| Titel: | Ueber P. Audonin und E. Pelouze's Condensator; von Josef Krost, Ingenieur der Gemeindegasanstalt in Prag. | 
| Autor: | Josef Krost | 
| Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 428 | 
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                        Ueber P. Audonin und E. Pelouze's Condensator; von Josef Krost, Ingenieur der
                           Gemeindegasanstalt in Prag.
                        Mit Abbildungen.
                        Krost, über Audonin und Pelouze's Condensator.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Holzschnitt I, Bd. 215, S. 428
                              Um die in den Producten der trockenen Destillation vorkommenden Theer- und
                                 Wasserdämpfe zu condensiren, hat man in den Gasanstalten bis jetzt theils
                                 Vorrichtungen verwendet, in welchen die Geschwindigkeit des erzeugten
                                 Gasgemenges rasch vermindert und das Gas mehr oder minder der Ruhe überlassen
                                 wurde, – theils solche Apparate, in welchen der Gasstrom auf feste Wände
                                 anschlug und dabei rasch nacheinander die Richtung ändern mußte. Man hat dabei
                                 das Ziel verfolgt, daß sich die enthaltenen Dunstbläschen so als möglich
                                 berühren, dabei sich vereinigen und als Tropfen zu Boden fallen.
                              Diese in den bisher gebräuchlichen Condensationsapparaten mehr zufällige
                                 Berührung der Molecüle glauben die Erfinder P. Audonin und E. Pelouze (wie bereits in
                                 diesem Journal, 1873 209 307 mitgetheilt wurde) in
                                 bedeutendem Grade dadurch zu fördern, daß sie das von den Gasöfen strömende
                                 Leuchtgas unter einem Drucke von 2 Centim. Wasser durch feine Oeffnungen
                                 streichen und dabei zugleich auf feste Wände anschlagen lassen.
                              
                           Sie haben zu diesem Zwecke den in nebenstehenden Holzschnitten I und II
                              im Profil und Grundriß verzeichneten Apparat construirt, dessen Einrichtung der
                              Verfasser in den Mittheilungen des Architekten- und Ingenieur-Vereines
                              in Böhmen, 1874 S. 101 näher beschreibt.
                           
                           
                              
                              Holzschnitt II, Bd. 215, S. 429
                              Der Apparat besteht aus einem viereckigen gußeisernen Gehäuse A, in welchem die mit Theer gefüllte Tasse BB angeschraubt ist. In diese Tasse taucht die
                                 Glocke CC ein, welche eigentlich die condensirende
                                 Wirkung ausübt. Die Glocke besteht sowohl in der Mantelwand als auch im Deckel
                                 aus drei 1 1/2 Millim. von einander abstehenden Blechwänden, welche abwechselnd
                                 mit vielen Reihen feiner Oeffnungen versehen sind.
                              
                           
                              
                              Holzschnitt III, Bd. 215, S. 429
                              Die Anordnung dieser Löcher ist in natürlicher Größe aus
                                 der Figur III ersichtlich. Das Gas strömt durch
                                 die Eingangsröhre D in den Apparat und gelangt durch
                                 die Unzahl feiner Oeffnungen in das Innere der Glocke CC, worauf es durch die Ausgangsröhre E
                                 den Apparat verläßt. Der Gasstrom wird beim Passiren der Glocke CC fein vertheilt und dadurch sowohl, als auch durch
                                 das Anschlagen der vertheilten Gasströme auf die vollen Wandungen werden die in
                                 denselben enthaltenen Dunstbläschen in innige Berührung gebracht, wodurch sie zu
                                 Tropfen vereinigt zu Boden fallen. Die am Boden des Gefäßes sich sammelnden
                                 Condensationsflüssigkeiten werden durch ein Heberohr F abgeleitet.
                              
                           Die Erfinder legen einen besonders großen Werth darauf, daß das Gas die Glocke unter
                              einem Drucke von 2 Wasser-Centimeter passirt. Um diesen Druck constant zu
                              erzielen, muß die Anzahl der freien Oeffnungen der Glocke CC in einem constanten Verhältniß zur Production erhalten bleiben, und da
                              sich die Gasproduction während des Tages ändert, waren Audonin und Pelouze auch darauf bedacht, die
                              Zahl der freien Oeffnungen der Glocke CC durch einen
                              Regulator der Gasproduction stets entsprechend und selbstthätig zu ändern. Zu diesem
                              Behufe befindet sich auf dem Condensator ein cylindrisches gußeisernes, mit Wasser
                              gefülltes Bassin GG, in welches eine mit Schwimmkästen
                              LL versehene und entsprechend beschwerte Blechglocke
                              HH eintaucht. Das Innere dieser Glocke steht mit dem
                              Eingang in den Condensator durch die Röhre J in
                              Verbindung. Durch diese Röhre geht zugleich ein Eisenstab K durch, welcher einestheils an der Decke der Regulatorglocke hängt,
                              anderentheils aber die Condensatorglocke CC trägt. Je
                              nachdem der Druck des producirten Gases bei variabler Production im Raume D zu- oder abnimmt, wird die Regulatorglocke steigen
                              oder fallen und die Condensatorglocke aus der Sperrungsflüssigkeit entsprechend
                              heben, bezieh. dem Durchgange des Gases durch den Condensator mehr oder weniger
                              Oeffnungen bieten, wodurch die Differenz des Gasdruckes im Raume A und E constant erhalten
                              bleibt.
                           Unbeschadet der Theorie, auf welcher der eben beschriebene Apparat basirt und deren
                              Richtigkeit nicht gut angezweifelt werden kann, wird doch in jedem Praktiker die
                              Befürchtung rege, daß sich sowohl die feinen Oeffnungen, als auch die schmalen Räume
                              zwischen den Wänden der Condensatorglocke in kurzer Zeit mit dickem Theer versetzen
                              werden. Doch behaupten die Erfinder gerade das Gegentheil, indem die feinen
                              Oeffnungen bei genauer Beobachtung der obenerwähnten Druckdifferenz von 2
                              Wasser-Centimeter selbst nach mehrmonatlichem Gebrauch frei von jeder
                              Verstopfung bleiben sollen, was auch Ingenieur Reid von
                              der Edinburgh- und Leith-Company bestätigt. Nach seiner Mittheilung in
                              dem Journal of Gas-Lighting ist in einer der
                              größten Gasanstalten der Pariser Gasgesellschaft zu St. Marde ein Audonin und Pelouze'scher
                              Condensator aufgestellt, der angeblich bei einem ca. 3 1/2 Fuß (10,67 Meter) weitem
                              quadratischen Gehäuse für eine Production von 1.300.000 Kubikfuß (1 engl. Kubikfuß =
                              0,02832 Kubikmeter) Leuchtgas in 24 Stunden vollständig genügen soll. Nach
                              mehrmonatlicher Benützung wurde der Apparat in Gegenwart des Ingenieurs Reid geöffnet, wobei von einer Verstopfung der feinen
                              Löcher in der Condensatorglocke nichts zu merken war.
                           Wenn sich diese Erfahrungen bewähren sollten, so würde der oberwähnte Condensator
                              insbesondere für größere Gasanstalten, in denen die Scrubbers nach den gegenwärtigen
                              Anforderungen bereits ganz respectable Dimensionen annehmen, von bedeutendem
                              Vortheil sein. So befinden sich z.B. in der Prager Gemeindegasanstalt gegenwärtig
                              zwei Scrubbers von 384 Kubikfuß Rauminhalt, welche für eine tägliche Gasproduction
                              von 800.000 Kubikfuß schon kaum genügen, so daß in der nächsten Zukunft ein dritter
                              Scrubber von 1900 Kubikfuß Rauminhalt daselbst aufgestellt werden soll. Diese drei
                              Scrubbers hätten dann einen Rauminhalt von zusammen 2668 Kubikfuß und könnten durch
                              einen Audonin und Pelouze'schen Condensator von etwa 64 Kubikfuß Rauminhalt ersetzt werden.
                           Jedenfalls wäre es sehr wünschenswerth, wenn recht bald weitere Mittheilungen über
                              die mit dem neuen Condensator erzielten Resultate in die Oeffentlichkeit gelangen
                              würden.