| Titel: | Verstärkung von Schwefelsäure im Gloverthurm; von Friedr. Bode in Haspe. | 
| Autor: | Friedrich Bode | 
| Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 559 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Verstärkung von Schwefelsäure im Gloverthurm; von
                           Friedr. Bode in
                           Haspe.
                        Bode, über Verstärkung von Schwefelsäure im
                           Gloverthurm.
                        
                     
                        
                           Im ersten Januarheft dieses Journals (1875 215 56) erwähnt bei Gelegenheit seiner Besprechung des Gloverthurmes,
                              speciell der Arbeit von Vorster über diesen Apparat (1874
                              213 411. 506), Dr. G. Lunge meiner Person in einer mir unliebsamen, aber auch
                              durchaus ungerechtfertigten Weise.
                           Ich hatte auf die erste Publication über den Gloverthurm von Dr. Lunge in diesem Journal
                              (1871 201 341), in welcher als ein Vortheil dieses
                              Apparates auch jener angegeben wird, daß ein Verlust an Schwefelsäure beim
                              Verstärken darin nicht stattfinden könne, u.a. auch die Bemerkung gemacht, daß,
                              obgleich ich einen solchen Verlust „bei Verdampfung
                                    in offenen Pfannen“ durchaus nicht in Abrede stellen möchte,
                              ich doch geneigt sei, diesen Verlust auf ein großes Minimum zu veranschlagen.
                           Nun kommt Vorster und beweist in
                              seiner, oben angezogenen, Arbeit (über welche ich mich dem Urtheile von Dr.
                              Lunge nur anschließen kann), daß beim Concentriren von
                              Schwefelsäure im Gloverthurme 3,89 Proc. Schwefelsäure davongehen, welche aber in
                              der ersten Bleikammer wieder erhalten werden, und Dr.
                              Lunge nimmt hieraus Veranlassung, mir auf unbewiesene
                              Allgemeinheiten nachzuweisen, daß ich im Irrthum sei, wenn ich den Säureverlust beim
                              Verdampfen (in offenen Pfannen) nicht für irgendwie
                              nennenswerth und für ein großes Minimum halte.
                           
                           Ich würde Hrn. Dr. Lunge dankbar gewesen sein, wenn er mich belehrt hätte,
                              wie groß der Verlust beim Eindampfen in offenen Pfannen wirklich ist. Wenn er aber
                              das, was ich gesagt habe, mißversteht, um alsdann auch noch von unbewiesenen
                              Allgemeinheiten zu reden, so ist dies ein Verfahren, gegen welches ich Einspruch
                              erheben muß.
                           Zudem ist das, was ich gesagt habe, keine „unbewiesene
                                 Allgemeinheit“. Wenigstens habe ich meine Behauptung so gut zu
                              beweisen versucht, als es anging, indem ich anführte, daß ich noch keine
                              nennenswerthen Differenzen gefunden habe zwischen der erzielten 60gräd.
                              Schwefelsäure und der dazu verwendeten abgemessenen Menge
                              Kammersäure. Als ein strikter Beweis gilt mir derselbe allerdings nicht; er wäre
                              dies erst, wenn man die Kammersäure vor dem Eindampfen abgewogen hätte. Ich möchte indessen die Fabrik
                              kennen lernen, wo dies geschieht. Auch darf ich mir entschieden schmeicheln, daß Dr.
                              Lunge selber mit meinem Urtheile nach abgemessenen Säuremengen nicht viel rechten wird, weil er
                              mit den Versuchen im Großen, welche Vorster am
                              Gloverthurm angestellt hat, einverstanden ist, welche Versuche aber in gleicher
                              Weise nur mit abgemessenen Mengen Säure durchgeführt worden sind.
                           Schließlich brauche ich wohl kaum noch besonders darauf aufmerksam
                              zu machen, daß man den sogenannten Säureverlust bei der Verstärkung im Gloverthurm
                              gar nicht gleich setzen kann dem Verluste der Verstärkung in offenen Pfannen. Im
                              Gloverthurm begegnet die fein vertheilte Säure dem heißen Gasstrome mit der
                              schwefligen Säure. Durch Einwirkung der letzteren und der schwächeren Kammersäure
                              auf die nitrose Schwefelsäure wird die letztere zersetzt, und diese Zersetzung
                              findet offenbar im obersten Theile des Thurmes zum größten Theile statt und ist
                              begleitet von einer Bläschenbildung, welche sich durch die ganze Masse der Säure
                              erstreckt, wie man sie auch beobachten kann, wenn der Gay-Lussac-Apparat in seiner Function, Salpetergase zu
                              absorbiren, abschnappt und alsdann, durch zu große Mengen schwefliger Säure, welche
                              ihm bei fehlerhaftem Kammergange noch zuströmen, die eine Function des
                              Gloverthurmes, die Zersetzung nitroser Schwefelsäure unter Neubildung von
                              Schwefelsäure, antritt.
                           Die Bläschen von Stickoxydgas, welche in der Säure so dicht und
                              fein zertheilt sind, daß sie dieselbe undurchsichtig machen, zerplatzen und springen
                              und geben den Gasen Gelegenheit, einen feinen Säuredunst aufzunehmen, welcher nicht
                              mehr völlig von der Füllung des Thurmes zurückgehalten wird.
                           Will man hierin abermals unbewiesene Allgemeinheiten finden, so
                              berufe ich mich auf durchaus ähnliche Vorgänge am Gay-Lussac-Thurme. Wem dennoch die vorbeschriebene Art und
                              Weise eines Säureverlustes unwahrscheinlich vorkommt, der mag sie fallen lassen. Es
                              bleibt dann immer noch der Umstand übrig, daß die Säure in einer Anzahl Strahlen (16
                              bis 24) in den Thurm geführt wird, wo man sie sich, nach Dr. Lunge's eigener Beschreibung, durch
                              Aufschlagen auf untergelegte Thonplatten fein zertheilen und verspritzen läßt. Es
                              findet diese Vertheilung in unmittelbarster Nähe des Ausgangsrohres statt, und es
                              muß daher eine namhafte Portion Säure mit übergerissen werden. Hat dieses
                              Ausgangsrohr vom Thurme ab sofort Fall, so daß ein Zurückfließen des an den
                              Rohrwänden abgesetzten Theils in den Thurm nicht erfolgen kann, so wird der Betrag
                              des sogenannten Verlustes größer sein, als wenn Fall in
                              den Thurm vorhanden ist.
                           Haspe, März 1875.