| Titel: | Ein System der vergleichenden mechanischen Technologie; von Professor W. F. Exner in Wien. | 
| Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 368 | 
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                        Ein System der vergleichenden mechanischen
                           Technologie; von Professor W. F.
                              Exner in Wien.
                        (Fortsetzung und Schluß von S. 279 des vorhergehenden Heftes.)
                        Exner, über ein System der vergleichenden mechanischen
                           Technologie.
                        
                     
                        
                           2. Transportmittel. Unter Transportmittel sind jene
                              passiven Hilfsmittel zu verstehen, mittels deren die in den Schmelzapparaten
                              gewonnenen Flüssigkeiten in die Gießformen überführt werden.
                           Nicht bei jeder Art von Gießerei müssen solche Vorrichtungen in Anwendung kommen. Wie
                              schon weiter oben erwähnt wurde, kann der Rohstoff an jener Stelle zum Schmelzen
                              gebracht werden, wo er auch erstarrt; so beim Löthen und Emailliren, wobei der
                              Transport entfällt. Aber auch, wenn eine Ueberführung des Gießstoffes vom
                              Schmelzapparate zur Gießform stattfindet, muß nicht immer eine eigene Vorrichtung
                              dies ermöglichen.Nach dem Vorschlage Flamm's läßt man die Glasmasse
                                    für die Spiegelgießerei von dem einen Glashafen, welchen bei dieser Methode
                                    der Glasofen enthält, durch eine Bodenöffnung des Hafens, ohne ihn von
                                    seinem Platze zu entfernen, auf den unter ihn befindlichen Gußtisch
                                    ausfließen. (S. Dr. Graeger: Handbuch der Glasfabrikation. 4. Auflage [Weimar 1868] 2.
                                    Bd. S. 63.) Ein ähnlicher Vorschlag ging im J. 1857 von T. Warren (vergl. dies Journal, 1857 143 34) aus, welcher sich das Verfahren
                                    patentiren ließ, aus Glas: Spiegel, Platten, Röhren etc. zu gießen. Es wird
                                    dabei aus dem im Glasofen stehenden Schmelzhafen, mittels eines von der
                                    Seite des Tiegels ausgehenden Rohres, die Gießmasse direct in die Form
                                    geleitet.
                              
                           Bei großen Gußstücken aus Eisen und Bronze, wie umfangreichen Maschinentheilen,
                              Kanonen, Glocken, Statuen u.s.w., läßt man gewöhnlich den geschmolzenen Rohstoff aus
                              dem Stichloche des Cupol- oder Flammofens durch ein Rohr oder eine Rinne in
                              die Gußform fließen. Man nennt dies „Versetzen“ oder
                              „Laufenlassen.“ Bei Eisen formt man die Rinne wohl am Boden
                              der Gießerei-Werkstätte aus Sand, bei Bronze aus Lehm, und läßt den
                              „Masselgraben“ (Eisengießerei) nach Bedarf zu verschiedenen
                              Formen hin sich verzweigen. Das flüssige Metall wird dann in einen Zweig nach dem
                              anderen eingeleitet. Es ist in vielen Fällen angezeigt, die in den Rinnen der Form
                              zuströmende Gießmasse oberhalb der Form in einem Raume (Tümpel) anzusammeln, und
                              erst, wenn dieser eine beträchtliche, zur völligen Ausfüllung der Gießform
                              ausreichende Menge enthält, wird durch Ausziehen des am Boden des Tümpels
                              befindlichen Pfropfens das Gußloch zugänglich, der Guß beginnt und vollzieht sich
                              rascher und ohne Unterbrechung. Die beim flüssigen Metalle auf der Oberfläche
                              schwimmende Schlacke oder Krätze wird vor dem Eintritt in die Form durch eigene
                              Schutzplatten oder den hölzernen „Krampstock“
                              zurückgehalten.
                           Die eigentlichen Transportmittel sind jene Gefäße, welche beim Schmelzapparat gefüllt
                              und mittels verschiedener Vorrichtungen zur Form geschafft werden. Bei denselben
                              kommt zweierlei in Betracht: das Material, deren Größe und Bauart.
                           Die Transportmittel müssen stets aus einem Stoff angefertigt werden, welcher durch
                              die hohe Temperatur und sonstige Beschaffenheit der geschmolzenen Gießsubstanz nicht
                              selbst zum Schmelzen gebracht oder einer raschen Zerstörung ausgesetzt wird.Die Transportmittel für Eisen sind aus Guß- oder Schmiedeisen und an
                                    ihrer Innenfläche sorgfältig mit Lehm ausgestrichen, der dann noch scharf
                                    erhitzt wird. Für Münzzaine dienen ebenfalls eiserne, mit Thon ausgefütterte
                                    Transportmittel. Die in der geschmolzenen Gießmasse vorhandene Wärmemenge
                                    W reicht nicht aus, um das Gefäß aus
                                    derselben Substanz, während der kurzen Zeit des Transportes und bei dem
                                    Vorhandensein eines schlecht wärmeleitenden Isolators zum Schmelzen zu
                                    bringen. Vollkommen beruhigend ist die Verwendung eines Materiales für das
                                    Transportmittel, dessen Schmelzbarkeit geringer, d.h. dessen W größer ist als jene des transportirten
                                    Rohstoffes, wie z.B. die schmiedeisernen Behälter für das flüssige
                                    Schriftgießermetall, und die aus feuerfestem Thon hergestellten Gießhafen
                                    für Spiegelglas.
                              
                           Die Größe und Bauart des Gefäßes richtet sich nach der Quantität des auf einmal zu
                              übertragenden Gießstoffes und nach der Art des Transportes. Die größten Gefäße sind
                              Kästen aus Schmiedeisenblech, die auf Eisenbahnwagen verführt werden. Kleinere
                              schmied- oder gußeiserne Kessel oder Kübel werden durch Lauf- oder
                              andere Krahne transportirt. Pfannen werden von zwei und mehr Arbeitern sänftenartig,
                              noch kleinere durch einen Arbeiter getragen. Die kleinsten Transportmittel, die
                              Kellen oder Löffel, zeigen zahllose Abstufungen an Größe und ungemeine
                              Mannigfaltigkeit in der Gestalt.Bei der Eisengießerei kommen folgende Haupttypen der Transportmittel vor:
                                    Wagen-Gießkasten aus Kesselblech zusammengenietet, mit scharf
                                    getrockneter Lehmfütterung, am Boden eine Oeffnung zum Entleeren;
                                    Fassungsraum: 10.000 bis 12.000 Kilogrm. – Krahnpfannen aus
                                    Schmied- oder Gußeisen, welche durch maschinelle Vorrichtungen behufs
                                    Ausgießen umgekippt werden; Fassungsraum: 2000 bis 5000 Kilogrm. –
                                    Gießpfannen aus Eisenblech, auf zwei Stangen tragbar, 100 bis 200 Kilogrm.
                                    haltend. – Endlich Gießkellen oder Gießlöffel, gewöhnlich aus
                                    Gußeisen, mit einem 1 bis 1,25 Meter langen Stiel, zur Aufnahme von
                                    höchstens 25 Kilogrm. bestimmt.
                              
                           Das Transportgefäß nimmt entweder die ganze zu einem Gußstück nothwendige
                              Rohstoffmenge auf, wie z.B. die Gießlöffel der Schriftgießerei, welche nach der
                              Größe der Lettern und der hierzu benöthigten Mengen stets in größerer Auswahl (in
                              Sortimenten zu 12 Stück) vorhanden sind (vergl. Prechtl's
                              Encyklopädie, Taf. 309, ###Fig. 29 bis 31); oder es wird in einem Sammelgefäße der
                              Inhalt mehrerer Transportgefäße vereinigt.
                           
                           Beim Tiegelgusse dient der Schmelztiegel oft auch als Transportmittel (Messing) und
                              dabei tritt häufig der letzterwähnte Fall des Ansammelns der Gießmasse vor dem Guß
                              ein (Stahl). Bei dem Spiegelgusse wird der Schmelzhafen aus dem Ofen genommen und
                              mittels Wagen und Krahn bis über den Gußtisch gebracht; es kann aber auch, und
                              früher war dies die Regel, die geschmolzene Masse aus dem Schmelzhafen mit kupfernen
                              Löffeln in etwa 1/3 so große Gießwannen oder Gießhafen umgeschöpft werden. Die
                              Glasmasse ruht dann noch 16 bis 18 Stunden bei sehr hoher Temperatur in diesen
                              Gießwannen, d.h. sie wird geläutert. Die Gießwannen, aus feuerfestem, mit Chamotte
                              gemischtem Thone geformt und gebrannt, haben außen an den Seitenwänden Rinnen, in
                              welche sich die Zange einlegt, mit welcher die Gefäße aus
                              dem Ofen gehoben werden. Diese Zange gehört ebenfalls zu den passiven Hilfsmitteln
                              der Gießerei.
                           
                        
                           V. Active Hilfsmittel.
                           Die Formen, Gießformen, können nach zwei Gesichtspunkten
                              classificirt werden: nach dem Materiale, aus dem sie angefertigt werden und nach der
                              Gestalt der Gußwaare, welche herzustellen sie berufen sind. Die Classification nach
                              dem Materiale ist für die vergleichende Technologie die wesentlich im Vordergrunde
                              stehende, denn die Wahl der Substanz der Form ist zunächst und zumeist durch die
                              Arbeits-Eigenschaften des Rohstoffes bedingt, während die Gestalt und
                              Einrichtung der Form vielmehr von der Beschaffenheit des Gewerbsproductes, das sie
                              ermöglicht, bestimmt wird. Zwischen den beiden Gesichtspunkten besteht insofern ein
                              organischer Zusammenhang, als gewisse Gestalten der Form auch deren Herstellung aus
                              diesem oder in jenem Materiale bedingen. Ist dieses Material der Form dann den
                              Arbeits-Eigenschaften des Rohstoffes weniger zusagend, so entsteht eine
                              Collision zwischen den Bedingungen des Gelingens. Durch reiche Erfahrung und
                              besonderen Scharfsinn werden Aufgaben der complicirtesten Art dennoch glücklich
                              gelöst.
                           Das Material der Form muß um so mehr hitzebeständig sein, je höher die Temperatur T + t ist, je größer die
                              Menge des Trägers dieser Temperatur, respective je größer W ist; ferner muß die Form in allen Theilen dem Stoße des einströmenden
                              Gießstoffes widerstehen und den Seiten- und Bodendruck aushalten können;
                              endlich muß sich das Material zur Herstellung der Formen eignen. Die vornehmsten
                              Materialien sind: magerer Sand (Sandformerei), fetter Sand (Masseformerei), Lehm
                              (Lehmformerei), Metalle (Schalenguß) u.s.w. Bei ein und derselben Form können und
                              müssen mitunter mehrere verschiedene Materialien verwendet werden, so daß
                              beispielsweise bei einem Theile der Form Sand, bei einem anderen Lehm, Metalle bei
                              diesem oder jenem Theile in Gebrauch kommen. Endlich treten auch solche
                              Combinationen auf, bei denen die eigentliche Form aus einem wenig widerstandsfähigen
                              Stoff, wie Sand, Masse oder Lehm gebildet ist, während nach außen zu eine Umhüllung
                              aus irgend einem Materiale, z.B. Gyps, hergestellt ist und in dasselbe – das
                              Fleisch – Eisenschließen eingebettet werden (Armatur). Wird die Form in einem
                              eisernen Gehäuse aus Masse oder Sand hergestellt, so nennt man dies
                              „Kastenformerei“; wohl auch beim Gießen in
                              „Flaschen“ dienen diese nur als Umrahmung der eigentlichen
                              Form. Die Herstellung der Formen aus Lehm, Sand, Masse u.a.m. gehört in den
                              Arbeitsbegriff: Modelliren, Formerei – und wird auch dort abzuhandeln sein.
                              Die Herstellung der Metallformen wird zumeist durch Guß, aber auch durch Pressen,
                              Schmieden, Treiben etc. bewerkstelligt, gehört also auch nicht in den hier
                              abzuhandelnden Arbeitsbegriff. Die Eigenthümlichkeiten der Form-Materialien
                              können daher hier, soweit sie auf die Herstellung der Form Einfluß nehmen übergangen
                              werden. Dagegen kommen die Eigenschaften der fertigen Form hier in Betracht.Sandformen haben eine feine und doch poröse Oberfläche; dabei ist trockener
                                    (fetter) Sand für die feinsten und subtilsten Gestalten geeignet. Der nasse
                                    magere grüne Sand „schreckt“, d.h. er kühlt die
                                    Gießmasse rascher ab als trockener Sand. Letztere Formen werden vor der
                                    Verwendung, nachdem sie aus der Trockenhitze genommen wurden, mit einer
                                    isolirenden, die Adhäsion verhindernden Schlichte oder Schwärze überstrichen
                                    und dann – wenn nöthig – nochmals getrocknet. Während magerer
                                    Sand und Masse nur für die Kasten- und Herdformerei genügende
                                    Festigkeit (Cohäsion, Bindekraft) besitzen, „steht“ die
                                    Lehmform auch ohne Kasten. Die Lehmformen werden gewöhnlich nur im
                                    gebrannten Zustande verwendet und ebenfalls mit einer Brühe von Leimwasser
                                    und Kohlenstaub überzogen, isolirt.Sand-, Masse- und Lehmformen werden nur ein Mal zum Gusse
                                    verwendet; – es sind sogen. „verlorene“ Formen.
                                    (Eine Ausnahme hiervon macht der Vorschlag von Hoby und Kinniburgh, beschrieben in
                                    diesem Journal, 1854 131 432.)Die Metallformen haben den großen Vorzug wiederholt verwendet werden zu
                                    können. Ihre große Wärmeleitungsfähigkeit kann schädlich werden und ihre
                                    Verwendbarkeit einschränken. Man erwärmt die Formen, wenn man sie vor dem
                                    Zerspringen sichern und die Härtung des Gußstückes abschwächen will. Kupfer
                                    macht die Oberflächenschicht des Gußstückes härter und dicker als andere
                                    Formen. [Beispiele für Eisenschalenguß und Hartguß sind: Kanonenkugeln,
                                    Dreheisen, Hartwalzen, Herzstücke, Waggonräder, Radnaben, Zuckerhutformen
                                    mit Bezug auf deren innere Wandfläche (Campbell
                                    und Marnal); grobe, einhiebige Feilen (Adcock), Ambosse, Pochstempelschuhe.]Laurens und Thomas
                                    umgeben sehr dünne Schalen mit Sand in Formkästen, wodurch eine dichte und
                                    nicht zu spröde Haut beim Gußstück erzielt wird.Das Erwärmen der Formen ist aber auch dann nothwendig, wenn man die
                                    Erstarrung und die dabei etwa vorkommende Krystallisation verzögern will und
                                    muß. So werden die Formen für die Stearinkerzen in einem Wasserbade bis auf
                                    49° – eine dem Schmelzpunkte sehr naheliegende Temperatur
                                    – erwärmt. Dadurch wird die Masse der Kerzen dicht und hart und das
                                    Ansehen schön. Bei den Paraffinkerzen befolgt man eine gerade
                                    entgegengesetzte Methode, um den gleichen Zweck zu erreichen. Das auf 75 bis
                                    80° erhitzte Paraffin wird in 56° warme Formen gegossen und diese dann,
                                    um die Krystallisation zu stören, in 12° kaltem Wasser abgekühlt. Das
                                    Erwärmen der Eingüsse und Formen findet auch noch beim Gießen des Goldes,
                                    Silbers, Zinns etc. statt.Die metallenen Formen werden vor dem Gebrauche mit Theer, Reißblei oder fein
                                    gepulvertem Antimon überzogen, wenn Eisen in denselben gegossen wird.
                                    Manchmal stellt man die Formen auch auf ihrer inneren Fläche hochblank her,
                                    um der Gußwaare eine glänzende Außenseite zu geben, so z.B. werden
                                    Kerzenformen aus einer Zinkbleilegirung (Zink: Blei = 5 bis 2 : 1) über
                                    einen hochpolirten Stahlkern gegossen, um ihnen jene Glätte zu geben, welche
                                    sie dann auf die Kerzen übertragen.
                              
                           
                           Die Wahl des Materiales zur Form ist wie bei den Transportmitteln wesentlich durch
                              die Schmelzbarkeit desselben, der Temperatur T + t des Gießstoffes gegenübergehalten, bedingt. Es ist
                              leicht einzusehen, daß man für jeden Gießstoff die Form aus demselben Stoff und aus
                              allen schwerer schmelzbaren Substanzen anfertigen kann; die leichter schmelzbaren
                              sind dagegen ausgeschlossen. Ferner wird man von den zur Disposition stehenden
                              Formmaterialien stets die billigeren Stoffe wählen und jene, welche sich zur
                              Herstellung der Form auf diesem oder jenem Wege gut eignen. Die folgende Uebersicht
                              der Formen, nach ihrem Materiale und ihrer Bestimmung geordnet, bestätigt zur Genüge
                              die eben angeführte Regel.
                           
                              
                                 Material der
                                       Gießform:
                                 
                                 Gießstoff:
                                 
                              
                                 
                                    Sand
                                    
                                 für
                                 fast alle Gießstoffe, ausgenommen:
                                    Schwefel,    Glas, Fettsäuren, Paraffin
                                    u.s.w.
                                 
                              
                                     magerer Sand
                                 „
                                 Gußeisen.
                                 
                              
                                     fetter Sand
                                 „
                                 Bronze.
                                 
                              
                                     Sand mit 1/4 bis 1/3 Kohle
                                 „
                                 Messing.
                                 
                              
                                     sehr fetter Sand
                                 „
                                 Stahl.
                                 
                              
                                 
                                    Lehm
                                    
                                 „
                                 Stoffe mit T = 900 bis 1400°.
                                    (Bronze,    Messing, Stahl, Eisen.)
                                 
                              
                                 
                                    Schmiedeisen
                                    
                                 „
                                 Gold, Silber, große Lettern.
                                 
                              
                                 
                                    Gußeisen
                                    
                                 „
                                 Eisen, Stahl, Münzzaine, Zink,
                                    Zinn,    Fensterblei, kleine Lettern, Talg
                                    u.s.w.
                                 
                              
                                 
                                    Stahl
                                    
                                 „
                                 Britannia-Metall, Lettern (in
                                    Frankreich    und England
                                    ausschließlich).
                                 
                              
                                 
                                    Messing
                                    
                                 „
                                 Zink, Zinn, Blei, Hartblei, Lettern
                                    (in    Deutschland), Talg.
                                 
                              
                                 
                                    Bronze
                                    
                                 „
                                 Zink.
                                 
                              
                                 Legirung von Kupfer,
                                       Messing    und 1/20 Zinn
                                 „
                                 Spiegelglas.
                                 
                              
                                 
                                    Zink
                                    
                                 „
                                 Zink, Hartblei.
                                 
                              
                                 
                                    Zinn
                                    
                                 „
                                 Zinn, Talg.
                                 
                              
                                 Legirung von Zinn
                                    und Blei
                                 „
                                 Talg.
                                 
                              
                                           „            
                                    „   Zinn und Antimon    (Pewter)
                                 „
                                 Stearinsäure.
                                 
                              
                                 
                                    Blei
                                    
                                 „
                                 Zinn und Blei.
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Material der
                                       Gießform:
                                 
                                 Gießstoff:
                                 
                              
                                 
                                    Granit
                                    
                                 für
                                 Messing.
                                 
                              
                                 Sandstein, Serpentin,
                                       Thonschiefer,  Gyps,
                                       Papier, Holz
                                 „
                                 Zinn.
                                 
                              
                                 Sepia (Blackfischbein)
                                 „
                                 Gold.
                                 
                              
                                 
                                    Glas
                                    
                                 „
                                 Stearin, Paraffin.
                                 
                              
                                 
                                    Schwefel, vulcan. Kautschuk
                                    
                                 „
                                 Wachs u.a.
                                 
                              
                           Die Gießformen ihrer Gestalt nach zu classificiren, ist ungleich schwieriger, als sie
                              dem Materiale nach einzutheilen. Die Mannigfaltigkeit in ersterer Hinsicht ist eine
                              unbegrenzte. Da die Gußform bezüglich ihrer Gestalt wesentlich von jener der
                              hervorzubringenden Gußwaare abhängig ist, so steht die Gestalt in einem engeren
                              Zusammenhang mit dem Gewerbebetriebe; eine wissenschaftliche Behandlung ist
                              ausgeschlossen. Ohne die technischen Ausdrücke für bestimmte Arten von Gießformen
                              – welche durch die beschreibende Technologie genügend und mehr als
                              ausreichend erörtert sind – hier zu erklären, mag an dieser Stelle eine kurze
                              Zusammenstellung folgen.
                           Die Gießform dient entweder zur Erzeugung eines Theiles der Oberfläche oder der
                              ganzen Oberfläche der Gießwaare. „Offene“ Formen;
                              „geschlossene“ Formen. Specielle Fälle der ersteren:
                              Herdformerei, Spiegelguß; specielle Fälle der letzteren: verdeckter Herdguß, Kasten,
                              Flaschen, Eingüsse.
                           Die geschlossenen Formen dienen für massive oder hohle Gegenstände. Bei hohlen
                              Gegenständen besteht die Form aus „Kern“ und
                              „Mantel“, oder es wird der Kern durch eigenthümliche
                              Verfahrungsweisen entbehrlich gemacht. (Gießen großer Placat-Lettern,
                              Schwenkguß oder Stürzen, Centrifugalguß [nach Peters'
                              Vorschlag, Rotation um zwei aufeinander senkrecht stehende Achsen], plattirte
                              Kerzen.)
                           Es kommt vor, daß eine eigentliche, von der fertigen Gußwaare abzulösende Form nicht
                              besteht, sondern daß der geschmolzene Gießstoff nach dem Erstarren mit dem Körper
                              verbunden bleibt, an oder auf dem er erstarrt. (Ausgießen der Zapfenlagerschalen mit
                              Weißmetall; Ausgießen von Hohlkörpern mit Blei, um sie schwerer zu machen; Tunken
                              der Zündhölzchen; Kandiren u.s.w.)
                           Gießinstrumente, Gießmaschinen. Ist die Gießform so
                              eingerichtet, daß man sie weiter und enger machen und daher verschieden große Körper
                              in ihr gießen kann, daß sie ferner einzelne Theile auszuwechseln gestattet und
                              endlich die Zerlegung und abermalige Zusammensetzung erleichtert, so nennt man die
                              Gießform auch „Gießinstrument.“ (Schriftgießerei.)
                           Wenn noch überdies maschinelle Vorkehrungen die Entnahme des Gießstoffes aus dem
                              Schmelzapparate und das Einfüllen in die Form (Gießpumpen), ferner die Bewegung der Pumpen und die
                              Bedienung der Gießinstrumente besorgen, so nennt man diese Einrichtungen
                              Gießmaschinen.
                           
                        
                           B. Gießen
                                 von in Flüssigkeiten suspendirten oder gelösten Stoffen.
                           
                              I. Die Arbeits-Eigenschaften des Rohstoffes.
                              Wenn man einen festen Körper nicht durch Wärmezufuhr vermöge seiner
                                 Schmelzbarkeit in seine flüssige Aggregatform überführt, sondern ihn dadurch in
                                 tropfbar flüssige Form bringt, daß man ihn mit einer Flüssigkeit in Berührung
                                 bringt, so kann in diesem letzteren Falle zweierlei geschehen.
                              1) Es kann ein gepulverter Körper durch Umrühren in einer Flüssigkeit fein
                                 vertheilt werden: Gemenge. Man wird aber dann noch
                                 stets die Theilchen des festen Körpers unterscheiden können, und läßt man das
                                 Gemenge ruhen, so wird sich der specifisch schwerere Körper zu Boden setzen und
                                 von dem specifisch leichteren wieder absondern.
                              2) Es kann ein fester Körper mit einer Flüssigkeit eine chemische Verbindung nach
                                 veränderlichen Verhältnissen – Lösung –
                                 eingehen, wobei die Theilchen der beiden Stoffe nicht mehr, auch nicht mit dem
                                 Mikroskope unterschieden werden können – und sich selbst überlassen, eine
                                 Ausscheidung oder Abtrennung der verbundenen Stoffe nicht eintreten wird.
                              An Stelle der Schmelzbarkeit tritt also bei der zweiten Hauptart der Gießerei als
                                 vornehmste Arbeits-Eigenschaft die Fähigkeit des Rohstoffes, mit einer
                                 tropfbaren Flüssigkeit ein „Gemenge“ oder eine
                                 „Lösung“ zu bilden.
                              Alle übrigen früher (S. 178 bis 183) namhaft gemachten
                                 Arbeits-Eigenschaften der Gießerei-Rohstoffe kommen auch hier in
                                 Betracht.
                              Bei dem Erstarren treten zufolge chemischer Vorgänge Volumsvergrößerungen auf,
                                 die man „Treiben“ nennt.Der Gyps treibt im Momente des Erstarrens, ebenso die Cemente. Durch
                                       einen größeren Wasserzusatz als den gewöhnlichen (2 1/2 Gew. Th. Wasser
                                       zu 1 Gew. Th. gebrannten Gyps) kann das Treiben vermindert werden.
                                 
                              Bezüglich des specifischen Gewichtes und der Consistenz gilt auch hier das oben
                                 angeführte. Der Adhäsion der Gießstoffe zur Form wegen muß die innere Fläche der
                                 letzteren mit isolirenden Stoffen überzogen werden, wie Oel, Seifen- oder
                                 Schellack-Lösung, Glaspulver etc. Die Schnelligkeit des Erstarrens,
                                 welche man bei geschmolzenen Rohstoffen durch die Raschheit der Wärmeentziehung
                                 einigermaßen in seiner Hand hat, kann man bei gelüsten oder mit Flüssigkeiten
                                 gemengten Rohstoffen dadurch fördern, daß man das flüssige Lösungs- oder
                                 Mengungsmittel in seiner Verdunstung durch Erwärmung fördert. Durch Beimischung
                                 von erdigen Substanzen, Leim etc. kann man andererseits die Erstarrung
                                 verzögern.Nach Puscher ist der Zusatz von 2 bis 4 Proc.
                                       gepulverter Eibischwurzel ein wirksames Verzögerungsmittel. Bei 8 Proc.
                                       behält die Masse nach dem Erstarren eine gewisse Zähigkeit, welche sie
                                       zu allerlei geeignet macht.
                                 
                              
                           
                        
                           II. Das Verfahren, die passiven und activen
                              Hilfsmittel.
                           Das Verfahren unterscheidet sich von dem bei Schmelzstoffen angewendeten nur in dem
                              einen Punkte der Herstellung der flüssigen Aggregatform, weshalb sich auch eine
                              wesentliche Abweichung nur bei den passiven Hilfsmitteln zeigt.
                           An Stelle der Schmelzapparate treten Vorrichtungen zum Mengen und Lösen. Wenn zur
                              Steigerung des Lösungsbestrebens Wärme dienlich ist, so kann ein derartiger Apparat
                              eine Heizung enthalten, und eine Aehnlichkeit mit einem Schmelzapparat ist dann
                              nicht ausgeschlossen. Auch tritt mitunter Lösung und Schmelzen gleichzeitig auf.
                              (Asphalt.)
                           Die Apparate zur Herstellung eines Gemenges sind vortheilhaft mit mechanischen
                              Rühr- oder Quirlvorrichtungen zu combiniren. (Maschinelle passive
                              Hilfsmittel.)
                           Auch bei den activen Hilfsmitteln tritt eine Modification ein, da die Forderung, hohe
                              Temperaturen auszuhalten, wegfällt. Das Erstarren vollzieht sich durch einen
                              chemischen Proceß, bei welchem das Suspendirungs- oder Lösungsmittel in die
                              sich bildende neue chemische Verbindung nach festen Verhältnissen eintritt (Gyps,
                              Cemente, Kitte etc.)Die chemischen Processe sind in der Regel entweder Hydrat- oder
                                    Silicatbildungen., durch Verdunstung oder endlich durch Absorption der Flüssigkeit seitens der
                              Form.Gießen des Porzellans in „Saugformen“, Sturzguß und
                                    Spitzen aus Porzellan. Endlich kann aber auch noch der Fall eintreten, daß eine bei einer höheren
                              Temperatur übersättigte Lösung, bei mäßiger Abkühlung in der Form einen guten Theil
                              des gelösten Stoffes herauskrystallisiren läßt, während die Mutterlauge durch eine
                              Oeffnung in der Form abfließt (Zucker). Immer jedoch werden den Gießformen hier nur
                              verhältnißmäßig niedrige Temperaturen zugemuthet, selten dürfte die Temperatur
                              100° überschreiten.Selbst dann nicht, wenn die bereits gefüllte Form zur Beschleunigung der
                                    Wasserverdunstung in einen Ofen eingebracht wird, wie beim Gießen der
                                    künstlichen Steine aus Cement. Man könnte deshalb die zweite Hauptart der Gießerei, im Gegensatze zur ersten
                              – der Schmelzgießerei – die „Kaltgießerei“
                              nennen.
                           Nach dem Gesagten wird es nicht überraschen, daß bei der Wahl des Materiales für die
                              Form in der Kaltgießerei ein weiterer Spielraum herrscht; – Stoffe wie selbst
                              Wachs und Gyps sind nicht ausgeschlossen.
                           Was nun die Gestalt der Form anbelangt, so kommen bei der Kaltgießerei wohl alle
                              Arten der Formen vom offenen Einguß bis zum Kastenguß vor, wenn auch nicht unter den
                              bei der Metallgießerei üblichen Bezeichnungen.Auf der oberen Seite nicht abgeschlossene Formen kommen beim Concret-
                                    oder Gußmauerwert vor; Formen für Hohlgüsse wurden schon früher beim
                                    Porzellangusse erwähnt; das Gießen von Cement-Wasserleitungsröhren
                                    ist ein Gießen mit Kernen. (Dies kann in der Weise bewerkstelligt werden,
                                    daß Gießen und Legen unter Einem geschieht. Vergl. Böhmer und Neumann: Kalk, Gyps und
                                    Cement [Weimar 1870] S. 252, Verfahren der Gebrüder Born in Erfurt.) Die Cement- und Gypsgießerei hat wohl
                                    schon die verschiedenartigsten Aufgaben bewältigt, deshalb die
                                    Vielgestaltigkeit der Formen.
                              
                           Das Gießen beim Kaltguß geschieht häufig mit so dickflüssigen oder nur weichen
                              Massen, daß man eine gewisse Kraft anwenden muß, um die Gießmasse in alle Theile der
                              Form hineinzudrücken (die verschiedenen Concretmassen
                              etc.). Dies bildet den Uebergang zum Arbeitsbegriff
                              „Pressen“.
                           Sowie beim Gießen geschmolzener Massen die Form auch durch
                              den Körper gebildet werden kann, welcher mit dem Gegossenen künftig verbunden
                              bleiben soll – Löthen, Ausgießen der Lagerschalen – so finden wir auch
                              hierfür bei der Kaltgießerei Analogien, z.B. Ausgießen mit Gyps, Einkitten etc.
                           Auch für das Emailliren und Glasiren, das bekanntlich ein Auftragen des Gießstoffes
                              auf der Oberfläche eines Körpers darstellt, um dort geschmolzen zu werden, findet
                              sich ein analoges Verfahren, nämlich das Tünchen, Grundiren mit Leim- und
                              Oelfarben, Anstreichen, Firnissen etc. Es wird dabei ein mit Wasser, Leimwasser oder
                              Oel gemengtes Pulver, die Farbe, oder eine Lösung von Harz oder Gummiharz in
                              Alkohol, Aether, Terpentinöl, Leinöl etc. auf eine Fläche aufgetragen und hierauf
                              die Flüssigkeit zum Verdunsten gebracht. Der letztere Proceß kann namentlich durch
                              Wärmezufuhr, auch durch Reibung begünstigt werden.An diese letzteren Beispiele für die Gießerei reiht sich eine ganze Gruppe
                                    von mechanisch-technischen Verfahren an, welche auf den
                                    Adhäsions-Eigenschaften von Stoffen beruhen, die sogenannten
                                    graphischen Künste.