| Titel: | Zur Kenntniss des Buchenholztheeröles; von A. W. Hofmann. | 
| Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 362 | 
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                        Zur Kenntniss des Buchenholztheeröles; von
                           A. W.
                              Hofmann.
                        Hofmann, zur Kenntniß des Buchenholztheeröles.
                        
                     
                        
                           Vor einiger Zeit bin ich bei der Untersuchung einiger hochsiedender Bestandtheile des
                              Buchenholztheeres auf einige phenolartige Verbindungen gestoßen, welche sich durch
                              die Leichtigkeit charakterisiren, mit der sie sich bei der Oxydation in
                              krystallisirte Producte verwandeln. (Berichte der deutschen chemischen
                                    Gesellschaft, 1874 S. 78.) Ich habe damals angeführt, daß
                              sich aus den hochsiedenden Antheilen des Buchenholztheeres eine bei 270°
                              siedende Flüssigkeit isoliren läßt, welche sich mit Kaliumbichromat in den schönen
                              Körper verwandeln läßt, welchen Liebermann vor einiger
                              Zeit unter dem Namen „Cörulignon“
                              Vergl. dies Journal, 1874 212 355; Wagner's Jahresbericht, 1872 S. 653 und 1873 S.
                                    827; Liebig's Annalen der Chemie, Bd. 169 S. 221. beschrieben hat. Es wurde aber gleichzeitig erwähnt, daß neben dem
                              Cörulignon in diesem Oxydationsproceß eine prachtvolle, in langen gelben Nadeln
                              krystallisirende Verbindung auftritt, welche sich in concentrirter Schwefelsäure mit
                              carmoisinrother Farbe auflöst. Durch häufiges Fractioniren und mehrfaches
                              Umkrystallisiren des aus dem ganz hochsiedenden Antheile dargestellten Natriumsalzes
                              ist es mir nunmehr gelungen, ein bei 285° siedendes Oel zu isoliren, welche
                              bei der Oxydation keine Spur von Cörulignon mehr gibt, dagegen reichliche Mengen des
                              gelben Körpers liefert. Das hochsiedende Oel hat nach mehrfachen Analysen die
                              Zusammensetzung C₁₁H₁₆O₃, welche Formel durch die
                              Untersuchung eines schönen bei 108 bis 109° schmelzenden Bromderivats
                              C₁₁H₁₄Br₂O₃ gestützt wird.
                           Das gelbe Oxydationsproduct ist eine chinonartige Verbindung. Seine Zusammensetzung
                              wird durch die Formel C₈H₈O₄ ausgedrückt. Mit Reductionsmitteln
                              behandelt, geht dasselbe in einen Hydrokörper C₈H₁₀O₄
                              über, welcher in schönen weißen Nadeln krystallisirt. Die Umwandlung und Rückbildung
                              des Chinons geht so leicht von statten, daß sich der Proceß quantitativ verfolgen
                              ließ und eine Molecularbestimmung des Chinons gestattete.
                           Brom verwandelt das Chinon in prachtvolle, rothe, bei 175° schmelzende
                              Krystalle, welche nach der Formel C₈H₆Br₂O₄
                              zusammengesetzt sind. (Aus den Berichten der deutschen chemischen
                                    Gesellschaft, 1875 S. 66.)