| Titel: | Bandagen-Walzwerk; von E. Daelen. | 
| Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 492 | 
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                        Bandagen-Walzwerk; von E. Daelen.
                        Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                              1875 S. 27.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              XIII.
                        Daelen's Bandagenwalzwerk.
                        
                     
                        
                           Die zur Herstellung von Eisen- und Stahlbandagen in fertig rundem Zustande
                              dienenden Walzwerke lassen sich nach ihrer Construction in folgende Systeme
                              eintheilen.
                           A. Zwei getrennt liegende, durch eine gemeinschaftliche
                              Dampfmaschine betriebene Walzwerke, deren jedes, außer mit einer flachen Walzenrolle
                              für die innere Fläche, mit je einer Kaliber- oder Façonwalzenrolle für
                              die äußere oder Lauffläche der Bandage versehen ist, und von denen das eine als
                              Vor- und das andere als Fertigwalzwerk dient. Die Bandage wird in derselben
                              Hitze gewalzt, indem sie aus der Vor- in die Fertigwalze gehoben wird.
                           B. Walzwerk mit einer flachen und einer
                              Façonrolle, deren Kaliber der fertigen Bandage entspricht.
                           C. Walzwerk mit einer flachen und einer Kaliberwalze mit
                              mehreren Kalibern. Die Bandage wird in die verschiedenen Kaliber durch einen Tisch
                              gehoben.
                           D. Walzwerk mit einer flachen Rolle und einer
                              Façonrolle, welche bogenförmig angestellt wird – derart, daß während
                              des Walzens die Lauffläche und der Spurkranz der Bandage continuirlich Druck
                              erhalten.
                           
                           Außer den erwähnten eigentlichen Walzenrollen sind bei allen Apparaten noch besondere
                              Leitrollen angebracht.
                           Die unter A bezeichneten Walzwerke, die älteste
                              Construction derselben, sind meist stehend angeordnet, so daß die Bandage sich
                              vertical bewegt, während die übrigen liegend gebaut sind. Das Anstellen der Walzen
                              geschieht bei den älteren Apparaten nach System A durch
                              eine besondere kleine Dampfmaschine mittels Radübersetzung und Schraube. Bei den
                              Apparaten unter B und C wird
                              zu diesem Zwecke hydraulische Kraft angewendet. Bei den unter A, B und C genannten Walzwerken geschieht der
                              Druck der Walzen in gerader Richtung, und ist für die eigenthümliche bogenförmige
                              Bewegung der Façonrolle bei dem System D eine
                              besondere kleine Dampfmaschine in Anwendung.
                           Was die Vollkommenheit der oben genannten verschiedenen Systeme betrifft, so ist das
                              System D, bei welchem die Bandagen auch hochkantig
                              zwischen horizontalen Walzen Druck erhalten, wohl obenan zu stellen. Ihm folgt dann
                              das System C, während System B den niedrigsten Stand einnimmt. Ein Apparat dieses Systemes ist zwar der
                              einfachste und billigste, arbeitet jedoch auch am unvollkommensten, und muß man sich
                              wundern, daß diese englische Construction auf manchen deutschen Werken sich
                              einbürgerte. Es mag hierbei wohl der Kostenpunkt maßgebend gewesen sein.
                           Je vollkommener nun die Construction der genannten Walzwerke ist, um so complicirter
                              ist indessen dieselbe, was man als einen Vorzug namentlich für Apparate, welche in
                              einer Eisen- oder Stahlhütte arbeiten, gewiß nicht hervorheben darf. Bei dem
                              Entwerfen des nachstehend beschriebenen Bandagenwalzwerkes war es mein Bestreben,
                              eine Maschine zu construiren, welche dem unter C
                              genannten Walzwerke in seiner Leistung wenigstens gleichkommt, dabei aber nicht viel
                              theuerer und complicirter ist als das Maschinensystem B.
                           In der Zeichnung stellt Fig. 1 die Oberansicht,
                              Fig. 2 den
                              Längenschnitt und Fig. 3 und 4 Querschnitte des
                              Walzwerkes dar; die Fig. 5, 6 und 7 sind Details, deren Erläuterung sich aus Nachstehendem ergibt.
                           Es dient zum Betriebe dieses Walzwerkes eine Zwillingsdampfmaschine von 625 Mm.
                              Cylinderdurchmesser, 940 Mm. Hub und 3 2/3 Kilogrm. Dampfdruck bei 70 Umdrehungen in
                              der Minute. Die Triebwelle der Dampfmaschine steht mit der Welle a in Verbindung, die ihre Bewegung durch conische Räder
                              der stehenden Welle b mittheilt, auf welcher die flache
                              Walzenrolle c für die innere Fläche der Bandage d sich befindet. Die arbeitenden Theile der Maschine
                              werden gehalten durch ein mit dem hydraulischen Cylinder e₁ aus einem Stücke gegossenes Bett e, welches mit Sicherheitsstangen f versehen
                              ist. Dieses Bett ist in Fig. 6 [a/4] in der Endansicht dargestellt. In der
                              Längenrichtung der Maschine bewegt sich, ähnlich dem Support einer Drehbank, ein
                              Schlitten g, welcher mittels hydraulischen Druckes im
                              Cylinder e₁ durch den Kolben h vorwärts bewegt wird, während die Rückwärtsbewegung
                              durch eine mit dem Schlitten g verbundene Kolbenstange
                              und einen Kolben in dem kleinen Cylinder i ebenfalls
                              durch hydraulischen Druck bewerkstelligt wird. (Die Hin- und Herbewegung des
                              Schlittens g kann auch für den Leergang durch das
                              Zahnrad und die Zahnstange q (Figur 4 [cd/1]) bewerkstelligt werden.) In dem
                              Supportschlitten g bewegt sich in der Querrichtung der
                              Maschine der Supportrahmen k, in Figur 5 [cd/1] besonders dargestellt, welcher zur Aufnahme
                              von drei neben einander liegenden Façonrollen l,
                              m und n dient. Die
                              Bewegung des Rahmens k geschieht durch Handrad und
                              Schraubenspindel in der Art, daß bei Beginn des Walzens zuerst die Rolle l, welche als Vorwalze entsprechend der unter dem
                              Dampfhammer vorgeschmiedeten Bandage das größte Kaliber hat, der inneren Rolle c gegenüber gestellt ist. Hat die Rolle l die Bandage bis auf einen gewissen Durchmesser
                              ausgewalzt, so wird der Rahmen vorbewegt, es kommt die zweite Rolle m mit einem engeren Kaliber an die Reihe, und nach
                              dieser endlich die dritte Rolle n mit dem Fertigkaliber,
                              von welcher die Bandage, die während des Verschiebens der verschiedenen Kaliber an
                              derselben Stelle liegen blieb, fertig ausgewalzt die Maschine verläßt. Bemerkt wird
                              hier noch, daß man die Hin- und Herbewegung des Rahmens k sehr leicht durch die Achse a bewirken könnte.
                           Die Manipulation des Walzens ist eine einfache, und die Arbeit eine solche, daß die
                              Bandagen, welche drei Kaliber passirten, allen Anforderungen, die man in Bezug auf
                              accurate Ausführung stellen kann, genügen. Das Auswechseln der Rollen geschieht ohne
                              große Mühe und Zeitverlust.
                           Zur Führung der Bandage sind zwei Leitrollen o, o
                              angebracht, welche durch Handrad und Schraubenspindel verstellbar sind (vergleiche
                              hierzu auch Fig.
                                 7 [c/3]). Es ist die Einrichtung getroffen,
                              daß für Bandagen von großem Durchmesser vier Leitrollen aufgestellt werden können.
                              Als Unterstützung für die Bandage ist noch die Walze p
                              angebracht.
                           Düsseldorf, November 1874.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
