| Titel: | Ueber Veränderungen, welche Portlandcement durch Lagern erleidet; von Dr. L. Erdmenger. | 
| Autor: | L. Erdmenger | 
| Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 538 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Veränderungen, welche Portlandcement durch
                           Lagern erleidet; von Dr. L.
                              Erdmenger.Diese Arbeit soll den früheren Abhandlungen des Verfassers („Ueber
                                    Portlandcement aus dolomitischem Kalk“; vergl. 1873 209 286. 1874 211 13. 214 40. 88) als Anhang resp. zur Ergänzung dienen;
                                 sie enthält noch einige Erfahrungen zusammengestellt, welche bei jenen
                                 Untersuchungen zum Theil bereits gewonnen waren. Da dieselben sich auf
                                 Portlandcement überhaupt beziehen, mit dem Magnesiagehalte nichts zu thun haben,
                                 werden sie hier für sich besprochen.
                           
                        Erdmenger, über Veränderungen des Cementes durch
                           Lagern.
                        
                     
                        
                           Beim Durchgehen der vielen über Portlandcemente veröffentlichten Analysen fällt es
                              auf, daß ein selten fehlender wichtiger Bestandtheil oft gar nicht, oft nur
                              summarisch mit anderen in geringer Menge vorhandenen Bestandtheilen (als Rest etc.)
                              aufgeführt wird; es ist dies die Kohlensäure. Der frische Portlandcement ist
                              kohlensäurefrei. Aber jeder Cement – auch der von disponiblem Kalk möglichst
                              freie – zieht beim Lagern Kohlensäure an und zwar allmälig mehr, je länger er
                              lagert. Es wird dadurch die procentische Zusammensetzung des Cementes mehr und mehr
                              verschoben, wie beispielsweise folgende Vergleichung zeigt.
                           Ein Portlandcement war im frischen Zustande nach den wesentlichen
                              Bestandtheilen zusammengesetzt aus:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 23,7 Proc.
                                 
                              
                                 Thonerde und Eisenoxyd
                                   9,0   „
                                 
                              
                                 Kalk
                                 65,0   „
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                    –
                                 
                              
                           Derselbe Cement zeigte, 8 Monate alt (3 Centim. hoch gelagert),
                              die Zusammensetzung:
                           
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 23,2 Proc.
                                 
                              
                                 Thonerde und Eisenoxyd
                                   8,8   „
                                 
                              
                                 Kalk
                                 63,5   „
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   2,2   „
                                 
                              
                           Fünf Monate alt, zeigte der betreffende Cement einen
                              Kohlensäuregehalt von 1,8 Proc. Seine Zusammensetzung läßt sich leicht
                              berechnen:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 23,3 Proc.
                                 
                              
                                 Thonerde und Eisenoxyd
                                   8,8   „
                                 
                              
                                 Kalk
                                 63,8   „
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   1,8   „
                                 
                              
                           Nur beim Kalk gelingt es, die Abweichung mit größerer Sicherheit durch chemische
                              Analyse zu bestimmen; bei den übrigen Bestandtheilen sind die Differenzen zu
                              gering.
                           Mit der Kohlensäure-Absorption vollziehen sich ganz bestimmte Veränderungen in
                              der Beschaffenheit des Cementes, in seinem Verhalten beim Anmachen mit Wasser. Bis
                              zu einem gewissen Grade verbessert sich der Cement fast ausnahmsweise durch jene
                              Absorption; er löscht sich, so zu sagen, ab. Zu viel Kohlensäure schwächt ihn aber
                              wieder in seiner Festigkeit, beeinträchtigt demnach ebenfalls etwas seine Güte. Der
                              frische Cement besitzt das höchste specifische Gewicht. Der oben angeführte Cement
                              zeigte frisch ein spec. Gewicht von 3,20, nach Aufnahme von 1,8 Proc. Kohlensäure
                              dagegen nur von 3,00 und noch einige Monate später, bei 2,2 Proc. Kohlensäuregehalt,
                              nur ein spec. Gewicht von 2,96.
                           Eine renommirte englische Marke, welcher frisch ein spec. Gew. von 3,09 zukam, ging
                              herab auf ein spec. Gew. von 2,85, nachdem sie im Zimmer circa 1 Decimeter hoch ein
                              Jahr gelagert hatte. Der Kohlensäuregehalt betrug nach dieser Frist 2,1 Proc.
                           Der frisch gezogene Cement erwärmt sich in den bei Weitem meisten Fällen erheblich
                              beim Anmachen mit Wasser. Zu den Temperaturbestimmungen wurde ein cylindrisches
                              Blechgefäß von 6 Centim. Höhe und 4 Centim. Weite jedesmal mit 60 Grm. Cement
                              gefüllt, dieser mit 20 K. C. Wasser unter Anwendung eines starken Eisendrahtes
                              angerührt und hierauf das Thermometer bis auf den Boden des Gefäßes eingesteckt,
                              nachdem man vorher die Temperatur der Cementprobe abgelesen hatte. Das Thermometer
                              muß cylindrisch sein und darf nicht in eine Kugel verlaufen, da es bei frischen
                              Cementen oft stark einbäckt, dann aber schwierig herausgezogen werden könnte. Aus
                              demselben Grunde darf das Thermometer nicht zu zerbrechlich sein. Die 60 Grm. Cement
                              füllen, lose eingeschüttelt, ein Gefäß von 40 K. C. aus, so daß annähernd auf 1,0 Maß Cement 0,5
                              Maß Wasser zugegeben wird. Um Vergleichsresultate zu erhalten, muß man auf dieselbe
                              Gewichtsmenge Cement auch stets dieselbe Wassermenge innehalten, da die
                              Temperatursteigerung mit der Verringerung des zugesetzten Wasserquantums zunimmt. In
                              folgenden Beispielen ist jedesmal die Zeit angegeben, in welcher die Erwärmung ihr
                              Maximum erreichte.
                           
                              Tabelle
                              a.
                              
                           
                              
                                 
                                 Auf 1 Maß Cement wurden gegeben:
                                 
                              
                                 
                                 0,500 Maß Wasser.
                                 0,333 Maß Wasser.
                                 
                              
                                 Temperatur-Erhöhung der Probe 1
                                   2,5° in  70 Minuten
                                   5,0° in   25 Minuten
                                 
                              
                                                 „                
                                    „    
                                    „      2
                                   6,0   „
                                    100       „
                                 13,0    „  
                                    20      „
                                 
                              
                                                 „                
                                    „    
                                    „      3
                                   7,0   „
                                    105       „
                                 13,5    „  
                                    25      „
                                 
                              
                                                 „                
                                    „    
                                    „      4
                                   6,5   „  
                                    14       „
                                   9,5    „  
                                    10      „
                                 
                              
                                                 „                
                                    „    
                                    „      5
                                 11,5   „  
                                    31       „
                                 19,0    „  
                                    25      „
                                 
                              
                                                 „                
                                    „    
                                    „      6
                                   2,0  
                                    „    
                                    7       „
                                   4,5    „    
                                    5      „
                                 
                              
                                                 „                
                                    „    
                                    „      7
                                 13,3   „  
                                    18       „
                                 17,0    „  
                                    12      „
                                 
                              
                                                 „                
                                    „    
                                    „      8
                                   9,0   „  
                                    15       „
                                 12,0    „  
                                    10      „
                                 
                              
                                                 „                
                                    „    
                                    „      9
                                   4,5   „
                                    165       „
                                 12,6    „
                                    120      „
                                 
                              
                                                 „                
                                    „    
                                    „    10
                                   5,0  
                                    „    
                                    5       „
                                   7,4    „    
                                    2      „
                                 
                              
                                                 „                
                                    „    
                                    „    11
                                   6,6   „
                                    102       „
                                 13,0    „  
                                    20      „
                                 
                              
                                                 „                
                                    „    
                                    „    12
                                   7,0   „
                                    105       „
                                 13,5    „  
                                    25      „
                                 
                              
                                                 „                
                                    „    
                                    „    13
                                   8,0   „  
                                    90       „
                                 11,0    „  
                                    65      „
                                 
                              
                           Ferner nimmt die Temperatursteigerung zu mit der Feinheit des Pulvers; bei Zusatz von
                              20 K. C. Wasser auf 60 Grm. Cement zeigten die Proben A
                              bis D folgende Temperaturerhöhungen.
                           Tabelleb.
                           
                              
                                 
                                 Durch ein Siebvon 500 Maschenpro Qu.
                                    Cm.gesiebt.
                                 Durch ein Siebvon 300 Maschenpro Qu.
                                    C.gesiebt.
                                 Das auf demSiebe von 300Masch. pro Qu.
                                    C.zurückbleibende.
                                 
                              
                                 Temperatur-Erhöh. bei Probe A
                                   10,5° in 15 Min.
                                     8,0° in 15 M.
                                    4,0° in 45 Min.
                                 
                              
                                               
                                    „              „    
                                    „     B
                                   11,0   „ 18  
                                    „
                                     9,0  
                                    „  21  „
                                    3,0  
                                    „  40   „
                                 
                              
                                               
                                    „              „    
                                    „     C
                                     8,0   „
                                    15   „
                                     6,0  
                                    „  15  „
                                    4,0  
                                    „  30   „
                                 
                              
                                               
                                    „              „    
                                    „     D
                                     9,0  
                                    „  7   „
                                     8,0  
                                    „  11  „
                                    5,0  
                                    „  18   „
                                 
                              
                           Es ist daher immer bei Vergleichen zu empfehlen, Cemente von annähernd gleicher
                              Feinheit zu verwenden. Es wurden deshalb die Proben sämmtlich durch ein Sieb
                              gesiebt, welches auf den Qu. Cm. 500 Maschen enthielt, und das auf diesem Siebe
                              zurückbleibende Grobe fern gehalten.
                           Scheint ein Cement von solcher Feinheit bei 0,5 Maß Wasserzusatz auf 1 Maß Cement
                              sich nicht zu erwärmen, so kann man die Temperaturprobe sowohl durch immer weitere
                              Verringerung der Wassermenge, sowie auch durch noch feinere Pulverisirung der Probe
                              immer empfindlicher machen; man erzielt auf diese Weise schließlich oft noch ganz
                              deutliche Temperaturerhöhung. So zeigte z.B. ein Cement bei 0,500 Wasser oft gar
                              keine, zuweilen 1° Erwärmung an, bei 0,333 Wasser dagegen 3,5 bis 4,5°
                              in 5 bis 7 Minuten. Ein zweiter Cement ergab bei 0,500 Maß Wasser 0,0°, bei
                              0,333 Maß Wasser 2,0° Temperaturerhöhung in 1 Minute.
                           Ehe die Proben angemacht werden, muß man übrigens jedesmal das Cementpulver abkühlen
                              lassen. Jedes die Mühle verlassende Mahlgut, ebenso auch frisch gestampfter Cement
                              sind, wenn auch scheinbar oft kalt, doch meist noch deutlich warm. Ebenso ist es bei
                              Temperaturschwankungen im Zimmer nöthig, namentlich bei langsam steigender Erwärmung
                              des angemachten Cementes, die Differenzen der Zimmertemperatur mit Hilfe eines
                              zweiten Thermometers in Berücksichtigung zu ziehen.
                           Auf die angegebene Weise geprüft, ergeben viele im Handel vorkommende, auch
                              renommirte Marken noch eine mehr oder weniger starke Temperaturerhöhung. So z.B.
                              zeigte bei 0,5 Wasser
                           
                              
                                 ein englischer Cement
                                 7 bis
                                 8° Erwärmung in 5 bis
                                   7 Minuten
                                 
                              
                                 eine gute deutsche Mark
                                 
                                 8°          
                                    „       „
                                   5      
                                    „
                                 
                              
                                 eine jüngere deutsche Marke
                                 
                                 9°          
                                    „       „
                                 15       „
                                 
                              
                           Andere Marken erwärmen sich bei der erwähnten Prüfung nicht mehr. Indeß enthält, wie
                              bereits angeführt, jeder Cement schon nach kurzer Zeit Kohlensäure, welche ebenso
                              wie Feuchtigkeit die Erwärmungsfähigkeit abstumpft. Selten findet man unter 0,5
                              Proc. Kohlensäure, weist zwischen 1,0 und 3,0 Proc. Formt man sich aus Cement, der
                              gar kein Erwärmen erkennen läßt, Gußstücke, und brennt dieselben nach einigen Wochen
                              Erhärtungsfrist im Probirofen bis zur Cementgare und pulverisirt die erhaltenen
                              Cementstücke, so erhält man den Cement wieder in frischem Zustande. Es tritt nun
                              eine Erwärmungsfähigkeit fast stets sehr deutlich hervor, ohne daß damit gesagt ist,
                              daß der Cement auch bei seinem erstmaligen frischen Zustande genau dieselbe
                              Erwärmungsfähigkeit gehabt habe, da der Grad und die Zeit des Eintrittes der
                              Erwärmung auch von der größeren oder geringeren Schärfe des Brandes etc. beeinflußt
                              wird. So wurden z.B. die Gußstücke der Marken Nr. 3, 6 und 7 (s. 1874 211 13) in der eben hervorgehobenen Weise behandelt und
                              ergab sich für
                           
                              
                                 Nr. 3
                                 eine Temperatur-Erhöhung von
                                 10 bis
                                 11° in   5 Minuten
                                 
                              
                                 Nr. 6
                                   
                                    „                  
                                    „                „
                                 
                                 11° in 10      
                                    „
                                 
                              
                                 Nr. 7
                                   
                                    „                  
                                    „                „
                                 
                                   9° in
                                    15       „
                                 
                              
                           
                           Dagegen betrugen die Erwärmungen dieser Marken bei ihrer Anwendung zur Aufstellung
                              der Festigkeitstabellen (a. a. O. S. 13) nur 0 bis 1°, 0 bis 2° und
                              0°. Ein Theil dieser so geringe Erwärmung zeigenden Cementpulver wurde einer
                              etwas geringeren Temperatur als der Cementgare ausgesetzt und zeigte dann, wie auch
                              vorauszusehen war, noch nicht die ganze Erwärmungsintensität des gar erbrannten
                              Pulvers. Die Temperaturen betrugen nämlich in diesem Falle bei:
                           
                              
                                 Nr. 3
                                 6,0°
                                 in 13 Minuten
                                 
                              
                                 Nr. 6
                                 7,5°
                                 in 10      „
                                 
                              
                                 Nr. 7
                                 5,0°
                                 in 12      „
                                 
                              
                           Wollte man bei Cementen, welche in kurzem Zeitraum (in etwa 0,2 bis 10,0 Minuten)
                              sich erheblich erwärmen, warten, bis durch Lagern eine merklichere Abstumpfung der
                              Erwärmungsfähigkeit eintritt, so würde dies in den meisten Fällen sehr lange dauern.
                              Am raschesten geht dieser Löschproceß noch in den oberen Cementlagen vor sich. So
                              zeigte ein frischer Cement eine Erwärmung von 10° in 6 bis 8 Minuten. Nach 4
                              Wochen erwärmte sich die oben aufliegende Schicht noch um 6 bis 7° in 15
                              Minuten, die mehrere Centimeter tiefer liegende Schicht noch um 8 bis 9° in
                              10 Minuten. Entsprechend diesem Verhalten würde eine Untersuchung für die oben
                              aufliegende Cementschicht auch schon etwas mehr Kohlensäure ergeben haben als für
                              die tiefer liegende. Es kommt wohl auch vor, daß frischer Cement sich beim Anmachen
                              nur wenig oder ganz allmälig, erst während eines Zeitraumes von oft 2 bis 4 Stunden
                              und darüber erwärmt. Doch hat man die Erlangung einer solchen Beschaffenheit des
                              Cementes wohl kaum in der Gewalt. Es hängt dies, wie es scheint von gewissen
                              Modificationen der Brände ab, wonach ein Cement, welcher stets aus denselben
                              Rohmaterialien und in stets gleicher Zusammensetzung hergestellt wird, doch sich in
                              Betreff des spec. Gew., der Farbe, der Erwärmungsfähigkeit, der Abbindezeit deutlich
                              verschieden in verschiedenen Fällen verhalten kann, während er in Bezug auf Treiben
                              sich in jedem dieser Fälle gleich verhält, entweder niemals oder jedesmal treibt,
                              wie er auch sonst ausfallen mag.
                           In den meisten Fällen würde bei rasch angehendem Cement eine natürliche Abstumpfung
                              viel Zeit und sehr ausgedehnte Lagerräume erfordern, wobei noch der Cement, ganz
                              flach lagernd, oft umzustechen wäre. Schneller läßt sich bei derartigem Cement die
                              Ablöschung auf künstliche Weise vornehmen durch Zusatz von Kohlensäure abgebenden
                              Salzen (Natrium-, Ammoniumbicarbonat oder Sesquicarbonat etc.). Man hört
                              zuweilen die Bemerkung, daß die Alkalien einen sehr wichtigen Bestandtheil des Cementes bildeten.
                              Diese Annahme stammt wohl vom Hörensagen, daß viele Fabriken ihren Cementen in den
                              Zerkleinerungsmaschinen Alkalien beimischen. Doch geschieht dies dann meist in Form
                              von Kohlensäure abgebenden alkalischen Salzen, und ist hierbei der Zweck, durch die
                              Kohlensäure-Einführung eine Milderung der Intensität des Erwärmens und
                              Ansaugens der Cemente zu bewirken. Die alkalische Base bindet die möglicherweise
                              sich bildende Schwefelsäure gegen Kohlensäure-Abgabe und wirkt so vielleicht
                              schädlicher Gypsbildung entgegen; sonst aber bringen die alkalischen Basen dem
                              Cement wohl kaum einen Nutzen. Die Wirkung stellt sich bei solchen Zusätzen daher so
                              dar, als ob vorhandenes freies – oder richtiger gesagt – frei
                              werdendes Calciumoxyd abgestumpft, d.h. in kohlensauren Kalk übergeführt würde.
                              Diese Annahme wird dadurch bestätigt, daß man bei solchem rasch angehenden Cement
                              denselben statt durch Kohlensäure auch durch andere Mittel abstumpfen kann, welche
                              freies Calciumoxyd ebenfalls chemisch binden, so z.B. durch Wasser. Das Wasser kann
                              man wie die Kohlensäuresalze gleich in den Zerkleinerungsapparaten mit dem Cement
                              aufgeben. Bei 0,5 Proc. Wasser und selbst darüber (auf 25 Kilogrm. Cement 125 Grm.
                              Wasser) hat man noch keineswegs einen den Gang der Mühlen erschwerenden
                              Feuchtigkeitsgrad zu befürchten. Der Cement verläßt vielmehr die Mühlen ganz
                              trocken, doch in seiner Erwärmungsintensität merklich herabgestimmt. Indeß übt die
                              Abstumpfung jäheren Cementes durch Kohlensäure doch noch einen besseren Einfluß aus
                              als die Abstumpfung durch Wasser. Rührt man nämlich mit derselben Wassermenge einmal
                              frischen, sich rasch erwärmenden Cement, dann mit etwa 0,5 Proc. Wasser abgelöschten
                              und endlich mit etwa 0,5 bis 1,0 Proc. Natriumbicarbonat abgelöschten Cement an, und
                              zwar auch jedesmal gleiche Gewichtsmengen Cement, gießt die drei Mörtel in Formen
                              und mißt den Kubikinhalt der erhaltenen Gußstücke, so ergeben der unabgelöschte und
                              der mit Wasser abgelöschte Cement gleiche oder fast gleiche Raumerfüllung, der durch
                              Kohlensäure abgelöschte aber eine geringere, entsprechend der größeren Dichte des
                              aus disponibel werdendem Calciumoxyd entstehenden kohlensauren Kalkes gegenüber des
                              in den beiden ersteren Fällen sich zunächst bildenden Calciumhydrates. Der durch das
                              Salz abgestumpfte Cement ergibt also eine größere Dichtigkeit und somit unter sonst
                              gleichen Umständen auch einen höheren Festigkeitsgrad. Es zeigen dies u.a. folgende
                              Beispiele.
                           
                           Tabellec.
                           Die Gußstücke waren aus Mörtel geformt, der auf 1,0 Maß Cement 0,5 Maß Wasser
                              enthielt.
                           
                              
                                 (1)
                                 UnabgelöschterCement.
                                 Mit 0,5 Proc. Wasserabgelöschter Cem.
                                 Mit 0,5 Proc. Natriumbicarbonatabgel. Cem.
                                 
                              
                                 Temperatur-Erhöhung
                                 8,5° in 6 Min.
                                 5,0° in 10 Min.
                                 4,5° in 165 Min.
                                 
                              
                                 Absolute FestigkeitEs wird nochmals bemerkt, daß alle Bestimmungen der absoluten
                                          Festigkeit aus Brechversuchen vermittels der Formel k = 2,55Pl/6h² abgeleitet sind
                                          (siehe 1873 309 288).    in Kilogrm.
                                    pro    Quadr. Cm.
                                    nach    10 Tagen
                                 10,93
                                 11,6
                                 13,4
                                 
                              
                                 Verhältniß der
                                    Volumen    der
                                    erhaltenen    Gußstücke
                                    1,000
                                     
                                    0,933
                                     0,802
                                 
                              
                           
                              
                                 (2)
                                 UnabgelöschterCement.
                                 Mit 1,0 Proc. Wasserabgelöschter Cement.
                                 
                              
                                 Temperatur-Erhöhung
                                 7,0° in 10 Min.
                                 3,5° in 15 Min.
                                 
                              
                                 Absolute Festigkeit in
                                    Kilogrm.    pro Qu. Cm. nach 20
                                    Tagen
                                 11,4
                                 10,9
                                 
                              
                                 Verhältniß der Volumen
                                    der    Gußstücke
                                   1,000
                                     1,022
                                 
                              
                                 (3)
                                 UnabgelöschterCement.
                                 Mit 0,5 Proc. Natriumbicarbonatabgelöschter
                                    Cement.
                                 
                              
                                 Temperatur-Erhöhung
                                 12,0° in 3–5 Min.
                                 7,0° in 105 Min.
                                 
                              
                                 Absol. Festigkeit in
                                    Kilogrm.    pro Qu. Cm. u. 10 Tag.
                                 7,2 – 10,2
                                 14,5
                                 
                              
                                 Verhältniß der Volumen
                                    der    erhaltenen Gußstücke
                                 1,000
                                     9,93
                                 
                              
                                 (4)
                                 UnabgelöschterCement.
                                 Mit 1,0 Proc. Wasser abgelöschterCement.
                                 
                              
                                 Temperatur-Erhöhung
                                 8° in 5 Min.
                                 0,0° (Thermomet. bäckt nach 65 Min.
                                    ein.)
                                 
                              
                                 (5)
                                 UnabgelöschterCement.
                                 Mit 1,0 Proc. Salz abgelöschterCement.
                                 
                              
                                 Temperatur-Erhöhung
                                 10,0° in 3 Min.
                                 2,0° in 5 Min.
                                 
                              
                           
                              
                                 (6)
                                 UnabgelöschterCement.
                                 Mit 0,5 Proc. Wasserabgelöschter Cem.
                                 Mit 1,0 Proc. Salzabgelöschter Cem.
                                 
                              
                                 Temperatur-Erhöh.
                                 8,5° in 5 Min.
                                 3,0° in 50 Min.
                                 0,0°
                                 
                              
                                 Absolute Festigkeit    in
                                    Kilogrm. pro    Qu. Cm. 10 Tage
                                 7,1
                                 7,0
                                 8,7
                                 
                              
                                 Ansaugezeit
                                 30 Secunden, jäh
                                 unbemerkt
                                 unbemerkt.
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 (7)
                                 UnabgelöschterCement.
                                 Mit 0,1 Proc. Salzabgelöscht.
                                 Mit 1,0 Proc. Salzabgelöscht.
                                 
                              
                                 Absolut. Festigkeit
                                    in    Kilogr. pro Qu.
                                    Cm.    nach 20 Tagen
                                 7,8
                                 10,3
                                 17,4
                                 
                              
                                 Verhältniß der Volumen
                                   1,00
                                     0,98
                                     0,90
                                 
                              
                           Wie oben ersichtlich, ist übrigens bei etwa 0,5 Proc. Salz- oder Wasserzusatz
                              die Abstumpfung meist noch nicht vollständig. Der Löschproceß geht aber nun doch in
                              den häufigsten Fällen schneller vor sich als bei unabgelöschtem Cement, gleichsam
                              als ob die Kohlensäure und das Wasser nicht sogleich, sondern erst nach und nach in
                              voller Kraft wirkten, den einmal kräftig eingeleiteten Löschproceß
                              beschleunigten.
                           Tabelled.
                           
                              
                                 (1)
                                 Unabgel. Cement.
                                 Mit 0,5 Proc. Wasser abgel. C.
                                 
                              
                                 
                                 frisch.
                                 3,5 Monat alt.
                                 frisch.
                                 3,5 Monat alt.
                                 
                              
                                 Temperatur-Erhöhung
                                 8° in 5 Min.
                                 6,5° in 50 M.
                                 4° in 15 M.
                                 0,5° in 60 M.
                                 
                              
                                 (2)
                                 Unabgelöschter Cement.
                                 Mit 0,5 Proc. Wasserabgel. Cem.
                                 
                              
                                 
                                 frisch.
                                 7 Wochen alt.
                                 frisch.
                                 7 Wochen alt.
                                 
                              
                                 Temperatur-Erhöhung
                                 12° in 4 Min.
                                 9,5° in 10 M.
                                 7° in 105 M.
                                 1,5° in 15 M.
                                 
                              
                           
                              
                                 (3)
                                 Cement mit 0,5 Proc. Salz abgestumpft.
                                 
                              
                                 
                                 frisch
                                 2 Wochen alt.
                                 
                              
                                 Temperatur-Erhöhung
                                 8,5° in 5 Min.
                                 1,5 in 7 Min.
                                 
                              
                                 (4)
                                 Cement durch die Zeit abgestumpft.
                                 
                              
                                 
                                 frisch.
                                 15 Wochen alt.
                                 
                              
                                 Temperatur-Erhöhung
                                 8° in 5 Min.
                                 6,50 in 50 Min.
                                 
                              
                           Tritt die Temperaturerhöhung bei frischen: Cement erst verhältnißmäßig spät auf, z.B.
                              erst nach 1/2 Stunde und darüber, so wird durch Kohlensäurezusatz gleichwohl das
                              Erwärmen und Abbinden fast stets noch weiter hinausgeschoben und auch in der Regel
                              noch eine Volumenverminderung und eine etwas höhere Festigkeit erzielt.
                           Indeß gibt die fast stets vorhandene Erwärmungsfähigkeit von frischem Cement beim
                              Anmachen mit Wasser nicht in erster Linie zu künstlichen Zusätzen Veranlassung. Es
                              ist vielmehr das mit schneller intensiver Temperaturerhöhung zusammenhängende
                              schnellere Erstarren (Abbinden) des angerührten Cementmörtels. Unterbricht man bei
                              Cement, welcher während des Einrührens erstarrt, das Durcharbeiten nicht, sondern
                              knetet die Masse ununterbrochen durch, so wird sie bald wieder gefügiger, doch oft
                              nicht ganz wieder so geschmeidig resp. flüssig als vorher. Die Festigkeit des auf
                              die angegebene Weise ohne Unterbrechung durchgerührten und nach vorübergegangenem
                              Ansaugen verarbeiteten oder eingeformten Mörtels ist dieselbe, wie die Festigkeit
                              des vor dem Ansaugen gegossenen oder vermauerten Mörtels. Es erhellt dies aus
                              folgenden Beispielen, in denen die Gußstücke aus 1 Maß Cement und 1/2 Maß Wasser
                              hergestellt waren.
                           Tabellee.
                           
                              
                                 Absolute Festigkeit in Kilogrm. pro Qu. Cm.
                                    nach 10 Tagen.
                                 
                              
                                 Vor dem Ansaugengeformt.
                                 Nach dem Ansaugengeformt.
                                 
                              
                                   4,1
                                   4,6
                                 
                              
                                   7,3
                                   7,2
                                 
                              
                                   6,0
                                   6,3
                                 
                              
                                   5,0
                                   4,3
                                 
                              
                                   4,5
                                   3,7
                                 
                              
                                   8,0
                                   8,1
                                 
                              
                                 12,4
                                 12,7
                                 
                              
                           Jedoch weiß Jeder, wie erschrecklich leichtfertig auf den Bauten trotz aller
                              gegentheiligen Behauptungen oft empfindlicher Maurermeister in Betreff der
                              Cementverarbeitung noch immer verfahren wird. So arbeitet der Maurer etwaigen zu
                              rasch erstarrenden Cement nicht nochmals gehörig durch, sondern gießt lieber noch
                              eine unbegrenzte Menge Wasser nach, weil der Cement sich dann bequemer wieder
                              zertheilen läßt. Durch diese größere Verdünnung wird die Festigkeit natürlich
                              beeinträchtigt. Der rasch angehende Cement leistet also schlechterer Verarbeitung
                              Vorschub, daher im Allgemeinen der Begehr nach langsam bindenden Cementen. Allein
                              keineswegs ist rasch angehender und sich erheblich erwärmender Cement meist auch
                              gleichzeitig treibender, wie dies fast ganz allgemein, selbst von Cementtechnikern
                              angenommen wird. In Cementkunstgießereien, wo oft die Formen schon nach 5 bis 10
                              Minuten abgenommen werden, beim Mauern von Behältern, wie Tröge, Wannen aus
                              Stein- und Ziegelbrocken und Cementmörtel, wo der Cement oft schon das Ganze
                              nach ganz kurzer Zeit ohne Formen zusammenhalten soll, und in noch anderen Fällen,
                              ist rasch bindender Cement oft erwünscht. Liegt die Arbeit nur in geschickten
                              Händen, wird namentlich über ein gewisses vorher fixirtes Wasserquantum nicht
                              hinausgegangen, so ist in Betreff dauernder Haltbarkeit durchaus nichts zu fürchten,
                              sofern nur der Cement keinen freien treibenden Kalk enthält. Daß Erwärmen des
                              Cementes noch kein Treiben bedeutet, dafür könnten viele Belege gegeben werden. Es
                              wird aber genügen, auf die S. 541 angeführten Cementsorten zu verweisen. Dieselben
                              gehören drei renommirten Marken an, waren sämmtlich im Großen auf nassem Wege, bei
                              sorgfältigem Schlemmverfahren bereitet, die geformten, zu Brechversuchen verwendeten
                              Gußstücke später wieder
                              erbrannt und gepulvert. In Bezug auf Mischung war mithin gewiß Genügendes geleistet,
                              und doch erwärmten sie sich in frischem Zustande stark, keineswegs aber zeigten sie
                              Treiben. Daß Erwärmen noch kein Treiben bedingt, geht ferner auch daraus hervor, daß
                              man mit dem Thongehalt immer höher gehen kann, so daß also bei inniger Mischung von
                              Treiben immer weniger die Rede sein kann und doch das Erwärmen meist nicht beseitigt
                              wird. So betrug bei den folgenden aus denselben Rohmaterialien, nur nach
                              verschiedenen Mischungsverhältnissen bereiteten Cementen die Erwärmung:
                           Tabellef.
                           Wesentliche Bestandtheile der Cemente:
                           
                              
                                 Kieselsäure.
                                 Thonerde undEisenoxyd.
                                 Kalk.
                                 Temperatur-Erhöhung.
                                 Bemerkungen.
                                 
                              
                                 20,8
                                 12,0
                                 65,4
                                       
                                    9°  in 10 Min.
                                 treibend
                                 
                              
                                 21,3
                                 12,3
                                 64,0
                                     
                                    11,5  „  23  „
                                 nicht treibend
                                 
                              
                                 22,4
                                 12,9
                                 62,1
                                     
                                    13,5  „    8  „
                                   
                                    „        
                                    „
                                 
                              
                                 23,3
                                 13,5
                                 59,7
                                     
                                    12,0  „  31  „
                                   
                                    „        
                                    „
                                 
                              
                           Die Portlandcemente liegen ihrer Zusammensetzung nach zwischen
                              4CaO,2(SiO₂,R₂O₃) und 5CaO,2(SiO₂,R₂O₃),
                              schwanken also von 1/2- bis zu 2/5-Kalksilicat. Von etwa der Mitte
                              zwischen beiden gegen das 1/2-Silicat zu nimmt die Temperaturerhöhung meist
                              ab, bis sie bei genau 1/2-Silicat meist ganz gering oder auch Null ist. Nach
                              der entgegengesetzten Seite, nach dem 2/5-Silicat hin, ist die
                              Erwärmungsintensität entweder etwas abnehmend oder gleichbleibend, seltener
                              steigend. Das 2/5-Silicat zeigt daher frisch fast stets noch erhebliche
                              Erwärmung, 9 bis 15°. Noch weiter mit dem Kalk hinaufgehend, erhält man
                              gewöhnlich geringere Temperaturen von 8, 6, 4° etc. Diese Cemente sind schon
                              treibend. Uebrigens kommen bei treibenden wie bei nicht treibenden Cementen alle
                              Temperaturerhöhungen von etwa 0 bis 14° und ebenso alle Ansaugezeiten von
                              etwa 10 Secunden bis viele Stunden vor. Es ist daher, um das oben erwähnte
                              Durchschnittsverhalten der Cemente in Betreff ihrer Erwärmung bei verschiedenem
                              Kalkgehalt zu constatiren, eine große Reihe von Temperaturbestimmungen nöthig. Doch
                              tritt dann trotz vieler einzelner Abweichungen obige Regel immer mehr deutlich
                              hervor. Ein Cement von relativ hohem Kalkgehalt, der – frisch – selbst einige Stunden nach dem Anmachen gar keine oder nur
                              geringe Erwärmung zeigt, ist in Bezug auf Treiben stets mit Mißtrauen zu betrachten.
                              Er dürfte in den meisten Fällen treibender sein.
                           Das Erwärmen wird verschiedenen Ursachen zugeschrieben – so vor Allem etwa
                              vorhandenem freiem Kalk, demzufolge man leichthin behauptet, Erwärmen deute Treiben an.
                              Jedoch kann freier Kalk nur in Frage kommen, entweder bei zu hohem Kalkgehalt oder
                              in Folge mangelhafter Mischung der Rohmaterialien. Bei normal zusammengesetzten und
                              aus sorgfältigster Mischung hergestellten Cementen ist Kalk in freiem Zustande gar
                              nicht oder doch nur in nicht hervortretend schädlicher Menge vorhanden. Es zeigen
                              aber, wie wir ausführten, gerade die treibenden Cemente in ganz frischem Zustande
                              meist eine geringere Temperaturerhöhung als nicht treibende. Die Temperaturerhöhung
                              kann also vorwiegend kaum vom Vorhandensein freien Kalkes abhängen. Man kann ferner
                              die Temperaturerhöhung durch künstliche Zusätze ja oft völlig beseitigen, ohne daß
                              indeß bei erheblicher Menge von freiem Kalk das Treiben nun ausbliebe; nur die Zeit
                              des Eintrittes wird dann mehr und mehr hinausgeschoben. Die Temperaturerhöhung ist
                              also dann ganz oder fast ganz vermieden, und dennoch kann noch treibender freier
                              Kalk in Menge vorhanden sein. Die Erwärmung muß also noch auf anderen Ursachen
                              beruhen. Man kann z.B. mit mehr Grund für das Auftreten des Erwärmens anführen, daß
                              der Cement äußerst selten durchweg gleich scharf gebrannt, durchgängig von gleichem
                              Korn und gleich schwer in allen Partien der Zerlegung durch Wasser zugänglich sein
                              dürfte. Es gibt vielleicht immer eine Partie darunter, die loseren chemischen
                              Zusammenhang besitzt, durch Wasserzutritt schneller sich umsetzt und so das Erwärmen
                              herbeiführt. Dies Verhalten würde ganz demjenigen der hydraulischen Kalke
                              entsprechen. Frisch gebrannt (ehe sie sich noch an der Luft abgelöscht haben),
                              erwärmt sich ja das Pulver hydraulischer Kalke auch beim Anmachen mit Wasser, und
                              zwar meist viel stärker als Portlandcement (50° und darüber), und doch tritt
                              bei homogener Zusammensetzung und bei genügender Menge von thonigen Bestandtheilen
                              (das 1/2-Silicat darf hier nicht überschritten werden) kein Treiben ein. Die
                              thonigen Bestandtheile sind dann nur lose an den Kalk chemisch gebunden. Diese
                              Auffassung führt uns nun zu einer etwas präciseren Erklärung des auftretenden
                              Erwärmens bei Portlandcementen. Man kann nämlich annehmen, daß es in jedem Molecül
                              Portlandcement etwas der chemischen Agression des Wassers meist leichter
                              Zugängliches gibt, d. i. das 5. Aequivalent Kalk in der Verbindung
                              5CaO,2(SiO₂,R₂O₃). Wie wir oben sahen, tritt bei dem
                              1/2-Silicat, d. i. bei 4CaO,2(SiO₂,R₂O₃) keine oder nur
                              noch geringe Erwärmung auf.Bei Anwendung von 1/2 Maß Wasser auf 1 Maß Cement und einer Feinheit von 500
                                    Maschen auf den Quadr.-Centimeter. Dieses Silicat ist nach erlittener hoher Temperatur als neutral, als nur
                              allmälig, nicht aber hervortretend lebhaft reagirbar zu betrachten. Bei ihm geht die
                              Umsetzung durch das
                              Wasser und die Kohlensäure der Atmosphäre, d. i. der Erhärtungsproceß von Anfang an
                              mit gleichbleibender, geringerer Energie von statten. Bei dem 2/5-Silicat
                              dagegen verleiht das 5. Aequivalent CaO dem Cement einen basischeren Charakter.
                              Dieses Aequivalent Calciumoxyd ist schwerer durch das Brennen zur vollständigen
                              Bindung zu bringen, wird daher oft ganz oder zum Theil loseren chemischen
                              Zusammenhalt mit den sauren Bestandtheilen haben, gieriger Wasser ansaugen, sich
                              schneller – und noch durch das Erwärmen befördert – in Kalkhydrat oder
                              kohlensauren Kalk umsetzen. Dieser theilweise eintretende Vorproceß, die schnellere
                              Umsetzung einer Partie Cement aus 5CaO,2(SiO₂,R₂O₃) +
                              H₂O in 4CaO,2(SiO₂,R₂O₃) + CaO . H₂O ist es wohl
                              vornehmlich, welcher die Erwärmungserscheinung hervorruft. Nachdem dieser Vorproceß
                              verlaufen, geht erst die weitere Erhärtung gleichmäßiger und langsamer vor sich wie
                              bei dem 1/2-Silicate. Diesen Vorproceß kann man nun vor der Verwendung des
                              Cementes durch bloßes Lagern, rascher durch künstliche Zusätze möglichst sich
                              vollziehen lassen. Nach Absorption von 0,5 bis 2,0 Proc. Kohlensäure ist er meist
                              beendet. Anderenfalls äußert er sich bei frischer Verwendung durch erheblicheres
                              Erwärmen und schnelleres Abbinden. Da nun von dem 1/2-Silicat aufwärts nach
                              dem 2/5-Silicat zu immer mehr von der Verbindung
                              5CaO,2(SiO₂,R₂O₃) entsteht, wird unter Umständen zu
                              eintretender Erwärmung immer mehr Gelegenheit geboten. Am Natürlichsten ist zunächst
                              die Annahme, daß das Maximum der Erwärmung vorzugsweise in dem vollen
                              2/5-Silicat selbst eintritt. Wie bereits erwähnt, zeigt sich die
                              Maximalerwärmung meist schon bei geringerem Kalkgehalt, wie sich dies auch leicht
                              erklären läßt. Je thonreicher nämlich ein Cement, desto mürber ist er. Bei
                              gebranntem Kalk und anderen mürben Materialien läßt ein Schlag des Mühlsteins die
                              Masse leicht in Pulver zerstäuben. Die Masse wird im eigentlichen Sinne nicht so
                              fein gemahlen – so fein kann überhaupt nicht gemahlen werden – sondern
                              zuletzt tritt ein Zerstäuben oder Zerfallen ein, so daß das Mahlgut viel feiner
                              ausfällt als der Steinstellung und den Sieben entspricht. In ähnlicher Weise, wenn
                              auch viel weniger auffallend, verhält es sich mit thonreichem Cement.
                           Die Cementstücke sind im Ganzen mürber als bei scharf gebranntem Cement von hohem
                              Kalkgehalt. Das Pulver ist oft erheblich zarter und etwas specifisch leichter als
                              das von Cement des 2/5-Silicats oder von noch etwas höherem Kalkgehalt. Bei
                              letzteren sind mürbe Stücke viel seltener, die Mühle hat oft erheblich schweres
                              Mahlen, das Korn wird nur genau so klein, als es der Stellung des Mühlläufers
                              entspricht und fühlt sich meist deutlich schärfer und rauher an. Siebt man auch von
                              thonreichem und
                              thonarmem Cement durch ein und dasselbe Sieb, so ist doch von ersterem oft viel mehr
                              Staubfeines im Durchgesiebten enthalten. Nun gibt aber feineres Pulver, wie oben
                              nachgewiesen (Tabelle b S. 540), auch größere
                              Temperatursteigerung. Es ist eben das Pulver in feinerem Zustande auch leichter
                              durch Wasser angreifbar als gröberes und festeres Pulver. Dieser Umstand mag
                              hauptsächlich die Veranlassung sein, daß die Maximaltemperatur häufig schon vor dem
                              erreichten 2/5-Silicat auftritt und von da ab bis zu jener Grenze sich
                              entweder constant erhält oder oft auch wieder etwas fällt.
                           Ueber das 2/5-Silicat hinausliegender freier Kalk bewirkt in so vielen Fällen
                              vielleicht deshalb keine TemperatursteigerungZuweilen tritt ein abnormes Erwärmen, bis 30° z.B. auf, wie später
                                    noch mitgetheilt wird., weil er möglicherweise, wie dies ja auch der Magnesia zugeschrieben wird,
                              durch Wasser erst allmälig nach längerer Zeit angegriffen wird, sobald er vorher
                              hoher Temperatur ausgesetzt gewesen ist.
                           Es dürfte also wohl anzunehmen sein, daß Ansaugezeit und Erwärmen des Cementes zwar
                              in bestimmter Beziehung zu einander stehen, daß geringe oder spät auftretende
                              Temperaturerhöhung langsam bindenden Cement anzeigt, – nicht aber, daß auch
                              Treiben und Erwärmen einen solchen Zusammenhang haben, daß das eine aus dem anderen
                              sich folgern lasse; die Temperaturerhöhung zeigt vielmehr vor Allem noch mehr oder
                              weniger frischen Cement an, ist auf theilweise leicht disponibel werdendes
                              Calciumoxyd des 5. Kalkäquivalentes in 5CaO,2(SiO₂,R₂O₃)
                              zurückzuführen. Die Ursache des eigentlichen Treibens dagegen schreibt sich her von
                              freiem, gleich anfänglich in freiem überschüssigem Zustande vorhanden gewesenem
                              Calciumoxyd, hervorgehend aus schlechter Mischung oder zu geringem Thonzusatz. Wird
                              bei sorgfältiger Mischung der Rohmaterialien über das 2/5-Silicat mit der
                              Kalkmenge nicht hinausgegangen, so tritt kein Treiben ein, mag auch der Cement, was
                              meist der Fall sein wird, sich in frischem Zustande stark erwärmen.
                           Wie schwierig und mißlich es wäre, bei ärger treibendem Cement durch
                              Kohlensäure-Einführung das Treiben zu beseitigen, erhellt leicht aus einer
                              flüchtigen stöchiometrischen Berechnung. Gesetzt, es wären 3 Proc. Calciumoxyd im
                              Cement im Ueberschuß, welche durch die Kohlensäure von Natriumbicarbonat abgestumpft
                              werden sollten. Es binden 28 G. Th. Calciumoxyd 22 G. Th. Kohlensäure, erfordern
                              mithin 84 G. Th. des Salzes. Es verlangen demnach 3 Proc. Calciumoxyd eine Salzmenge
                              von (84/28) · 3 = 9 Proc. des Cementgewichtes, d. i. 9 Kilogr. Salz auf 100 Kilogr. Cement. Man
                              kann sich leicht vergegenwärtigen, wie theuer und für die Großpraxis unausführbar
                              eine derartige Aufbesserung werden würde. Zudem scheint aber auch dadurch arges
                              Treiben noch gar nicht beseitigt werden zu können, wie sich dem Verfasser bei
                              weiteren Untersuchungen in dieser Frage immer mehr herausstellt. Zunächst wirkt das
                              Salz wieder nur in Betreff Temperaturerhöhung, Abbindezeit und Contraction
                              abstumpfend, schiebt das Erhärten und den Eintritt des Treibens weiter hinaus. Man
                              hat bei viel Salzzusatz schließlich ein leichteres Pulver, das neben eigentlicher
                              Portlandcementsubstanz eine erheblichere Menge specifisch leichteres kohlensaures
                              Kalk- und Natronsalz enthält. Das Ansaugen tritt bei frischem Cement oft
                              zweimal auf. Es erhellt dies u.a. aus folgenden Beispielen.
                           Tabelleg.
                           
                              
                                 Zusammensetzung.
                                 Temp.-Erh.
                                 I. Ansaugen.
                                 II. Ansaugen.
                                 Bemerkungen.
                                 
                              
                                 Kieselsäure.
                                 Sesquioxyde.
                                 Calciumoxyd.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 21,3
                                 12,3
                                 64,0
                                   11,5° in  7 M.
                                     35–60 Sec.
                                    90–105 Sec.
                                 nicht treibend.
                                 
                              
                                 20,8
                                 12,0
                                 65,4
                                     9,0   „ 10
                                    „
                                     45–55  
                                    „
                                  120–135   „
                                 treibend.
                                 
                              
                                 20,9
                                 12,1
                                 65,0
                                     8,0   „ 10
                                    „
                                         
                                    45   „
                                           80  
                                    „
                                 „
                                 
                              
                           Dieses doppelte Ansaugen geht nach kurzer Lagerzeit in eins über. So zeigten die drei
                              Cemente der Tabelle g schon nach 2 Tagen folgende
                              Verschiebung in ihrem Verhalten betreffs des Ansaugens.
                           Tabelleh.
                           
                              
                                 
                                 I. Ansaugen.
                                 II. Ansaugen.
                                 
                              
                                 Cement
                                 1
                                 60 bis 70 Secunden.
                                 105 bis 125 Secunden.
                                 
                              
                                 „
                                 2
                                           90      
                                    „
                                 150 bis 195      
                                    „
                                 
                              
                                 „
                                 3
                                 zeigt nur noch ein Ansaugen von 90 bis
                                    150 Sec.
                                 
                              
                           Wie bei Verringerung des Wasserquantums die Temperatur steigt (vergl. Tab. a auf S. 540), so verkürzt sich auch die
                              Ansaugezeit.
                           Tabellei.
                           
                              
                                 Auf 1 Maß Cement wurden gegeben:
                                 Ansaugezeit in Secunden:
                                 
                              
                                 0,333 Maß Wasser
                                 35 bis 45
                                 
                              
                                               0,500    „        „
                                 70 bis 75
                                 
                              
                                               0,666    „        „
                                                     
                                    165.
                                 
                              
                           Andererseits wird natürlich auch durch Abstumpfung das Ansaugen immer weiter
                              hinausgeschoben und in der Jähheit seines Auftretens gemildert, so daß es
                              schließlich nicht oder kaum mehr wahrnehmbar wird. Mit gröberem Pulver wird,
                              entsprechend der viel langsameren Zersetzung durch Wasser, die Abbindezeit ebenfalls
                              verlängert. Ist unter dem groben Pulver feines, so tritt selbst bei geringer Menge des
                              feineren doch dessen Ansaugezeit fast stets deutlich hervor. – Daß in Betreff
                              Temperaturerhöhung, Abbinden, Festigkeit in bestimmtem Zeitraume, die warmen
                              Jahreszeiten oft sehr beschleunigend, die kalten verzögernd einwirken, ist wohl
                              ziemlich bekannt.
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)