| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, Nr. , S. 280 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Amerikanisches Holzpflaster.
                           Aus einem vom Ingenieur Ernest Pontzen im österreichischen
                              Ingenieur- und Architektenverein in Wien gehaltenen Vortrag (Technische
                              Reisenotizen aus Amerika; vergl. betr. Zeitschrift, 1875 S. 33) entnehmen wir über
                              die Herstellung des Holzpflasters in Amerika nachstehende interessante
                              Mittheilung.
                           Die Art der Herstellung desselben variirt je nach den Städten, oft findet man
                              dasselbe sogar in derselben Stadt nach mehrerlei Systemen ausgeführt; nur in einer
                              Beziehung stimmen sie alle überein, nämlich darin, daß überall weiches Holz verwendet wird. Die Holzwürfel werden so versetzt, daß die
                              Fasern senkrecht stehen und die Stirnenden die Lauffläche bilden. Auf diese wird
                              Sand oder feiner Kies gestreut, welcher sich durch das Befahren in das Holz
                              eindrückt und zur längeren Dauer beiträgt. Die Holzwürfel haben nach der Richtung
                              der Fasern eine Mächtigkeit von 10 bis 15 Centimeter. Sie werden in diagonalen
                              Reihen angeordnet und liegen entweder direct auf einem 15 Centim. mächtigen
                              Sandbette, oder es werden zwischen sie und das Sandbett ein oder zwei sich kreuzende
                              Lagen Breter von 2 bis 5 Centim. Stärke gelegt. Am billigsten kommt natürlich das
                              Pflaster zu stehen, bei welchem die Blöcke direct auf dem Sande liegen; die anderen
                              Arten haben jedoch eine größere Dauer. In Chicago sind sehr maßgebende Erfahrungen
                              über das Verhalten des Holzpflasters gesammelt worden, und der Ober-Ingenieur
                              des Chicagoer Stadtbauamtes theilte dem Vortragenden mit, daß das mit
                              Breterunterlagen ausgeführte weiche Holzpflaster daselbst durchschnittlich eine
                              Dauer von 7 Jahren habe. Die Kosten eines Quadratmeter solchen Pflasters belaufen
                              sich auf ungefähr 2 fl. 25 kr. (etwa 4,5 Mark).
                           In jenen Gegenden, wo der Theer nicht zu theuer ist, verwendet man überdies Theer und
                              zwar in der Weise, daß man die Breter, welche unter dem eigentlichen Pflaster
                              liegen, betheert und die Fugen zwischen den Holzblöcken, nachdem dieselben mit Sand
                              ausgestopft sind, noch mit flüssigem Theer tränkt. Die Fugen haben 1 bis 2 Centim.
                              Weite; der Sand wird in dieselben in der Weise eingedrückt, daß ein Mann ein an
                              einem Stiele in Scharnier bewegliches, circa 1 Centim. dickes Flacheisen hochkantig
                              auf die mit Sand gefüllte Fuge hält, worauf dann ein zweiter Arbeiter mittels einer
                              Handramme auf dieses ungefähr 1 Meter lange Flacheisen schlägt. Die Anwendung des
                              harten Holzes wurde wiederholt versucht, es hat sich aber gezeigt, daß der Sand sich
                              in dasselbe nicht gut eindrückt, weshalb die mit demselben gepflasterten Straßen
                              glatt und namentlich bei feuchtem Wetter für die Pferde gefährlich sind. Man
                              verwendet also nur das weiche Holz zu Pflaster, und zwar nicht nur weil es billiger
                              ist, sondern auch weil es, wie gesagt, vortheilhafter ist.
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           Ueber den Verkehrsdienst auf amerikanischen
                              Straßenbahnen.
                           Ingenieur E. Pontzen theilte in dem oben citirten Vortrag
                              über den Verkehrsdienst auf amerikanischen Straßenbahnen folgendes mit.
                           Auf den amerikanischen Tramway-Linien sind nicht, wie z.B. in Wien, zahlreiche
                              obligate Haltestellen. Der Waggon hält nur so oft, als eine Dame ein- oder
                              aussteigen will; die Herren springen meist während der Fahrt auf und ab. Das Gebot,
                              für die Damen zu halten, hat zu gewissen Tagesstunden häufige Aufenthalte zur Folge
                              und ließ die Nothwendigkeit kräftiger und rasch wirkender Bremsen empfinden. Der
                              Vortragende weiß nicht, ob die dortigen Bremsen besser sind als unsere, aber das ist
                              gewiß, daß sie in ausgiebigerer Weise gebraucht werden. Die Tramway-Wagen
                              haben nämlich keine Stangen, und werden die Pferde nicht mitbenützt, um den Wagen
                              zum Stehen zu bringen. Der Kutscher muß dies blos durch die Bremse bewerkstelligen.
                              Das hat den Vortheil der besseren Erhaltung der Pferde, deren Vorderfüße nicht so
                              rasch zu Grunde gerichtet werden. Bei dem Umstande, daß die Tramway-Linien in
                              den geraden Straßen der amerikanischen Städte nur selten in Krümmungen laufen, mag
                              diese Weglassung der Wagenstange doppelt gerechtfertigt sein.
                           
                           Zur Ausübung der Controle sind verschiedene Systeme angewendet. Es sei nur jenes
                              erwähnt, das besonders auffiel. In Buffalo bedient man sich zum Markiren der
                              Fahrkarten solcher Zangen, welche nicht nur die ausgestanzten Scheibchen, statt sie
                              zu Boden fallen zu lassen, in ein Reservoir aufnehmen, sondern auch bei jedesmaligem
                              Stanzen einen Glockenschlag ertönen lassen. Die Fahrkarten von verschiedenen Preisen
                              haben verschiedene Farben, und ist durch die Zahl der ausgestanzten
                              verschiedenfarbigen Stücke die Controle ermöglicht. Mitfahrende Aufsichtsorgane
                              beobachten unbemerkt, ob jeder Passagier eine Karte erhält, indem bei Ausfolgung und
                              gleichzeitiger Durchstanzung derselben ein Glockenschlag ertönen muß. Bei jenen
                              Waggons, welche von nur einem Pferde gezogen werden, schien es nicht entsprechend,
                              zwei Personen – nämlich Kutscher und Conducteur – zu beschäftigen. Es
                              genügt da der Kutscher allein, wenn hinter ihm an der Stirnseite des Wagens ein
                              Sammelkasten für das Geld angebracht ist, welcher vorn und rückwärts mit Glas
                              verschlossen ist. Der Kutscher bemerkt an den Wagenfedern das Einsteigen eines
                              Reisenden. Er klingelt nun so lange, bis er auf der Drosselklappe, welche den
                              Sammelkasten in zwei Theile theilt und welche von ihm umgedreht werden kann, das
                              Geld des Passagiers sieht. Die Mitreisenden werden bei einem Passagier, der nicht
                              sofort zahlen will, bald des lästigen Geklingels müde und sind gewiß diejenigen,
                              welche zuerst den säumigen Zahler auffordern, seiner Pflicht nachzukommen. Wenn auch
                              hie und da ein Mitreisender die Gesellschaft verkürzt, so fährt dieselbe doch noch
                              immer besser, als wenn sie einen Conducteur anstellen müßte.
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           Druckfestigkeit von Thonsteinen.
                           Die hessische Thonwaarenfabrik in Cassel überschickte der Station der Berliner
                              Gewerbeakademie 25 Stück gebrannter Thonsteine aus der eigenen Ziegelei, hergestellt
                              auf einer Schlickeysen'schen Ziegelpresse mit
                              Pferdebetrieb, zur Prüfung; dieselbe ergab folgende, sehr bemerkenswerthe
                              Resultate:
                           
                              
                                 SteinNr.
                                 Zeigte Rissebei Kilogrm.
                                 Wurde zerstörtpro Qu. Cent.
                                 SteinNr.
                                 Zeigte Rissebei Kilogrm.
                                 Wurde zerstörtpro Qu. Cent.
                                 
                              
                                   1
                                 217,0
                                 294,0
                                 14
                                 210,0
                                 280,0
                                 
                              
                                   2
                                 217,0
                                 287,0
                                 15
                                 213,5
                                 280,0
                                 
                              
                                   3
                                 210,0
                                 280,0
                                 16
                                 213,5
                                 287,0
                                 
                              
                                   4
                                 217,0
                                 294,0
                                 17
                                 220,5
                                 287,0
                                 
                              
                                   5
                                 220,5
                                 297,5
                                 18
                                 220,5
                                 297,0
                                 
                              
                                   6
                                 220,5
                                 297,5
                                 19
                                 220,5
                                 301,0
                                 
                              
                                   7
                                 217,0
                                 294,0
                                 20
                                 213,5
                                 294,0
                                 
                              
                                   8
                                 220,5
                                 294,0
                                 21
                                 217,0
                                 294,0
                                 
                              
                                   9
                                 210,0
                                 287,0
                                 22
                                 210,0
                                 290,5
                                 
                              
                                 10
                                 217,0
                                 301,0
                                 23
                                 220,5
                                 301,0
                                 
                              
                                 11
                                 220,5
                                 301,0
                                 24
                                 220,5
                                 297,5
                                 
                              
                                 12
                                 217,0
                                 297,0
                                 25
                                 217,0
                                 297,5
                                 
                              
                                 13
                                 210,0
                                 287,0
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die Durchschnittsresultate sind somit: für den Eintritt der Risse = 5411,0/25 =
                              216,44 Kilogrm. pro Qu. Cent., für die Zerstörung = 7317,5/25 = 292,70 Kilogrm. pro
                              Qu. Cent. – Resultate von gleicher Güte dürften bei Ziegelmaterial nicht
                              leicht wieder angetroffen werden; für besondere Zwecke erscheint das betreffende
                              Material als ein ganz ausgezeichnetes.
                           
                        
                           Funkenreißen durch Bronze.
                           Man war bisher allgemein der Ansicht, daß Bronze und Kupfer bei heftiger Berührung
                              nicht Funken geben, wie Eisen es thut; aus diesem Grunde verwendet man u.a. diese
                              Materialien ausschließlich bei der Schießpulverfabrikation und stellt vielfach die
                              Stampfer für das Besetzen von Sprenglöchern aus Kupfer oder Bronze her. In der königl. engl.
                              Pulverfabrik zu Waltham Abbey sind nun (nach der deutschen Industriezeitung)
                              neuerdings von Major Majendie Versuche angestellt worden,
                              welche ergaben, daß Kupfer, Geschützbronze und Phosphorbronze sämmtlich unter
                              bestimmten Reibungsverhältnissen Funken, selbst einen mehr oder weniger starken und
                              ununterbrochenen Funkenstrom zu geben vermögen und zwar, wie es scheint, die
                              härteren Sorten von Phosphorbronze weniger leicht als die weicheren, und selbst
                              weniger leicht als gewöhnliche Bronze oder Kupfer. Immerhin wird bestätigt, daß die
                              Fähigkeit, Funken zu geben, für alle genannten Materalien eine weit geringere ist
                              als für Eisen und Stahl.
                           Bei der ersten Versuchsreihe wurde ein Schleifstein verwendet, wie er für kleine
                              Werkzeuge benützt wird. Derselbe hatte 0,15 M. Durchmesser, machte 1220 Umdrehungen
                              pro Minute und hatte somit eine Umfangsgeschwindigkeit von 634 M. pro Minute; die zu
                              untersuchenden Stücke wurden je 1/2 Minute fest gegen ihn angehalten. Die weichste
                              Sorte Phosphorbronze ist Nr. 2, die härteste Nr. 8; in den Pulverfabriken wird Nr. 7
                              angewendet.
                           
                              
                                 Phosphorbronze Nr. 2 Versuch a
                                 Gelegentlich Funken und zuweilen
                                    ein    Funkenstrom.
                                 
                              
                                             
                                    „          
                                    „            „    
                                    b
                                 Schwacher ununterbrochener Funkenstrom.
                                 
                              
                                             
                                    „          
                                    „            „    
                                    c
                                 Anfänglich schwacher Funkenstrom.
                                 
                              
                                             
                                    „          
                                    „            „    
                                    d
                                 Nur ein oder zwei schwache Funken.
                                 
                              
                                             
                                    „          Nr.
                                    4
                                 Einzelne sehr starke Funken und
                                    zuweilen    fast eine Aufeinanderfolge von
                                    Funken,    doch im Allgemeinen eher von der
                                    Art    eines andauernden Funkens.
                                 
                              
                                             
                                    „          Nr.
                                    7
                                 Ein oder zwei starke Funken, aber
                                    keine    Andeutung eines andauernden
                                    Stromes.
                                 
                              
                                             
                                    „          Nr.
                                    8
                                 Nur ein schwacher Funken.
                                 
                              
                                 Dünnes Bronzemesser
                                 Einige Funken, aber kein
                                    andauernder    Strom.
                                 
                              
                                 Bronzehebel von stärkerem Querschnitt
                                    und    härter als das Messer
                                 Zahlreiche Funken und zu Zeiten
                                    schwacher    Strom.
                                 
                              
                                 Gutes Bronzegußstück zu Bolzen etc.,
                                    nur    die Gußhaut angedrückt
                                 Wenig Funken, schwacher
                                    andauernder    Strom.
                                 
                              
                                 Dasselbe, nur die reine Metallfläche angedrückt
                                 Starker, zuweilen unterbrochener, im
                                    Ganzen    aber andauernder Strom.
                                 
                              
                                 Brüchiges Bronzegußstück zu Bolzen
                                    etc.    Versuch a
                                 Ansehnlicher ununterbrochener Funkenstr.
                                 
                              
                                           „    
                                    b
                                 Sofortiger lebhafter,
                                    ununterbrochener    Funkenstrom.
                                 
                              
                                 Bronzegußstück für Preßplatten
                                 3 Funken.
                                 
                              
                                 Kupferblech, ca. 3 Mm. stark
                                 Ununterbrochener Strom von
                                    kleinen    Funken.
                                 
                              
                                 Schmiedeiserner Stab
                                 Sehr heller, intensiver,
                                    ununterbrochener    Feuerstrom, Funken
                                    flogen in einigen    Fällen ca. 150 Millim.
                                    weit.
                                 
                              
                                 Gehärteter Stahl (Feile)
                                 Glänzendes Blitzestrahlen.
                                 
                              
                           Bei der zweiten Versuchsreihe wurde der Schleifstein durch einen gleich großen und
                              gleich rasch umlaufenden gußeisernen Cylinder ersetzt. Dabei gaben Phosphorbronze
                              Nr. 2, 7 und 8, sowie ein Bronzegußstück und 3 Millim. dickes Kupferblech keine
                              Funken, dagegen der schmiedeiserne Stab einen glänzenden Feuerstrom und der
                              gehärtete Stahl einen glänzenden, raschen Funkenstrom. Als endlich ein 0,20 Meter
                              starker Cylinder von Geschützbronze angewendet wurde, welcher 1625 Umdrehungen pro
                              Minute machte, wurden mit keinem der angegebenen Materialien Funken erhalten.
                           
                        
                           Ueber die quantitative Bestimmung des Wassers.
                           Laspeyres zeigt (Journal für praktische Chemie, 1875 Bd.
                              11 S. 36), daß die bisherige Methode, das Wasser direct
                              quantitativ zu bestimmen, immer nur annähernde Resultate gibt, selbst wenn sonst alle Bedingungen bei der
                              Ausführung der Bestimmung vollständig erfüllt sind. Besser ist die indirecte, d.h. die Bestimmung des Glühverlustes, wenn
                              man sich überzeugt hat, daß die Substanz dabei keine Spur anderer Stoffe verliert
                              oder aus der Luft aufnimmt.
                           Pettenkofer (Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 1 S.
                              488) und Fresenius (daselbst, Bd. 4 S. 177) zeigten, daß
                              die wasseranziehende Kraft jeder folgenden Substanz die der voraufgehenden
                              übertrifft: Gebrannter Kalk, wasserfreier Kupfervitriol, Chlorcalcium, concentrirte
                              Schwefelsäure, wasserfreie Phosphorsäure.
                           Für ganz genaue directe Wasserbestimmungen ergaben sich aus den mitgetheilten
                              Versuchen folgende Regeln:
                           1. Länge und Weite des Trockenrohres müssen genügen, den Luftstrom hinreichend zu
                              trocknen.
                           2. Das zur Absorption verwendete Chlorcalcium wird bei 150 bis 200° gut
                              getrocknet; nach der Füllung läßt man die Rohre einige Zeit unter sich
                              communiciren.
                           3. Durch eine Versuchsreihe ist der an dem Apparate haftende Fehler zu ermitteln; es
                              ist also zu bestimmen, wie groß die Gewichtszunahme (z)
                              des Absorptionsrohres ist, wenn durch dasselbe in (x)
                              Stunden (y) Liter Luft durchstreichen. Der Durchschnitt
                              der mitgetheilten Versuche ergab für x = 3, y = 4 und z = 0,0006
                              Grm.
                           4. Alle Wägungen des gut verschlossenen Chlorcalciumrohres sind möglichst rasch
                              auszuführen.
                           
                        
                           Zur Hopfenuntersuchung.
                           Ob ein Hopfen geschwefelt sei oder nicht, wird bekanntlich dadurch bestimmt, daß man
                              eine Probe mit Zink und Salzsäure behandelt und den sich dabei entwickelnden
                              Schwefelwasserstoff durch Bleipapier oder Nitroprussidnatrium nachweist.
                           Diese Untersuchungsmethode wurde bei der Bierbrauerei-Ausstellung in Hagenau
                              von kundiger Seite als unsicher bezeichnet, indem derselben besonders zwei Fehler
                              anhaften. Zunächst kann die Unreinheit der angewendeten Reagentien zu Täuschungen
                              Veranlassung geben; es ist daher vor allem nothwendig, sich von der Reinheit der
                              Salzsäure und des Zinkes zu überzeugen. Prof. A. Vogel
                              fand, daß Zinkblech wegen seiner größeren Reinheit am besten sich eignet; ferner
                              beobachtete derselbe, daß eine große Zahl getrockneter Pflanzentheile, wie
                              Malvenblätter, Lindenblätter, bei denen an einen Gehalt von schwefeliger Säure nicht
                              gedacht werden kann, bei gleicher Behandlung ebenfalls geringe Mengen
                              Schwefelwasserstoff entwickeln; ebenso erzeugten die Lupulinsorten alle
                              Schwefelwasserstoff, zuweilen sogar Bier und Bierextract. Es geht daraus hervor, daß
                              unter den angeführten Umständen der Schwefelgehalt dieser Substanzen ebenfalls in
                              geringer Menge zur Bildung von Schwefelwasserstoff beitragen kann.
                           Nach den Beobachtungen von Prof. Wagner (Bayerisches
                              Industrie- und Gewerbeblatt, 1875 S. 22) entwickelt das gewöhnliche Zinkblech
                              beim Auflösen in Säuren keinen Schwefelwasserstoff, weil derselbe durch das stets in
                              geringer Menge vorhandene Blei als Schwefelblei abgeschieden wird.
                           Prof. Vogel empfiehlt schließlich, statt Zink
                              Natriumamalgam, Cadmium, Magnesium oder Aluminium anzuwenden.
                           
                        
                           Entfuselungs- und Klärungspulver für alle Arten von
                              Liqueuren.
                           Dem Branntweinbrenner Franz Plattner in Dittersdorf wurde
                              auf nachstehendes Verfahren ein Patent in Bayern (1. Juni 1873) verliehen. Nachdem
                              die Digestion mit den zum jederartigen Liqueur, als Früchten-Liqueur,
                              Magen-Persiko, Aqua vitae etc. gehörigen
                              Ingredienzien und gewöhnlichem Kartoffelbranntwein fertig und mit einem
                              hinlänglichen Quantum von sogen. Farinezucker versüßt ist, wird die abgeseihte
                              Flüssigkeit, je auf 8 Liter, mit 2 Loth chemisch reiner Stärke, 1 Loth präparirtem
                              Eiweiß in feinster Pulverform und 1 Loth Milchzucker vermengt, die ganze Masse der
                              Flüssigkeit mehrere Male stark geschüttelt und hierauf 24 Stunden in einem Glase oder anderen
                              Gefäße ruhig stehen gelassen. Nach dieser Zeit klärt sich der so bereitete Liqueur
                              hell, rein und auf das Schönste, bedarf keines Filtrums mehr, erhält einen
                              eigenthümlichen Glanz und entfernt aus jedem des zur Digestion verwendeten ordinären
                              fuselhaltigen Branntweins aus Kartoffeln jede Spur von Fuselöl, so daß der auf diese
                              Art bereitete Liqueur an Feinheit und Wohlgeschmack die aus Frankreich und Holland
                              eingeführten, durch Destillation bereiteten Liqueure weit übertrifft.
                           
                        
                           Zur Bereitung des Knochenleimes.
                           In den meisten Knochenproductfabriken werden die Knochen in möglichst
                              schwefelsäurefreie, verdünnte Salzsäure von 6° B. gebracht, bis sie genügend
                              weich geworden sind, völlig ausgewaschen und der Leim unter geringem Dampfdruck als
                              dickflüssige Gallerte gewonnen. Wehle (Kohlrausch's Organ für Rübenzucker, 1874 S. 750) schlägt
                              vor, die bisher ungenügend verwerthete saure Flüssigkeit mit Kalkmilch zu fällen.
                              Der lufttrockene Niederschlag bestand aus:
                           
                              
                                 Wasser
                                 20,44 Proc.
                                 
                              
                                 Organische Stoffe
                                   9,12   „
                                 
                              
                                 Silicate
                                   0,72   „
                                 
                              
                                 Chlorcalcium
                                 16,36   „
                                 
                              
                                 Dreibasischphosphorsaurer
                                    Kalk                
                                 52,09   „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,23 Proc.
                                 
                              
                                 Der Stickstoffgehalt schwankte zwischen 2,1 und 2,4
                                    Proc.
                                 
                              
                           Der Niederschlag ist demnach ein sehr gutes Düngemittel. – Dies Verfahren
                              wurde übrigens schon im J. 1856 angewendet. (Vergl. 1856 141 467.)
                           
                        
                           Verfälschung des Leinöles mit Leberthran.
                           Nach einer Mittheilung der Pharmaceutischen Zeitung soll diese Verfälschung in
                              neuerer Zeit häufig vorkommen. Zur Erkennung derselben werden 10 G. Th. des Oeles
                              mit 3 G. Th. käuflicher Salpetersäure in einem Glascylinder durch Umrühren mit einem
                              Glasstäbchen gemischt und hingestellt, bis die Oel- und Säureschicht sich von
                              einander getrennt haben. Enthielt das Leinöl Leberthran, so nimmt die Oelschicht
                              eine dunkelbraune bis schwärzliche Farbe an, und die Säure wird orangegelb bis
                              gelbbraun, während reines Oel durch diese Behandlung anfangs wassergrün, später
                              schmutzig gelbgrün wird, und die Säure eine mehr hellgelbe Farbe annimmt.
                           
                        
                           Ueber die Analyse von Zucker.
                           Die Bestimmung des Fruchtzuckers im Rohzucker unterliegt zwar im Allgemeinen keiner
                              Schwierigkeit, indessen kommen doch, wie J. M. Milne (Chemical News) hervorhebt, dabei einige Punkte vor,
                              welche besondere Aufmerksamkeit verdienen. Das gewöhnliche Verfahren, welches darin
                              besteht, eine abgewogene Menge in Wasser aufzulösen, die Lösung auf ein bestimmtes
                              Volum zu bringen und darin direct den Fruchtzucker quantitativ zu ermitteln, ist
                              keineswegs immer zuverlässig, denn mehrere dunkelfarbige Zucker enthalten auch noch
                              andere Materien (wahrscheinlich albuminöse), welche wie der Fruchtzucker die
                              Fähigkeit besitzen, die Kupfersolution zu reduciren, die mithin vorher beseitigt
                              werden müssen. Zu diesem Endzweck kann das von Fresenius
                              empfohlene Verfahren, Ausfällen mit essigsaurem Blei, vortheilhaft angewendet
                              werden. Während einige Proben vor und nach dieser Ausfällung gleiches Ergebniß
                              liefern, ist bei anderen ein merklicher Unterschied wahrzunehmen. So z.B. gab eine
                              Zuckerart vor dem Ausfällen 4,90 und nach dem Ausfällen nur 3,27 Proc.
                              Fruchtzucker.
                           Zur Ermittelung des Gehaltes an Fruchtzucker in jeder Art von Rohzucker verfährt man
                              daher am besten, wie folgt. 5 Grm. der Waare löst man in Wasser, filtrirt
                              nöthigenfalls, wäscht nach, gießt die Flüssigkeit in eine 100 K. C. fassende
                              Flasche, gibt noch so
                              viel Wasser hinzu, daß dieselbe ungefähr zu drei Viertel angefüllt ist, setzt
                              Bleiessig im Ueberschuß hinzu, ergänzt nun bis zu 100 K. C. mit Wasser, filtrirt
                              nach erfolgter Klärung, und benützt erst dieses Filtrat zur Zuckerbestimmung.
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Ueber das Verhalten des Rohrzuckers unter dem Einfluß des
                              Lichtes.
                           Veranlaßt durch eine Angabe von Raoult (Comptes rendus, 1871 t.
                              LXXIII p. 1049), wonach reiner Rohrzucker in wässeriger
                              Lösung, bei völliger Abwesenheit von Luft und Fermenten, lediglich durch den Einfluß des Lichtes eine theilweise Inversion erfahren
                              soll, hat Kreußler ähnliche Versuche unter Einhaltung
                              aller Vorsichtsmaßregeln und mit Zuckerlösungen von sehr verschiedener Concentration
                              wiederholt. Eine reine Zuckerlösung, welche nach vollständiger Entfernung der Luft
                              in Röhren eingeschmolzen war, gab selbst nach einer Belichtungszeit von 11 Monaten
                              mit Fehling'scher Lösung nicht die geringste Reaction.
                              War die Luft jedoch nicht entfernt, so stellten sich Pilzbildungen ein und 52 bis 90
                              Proc. des Rohrzuckers wurden in Glycose umgewandelt. (Berichte der deutschen
                              chemischen Gesellschaft, 1875 S. 94.)
                           
                        
                           Uebermangansaures Kalium.
                           Maumené zeigt, daß das Kaliumpermanganat die
                              Formel MnO₄K und nicht MnO₄KH, d. i. die Zusammensetzung eines sauren
                              Kaliummanganats, wie Terreil vor einiger Zeit angenommen
                              hatte, besitzt. Reines Kaliumpermanganat gibt nach den Versuchen von Maumené 1) kein oder kaum Spuren von Wasser ab,
                              wenn man es erhitzt, und 2) liefert es bei der Zersetzung durch Oxalsäure genau eine
                              der Gleichung
                           2MnO₄K + 5C₂H₂O₄ = 10CO₂ +
                              2MnO + 2KHO + 4H₂O
                           entsprechende Kohlensäuremenge, während bei Annahme der Formel
                              MnO₄KH nur 8CO₂ sich entwickeln dürften:
                           2MnO₄K + 4C₂H₂O₄ = 8CO₂ + 2MnO
                              + 2KHO + 4H₂O
                           (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S.
                              1448.)
                           
                        
                           Bestandtheile des rohen Holzgeistes.
                           Der rohe Holzgeist ist schon häufig Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen,
                              die sich jedoch in den meisten Fällen auf die niedrig siedenden Bestandtheile
                              desselben erstreckten. Von den drei als wesentlich erkannten Körpern: Aceton,
                              Methylacetat und Methylalkohol sind die ersten zwei indirecte Producte. Das Aceton
                              entstammt der Essigsäure, das Methylacetat der Einwirkung der Essigsäure auf den
                              Methylalkohol beim Aufarbeiten des rohen Holzessigs. Aus diesem Grunde erklärt sich,
                              daß die Mengenverhältnisse der drei genannten Körper so außerordentlich wechseln.
                              Schnelleres oder langsameres Verkohlen des Holzes, mehr oder minder hohe Temperatur
                              der Leitungsröhren nach der Kühlschlange werden den Gehalt an Aceton in dem
                              Holzgeist erheblich beeinflussen. Begreiflicherweise hat man in dem rohen Holzgeist
                              noch Zersetzungs- resp. Condensationsproducte des Acetons zu erwarten. Voelkel hat schon (vergl. Liebig's Annalen, Bd. 80 S. 30) unter dem Namen
                              Xylitnaphta und Xylitöl Körper beschrieben, welche als Mesityloxyd und Phoron in
                              unreinem Zustande zu betrachten sind. Grodzki und Krämer (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              1874 S. 1492) haben im Holzgeist jetzt auch Allylalkohol aufgefunden; doch dürfte
                              selbst ganz roher Holzgeist kaum mehr als 0,2 Proc. davon enthalten. – Reiner
                              Methylalkohol siedet zwischen 65,75° und 66,25°, das specifische
                              Gewicht bei 15° beträgt 0,7997. (Vergl. 1874 214
                              62.)
                           
                        
                           Oelfarben-Anstrich der Fußböden.
                           Zur Herstellung eines solchen bediene man sich ausschließlich der Erdfarben. Alle
                              Farben, denen Bleiweiß zugesetzt wurde, sind zu weich und treten sich leicht ab. Bei einem mit Oelfarbe
                              angestrichenen Fußboden, der sich unverhältnißmäßig rasch abtritt, kann man sicher
                              sein, daß die Farbe mit Bleiweiß versetzt wurde. Es geschieht dieses in der Regel,
                              weil solche Farben besser decken und sich bequemer streichen lassen. Selbst die
                              Anwendung des mit Bleiglätte gekochten Firnisses ist zu verwerfen und ein Firniß
                              vorzuziehen, welcher mit borsaurem Manganoxydul gekocht ist. Man gibt in der Regel
                              zwei Anstriche. Hierbei hat man vor Allem Sorge zu tragen, daß man den zweiten
                              Anstrich nicht eher aufträgt, als bis der erste völlig trocken ist.
                           Soll der mit Oelfarbe angestrichene Fußboden noch einen besonderen Glanz und die
                              obere Decke eine größere Festigkeit erhalten, so überstreicht man ihn wohl auch noch
                              mit einem sogen. Fußboden-Lack. Einen sehr guten Lack dieser Art bereitet man
                              sich auf folgende Art: Man löse 30 Grm. Schellack in 125 Grm. Spiritus von 80 Proc.
                              auf, füge der Lösung 4 Grm. Kampfer zu und filtrire dieselbe durch ein leinenes Tuch
                              von dem Bodensatze ab. Mit diesem Lack bestreicht man den Fußboden. Die obere Decke
                              wird durch den Schellack fester. Tritt sich dieselbe ab, so hat man nur von Zeit zu
                              Zeit den Lacküberzug zu erneuern, um einen stets glänzenden und leicht abwaschbaren
                              Fußboden zu besitzen. (Wiederhold's Gewerbeblätter.)
                           
                        
                           Oelcementfarbe als Anstrich für Steinpappe-Dachungen;
                              von L. A. Mack in Augsburg.
                           Der Anstrich der gleichmäßig aufgespannten Steindachpappe wird sofort nach dem
                              Eindecken, womöglich an einem trockenen sonnigen Tage in gewöhnlicher Weise
                              vorgenommen, und muß namentlich darauf geachtet werden, daß an denjenigen Stellen,
                              wo die Dachpappe aufeinandergelegt und angenagelt ist, die Farbe gut in den Falz
                              eindringt; es empfiehlt sich in dieser Hinsicht, die Tafeln schon beim Legen, so
                              breit sie nämlich auf einander zu liegen kommen, mit unverdünnter Oelcementfarbe zu
                              bestreichen, weil auf diese Weise die beiden Flächen aufs Dichteste verbunden
                              werden. In der Regel werden mit der vorher etwas verdünnten Farbe zwei Anstriche
                              gemacht. Der noch nasse erste Anstrich wird mit feinem trockenem Sande mittels eines
                              Siebes gleichmäßig überstreut, und zwar wird dieses Sandiren nicht erst vorgenommen,
                              nachdem das ganze Dach schon überstrichen worden war, sondern stellenweise, gleich
                              während des Anstreichens, damit man nicht nöthig hat, in die aufgetragene Farbe zu
                              treten. Der zweite Anstrich, vor dessen Ausführung der nicht gebundene Sand durch
                              einen Staubbesen entfernt sein muß, wird am besten etwa 8 Tage nach dem ersten
                              gemacht; dieser Anstrich braucht nicht mehr sandirt zu werden, weil er hauptsächlich
                              den Zweck hat, sich mit dem vorhergehenden zu einer steinharten, unlöslichen Masse
                              zu verbinden und gleichzeitig dem Dache ein hübsches Aussehen zu geben. Zum
                              zweimaligen Anstrich von 100 Quadratmeter Dachfläche sind beiläufig
                              erforderlich:
                           19 Kilogrm. Oelcementfarbe und
                             6 Kilogrm. Leinölfirniß oder Leinöl zum
                              Verdünnen.
                           Die Oelcementfarbe besteht aus:
                           
                              
                                   2 Gew. Th.
                                 geschlämmten Graphit,
                                 
                              
                                   2      
                                    „
                                 Eisenmennige,
                                 
                              
                                 16       „
                                 Cement,
                                 
                              
                                 16       „
                                 schwefelsauren Barit und
                                 
                              
                                   6      
                                    „
                                 Bleioxyd
                                 
                              
                           auf Maschinen abgerieben, in einem Oelfirniß, welcher folgenderweise bereitet wird: 100 G. Th. gutes Leinöl
                              werden mit 5 Proc. Braunstein 8 Stunden lang in einem kupfernen Kessel gekocht und
                              hierauf 10 G. Th. Schwefelblüthe und 20 G. Th. französischem Harz darin aufgelöst
                              und vor dem Erkalten filtrirt.
                           Der zweimalige Anstrich per Quadratmeter stellt sich incl. Arbeitslohn auf circa 20
                              Rpf. (Bayerisches Patent vom 22. Juli 1873. Nach dem bayerischen Industrie-
                              und Gewerbeblatt, 1874 S. 306.)
                           
                              n.
                              
                           
                        
                           
                           Zur Holzconservirung.
                           M. Paulet beschreibt die Veränderungen, welche mit
                              Kupfervitriol injicirte Eisenbahnschwellen nach 10 bis 12jährigem Liegen erlitten.
                              Die Schwellen sind gewöhnlich kupferfrei, da dieses Metall nach und nach durch die
                              kohlensäurehaltigen Wässer fortgeführt worden; dagegen enthalten sie viel
                              kohlensauren Kalk und ziemlich beträchtliche Mengen Eisen in unlöslicher Form. Die
                              Veränderungen sind sehr bedeutend an den Stellen, wo die Schienen aufgelegen haben;
                              das Holz hat hier bis zu einer ziemlich großen Tiefe eine braune Farbe angenommen
                              und ist ganz morsch geworden. Seine Dichte ist auf 0,38 gesunken. Es enthält
                              Stickstoff und bedeutende Mengen Eisen und Calciumcarbonat und löst sich in
                              Kalilauge auf. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875. S. 73.)
                           
                        
                           Selbstentzündung von Benzin.
                           In Folge einer Explosion zu Puteaux in Frankreich, bei welcher man eine
                              Selbstentzündung in Benzin getauchter Zeugstoffe vermuthete, stellte Francillon eine Untersuchung über die Möglichkeit einer
                              solchen an und fand, daß allerdings wollene Gewebe durch Eintauchen in Benzin die
                              Eigenschaft erhielten, durch Reiben mit anderen Körpern, z.B. der Hand, stark
                              elektrisch zu werden. Es wäre möglich, daß unter gewissen begünstigenden
                              Gegenständen, z.B. recht trockener Luft, diese Erregung so stark würde, daß auf
                              genäherte metallene Gegenstände größere, zur Entzündung des Benzins führende Funken
                              überspringen könnten (?); doch es gelang nicht, diese Möglichkeit durch das
                              Experiment nachzuweisen. (Deutsche Industriezeitung, 1875 S. 68.)
                           
                        
                           Glycerin zum Brennen.
                           Nach E. Schering (Pharmaceutische Zeitung) kann zur
                              Verbrennung des Glycerins jede Lampe benützt werden, bei welcher die Flamme sich
                              unmittelbar über dem Niveau des Brennstoffes befindet (Berzelius-Lampe); ein mehr hervorragender Docht kann wegen der sehr
                              dicken Consistenz des Glycerins nicht zum constanten Brennen gebracht werden. Da die
                              Flamme des Glycerins gleich der des Alkoholes nur wenig gefärbt ist und da ersteres
                              in viel höherem Maße geeignet ist, als Lösungsmittel für Salze zu dienen, so hat Schering Versuche über Flammenfärbungen durch verschiedene Körper angestellt. Die Resultate waren
                              vollkommen befriedigend. Weitere Untersuchungen, das Glycerin durch Zusatz
                              kohlenstoffreicher Körper als Leuchtmaterial verwendbar zu machen, sowie solche über
                              die Heizkraft desselben hält der Verf. für wichtig und interessant. Der billige
                              Preis des Glycerins und die Eigenschaft desselben, erst bei hoher Temperatur sich zu
                              verflüchtigen, also ungefährlich zu sein, sind Vorzüge, welche seine Anwendung zu
                              dem angedeuteten Zwecke wünschenswerth machen. (Vergl. 1875 215 96.)
                           
                        
                           Chromgrün.
                           Nach A. Casali (Gazz. chim.
                              durch die Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 72) kann ein sehr
                              hübsches Chromgrün einfach und billig durch starkes Ausglühen eines innigen Gemenges
                              von 1 Th. Kaliumbichromat und 3 Th. gebranntem Gyps erhalten werden. Die Reaction
                              erfolgt unter Sauerstoffentwickelung nach der Gleichung:
                           2K₂Cr₂O₇ + CaSO₄ = 2Cr₂P +
                              K₂SO₄ + 2CaO + 3O₂.
                           (KO,2CrO₃ + CaO,SO₃ = Cr₂O₃ + KO,SO₃ + CaO + 3O).
                           Die geglühte Masse wird mit sehr verdünnter Salzsäure ausgekocht.
                           Das so erhaltene Chromgrün fixirt sich leicht auf Gewebe und genügt allen
                              Anforderungen der Technik.
                           
                        
                           
                           Seekrankheit.
                           Ueber die Ursache dieses in vieler Beziehung räthselhaften Leidens hat Prof. Nagel im „Wiener ärztlichen Vereine“
                              auf Grund eigener Beobachtungen folgende Erklärung gegeben. Es ist so ziemlich
                              allgemein bekannt, daß beiderseits am Halse ein wichtiger Nerv herabgeht, welcher
                              sich in dem Kehlkopfe und den Lungen verzweigt, sodann aber zum Magen hinabsteigt
                              und auf demselben sich in ein Geflecht auflöst. Die Aufgabe dieses mit dem Namen nervus vagus belegten Nerven ist eine dreifache. Einmal
                              die Gefühlszustände des Athmungsbedürfnisses, des Herzens u.s.w. dem Gehirne
                              zuzuleiten; zweitens den Rhythmus der Athmungsbewegungen zu reguliren; drittens die
                              Richtung der Schling- und Magenbewegungen von oben nach abwärts, die
                              sogenannte peristaltische Bewegung zu vermitteln, um die Umkehrung dieser wurmförmig
                              fortschreitenden Bewegung zu hindern. Wird nun durch specifisch schwächend auf
                              denselben wirkende Potenzen, z.B. Ekelgefühle, betäubende Gifte, Brechmittel, die
                              Thätigkeit dieses Nerven beeinträchtigt, so treten stoßweise abgehackte,
                              convulsivische Bewegungen des Zwerchfelles und der Bauchmuskeln ein, welche
                              schließlich mit Erbrechen, nämlich der Umkehrung der Magenbewegung enden.
                           Ganz dieselben stoßweise abgehackten Bewegungen werden aber, und zwar willkürlich
                              ausgeführt von demjenigen, welcher den Boden unter sich weichen fühlt, und in Gefahr
                              geräth, das Gleichgewicht zu verlieren. Da nämlich der Schwerpunkt des Körpers bei
                              den meisten Menschen in der Magengegend liegt, und sich beim Athmen nach auf-
                              und abwärts verrückt, so ist bei der Unsicherheit der Situation auf einer
                              schwankenden Ebene die höchstmögliche Anstrengung der genannten Bauchmuskeln
                              nothwendig, um für die Erhaltung des Schwerpunktes in normaler Höhe vom Boden
                              eingestellt zu werden. Da nun die Ohnmacht, die passiven Bewegungen genügend zu
                              compensiren und denselben im Geiste zu folgen, außerdem ein tiefes Unbehagen
                              erzeugt, so sind hiermit die Bedingungen zu einer tumultuarischen Zusammenziehung
                              des Magens und der Bauchmuskeln sattsam gegeben, wozu dann als Hilfsursachen
                              mancherlei Umstände, die kranke Umgebung, üble Gerüche u.s.w. hinzutreten. Personen
                              mit lebhafter Einbildungskraft bedürfen dieser thatsächlichen Bedingungen gar nicht,
                              um seekrank zu werden. Es genügt hierzu, daß sie vom Ufer oder von einer Brücke die
                              Wellen betrachten, oder das Schwanken eines Bootes beobachten, oder von einer
                              bedeutenden Höhe hinabblicken, und sich der Täuschung des Umfallens für Augenblicke
                              hingeben.
                           Da die obengenannten constitutionellen Bedingungen bezüglich der Lage des
                              Schwerpunktes und der Beweglichkeit desselben sich künstlich nicht ändern lassen, so
                              ist auf rationelle Weise gegen die Seekrankheit Vorkehrung zu treffen nur in sofern
                              möglich, als erstens durch von Jugend auf angewöhnte Turnübungen auf dem
                              Schaukelbrete, dem Caroussel, auf der Eisfläche eine Leichtigkeit in der
                              Compensation passiver Bewegungen erworben werden kann, zweitens durch den Aufenthalt
                              in der Nähe des Mastbaumes die Bewegung des Schiffes weniger fühlbar gemacht wird,
                              drittens das Athmen bei gestützten Armen, regelmäßig fortgesetzt und der Blick in
                              die Ferne gerichtet wird; denn die sich in verschiedener Richtung kreuzenden
                              Bewegungen der Gegenstände auf dem Schiffe, der Wellen und des eigenen Körpers
                              stören das Coordinationsvermögen der Muskeln am tiefsten, und soll der Blick an
                              solchen nie verweilen. Der Aufenthalt auf dem Verdecke in freier Luft ist jenem im
                              unteren Schiffsraume, wo üble Gerüche, dumpfe Luft und die kranken Reisegefährten
                              eine Art von moralischem Contagium erzeugen, vorzuziehen; der mäßige Genuß von
                              Sodawasser, Champagner, Rum und von pikanten Speisen wird in den meisten Fällen
                              zuträglich sein; auch ist zu empfehlen, vor Antritt der Reise reichliche Mahlzeiten
                              zu sich zu nehmen, ohne gerade zu excediren und Speisen zu genießen, welche
                              erfahrungsgemäß zur Verstopfung disponiren; in letzterer Beziehung ist die
                              Colombowurzel eine gegen die Seekrankheit im hohen Rufe stehende adstringirende
                              Arznei. Als äußerstes und letztes Mittel bleibt nur noch die wagrechte Lage und
                              absolute Ruhe zu erwähnen. (Ausland, 1874 S. 719.)