalstationen
                              gemacht. Die Entfernung jener beiden Stationen von einander beträgt 5 englische
                              Meilen und ist in 7 Theilstrecken getheilt, von denen die ersten vier etwa 400 Yard,
                              die letzten drei etwa 1 1/2 Meilen lang sind. So kurze Theilstrecken erfordert der
                              übermäßig starke Verkehr auf dieser Bahn, sowie die vielen Weichen und die
                              Dorchester-Zweigbahn, welche an zwei Stellen mit der Hauptbahn verbunden ist.
                              Auf irgend einer Signalstation, z.B. Northam Junction (zwischen Southampton und
                              Bishopstoke) sind die Vorgänge folgende. Die erste Anzeige, welche der Signalwärter
                              der Station Northam Junction erhält, daß sich ihm ein Zug von Southampton nähert,
                              besteht in einem Weckersignal, welches von dem nächsten rückwärts (nach Southampton
                              hin) gelegenen Signalwärter auf der Glocke gegeben wird und meldet, der Zug sei in
                              die zwischen den genannten beiden Signalwärtern liegende Theilstrecke eingefahren.
                              Das Signal bedeutet: „der Zug kommt; paß auf“ und weist den
                              Wärter an der Junction an, darauf zu sehen, daß die Linie für den Verkehr frei ist,
                              und daß beide elektrische Signale am Apparate vor der Station und die Außensignale
                              der Bahn bei der Junction für den vorbeifahrenden Zug niedergelassen sind. Wenn die
                              Strecke so für sein Nahen frei gemacht ist, wird die Einfahrt des Zuges in die
                              Theilstrecke, welche unter der Controlle des Signalwärters in Northam Junction
                              steht, durch ein zweites Glockensignal vom vorhergehenden Wärter angezeigt. Der
                              elektrische Semaphorenflügel und der ihm entsprechende Außensignal-Flügel
                              werden dann zugleich hinter dem Zuge aufgezogen, um ihn gegen irgend einen nachfolgenden
                              Zug zu schützen, und diese Signale bleiben gehoben, solange sich der Zug auf dieser
                              Theilstrecke befindet. Hat der Zug die Theilstrecke verlassen, so wird erstens durch
                              Herablassen des elektrischen Semaphorenflügels und zweitens durch ein besonderes und
                              deutliches Glockensignal angezeigt, daß die Linie wieder frei ist. Dann wird das
                              Außensignal herabgelassen und es kann nun ein zweiter Zug folgen. Die Züge werden
                              also nach vorwärts angemeldet, nach rückwärts sorglich geschützt.
                           Zur Erzielung zuverlässiger Bedienung ist es erforderlich, daß jedes Signal anerkannt
                              wird, und kein Signal gilt als vollständig, bevor es anerkannt ist. Es ist sehr
                              wesentlich, daß der eine Signalwärter weiß, nicht nur der Arm am nächsten Apparate
                              sei herabgelassen oder gehoben, sondern auch der Wärter an diesem Apparate habe das
                              Signal gesehen und berücksichtigt. Dies wird durch eine automatische Einrichtung
                              erreicht, welche ein Mißverständniß einfach unmöglich macht. Es besteht dies in
                              einem Wechsel in der Richtung des abgesendeten Stromes, welcher durch den Apparat
                              selbst, ganz unabhängig von dem Signalwärter vollzogen wird, so daß, wenn letzterer
                              auf ein Signal antwortet, die automatische Wirkung des Signals ihn die Thatsache,
                              daß der Apparat richtig gewirkt hat, dadurch anzeigen läßt, daß er die Worte
                              „auf“ oder „ab“ rückwärts signalisirt,
                              welche an dem Empfangsapparate erscheinen. Diese Wiederholung der Signale ist einer
                              der wesentlichsten Merkmale eines vollkommenen Blocksystemes.
                           Bei Northam Junction fahren die Züge der Weymouth-Bahn in die Hauptbahn
                              Southampton-London. An allen solchen Stellen muß durch ein weiteres
                              Schutzmittel verhütet werden, daß zwei Züge zugleich der Junction sich nähern. Saxby und Farmer's
                              Arretirungs-Vorrichtungen, welche jüngst in der Times beschrieben wurden,
                              sind an den Außensignalen angewendet worden, um zu verhüten, daß von diesen Signalen
                              den Zugführern falsche Signale gegeben werden; wenn die Flügel der Hauptbahn
                              herabgelassen sind, sind jene der Nebenbahn arretirt. Genau dieselbe Einrichtung hat
                              Preece in sein Blocksystem aufgenommen, so daß, wenn
                              das Hauptgeleise dem Zuge freie Fahrt bietet, das Nebengeleis blockirt und arretirt
                              ist.
                           Um den Schutz des Zuges wirksam zu machen, muß der Signalmann nicht allein wissen,
                              daß das elektrische Flügelsignal der nächsten Station pünktlich erschienen ist,
                              sondern auch daß das vorgeschobene Signal, welches er selbst bewegt, pünktlich
                              gestellt ist. Dieses Signal – obschon weniger als 1000 Yard von seinem
                              Apparate entfernt – kann, besonders bei nebeligem Wetter, ihm unsichtbar
                              sein; ebenso bei Nacht. Daher ist es nöthig, daß der Wärter sich überzeugen kann, ob
                              es pünktlich gestellt ist. Deshalb ist diesen Signalen eine elektrische Einrichtung
                              beigegeben, welche dem Signalwärter angibt, daß das Signal richtig gestellt ist,
                              – bei Tage durch Bewegung eines kleinen Signals (Flügel oder dergl.), bei
                              Nacht aber durch einen Wecker und durch Hervortreten einer Scheibe mit den Worten
                              „Lampe aus“, wenn einmal das Licht in der Lampe durch einen
                              Zufall auslischt. Das letztere wird durch die Ausdehnung oder Zusammenziehung eines
                              Metallstückes in der Lampe ermöglicht, welche auftritt, wenn das Licht in oder aus
                              der Lampe ist, und einen elektrischen Contact herstellt oder beseitigt, wodurch eben
                              das Signal im Apparate gegeben wird.
                           Das Blocksystem als Ganzes, wenn es vollkommen sein soll, erfordert drei Leitungsdrähte, und dann ist fast jeder Zufall
                              ausgeschlossen, welchem Telegraphen ausgesetzt sind. Sparsamkeitsrücksichten
                              nöthigen oft zur Benützung von Blockapparaten, welche blos einen Draht brauchen. Dann kann man den störenden Einflüssen der
                              atmosphärischen Elektricität, der Erdströme u.s.w. nicht entgehen.Diesen Einflüssen sind die Blockapparate von Siemens und Halske, über welche wir in
                                    einem der nächsten Hefte eine Mittheilung bringen werden, nicht unterworfen,
                                    obwohl sie nur einen einzigen Draht erfordern. D. Red. Dadurch ist die Zuverlässigkeit der Blocksignale merklich vermindert; durch
                              eine sinnreiche Verbesserung jedoch, welche jüngst Preece
                              an den Blocksignalen angebracht hat, ist selbst diese Ursache möglichen Versagens
                              entfernt worden. Dies ist ihm dadurch möglich geworden, daß er das Herablassen des
                              Flügels, welches das Zeichen der Sicherheit ist, von einer zustimmenden Thätigkeit
                              der beiden Wärtern an den verschiedenen Enden der Theilstrecke abhängig macht, so
                              daß kein zufälliger elektrischer Strom, welcher Blitzen oder Erdströmen oder
                              Berührungen seine Entstehung verdankt, ein falsches Signal hervorbringen kann. Der
                              Apparat dazu ist eine der neuesten und schönsten Leistungen der Mechanik und
                              Elektricitätslehre und wird auf allen Linien des Southwestern Eisenbahnsystemes
                              eingeführt werden.
                           Die Eisenbahnverwaltungen, welche das Blocksystem im ausgedehntesten Maßstabe zur
                              Anwendung gebracht haben, schätzen seinen Werth um so höher, je länger sie es
                              benützen und widersprechen auf das bestimmteste der Ansicht, daß das Blocksystem die
                              gefahrbringenden menschlichen Irrungen bedeutend zahlreicher auftreten ließen, daß
                              sie die Verantwortung vom Locomotivführer auf den Signalwärter abwälze und daß es
                              für den Verkehr Verzögerungen mit sich bringe. (Nach der Railroad Gazette, April 1874 S. 127). E–e.
                           
                        
                           Die Eichlaub fressenden Seidenraupen Yamamaya, Pernyi und
                              Cecropia.
                           Anschließend an die in diesem Journal (erstes Maiheft, S. 253) gegebene Notiz theile
                              ich mit, daß der Schmetterling der Mississippi-Raupe Cecropia ein
                              prachtvolles Thier ist. Es trägt in schöner Zeichnung die Farben chocoladegrau,
                              schwarz, zimmetbraun, blutroth, blaßlila und namentlich viel weiß in Streifen und
                              Rändern. Jeder der 4 Flügel trägt einen Halbmond; die Vorderstügel zeigen an ihrer
                              Spitze außerdem noch ein Pfauenauge. Einer der ausgeschlüpften Schmetterlinge hat
                              eine Flügelspitzenweite von 155 Millimeter erreicht.
                           Die Cocons der Cecropia sind im rohen Zustande bräunlich gefärbt, äußerst seidenreich
                              und enthalten einen sehr starken Faden.
                           Die in Amerika einheimischen neuen Seidenraupen Polyphemus und Prometheus sind mir
                              zugesagt.
                           Schließlich möchte ich meine frühere Mittheilung dahin ergänzen, daß auch die
                              Pernyi-Cocons vollkommen abhaspelungsfähig
                              sind.
                           Karl Heinrich Ulrichs.
                           
                        
                           Ueber die Fabrikation des im Horsford'schen Backpulver gebrauchten sauren Calciumphosphates: von Adolf
                              Ott in Bern.
                           Das Horsford'sche Backpulver besteht bekanntlich aus zwei
                              Präparaten in Pulverform, einem Säurepulver und einem Alkalipulver. Das eine ist
                              saures Calciumphosphat, das andere Natriumbicarbonat. Dem Teige zugesetzt, wird
                              durch das Phosphat die Kohlensäure ausgetrieben, welche wie die bei der Gährung
                              bildenden Gase dem Teige die erforderliche Beschaffenheit ertheilt, so daß die Laibe
                              gleich in den Ofen geschoben werden können.
                           Im vorigen Jahre hatte ich Gelegenheit, die Darstellung des Calciumphosphates in den
                              Rumford Chemical Works in Providence, Rhode Island,
                              einem den HH. Horsford und Wilson gehörigen großartigen Etablissement, kennen zu lernen und gebe hier
                              eine Beschreibung der betreffenden Operationen.
                           Die Darstellung erfolgt in Verbindung mit derjenigen von Beinschwarz und
                              Calciumsuperphosphat. Die hierzu verwendeten Knochen werden zerstampft und in
                              eisernen Retorten verkohlt und hierauf gesiebt; die zwei größten Sorten als
                              Beinschwarz verkauft, während die zwei nächstgrößten zur Fabrikation des
                              Phosphorsäurepulvers und die feinste Sorte zur Darstellung von Superphosphat dienen.
                              Das zum sauren Calciumphosphat verwendete Beinschwarz wird nochmals – aber
                              unter Luftzutritt – gebrannt und in emaillirten Gefäßen mit Anwendung eines
                              Rührwerkes 18 Stunden mit Schwefelsäure digerirt. Nachdem sich das gebildete
                              Calciumsulfat abgesetzt hat, wird die Lösung durch Filzsäcke filtrirt und in
                              gußeisernen, ebenfalls emaillirten Schalen abgedampft. Hat die Flüssigkeit das
                              gewünschte specifische Gewicht erreicht, so wird sie über Nacht in hölzernen Kufen
                              erkalten gelassen. Die ausgeschiedene käseartige hygroskopische Masse wird alsdann
                              mit reinem Stärkemehl vermischt (zuerst mit der Hand und dann unter Granitwalzen),
                              hierauf 8 bis 10 Tage auf einem Trockenboden ausgebreitet und schließlich in einem
                              Trockenzimmer vollständig von Feuchtigkeit befreit. Endlich wird das Präparat
                              gemahlen, gesiebt und verpackt.
                           
                           Zur Fabrikation dieses Präparates allein dient ein dreistöckiges Gebäude von 20 Meter
                              Front und Tiefe; 8 männliche und 45 weibliche Arbeiter werden darin beschäftigt. Es
                              werden jährlich 600 Tonnen (à 1000 Kilogrm.),
                              1500 bis 2000 Tonnen Superphosphat und andere Artikel dargestellt. – Die
                              Ausgaben der Firma für Flugblätter und Anzeigen, deren Druck drei Pressen besorgen,
                              betragen pro Jahr 10,000 Dollar.
                           
                        
                           Feigenkaffee.
                           Ein besseres Kaffeesurrogat als der Cichorienkaffee ist unstreitig die geröstete Feige, welche unter dem Namen Feigenkaffee in den Handel gebracht wird. Aus
                              Oesterreich, wo der Feigenkaffee sich seit ungefähr 10 Jahren geltend gemacht hat,
                              haben wir uns Proben zuschicken lassen; auch haben wir zu verschiedenen Zeiten
                              Proben aus der Feigenkaffeefabrik von Otto E. Weber
                              (Berlin, Schmidstraße 31) entnommen, und ökonomisch, physikalisch und chemisch
                              untersucht. Die ökonomische Prüfung ergab im allgemeinen Resultate, welche nicht zu
                              Ungunsten des Surrogates sprachen, abgesehen von dem gustibus
                                 non est disputandum. Jedenfalls ist der Feigenkaffee ein dem
                              Geschmackssinne angenehmeres Kaffeesurrogat als der Cichorienkaffee.
                           Die physikalische Prüfung ergab in dem Weber'schen
                              Fabrikat eine braune, mit gelblichen Partikeln durchsprengte grobpulverige, beim
                              gelinden Drücken mit den Fingern zusammenbackende, schwach klebrige Masse von
                              süßlich bitterem caramelartigem, an die Röstung von Zuckersubstanz erinnernden
                              Geschmack und angenehmem entsprechendem Geruch. Die Fabrikate aus Oesterreich
                              erwiesen sich als ähnliche Massen, jedoch um ein geringes pulvriger oder etwas
                              weniger klebrig und von säuerlichem Geschmack. Aus dieser Vergleichung ergibt sich,
                              daß die Firma Otto E. Weber in Berlin eine sehr gute
                              Feigensorte, wie z.B. die Levantische oder Kranzfeige verarbeitet, wogegen die
                              österreichischen Fabriken billigere und schlechtere, vielleicht auch verdorbene
                              Sorten heranziehen, denn in anderer Weise läßt sich der säuerliche Geschmack nicht
                              erklären.
                           Die chemische Untersuchung ergab weitere Beweise, daß die österreichischen Fabriken
                              eine weniger zuckerreiche, sogenannte magere Feige, wahrscheinlich Dalmatiner Sorte,
                              verarbeiten. Schädliche Verunreinigungen wie Kupfer oder Blei sowie sonst ungehörige
                              oder fremde Beimischungen waren in keiner der untersuchten Sorten aufzufinden.
                              (Industrieblätter 1874, S. 90.)
                           
                        
                           Bestimmung des Kohlenstoffes und des Schwefels im Gußeisen;
                              von Ch. H. Piesse.
                           Man behandelt ungefähr 3,5 Grm. des Metalles mit 35 K. C. Kupferchlorürlösung, welche
                              bereitet worden ist durch Auflösen von 500 Grm. Kupferchlorür in 900 Grm.
                              gesättigter Kochsalzsolution, der man noch 50 K. C. Salzsäure von 1,16 spec. Gew.
                              und 50 K. C. Wasser zugefügt hat. Diese Mischung muß das Eisen ohne Entwickelung von
                              Kohlenwasserstoffgas angreifen; erfolgt eine solche, dann ist zu viel Säure darin.
                              Nach zwei- bis dreistündiger Einwirkung in gelinder Wärme ist das Metall
                              gelöst und der Kohlenstoff hat sich mit reducirtem Kupfer abgesetzt. Der Absatz wird
                              noch zwei- bis dreimal mit neuer Kupfersolution behandelt, um sicher zu sein,
                              daß alles Eisen gelöst ist. Nun sammelt man den Absatz, wäscht ihn erst mit
                              Kochsalzlösung, dann mit reinem Wasser, hierauf mit heißer Salzsäure, schließlich
                              nochmals mit Wasser, trocknet ihn bei 100°, mischt ihn mit Kupferoxyd und
                              verbrennt ihn in einer Glasröhre nach Art der Elementar-Analyse.
                           Als Filter benützt Piesse einen Glastrichter, in welchem
                              eine etwa 2 Centimeter im Durchmesser haltende Scheibe sich befindet, auf welcher
                              eine Schichte fein gezupften Asbestes von 1 bis 2 Centim. Dicke, die vorher mit
                              gesättigter Kochsalzlösung befeuchtet ist, liegt. Das Trocknen geschieht im Trichter
                              selbst, den man zuletzt mit Kupferoxyd auswischt.
                           
                           Zur Bestimmung des Schwefels behandelt der Verfasser 3,5 Grm. Metall mit 35 bis 40 K.
                              C. starkem Königswasser (aus 2 Th. Salzsäure und 1 Th. Salpetersäure gemischt)
                              anfangs bei gewöhnlicher Temperatur, dann in der Kochhitze, verdunstet in einer
                              Porzellanschale zur Trockne, nimmt wieder in Salzsäure auf, verdünnt mit Wasser,
                              filtrirt und fällt mit Chlorbarium. (Chemical News, t.
                              XXVIII, p. 198 und 248.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Chemische Natur des in den Meteoreisen-Massen
                              enthaltenen Schwefeleisens (Troilit).
                           St. Meunier hat schon vor mehreren Jahren die Ansicht
                              ausgesprochen, daß der Troilit nicht, wie Lawr. Smith,
                                 Rammelsberg u.a. meinen, Einfach-Schwefeleisen (FeS), sondern Breithaupt's Pyrrhotin (Magnetkies = Fe₇S₈)
                              ist, und jetzt bringt er noch einige Beweise dafür vor. Ein sehr gutes
                              Unterscheidungs-Merkmal zwischen den beiden genannten Sulfiden ist ihr
                              Verhalten zu einer kalten wässerigen Lösung von Kupfervitriol. Während nämlich aus
                              dieser Lösung durch das FeS sofort metallisches Kupfer ausgeschieden wird, verhält
                              sich der Troilit ganz indifferent dagegen. Jannettaz hat
                              gefunden, daß durch Einwirkung einer wässerigen Lösung von
                              zweifach-schwefelsaurem Kali auf Protosulfide (Bleiglanz, Blende) eine
                              deutliche Entwickelung von Schwefelwasserstoff auftritt, nicht aber bei Sulfiden
                              anderer Zusammensetzung. Nun geben aber der Troilit und der Magnetkies mit jener
                              Kalisalzlösung keine Spur von Schwefelwasserstoff. (Comptes
                                 rendus, März 1874, p. 763.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Ueber den rothen Farbstoff des Blutes.
                           Nach Bechamp wird derselbe vollkommen rein und mit
                              Beibehaltung seiner Löslichkeit auf folgende Art erhalten. Das von seinem Fibrin
                              befreite Blut wird mit Bleiessig ausgefällt, der Niederschlag (welcher fast ganz
                              albuminfrei ist) gewaschen, das Filtrat hierauf mit ammoniakalischem Bleiessig
                              versetzt, wodurch abermals ein starker (diesmal albuminreicher) Niederschlag
                              entsteht, und dieser bei möglichstem Ausschluß der Luft ebenfalls gewaschen. Das
                              nunmehrige Filtrat enthält noch sämmtlichen rothen Farbstoff des Blutes. Man
                              vermischt es mit der Hälfte seines Volums Weingeist von 50 Grad, fällt abermals mit
                              ammoniakalischem Bleiessig aus, wäscht den entstandenen ziegelrothen Niederschlag
                              bei Luftabschluß mit Weingeist von 40 Grad, welcher ihm nur Spuren von Farbstoff
                              entzieht, vertheilt ihn in Wasser, das ein wenig kohlensaures Ammoniak enthält, und
                              zersetzt ihn durch Zuleiten von Kohlensäure. Der dadurch von Blei befreite und
                              wieder in Lösung gegangene rothe Farbstoff muß bei sehr mäßiger Wärme eingetrocknet
                              werden, denn seine Solution gerinnt schon bei 61° C. (Comptes rendus, März 1874, p. 850.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Zinkbleche auf chemischem Wege zu schwärzen.
                           Diese von Puscher empfohlene vereinfachte
                              Darstellungsweise einer Flüssigkeit zum Schwärzen von Zinkblechen erzielt man, indem
                              man gleiche Gewichtstheile chlorsaures Kali und Kupfervitriol in 36 Gewichtstheilen
                              Wasser löst. Senkt man die mit verdünnter Salzsäure und feinem Quarzsand blank
                              gescheuerte Zinkblechtafel in diese Solution nur auf wenige Augenblicke ein, so
                              überzieht sie sich mit einem locker darauf haftenden sammetschwarzen Ueberzuge;
                              wäscht man sie hierauf schnell oberflächlich mit Wasser ab, läßt sie trocknen und
                              taucht sie sodann, den Beobachtungen von Böttger zufolge,
                              am besten in eine verdünnte Lösung von Asphalt in Benzol, schleudert die
                              überschüssige Flüssigkeit davon ab und reibt schließlich das Blech nach erfolgtem
                              Trocknen mit einem Bäuschchen Baumwolle, um die schwarze Farbe zu fixiren und haltbarer zu machen,
                              dann erhält man ein Zinkblech, welches sich besonders für Dachbedeckungen und dgl.
                              im hohen Grade empfehlen dürfte.Vergl. dieses Journal, Jahrg. 1858, Bd. CXLVIII S. 368 und Jahrg. 1869 Bd.
                                    CXCII S. 479. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt, 1873 S. 21.)
                           
                        
                           Verhalten des Wismuthes bei seinem Uebergange aus dem
                              flüssigen in den festen Zustand.
                           Das Wismuth, welches sich durch seine leichte Krystallisirbarkeit und sein
                              blätteriges Gefüge auszeichnet und wahrscheinlich auch dadurch zu einem so wirksamen
                              thermoelektrischen Erreger wird, besitzt bekanntlich in einem hohen Grade die
                              Eigenschaft, während des Erstarrens oder Krystallisirens einen größeren Raum als im
                              flüssigen Zustande einzunehmen und mit einer starken Gewalt sich auszudehnen. Es
                              behält diese Eigenschaft selbst in Verbindung mit anderen Metallen bei und theilt
                              sie verschiedenen Legirungen, z.B. dem sogenannten Rose'schen leichtflüssigen Metalle (aus 2 Th. Wismuth, 1 Th. Blei und 1 Th.
                              Zinn bestehend) in einem höheren oder geringeren Grade unter eigenthümlichen, für
                              jede Art der Zusammensetzung bestimmten Modificationen mit. In dieser Beziehung ist
                              dieses Metall sonach dem Wasser ganz ähnlich, welches
                              bekanntlich bei circa 4° C. seine größte
                              Dichtigkeit erlangt und von da aufwärts wie abwärts sich ausdehnt. Diese auffallende
                              Erscheinung des Wismuthes kann man durch verschiedene leicht anzustellende
                              belehrende Versuche bewahrheiten. Taucht man z.B. eine lange Glasröhre in einen
                              Tiegel, worin Wismuth oder die Rose'sche Metalllegirung
                              in dünnem Flusse sich befindet, und saugt dann mit dem Munde oder besser mit einer
                              kleinen Saugspritze einen Metallfaden, der oft 1/4 bis 1/2 Meter betragen kann, auf,
                              so sieht man die Glasröhre wenige Minuten, nachdem man sie flach auf den Tisch
                              hingelegt oder in die Luft gehalten hat, nicht selten mit einem heftigen Knall
                              zerspringen und zwar so der Länge nach, daß sich lange und parallele Glasfäden, wie
                              sie nicht wohl auf anderen Wegen zu erlangen sein möchten, abtrennen, so daß
                              augenscheinlich die ausdehnende Kraft gleichförmig und senkrecht auf die
                              Längenrichtung der Röhre wirkt. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu
                              Frankfurt, 1873 S. 16.)
                           
                        
                           Experimentelle Untersuchungen über das
                              Schwefelsäure-Bihydrat; von J. Pierre und C. Puchot.
                           In Folge der Bildung einer bedeutenden Quantität Krystalle des
                              Schwefelsäure-Bihydrats in einer großen Flasche voll ordinärer concentrirter,
                              nur etwas schwächerer Schwefelsäure während längeren Stehens sahen wir uns
                              veranlaßt, die bis jetzt noch nicht genau genug bekannten Eigenschaften jenes
                              Hydrates näher zu studiren.
                           Stellt man eine, Schwefelsäure-Bihydrat und einen Thermometer enthaltende,
                              Flasche in ein Bad von 5 bis 6° unter Null, so bemerkt man, daß das Hydrat
                              gewöhnlich die Temperatur von + 7,5° annimmt und fortwährend Krystalle
                              ansetzt. So lange die Flüssigkeit noch nicht völlig erstarrt ist, bleibt die innere
                              Temperatur stationär, während die äußere des Bades fortwährend steigt. Die
                              Temperatur der Säure SO₃ + 2 HO hält sich noch lange auf demselben Punkte,
                              wenn die des äußeren Bades schon + 10° und darüber erreicht hat.
                           Wenn die Säure SO₃ + 2 HO in einem unter Null stehenden Bade fest wird und so
                              lange die Temperatur von + 7,50 behält, so rührt dies daher, weil sie beim Erstarren
                              eine beträchtliche Menge latenter Schmelzwärme entwickelt, welche die Flüssigkeit
                              bei dieser Temperatur erhält. Letztere kann erst dann sinken, wenn, nachdem alles
                              Fluidum erstarrt ist, die Krystalle selbst erkalten. Ferner, wenn die Temperatur des
                              äußeren Bades über + 7,5° steigt, so dient die an die Krystalle tretende
                              Wärme zu ihrer Schmelzung, und die Temperatur der Säure erhebt sich erst merklich,
                              wenn die Krystalle
                              geschmolzen sind, d.h. die Erscheinung, welche bei 7,5° bei der Säure
                              SO₃ + 2 HO eintritt, ist von derselben Art wie diejenige, welche wir am
                              Wasser während seines Gefrierens und Aufthauens beobachten.
                           Wir haben in einem Wasserbade, dessen Temperatur fortwährend zwischen 8 und 9°
                              zeigte, 48 Stunden lang krystallisirtes Bihydrat stehen gelassen, welches am Ende
                              dieser Zeit nur erst eine anfangende Schmelzung erlitten hatte; das mitten in den
                              Krystallen befindliche Thermometer stand auf 7,5°. Mithin erfolgt bei
                              7,5° die Schmelzung des festen Hydrates und die Erstarrung derselben
                              flüchtigen Säure.
                           Das flüssige Bihydrat ist einer von den Körpern, an welchen man die Erscheinungen der
                              Ueberschmelzung am leichtesten beobachten kann; denn wir haben 5 bis 600 Grm. davon
                              der Temperatur des schmelzenden Eisens aussetzen können, ohne daß eine Spur davon
                              krystallisirte, und selbst Umrühren war erfolglos. Als aber einige Stückchen des
                              krystallisirten Hydrates hineingeworfen wurden, entstanden sogleich Krystalle. Die
                              Form der Krystalle des Bihydrates scheint das schief rhomboidische Prisma zu
                              sein.
                           Beim Vermengen des Bihydrates mit gestoßenem Eise entsteht eine bedeutende
                              Erniedrigung der Temperatur; am tiefsten sank sie bei dem Verhältniß von 3 Säure und
                              8 Eis, und zwar zeigt das mit der krystallisirten Säure bereitete Gemenge –
                              26,25° und das mit der flüssigen Säure bereitete – 19,5°. (Im
                              Auszug aus den Comptes rendus, April 1874, p. 940.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Verwendung wasserfreien Chlorcalciums zur Conservirung von
                              Dampfkesseln.
                           Die große Zahl von Reservekesseln, welche bei Industriellen und namentlich bei
                              Eisenbahn- und Dampfschifffahrtsgesellschaften lange Zeit außer Betrieb
                              stehen, leiden oft während dieser Zeit durch Verrostung nicht viel weniger als bei
                              einem rationellen Gebrauche derselben.
                           Bekanntlich erhält sich Eisen in vollkommen trockener Luft durch fast unbegrenzte
                              Zeit ohne zu rosten. Da nun Dampfkessel vollkommen abschließbare Räume sind, so ist
                              damit der Fingerzeig gegeben, wie man sie vor unnützer Verrostung schützen könnte.
                              Wenn man nach einem Vorschlage von Burstyn in Pola in dem
                              entleerten Kessel an mehreren Punkten Gefäße mit trockenem Chlorcalcium aufstellt
                              und hierauf den Kessel schließt, so muß nach kurzer Zeit alles Wasser an das
                              Chlorcalcium getreten und sowohl die Wände des Kessels als die Luft in demselben
                              vollkommen trocken sein. Dadurch wäre der Verrostung bald eine Grenze gesteckt. Nach
                              einiger Zeit müßte man das Chlorcalcium erneuern, welches dann natürlich leicht
                              wieder brauchbar gemacht werden kann. (Nach dem Polytechnischen Notizblatt, 1874 S.
                              113.)
                           
                        
                           Gaswasser zur Vertilgung von Insekten.
                           Gaswasser zur Vertilgung von Insekten, welche der Vegetation schädlich sind, wird von
                              J. Fries sowie von A. Rommier
                              dringend empfohlen. Zu diesen Insekten gehört natürlich auch die Weinstocklaus Phylloxera. (Comptes rendus,
                              März 1874 p. 897 und April 1874 p. 958.)
                           
                        
                           Ueber kosmischen Staub, der mit atmosphärischen Niederschlägen
                              auf die Erdoberfläche herabfällt.
                           Nordenskiöld hat durch Untersuchung des Schnees von
                              verschiedenen Orten Schwedens, Spitzbergen u.a. gezeigt, daß geringe Quantitäten von
                              einem kosmischen Staube, enthaltend metallisches Eisen, Kobalt, Nickel,
                              Phosphorsäure und einen kohlenähnlichen organischen Stoff, mit atmosphärischen
                              Niederschlägen auf die Erdoberfläche fallen. So gering und unbedeutend die Menge
                              dieses Stoffes im Verhältniß zu dem gleichzeitig herabfallenden Schnee oder Wasser
                              auch immerhin sein mag, so dürfte er dennoch in dem Haushalte der Natur eine wichtige Rolle
                              spielen z.B., um mit seinem Phosphorgehalt der von wiederholten Ernten ausgesogenen
                              Erde ihre Fruchtbarkeit wieder zu geben. Von großer Wichtigkeit dürfte diese
                              Beobachtung auch für die Theorie der Sternschnuppen, des Nordlichtes, des
                              Sonnenrauches u.s.w. sein. Es dürfte auch verdienen untersucht zu werden, ob man
                              nicht in einem solchen Phänomene die Erklärung des in den Meteoriten häufigen
                              Auftretens der so reichlich vorkommenden Magnesia in gewissen, bestimmten
                              geologischen Horizonten suchen müsse, und ob nicht eine zwar geringe aber doch
                              unaufhörlich stattfindende Vergrößerung der Masse der Erde sehr wesentliche
                              Abänderungen bewirken müsse in den jetzt geltenden geologischen Theorien, welche von
                              der Annahme ausgehen, daß schon seit dem ersten Auftreten der Pflanzen und Thiere
                              der Erdball in quantitativer Hinsicht so ziemlich unverändert geblieben sei, daß die
                              geologischen Veränderungen immer auf einer Veränderung in der Vertheilung der Masse
                              auf der Erdoberfläche, niemals aber auf Hinzukommen von neuem Baumaterial von Außen
                              auf unseren Erdball beruht haben.
                           Wenn man vorurtheilsfrei die Berichte prüft, welche über Ruß-, Blut-,
                              Schwefel- u.s.w. Regen geschrieben sind, so glaube ich, daß man auch die
                              Richtigkeit der Ansicht Chladni's anerkennen muß, daß
                              diese Naturphänomene oft auf dem Herabfallen einer größeren Menge eines kosmischen
                              Staubes beruhten, welcher oft gleich gewesen ist dem von mir beschriebenen, bei
                              Hessle gefundenen, d.h. bestehend als unverbrannt aus einem schwarzen kohlehaltigen
                              Stoffe, gemischt mit Meteorgruß und metallischen Partikeln, aber nach der
                              Verbrennung in der Luft vor dem Herabfallen ein braunrothes, von Eisenoxyd gefärbtes
                              Pulver bildend. In früheren Tagen gaben diese „Wahrzeichen“
                              Anlaß zu Aberglauben, dessen Hinwegräumung eine Pflicht der Wissenschaft war. Dieser
                              Pflicht ist auch Genüge geleistet worden; aber man könnte vielleicht erwarten, daß
                              die Forscher des neunzehnten Jahrhunderts sich nicht damit begnügt haben würden,
                              ohne nicht nur mikroskopische, sondern auch chemische Detail-Untersuchungen
                              des auf diese Weise herabgefallenen Staubes anzustellen. Dieses ist gleichwohl nicht
                              der Fall, und dennoch zeigt eine Menge von Beobachtungen, daß man es hier keineswegs
                              immer mit einem von dem Winde herbeigeführten irdischen Staube oder mit einem Stoff
                              von organischem Ursprunge, sondern vielmehr sehr oft mit kosmischen Stoffen von
                              äußerst wechselnder Zusammensetzung zu thun hatte. (Nach Poggendorff's Annalen der Physik, 151 S. 154.)
                           
                        
                           Versuche über die Uebertragung von Pocken.
                           Um die Wege zu ermitteln, auf denen die bekanntlich so ansteckende Pockenkrankheit
                              sich verbreitet, hat Dr. W. Zülzer nachstehende Versuche an Affen angestellt.
                           Eine Quantität von etwa 3 bis 4 Gramm Blut von einem Falle sehr heftiger Pocken und
                              etwa ebensoviel Eiter aus den eben reifenden Pusteln eines leichteren Pockenfalles
                              wurde mit Brodkrumme zu kleinen Kugeln geformt. Hiermit wurden zwei kleine Affen
                              gefüttert; beide blieben gesund.
                           Auf dem Rücken des einen dieser Thiere wurden 10 Tage später an einer begrenzten
                              Stelle die Haare gekürzt ohne Verwundung der Haut, auf welcher ein Stück mit
                              Pocken-Eiter getränkte Charpie etwas verrieben und etwa 3 Stunden lang unter
                              einem Uhrglase geschützt liegen gelassen wurde; dann wurde alles entfernt und die
                              Stelle abgewaschen. Auch hier erfolgte keine Ansteckung.
                           Derselbe Affe wurde 12 Tage später mit frischem Blute eines Falles heftiger Pocken
                              durch mehrere Stiche am Rücken und der inneren Fläche des Oberschenkels geimpft. Am
                              6. Tage nach der Impfung begann die Temperatur schnell zu steigen und blieb bis zum
                              11. Tage fieberhaft; das Thier verlor die Freßlust, die aber schon am 9. Tage
                              wiederkehrte. Auf dem Schwanz, auf dem Rücken, an der inneren Fläche der
                              Oberschenkel und auf der Rachenschleimhaut entwickelten sich Pockenpusteln.
                           Zum letzten Versuche wurden eine große Menge abgelöster Schorfe von Pockenkranken und
                              kleine Leinwandstückchen, die mit Blut und Eiter von verschiedenen Kranken getränkt
                              waren, benützt. Diese Massen wurden in mehrere kleine Beutel aus Gazegewebe gefüllt,
                              in den Käfig gelegt und sehr häufig stark geschüttelt; ein kleiner mit derselben Masse gefüllter
                              Drahtkorb wurde dem Affen zum Spielen gegeben. Das Thier erkrankte am 15. Tage
                              danach unter denselben Erscheinungen wie der vorige Affe.
                           Zülzer zieht aus diesem Versuche folgende Schlüsse: Das
                              Blut der Pockentranken ist ansteckend. Die Ansteckung findet nicht statt durch
                              Vermittelung des Verdauungsapparates und wahrscheinlich auch nicht durch die
                              unversehrte Haut. Die Uebertragung erfolgt hingegen durch die Einimpfung und durch
                              die Respirationsluft, wenn diese in genügender Weise mit dem Krankheitsgift
                              imprägnirt ist. (Centralblatt für die medicinischen Wissenschaften, 1874 S. 82.)
                           
                        
                           Künstliches Alizarin von Meister,
                                 Lucius und Brüning in Höchst bei Frankfurt a.
                              M.
                           Gereinigtes, zwischen 207° und 210° schmelzendes Anthracen wird in
                              Thongefäßen oder emaillirten Eisengefäßen mit einem Viertel seines Gewichtes
                              Kaliumbichromat und zwölf Gewichtstheilen Salpetersäure von 1,05 spec. Gewicht etwa
                              drei Stunden lang erhitzt. Das resultirende rohe Anthrachinon wird in 6 Theilen
                              kochender Salpetersäure von 1,5 spec. Gewicht gelöst; man ist vollständiger Lösung
                              sicher, wenn eine Probe nach Abkühlen kein Anthrachinon absetzt. Die Lösung enthält
                              nunmehr Mononitroanthrachinon, welches durch Zusatz von Wasser als gelber
                              Niederschlag abgeschieden wird.
                           Das gewaschene und getrocknete Mononitroanthrachinon wird mit 9 bis 12
                              Gewichtstheilen Aetznatronlösung von 1,3 bis 1,4 spec. Gewicht in geeigneten Gefäßen
                              auf 170 bis 220° C. erhitzt. Das Erhitzen wird eingestellt, wenn eine
                              herausgenommene Probe auf Zusatz von Salzsäure keine weitere Vermehrung an
                              Niederschlag mehr zeigt. Die abgekühlte Masse wird in kochendem Wasser gelöst,
                              filtrirt und der Farbstoff aus dem heißen Filtrate durch eine Säure
                              niedergeschlagen. Der braungelbe Niederschlag kann nach Auswaschen sogleich zu
                              Färbereizwecken verwendet werden.
                           Reines Alizarin kann man durch Extraction mit Aether u.s.w. erhalten.
                           Der am Filter bleibende Rückstand der alkalischen Masse, hauptsächlich aus
                              Anthrachinon bestehend, kann wieder nitrirt und so weiter verarbeitet werden.
                           Die saure Mutterlösung des Mononitroanthrachinons und die Säure, welche durch
                              Condensiren der beim Oxydiren des Anthracens zu Anthrachinon sich verflüchtigenden
                              Dämpfe gewonnen wird, können natürlich wieder benützt werden. (Engl.
                              Patent-Specification Nr. 2649 vom 6. September 1872; Berichte der deutschen
                              chemischen Gesellschaft, 1874 S. 662.)
                           
                        
                           Ueber ein außerordentliches Beförderungsmittel der Keimkraft
                              schwer keimender Samen.
                           Nicht blos die schon früher hiezu empfohlene verdünnte Ammoniakflüssigkeit, sondern
                              eine mäßig concentrirte Lösung von Aetzkali oder Aetznatron scheint nach Böttger in noch höherem Grade die Keimkraft, insbesondere
                              der so außerordentlich schwer keimenden Kaffeebohnen, zu befördern. Ueberschüttet
                              man nämlich, etwa in einem Trinkglase, eine Handvoll gewöhnliche Kaffeebohnen mit
                              einer schwachen Aetzkalilösung, so sieht man, oft schon nach Ablauf weniger (2 bis
                              3) Stunden, an sämmtlichen Bohnen 1 bis 2 Millimeter lange schneeweise Wurzelkeime
                              hervortreten. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt, 1873 S.
                              25.)