| Titel: | Ueber die Fabrikation des Glaubersalzglases; von Rudolf Wagner. | 
| Autor: | Rudolph Wagner | 
| Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 71 | 
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                        Ueber die Fabrikation des Glaubersalzglases; von
                           Rudolf Wagner.
                        Wagner, über die Fabrikation des Glaubersalzglases.
                        
                     
                        
                           Die Darstellung des Glaubersalzglases ist, so wie sie gegenwärtig geschieht,
                              keineswegs eine rationelle, da der in dem Sulfat enthaltene Schwefel (22,5 Proc.)
                              total verloren geht. Wie groß die Menge des auf diese Weise der chemischen Industrie
                              entzogenen Schwefels ist, ergibt sich aus folgender Berechnung.
                           England producirt jährlich 10 Millionen Centner Sulfat, davon dienen 60 Proc. der
                              Sodafabrikation. Von den restirenden 40 Procent gehen reichlich 2/3 in die
                              Glasfabrikation, mithin 26 Procent, entsprechend einem Quantum von 2,6 Millionen
                              Centner Sulfalt. Darin sind enthalten 585915 Centner Schwefel, einen Werth (zu 9 Mark pro
                              Centner) von 5273235 Mark repräsentirend.
                           Die Gewinnung des Schwefels aus dem Sulfalt ist auf der Glashütte nicht ausführbar,
                              auf dem Alkaliwerk dagegen um so leichter, wenn dem Glasfabrikanten statt des
                              Sulfates ein daraus erschmolzenes Natronsilicat geliefert wird. Die dabei sich
                              entwickelnde schweflige Säure wird ohne erhebliche Schwierigkeiten absorbirt und
                              vielleicht sofort zur Herstellung von Sulfat nach dem interessanten und bewährten
                              Verfahren von Hargreaves verwerthet werden können.
                           Hr. Fabrikdirector Bode zu Harkorten bei Haspe
                              (Westphalen), der an der angeregten Frage warmes Interesse nimmt, schrieb mir über
                              die Möglichkeit der Umwandlung des Sulfates in Natronsilicat folgendes:
                           
                              „Neben den Schmelzkosten würde noch interessiren die Zusammensetzung des
                                 Schmelzgutes und zwar, weil die leichtere oder schwerere Schmelzbarkeit
                                 desselben von dem Verhältniß der Kieselsäure zum Natron abhängt. Als Fabrikant
                                 von Natronsilicat würde man dann zwei sich in gewisser Beziehung bekämpfende
                                 Forderungen möglich in Einklang zu setzen haben. Da nämlich einerseits Silicate
                                 mit wenig SiO₂ schwerer schmelzbar sind, als
                                 solche mit mehr Säure, so würde man, um Kohlen und Löhne zu sparen, auf
                                 kieselsäurereiche Silicate hinzuarbeiten haben. Andererseits aber verlangen
                                 solche Silicate mehr Zuschlag an SiO₂, die
                                 man im Einkauf nicht für umsonst hat, beim Verkauf im Product aber
                                 wahrscheinlich umsonst abgeben muß. Gleichzeitig würde man durch Darstellung von
                                 Silicat mit wenig SiO₂ auch den Vortheil
                                 haben, daß man die 31 Th. Natron im calcinirten Glaubersalz in einer geringen
                                 Menge Silicat concentrirt hätte und somit billigere Fracht per 100 Natron
                                 erzielte. Man hätte bei
                              
                           
                              
                                 
                                    Halb-Silicat
                                    4Na₂O, SiO₂
                                    = 80,6 Proc. Natron
                                    = 11 Mark
                                      6 Rpf. per Ctr.
                                    
                                 
                                    Singulo- „
                                    2Na₂O, SiO₂
                                    =
                                       67,4    „        
                                       „
                                    =   9     „
                                    26    „    
                                       „    „
                                    
                                 
                                    Bi-        
                                       „
                                    Na₂O, SiO₂
                                    =
                                       50,8    „        
                                       „
                                    =   7     „
                                    –      „    
                                       „    „
                                    
                                 
                                    Tri-        „
                                    2Na₂O, 3SiO₂
                                    =
                                       40,8    „        
                                       „
                                    =   5     „
                                    60    „    
                                       „    „
                                    
                                 
                                    Sulfat
                                    Na₂O, SO₃
                                    =
                                       43,6    „        
                                       „
                                    =   6     „
                                    –      „    
                                       „    „
                                    
                                 
                              
                           
                              Die ausgeworfenen Preise sind ermittelt für den Gehalt an Natron, wenn man den
                                 Natrongehalt im Centner Sulfat mit 6 Mark bezahlt, was ein guter Preis ist.
                              
                           
                              Wenn es möglich ist, Silicate mit wenig Kieselsäure ohne zu hohe Schmelzkosten
                                 herzustellen, so glaube ich, daß man bei nicht zu kleinem Betriebe mit der
                                 Schwefelgewinnung aus Sulfat wohl ein Geschäft machen würde.“
                              
                           Würzburg, 18. Januar 1875.