| Titel: | Schraubenschneidmaschinen auf der Wiener Weltausstellung; von Hartig. | 
| Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 20 | 
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                        Schraubenschneidmaschinen auf der Wiener
                           Weltausstellung; von Hartig.Aus dem amtlichen Berichte über Maschinenwesen und Transportmittel, Section
                                 Werkzeugmaschinen. Druck und Verlag von Friedr. Vieweg und Sohn, Braunchweig 1874.
                           
                        Mit Abbildungen.
                        Hartig, über Schraubenschneidmaschinen auf der Wiener
                           Weltausstellung.
                        
                     
                        
                           Unter den eigentlichen Schraubenschneidmaschinen verdiente
                              die von Wm. Sellers und Comp.
                              in Philadelphia ausgestellte für Befestigungsschrauben und Muttern die meiste
                              Beachtung; dieselbe glich in ihrer äußeren Erscheinung der von derselben Firma
                              zuerst 1862 in London ausgestellten (1863 167 9); die
                              radiale Verschiebung der Schneidbacken (bezieh. Befestigungsbacken) geschah von der
                              Vorgelegwelle aus mittels eines besonderen Nädermechanismus, dessen Ein- und
                              Ausrückung durch Bewegung eines Handhebels erfolgte; während aber in der früheren
                              (von zahlreichen Werkstätten Englands und des Continentes nachgebauten) Einrichtung
                              dieser Handhebel so lange in einer gewissen Position gehalten werden mußte, als das
                              Schneiden währte, ist jetzt durch eine veränderte Uebersetzung der Räder die
                              Modification erreicht, daß die Backen von selbst geschlossen bleiben und der
                              Handhebel umgekehrt nur für die Oeffnung derselben bewegt zu werden braucht. Die
                              Maschine wird in sieben Größen ausgeführt, für Schrauben von 3/4 bis 4 Zoll Dicke
                              und für Ganghöhen von 1/4 bis 4 Zoll.
                           Von frappanter Einfachheit ist die durch Brown and Sharpe Manufacturing Company in Providence ausgestellte
                              Gewindeschneidmaschine für Muttern (topping machine), deren Disposition sich aus der
                              perspectivischen Skizze Fig. I ergibt.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 218, S. 20
                              
                           Hier wird die Umkehr der  Drehungsrichtung des Gewindebohrers durch einen auf das
                              Arbeitsstück ausgeübten Druck oder Zug herbeigeführt. In dem Spindelstock befinden
                              sich nämlich zwei in entgegengesetzten Richtungen umlaufende (durch offenen und
                              gekreuzten Riemen von der Vorgelegwelle getriebene) Scheiben a und b; jede derselben sitzt lose auf einer
                              Hülse, welche als Lager für die eigentliche, zur Aufnahme des Gewindebohrers
                              vorgerichtete Spindel dient. Beide Hülsen sitzen im Spindelstock fest; die Spindel
                              ist in der Richtung ihrer Achse darin verschiebbar; auf der Mitte ihrer Länge trägt
                              sie einen zweiarmigen Mitnehmer (dog) e, frei drehbar zwischen beiden Hülsen und durch eine
                              geringe Verschiebung in der Richtung der Pfeile 1 oder 2 zwischen die
                              Kuppelungszähne f der einen oder anderen Scheibe zu
                              versetzen, wie aus dem nachstehenden Längs- und Querschnitt des
                              Spindelstockes (Fig. II und III) zu ersehen.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 218, S. 21
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 218, S. 21
                              
                           Am vorderen Ende der Spindel ist das Einspannfutter c zur Aufnahme der Gewindebohrer angeschraubt; dieselben
                              werden aus Rundstahl hergestellt und können so eingespannt werden, daß jeder
                              erforderliche Bruchtheil ihrer Länge hervorragt. Der im Reitstock d sitzende Reitnagel ist in der Richtung seiner Länge
                              verschiebbar, jedoch durch Nuth und Feder an der Drehung verhindert; er trägt am
                              einen Ende irgend eine Vorrichtung zur Aufnahme oder Unterstützung des
                              Arbeitsstückes, am anderen Ende eine verstellbare Knagge, welche durch ihren Anstoß
                              an den Reitstock die Umsteuerung herbeiführt, wenn der Arbeiter dieselbe vergessen
                              sollte. Hierdurch wird es möglich, auch Bohrungen, die nicht durch das Arbeitsstück
                              ganz hindurchgehen, mit Schraubengewinde zu versehen. Die Scheibe b am hinteren (linken) Ende der Maschine vermittelt die
                              Vorwärtsdrehung des Bohrers (Arbeitsgang), Scheibe a den
                              Rücklauf; erstere empfängt daher eine langsamere Rotation als letztere. Die Maschine
                              ist auch als Bohrmaschine für kleine Arbeitsstücke mit Vortheil zu verwenden, indem
                              man durch einen auf die Spindel aufgesetzten Ring die Verschiebbarkeit derselben aufhebt. Der gußeiserne
                              Tisch, auf welchem die Maschine montirt ist, hat einen am Rande herumlaufenden Canal
                              zur Aufnahme des überfließenden Oeles. Gewicht der Maschine einschließlich der zwei
                              erforderlichen Vorgelegwellen 550 Pfd. engl. (249k,5), Preis 150 Dollars am Orte der Erzeugung.
                           Nestler und Breitfeld in Erla
                              hatten eine Gewindeschneidmaschine für Muttern und Bolzen
                              ausgestellt, welche vom Verfasser in diesem Journal 1874 212 445 mit Zeichnungen näher beschrieben ist.
                           Mit Rücksicht auf den erreichbaren Genauigkeitsgrad mußte einer von Heilmann-Ducommun und Steinlen in Mülhausen ausgestellten Schraubenschneidmaschine (System Reiß) das höchste Lob gespendet werden; hier wurde der zu
                              schneidende Bolzen – wie bei der Drehbank – zwischen Spitzen
                              eingespannt; das Werkzeug bestand aus vier Backen, in einen schmiedeisernen
                              gehärteten Rahmen eingesteckt, mittels Links- und Rechtsschraube anzustellen;
                              die geradlinige Verschiebung desselben geschah jedoch nicht durch das entstehende
                              Gewinde des Arbeitsstückes, sondern durch einen besonderen mittels Zahnräder
                              betriebenen Leitspindelapparat, womit eine außergewöhnliche Präcision in Form und
                              Dimensionen der Schraubengänge erzielt wird; eine Streckung der Schrauben kann
                              hierbei nicht eintreten. Die ausgestellte Maschine war für Schrauben bis 60mm Durchmesser bestimmt und hatte ein
                              Gewicht von 1300k; Preis (ohne Vorgelege)
                              2400 M.