| Titel: | Ferroux'sche Gesteinsbohrmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 495 | 
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                        Ferroux'sche Gesteinsbohrmaschine.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              XII [a.b/3].
                        Ferroux'sche Gesteinsbohrmaschine.
                        
                     
                        
                           Bei dem Bau des St. Gotthard-TunnelsChrist. Klar: Die Arbeiten und Maschinenanlagen am
                                    St. Gotthard-Tunnel. – Zeitschrift des österreichischen
                                    Ingenieur- und Architekten-Vereins, 1875 S. 61.Fr. Rziha: Beurtheilung des St.
                                    Gotthard-Tunnels. Ebendaselbst S. 66. wählte man für den Beginn der mechanischen Bohrung Maschinen des Systemes
                              Dubois und François
                              (beschrieben 1875 215 205), welche sich jedoch in der
                              Folge zu schwach zeigten. Besonders nachtheilig wirkte auf dieselben die Anwendung
                              der durch Colladon'sche Compressoren (vergl. 1872 207 345) gelieferten stärker comprimirten Luft, indem
                              dadurch heftigere Stöße erzeugt und in Folge dessen Maschinentheile in den
                              krystallinischen Zustand übergeführt wurden, welcher vielfache Brüche insbesondere
                              der Kolbenstange verursachte. Dies veranlaßte Versuche mit anderen
                              Stoßbohrmaschinen, speciell mit jenen von Mac Kean
                              (beschrieben 1872 206 172) und von Ferroux.
                           Versuche, mit Bohrern von 35 Mm. Stärke bei einer Luftpressung von
                              5 1/2 Atmosphären im granitischen Gneis durchgeführt, ergaben für 1 Minute Bohrzeit
                              einen durchschnittlichen Fortschritt mit der Maschine von:
                           
                              
                                                 
                                    Ferroux
                                 4,01 Centim.
                                 
                              
                                               
                                    Mac Kean
                                 3,50      „
                                 
                              
                                               
                                    Sommeiller
                                 2,12      „
                                 
                              
                                 während nach früheren Erfahrungen mit der Maschine von
                                 
                              
                                                 
                                    Dubois-Francois
                                 2,60 Centim.
                                 
                              
                                 unter sonst ganz gleichen Verhältnissen erzielt wurden.
                                 
                              
                           Diese Resultate bestimmten zur ausschließlichen Verwendung der Ferroux'schen Gesteinsbohrmaschinen im nördlichen Richtstollen seit Mitte
                              Juni 1874; auf der Südseite benützt man im Richtstollen noch immer die früheren, hie
                              und da abwechselnd mit den zwei oben genannten Maschinen.
                           Ferroux hatte als Vorstand der Constructions- und
                              Reparatur-Werkstätten für die Gesteinsbohrmaschinen beim
                              Mont-Cenis-Tunnel reichlich Gelegenheit die verschiedenen Systeme
                              genau zu studiren, und schon im J. 1869 construirte er ein Modell, bei welchem die
                              Vorwärtsbewegung des Bohrapparates – um dieselbe der Härte des Gesteins
                              möglichst anzupassen, – statt durch den üblichen Schraubenmechanismus mittels
                              comprimirter Luft erzielt wurde.Revue industrielle, December 1874 S. 426 u.
                                    ff. Die Anordnung ist eine solche, daß der ganze Rohrapparat unter dem (durch
                              comprimirte Luft hervorgerufenen) Druck eines in einem Cylinder eingeschlossenen Kolbens
                              (durch den sogen. Propulseur) vorwärtsgeschoben wird, wenn der Bohrer auf eine
                              gewisse Tiefe im Bohrloch eingedrungen ist. Zum Zurückziehen des Bohrers wird die
                              comprimirte Luft durch einen Hahn vor den Propulseurkolben geleitet.
                           Näher ist die Einrichtung der Ferroux'schen
                              Gesteinsbohrmaschine mit Hilfe der Figuren 20 bis 24 zu
                              erklären. Dieselbe besteht in den Haupttheilen: 1) aus dem Gestellrahmen A zur Aufnahme der ganzen Maschinentheile; 2) aus dem
                              Bohrapparate T; 3) aus dem Propulseur L und 4) aus einer kleinen stehenden Maschine R zur Vertheilung der comprimirten Luft im Bohrapparate
                              T sowie zur Erzeugung der Drehbewegung des
                              Bohrers.
                           Die Längenstücke des Gestellrahmens
                              A sind sowohl auf den oberen als auf den inneren
                              Seitenflächen theilweise gezahnt, doch sind die oberen Zähne gegen die seitlichen
                              verkehrt gestellt. Das Oehr Y dient zur Befestigung der
                              Maschine an dem Bohrgestelle.
                           Auf dem einen Ende des Rahmens ist der Propulseur
                              L festgeschraubt, in welchem sich ein hohler Kolben M mit hohler Kolbenstange N
                              befindet, und in den einerseits das Zuleitungsrohr E für
                              die comprimirte Luft, andererseits eine vom Rohr E
                              abzweigende Röhre K mündet. Außerdem ist der Propulseur
                              seitlich mit zwei kleinen Cylindern X, X versehen, in
                              denen je ein Kolben, welcher in einen Sperrhaken endigt, sich zu bewegen vermag
                              (Fig. 22
                              und 23).
                           Der eigentliche Bohrapparat ist fest mit der hohlen
                              Kolbenstange N des Propulseur verbunden und besteht aus
                              dem Cylinder T mit Kolben O
                              und Kolbenstange B, auf welcher der Bohrer verkeilt
                              wird, sowie aus der Vertheilungskammer P mit dem
                              Schieber Q. Auf dem Bohrapparat sitzt ein doppelarmiger
                              Hebel D, dessen längerer Arm eine Gabel D' und eine Knagge D''
                              trägt, während der kürzere Arm auf einem Kolben ruht, der einen an den Bohrapparat
                              angegossenen und mit der Vertheilungskammer communicirenden Cylinder d luftdicht abschließt (Fig. 20). Die
                              Kolbenstange ist mit einem Bund C und auf die halbe
                              Länge mit einer Nuth versehen, in welche der Keil eines aufgesetzten Sperrrades V eingreift.
                           Der Motor
                              R liegt am hinteren Ende der Bohrmaschine und wirkt
                              mittels seiner Kolbenstange auf die gekröpfte Welle S,
                              deren Lager auf dem Rahmen A gestützt sind. Auf der
                              Stange sitzen zwei excentrische Scheiben, von denen die eine U den Schieber Q, die andere V' eine in das Sperrrad V
                              greifende Klinke bewegt.
                           
                           Die eigentliche Bohrmaschine ist für gewöhnlich während der Arbeit fixirt, indem
                              deren Vorwärtsbewegung durch die in die oberen Zähne des Rahmens A eingreifenden Zinken der erwähnten Gabel D' und deren Rückwärtsbewegung durch die in die
                              seitlichen Zähne eingreifenden Sperrhaken der beiden Kolben X, X verhindert wird. Die mittels des Hahnes I
                              hinter den Kolben M eingelassene comprimirte Luft strebt
                              einerseits, diesen Kolben sammt Bohrapparat vorzudrücken, und gelangt andererseits
                              in die Vertheilungskammer P, sowie auch in den kleinen
                              an den Bohrapparat angegossenen Cylinder d, dessen
                              Kolben durch die comprimirte Luft mittels des Hebels D
                              die Gabel D' gegen die oberen Zähne des Rahmens A drückt. Eine ähnliche Wirkung übt die comprimirte Luft
                              auf die Kolben X, X.
                           Gleichzeitig wird die comprimirte Luft auch in den Motor R eingelassen und dadurch die Welle S in
                              Rotation versetzt, wodurch einestheils mittels des Excenters U die Vertheilung der comprimirten Luft in der eigentlichen Bohrmaschine
                              erfolgt, anderentheils mittels des Excenters V' und des
                              Sperr-Rades V die Drehbewegung (das Setzen) des
                              Bohrers hervorgerufen wird.
                           Beim Tieferwerden des Bohrloches rückt der Bohrer sammt Kolbenstange nach und nach
                              vor, bis endlich der Bund C an die Knagge D'' stößt, wodurch die Gabel D' ausgelöst wird und der Bohrapparat vermöge des Druckes der comprimirten
                              Luft auf den Kolben M so weit vorrücken muß, bis die
                              Zinken der Gabel D' in die nächsten Zähne des Rahmens
                              A einfallen.
                           Um die eigentliche Bohrmaschine zurückzuziehen, wenn dieselbe am Ende ihres Laufes
                              angelangt ist, schließt man den Hahn I und öffnet den
                              Hahn J (Fig. 20 und 21). Die Luft,
                              welche früher die Maschine vorwärts gedrückt hat, entweicht nun, während die frisch
                              zugeleitete Luft, durch die Röhre KK und den Canal
                              K' auf die vordere Seite des Kolbens M geführt, die Maschine zurückschiebt.
                           
                              J.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
