| Titel: | Die Motoren auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Professor J. F. Radinger. | 
| Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 1 | 
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                        Die Motoren auf der Wiener Weltausstellung 1873;
                           von Professor J. F.
                              Radinger.
                        Radinger, über die Motoren auf der Wiener
                           Weltausstellung.
                        
                     
                        
                           Einen der umfassendsten und vortrefflichsten Berichte, welche anläßlich der Wiener
                              Weltausstellung 1873 verfaßt wurden, bildet der officielle Ausstellungsbericht83. Heft. 296 S. in gr. 8. Mit 130 Holzschnitten und einer tabellarischen
                                    Uebersicht über die Hauptabmessungen und Bezugsverhältnisse der größeren
                                    Maschinen. Preis 5 fl. ö. W. Druck und Verlag der k. k. Hof- und
                                    Staats-Druckerei in Wien 1874.: „Die Motoren; von J. F. Radinger,
                                 Professor an der k. k. technischen Hochschule in Wien.“ Derselbe
                              umfaßtVon Radinger ist im gleichen Verlag bereits früher schon erschienen (und in
                                    diesem Journal, 1874 212 8, 256. 365. 455. 213 13. 370 citirt) der officielle
                                    Ausstellungsbericht über „die Dampfkessel“
                                    (Stabilkessel, Halblocomobile, Locomobile, Heizapparate,
                                    Kesselsteinapparate, Schornsteine). 55. Heft. 104 S. in gr. 8.i M 55
                                    Holzschnitten und einer Tabelle. Preis 2 fl. 30 kr. ö. W.D. R. v. D. p. J.:
                           Die Dampfmaschinen. Stabilmaschinen, Halblocomobile,
                              Locomobile.
                           Die hydraulischen Motoren. Wasserräder und Turbinen,
                              Wassersäulmaschinen.
                           Andere Motoren. Windräder, Calorimotor, Heißluftmaschine,
                              Kohlensäuremotor, Gasmaschinen, Petroleummaschinen, Elektromotoren.
                           Maschinentheile. Regulatoren, Riemen, Einzeltheile.
                           Apparate zur Untersuchung der
                              Maschinen. Indicatoren. Bremsen.
                           Die Einleitung zu dem 1. Abschnitt der „Motoren“ bietet ein
                              höchst interessantes Bild über den jetzigen Standpunkt des
                                 Dampfmaschinenbaues, welche wir mit gefälligst ertheilter Genehmigung
                              nachstehend wiedergeben, um dadurch und durch einige nachfolgende Auszüge aus dem
                              Gesammtberichte das eingangs ausgesprochene Urtheil über das vorliegende Werk,
                              welches wir der eingehendsten Beachtung aller Maschinen-Constructeure
                              empfehlen, um so mehr zu bekräftigen.
                           
                        
                           
                           Allgemeines über
                                 Dampfmaschinen.
                           Die Anordnungssysteme der Dampfmaschinen für normale
                              Arbeit verringern sich und nähern sich sichtbar einer einzigen Art. Während in Paris
                              1867 noch Balanciermaschinen mit den gegengeleiteten Kräften und den nutzlosen
                              Zwischengliedern vorkamen, vermißte man dieses System hier bereits gänzlich, und es
                              scheint dem Aussterben geweiht. Der Woolf'sche
                              Zweicylinder kam verhältnißmäßig wenig vor, und jene Maschinen, welche den
                              geringsten Dampfverbrauch pro Arbeitseinheit nachweisen, benützen denselben nicht.
                              Das Woolf'sche Princip war wohl in verschiedenen neuen
                              Formen gepflegt, von denen die Mehrzahl den Wegfall des doppelten Gestänges
                              bezwecken. Wenn dies auf eine gute Weise gelingt, so dürfte dasselbe für den Betrieb
                              der direct wirkenden Wasserpumpen herangezogen werden, denn heute arbeitet der Dampf
                              in denselben ohne jede Expansion. – Bei den größeren Maschinen war
                              ausschließlich die liegende Anordnung zu treffen, und bei der Mehrzahl derselben
                              verdrängte der bajonnetförmige Seitenbalken bereits die frühere Form der unten
                              durchlaufenden Grundplatte.
                           Das Princip der kleinsten Zahl der Theile bricht sich auch hier dauernd Bahn, und der
                              Zusammenguß von Lager und Balken, welcher häufig auch noch den Cylinder umfaßt,
                              kommt selbst schon bei größeren Maschinen vor. Auch in den Detailen sind
                              geschlossene Schubstangenköpfe, angegossene Schieberkästen und Führungen etc. häufig
                              zu finden und wären es gewiß noch mehr, wenn die Durchführung nur vom Wollen abhinge
                              und nicht vom Können begrenzt würde.
                           Die Principe des centrischen Auffangens der Drücke und der kürzesten Hebelarme
                              scheinen noch nicht allgemein gewürdigt. Wenigstens fand man häufig die
                              Geradführungen etc. außer den Mitteln und die Zapfen und Kurbeln unnöthig weit von
                              ihren Wurzeln entfernt.
                           Die Materialgebung wird durchwegs gesunder, und an den besseren Maschinen besteht
                              außer der aus anderen Gründen übermäßig starken Kolbenscheibe kein hin und her
                              gehender Theil mehr aus Guß. Theilweise wurden dadurch neue Detailformen nöthig, von
                              welchen im Berichte näher die Sprache ist.
                           Die Geschwindigkeit der MaschinenDie Ansicht des Verfassers findet sich des Weiteren in seiner Studie (Radinger: Ueber Dampfmaschinen mit hoher
                                    Kolbengeschwindigkeit. 2. Auflage, Wien bei C. Gerold) begründet. Vergl.
                                    dies Journal, 1870 197 465. und der Dampfdruck steigt. Während die ersteren
                              Constructeure froh der neuen Errungenschaft sich mit geringen Drücken beschieden und
                              ihre Maschinen vorsichtigen Ganges beließen, hebt sich die Erkenntniß über die Zulässigkeit und die Vortheile
                              der höheren Spannungen und über die Ferne der Grenze der Kolbengeschwindigkeit. Wohl
                              ist das Vorurtheil noch nicht besiegt, welches diese Geschwindigkeit in niederer
                              „erfahrungsmäßiger“ Höhe bannt; doch ist der Fortschritt
                              auch in dieser Richtung deutlich sichtbar, und noch nie gingen die Maschinen im
                              Mittel so rasch als heute, wo vorgeschrittene Constructeure bereits 1,75 bis 2 Meter
                              pro Secunde normal zulassen. Die Allen- oder eine
                              ähnliche schnellgehende Maschine, wie diese von Paris 1867 bekannt ist (beschrieben
                              in diesem Journal, 1871 200 249 und 201 1) war nicht vertreten. Wenn diese Maschinen sich bis heute keiner
                              weiteren Verbreitung erfreuen, so spricht dies nicht gegen den schnellen Gang,
                              sondern nur gegen die Allen-Maschine, deren
                              Normalfüllung zu klein ist oder doch durch den Regulator zu weit herabgezogen werden
                              kann, wo dann der Dampfdruck von vier Atmosphären Admissionsspannung rascher sinkt
                              als der benöthigte Druck zur Beschleunigung der Gestängsmassen. Dadurch tritt nun
                              während jedes einfachen Kolbenhubes ein zweimaliger Wechsel von Zug und Druck im
                              Gestänge auf, und dessen Vibrationen und Stöße verderben die Maschine. Die höhere
                              Kolbengeschwindigkeit muß eben von höherer Dampfspannung, aber auch von höherer
                              Sorge in der Construction begleitet sein, und der Sprung von einen auf vier Meter
                              Kolbengeschwindigkeit, wie er damals versucht wurde, war eben zu rasch.
                           Die Dampfspannung, mit welcher die englischen Maschinen arbeiten, ist fast
                              ausnahmslos 4 Atmosphären Ueberdruck, während in den deutschen Maschinen 4 bis 6
                              Atmosphären vorkommen und 5 Atmosphären die Regel ist. Eine Maschine (nämlich die
                              Dingler-Maschine) war für 10 Atmosphären
                              gebaut.
                           Die größeren Dampfmaschinen arbeiteten mit Condensation
                              deren Vacuum sämmtlich mit Luftpumpen erzeugt wurde. Das Volumen, welches deren
                              Kolben ansaugte, war im Mittel 1/8'3 desjenigen, welches der Dampfkolben durchläuft.
                              Die Grenzen lagen bei 1/6'1 und 1/12. Das Vacuum beträgt in der Regel 70 bis 71
                              Centimeter Quecksilber. Die sogen. Strahlcondensatoren scheinen sich nicht zu
                              bewähren und waren in der Ausstellung an keiner einzigen Maschine im Gang. Wo es
                              sich aber nicht sowohl um ein beträchtliches Vacuum als um das Wegschaffen des
                              Dampfes wie bei unterirdischen Aufstellungen handelt, ist durch sie ein neues Mittel
                              dafür geboten.
                           Die Querschnitte werden bemessener, d.h. sowohl die
                              Dampfwege als die Zapfen erhalten gleichförmiger die entsprechenden Dimensionen für
                              ihren Dienst. Verf. hat von sämmtlichen der größeren und halbgroßen Maschinen sämmtliche
                              der diesbezüglichen Maße und meist durch directes Messen erhoben, und das Ergebniß
                              auf naturgemäße, aber doch möglichst einfache Constanten zu beziehen gesucht. Dabei
                              wurde für die Dampfwege in nothwendiger, wenn auch noch nicht allgemein anerkannter
                              Abhängigkeit von der Kolbengeschwindigkeit das Verhältniß
                              (Einströmfläche)/(Cylinderfläche) = Constante × Kolbengeschwindigkeit (f₁/f = Cv) zu Grunde gelegt und die Constante, welche
                              nichts anderes als den reciproken Werth der mittleren Dampfgeschwindigkeit
                              vorstellt, jedesmal berechnet. Aus mannigfaltigen früheren Versuchen hat Verf. 30
                              Meter (C = 1/30) als jene mittlere Dampfgeschwindigkeit
                              gefunden, bei welcher sich unter den Krümmungen und Querschnittsänderungen
                              gewöhnlicher Schiebersteuerungen im Diagramm noch kein Druckverlust erkenntlich
                              macht, und im Berichte erscheinen jene Canäle als zutreffend bezeichnet, welche
                              diesem Werthe nahekommen, was überdies in den besseren Maschinen sämmtlich
                              geschieht.
                           Auf die Führungen und Zapfen
                              entfallen Drücke, welche dividirt durch die Größe der
                              Fläche, auf welche sie sich vertheilen, den Druck pro Flächeneinheit (p) geben. Dieser wurde bei jeder einzelnen Maschine in
                              Kilogramm pro Quadratcentimeter (Atmosphären) bestimmt, wobei die
                              Zapfen-Auflagfläche gleich dem Durchmesser × der Länge (dl) beide in Centimeter genommen wurde ( p = P/dl). Der Gesammtdruck P wurde aus der Cylinderfläche (nach Abschlag der Kolbenstange) und dem
                              maximalen Dampfüberdruck berechnet, aber die eigenen Gewichte nicht mit
                              berücksichtigt, indem deren Einfluß bei horizontal wirkenden Maschinen verschwindend
                              ist, und selbst der Kurbellagerzapfen meist nur einen kleinen Antheil des abseitigen
                              Schwungrades trägt.
                           Dabei ergeben sich nach Ausscheidung der grellsten Ausnahmsconstructionen folgende
                              Mittelwerthe der Auflagedrücke:
                           
                              
                                 
                                 Amerika
                                 England
                                 Schweiz
                                 Deutschland
                                 Oesterreich
                                 
                              
                                 Führungsfläche
                                         3,4
                                        1,8
                                       2,5
                                           2,6
                                   2,3 Atmosphären
                                 
                              
                                 Kreuzkopfzapfen
                                     122
                                      63
                                     81
                                         99
                                 96          
                                    „
                                 
                              
                                 Kurbelzapfen
                                       61
                                      58
                                     63
                                         71
                                 70          
                                    „
                                 
                              
                                 Lagerzapfen
                                       14
                                      11
                                     13,5
                                         17,3
                                 15          
                                    „
                                 
                              
                           Doch schwanken die specifischen Belastungen weit um diese mittleren Größen, und unter
                              Einbezug der französischen, belgischen und russischen Maschinen, welche als in zu
                              geringer Anzahl vorgekommen, oben nicht angeführt erscheinen, sind die Mittel und
                              die Grenzen der Belastungsdrücke: 
                              
                           
                              
                                 
                                 Mittel
                                 
                                 Grenzen
                                 
                                 
                              
                                 In der Führung
                                       2,3
                                   0,6
                                 und
                                     4,4 Atmosphären
                                 
                              
                                 Kreuzkopfzapfen
                                   100
                                 36
                                 „
                                 172            „
                                 
                              
                                 Kurbelzapfen
                                     64
                                 24 „
                                 „
                                 115            „
                                 
                              
                                 Lagerzapfen
                                     16
                                   7,4
                                 „
                                   29            „
                                 
                              
                           Weit wichtiger als diese Drücke, welche in erster Linie von der Consistenz der
                              Schmiermittel abhängen und nur jene Grenze nicht erreichen dürfen, bei welcher diese
                              wie aus einer Presse von den Schalen entfernt werden, scheinen die specifischen Abnützungs- und Reibungsarbeiten zu sein. Multiplicirt man nämlich den Druck, welcher auf
                              die Flächeneinheit des Zapfens fällt, mit einem passenden Reibungscoefficienten (es
                              wurde 1/20 gewählt) und der relativen Geschwindigkeit der Zapfenfläche gegen die
                              Schale, so erhält man die pro Flächen- und Zeiteinheit auftretende
                              Reibungsarbeit, welche die Abnützung resp. die Erwärmung der betroffenen Theile
                              bewirkt.
                           Diese Arbeit wurde nun auf die Secunde bezogen, in Kilogramm-Meter pro
                              Quadratcentimeter Zapfenfläche (A = 1/20 . P/dl . dπn/60,  wobei n die
                              Umdrehungszahl pro Minute bedeutet) sowohl für den Kurbel- als den
                              Lagerzapfen der einzelnen Maschinen untersucht, und es ergibt sich als Mittel dieser
                              schädlichen Wirkung:
                           
                              
                                 
                                 Amerika
                                 England
                                 Schweiz
                                 Deutschland
                                 Oesterreich
                                 
                              
                                 am Kurbelzapfen
                                 0,91
                                 0,70
                                 0,80
                                 0,84
                                 0,87
                                 
                              
                                 im Kurbellager
                                 0,43
                                 0,29
                                 0,32
                                 0,40
                                 0,34
                                 
                              
                           Kilogramm-Meter Abnützarbeit pro Secunde und einzelnen
                              Quadratcentimeter der Laufflächen.
                           Das Mittel aller derselben stellt sich:
                           
                              
                                 am Kurbelzapfen mit
                                 0,86 Kilogramm-Meter,
                                 Grenzen 0,28 und 3,58
                                 
                              
                                 am Lagerzapfen     „
                                 0,38        
                                    „            „
                                 Grenzen
                                    0,12    „  1,55
                                 
                              
                           wobei aber bemerkt werden muß, daß die beiden Minimal-
                              (Grenz-) Werthe Maschinen mit gekröpften Kurbelwellen angehören, welche aus
                              Festigkeitsgründen größere Abmessungen erhalten, als es die Rücksicht auf Abnützung
                              verlangt, während die Maximal- (Grenz-) Werthe einer Walzwerksmaschine
                              angehören, deren Arbeit nicht ununterbrochen währt.
                           Was nun die zulässigen Grenzen der Auflagedrücke und Reibungsarbeiten betrifft, so
                              sind diese sehr schwer festzustellen, indem das Material, die Sorgfalt in der
                              Bearbeitung und Montirung und die Güte des Schmiermittels hier von weitgehendem
                              Einflusse sind. Im Allgemeinen dürften jedoch die heute auftretenden mittleren
                              Werthe schon ziemlich an der Grenze zulässiger Beanspruchung stehen und die
                              Auflageflächen dürften künftig eher eine Vergrößerung (größere Länge der Zapfen) zur Reduction der Drücke
                              und Abnützarbeiten als eine relative Verkleinerung erfahren.
                           Die Steuerung war fast streng nach Ländern gesondert.
                              Amerika, welches nur kleinere Maschinen gesendet hatte, verwendete nur einfache
                              Schieber. England scheint noch nach einem vom Regulator einzustellenden
                              Steuerungsmechanismus zu suchen, da man dort die Corlißanordnung als zu wenig
                              verläßlich hält und auch höhere Füllungen wünscht, als deren einfacher Mechanismus
                              gibt. So verwendet man denn dort gegenwärtig scharf getrennte Canäle und getrennte
                              Schieber, deren Deckplatten entweder von Hand oder von dem Regulator mittels
                              Coulissen, Rädergehänge etc. für andere Füllung beeinflußt werden. Letzteres ist
                              jedoch in den englischen Maschinen nichts weniger als einfach oder gut erreicht.
                           Belgien, die Schweiz, Deutschland und Oesterreich pflegt heute die Corlißsteuerung.
                              Diese erhielt von fast jeder Firma mehr oder minder werthvolle Abänderungen, welche
                              entweder die Möglichkeit höherer Füllung, den Wegfall der Federn oder ähnliche
                              Detailverbesserungen bezwecken. Doch ist sowohl die (neuere) echte Corliß-Steuerung mit den langen stehenden
                              Blattfedern (vergl. 1874 214 272), als auch die Anordnung
                              von Spencer und Inglis mit dem
                              Doppeldaumen (beschr. 1874 214 270), beide von Paris her
                              bekannt, in dauernder Verwendung.
                           Als neuere Steuerungsmechanismen traten die Drehschieber mit der ausgesprochenen
                              Bestimmung auf, für Maschinen mit höherer Kolbengeschwindigkeit zu dienen, was durch
                              ihre unbeschränkte Größe, der völligen Entlastung halber, den leicht möglichen
                              Eingriff des Regulators in die Füllung und den gänzlichen Mangel von hin und her
                              gehenden Theilen begründet wird.
                           Die lang bekannte Zweischiebersteuerung erfuhr aber auch in diesen Ländern eine
                              solche Veränderung, welche den directen Einfluß des Regulators zuläßt. Dies geschah
                              auf mehrfache und meist glücklichere Art als in den englischen Maschinen. Ueberdies
                              traten die ersten Spuren dieses Bestrebens bereits in Paris 1867 auf, wo jedoch nur
                              unbrauchbar verwickelte Mechanismen dazu versucht waren, während sich jetzt manche
                              verhältnißmäßig einfache Lösung ergab.
                           Als Neuerung sind jene Steuerungen von Fördermaschinen zu erwähnen, welche eine
                              selbstthätige Füllungsänderung während des Ganges bewirken, und der Erleichterung
                              der Arbeit wegen der Aenderung der wirksamen Seilgewichte durch Minderfüllung im
                              Cylinder ökonomisch begegnen. Ferner erschien eine Reihe von
                              Umsteuerungsmechanismen, welche der Coulisse entbehren. Die Ventilsteuerung bleibt
                              vereinzelt. Die kleineren Maschinen sind ausnahmslos durch den einfachen Schieber
                              gesteuert.
                           Einen wesentlichen Einfluß auf die Verbesserung der Steuerungen der Dampfmaschinen
                              nimmt die steigende Verbreitung des Indicators. An den
                              meisten größeren Maschinen (jedoch an keiner einzigen aus Deutschland) war das
                              Instrument angebracht und der Einblick ermöglicht. Dabei zeigte sich der merkwürdige
                              Umstand, daß trotz Ausstellungsarbeit und trotz des Indicators in der Mehrzahl der
                              arbeitenden Maschinen noch durchaus nicht eine tadellose Dampfvertheilung erreicht
                              und noch Manches zu verbessern übrig ist. Ueber die Instrumente selbst handelt
                              – wie eingangs erwähnt – ein eigener Abschnitt des Berichtes.
                           Die Regulatoren erfuhren manche Aenderung; denselben ist
                              ebenfalls ein eigenes Capitel des Berichtes gewidmet.
                           Die Detailconstruction wird mehr und mehr gleichartig.
                           Die unten durchlaufende Grundplatte – welche den
                              Vortheil der solideren Befestigung an das Fundament bietet, jedoch der Hebelarme
                              halber, an welchen die Dampfdrücke stets wechselnd auftreten, eine mindere Starrheit
                              des Baues mit sich bringt, leicht Ungenauigkeiten der Ausführung birgt und dabei
                              noch schwerer ins Gewicht fällt als der directe Colonnenbalken – findet sich
                              ausnahmslos an sämmtlichen englischen und auch an einer Reihe österreichischer
                              Maschinen.
                           Der bajonnetförmige Seitenbalken ist die moderne Form. Er
                              trägt in sich die Vor- und Nachtheile vertauscht, welche der Grundplatte
                              anhaften und ist bereits, hauptsächlich für größere Maschinen, häufig verwendet. In
                              ihm läßt sich die obere und untere Geradführung leicht unterbringen und durch die
                              Bohrung in Einem richtig erhalten, und auch für das in seine Längsachse fallende
                              Kurbellager bietet sich die zwanglose Verbindung durch den Guß oder eine
                              Verschraubung, welche fast kein Biegungsmoment trifft.
                           Eine Mittelform zwischen Grundplatte und Seitenbalken erscheint vielmals versucht,
                              dürfte aber nur bei größerer Kolbengeschwindigkeit der unvollkommenen
                              Balancirbarkeit der hin und hergehenden Massen wegen, oder bei Maschinen
                              gerechtfertigt sein, welche harte Stöße erfahren.
                           Die Dampfcylinder sind in England ausnahmslos mit directem
                              Dampfe geheizt, und dieses hochgehaltene Princip erstreckt sich selbst bis zu den
                              kleinsten Locomobilen, indem dort (von einzelnen Ausnahmen abgesehen) jede Maschine
                              als minderwerthig beurtheilt wird, welche dieser Zugabe entbehrt. Auch die belgische
                              Maschine, die Schweizer und die Mehrzahl der deutschen Maschinen trug den entsprechenden
                              Mantel, welchen der Dampf meist auf seinem Wege zum Schieberkasten durchströmte. Von
                              österreichischen Maschinen war keine einzige derartig ausgestattet, obgleich auch
                              die einheimischen Gießereien die Doppelwand wohl ausführen können, wie es ein
                              derartiges Ausstellungsobject im größten Maßstabe darlegte, und wie es früher
                              oftmals gemacht wurde. Für den Colonnenbalken wird der Anguß des vorderen und oft
                              doppelwandigen Deckels an den Cylinder benöthigt und häufig auch der Tragfuß mit
                              diesem gewünscht. Nachdem nun noch die vier Gehäuse der Corlißsteuerung, der
                              Dampfmantel und eine Reihe von anderen Angüssen für die Dampfwege, Regulatoraufsätze
                              etc. hinzukommen, überschritt die Summe dieser Anforderungen bereits die gefahrlose
                              Möglichkeit der Herstellung in einem Gusse, und zwei große Firmen (Bède und
                              Comp. – Escher, Wyß und Comp.) brachten die Neuerung mehrtheiliger Cylinder,
                              d. i. solcher, deren Steuertheile in gesonderten Ringen oder Scheiben untergebracht
                              sind.
                           Alle Dampfcylinder, mit Ausnahme einer französischen, waren wohlverschalt, um gegen
                              die Abkühlung geschützt zu sein. Woolf'sche Cylinder
                              waren ohne Ausnahme stets zusammengegossen. Die Hinterböden der Cylinder werden
                              meist mit einer blank gedrehten Gußkappe verkleidet, welche die Schrauben, Rippen
                              etc. überdeckt und das Reinhalten erleichtert. An vielen deutschen Maschinen waren
                              die Schieberkästen angeschraubt, während sie sonst meist angegossen sind. Bei den
                              englischen Maschinen sind die Flanschen für die Deckel nach einwärts gestülpt,
                              wodurch wohl der Schieberkasten, aber nicht die Dichtungslänge größer wird, und ein
                              Uebergang mit dem Cylinder entsteht, welcher weniger Kanten zeigt.
                           Die Dampfkolben sind fast ausnahmslos Selbstspanner, deren
                              Gußringe bei abgehobenem Kolbendeckel aufgeschoben werden. Die Verbindung beider
                              Kolbenhälften und dieser mit der Kolbenstange geschieht fast ausnahmslos mit einer
                              einzigen Hinterschraube auf der Stange, während der minder centrisch und mit
                              kleinerer Auflagfläche wirkende Keil fast gänzlich verschwunden ist. Für
                              schnellgehende Maschinen liegen bereits Gußstahlkolben vor, welche mit ihrer Stange
                              in Einem, d. i. ohne Schweißung geschmiedet sind. – Das Gewicht des Kolbens
                              wird bei halbwegs größeren Maschinen überall durch die rückwärtige Verlängerung der
                              Kolbenstange und meist durch die Hinterstopfbüchse allein mitgetragen.
                           Die Stopfbüchsen erfuhren durch die neuen
                              Baumwoll-Talgstein-Einlagen eine neue Packung, welche sich bereits
                              bewährte und keiner Schmierung bedarf.
                           
                           Die Schmierung der Kolben und Schieber erfolgt entweder
                              durch die gesonderten Schmiergefäße, oder in Amerika und England durch die
                              Dampföler.Vergleiche den officiellen Ausstellungsbericht über „die
                                       Kesselarmaturen und Schmiervorrichtungen“; von Novelly. Heft 82. Mit 18 Holzschnitten. Preis 80
                                    Neukreuzer.
                              
                           Die Kolbenstangen sind in sämmtlichen europäischen
                              Maschinen aus Gußstahl. Die Dimensionen finden sich in der am Schluß beigegebenen
                              Tabelle, welche sämmtliche Hauptmaße der Ausstellungsdampfmaschinen enthält. Die
                              amerikanischen Maschinen hatten die Stangen aus kaltgewalzten Eisen (vergl. 1873 209 414), welche nicht gedreht waren, und folglich die
                              harte glatte und genau cylindrische Fläche behielten, welche die Hyperboloidwalzen
                              geben.
                           In den Kreuzköpfen herrscht manche Abweichung, welche
                              theils von der Einführung des Schmiedeisens als Constructionsmaterial dieses
                              Elementes stammt. Bei letzteren war die Aufgabe zu erfüllen, die obere und untere
                              Führung, welche der gebohrte Colonnenbalken so zwanglos bietet, zu benützen, und die
                              Führungsplatten centrisch, d. i. genau in der Verticalen des Kreuzkopfzapfens
                              anzubringen.
                           Um nun nicht die theueren hohlen Schmiedeisen-Kreuzköpfe verwenden zu müssen,
                              welche bei Locomotiven schon lange vorkommen, wird der Kreuzkopf ähnlich einem
                              geschlossenen Schubstangenkopfe geformt, wo sich dann die Führungsplatten oder deren
                              Tragschrauben genau im Mittel stützen können, während der Zapfen im Inneren spielt.
                              Es ist dann nämlich das innere Ende der Schubstange kurz gegabelt und hält den quer
                              durchgesteckten Zapfen fest; die Bewegung findet auf den Schalen statt, welche in
                              dem schubstangenkopfförmigen Kreuzkopfe eingelegt sind, und entweder durch eine
                              vordere Druckschraube gestellt werden, deren Kopf durch die Gabelung der Schubstange
                              zugängig bleibt, oder welche durch einen Flanschendeckel angezogen werden. Derart
                              ist das schlechte, überdies noch öfter vorkommende Detail der zwei nachstellbaren
                              Innenenden der gegabelten Schubstange glücklich ersetzt. Letztere Form erschien noch
                              an einer großen englischen und fast an allen französischen Maschinen.
                           Der sogenannte Corlißkreuzkopf, d. i. jener gußeiserne Gabelkopf, an dessen Wurzel
                              die Führungen sich rückwärts und excentrisch zum auftretenden Verticaldruck stützen,
                              kam ziemlich häufig vor und verdankt wahrscheinlich seinem Namen die unverdiente
                              Verbreitung.
                           Die Führungsschienen sind in bekannter Weise entweder an
                              das Maschinengerüst angegossen oder durch Schrauben befestigt. Die ausgebohrte Form schützt den
                              Kurbelzapfen vor Klemmungen, indem sie dem Gestänge eine Verdrehung gestattet, wenn
                              solche in Folge von anderweitigen Unregelmäßigkeiten angestrebt wird.
                              Nichtsdestoweniger war öfter diese Verdrehung eigens verwehrt und einmal sogar die
                              ganze Führung als ebene Fläche eingehobelt. Die dachförmigen Führungen der
                              originalen Corlißform geben meist zu geringe Auflageflächen und in Folge dessen
                              große Geradführungsdrücke und rasche Abnützungen, welche die dabei stattfindende
                              Nothwendigkeit stellbarer Gleitflächen weiter verbreiteten, als es früher der Fall
                              war. Die Führungsschienen der kleineren Maschinen sind bei den französischen
                              Constructionen fast ausnahmslos schwer in Guß gehalten und oftmals mit dem
                              Cylinderdeckel aus einem Stück; die Maschinen der übrigen Länder haben aber
                              schmiedeiserne Lineale. Die Geradführungsflächen bei blos unterer Auflage sind an
                              einigen Maschinen in neuer Weise ohne Seitenschienen trotz ihrer
                              Schwalbenschwanzform eingebracht.
                           An einer Maschine (Schneider und Comp.) waren Kolbenstange, Kreuzkopf und
                              Führungsschuh aus einem Stück geschmiedet.
                           Die Schubstangen haben, abgesehen von zwei oder drei
                              Ausnahmen, durchwegs runden Schaft. Dessen flache Form, die schön sein sollenden
                              achteckigen Uebergänge an den Köpfen, Mittelbänder als Verzierung und ähnliche
                              entweder unnöthige oder unwürdige Beigaben sind der durchwegs runden Herstellung
                              fast gänzlich gewichen. Die geschlossenen Köpfe finden weitere Verbreitung als
                              früher, was wieder ein Schritt mehr ist, welcher höhere Geschwindigkeit erlaubt. Die
                              Bügelköpfe sind entweder künstlich geschlossen oder sonst sorgfältiger gehalten.
                              Eine Firma legte den Bügel zwischen Längsnasen des Schubstangenkopfes, eine andere
                              schob ihn mit cylindrischer Innenführung auf, was dort das Zapfenklemmen unmöglich
                              macht, trotzdem eine breite untere Geradführung der Verdrehung des übrigen Gestänges
                              vorbeugt.
                           Der sogenannte Marine-Schubstangenkopf, d. i. jener, dessen Außenschalen durch
                              einen überlegten Deckel und zwei Schrauben gehalten werden, tritt in den stationären
                              Maschinen kleinerer Gattung häufig auf. Er ist einfach, verlangt aber ein
                              ausgeschmiedetes Schubstangenende und ist wegen der geringeren Steifigkeit gegen das
                              Abschwingen nur für mäßige Geschwindigkeiten passend.
                           Eine neue Form des Schubstangenkopfes bestand aus einer an den Schaft geschmiedeten
                              Gabel, deren vorderer Verschluß durch ein zwischen Quernasen eingeschobenes
                              Massivstück gebildet war, welches dann eine Durchsteckschraube am Platze und die
                              Gabel geschlossen hielt. Dabei übertragen die Quernasen den Druck auf breiten
                              Flächen, welche vor dem
                              Verschlagen, wie es einer Keilbahn geschieht, durch ihre Größe geschützt sind. Diese
                              Form paßt daher gleichfalls für hohe Geschwindigkeit (bei gekröpfter Welle) und war
                              auch dafür verwendet.
                           Für kleinere Maschinen ist in England der schmiedbare Guß ziemlich verbreitet. Werden
                              die Stangenköpfe daraus gemacht, so wird der Schaft mit denselben durch Einschrauben
                              in deren Gewinde verbunden.
                           Die Kurbeln bestanden meist aus Schmiedeisen oder waren in
                              die Form von Kurbelscheiben gebracht. Nur kleinere Firmen verwenden Gußkurbeln. Die
                              schmiedeisernen Kurbeln waren öfter auf der Hinterseite theilweise oder gänzlich
                              eben, was die Herstellung wesentlich erleichtert, aber sonst weder gut noch schön
                              ist. Bei den Kurbelscheiben war der Vortheil, welchen diese bieten, nämlich die
                              Unterbringung eines Balancegewichtes zwanglos zu gewähren, meist nur höchst
                              bescheiden ausgenützt; ja selbst Maschinen der größten Gattung hatten gänzlich
                              (nicht einmal den Kurbelzapfen balancirende) ebene Rückwände. Bevor nicht in dieser
                              Hinsicht besseres Einsehen platzgreift, bleibt die
                              „erfahrungsmäßige“ Kolbengeschwindigkeit klein.
                           Die gekröpfte Kurbel ist für gute Stationärmaschinen nicht mehr verwendet. Kleinere
                              Modelle und Locomobile erhalten wohl diese Form, wobei die gebogene Welle, d. i.
                              jene mit dem unzerstörten Faserfluß, die klobig geschmiedete und mit herausgebohrter
                              Höhlung hergestellte mit Recht verdrängt. In dem Abbiegen und Fertigschmieden
                              solcher Wellen wird Erstaunliches geleistet. Die herausgebohrten Kurbeln erscheinen
                              dem Auge wohl weitaus gefälliger, aber jede bricht über kurz oder lang. Die
                              Unterbringung der Balancegewichte bei gekröpften Kurbelwellen ist bereits in
                              verläßlicher Weise mittels in den Kurbelarm seitlich eingelassener, das
                              Balancegewicht durchsetzender und mit Endmuttern haltender Eisenbügel gelöst, wie es
                              an mehreren Maschinen auch in der Ausstellung zu finden war.
                           Die Lagerung der Kurbelwelle in mehr als zwei Lagern ist
                              bekanntlich schlecht. Trotzdem kamen dreimal gelagerte häufig, und an einer der
                              anspruchvollsten französischen Maschine (keine Zwillingsmaschine; Schneider und
                              Comp.) eine viermal gelagerte Welle vor.
                           Daß in den Wellen und ebenso bei den Zapfen und überall, wo halbwegs bedeutendere
                              Kräfte oder Vibrationen vorkommen, das Princip der langsamen Querschnittsübergänge
                              sichtbarer wird als je früher, verdankt der Maschinenbau wohl hauptsächlich den
                              Erfahrungen der Eisenbahnen. Jeder plötzliche Querschnittsübergang birgt einen
                              beginnenden Bruch. So sind denn auch die Kurbelwellen heute oft ohne jede
                              Eindrehung, ohne Bund
                              etc. in das Lager gelegt und zur Aufnahme der Kurbel in gleicher Dicke belassen.
                           Unversenkte Bunde, welche zwischen Lager und Kurbel, oder zwischen Kurbel und
                              Stangenkopf vorkommen, bezeichnen stets eine mindergute Construction, welche sich um
                              die schädlichen Hebelarme wenig bekümmert.
                           Die Kurbellager sind meist mehrtheilig und mit Rücksicht
                              auf die seitliche Abnützung im horizontalen Sinne stellbar. Die Nachstellung
                              geschieht entweder durch hinterlegte Zugkeile von oben, oder durch Druckschrauben,
                              welche durch die Lagerwangen hindurch geschraubt sind. Erstere sind meist
                              beiderseitig, letztere meist nur auf der Außenseite des Lagers verwendet. Wegen der
                              Schwächung der Lagerwangen und des von einer Spitze ausgehenden Druckes auf die
                              Schalen scheint die Keilstellung, welche auch feiner stellt, die bessere zu sein,
                              wenn sie auch theurer kommt. Keine der größeren amerikanischen und englischen
                              Maschinen hatte übrigens derartige Lager, sondern nur solche mit schief
                              geschnittenen Schalen.
                           Bei Verwendung des Seitenbalkens soll die Aufstellung des Lagers auf das Fundament
                              eine größtmöglichste Fläche oder eigentlich eine größtmöglichste Masse desselben auf
                              breitester Basis umfassen. Um nun weit mit dem Lagerfuße nach hinten kommen zu
                              können, ist der Fuß häufig gesondert angesetzt. Bei Maschinen mit unten
                              durchlaufender Grundplatte findet man das Lager meist angeschraubt und erst selten
                              angegossen. Doch macht dies aus nahen Gründen hier weit größere Schwierigkeit als
                              dort und war in der Ausstellung meist nur an englischen und französischen und der
                              russischen Maschine zu finden.
                           Das Schwungrad besteht selten aus mehr als zwei Theilen.
                              Die Verbindung durch warm aufgezogene Ringe an der Nabe und Einlagkeil im Kranz
                              scheint völlig ausreichend zu sein und war häufig verwendet. Den Schnitt durch die
                              Arme zu führen und diese halben Weges nochmals zu verschrauben, fand sich auch
                              einigemale und zwar zumeist in Oesterreich vor.
                           Daß die Uebertragung der Arbeit vom Rad auf die Transmission in der Mehrzahl der
                              Fälle durch Riementrieb und nicht mittels Zahnräder
                              erfolgte, dürfte hauptsächlich der kurzen Verwendungsdauer zuzuschreiben sein. Große
                              Riementriebe verursachen nämlich größere Uebertragungsverluste als Zahnräder. Da
                              aber letztere von den speciellen örtlichen Bedingungen abhängen, unter welchen die
                              Maschinen endgiltig arbeiten, so waren für die vorübergehende Ausstellung meist die
                              Schwungräder gedreht und die Riemen auf sie gelegt, was hier noch manchen
                              Nebenvortheil brachte. Ueber die Riemen selbst handelt
                              ein eigener Theil des vorliegenden Berichtes.
                           
                           Entwickelten sich derart für die Anordnung und für die Detaile gewisse, von der
                              Mehrzahl der Constructeure als entsprechendst erkannte Zweckformen, so gilt dies
                              nicht minder von dem eigentlichen Stil, in welche diese
                              Formen gekleidet werden. Dieser charakterisirt bereits völlig den Zweck, welchem das
                              Ganze, und welchem jedes einzelne Glied dient. Dessen starre oder elastische Flächen
                              und Linien, die sich bereits gänzlich von jenen der Steinarchitektur losgerungen
                              haben, wecken in dem Beschauer den beruhigenden Eindruck, daß bei der Formgebung die
                              Kräfte wohl bedacht und gewürdigt wurden, welchen die Maschine und deren Theile zu
                              begegnen haben, und daß bei der Construction jener klare Ernst obwaltete, der jedes
                              unwürdige Spiel verabscheut. Dabei ist der Schönheit, welche sich durch naturgemäße
                              Symmetrien, durch Verwendung von Formen gleicher Festigkeit, des wechselnden
                              Materiales etc. außer den harmonischen Verhältnissen und einer reinen Zeichnung von
                              selbst ergibt, in hohem Maße Rechnung getragen, aber dieselbe ausschließlich durch
                              die Zweckmäßigkeit und nicht durch das Ornament gewonnen.
                           Die consequente Zweckmäßigkeit der Formen (welche auch die leichte Herstellbarkeit
                              umfaßt) kennzeichnet also die heutigen Maschinen. Keine unnöthige Linie und kein
                              Zierath ist an ihnen zu finden, und jeder ihrer Theile trägt den Charakter felsiger
                              Ruhe oder blanker Beweglichkeit, wie er eben zu dienen hat. Verirrungen gegen diesen
                              berechtigt herrschenden Geschmack kamen nach beiden Seiten hin vor, ohne jedoch mehr
                              als Ausnahmen zu sein.
                           Die Gewichte der großen Antriebsmaschinen, soweit es sich
                              in der Ausstellung erheben ließ, betragen zwischen 4,4 und 7,4 Kilogramm pro 1
                              Quadratcentimeter Cylinderquerschnitt ohne Schwungrad. Im weiten Mittel ist das
                              Gewicht einer heutigen Maschine gleich dem Dampfdruck auf ihrem Kolben, so daß es
                              für den Kurbelzapfen gleichwerthig ist, ob die Maschine an ihm aufgehangen wird oder
                              der volle Dampf auf ihn drückt.
                           Die Dampfverbrauche waren nur selten und dann meist
                              unverläßlich zu erfahren. Bei der geringen Beanspruchung der Leistungsfähigkeit der
                              Ausstellungsmaschinen wären aber directe Versuche nicht angezeigt gewesen.
                           Die Vornahme der Untersuchungen, welche überdies den Hauptfactor für die Beurtheilung
                              solcher Motoren abgeben würde, hätte großartiger Vorbereitungen bedurft und, da das
                              Ergebniß mit von der Güte der Kessel abhängt, auch diese umfassen müssen. Solche
                              Versuche aber hätten Unsummen gekostet und wahrscheinlich die Mehrzahl der
                              Aussteller von der Beschickung zurückgehalten.
                           
                           Wo Indicatoren oder Bremsen vorhanden waren, hat Radinger
                              dieselben benützt und die Ergebnisse bei den einzelnen Maschinen angeführt.
                           Die Ordnung, in welcher die Maschinen besprochen werden, reiht sich jener an, welche
                              Verf. in seinem Berichte über Dampfkessel befolgte und welche im Programm des
                              Berichtes liegt. Es ist die Reihenfolge nach den Ländern, und insofern eine ganz
                              gesunde, als sie die Constructionseigenthümlichkeiten großer Gebiete und Völker
                              umfaßt, welche sich sonst nicht wohl erkennen ließen, und auch das Aufsuchen einer
                              einzelnen Maschine erleichtert. Innerhalb der Ländergruppen sind die Maschinen nach
                              ihrer Beachtenswürdigkeit, und zwar meist nach der Steuerung geordnet, so daß die
                              Maschinen mit in die Füllung greifenden Regulatoren voran und die einfach
                              gesteuerten kleinen Maschinen gegen Ende kommen. Die halblocomobilen Dampfmaschinen
                              und die Locomobile sind eigens und wieder nach Ländern geordnet
                              zusammengestellt.
                           Als Schluß des Berichtes über die Dampfmotoren sind in der beiliegenden Tabelle die
                              Hauptabmessungen und Bezugsverhältnisse der größeren Maschinen und zwar in derselben
                              Reihenfolge zusammengestellt, in welcher der Verfasser die Besprechung derselben
                              angeordnet hat.
                           Die wesentlichen Ergebnisse des durch diese Zusammenstellung gewonnenen Ueberblickes
                              finden sich bereits in dem vorstehenden allgemeinen Theile und sind auch da die
                              Mittelwerthe der Kolbengeschwindigkeiten, Canalquerschnitte, Auflagedrücke,
                              specifischer Abnützarbeiten, Luftpumpengröße und der Maschinengewichte bereits
                              ausführlich erörtert. Hier erübrigen nur folgende Bemerkungen.
                           Die Leistungsfähigkeit der einzelnen Maschinen erscheint stets nach der Angabe der
                              Fabrik eingestellt und entspricht wohl jenem Effecte, welchen der Motor bei normalem
                              Gange und einer mittleren Füllung thatsächlich von der Schwungradwelle abzugeben im
                              Stande ist. Die Größe dieser mittleren Füllung ist in die Tabelle aus dem Grunde
                              nicht aufgenommen, weil dieselbe von den Fabriken nur rückhaltend und in den
                              seltensten Fällen präcise ausgesprochen wird, indem damit ein bestimmtes
                              Güteverhältniß der Maschine festgestellt würde. Indem aber dieses von der Wartung
                              und manchen anderen Umständen mit abhängt, welche sich dem Einflusse der erzeugenden
                              Fabrik entziehen, so werden nur beiläufige und mögliche Füllungsgrenzen angegeben,
                              welche sich wohl im Texte bei der einzelnen Maschine finden, jedoch für eine
                              Tabelle, welche klare Werthe verlangt, nicht passen.
                           Die weiter folgenden Dimensionen hat der Verfasser fast ausnahmslos selbst gemessen
                              und die Berechnungsart der Beziehungen entweder nach selbstverständlicher Art oder,
                              wie bei den Auflagedrücken und specifischen
                           
                           Die stabilen Dampfmaschinen der
                                 Weltausstellung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 215, S. 14
                              Land; Maschinenfabrik; Mill.;
                                 Meter; pr. Min.; v Meter; f1/f; f11/f; C; Atm.; Kil. Meter;
                                 Zahl;  Pferdekräfte; Cylinderdurchmesser; Kolbenhub; Umdrehungen;
                                 Kolbengeschwindigkeit per Secunde; Einströmung-Durchmesser;
                                 Ausströmung-Durchmesser; Einströmquerschnitt; Cylinderquerchnitt;
                                 Auströmquerschnitt; Constante aus f1/f = C . v; Dampfdruck;
                                 Kolbenstangen-Durchmesser; Länge; Breite; Auflagedruck; Durchmesser;
                                 Abnützarbeiter per 1 Quadrat Cent. per 1 Secunde; Wellendurchmesser; Gewicht;
                                 Scheibendurchmesser; Zähne; Theilung; Zahnbreite; Hub; V₁/V =
                                 Luftpumpen-Volum./Dampfcylinder-Volum; Gewicht der Maschine; ohne;
                                 mit; Schwungrad; Anmerkung; Amerika; England; Belgien. Frankreich; Russland;
                                 Schweiz; Deutschland; Oesterreich; Norwalk Iron Company; W. & J. Galloway in
                                 Manchester; John J. Derham in Blackburn; Reading Iron Works; Clayton &
                                 Shuttleworth in Lincoln; John & Henry Gwinne in London; Houget & Teston;
                                 Fives Lille; G. A. Lessner in Petersburg; Gebrüder Sulzer in Winterthur; Esscher
                                 Wyfs & Comp. in Zürich; Socin & Wick in Basel; Scheller & Berchtold
                                 in Thalweil; Maschinenfabrik Augsburg; Sächsische Maschinenfabrik in Chemnitz;
                                 Stollberg'sche Factorei; Reinike in Konigsberg; Dingler in Zweibrücken; Brüder
                                 Decker in Cannstatt; Görlitzer Maschinenbau; Berliner Union; Sächsische
                                 Dampfschiffs- und Maschinefabrik; Carlshütte bei Rendsburg; Chemnitzer
                                 Maschinebau; Englerth & Cünzer in Eschweiler; Metzger & Vernuleth in
                                 Darmstadt; Maschinenbau-Verein in Chemnitz; Prager
                                 Maschinebau-Gesselschaft; Friedrich Wannieck in Brünn; Erste Brünner
                                 Maschinefabriks-Actiengesellschaft; Karolinenthaler
                                 Maschinebau-Actiengesellschaft; G. Sigl in Wien; Simmringer Masch. &
                                 Waggonbau-Fabriks Act.-Gesellsch. Maschinenbau Danek in Prag; G.
                                 Topham in Wien; Stefan Vidats in Pest; Fürst Salin'sche Maschinfabrik in
                                 Blansko; Woolf-Maschine; Dimensionen nicht selbst gemessen; Direct
                                 wirkende Centrifugal-Pumpen-Maschinen; Walzwerkmaschine;
                                 Fördermaschine; Walzwerkmaschinen
                              
                           
                           
                           Abnützarbeiten, nach jenen einfachen Principien vorgenommen,
                              welche bereits oben auseinander gesetzt wurden.
                           Wo nur auf Grund complicirter Rechnungen oder hypothetischer Annahmen ein Resultat zu
                              erhalten wäre, wie eben die Leistungsfähigkeit der Maschine, die specifischen
                              Abnützarbeiten an den Geradführungen und Kreuzkopfzapfen, das Luftpumpenverhältniß
                              zum verbrauchten Dampfgewicht, der Gleichförmigkeitsgang des Schwungrades etc.,
                              fehlt hier das berechenbare Verhältniß, und zwar größtentheils in Folge der
                              gedrängten Zeit.
                           Minder wichtige oder selbstverständliche Abmessungen fehlen in der Tabelle; erstere
                              sind jedoch der Mehrzahl nach im Texte enthalten. Hierzu gehören Wandstärken der
                              Cylinder, Kolbenhöhen, Dimensionen der Grundplatten, Längen der Schubstangen,
                              Fundamenttiefen etc.
                           Bezüglich des Materiales ist zu bemerken, daß die Kolbenstangen und die
                              Kreuzkopf- und Kurbelzapfen durchwegs aus Gußstahl und die Schubstangen und
                              Kurbelwellen aus Schmiedeisen oder Bessemermetall bestehen. Das Material der
                              Auflageflächen in Geradeführung und Schalen findet sich im Texte angeführt, wo auch
                              bei den Führungen stets erwähnt wurde, ob sie nachstellbar sind oder nicht.
                           Die Gewichte der Maschinen und der Schwungräder sind meist nur nach der Mittheilung
                              der ausstellenden Fabrik angegeben, und nur in wenig Fällen konnte sie der Verfasser
                              aus den Frachtbriefen direct entnehmen; daher entfällt in der Tabelle die
                              Einstellung des Gewichtes per Flächeninhalt des Dampfcylinders, welche aber im Texte
                              stets erscheint.
                           Wo die Auflageflächen doppelt vorkommen, wie in den Führungen etc., erscheint der
                              Factor 2 in der Tabelle, während der Factor 1/2 bei den Zahnbreiten der Schwungräder
                              bedeutet, daß der zu übertragende Effect durch eine zweite Maschine verdoppelt
                              wird.